Archiv für 6 vor 9

Norwegen, EHEC, CSD

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ein Täter darf nicht abgebildet werden”
(wuv.de, Jochen Kalka)
Jochen Kalka betrachtet die Berichterstattung zu den Anschlägen in Norwegen und zieht Vergleiche zum Amoklauf von Winnenden: “Den Medien sind die Opfer egal. Für sie ist der Täter Opfer. Die Medien suchen nach Antworten, wie es zu der Tat kommen konnte. Der Täter als Opfer der Gesellschaft. Immer die gleiche Debatte.”

2. “The news coverage of the Norway mass-killings was fact-free conjecture”
(guardian.co.uk, Charlie Brooker, englisch)
Auch Charlie Brooker widmet sich der Berichterstattung zum Anschlag. Er erklärt, warum er den Täter nicht beim Namen nennt. “Presumably he wanted to make a name for himself, which is why I won’t identify him. His name deserves to be forgotten. Discarded. Deleted. Labels like ‘madman’, ‘monster’, or ‘maniac’ won’t do, either. There’s a perverse glorification in terms like that. If the media’s going to call him anything, it should call him pathetic; a nothing.”

3. “Elmar Theveßen und der ‘saubere Journalismus’ der Terrorismusexperten”
(faz-community.faz.net, Stefan Niggemeier)
Wie sollte ein Terrorismusexperte auf drängende Fragen von Journalisten antworten, wenn die Umstände eines Ereignisses noch nicht einzuschätzen sind? So: “Nein, Frau Illner, man kann das wirklich noch nicht sagen / Es ist zu früh dafür / Wir wissen es noch nicht / Seriös lässt sich das nicht beantworten / Lassen Sie uns da nicht spekulieren.”

4. “Gurken, Keime, Kolportagen”
(message-online.com, Michael Haller)
“Warum deutsche Medien dem EHEC-Fieber verfielen” ist die aktuelle Titelgeschichte der Zeitschrift “message” (Leseprobe als PDF-Datei). Michael Haller kommentiert: “Statt nachzufragen, haben die Journalisten auch der tonangebenden Medien nur kolportiert. Und sich immer neue Aufhänger für Panikgeschichten ausgedacht.”

5. “Angemessene Staatsferne und Praxis”
(ksta.de, Jan-Philipp Hein)
Die Besetzung des Programmdirektors des Deutschlandfunks steht an. “Medienpolitik ist auch Personalpolitik. Die geht zwischen CDU und SPD meist nach dem Prinzip ‘Einen für euch, einen für uns'”.

6. “Wie schwul hätten Sie’s denn gerne?”
(alexandervonbeyme.net)
Am Wochenende finden mehrere Christopher-Street-Days in Deutschland statt. Alexander von Beyme denkt nach über das Inszenieren der eigenen Sexualität: “Heterosexuelle Männer tragen ihre Orientierung auch vor sich her, wenn sie ungefragt von ihrer Frau erzählen. Neulich habe ich auf der Straße einen Mann und eine Frau gesehen – und sie hatten tatsächlich ein Kind dabei, als biologischen Beweis, dass sich die beiden auch im Schlafzimmer gut verstehen!”

Super!, Urs Meier, Elmar Theveßen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie BILD am SONNTAG aus Fehlern Profit schlägt”
(danielbroeckerhoff.de, Tina Schober)
Tina Schober beleuchtet die Hintergründe zu einem in der “Bild am Sonntag” abgedruckten Foto eines siebenjährigen Mädchens aus Thüringen, das ermordet wurde. “Die Redaktion entschuldigt sich also für ein falsch abgedrucktes Foto – und belohnt sich mit einem Exklusiv-Bild.”

2. “Ein Schweizer Opfer packt aus”
(sonntagonline.ch, Nadja Pastega)
Ex-Fußballschiedsrichter Urs Meier erzählt, was ihm widerfuhr, nachdem er 2004 England ein Tor aberkannte. “Britische Journalisten haben in Portugal recherchiert, ob ich dort eine Ferienwohnung oder ein Haus besitze. Sie wollten mir nachweisen, dass ich mal Geld genommen habe oder korrupt war. Meiner Ex-Frau haben sie 30000 Pfund geboten, weil sie eine Story machen und mich in die Pfanne hauen wollten. Meinem damals 14-jährigen Sohn haben sie auf dem Schulweg abgepasst. Sie wollten wissen, von welcher englischen Mannschaft er Fan sei. Wenn er über seinen Vater rede, würden sie organisieren, dass er zu einem Spiel seiner Lieblingsmannschaft gegen Manchester United eingeladen werde.”

3. “Die Macht der Boulevard-Zeitungen”
(echo-online.de, Klaus Thomas Heck)
Klaus Thomas Heck erinnert an die Boulevardzeitung “Super!”, die Anfang der 1990er-Jahre in Ostdeutschland erschien: “Ein Jahr lang kübelt die Zeitung, die im englischen Tabloid-Format erscheint, eine widerliche Mischung aus Übertreibungen und Halbwahrheiten aufs Papier, dann endet die Ära von ‘Super!’ am 24. Juli 1992 wegen sinkender Auflagen. Doch viele ihrer Redakteure landen später problemlos bei anderen Medien. Franz Josef Wagner ist heute Kolummnist für ‘Bild’. Und auch die Verleger von ‘Super!’ haben ihr ostdeutsches Abenteuer gut überstanden. Sie hießen Hubert Burda – und Rupert Murdoch.”

4. “Plädoyer zur Abschaffung des Terrorexperten. Selten waren so viele so schnell auf dem Holzweg”
(blogs.taz.de/arabesken, Karim El-Gawhary)
Die ersten Spekulationen von Terrorexperten nach den Anschlägen in Norwegen befassen sich mit möglichen islamischen Tätern, obwohl es dafür keine konkreten Anhaltspunkte gibt (BILDblog berichtete, siehe dazu auch Stefan Niggemeier).

5. “BILD.de vs. Elmar Theveßen: die fragwürdige Degradierung eines renommierten Journalisten zum Möchtegern-Experten”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Für “Bild” ist ZDF-Journalist Elmar Theveßen ein “Möchtegern-Experte” und darum “Verlierer des Tages”. Ralf Marder: “Ich meine, dass man hier zu weit über das Ziel hinausgeschossen ist und sich vielleicht auch mal an die eigene Nase fassen sollte.” Siehe dazu auch die Stellungnahme von Elmar Theveßen im ZDF-Blog.

6. “Der ZEIT-Online-Totenrechner: 1500 deutsche Opfer in Norwegen”
(blog.dummy-magazin.de)
“Auf Deutschland mit seinen 80 Millionen Menschen umgerechnet, würde dies fast 1500 Tote in einer Nacht bedeuten”, schreibt Christoph Bertram auf zeit.de zu den Opfern in Norwegen. Das dummyblog erweitert die Umrechnung: “Wieso bei der Umrechnung der Opfer auf Deutschland aufhören? Viel eindrucksvollere Ergebnisse verspricht der Vergleich mit China. 90 Norweger entsprechen 24000 Chinesen!”

Libyen, Spiegel, Tour de France

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bericht aus einem Goldenen Käfig”
(tagesschau.de, Jörg Armbruster)
ARD-Korrespondent Jörg Armbruster beschreibt die Situation der Journalisten in der libyschen Hauptstadt Tripolis. “‘An alle Journalisten: Kommen Sie in die Halle! Es findet eine Pressekonferenz statt!’ Kein bitte, keine Erläuterung, wer auf der Pressekonferenz sprechen wird. Die militärisch knappe Ansage kommt über Lautsprecher, die in jedem Hotelzimmer in die Decke eingebaut sind. Überhören kann man diese geschnarrten Befehle nicht. Abstellen kann man die Lautsprecher auch nicht. Jeder soll sofort verfügbar sein.”

2. “Ein guter Journalist – Was ist das?”
(achtungmeinung.de, Leo Gergs)
Leo Gergs schreibt auf, was er sich unter zeitgemäßem Journalismus vorstellt: “Mehr Profil! Und das bedeutet nicht, dass man Nachrichten und Meinung miteinander vermischt, sondern dass man Geschehnisse nicht nur wiedergibt, sondern in all ihren Facetten präsentiert, einordnet und erläutert.”

3. “Wie ich Zeitung lese”
(blog.fimsch.net, konrad)
Konrad erklärt, was “Zeitung lesen” für ihn heute bedeutet. “Die ipad-Apps von Zeit und FAZ mögen viel­leicht gut sein, aber ich will keine Abos für die Zei­tun­gen abschlies­sen. Ich will mich nicht mal dafür regis­trie­ren müs­sen.”

4. “Ein Boulevard-Boykott wäre eine Option”
(journal21.ch, Reinhard Meier)
Reinhard Meier stellt fest, dass es die Konsumenten selbst in der Hand haben, ein “wirkungsvolles Stopp-Zeichen” gegen fragwürdige Praktiken des Boulevard zu setzen. “Sie könnten diejenigen Medien, die die Grenzen des Tolerierbaren überschreiten, boykottieren. Falls bei einer solchen Empörungs-Aktion genügend Konsumenten mitmachen, würde dies den Verantwortlichen in den Medienhäusern schnell und tief unter die Haut gehen – das gilt für die Leserzahlen beim gedruckten ebenso wie für die Einschaltquoten beim elektronischen Boulevard.”

5. “SPIEGEL: Da wir Sie nur ungern als Leser ver­lieren, möchten wir Sie fragen”
(noemix.twoday.net)
Nömix schreibt dem Kundenservice des “Spiegel”, warum er nach 25 Jahren sein Abo gekündigt hat. “Indem man seiner Stammleserschaft den gleichen Schmarrn auftischt wie eine BILD oder BUNTE oder neunundneunzig andere Schmarrnblätter, wirds schwer gelingen, sie zu halten.”

6. “E.P.O.-Suche an der Baumgrenze”
(de.eurosport.yahoo.com, Andreas Schulz)
Eurosport-Kommentator Andreas Schulz bloggt über seinen Einsatz bei der Tour de France: “Im Schnitt vier Stunden Live-Überragung pro Tag, gewürzt mit vier Stunden Autofahrt und abgerundet mit vier Stunden Vor- und Nachbereitung. Ein toller Job, aber eben auch kein Ponyhof.”

Süddeutsche Zeitung, nytimes.com, Apple Store

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Was geht uns Mr. Murdochs Skandal an?”
(falter.at, Armin Thurnher)
“So mies sind unsere Medien” titelt das Wiener Stadtmagazin “Falter”. “Möglicherweise werden bei uns keine Handys gehackt, aber die Sitten der Medien, der Politik und auch der Polizei im Umgang miteinander sind offenkundig verrottet. Die Zitierten sind anonym gemacht, denn sie haben Angst, geklagt zu werden oder ihre Geschäftsbasis, also ihr Amt zu verlieren, wenn sie offen über die medialen Zustände sprechen. Sie erzählen von Erpressung und offener Drohung, wenn sie nicht Geschichten liefern. Sie reden von gekauften Geschichten und korrupten Praktiken.”

2. “Geplante BILDstörung”
(fr-online.de, Ulrike Simon und Joachim Frank)
Eine angeblich geplante “Bild”-Serie zur ARD und eine angeblich geplante Gegenkampagne lösen bei einigen Journalisten Aufregung und Spekulationen aus. “Nun ist nichts dagegen einzuwenden, dass sich ARD-Programme mit Bild-Machenschaften beschäftigen. Anders liegt der Fall, wenn es sich dabei um von oben verordnete Krisen-PR handelt, die als Journalismus getarnt daherkommt.”

3. “Was aus dem gekündigten SZ-Abo wurde!”
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene)
Dennis Horn kündigt sein Abo der “Süddeutschen Zeitung”. Der Verlag nimmt die Kündigung zwar an, liefert sie aber unverlangt einen Monat weiter, “um Ihnen noch einmal die vielen Vorzüge der Süddeutschen Zeitung aufzuzeigen”.

4. “Horrible Bosses – Fox News Won’t Dumpster Dive”
(thedailyshow.com, Video, 4:14 Minuten, englisch)
Wie “Fox News” (News Corp.) über die Abhörmethoden von “News of the World” (News Corp.) berichtet. Ab 3:50 Minuten ein Interview von “Fox News” mit Rupert Murdoch von 2009.

5. “The nytimes they are a-changin'”
(okayfail.com, Video, 5:36 Minuten, englisch)
Die Frontseite von nytimes.com im Zeitraffer. “Having worked with and developed on a number of content management systems I can tell you that as a rule of thumb no one is storing their frontpage layout data. It’s all gone, and once newspapers shutter their physical distribution operations I get this feeling that we’re no longer going to have a comprehensive archive of how our news-sources of note looked on a daily basis.”

6. “Are you listening, Steve Jobs?”
(birdabroad.wordpress.com, englisch)
Ein Besuch in einem Laden in Kunming, der sich “Apple Store” nennt. “Apple never writes ‘Apple Store’ on it’s signs – it just puts up the glowing, iconic fruit.”

Fettnäpfchen, Koks, Arnautovic

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bitte ins Fettnäpfchen treten”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig glaubt, dass “die sogenannten Polittalkshows” nur noch am Rande etwas mit Politik zu tun haben: “Stattdessen wird Politik oder besser: Parlamentarismus simuliert. Diese Sendungen sind billig, journalistisch anspruchslos und haben nur ein Ziel: Möge doch bitte irgendjemand in irgendeines der vorbereiteten Frage-Fettnäpfchen treten.”

2. “Die Wahrheit über das Pekinger Tiananmen-Massaker”
(infosperber.ch, Peter Achten)
Peter Achten, langjähriger Fernost-Korrespondent für das Schweizer Fernsehen und Radio, blickt zurück auf die als Tian’anmen-Massaker in die Geschichte eingegangenen Ereignisse von 1989 in Peking. “Der ganze Studentenprotest wurde mangelhaft begleitet, nicht zuletzt deswegen, weil sich sehr viele Journalisten aus dem Ausland aus einem ganz anderen Grund in Peking aufhielten. (…) Viele eingeflogene Korrespondenten berichteten ohne jede Sachkenntnis sensationsgeil vom Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens.”

3. “Zerstörungskraft des Boulevards”
(freitag.de, Nick Davies)
Nick Davies schreibt über den vor wenigen Tagen verstorbenenen Sean Hoare, der als erster Mitarbeiter von “News of the World” öffentlich zugab, Abhörpraktiken angewendet zu haben. “Es muss die restliche Fleet Street in Angst versetzt haben, als er anfing zu reden – er hatte mit einigen der mächtigsten Namen im Boulevard-Journalismus Koks genommen, es ihnen ver- und abgekauft.”

4. “Böse Briten, gute Deutsche?”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
“Wenn nun von abgehörten Telefonen als Recherchemethode in Deutschland bisher nichts bekannt ist, liegt dies so oder so kaum daran, dass hiesige Journalisten allesamt solch ethischen Vorbilder sind. Sondern eher daran, dass in Deutschland, anders als auf den britischen Inseln, kein erbitterter Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen nationalen Boulevardblättern tobt. Aber hier wie dort scheint es manchen Redaktionen offenbar profitträchtiger, Klatsch und Tratsch zu rapportieren, als über echte Missstände zu recherchieren.”

5. “Warum der Hinweis auf das Web 2.0 als Ausweg für junge Journalisten naiv ist”
(frei.djv-online.de, Michael Hirschler)
Michael Hirschler antwortet auf den Beitrag von Michael Stepper: “Auch im Web 2.0 und der Internetwirtschaft gibt es einen weiten Armutsgürtel aus ‘Web-2.0-/Social-Media-/Google+-‘ und sonstigen Beratern, die mit Startups von Wirtschaftsförderung zu Wirtschaftsförderung betteln gehen müssen und längst nicht immer einen Abnehmer bzw. ‘Inkubator’ finden.”

6. “Werder-Profi steht wohl doch auf Tatoos und Silikon”
(meedia.de)
Die “Seitenblicke”-Redaktion legt zur Frage, ob ein Interview mit dem Fußballer Marko Arnautovic stattgefunden hat oder nicht, eine Audio-Datei vor. “Der Profikicker könnte jetzt natürlich behaupten, dass nicht er die Stimme am Telefon ist, sondern ein Imitator.” Auf der Website von Arnautovic ist weiterhin zu lesen, “dass er mit keiner österreichischen Zeitung ein Interview geführt hat”.

Murdoch, Henri-Nannen-Preis, Beamtenstuben

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der britische Umsturz”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier analysiert die aktuellen Vorgänge rund um den Medienkonzern News Corp: “Es scheint, als sei Großbritannien von einer Besatzungsmacht befreit worden. Ein Bann ist gebrochen, und die Reaktionen sind so heftig, dass man fragen muss, ob es sein kann, dass das Land in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht von Thatcher, Major, Blair, Brown und Cameron regiert wurde, sondern von Murdoch, Murdoch, Murdoch, Murdoch und Murdoch.” Siehe dazu auch den Entschuldigungsbrief von Rupert Murdoch im Original und “im Original” (wirres.net, englisch).

2. “Franz Josef Wagners Weisheiten (3)”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Hat bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft eine Schwedin einer Französin “mit ihrem Fußballschuh ins Gesicht” getreten, wie Franz Josef Wagner schreibt? Nein.

3. “BILD diktiert den Körperkult”
(filmrisss.blogspot.com)
Das “Bild”-Drehbuch zu Michelle Hunziker und ihrem Bodyguard in fünf Zeilen zusammengefasst.

4. “Die Debatte um den Henri-Nannen-Preis 2011”
(reporter-forum.de, PDF-Datei, 346 kb)
Das “Reporter-Forum” arbeitet die Debatte um den verliehenen und gleich wieder aberkannten Henri-Nannen-Preis auf. “Weil diese Debatte so lehrreich ist, haben wir einen Reader mit den wichtigsten Beiträgen zusammengestellt. Und zudem drei Autoren gebeten – sie sind selbst nicht Teil des Gemenges -, die Standpunkte einzuordnen: Bernhard Pörksen, Professor aus Tübingen, Georg Brunold, Experte für literarische Reportagen, und Nora Berning, eine junge Narratologin.”

5. “Ein stummer Schrei nach Liebe”
(philibuster.de, Michael Stepper)
Michael Stepper schreibt an junge Journalisten: “Seid mir nicht böse, Ihr jungen Journalisten, aber vielleicht habe ich da auch einfach etwas falsch verstanden: Ihr fordert tatsächlich, dass Euch die Verleger die Hintern pudern, weil Ihr einen Traum vom unabhängigen Journalismus träumt?” Auch ältere Kollegen kommen zur Sprache: “Immer wieder sehe ich die Bilder in den einschlägigen Branchenmagazinen. Bilder von alternden Journalisten, die mit traurigen Gesichtern vor Ihren Verlagsgebäuden stehen und noch traurigere Transparente in die Luft halten. Pappschilder die Aufschriften tragen wie: ‘Tarifflucht ist unmoralisch!’ oder ‘Unsere Arbeit ist mehr wert!’ Und die dann nach der Demo wieder in ihre Redaktionsbüros wandern – die längst Beamtenstuben ähneln – und sich wundern, dass dieses Internet ihren Job so ruhelos gemacht hat.”

6. “Ein staatenloser Deutscher, gefangen in der Schweiz”
(welt.de, Marc Neller)
Tontechniker Peter Wilk versucht vergeblich, Deutschland zu beweisen, dass er ein Deutscher ist. “Wilk ist in Gelsenkirchen geboren, in Essen aufgewachsen, seine Eltern waren Deutsche, er hat seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr geleistet. Er hat 30 Jahre in Deutschland verbracht, mehr als die Hälfte seines Lebens.”

Nocebo-Effekt, Norderney, Spiegel Online

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Geheime Pressekonferenz im ‘Dortmunder Kreis'”
(blog.telefacts.tv, Thomas Schweres)
Die Einladung zu einer Pressekonferenz der Polizei Dortmund geht exklusiv an einen “Dortmunder Kreis”. Der Leiter der Pressestelle, Wolfgang Wieland, sagt Thomas Schweres warum: “Wenn ich die Sache per Pressemitteilung rausgegeben hätte, müsste ich gleich eine Schul-Aula mieten und die Straße für Übertragungswagen sperren lassen.”

2. “Medienpolitik während der WM”
(taz.de, J. Kopp & M. Völker)
Interviews mit Spielerinnen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft werden “nach Steinzeitmethoden” autorisiert. “Das gesprochene Wort wird hier nicht nur nicht respektiert, sondern verfälscht.” (…) “Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und etliche Manager von Spielerinnen waren der Meinung, man könne der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild oktroyieren, die Presse führen und bevormunden.”

3. “FCB-Fans griffen in Bern Journalisten an”
(20min.ch, Lukas Mäder)
In Bern werden Journalisten und Fotografen von Fußball-Hooligans angegriffen.

4. “Vorgestellt: Top-Themen 2011”
(derblindefleck.de)
Die Initiative Nachrichtenaufklärung gibt “die Rangliste der wichtigsten von den Medien vernachlässigten Themen und Nachrichten im Jahr 2011” bekannt. Mit dabei ist die “Bankenrettung ohne wirksame parlamentarische Kontrolle”, der “Doping im Fußball” oder der “Nocebo-Effekt”: “Schon das Wissen über Nebenwirkungen von Medikamenten und über Krankheitsverläufe kann Symptome auslösen.”

5. “Wulff mimt Urlaubsidylle für ZDF-Sommerinterview”
(welt.de)
Bundespräsident Christian Wulff fliegt für ein “Sommerinterview” mit dem ZDF kurzfrisitig nach Norderney. Noch ist er aber gar nicht im Urlaub: “Tatsächlich verbringt der Bundespräsident mit seiner Frau Bettina und den Kindern den Sommer auf der Ostfriesischen Insel – allerdings erst in ein paar Wochen.”

6. “SpOn-Politiker-Fotos”
(fuckyeahsponpolitikerfotos.tumblr.com)
Fotos von Politikern auf “Spiegel Online”.

Marko Arnautović, Christoph Keese, Busen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Irgendwas mit Medien: Vermischte Bemerkungen zur Krise des Journalismus”
(novo-argumente.com, Tobias Prüwer)
Tobias Prüwer fasst verschiedene Diskussionen über den Journalismus erhellend zusammen. Zum Beispiel zum iPad: “Mit Erstaunen konnte man feststellen, wie sich seit Anfang des letzten Jahres Journalisten wie Verleger überschlugen mit Prognosen für ein prosperierendes Geschäft dank iPad. Keiner kannte das Gerät, aber die Redaktionen wurden nicht müde, schon vor Erscheinen zu schwärmen und Zukunft zu erträumen, und bei der Präsentation applaudierten Journalisten zuhauf! Das war ja auch zu schön: Man muss nichts ändern, mit Apple-Magie würden schon genug Anwender plötzlich für Publikationen zahlen, die sie in Printform nie erworben hätten. Nun, da das Coffee-Table-Accessoire auf dem Markt ist, scheint diese Euphorie verflogen zu sein.”

2. “Google plant die Super-Datenbank”
(tarzun.de, Klaus Peukert)
Klaus Peukert analysiert Texte mit Schlagzeilen wie “Google plant die Super-Datenbank” (sueddeutsche.de) und “Google will Nutzerprofile direkt verkaufen” (zeit.de, inzwischen geändert).

3. “Alles Lüge!”
(taz.de, Judith Pape)
“Bild” behauptet, es gäbe “konkrete Pläne” von DFB und ARD, Frauenfußball zukünftig in der “Sportschau” am Samstag zu senden. Axel Balkausky, Sportkoordinator der ARD, dementiert: “Alles falsch, ich halte es derzeit für ausgeschlossen, dass wir regelmäßig Spielberichte aus der Frauen-Bundesliga zeigen. Wie bisher werden wir den Frauen-Fußball in den dritten Programmen abbilden.”

4. “Arnautovic vs. Seitenblicke-Magazin”
(derstandard.at, red)
Hat Fußballspieler Marko Arnautović ein Interview geführt mit dem Magazin “Seitenblicke”? Auf seiner Website ist zu lesen: “Marko Arnautovic weist darauf hin, dass er mit keiner österreichischen Zeitung ein Interview geführt hat und die Behauptungen daher vollkommen aus der Luft gegriffen sind.”

5. “Lieber Christoph Keese”
(sixtus.cc)
Mario Sixtus schickt Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs bei Axel Springer, eine Rechnung in der Höhe von 1070 Euro, weil dieser in einem Beitrag für sein Blog presseschauder.de die Lizenzbedingung eines von ihm geschossenen Fotos nicht eingehalten hat. Keese hält dagegen den Betrag von 50 Euro angemessen, denn “dies hier ist ein privater Blog mit ein paar hundert Lesern” (in den Kommentaren).

6. “Riesen-Busen steht gutem Journalismus im Weg”
(antimedien.de, Hektor Haarkötter)
Hektor Haarkötter prüft die Schlagzeile “Riesen-Busen rettet Urlauberin vor Ertrinken” (tz-online.de) auf ihren Wahrheitsgehalt.

Rechtsstaat, Weekly World News, Buschi

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bild gegen ARD: Abwehrbereit”
(berlinonline.de)
Nach Informationen der “Berliner Zeitung” “sollen die Intendanten der ARD auf ihrer Sitzung am 27. und 28. Juni in Würzburg beschlossen haben, eine virtuelle Medienredaktion einzurichten”: “Sie hat die Aufgabe, Sendungen und Beiträge vorzubereiten, die sich mit dem Boulevardjournalismus in Deutschland beschäftigen, konkret: mit Bild.”

2. “Der Rotz, der unser Leben lebenswert macht”
(lawblog.de, Udo Vetter)
In einem Blogbeitrag schreibt Nadine Lantzsch, dass “Geschlechterstereotypen und Verharmlosungen sexistischer Verhältnisse” dazu führen, “dass Wichser wie Strauss-Kahn trotz relativ eindeutiger Beweislage wohl am Ende freigesprochen werden”. Udo Vetter erinnert an die Vorteile des Rechtsstaats: “Der Gegensatz zum Rechtsstaat ist der Willkürstaat. Im Willkürstaat gibt es möglicherweise auch Regeln. Diese werden aber von denen, die das Sagen haben, außer Kraft gesetzt. Und zwar immer dann, wenn ihnen die Regeln gerade mal nicht in den Kram passen. Zum Beispiel dann, wenn sich das erhoffte Ergebnis nicht erreichen lässt.” Siehe dazu auch die Stellungnahme der Autorin.

3. “Die Wortmächtigen”
(taz.de, Dominic Johnson)
Dominic Johnson beschreibt die Nähe zwischen den politischen und den journalistischen Eliten in Großbritannien. “Dass Pressebarone sich durch gefällige Berichterstattung politische Vorteile erkaufen, ist so alt wie die Presse. Aber heutzutage scheint es eher andersherum zu laufen: Nicht die Journalisten betteln bei der Politik, sondern die Politiker bei den Journalisten, deren Fähigkeit zur Steuerung der öffentlichen Meinung als viel zu kostbar empfunden wird, um damit bloß Zeitungsauflagen zu steigern.”

4. “Die unglaubliche Geschichte”
(einestages.spiegel.de, Danny Kringiel)
“Weekly World News” war eine Boulevardzeitung, die aus vielen ersponnenen Texten bestand, zwischen die, “um eine gewisse Glaubwürdigkeit zu schaffen”, Berichte über wahre Begebenheiten gepackt wurden. “Denn obwohl die ‘Weekly World News’ zum Kultblatt vieler Studenten avancierte, die sie als Satire lasen, bestand der Kern der Käufer aus einfachen Arbeitern, die wirklich an Außerirdische, Geister und Dämonen glauben wollten.”

5. “Fernsehteam entschuldigt sich bei Osnabrücker Zooaffen Buschi”
(noz.de, Cornelia Laufer)
“Galileo Big Pictures” erklärt einen Orang-Utan aus dem Zoo Osnabrück für tot und entschuldigt sich darauf mit einer Autogrammkarte. “Ein Recherchefehler hatte übrigens das Missverständnis verursacht: Im Stuttgarter Zoo Wilhelma war im Frühjahr ein Orang-Utan verstorben – und der hieß auch Buschi.”

6. Interview mit Antje Schendel
(swr.de, Audio, Petra Zundel, Audio, 26:48 Minuten)
Das ehemalige Model Antje Schendel ist nun Tatortreinigerin. Sie räumt auf, wenn die Leichen weg und die Spuren gesichert sind, zum Beispiel nach dem Amoklauf von Winnenden.

Süddeutsche Zeitung, ORF, Feuchtgebiete

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Versicherungs-PR in der Süddeutschen”
(nachdenkseiten.de, Jens Berger)
Jens Berger liest in der “Süddeutschen Zeitung” einen Beitrag über die Berufsunfähigkeits-versicherung und fragt sich, “warum die SZ einen derart unkritischen PR-Artikel im redaktionellen Teil veröffentlicht”. “Im schlimmsten Fall handelt es sich hierbei um ein sogenanntes ‘Advertorial’, also einer Mischung aus Werbung und redaktionellem Inhalt, für den ein Kunde gezahlt hat. Im besten Fall versucht die SZ ‘lediglich’ das zu erreichen, was in den Hochglanzprospekten für potentielle Anzeigenkunden gerne als ‘werbefreundliches Umfeld’ beschrieben wird.”

2. “ORF verpasst sich Verhaltenskodex und Ethikrat”
(redakteur.cc, Elmar Leimgruber)
Der ORF führt einen “Verhaltenskodex für journalistische Tätigkeit bei der Gestaltung des Inhalteangebots” (PDF-Datei) ein.

3. “How to Correct Social Media Errors”
(pbs.org, Nathan Gibbs, englisch)
Nathan Gibbs erklärt, wie man Fehler in Sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Google+ korrigiert: “Capture the error. Publicly acknowledge the error. Reference the error in the correction. Notify those who shared the error. Repeat the correction.”

4. “Have No Fear, England’s Here”
(thedailyshow.com, Video, 7:48 Minuten)
Jon Stewart und John Oliver fassen nochmals zusammen, was zur Einstellung von “News of the World” geführt hat.

5. “Bestseller mit Ansage”
(zeit.de, Ursula März)
Ursula März blickt zurück auf den “Ultrabestseller” “Feuchtgebiete”: “Der eigentliche Zündfunke für die Erfolgsgeschichte des Buches lag in der Synergie von Internet, Talkshow-Auftritten der Autorin, Interviews in Magazinen wie Spiegel oder Playboy. Das bürgerliche Feuilleton, auch das zeigt der Rückblick, spielte eine eher untergeordnete Rolle. Anders gesagt: Die Feuchtgebiete machten nicht nur die Hämorrhoiden der Ich-Erzählerin Helen Memel anschaulich, sondern auch den Strukturwandel der literarischen Öffentlichkeit und des Buchmarkts.”

6. “Männer und Technik”
(dasnuf.de)
“Männer haben nicht mehr Ahnung von Technik. Sie haben eventuell mehr Erfahrung, mehr Geduld u./o. Interesse. Sie trauen sich mehr, machen vorher Backups und wissen wie man den Ursprungszustand wiederherstellt. Und ganz wichtig: Sie sagen nicht andauernd: ‘Oh nein, wie dumm von mir’ oder ‘Hups! Ich hab gar nichts gemacht, aber jetzt ist alles kaputt.'”

Blättern:  1 ... 326 327 328 ... 459