Archiv für 6 vor 9

Foto eines Flüchtlingskindes, Knut, Journalistinnen in Blockbustern

1. Endet die professionelle Distanz an einer Wasserleiche?
(udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl)
Seit gestern Abend diskutieren Redaktionen in aller Welt, wie sie mit den erschütternden Fotos eines ertrunkenen syrischen Jungen umgehen sollen, der an einem türkischen Strand angespült wurde. Unter dem Hashtag #KiyiyaVuranInsanlik (“fortgespülte Menschlichkeit”) verbreitete sich das Bild auf Twitter, etliche Medien veröffentlichten es auf ihren Online-Auftritten. Udo Stiehl kritisiert das scharf: “Haben tote Flüchtlingskinder, die am Strand angespült werden, jetzt etwa keine Ehre und Würde mehr?” Eine gute Zusammenfassung der internationalen Debatte gibt es bei der “New York Times”, der Kölner Stadtanzeiger hat einige europäische Pressestimmen gesammelt.

2. Angefeindet, verleumdet, bedroht
(zeit.de, Constantin Schreiber)
Der deutsche TV-Journalist Constantin Schreiber arbeitet seit vier Jahren mit einem deutsch-ägyptischen Fernsehteam regelmäßig in Kairo und produziert Sendungen für “Al Jazeera”: “Monat für Monat habe ich seither miterlebt, wie […] die mühsam während der Revolution erkämpften Freiheiten verschwinden — besonders für Journalisten.” Daran trage auch Deutschland eine Mitschuld: “Deutschlands Rolle bei all dem ist beschämend. Die Bundesregierung scheint tief verunsichert, wie sie mit dem Wandel im Nahen Osten umgehen soll.”

3. Reporterin unter Verdacht: Wie die Berliner Polizei meine Arbeit behinderte
(blogs.taz.de, Malene Gürgen)
Am Montagabend besuchte die “taz”-Redakteurin Malene Gürgen die rechtsextreme “Bärgida”-Kundgebung, um darüber zu berichten. Als sie ihren “taz”-Presseausweise zeigt, schalten die Beamten auf stur: “Es besteht der Verdacht, dass dieser Ausweis gefälscht ist, wir zeigen Sie jetzt wegen Urkundenfälschung an.” Das Fazit von Gürgen: “Eine Stunde lang jeden Vorschlag zur schnellen Klärung der Situation einfach abzublocken, mich dabei mehrmals völlig unbegründet anzuschnauzen und mir zwischenzeitlich sogar mit einer völlig absurden Anzeige zu drohen, ist aber einfach unterirdisch.”

4. “Berliner Zeitung” & “Berliner Kurier” am Pranger: So wütend ist der Forschungsverband Berlin auf den Berliner Verlag
(kress.de, Bülend Ürük)
Der Forschungsverbund Berlin ist sauer. Als er neulich mitteilte, woran Eisbär Knut (Sie erinnern sich) gestorben ist, ignorierten einige Medien die Sperrfrist für die Veröffentlichung, darunter die DuMont-Blätter „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“. Der Forschungsverbund (der die Sache hier dokumentiert hat) wendet sich nun an den Presserat. DuMont sieht die Schuld dagegen beim Verbund, schließlich habe er „nicht wie üblich alleine die Wissenschaftsredaktionen eingeladen, sondern auch die Lokalredaktionen, die nicht mit den gängigen Regeln des Wissenschaftsjournalismus vertraut seien.“

5. Wir haben die Politiker-Kommentare zur Asyldebatte nach Dummheit sortiert
(vice.com, Daniel Mützel)
“Während sich jetzt hinter die frisch gebackene ‘Flüchtlingskanzlerin’ (SPON) eine Schar neu Erleuchteter versammelt, sollte dabei nicht vergessen werden, dass Politiker und Journalisten viele Jahre dazu beigetragen haben, die Schwelle des zivilisatorisch Hinnehmbaren zu senken und damit, gewollt oder ungewollt, dem gewaltbereiten Mob ideologische Schützenhilfe leisten”, schreibt Daniel Mützel und hat “die Top10 der dümmsten und gefährlichsten Kommentare aus der besorgten Mitte der Gesellschaft” zusammengestellt.

6. Das Höschen ist verrutscht
(freitag.de, Hadley Freeman)
Ob in “Top Five”, “Crazy Heart”, “Three Kings” oder “Dating Queen”: In Hollywood-Filmen haben Journalistinnen andauernd Sex mit den Männern, über die sie schreiben. Das ärgert Hadley Freeman: “Während männliche Journalisten im Film entweder mit ihrem bösartigen Verstand arbeiten […] oder mit unerschütterlichem Ethos zu Werk gehen […], kommen bei ihren Kolleginnen eher gehirnferne Teile der Anatomie zum Einsatz.” Denn so sei “halt das Journalistinnenleben: Du gehst ins Büro und, schwups, schlackert dein Höschen an den Knöcheln.”

Datenhehlerei, Sputniknews, heulende Kinder

1. Datenhehlerei? Das ist ein absoluter Gummiparagraf!
(journalist.de, Richard Gutjahr)
Nach der Sommerpause berät der Bundestag über einen Gesetzesentwurf zur Datenhehlerei. Der Rechtsanwalt und Blogger Udo Vetter nennt das Vorhaben einen “absoluten Gummiparagrafen”. Dem geplanten Gesetz nach “wäre Beckedahl eben kein Journalist und damit […], genau wie der Whistleblower selbst, ein Straftäter.” Zwei weitere Interviews von Richard Gutjahr zur Netzpolitik-Affäre und dem vermeintlichen Landesverrat: mit Markus Beckedahl und Andre Meister und mit dem Grünen-Politiker Konstantin von Notz.

2. Türkische Polizei durchsucht regierungskritischen Medienkonzern
(dw.com)
In der Türkei durchsuchten gestern Polizisten die Zentrale der “Koza-Ipek-Holding”, die Privatwohnungen der Eigentümerfamilie sowie eine zum regierungskritischen Medienkonzern gehörende Universität. Ob die Polizeiaktion eine Reaktion auf einen Artikel der Zeitschrift “Bugün” war, in dem das Blatt über angebliche Waffenlieferungen der Türkei an die Terrormiliz “Islamischer Staat” berichtet hatte, ist noch nicht klar.

3. NZZ a.S. schürt falsche Hoffnung und falsche Angst
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Die “NZZ am Sonntag” verbreitete auf ihrer vergangenen Titelseite eine gute Nachricht: Fortschritte in der Medizin ließen Krebspatienten so viele Jahre länger leben, dass die Zahl der Menschen mit einer Krebsdiagnose in kurzer Zeit um die Hälfte gestiegen sei. Für Urs P. Gasche ist das Quatsch: “Das wäre eine gute Nachricht. Es trifft aber eher die schlechte Nachricht zu, dass die Früherkennung vor allem von Prostata- und Brustkrebs enorm viele Frauen und Männer ‘krebskrank’ macht, die früher — ohne Früherkennung — ihr Leben lang nie etwas von diesen Tumoren gespürt hätten.” Daneben sollen laut Gasche demografsiche Aspekte eine Rolle spielen und nicht, wie von der “NZZ am Sonntag” behauptet, medizinische Fortschritte.

4. Beleidigungen, Hetze, Verschwörungstheorien: Warum News-Seiten ihre Kommentarfunktion abschaffen sollten
(t3n.de, Martin Weigert)
Martin Weigert, lange Zeit eigentlich ein Verteidiger der Kommentarsektionen, plädiert nun dafür, diese (zumindest bei reichweitenstarken Leitmedien) abzuschaffen: „Mir erschließt es sich nicht, wer aus den vielen hässlichen Kommentardebatten einen Nutzen ziehen soll. Ich kenne niemanden, der aus purem Bedürfnis nach ergänzenden Informationen die Kommentare unter Artikeln zu Feminismus, Flüchtlingskrise, Nahost- oder Russland-Ukraine-Konflikt liest.“ Ein Problem sei außerdem, „dass Hater sich mit ihren Online-Kommentaren gegenseitig in dem Irrtum bestätigen, eine mehrheitsfähige Meinung zu besitzen. Das erhöht ihr Selbstbewusstsein, sorgt für Gruppendynamik und verschärft den Tonfall.”

5. Liniengrüße aus Moskau
(sueddeutsche.de, Julian Hans)
Derzeit erreichen deutsche Radioredaktionen Mails mit einem interessanten Angebot, schreibt Julian Hans: “Sender in der ganzen Bundesrepublik erhielten in den vergangenen Wochen eine E-Mail, deren Absender sich als Nikolaj Kutscherow von der Agentur Sputniknews vorstellt. […] Dazu folgt ein Angebot: ‘Wir sind daran interessiert, bei Ihnen eine Sendezeit von 1-2 Stunden pro Tag bzw. einige Nachrichtenblöcke von jeweils 20 Minuten zur Ausstrahlung unserer Inhalte auf Deutsch in Ihrem Radiosender zu erwerben’.” Sputniknews gehöre, genauso wie RT (früher “Russia Today”), zur Medienholding “Rossija Segodnja”. Die suche nun offenbar neue Wege, ihre “‘alternativen Nachrichteninhalte zum Weltgeschehen'” zu verbreiten.

6. TV station takes ‘Curious George’ off the air and kids just won’t stop crying
(mashable.com, Ariel Bogle, englisch)
In Australien hat ABC die Kindersendung „Curious George“ (deutsch: „Coco, der neugierige Affe“) aus dem Programm genommen – und erntet nun viele Protestkommentare empörter Eltern und verheulter Kinder.

Rekord-Beschwerden, Radiogeheimnisse, Hart aber fair

1. VICE News-Journalisten in der Türkei inhaftiert
(vice.com)
Seit dem 28. August werden die beiden britischen “Vice”-Journalisten Jake Hanrahan und Philip Pendlebury in der Türkei ohne offizielle Anklage festgehalten. Jetzt müssen sie vor Gericht erscheinen; ihnen wird vorgeworfen, in “terroristische Aktivitäten” des sogenannten Islamischer Staats verwickelt zu sein. NGOs wie Amnesty International und PEN International nennen die Vorwürfe “bizarr”.

2. Rekord-Beschwerden zu “Krone”-Foto mit toten Flüchtlingen
(derstandard.at)
Beim österreichischen Presserat sind bis gestern Mittag 170 Beschwerden zum Foto der “Kronen Zeitung” eingegangen, das die erstickten Flüchtlinge in einem LKW-Laderaum zeigt — so viele wie noch nie zu einer einzelnen Veröffentlichung. Auch dem deutschen Presserat liegen inzwischen Beschwerden vor, da “Bild” und andere Medien das Foto ebenfalls verwendeten.

3. Die Medien und ein närrischer alter Mann
(evangelisch.de, Frank Lübberding)
Frank Lübberding ärgert sich über die Medien, die vor Kurzem noch über Günter Grass den Kopf schüttelten, als der eine “zwangsweise Einquartierung von Flüchtlingen in Privatwohnungen ins Spiel” brachte, und heute große Flüchtlingskampagnen auf ihren Titelseiten bringen: “Aber die gleichen Medien, die noch vor wenigen Monaten die Anmerkungen von Grass als die eines senilen alten Mannes deklarierten, tröten jetzt in dessen Horn, ohne es allerdings zu bemerken.”

4. 5 echte Radiogeheimnisse, mit denen Radiomacher Euch Hörer verarschen
(fair-radio.net)
Nachdem Buzzfeed eine etwas scherzhafte Liste mit 22 Geheimnissen von Radio-Moderatoren veröffentlicht hat, legt Fair-Radio fünf wirklich fiese Tricks nach: wie Fake-Skandale, vorgetäuschte Live-Schalten oder Schleichwerbung.

5. Schönenborn lässt Plasberg-Sendung wieder in Mediathek
(kress.de, Bülend Ürük)
WDR-Fernsehchef Jörg Schönenborn hat entschieden, die umstrittene — und zwischenzeitlich gelöschte — “Hart aber fair”-Sendung wieder in die Mediathek zu stellen. Schönenborn reagierte damit auf die Kritik von außen: “Die Unabhängigkeit unserer Arbeit ist für uns das höchste Gut. Auch wenn der Vorwurf der Zensur oder Selbstzensur absolut unangemessen ist: Schon wenn der Anschein entsteht, diese Unabhängigkeit sei beeinträchtigt, belastet das unsere Arbeit.” Bülend Ürük kommentiert zum Hin und Her beim WDR: “Der Fall zeigt zumindest, dass öffentlich-rechtliche Führungskräfte bereit sind, ihre Entscheidung auch mal zu überdenken — wenn der Druck und Hohn nur groß genug ist.”

6. Der Mann, der das Fest in Heidenau möglich machte
(jetzt.sueddeutsche.de, charlotte-haunhorst)
Mit dem Fax-Gerät gegen den Freistaat Sachsen: Wie ein Jurastudent das Willkommensfest in Heidenau möglich machte.

Leichen-Foto, Auskunftsverweigerer, Bahlsen und die “Bild”

1. Presserat befasst sich mit Schock-Fotos in “Kronen Zeitung”
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Nachdem die “Kronen Zeitung” ein Foto der Leichen aus dem Kühllastwagen veröffentlicht hat, sind beim österreichischen Presserat Dutzende Beschwerden eingegangen. Die Zeitung wurde dafür von allen Seiten scharf kritisiert. Medien wie “Bild” und “Le Monde” hatten zu dem Zeitpunkt bereits in der Redaktion angefragt, “Bild” und “BZ” haben das Foto dann auch nachgedruckt. Michael Fleischhacker fragt sich in der “NZZ”, was wäre, wenn nicht die Boulevard-Zeitung, sondern andere Medien das Foto gedruckt hätten — und ob es nicht doch eine Berechtigung dafür gibt.

2. Ohne Gnade
(sueddeutsche.de, Paul-Anton Krüger)
Die drei Journalisten Peter Greste, Mohammed Fahmy und Baher Mohammed wurden in Ägypten zu je drei Jahren Haft im Hochsicherheitsgefändnis verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, in Zusammenarbeit mit der verbotenen Muslimbruderschaft über den Fernsehsender “Al Jazeera” gefälschte Nachrichten verbreitet zu haben. Greste, der inzwischen wieder zurück in seiner australischen Heimat ist und in Abwesenheit verurteilt wurde, spricht von einem “abscheulichen” Urteil.

3. Durchsuchung bei der Berliner Morgenpost verfassungswidrig
(morgenpost.de)
Im November 2012 durchsuchten Beamte des Berliner Landeskriminalamts die Privatwohnung und den Arbeitsplatz eines Chefreporters der “Berliner Morgenpost”. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, die die Durchsuchung veranlasst hatte: Der Journalist habe einen Polizisten bestochen. Jetzt hat das Bundesverfassungsgericht entschieden: Die LKA-Aktion in den Redaktionsräumen der “Morgenpost” und der Wohnung war verfassungswidrig.

4. Kommentieren nur nach Handy-Registrierung
(ndr.de, Fiete Stegers)
Überall sind Redaktionen momentan auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihrer Leserschaft Kommentare zu Beiträgen zu ermöglichen, gleichzeitig aber wenig Raum für Hass und Hetze zu bieten. Beim Schweizer SRF muss man nun nicht nur eine E-Mail-Adresse, sondern auch eine Handynummer angeben, wenn man seinen Senf dazugeben will. Im Interview mit dem NDR-Medienmagazin “Zapp” erklärt der verantwortliche Redakteur Konrad Weber, warum. Siehe dazu auch die “letzte Warnung” von “Cicero”-Chefredakteur Christoph Schwennicke.

5. Geheimniskrämer: Warum wir uns sorgen
(correctiv.org, David Schraven)
In Deutschland tobt ein Streit zwischen Medien und Behörden, die Frage lautet: Wie viel Transparenz ist erlaubt? Für David Schraven geht es dabei um die Grundfesten der Demokratie. An ausgewählten Beispielen zeigt er die Absurdität der Argumentation von Ministerien und anderen Auskunftsverweigerern. Doch die “Seite der Informationsblockierer ist mächtig und sie scheint zu allem bereit. Aus Reportern werden Landesverräter. Aus Informationsverbreitern Urheberrechtsverletzer. Aus Fragern Betriebsgeheimnisbrecher.”

6. #gebtihnenKekse
(twitter.com, Peng Collective)

Trotteln, Sarrazin, Bücherverbrennung

1. “Es gibt schon schöne Trotteln”
(facebook.com, Armin Wolf)
Am Ende eines Beitrags der ORF-Nachrichtensendung “ZiB2” war ein Facebook-Posting über Flüchtlinge zu lesen: “An die Wand stellen und einen Kopfschuss verpassen”. Moderator Armin Wolf kommentierte das mit den Worten: “Da graust einer Sau” und “Es gibt schon Trotteln”. Das veranlasste einen Zuschauer zu einer Beschwerdemail an den Publikumsrat, auf die Armin Wolf nun antwortet: “Würde ich es noch einmal sagen? Nein. Ich würde nicht ‘schöne Trotteln’ sondern ‘Es gibt schon feste Trotteln’ sagen. ‘Schöne’ war tatsächlich unpassend.”

2. „Die Eskalation war teilweise inszeniert“
(ostpol.de, Sonja Volkmann-Schluck)
Marco Risovic war als Fotograf an der griechisch-mazedonischen Grenze, als die Regierung dort vergangene Woche den Übergang für Flüchtlinge blockierte. Im Interview spricht er über die Arbeit vor Ort und die Inszenierung von Bildern. Denn dass danach vor allem Fotos von Polizisten zu sehen waren, die mit Tränengas und Blendgranaten auf Flüchtlinge losgehen, war seiner Ansicht nach “von mazedonischer Seite beabsichtigt”.

3. Sarrazins Erbe wirkt weiter
(mediendienst-integration.de, Daniel Bax)
Vor fünf Jahren warnte Thilo Sarrazin schlagzeilenträchtig und begleitet von einem enormen Medienecho vor der Selbstabschaffung Deutschlands. Der “taz”-Journalist Daniel Bax sieht das Buch und die folgende Debatte als Zäsur, die “deutlich gemacht [habe], dass es auch in Deutschland das Potential für eine rechtspopulistische Partei jenseits der Union gibt” und der AfD und “Pegida” den Weg geebnet habe. Sarrazin selbst habe mittlerweile an Popularität verloren, seine Thesen seien jedoch salonfähiger als je zuvor.

4. Wie eine Bücherverbrennung erfunden wurde
(wibkeschmidt.com, Wibke Schmidt)
In einer “Provinzbücherei im Schwarzwald” wurden vor einem Monat 3200 Bücher aussortiert — aus Sicht der “Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen” ein “übliches Vorgehen”, schreibt Wibke Schmidt. Daher wundert sie sich, dass Roland Tichy in seinem Blog die Aktualisierungsaktion in Bad Dürrheim in eine neu aufgelegte Bücherverbrennung umdichtet: “Aus der Aussortierung alter Bücher in einer Gemeindebibliothek eine von höchsten staatlichen Stellen gesteuerte rot-grüne Umerziehungsaktion zu machen — darauf muss man erst mal kommen.”

5. Dramatisches Drama
(udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl)
“Bis zu 50 Flüchtlinge in Schlepper-LKW erstickt” – diese Schlagzeile tauchte gestern in etlichen Medien auf. Udo Stiehl fragt sich, warum so viele Journalisten “die Verlockung [verspüren], eine ohnehin schreckliche Story sofort zu dramatisieren”. Korrekter wäre es gewesen, sich an der Angabe des Ermittlers auf der Pressekonferenz zu orientieren, der von “mindestens 20 Todesopfern” sprach. Wenn man bei Todesmeldungen “mindestens” durch “bis zu” ersetze, “würden Spekulation und Dramatisierung wohl bald zum Standard von Schlagzeilen erhoben”. (Inzwischen hat das österreichische Innenministerium bekanntgegeben, dass in dem LKW mehr als 70 Tote gefunden wurden.)

6. Neues aus der Bildmontage-Bastelstube: Basteln mit Tieren
(noemix.twoday.net)

“Social Media Murder”, WDR vs. RWE, Zeitungssterben

1. What happens when a ‘social media murder’ suspect wants to go viral
(washingtonpost.com, Abby Ohlheiser & Elahe Izadi, englisch)
In den USA sind zwei Journalisten während eines Interviews vor laufender Kamera erschossen worden. Der Täter filmte den Mord aus seiner Perspektive und stellte das Video online. Die “Washington Post” zeichnet nach, was daraufhin in den Sozialen Medien passierte. Siehe dazu auch: “Wenn ich die Videos ansehe, verliere ich einen Teil meiner Würde” (kress.de).

2. WDR contra RWE
(taz.de, Malte Kreutzfeldt)
Nach der Besetzung des Braunkohletagebaus hatte WDR-Redakteur Jürgen Döschner einen Kommentar geschrieben, in dem er die Demonstranten lobte. Das brachte ihm viel Aufmerksamkeit – und noch mehr Kritik von RWE-Mitarbeitern. Nun wehrt sich Döschner mit einem offenen Brief.

3. Und ewig lockt das Zeitungssterben
(nzz.at, Veit Dengler)
Veit Dengler beobachtet, dass das Gespenst des “Zeitungssterben” schon seit Jahren in Europa umhergeht. “Sterben ist anscheinend eine wesentliche Tätigkeit von Zeitungen.” Dengler zählt Gründe auf, warum es sie trotzdem noch gibt.

4. Pressefreiheit à la Sachsen
(freelens.com, Roland Geisheimer)
Ein Fotojournalist erlebt in Heidenau eine “sehr merkwürdige Auslegung des Kunsturheberrechtsgesetzes und auch des Artikel 5 des Grundgesetzes”. Als er Beamte fotografiert, wird er im Polizeigriff abgeführt, fixiert und mit Strafanzeige bedroht. Freelens meint dazu: “Die sächsische Polizei sollte sich zukünftig lieber wieder auf ihre originären Aufgaben konzentrieren, in dem sie die Sicherheit der Flüchtlinge vor Ort gewährleistet und diese vor dem rechtsradikalen Mob schützt.”

5. Weiße Kommentare
(spreeblick.com, Johnny Haeusler)
Johnny Haeusler hat die Schnauze voll. Sein Blogeintrag über Rechtsradikalismus in Deutschland ist zum wiederholten Mal zum Sammelbecken für rechte Trolle geworden. Seine Lösung: “Kommentare, die mich nerven, haben ab jetzt weiße Schrift auf weißem Grund. Wer diese Kommentare dennoch lesen will […], kann den Text markieren und dann wieder erkennen.”

6. Unsere Haltung beim Thema Tagesschau
(titanic-magazin.de, Torsten Gaitzsch)
Eine Reaktion auf diesen Blogeintrag des “Tagesschau”-Chefredakteurs.

Im Auftrag Ihrer Majestät, Heidenau, Ultra-Berichterstattung

1. Wie das “vermutlich” bei Heidenau in die Überschrift kam
(kress.de, Froben Homburger)
dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger erklärt, wie die Überschrift mit den “vermutlich Rechten” entstand, und warum er die Häme in den Sozialen Netzwerken für ungerecht hält. Auf FAZ.net unterstützt Michael Hanfeld diesen Eindruck und lobt die Sorgfalt der dpa: “Je genauer die Deutsche Presse-Agentur formuliert, so scheint es, desto heftiger, oberflächlicher, tumber wird sie kritisiert – von rechts oder von links. Das darf die Nachrichtenagentur ruhig als Auszeichnung verstehen.”

2. Heidenau in den Köpfen der sz.de
(nice-bastard.blogspot.de, Dorin Popa)
In der Dienstagsausgabe der “Süddeutschen Zeitung” findet man einen Kommentar von Constanze von Bullion. Es geht um das Ost-West-Gefälle in der finanziellen Ausstattung von Kitas und Ganztagsschulen, die Überschrift lautet “Es gäbe jetzt Geld dafür”. Online stand über dem Artikel zunächst: “Geld für Kinder statt Flüchtlinge”. Im Text selbst ist von Flüchtlingen jedoch gar nicht die Rede. Nach heftiger Kritik auf Twitter änderte die SZ schließlich den Titel. Dorin Popa vermutet darin Klickschinderei oder die “innere Überzeugung eines, wie sagt man heute so schön, Asylkritikers” in der Onlineredaktion.

3. Ultra-Berichterstattung: Hysterie nach Drehbuch
(effzeh.com, David Schmitz)
Nachdem das Stadionverbot für die Kölner Ultra-Gruppe “Boyz” aufgehoben worden war, gab es bei dem letzten Spiel gegen den VfL Wolfsburg eine Schlägerei vor dem Spiel – mit Beteiligung von “Boyz”-Mitgliedern. Was die “Bild”-Zeitung zum Anlass nimmt, den Dialog des 1. FC Köln mit seiner Fangruppe zu kritisieren, weil die “Boyz” schließlich nur auf Gewalt aus seien. Diese Verurteilung des gesamten Fanclubs stört David Schmitz: “Schließlich – das wird gerne vergessen in der aktuellen Berichterstattung – hieß die Aufhebung der Stadionverbote vor allem, dass Fans, denen offenbar keine Straftaten nachgewiesen werden konnten, wieder ihre Bürgerrechte wahrnehmen und ins Stadion gehen dürfen. Es ist also weniger eine Gnade, als eine juristische Richtigstellung.”

4. Der Kandidat des Königs
(operation-harakiri.de, Ralf Heimann)
Matthias Pauqué möchte Oberbürgermeister von Bonn werden. Der parteilose Kandidat tritt im Namen einer bizarren Bewegung an, die unter anderem die “Abschaffung gemeingefährlicher Organisationen (IWF, Weltbank, CIA und andere)” fordert und ein neues Parlament einführen will. Unterstützt wird Pauqué auch von Peter Fitzek, der sich selbst zum “König von Deutschland” ernannt und auf einem alten Krankenhausgelände einen eigenen Staat ausgerufen hat. Von all dem ist im Kandidaten-Porträt, das der “Bonner General-Anzeiger” veröffentlicht hat, aber nichts zu lesen — offenbar hatte sich die Redaktion einfach auf die Pressemitteilung der Verschwörungstruppe verlassen.

5. Deutschlands vielleicht kleinste Zeitung
(sueddeutsche.de, Olaf Przybilla)
Die Ostheimer Zeitung ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Wer dem Chefredakteur etwas zuschickt, wird gedruckt, so sind die Regeln. Das klingt nach einem seltsamen Verständnis von Journalismus – bis man einen Blick ins Impressum wirft: “Inhaber: Volker Gunzenheimer. Lokalchef: Volker Gunzenheimer. Anzeigenchef: Nein, offiziell nicht Volker Gunzenheimer, das macht sein Sohn. Was das Impressum verschweigt, vermutlich aus Bescheidenheit: Auch der Chefreporter, der einzig festangestellte Fotograf, der Chefdrucker und der Chef vom Dienst hören auf den Namen Volker Gunzenheimer.”

6. 14 lieblos ausgewählte Bilder mit schwachsinnigem Text für Sie zum Klicken und Teilen
(der-postillon.com)

Plötzlich arbeitslos, Flüchtlinge, “Constructive News”

1. Und plötzlich arbeitslos
(medienwoche.ch, Nik Niethammer)
Nachdem Nik Niethammer seinen Chefredakteursposten beim Schweizer Radio 1 verlassen hatte, war er ein Jahr lang arbeitslos. In seiner Kolumne beschreibt der Journalist, wie sich das anfühlt, wenn man trotz langer Berufserfahrung kaum Angebote oder Gesprächseinladungen im Postfach findet, wenn man sich auf Dutzende Stellen bewirbt und nur Absagen kassiert. “Ich will kein Mitleid, nur ein bisschen Respekt.”

2. Der Welt geht es doch gut
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Mitte August kündigte Florian Harms, der Chefredakteur von “Spiegel Online”, im Spiegel-Blog an, künftig mehr Artikel zu veröffentlichen “die auch bei düsteren Themen einen Aspekt aufzeigen, der Hoffnung macht, der einen Ausweg weist, der viel diskutierte Themen auch mal aus einer anderen Perspektive beleuchtet”. Während das den empörten Georg Altrogge dazu veranlasste, “Spiegel Online” nach anderthalb Jahrzehnte als Startseite zu löschen, beleuchtet Stefan Niggemeier den Trend zu “Constructive News” und rezensiert das gleichnamige Buch des Nachrichtenchefs des öffentlich-rechtlichen dänischen Rundfunks.

3. Plattformen wie Infosperber mit PR unterwandern
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Viele PR-Agenturen bieten Blogs Werbeartikel an, die sie als “redaktionelle” Texte maskieren wollen. Gerne auch gegen Geld – bloß der Name der Agentur oder der Autoren darf nicht auftauchen. Infosperber zeichnet den Beeinflussungsversuch zweier Agenturen nach.

4. Alles, nur nicht proletarisch
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Anlässlich des Verkaufs des “Economists” schaut sich Kurt W. Zimmermann das Wirtschaftsmagazin genauer an. Der “Economist” sei “zum Großerfolg geworden, weil er das völlige Gegenteil aller anderen Blätter tut”: Die Namen der Autoren werden nicht genannt, es gibt keine stilistischen Spielereien, keine ewig langen Texte, keine Gratiskultur. Damit, so Zimmermann, “schuf der Economist eine gelungene Gegenkultur zu den geltenden Regeln auf europäischen Großredaktionen. Dort sitzen viel zu viele selbstverliebte Schreibgockel, die seitenweise ihre vermeintlich brisanten Enthüllungen wortgewaltig ins Publikum posaunen.”

5. Unsere Haltung beim Thema Flüchtlinge
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Seit Wochen berichtet die Tagesschau in fast jeder Ausgabe über Flüchtlinge. Chefredakteur Kai Gniffke fragt deshalb: “Tun wir das wertfrei? Haben wir dazu eine Haltung? Oder gar eine Meinung?” Viele Kommentatoren freuen sich dabei vor allem über diese beiden Sätze: “Wir dürfen die Abschiebung eines abgelehnten Asylbewerbers nicht als menschenverachtende Maßnahme einer kaltherzigen Bürokratie darstellen. Ein gerechtes Asylverfahren in einem weltoffenen Land lässt sich nur aufrechterhalten, wenn rechtmäßig zustande gekommene Abschiebebeschlüsse auch in die Tat umgesetzt werden.”

6. Vor 20 Jahren: Windows 95 erscheint
(heise.de, Peter Siering)

Heidenau, Leserinnen, Youtuber

1. Was Medien aus #Heidenau lernen können
(marckrueger.tumblr.com, Marc Krüger)
Am Freitagabend eskalierte die rechtsradikale Gewalt in Heidenau. Bei Twitter war der Hashtag #Heidenau Trending Topic, in den klassischen Medien tauchte das Thema bis Samstag dagegen kaum auf. Ein Grund: Die Nachrichtenagenturen berichteten erst spätabends – und die sind für viele Journalisten auch im Jahr 2015 noch die wichtigste Quelle. Ist das noch zeitgemäß? Nein, glaubt Marc Krüger: “Agenturhörigkeit und das absolute Vertrauen in die Vollkommenheit der Texte sind mittlerweile ebenso fehl am (Nachrichten)Platz wie das Glorifizieren von Twitter als einzig wahre Quelle […] Nachrichten sind auch nicht nur dann wichtig, wenn Agenturen sie als ‘Eil’ kennzeichnen.”

2. Hereinspaziert, klicken und liken!
(medienwoche.ch, Ronnie Grob)
Im zweiten Teil der Serie über die Veränderungen des Journalismus durch das Internet macht sich Ronnie Grob Gedanken über die Finanzierung von Netzinhalten. Wer heutzutage Geld verdienen wolle, sei “dazu gezwungen, viele Leser zu vielen Interaktionen zu bringen, und das passiert nicht mit ausgewogenem, vernünftigem Journalismus. Sondern mit Emotionen, Sex, Kriminalität, Satire, Gerüchten, Überzeichnungen, Halb- und Unwahrheiten. Das Träumen von einer anderen Welt ist zwar nach wie vor erlaubt, doch die Realität des ‘Journalismus’ online sieht so schlimm aus wie Focus.de oder Huffingtonpost.de. Portale, die für einen Klick oder ein Like wohl auch ihre Großmutter verkaufen würden.”

3. Wenn sich Männer nicht mitgemeint fühlen
(blogs.taz.de, Lalon Sander)
Viele Medien verwenden ganz selbstverständlich das generische Maskulinum. Wenn sie von “Lesern” sprechen, sollen sich die Leserinnen natürlich mitgemeint fühlen. Aber was passiert, wenn man das Ganze umdreht? Lalon Sander hat das bei der “taz” ausprobiert und in einem Artikel über E-Mail-Verschlüsselung von Absenderinnen und Empfängerinnen geschrieben. Die Reaktionen der Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern zeigen: Drei Buchstaben können für ganz schön viel Empörung sorgen.

4. Letters: Mario Vargas Llosa Responds
(nytimes.com, Mario Vargas Llosa)
Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa beschwert sich in einem Leserbrief, dass in einer Buchrezension der “New York Times” mehrere Falschinformationen über ihn stehen: Weder habe er einen Twitter-Account, noch exklusive Fotos über eine neue Liebesbeziehung an ein Magazin verkauft. “I am flabbergasted to learn that this kind of gossip can work its way into a respectable publication such as the Book Review.”

5. Nehmt Youtuber ernst!
(tagesspiegel.de, Tim Klimeš)
Tim Klimeš ärgert sich über die Häme und die “ablehnenden Anspannung”, mit der viele klassische Medien Youtubern begegnen. “Wenn ich mich nun an meinen Schreibtisch setze, einen Text schreibe, mit dem ich nicht einmal versuche zu verstehen, wie solche Videos erfolgreich werden können, wenn ich stattdessen einen Eimer Häme über dieser neuen Kultur ausküble, dann gewinne ich vielleicht ein paar Fans auf Twitter und werde in einem Branchendienst zitiert. Was ich verliere, ist die Glaubwürdigkeit bei denjenigen, die meine Berichterstattung in den nächsten Jahren noch für voll nehmen sollen.”

6. “vermutlich Rechte”
(twitter.com/morgenpost)
Dass sie achtsam mit Sprache umgehen, wird besonders von denen erwartet, die damit arbeiten. Wie zuvor bereits “Spiegel Online” mit der “Asylgegner”-Bezeichnung hat sich nun die Nachrichtenagentur dpa mit ihrer Überschrift “Randale zwischen Linken und vermutlich Rechten” scharfe Kritik eingefangen. Dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger erklärt, warum der Text so verschickt wurde.

Michael Jeannée, Drohnen, Kaffee gegen Krebs

1. Die Stille vor dem Schuss
(nzz.at, Barbara Kaufmann)
Florian Klenk, Chefredakteur der Wiener Zeitung “Falter”, hat gemeinsam mit der “Vice” über ein Video berichtet, das Polizeigewalt zeigt. Nun wird er als “Polizistenhasser” verunglimpft: “Kronen Zeitung-Kolumnist Michael Jeannée schießt scharf gegen Klenk, und seine Zeilen lassen andere schießen.” Denn das greift der FPÖ-Politiker Strache auf, unter dessen Facebook-Post Morddrohungen gegen den Journalisten auftauchen. Und der Politiker gibt dem bedrohten Journalisten selbst die Schuld an der Bedrohung. Barbara Kaufmann beklagt nun die ohrenbetäubende Stille: “Die Stille vor dem Schuss ist eine trügerische. Wenn sie vorüber ist, wird man nicht sagen können, man hätte nichts gehört.”

2. Amnesty will gegen Jeannée vorgehen
(derstandard.at, Oliver Mark)
Der bereits zuvor erwähnte Kronen-Kolumnist Michael Jeannée (eine Art Franz-Josef Wagner Österreichs) hat derzeit nicht nur mit dem “Falter” und dem Presserat, sondern auch mit Amnesty International Ärger. Denn die Menschenrechtsorganisation will den jüngsten Ausritt des Kolumnisten “nicht einfach hinnehmen”, wie Generalsekretär Heinz Patzelt dem “Standard” sagte. Jeannée machte sich über Amnesty-Mitarbeiter lustig, die zur Flüchtlingsunterkunft Traiskirchen gereist sind. Der Kolumnist leugnete die kritischen Zustände und verunglimpfte die Amnesty-Berichterstatter, schreibt Oliver Mark. Dagegen wehrt sich die Organisation nun.

3. Kaffee schützt vor erneutem Darmkrebs – oder auch nicht
(medien-doktor.de, Marcus Anhäuser)
Marcus Anhäuser hat in der “Rheinischen Post” gelesen, dass “vier Tassen Kaffee vor Darmkrebs-Rückfall schützen”. Allein: Das behaupten die Wissenschaftler gar nicht, die die Studie erstellt haben, auf die sich zuerst die AFP und dann die RP beziehen. Schließlich handelt es sich nur um eine Beobachtungsstudie über einen Zeitraum von sechs Monaten, die nach Aussage der Forscher keinen Kausalitätsschluss zulässt. Korrekterweise müsste es zum darmkrebsheilenden Kaffee also heißen: “Kann sein oder kann nicht sein.”

4. „Laßt uns doch mal eine Drohne einsetzen!“
(get.torial.com, Max Ruppert)
“Copter-Blogger” Max Ruppert erklärt, was Journalisten beachten sollten, wenn sie eine Drohne einsetzen wollen.

5. 10 neue Podcasts, die du dir anhören solltest
(t3n.de, Luca Caracciolo)
Luca Caracciolo stellt zehn Podcasts vor, “bei denen ein genauerer Blick lohnt”.

6. Feinderklärungen in den Medien
(taz.de, Rudolf Walther)
Wolfgang Storz hat für die Otto-Brenner-Stiftung eine “Recherche-Studie” über rechte Medien-Netzwerke erstellt. Das “Querfront-Netzwerk” rund um Jürgen Elsässer (“Compact”) und Ken Jebsen (“Ken.fm”) sowie dem Kopp-Verlag “versteht sich als jenseits von links und rechts, wirbt für die aktuelle Politik des Kremls und für die AfD, agitiert gegen die EU, Israel und die Westorientierung der BRD und warnt vor dem ‘moralisch-kulturellen Zerfall’ der Demokratie infolge der Zuwanderung von Muslimen.” Storz sieht darin eine große Gefahr und befürchtet “eine Demontage von qualifizierter Öffentlichkeit und Demokratie”.

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