Archiv für 6 vor 9

Grexit-Umfrage, Wutschreiber, #NetzFragtPutin

1. „Kritik der Kritik zum LeFloid-Merkel-Interview: Mehr Arroganz geht nicht“
(basicthinking.de, Tobias Gillen)
„Haben Sie schon mal etwas Informatives aus einem Sommerinterview von ARD und ZDF mitgenommen?“, fragt Tobias Gillen. Er zeigt Unverständnis für die harte Kritik am Merkel-Interview von Youtuber LeFloid: „Er verdient Anerkennung, für das, was er erreicht hat.“ LeFloid habe keinen journalistischen Anspruch und sei deswegen kein geschlachteter Hase. Alf Frommer weiß hingegen, wie es weitergeht: #NetzFragtPutin“ (siegstyle.de).

2. „So fällst Du Mädchen auf: Eine satirische Antwort“
(derkeineunterschied.de)
Auf der Webseite von „Bravo“ erschien ein Listicle „So fällst du Jungs auf: 100 Tipps für eine Hammer-Ausstrahlung“ (Artikel wurde gelöscht, Archiv-Link der Artikelversion von 2012). Die Aufzählung bestand größtenteils aus Beautytipps. Die Bloggerinnen von „der keine Unterschied“ fühlten sich daraufhin zu ihrem eigenen Listicle inspiriert. Siehe dazu auch: „Das passive Mädchen oder #flirtennachbravo“ (fraumeike.de, Meike Lobo).

3. „Wer gegen den ‘Grexit‘  ist, muss für Merkel sein: Wie der ‘Stern‘ und Forsa Stimmung für die Union machen“
(stefan-niggemeier.de)
Bei einer Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern” gab es ein überraschendes Ergebnis: Besonders die Anhänger der Grünen seien zufrieden mit Angela Merkels Griechenland-Verhandlungen.

Das scheint erstaunlich. Aber nur, wenn man nicht die besondere Art kennt, wie das Institut Forsa im Auftrag von „Stern“ und RTL die Frage gestellt hat. Forsa fragte nämlich nicht, wie man annehmen könnte, ob man mit Merkels Vorgehen in Sachen Griechenland ganz / ein bisschen / kaum / gar nicht zufrieden ist. Forsa bot als Antwort, dass man entweder Merkels Griechenland-Politik gut findet. Oder meint, dass sie Griechenland aus dem Euro hätte zwingen sollen.

4. „Die Wutschreiber“
(taz.de, Aram Lintzel)
„Die Waffen des Wutschreibers drohen stumpf zu werden, bevor die Zukunft begonnen hat.“ Aram Lintzel wendet sich Georg Diez zu, dem „Drama-King des deutschen Journalismus“. Lintzel beschreibt ihn als „ein Symptom, mit dem man sich als Autor solidarisch erklären sollte“.

5. „Killerzeilen – Wie Angelmagazine ihre Leser ködern“
(kioskforscher.wordpress.com, Markus Böhm)
Kioskforscher Markus Böhm analysiert die aufregend absurde Welt der Angelmagazine: „Den Glauben, Angeln sei ein entspannendes Hobby, habe ich am Bahnhofskiosk verloren.“

6. „Hans Entertainment tobt – und droht dem Reifenhändler“
(fudder.de, Daniel Laufer)
Ein Reifenhändler versucht sich die Namen von Facebook-Star „Hans Entertainment” und Youtuberin „Dagi Bee” als Marken eintragen zu lassen, um daran zu verdienen.

Weiteres Plagiat, Doppelmoral, Merkel und LeFloid

1. „‘Weltwoche‘-Redaktor schrieb auch bei deutscher Zeitung ab“
(tagesanzeiger.ch, Iwan Städler)
Das „The Telegraph”-Plagiat von Urs Gehriger war kein Einzelfall. Iwan Städler deckt auf, dass die „Weltwoche“ auch bei „faz.net“ abgeschrieben hat. Dieses Mal geht es um zehn weltweit verstreute Mauerwerke: „Kein einziger Wall wird beschrieben, ohne dass sich die ‘Weltwoche’ ausgiebig bei der ‘FAZ’ bedient hätte.“

2. „Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger ist tot, es weiß es nur noch nicht“
(juliareda.eu, Mathias Schindler)
„Es ist ein politisches Problem, das größer ist als das Leistungsschutzrecht, wenn Gesetze nicht ordentlich zustandekommen“, schreibt Mathias Schindler, Mitarbeiter der Piratin Julia Reda. Schindler schildert in sechs Kapiteln „den gesetzgeberischen Totalschaden Presseverlegerleistungsschutzrecht“ – ein „inhaltliches Komplettversagen des Gesetzes in den letzten Monaten im Zusammenspiel mit Verwertungsgesellschaften, Suchmaschinenbetreibern und Verlegern”.

3. „Schaum vor dem Mund?“
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Die Staatsanwaltschaft Stralsund fühlte sich von „Nordkurier“-Chefredakteur Lutz Schumacher durch eine Passage seines Kommentars zum „Rabauken-Jäger“-Verfahren beleidigt. Schumacher beschrieb den Staatsanwalt „mit Schaum vor dem Mund“. Nun wurde er freigesprochen Nun sieht die Staatsanwaltschaft von weiteren Ermittlungen ab:

Dass die Staatsanwaltschaft von ehrenrührigen Äußerungen spreche, zeige, „dass auch in Deutschland die Meinungsfreiheit leider keine Selbstverständlichkeit ist und immer wieder neu erkämpft werden muss“

4. „Fachwissen, Herzblut und Emotionen“
(medienwoche.ch, Nik Niethammer)
Nik Niethammer nervt die Doppelmoral von TV-Kommentatoren im Radsport, die „beinahe zwanghaft“ die Zuschauer „bei jeder Gelegenheit auf das Thema Doping“ hinwiesen: „Sie fühlen sich offensichtlich genötigt, immerzu Bedenken zu formulieren. Einem Sport gegenüber, den sie zwar übertragen, dem sie aber zutiefst misstrauen.“

5. „Was wurde eigentlich aus StudiVZ?“
(spiegel.de, Sebastian Meineck)
Nach Betreiberangaben seien eine Million Nutzer, vor allem Menschen zwischen 25 und 45 Jahren, auf den VZ-Netzwerken noch aktiv. „Flirten und Kennenlernen gehörten zu den Dingen, die vielen Nutzern von StudiVZ und MeinVZ heute offenbar besonders wichtig sind“, analysiert Sebastian Meineck.

6. „Das Interview mit Angela Merkel – #NetzFragtMerkel”
(youtube.com, LeFloid)
Von „PR-Geschichte“ bis „er hat gezeigt, dass er mehr kann, als hektisch geschnittene News-Videos mit Sprüchen versehen“ scheiden sich die Meinungen über das gestern veröffentlichte Interview des 27-jährigen Psychologiestudenten und Youtubers LeFloid mit der Bundeskanzlerin.

In Luft aufgelöste Griechen, Plagiat, öffentliche Selfies

1. „Griechen, in Luft aufgelöst“
(sueddeutsche.de, Ralf Scharnitzky)
Auf Spurensuche: Ralf Scharnitzky folgt einer „Spiegel Online“-Meldung und sucht vergeblich nach in Bayern gestrandeten griechischen Lkw-Fahrern.

2. „Kritische Selbstreflexion“
(carta-info, Karola Wille)
Karola Wille, Intendantin des „Mitteldeutschen Rundfunks“, spricht sich für mehr Transparenz bei den Öffentlich-Rechtlichen aus:

Gerade in Zeiten, in denen Sinn und Zweck des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in einer digitalen Medienwelt hinterfragt werden, ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk gut beraten, nicht nur die gesetzlichen Mindestvorgaben hinsichtlich der Transparenz seines Handelns umzusetzen, sondern selbst freiwillig die Transparenz auf den unterschiedlichen relevanten Feldern zu stärken.

3. „Plagiat bei der ‘Weltwoche‘“
(nzz.ch, Patrick Imhasly, Pascal Hollenstein)
„‘Ich habe einen Fehler gemacht und wurde von der Chefredaktion gerügt‘“, erklärt sich der Schweizer Auslandskorrespondent Urs Gehriger, nachdem bekannt geworden ist, dass er Teile eines Artikels des britischen Kollegen Keith Lowe von „The Telegraph“ übernommen hat.

4. „Roleup!: auf Tuchfühlung mit Role-Models“
(vocer.org, Nina Pressentin)
Gegen den Mangel weiblicher Vorbilder in Führungspositionen haben die Hamburger Journalistinnen und Filmemacherinnen Susanne Harnisch und Frauke Vogel ein Webvideo-Format gestartet. Nina Pressentin stellt „roleUP!“ vor.

5. „Die Piratin Julia Reda rettet unser Recht auf öffentliche Selfies“
(wired.de, Liat Clark)
Im Europäischen Parlament wurde beschlossen, Fotos von öffentlichen Plätzen nicht urheberrechtlich einzuschränken. „Die Tatsache, dass der Angriff auf die Panoramafreiheit über lange Zeit solch eine Unterstützung bei einer Mehrheit im Parlament hatte, zeigt, dass viele Mitglieder die kulturellen Umwälzungen des Internets und deren Auswirkungen auf unser Urheberrecht noch immer nicht verstanden haben“, sagt die EU-Parlamentarierin und Piratin Julia Reda gegenüber „Wired“.

6. „Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf samplen ‘Bild’, ‘Spiegel’, ‘Faz’“
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Das Video „Unsere schönen deutschen Euros“ von Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf bringe „das Niveau vieler ‘Grexit’-Diskussionen auf einen traurigen Punkt“, schreibt Sonja Álvarez. 

WDR-Sparpläne, Transfergerüchte, lästige Leser

1. „Widerstand gegen Sparpläne des WDR“
(meta-magazin.org, Markus Lehmkuhl)
Der Berufsverband der Wissenschaftsjournalisten fordert in einem offenen Brief (PDF) an WDR-Intendant Tom Buhrow eine Debatte über die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus in der ARD. „Anlass für das Schreiben sind die kürzlich bekannt gewordenen Sparpläne des Senders, die unter anderen die Fernsehsendungen „nano“ und „W wie Wissen“ betreffen.“ Auf keine-nische.de sammelt der Verband Unterstützer, die sich gegen die Sparpläne des WDR aussprechen.

2. „Zlatan zum FC Bayern!“
(11freunde.de, Andreas Bock)
Andreas Bock geht wilden Gerüchten im Profifußball auf den Grund, die in der Sommerpause plötzlich aufkommen: „Wenn man sich mal die Mühe macht, die ‘Laut-Medienberichten’-Transfergerüchte zurückzuverfolgen, landet man oft in obskuren Internetforen, wo Fans darüber diskutieren, ob Spieler xy oder yz gut zu ihrem Verein passen würde.“ Vor einer Woche berichtete „Vice Sports” über Transfergerüchte, die sich „auf bulgarische Blogeinträge oder italienische Talkshow-Aussagen” stützen.

3. „Die 10 zentralen Trends für Journalisten“
(horizont.net, Pauline Tillmann)

4. „Wer stellt die Mehrheit?“
(faz.net, Julia Bähr)
„Dieses als Filterbubble bekannte Phänomen sorgt dafür, dass sich am Ende alle fragen, wer denn eigentlich diese Leute sind, die andere Parteien wählen als sie selbst.“ Julia Bähr befasst sich mit einer Studie (PDF), die herausstellt, dass Meinungsströme im Internet in die Irre führen, auf Facebook gar meinungsverzerrend wirken.

5. „Ach, diese lästigen Leser“
(opinion-club.com, Falk Heunemann)
„Das Problem am schönen Allgemeinplatz von der Fehlerkultur ist nur: die gelebte Praxis. Bis heute haben es viele Medien nicht gelernt, mit den Reaktionen ihrer Leser und Zuschauer umzugehen”, schreibt Falk Heunemann.

6. „Feminismus ist nur was für hässliche Frauen, sagt ein Öffentlich-Rechtliches Radio aus Berlin“
(buzzfeed.com, Philipp Jahner)
Philipp Jahner über einen Tweet von „Radioeins“, das mit einem falschen Zitat von Charles Bukowski für Aufsehen sorgte.

Unpolitische Politikmagazine, Brustwarzen, Perlen aus Freital

1. „Politikmagazine immer unpolitischer?“
(daserste.ndr.de, Anja Reschke, Volker Steinhoff & Andrej Reisin)
„Panorama“ widerspricht den Anschuldigungen einer neuen Studie der „Otto Brenner Stiftung“, Politikmagazine im TV würden immer unpolitischer, und weist neben der ungenauen Kategorisierung durch Studien-Autor Bernd Gäbler auf den kurzen Betrachtungszeitraum von fünfeinhalb Wochen hin.

So ordnet Gäbler etwa Panorama-Beiträge über die „Share Economy“ der Kategorie „Digitalisierung“ zu und nicht etwa „Wirtschaft“. Ein Beitrag über Vorsorgevollmachten, bei dem es darum ging, dass das Gesetz Menschen nicht schützt, wenn jemand an ihr Hab und Gut will, landet in der Kategorie „Gesundheit“. Da die Magazine logischerweise thematische Abwechslung suchen und brauchen, wäre ein Jahr Beobachtung aus unserer Sicht unerlässlich gewesen.

2. „Tengelmann, Edeka und die Medien: der Kampf der Mitarbeiter um die Deutungshoheit“
(welt.de, Christian Meier)
Welt-Redakteur Christian Meier zeigt am Beispiel des offenen Briefes zum Kaiser’s-Tengelmann-Verkauf, wie schnell es passieren kann, dass in der Berichterstattung von einer kleinen Gruppe auf eine unbestimmte Zahl bis hin zu 16.000 Mitarbeiter geschlossen wird.

3. „Brustwarze ist nicht gleich Brustwarze”
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
„Aus der Nähe betrachtet sehen sich männliche und weibliche Brustwarzen sehr ähnlich. Für Facebook ist das noch lange kein Grund, sie gleich zu behandeln.“ Die No-Nippel-Policy verbannt Fotos von weiblichen, nicht aber von männlichen Brüsten auf den Plattformen Facebook und Instagram. Die kanadische Künstlerin Micol Hebron wehrte sich und postete eine satirische Bastelanleitung, um Oben-ohne-Fotos akzeptabel zu gestalten. Diese findet im Netz nun Anwendung.

4. „When journalists take a vacation, do they actually take a break?“
(poynter.org, Melody Kramer, englisch)
Was heißt Urlaub für Journalisten, die nonstop auf zahlreichen Kanälen vertreten, per E-Mail und Handy erreichbar sind? Melody Kramer hat bei Kollegen nachgefragt. Bei Twitter kursiert zu dem Thema das Hashtag #journovacation.

5. „Ich könnte schreien”
(horizont.net, Volker Schütz)
Richard Gutjahr spricht im Interview über die späte Einsicht seiner Kollegen, die ihn lange für seine Social-Media-Aktivitäten belächelten und heute für künstliche Reichweite bezahlen: „Meine Artikel, meine Kommentare, meine Filme sind nur Teaser für das eigentliche Produkt. Und das Produkt, das wird mir jetzt immer mehr bewusst, bin ich.“

6. „Perlen aus Freital“
(perlen-aus-freital.tumblr.com)
Worst of Hetze in der sächsischen Stadt Freital – ein Tumblr sammelt Posts von Menschen, die „sich gegen die vermeintliche Bedrohung durch Flüchtlinge“ wehren.

Frauenfußball, Freund und Helfer, Praktikantenlisticle

1. „Ich bin fassungslos über eure Berichterstattung.”
(facebook.com/Baenz.Friedli)
Auf seiner Facebook-Seite wendet sich der Kabarettist Bänz Friedli in einem offenen Brief an die Schweizer Gratiszeitung „Blick am Abend“. Er wirft der Redaktion vor, zum Erfolg der Amerikanerinnen bei der Frauenfußball-WM „die uralte Story (…), dass Torhüterin Hope Solo mal nackt posiert habe”, auszugraben:

Habt ihr von Manuel Neuer am Tag nach dem WM-Final ein Nacktbild veröffentlicht? Von Bastian Schweinsteiger? Als ob es nicht genügt hätte, den alten Hut von Solos Nacktbildern gestern wieder mal riesig im „SonntagsBlick“ auszubreiten (à la „erotischer Kitzel für die Ü70-Leserschaft“ des SoBli oder was?!), kommt ihr vom „Blick am Abend“ nun eurer jungen Leserschaft mit derselben alten sexistischen Keule?

Chefredakteur Peter Röthlisberger reagiert unter dem Brief und hat einen Verdacht: „Bist du Feminist, Bänz? Oder Fussballerin?“

2. „Wie unsere Leser auf unseren Schwerpunkt zum Vertrauen in Medien reagiert haben“
(blog.zeit.de/fragen, Götz Hamann)
Im Juni veröffentlichte „die Zeit“ die Titelgeschichte „Alles Lüge“ zum Misstrauen in die Medien. Auf dem gemeinsamen Redaktionsblog von „Zeit“ und „Zeit Online“ werden nun die Leserreaktionen aufgearbeitet. Im ersten Beitrag wendet sich Götz Hamann politischem Journalismus, der Russland- und Griechenland-Berichterstattung zu.

3. „Jenseits der roten Linie“
(freitag.de, Jan Pfaff)
Einblicke in die russische Medienlandschaft, „das Land der Fernsehzuschauer“, sammelt Jan Pfaff: Er besucht eine unabhängige TV-Redaktion und schaut sich bei einer staatlichen Nachrichtenagentur um.

4. „Wir wollen das Leitmedium für Qualitätsjournalismus sein”
(meedia.de, Georg Altrogge)
Jan Eric Peters, Chefredakteur der „Welt“, greift nach der Umbenennung von „N24“ in „Welt” nach den Sternen.

5. „Der Journalist, dein Freund und Helfer“
(nzz.ch, Matthias Sander)
„Es ist befremdlich, wie Mediennutzer von Haagerup als bedürftige, hilfesuchende Wesen dargestellt werden”, so Matthias Sander über das in deutscher Übersetzung erschienene Buch „Constructive News” (Auszug, englisch) dänischen Rundfunknachrichtenchefs Ulrik Haagerup. Es gibt aber auch Befürworter.

6. „35 things you learn from being an i-D intern“
(i-d.vice.com, Georgie Wright, englisch)
Wer sich schon einmal gefragt hat, was man als Modejournalismus-Praktikantin bei „Vice“ in London lernen kann, bekommt von Studentin Georgie Wright ein Aufklärungslisticle.

Leiharbeiter, ZDF-Korrekturen, #NotInMyName

1. “Zweifelhafte Macht“
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz)
Das „Veröffentlichungsmonopol der Schlüsseljournalisten” und ihre Geringschätzung sozialer Themen sieht Thomas Meyer als Gründe, warum Journalisten in Meinungsumfragen immer weniger Vertrauen genießen. Brigitte Baetz findet diese Ansichten zum politischen Journalismus obsolet: „Meyers durchweg lesenswerte Analyse fasst sehr gut den Stand der bisherigen Kritik an der Mediendemokratie in Deutschland zusammen. Er berücksichtigt jedoch zu wenig den Strukturwandel, der sich durch die Digitalisierung vollzieht.“

2. “Die Leiharbeiter des Journalismus”
(taz.de, Anne Fromm, Jürn Kruse, Anja Krüger)
Die „taz“-Redakteure berichten von einem in der Branche bekannten Problem: der Scheinselbstständigkeit von „Pauschis“. Verlage sparen, die Künstlersozialkasse muss für Kosten aufkommen. „Offen zu sprechen, wagt keiner der Betroffenen. Unter der Oberfläche jedoch sind vor allem junge Mitarbeiter wütend und frustriert. (…) Auch bei der taz sind vereinzelt Mitarbeiter als Pauschalisten beschäftigt – meist auf ausdrücklichen Wunsch.“ Zum Thema veröffentlichte Timo Stoppacher gestern seine Blogparade mit Antworten auf die Frage: Warum seid Ihr gerne freie Journalistinnen und Journalisten?

3. “Warum der ZDF-Korrespondent eine Demo in Athen unmöglich richtig beschreiben konnte“
(stefan-niggemeier.de)
Über den aktuellsten Eintrag in der ZDF-Korrekturspalte schreibt Stefan Niggemeier: „Nein, das ZDF hat diese Korrektur-Ecke nicht, um sich zu berichtigen und kritisch mit der eigenen Berichterstattung auseinanderzusetzen. Sondern um auf Podien und in Gastbeiträgen in Zeitungen behaupten zu können, dass man das jetzt täte.”

 4. “Das Netz fasst mehr als jede Straße“
(jetzt.de, Kathrin Hollmer, 20.10.14)
„Und wieder diese Pappschilder. #NotInMyName steht dieses Mal darauf geschrieben“ — Kathrin Hollmer über politische Hashtags und „Feelgood-Activism”.

5. “So zensiert Facebook“
(faz.net, Adrian Lobe)
Die Kriterien, wonach Facebook seine Relevanz für Inhalte auswählt, beschreibt Adrian Lobe als „Black Box”. Er untersucht Beispiele, die zensiert worden sind, wie ein Comic des „New Yorker“, auf dem Brustwarzen einer Frau zu sehen waren.

6. “LeFloid interviewt Bundeskanzlerin Angela Merkel”
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
Wer dem YouTuber LeFloid Fragen für sein Gespräch am Freitag mit Angela Merkel mit auf den Weg geben möchte, kann sie unter #NetzFragtMerkel über Instagram, YouTube oder Twitter einreichen.

Hate Speech, Kolumnisten, Anti-Griechen-Kampagne

1. “Denkt euch selbst nen Titel aus”
(frau-dingens.de, Mina)
“Kommt das Thema Hate Speech so langsam auch in Blogs eurer Nähe an. Das ist erst mal erfreulich, würde man meinen”, schreibt Mina, doch sie hat ihre Bedenken bei Texten wie dem Longread über Hate Speech von René Walter (Nerdcore). Es fehle Unterstützung, Empathie oder überhaupt Interesse von weiten Teilen der männlichen Netzgemeinde.

2. „Die Bundesregierung kuscht vor den USA”
(spiegel.de, Annett Meiritz)
Der Grüne Hans-Christian Ströbele im Interview zu den Bespitzelungen beim „Spiegel“.

3. Viele denken, es liest sich so leicht. Deshalb schreibt es sich leicht”
(zeit.de/zeit-magazin, Sabine Rückert)
Handwerk bleibt Handwerk: Die Kolumnisten Harald Martenstein und Axel Hacke plaudern im „Zeit Magazin“-Interview aus dem Nähkästchen. Martenstein: “Ich schreibe über Sachen, die mir wichtig sind. Man spürt, ob ein Kolumnist es ehrlich meint oder ob er Bullshit schreibt.”

4. „I am worried about the utter contempt BILD is expressing”
(facebook.com/wolfgang.blau, englisch)
Wolfgang Blau vom “Guardian” über die Anti-Griechen-Kampagne von „Bild“: „I never thought I would witness a German news organisation being that dishonourable and reckless in face of another nation’s suffering.”

5. Hyperlokal in die Zukunft”
(tagesspiegel.de, Margreth Lünenborg)
Lokale und hyperlokale Informationen sind gefragt. „Auch wenn rund 660 deutsche Tageszeitungen im Netz verfügbar sind, innovative und tatsächlich interaktive Konzepte im Lokalen sind noch Mangelware“ – im Gegensatz zum angeführten Beispiel Neukoellner.net.

6. Opposition? Erstmal melden”
(taz.de, Sally McGrane) 
„Stoppt politisches Blockieren auf Facebook“. Regierungskritische Posts werden auf Facebook immer öfter gelöscht: Grund dafür seien kremltreue Trolle, die Bilder und Texte als anstößig melden.

Hundebiss, Asylzentrum, Chip

1. “Über Bissstatistiken”
(antihond.wordpress.com)
Der Bild.de-Artikel “So gefährlich sind Hunde wirklich” über Statistiken von Bissen durch Hunde: “Es gibt irre viele Situationen, in denen Hunde ihre Zähne einsetzen… weil die Zähne eben einfach das sind, was der Hund statt einer Hand zum Greifen einsetzt. Erst ganz, ganz am Ende der Palette kommt ein Hund, der tatsächlich mit einer Schädigungsabsicht seine Zähne gegen einen Menschen einsetzt und wirklich echt richtig gefährlich ist.”

2. “Rot, rot, rot!”
(medienwalze.ch, Philippe Diener)
Das Blick.ch-Video “Asylzentrum Schachen: Bevölkerung läuft Sturm!” von einer Informationsveranstaltung zu einem geplanten Asylzentrum: “Die Welle ausgelöst haben nicht zum ersten mal die gefuchsten Blick-Redakteure, die sich öffentlich von den Aussagen der Befragten zwar distanzieren (‘…mit Sprüchen jenseits des guten Geschmacks machen sie [die Deitinger] ihrem Ärger Luft’), sich in diesem Moment aber genüsslich die Hände reiben und gegenseitig gratulieren, weil sie vor Ort genau die richtigen Deitinger gecastet haben, die jederzeit in der Lage sind, ein bedeutungsloses Filmchen in einen klickfreundlichen Blockbuster zu verwandeln.”

3. “Die Lüge von Griechenlands Rettung per Crowdfunding”
(opinion-club.com, Falk Heunemann)
Falk Heunemann beschäftigt sich mit dem 1,6-Milliarden-Euro-Crowdfunding “Greek Bailout Fund” und seinem Initiator, Thom Feeney: “Selbst wenn diese Rate von der Crowd, der Nutzermasse im Netz, zusammengetragen wurde, ist damit Griechenland noch lange nicht gerettet. Das Land schuldet seinen Geldgebern insgesamt knapp 340 Milliarden. Pro EU-Bürger sind das nicht mehr nur 3 Euro – mit diesem Kleckerbetrag wirbt Feeney für den Erfolg seines Projekts -, sondern 680 Euro.” Siehe dazu auch “Thom Feeney über Geld für Griechenland” (taz.de, Daniel Zylbersztajn).

4. “Die rote Betty”
(woz.ch, Florian Keller)
Florian Keller schreibt zum Ursprung diverser Artikel, die sich um den Einfluss der Partnerin von Alexis Tsipras drehen, siehe dazu auch “Gefunden: Die Frau, die schuld ist, dass die Euro-Krise nicht gelöst wird” (stefan-niggemeier.de): “Zwar berufen sich alle Abschreiber auf ‘Le Canard enchaîné’, aber keiner schafft es, den Titel der Zeitschrift richtig zu schreiben. Und gelesen haben sie den betreffenden Artikel aus dem ‘Canard’ wohl auch nicht. Sonst hätten sie gemerkt: Es ist nur eine Anekdote, erschienen in einer Rubrik mit satirisch aufbereiteten Kurzmeldungen. Sie ist genau fünfzehn Zeilen kurz. Schon komisch, dass die Geschichte in Frankreich nirgends aufgegriffen wurde, oder?”

5. “Sleeping with the enemy”
(medienspiegel.ch, Christof Moser)
Christof Moser beleuchtet die Beziehung zwischen Google und den Zeitungsverlagen: “Google ist wie andere Tech-Firmen in diesem Kampf nicht auf der Seite der Freiheitsrechte. Sind es Medienkonzerne noch, die sich mit Google-Geldern ihre digitale Zukunft finanzieren lassen?”

6. “Eigentlich wollte er zum CLICKBAITING nichts mehr sagen. Doch dann schrieb er DAS”
(lousypennies.de, Stephan Goldmann)
Mitte Juni hatte die Facebook-Seite der Computerzeitschrift “Chip” noch 329 089 Fans, inzwischen sind es nur noch 324 285: “Die Marke CHIP stand einst für ein seriöses Technik-Magazin. Die gedruckte CHIP ist die älteste IT-Zeitschrift Deutschlands. Nun fischt man klar in anderen Gewässern.”

Gerd Bacher, Glyphosat, BND

1. “Die Klage gegen den BND”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Reporter ohne Grenzen verklagen den Bundesnachrichtendienst aufgrund einer unverhältnismäßigen Überwachungspraxis wegen “Verletzung des Fernmeldegeheimnisses”: “Angesichts dieser Überwachung sehen wir den Informantenschutz für Journalisten nicht mehr garantiert und die freie Berichterstattung in Deutschland bedroht. Den Medien ist es nicht mehr ausreichend möglich, ihrer Rolle als vierte Gewalt in einer demokratischen Gesellschaft nachzukommen.”

2. “Offener Brief”
(stallbesuch.de)
Ein Offener Brief zur Berichterstattung der Medien über die Medienmitteilung “Wahrscheinlich krebserregendes Pflanzengift: Glyphosat in Muttermilch” (gruene-bundestag.de): “Wir appellieren nachdrücklich an alle Medienvertreter, gerade Verlautbarungen von Interessengruppen und Parteien stets einer kritischen Prüfung zu unterziehen.”

3. “Am Boden”
(freitag.de, Karsten Krampitz)
Karsten Krampitz, ehemaliger Redakteur des “Strassenfeger”, schreibt über die Auseinandersetzungen innerhalb des Magazins: “‘Betrugsversuche und aggressives Betteln’ sollen jetzt geahndet werden. Tatsächlich. Warum eigentlich nicht beim ‘Chefredakteur’? Andreas Düllick bettelt doch in jeder Ausgabe. Unter seiner Ägide findet sich auf der Rückseite des Strassenfegers seit vielen Jahren ein auszufüllender Spendencoupon. Wofür genau das Geld gebraucht wird, erfährt der Leser nicht.”

4. “Der graue Leitwolf hat uns verlassen”
(diepresse.com, Rainer Nowak)
Ein Nachruf auf Gerd Bacher, “den wichtigsten Medienmann Österreichs”: “Den ORF hatte er de facto im Alleingang erfunden, aufgestellt und mit Leben erfüllt. Was heute öffentlich-rechtlich genannt wird, geht auf sein Konto. Was heute die Politik nicht versteht und daher unterbinden will, ist das Erbe Bachers. (…) Bacher war ein deklarierter Gegner und Kritiker der Boulevardisierung der Medien, er kämpfte ein hartes Match mit Hans Dichand und der ‘Krone’. Deren Berichterstattung erkannte er als Gefahr für die Redlichkeit und die Kultur im Lande.”

5. “Die Heucheleien der Internet-Journalisten”
(medium.com, Quinn Norton, 24. Juni)
Quinn Norton reflektiert Möglichkeiten der Überwachung und Meinungsbildung. Eine Übersetzung von “The Hypocrisy of the Internet Journalist”: “Ich könnte die Werbebotschaften, und oft sogar die Inhalte, die du siehst, so zusammenstellen, dass ich damit langsam, aber sicher und zuverlässig deine Sicht auf die Welt verändern könnte. Ich könnte dich mit den tausenden oder Millionen gezielten Botschaften und Inhalten in eine bestimmte Richtung stoßen und dich verändern — in winzigen Schritten, wieder und wieder und immer wieder. Ich könnte Testsysteme, die deinen Geschmack verändern sollen, automatisch gegeneinander testen, ein A/B-Test für die Veränderung deines Geschmacks über die Zeit hinweg, das Ganze dann wiederholen und somit eine immer perfektere Maschine zur Meinungsbildung erschaffen. Aber ich bin gegangen, bevor all das wirklich gut wurde.”

6. “Greek Bailout Fund”
(indiegogo.com, englisch)

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