Archiv für 6 vor 9

Bascha Mika, Fleischbällchen, Reddit

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bascha Mika wird 60: Frau Chefredakteur”
(blogs.taz.de, Dirk Knipphals)
Dirk Knipphals gratuliert Bascha Mika zum 60. Geburtstag: “Das Klischee besagt, dass erst sie in dem genial-chaotischen Haufen der tazler professionelle Strukturen und Hierarchien eingeführt hat. Sie selbst weiß es besser. In einem Fernsehinterview mit dem Journalisten Hajo Schumacher sagte sie, dass die Redaktion selbst auf der Suche danach war, sich funktionierende Hierarchien zu geben.”

2. “Wie Markus Lanz ein paar Mal bei der ‘schönsten Linken aller Zeiten’ einhaken musste”
(stefan-niggemeier.de)
Sahra Wagenknecht bei Markus Lanz. “Es war, als würde man versuchen, eine inhaltliche Diskussion mit einem Sechsjährigen zu führen, der als Argumente zweihundert Fleischbällchen in Tomatensoße hat und bereit ist, jedes einzelne abzufeuern.”

3. “Sind Blogs das Dschungelcamp des Journalismus?”
(scienceblogs.de/astrodicticum-simplex, Florian Freistetter)
“Verstehen, dass viel Journalisten Angst davor haben, öffentlich Fehler zu machen”, kann Florian Freistetter. “Aber ich sehe eigentlich keinen Grund, wieso man deswegen nicht bloggen sollte. Man muss sich nur klar machen, dass ein Blog ein völlig anderes Medium ist als eine gedruckte Zeitung.”

4. “Die selbsternannte Titelseite des Internets”
(sueddeutsche.de, Hakan Tanriverdi)
Hakan Tanriverdi stellt Reddit vor, jene Website, die “pro Monat mehr als dreimal so viele Besucher hat wie die New York Times online, ziemlich genau 100 Millionen Menschen”.

5. “‘Merkel setzt sich niemals auf ein Moped'”
(stern.de, Johannes Dudziak)
“Weshalb sind unsere Spitzenpolitiker so leistungsfixiert, so kontrolliert, so konturlos?”, fragt Johannes Dudziak. “Heute dominieren dort weiße, männliche Juristen, die in ihrem Leben nie etwas anderes gemacht haben als Politik. Gut funktionierende Maschinen, die einen ähnlichen Auswahlprozess überstanden haben wie die Kollegen aus dem Showgeschäft.”

6. “Messer, Gabel, Schere, Licht – sind für kleine Kinder”
(dasnuf.de)
Dasnuf lässt ihre Kinder “im Großen und Ganzen alles im Haushalt machen, was sie machen wollen.”

Abenteuer Wege, Kundendaten, Oradour

6 vor 9

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1. “Die dumpfe Seite des BILD-Journalismus – Primitive Berichterstattung über ein NS-Verfahren ohne rechtsstaatliches Augenmaß”
(strafblog.de, Rainer Pohlen)
Rainer Pohlen vertritt einen 88-Jährigen, dem “die Beteiligung am Massaker von Oradour vorgeworfen wird”. “‘Trotz der Anklage geht der Scherge seinem geregelten Alltag nach’, heißt es in dem BILD-Beitrag, und weil das offensichtlich von besonderem Interesse für die Öffentlichkeit ist, wird dann genüsslich aufgezählt, welche Lebensmittel der alte Mann im Supermarkt für 23,03 Euro eingekauft hat. Haben die noch alle Tassen im Schrank, frage ich mich da. Was hat das mit dem Tatvorwurf zu tun? Wir schauen doch auch nicht in den Kühlschrank irgendwelcher Bildzeitungsfuzzies.” Siehe dazu auch den Beitrag “Riesiges Medieninteresse an Oradour-Verfahren – Abmahnung an BILD geschickt”.

2. “Datenleck legt Kundendaten von ‘Kurier’ und ‘Krone’ offen”
(derstandard.at, Markus Sulzbacher)
Software-Entwickler Roman Ranzmaier stösst auf ungeschütze Kundendaten, siehe dazu den Beitrag “Hundertausende Kundendaten von Krone und Kurier ungeschützt im Netz verfügbar” (ranzmaier.at).

3. “Urlaubswelt ohne Sponsor”
(dradiowissen.de, Nail Al Saidi, Audio, 7 Minuten)
Das Reisemagazin “Abenteuer Wege” profiliert sich mit unabhängigen Reisejournalismus.

4. “Der Dschungelcamp-Effekt. Oder warum Journalisten Angst vorm Bloggen haben”
(lousypennies.de, Karsten Lohmeyer)
Bloggen als Journalist berge auch die Möglichkeit der Selbstentblößung, schreibt Karsten Lohmeyer: “Ich enthülle plötzlich, dass meine angeblich so gute Schreibe der letzten Jahre der Arbeit eines guten Textchefs zu verdanken ist. Und dass ich es schaffe, orthografisch und grammatikalisch fehlerfreie Texte zu schreiben, nur der Arbeit von Schlussredakteuren, den leider viel zu wenig gewürdigten Textrettern unserer Branche, zu verdanken ist.”

5. “‘Ein fester Job wäre ein Ausschlusskriterium'”
(sueddeutsche.de, Matthias Kohlmaier)
Micky Beisenherz, einer der Autoren der heute startenden RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!”, im Interview: “Ich halte die Teilnehmer auch nicht für Opfer, wie das immer wieder zu lesen ist. Die wissen alle, was sie tun und werden ziemlich ordentlich dafür bezahlt.”

6. “Super-Symbolfoto (100)”
(stefan-niggemeier.de)

Unwort, Daily Mirror, Prokon

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1. “Nachdenken hilft auch”
(deutschlandfunk.de, Peter Zudeick)
Die Wahl des Unworts des Jahres renne “meistens offene Türen ein, zumindest beim denkenden Teil der Bevölkerung”: “Vielleicht gibt es ja Menschen, die derlei Sprachmüll benutzen, weil er halt gang und gäbe ist. Journalisten zum Beispiel, die nachplappern, was so geplappert wird, weil sie nicht verstanden haben, was ihr Beruf ist: Nämlich höchst reflektiert mit ihrem Material, mit ihrem Hand- respektive Mundwerkzeug umzugehen.”

2. “‘Der FC Bayern wird mich niemals haben!'”
(11freunde.de, Andreas Bock)
Fußball: Andreas Bock fragt telefonisch beim “Daily Mirror” nach, ob ein dort veröffentlichtes Zitat von Marco Reus tatsächlich der Wahrheit entspricht. Daraufhin wird die Verbindung unterbrochen.

3. “Prokon bläst zum Gegenangriff auf die Medien”
(ndr.de, Video, 6:08 Minuten)
Das von Insolvenz bedrohte Unternehmen Prokon und seine Anleger (einige davon organisiert unter Freunde-von-prokon.de) kritisieren die Journalisten für ihre Berichterstattung. Doch diese sehen keinen Grund, nicht zu berichten: “Unvollständige Zahlen, keine Antworten auf kritische Fragen. Stattdessen: Angriffe.”

4. “SPIEGEL macht blöd. Warum auch positive Computerspiel-Artikel nicht besser sind als ihr Ruf”
(videogametourism.at, Christian Huberts)
Christian Huberts schreibt zur aktuellen “Spiegel”-Titelgeschichte: “Nicht die Computerspielkultur selbst steht im Fokus, sondern ihre Schnittpunkte mit der bildungsbürgerlichen Komfortzone. Game-Berichterstattung im Print-Journalismus, das ist ewige Annäherung an das Zumutbare, ohne je mit diesem obszönen Gegenstand in Berührung zu kommen, der angeblich unsere Zeit vernichtet und nicht mit offensichtlichem Nutzwert entschädigt.”

5. “Bitte vergib mir, Sascha!”
(ueberschaubarerelevanz.wordpress.com)
Muriel liest “Wir brauchen einen neuen Glauben an die Politik!” (faz.net, Evgeny Morozov), die Replik auf den Text von Sascha Lobo.

6. “Mit Stricken zum Nobelpreis”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)

Call-a-Journalist, Kinderreporter, Tiere

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1. “‘Sozialbetrüger’ oder ‘Neue Nachbarn’?”
(blog.geh-deinen-weg.org, Clara Herdeanu)
Die Linguistin Clara Herdeanu fällt bei der Lektüre von Bild.de “die vielen negativ konnotierten – d.h. wertenden – Wörter auf, die für den Sachverhalt der Arbeitnehmerfreizügigkeit und die Akteursgruppe der Rumänen und Bulgaren verwendet werden”: “Es wird somit durch sprachliche Mittel versucht, negative Deutungen über die neuen Zuwanderer im Diskurs dominant zu setzen. Von hier ist es dann nur noch ein kleiner Schritt dazu, diese negativen Deutungen auf die aus Rumänien und Bulgarien stammenden Menschen zu übertragen und sie somit an sich als negativ zu beurteilen.”

2. “Logo-Kinderreporter fragen die Chefs von Bild, Zeit und FAZ”
(youtube.com, Video, 6:19 Minuten)
Kai Diekmann (Bild), Giovanni di Lorenzo (Zeit) und Frank Schirrmacher (FAZ) geben Kinderreportern Auskunft.

3. “In eigener Sache: Call-a-Journalist: Ihr ruft, wir berichten!”
(hh-mittendrin.de, Dominik Brueck)
Die App “Call-a-Journalist” ruft den Reporter an den Ort des Geschehens. Siehe dazu auch dieses Interview mit Dominik Brueck (lokalblogger.de, Video, 24 Minuten).

4. “Wie schlimm ist Wissenschafts-PR im Journalismus-Pelz?”
(wissenskueche.de, Brynja Adam-Radmanic)
Brynja Adam-Radmanic stellt Wissenschafts-PR und Journalismus einander gegenüber und zieht folgendes Fazit: “Im Kerngebiet des Erklärens von wissenschaftlichen Inhalten und Methoden liefern Pressemitteilungen oft hochwertige Information. In allen Gebieten, die darüber hinaus gehen, kann und darf Wissenschafts-PR den Journalismus aber niemals ersetzen.”

5. “EXPOSING ONLINE FAKES AND FRAUDS OF THE CRYPTOZOOLOGICAL KIND – A SHUKERNATURE TOP TEN LISTING”
(karlshuker.blogspot.de, englisch)
Zoologe Karl Shuker überprüft die Herkunft und den Wahrheitsgehalt von Bildern, die ungewöhnliche Tiere zeigen, so eine Eule in Regenbogenfarben oder eine siebenköpfige Kobra.

6. “Neue Narrative”
(friedemannkarig.de)
Friedemann Karig erinnert an die Haltung der Bevölkerung in der Überwachungsdebatte: “40% der Deutschen finden staatliche Überwachung explizit gut. Nur 47% fühlen sich dadurch eingeschränkt. 48% haben ‘nichts zu verbergen’. 76% sehen keine ‘persönlichen Nachteile’ darin. Unter den 13 wichtigsten politischen Problemen taucht Überwachung nicht auf.” Und fragt: “Was ist die große, wirkmächtige Killer-Geschichte, die wir gegen Überwachung erzählen müssen?”

Feuilleton, Sascha Lobo, Silvestershows

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1. “Best of Feuilleton 2013”
(umblaetterer.de)
Zum neunten Mal kürt “Der Umblätterer” die “10 angeblich™ besten Artikel aus den Feuilletons des Jahres” (Vorwort dazu). Gekürt wurden Texte von Özlem Gezer, Andreas Puff-Trojan, Sascha Lobo, Wilfried Stroh, Simone Meier, Claudius Seidl, Liane Bednarz, Margarethe Mark, Peter Unfried und Joachim Lottmann.

2. “Fang den Pudding”
(ueberschaubarerelevanz.wordpress.com)
Muriel beschäftigt sich mit dem Artikel “Die digitale Kränkung des Menschen” (faz.net, Sascha Lobo): “Ich kaufe es ihm nicht ab, aber vielleicht ist es für Lobo ja wirklich so, dass er dachte, das Internet wäre getrennt von der restlichen Welt, und deshalb gäbe es da weder Regierungen noch Konzerne, und alle würden einträchtig an seiner Utopie basteln, doch zumindest für alle anderen dürfte klar gewesen sein, dass die Welt sich nicht von selbst verändert, weil es ein neues Kommunikationsmittel gibt.”

3. “Freiheit, die wir meinen”
(tagesspiegel.de, Claudia von Salzen)
“Dramatische Folgen” hätte die Vorratsdatenspeicherung für den Journalismus, schreibt Claudia von Salzen: “Welcher Informant würde sich noch einem Journalisten anvertrauen, wenn jeder Telefonanruf, jede E-Mail zu ihm zurückverfolgt werden kann? Das vertrauliche Gespräch wäre nur noch unter vier Augen möglich. Eigentlich müssten sich über diese Pläne viel mehr Journalisten empören.”

4. “Plasberg: ‘Diskussionen mit offenem Visier'”
(meedia.de, Marvin Schade)
Die ARD-Talkshow “hart aber fair” will zukünftig keine Kommentare von Pseudonymen zitieren. Frank Plasberg: “Mir ist klar, dass wir auch in Zukunft nicht kontrollieren können, ob der Beitrag-Schreiber Albert Schweitzer auch tatsächlich so heißt. Wenn ich aber Namen wie A.Donis oder Zuckerschnute28 lese, dann ist klar, da will jemand ganz offen sagen: Meine starke Meinung hört Ihr euch gefälligst an, meine Name geht euch aber nichts an.”

5. “Die Silvestershow als solche”
(fernsehkritik.tv, Video, etwa 10 Minuten)
Ein Blick auf damalige und heutige Silvestershows im Fernsehen sowie auf die nachgestellten Lokalversionen des Sketchs “Dinner for one” einiger Dritter Programme.

6. “Was interessiert mich mein …”
(stigma-videospiele.de, Rey Alp)
Digitale Spiele können Menschen glücklicher machen, titelt der “Spiegel” in seiner aktuellen Ausgabe, was Rey Alp an ältere Ausgaben erinnert: “(…) diese Mischung aus Narzissmus und Blasiertheit, mit der dieser Teaser auf die ‘Vorurteile’ eingeht, ist einfach unerträglich”.

Ich-Kolumnen, WamS vs. FAS, Frauke Ludowig

6 vor 9

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1. “In eigener Sache: rap.de-Chef in der Bild-Zeitung”
(rap.de, Oliver Marquart)
Oliver Marquart erklärt, warum er zugestimmt hat, dass Aussagen von ihm für einen “Bild”-Artikel verwendet werden dürfen. “Weil ich wenigstens den Versuch antreten wollte, eine Stimme der Vernunft in den Artikel miteinfließen zu lassen. Ich wollte unsere Kultur, Rap, HipHop, lieber offensiv gegen Angriffe von außen verteidigen anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und mir zu sagen, das wird eh nichts.”

2. “‘Müde? – Ja, vielleicht verdammt!'”
(jungejournalisten.ch, Luzia Tschirky und Elia Blülle)
Mittels einer Umfrage bei den eigenen Mitgliedern (Ergebnisse) überprüft der Verband Junge Journalisten Schweiz Aussagen der abtretenden Direktorin der Journalistenschule MAZ, Sylvia Egli von Matt, in einem NZZ-Interview.

3. “Setze auf mehrere Produktlinien”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt beschäftigt sich mit “Magazinjournalisten, die sich mit Ich-Kolumnen über Jahrzehnte” durchwursteln.

4. “fiene & die sonntagsfrage (wams vs. fas reloaded)”
(mywebwork.de, Daniel Fiene)
Daniel Fiene stellt die gestrigen Ausgaben von “Welt am Sonntag” und “Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung” einander gegenüber.

5. “Von Wunstorf auf den Boulevard: Frauke Ludowig wird 50”
(abendblatt.de, Laura Gitschier)
Frauke Ludowig wird 50: “‘Da ist schon eine gewisse Macht, und die braucht man natürlich auch, um Dinge zu bewegen, die man am Ende ja auch verantworten muss’, sagt Ludowig im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Wichtig sei es, dass man diese Macht nie überschätze und in keinem Fall missbrauche.”

6. “Zugespitzt”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)

Schumacher, Hitzlsperger, Klobürste

6 vor 9

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1. “‘Bitte lassen Sie unsere Familie in Ruhe’: So reagieren deutsche Medien auf Corinna Schumachers Appell”
(horizont.net, Ingo Rentz)
Nach dem Appell Corinna Schumachers an die Medien die Klinik und ihre Familie in Ruhe zu lassen, hat sich Horizont bei verschiedenen Medien umgehört. Einhellige Auffassung: Es gibt eigentlich gar kein Problem: “‘Selbstverständlich respektieren wir den Wunsch von Corinna Schumacher’, erklärt auch ‘Bild’-Sportchef Walter M. Straten. Gleichwohl will das Vor-Ort-Team der Zeitung, das nach Angaben von Axel Springer derzeit aus einem Text-Reporter und einem Fotografen besteht, selbst entscheiden, ‘ob und wann sie die für alle zugängliche Lobby der Klinik betreten’, wie eine Unternehmenssprecherin erläutert.” Die taz nimmt in ihrem Hausblog Stellung.

2. “Nach dem Hitzlsperger-Hype: Versuch einer self-destroying prophecy”
(vocer.org, Johannes Kram)
Nach der fast ausschließlich positiven Resonanz kurz nach dem Coming-Out von Thomas Hitzlsperger, versucht Johannes Kram die Gegenreaktion vorwegzunehmen: “Mut hat etwas mit Risiko zu tun. Doch ein solches Risiko hat es nicht gegeben. Im Gegenteil. Jeder Journalist, der etwas anderes als ‘super’ geschrieben hätte, wäre medial gesteinigt worden.” Damit hat er den Tonfall getroffen, den der Chefredakteur des “kicker” und Jasper Von Altenbockum auf faz.net anschlagen.

3. “Ein Ritterschlag für Quacksalber”
(faz.net, Martina Lenzen-Schulte)
Hersteller homöopathischer Mittel bekommen Rückenwind durch klinische Studien. Das liegt an der Natur der Studien: “Randomisiert-kontrollierte Studien sind zwar das methodisch Beste, was klinische Prüfverfahren zu bieten haben. Sie sind indes fehleranfällig und als Methode nicht davor gefeit, Ergebnisse zu produzieren, die auch dort Wirksamkeit attestieren, wo vielleicht keine ist.” Vor kurzem erläuterte Christoph Drösser ein ähnliches Problem bei der Berichterstattung über statistische signifikante Ergebnisse von Studien.

4. “Wieso? Weshalb? Darum!”
(taz.de, Anna Klöpper)
Die Nachrichtensendung des ZDF “logo!” wird 25 Jahre alt. “Bliebe bei all der Jubiläumstrunkenheit schließlich die Frage: Warum ist man eigentlich nach einem Vierteljahrhundert Lob, Ehr und Preis (darunter der Deutsche Fernsehpreis 2010 in der Kategorie Information) immer noch alleine auf dem Kindernachrichtenmarkt, der mangels Wettbewerber gar keiner ist?” SuperRTL winkt ab.

5. “Schwarzer Block und weiße Bürste”
(zapp.blog.ndr.de, Fiete Stegers)
Ein Haushaltsartikel wird zum vermeintlichen Widerstandssymbol: “‘Hatte hinter mir im Budni schon wieder 6 Jungs mit Klobürsten’, schreibt ein User. Angeblich seien sie in anderen Supermärkten des Viertels schon vergriffen. Ein Blog erklärt die Klobürste bereits ‘zum Symbol des Widerstands gegen das Gefahrengebiet’.”

6. “Wie Sky Home die TV-Konkurrenz auf Abstand hält”
(wuv.de, Petra Schwegler)
Während sich die Berichterstattung über gewölbte Bildschirme auf der CES trotz Ideenlosigkeit der Hersteller überschlägt, zeigt Pay-TV-Anbieter Sky wo die Reise hingeht: Dessn Kunden bekommen automatisch eine elektronische Programmzeitschrift angezeigt, die alle anderen Sender ausspart.

Coming-Out, Gehörlose, Liveticker

6 vor 9

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1. “Solange wir uns outen müssen, sind wir nicht frei.”
(spektrallinie.de, Jan Schnorrenberg)
Das Coming-Out des Ex-Fußball-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger in der Wochenzeitung “Die Zeit”, erntet viel medialen Respekt. Doch das Problem ist nicht beseitigt — in einer Petition fürchten 60000 Zeichner eine “Ideologie des Regenbogens” an baden-württembergischen Schulen. Jan Schnorrenberger kommentiert: “Jedes Outing fordert die Annahme, homosexuelle Menschen seien anders, heraus. Denn Sichtbarkeit, und eben auch nach außen getragenes Selbstbewusstsein gibt uns ein Stück Deutungshoheit über uns zurück.”

2. “Türke sein is schlimmer in Deutschland dank mal nach”:
(mishaanouk.com, Misha Anouk)
Nach dem Coming-Out von Thomas Hitzlsperger findet Misha Anouk auf der Facebook-Seite der “Bild” nur wenige homophobe Kommentare. Als dann aber ein Kommentator mit türkischem Namen Hassbotschaften verbreitet, ist die zivilisatorische Decke abgetragen und einige Facebook-Nutzer antworten mit zutiefst rassistischen Kommentaren.

3. “Hut ab vor diesen Kindern!’ – Gegendarstellung zu einem UNMÖGLICHEN Artikel”
(taubenschlag.de)
Die “Bild der Frau” wollte eine Geschichte veröffentlichen über eine Familie mit gehörlosen Eltern und hörenden Kindern. Mathias Schäfer willigt ein, ist vom Ergebnis aber entsetzt, da die Zeitschrift den Eindruck vermittelt, die Eltern seien von ihren Kindern abhängig. “Wir als Eltern tragen die ganze Zeit die Verantwortung für unsere Kinder, bis sie volljährig sind oder selbstständig ein Leben führen können. Wenn die Kinder früh Verantwortung für ihre Eltern tragen müssten, dann wäre das nach deutschem Recht ein Fall für das Jugendamt, wegen der möglichen Kindeswohlgefährdung.”

4. “Ihr wollt es doch auch”
(taz.de, Jürn Kruse)
Der taz-Medienredakteur widmet sich der Frage, warum so viele Medien in atemlosen Livetickern auch nach dem Appell seiner Frau immer weiter über Schumacher berichten. “Es geht häufig nicht um neue Nachrichten, sondern darum, den Zuschauern zu vermitteln: ‘Wir sind da, wenn etwas passiert. Bei uns verpasst ihr nichts.’ Auch wenn das natürlich Quatsch ist, eben weil nichts passiert.”

5. “Journalisten im Fokus der Salafisten oder Salafisten im Fokus des Journalismus?”
(vocer.org, Christof Voigt)
Der Reporter Christof Voigt berichtet von seinen Erfahrungen im Kontakt mit Salafisten, über die er für den WDR berichtete: “Während des gesamten “Dialogs” sind mein Kameramann und ich von Menschen umringt, sie halten mir Handys ins Gesicht, filmen und fotografieren, wollen ganz offensichtlich einschüchtern.”

6. “Wunschlisten, Wunschdenken und die Wirklichkeit”
(zeit.de, Kathrin Passig)
Der Unterschied zwischen vorgeblichen Vorlieben und tatsächlichem Verhalten wird durch Plattformen wie Goodreads, Netflix und OkCupid immer besser erfasst. “Die Haushalte sind voll mit Staub ansetzenden Brotbackmaschinen, Keimzuchttöpfen, Saftpressen, Fonduesets und Hometrainern, die davon erzählen, was man bestimmt schon bald für ein durchtrainierter, gesunder und gastfreundlicher Mensch sein wird.” Trotzdem hält Kathrin Passig die ambitionierten Pläne nicht für falsch.

Schumacher, Gefahrengebiet, Ukraine

1. “Corinna Schumachers Bitte um Ruhe und die grenzenlose Ungemeintheit der Medien”
(stefan-niggemeier.de, Stefan Niggemeier)
Die Ehefrau von Michael Schumacher bittet die Medien darum ihre Familie in Ruhe zu lassen. “Wäre das nicht ein guter Moment zu sagen: Lass uns das nicht auch mit einer Klickstrecke mit Fotos von der nichtinruhegelassenen Familie bestücken, wenigstens diesen einen Artikel nicht? Aber nein.” Die Regenbogenpresse geht noch einen Schritt weiter, wie Topf voll Gold zusammengetragen hat.

2. “‘Anschlag’ auf Davidwache: Was bislang bekannt ist”
(publikative.org, Andrej Reisin und Patrick Gensing)
Nach einem Angriff in der Nähe der Hamburger Davidwache, bei dem ein Polizist schwer verletzt wurde, hat die Polizei ein “Gefahrengebiet” eingerichtet. Nach heftigem Widerspruch muss die Polizei ihre Darstellung korrigieren. Publikative kommentiert: “Mehr als deutlich geworden ist jedenfalls wieder einmal, wie irreführend eine Medienkampagne ist, die auf einer komplett unhinterfragten Pressemitteilung der Polizei beruht – und die darüber hinaus noch lauter Dinge dazu erfindet, die noch nicht mal in eben jener Meldung stehen.”

3. “Gefahrengebiet”
(neusprech.org, Kai Biermann)
Kai Biermann kritisiert das Vorgehen der Polizei in Hamburg: “Die Ausweispflicht und die Feststellung der Identität dienen als Vorwand, um mal nach Herzenslust jeden ohne Grund durchsuchen und allen so richtig die Harke zeigen zu können. Das soll Stärke demonstrieren.”

4. “Beschimpft und verprügelt”
(sueddeutsche.de, Katya Gorchinskaya)
In der Ukraine werden Journalisten systematisch behindert, eingeschüchtert und angegriffen: “Allein am 1. Dezember wurden mindestens 45 Journalisten bei Massentumulten von Polizisten verprügelt. Videos und Fotos bezeugen die Ereignisse; sie zeigen, dass die Polizei gezielt gegen Journalisten vorging, diese identifizierte und Foto- und Filmaufnahmen von ihnen machte.”

5. “Offener Brief an Hanspeter Lebrument”
(journalism-reloaded.ch/, Alexandra Stark)
Die freie Journalistin Alexandra Stark antwortet dem Präsidenten des Verbands Schweizer Medien, der mehr Zusammenhalt zugunsten der Zeitungen gefordert hatte: “Sie setzen mit Ihrem Fokus auf gedrucktes Papier die Zukunft des Journalismus aufs Spiel. Denn guter Journalismus ist grundsätzlich vom Träger unabhängig.”

6. “How the NSA Almost Killed the Internet”
(wired.com, Steven Levy)
Stephen Levy zeichnet die Enthüllungen über die NSA-Überwachungsprogramme aus Sicht der Internet-Konzerne nach. “The Snowden leaks called into question the Internet’s role as a symbol of free speech and empowerment. If the net were seen as a means of widespread surveillance, the resulting paranoia might affect the way people used it.”

Eilmeldungen, Aktivismus, Freiheitsmelder

6 vor 9

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1. “EIL! BREAKING! Oder nicht?”
(udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl)
Obwohl der Sturz einige Tage zurückliegt und die Folgen überschaubar sind, verbreiten viele Medien die Nachricht von Angela Merkels Skiunfall als “Eilmeldung”. Für Udo Stiehl ist das symptomatisch: “Hat eine Information auch nur annähernd das Zeug dazu, rote Bauchbinden in ‘Nachrichtensendern’ zu füllen – her damit. Das zieht Blicke, das bringt Klicks, das hält den Namen des Mediums im Gespräch.” Er sieht es als Aufgabe der Medien an, substanzlose Eilmeldungen auszufiltern und nicht sofort weiterzureichen.

2. “If a tweet worked once, send it again — and other lessons from The New York Times’ social media desk”
(niemanlab.org, Michael Roston)
Das Twitter-Team der “New York Times” beschreibt seine Arbeit mit den Eilmeldungen. “And while Twitter’s misuse in breaking news situations was well lamented in 2013, it is what readers are coming to us for more than anything else.”

3. “Die verlassenen Orte der Hauptstadt”
(tagesspiegel.de, Paula L. Pleiss)
Der Artikel stellt das Blog “Abandoned Berlin” von Ciarán Fahey vor: “Er überwindet Absperrungen, verschließt die Augen vor den Betreten-verboten-Schildern der Stadt und des Umlands. Er sucht gezielt nach verlassenen Orten, die für die Öffentlichkeit normalerweise unzugänglich bleiben.”

4. “Das Jahr 2014 wird schlimm (für die Geschichte)”
(fyg.hypotheses.org, Jan Taubitz)
Die Medienberichterstattung zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs ist auf vollen Touren. Jan Taubitz warnt davor, Parallelen zur heutigen Situation zu ziehen: “Denn wer ist heute in der Rolle von Frankreich, Russland, Österreich-Ungarn, den Balkan-Ländern, dem Osmanischem Reich, den USA und so weiter? Ist Taiwan dann Serbien oder doch eher Japan?”

5. “Die Angst der deutschen Journalisten vor dem Aktivismus”
(carta.info, Wolfgang Michal)
In der Diskussion um Aktivismus und Journalismus wirft Wolfgang Michal einen Blick in die Vergangenheit: “Aktivistische Journalisten begnügen sich nicht mit neutralen Beschreibungen ‘dessen, was ist’, sie streben Gesetzesänderungen, Politikwechsel, ja Umsturz an.” Günter Hack hingegen beschreibt bei “Zeit Online” eine Verschmelzung zwischen Aktivismus und Journalismus.

6. “‘Freiheits-Brandmelder’ beschäftigen Polizei”
(wn.de, Joachim Edler)
In Warendorf werden von Unbekannten “Freiheitsmelder” installiert — die Kästen sehen aus wie Brandmelder, enthalten aber jeweils nur ein Zitat zum Thema Freiheit. “Die Pseudo-Brandmelder beschäftigen allerdings jetzt die Polizei. Es wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Der Kasten war mit Zweikomponenten-Kleber an der Hauswand einer Rechtsanwaltskanzlei platziert worden — beim Entfernen blieben Rückstände.”

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