Archiv für 6 vor 9

Apple, Angst, Alfred Neven DuMont

1. “Josef K. im Hubschrauber”
(taz.de, Ulrich Schulte)
Journalisten am G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015: “Alles da, alles einfach, alles toll. Es gab Geschenke, G7-Gipfel-Schlüsselanhänger, G7-Gipfel-Kugelschreiber, einen Rucksack samt Gipfellogo und bayerischem Wappen. Es gab ein sagenhaftes Buffet im Cateringzelt, das von morgens bis abends Schweinebraten, Knödel und frische Salate anbot. Es gab einen stylischen Entspannungsraum mit einer Cocktailbar, Sitzsäcken, Tischfußball und Großbildschirmen.” Siehe dazu auch “The G7 media centre – a German sausage factory of news” (theguardian.com, Charlie Skelton, englisch).

2. “Pressefreiheitsrankings unter der Lupe”
(de.ejo-online.eu, Anna Carina Zappe)
Anna Carina Zappe analysiert Stärken und Schwächen fünf verschiedener Rankings der Medienfreiheit.

3. “‘Unsere Patienten gelten als verrückt, nicht als krank'”
(faz.net, Lucia Schmidt)
“Der mediale und gesellschaftliche Umgang mit der Flugzeugkatastrophe hat die Entstigmatisierung von psychisch kranken Menschen um Jahre zurückgeworfen”, sagt Psychiatrieprofessor Andreas Reif über die Folgen des Absturzes von Germanwings-Flug 9525: “Psychische Erkrankungen sind häufig. (…) Diese Patienten dürfen in keine Ecke gedrängt werden, das verschlechtert ihre Prognose und Versorgung dramatisch, das wiederum hat Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft.”

4. “Raus aus dem Hamsterrad: Warum wir nicht mehr über Apple-Events berichten”
(basicthinking.de, Tobias Gillen)
Das Blog Basicthinking.de fährt die gut geklickte (Live-)Berichterstattung über Apple-Events zurück: “Das alles bedeutet natürlich nicht, dass es auf BASIC thinking nie mehr Apple-Themen zu lesen geben wird. Aber wir haben uns von diesem Hype-Denken verabschiedet und werden uns Produkten mit der nötigen Ruhe und Distanz widmen, genauso wie wir es mit anderen Dingen und Themen auch machen (über Microsoft-Präsentationen u.ä. berichten wir auch nicht im Liveticker).”

5. “Reden der Trauerfeier für Alfred Neven DuMont”
(ksta.de)
Fünf Reden zum Tod von Alfred Neven DuMont. Hans Werner Kilz: “Natürlich konnte – und wollte – er in seinen Blättern verhindern, was ihm nicht in den Kram passte. ‘Ich hätte nicht gerne eine Zeitung führen wollen, wo ich mich am Schluss nicht hätte durchsetzen können’, sagte er ganz offen. Redaktionsstatute, die Verleger-Entscheidungen dem Votum der Mitarbeiter unterwarfen, fand er ein Gräuel. Aber er ließ andere Meinungen gelten, sie mussten nur gut begründet sein. Wer sauber recherchiert hatte, brauchte Interventionen nicht zu fürchten.”

6. “Die Angstgesellschaft”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Siehe dazu auch “Informationsfreiheits-Ablehnung des Tages: Der Bundesnachrichtendienst antwortet uns überhaupt nicht mehr” (netzpolitik.org, Andre Meister).

Richter, Quellenschutz, G7-Gipfel

1. “G7 – Ein Transparenzbericht”
(flaschenpost.piratenpartei.de, Steve König)
Steve König berichtet aus dem Medienzentrum am G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015: “Eine Kommunikation zu den Delegationen der G7 gibt es so gut wie nicht. Außerhalb von Pressekonferenzen und Briefings ist es nicht möglich, mit ihnen in den Kontakt zu treten. Allerdings gibt es ein reichhaltiges Angebot an Presseterminen: Fotoshooting von der Ankunft in München, Fotoshooting vom Weg zu Schloss Elmau, Fotoshooting vor dem Treffen, zwischen den Treffen, während des Abendessens.” Siehe dazu auch “Nach Merkels Elmau-Show ist Scham angesagt” (heise.de/tp, Florian Rötzer).

2. “Fast 30’000 Mal geteilt: Darum geht ein drei Jahre alter Leserbrief mit Falschinformationen über Asylbewerber viral – und das sagt die Autorin dazu”
(watson.ch, Daria Wild)
Daria Wild geht einem in sozialen Netzwerken geteilten Leserbrief nach, der Zahlungen an Asylbewerber und Zahlungen an Rentner miteinander vergleicht: “Der Betrag, auf den sie sich bezieht, ist eine Pauschale an die Kantone pro Asylbewerber und kein Sackgeld. Kleider kriegen Asylbewerber genauso wenig geschenkt wie die Zahnreinigung – der Vergleich mit den AHV-Beträgen ist an den Haaren herbeigezogen.”

3. “Test zum Quellenschutz: Medienschaffende schlechter als Schimpansen”
(dominiquestrebel.wordpress.com)
Die Bachelorstudie “Der Informanten- und Quellenschutz im schweizerischen Strafrecht” (PDF-Datei) zeige, berichtet Dominik Strebel, dass Journalisten “ihre Möglichkeit zum Informanten- und Quellenschutz generell und stark” überschätzen.

4. “Neue ‘Economist’-Chefredakteurin: ‘Sorry! Wir Briten halten mit niemandem Händchen'”
(spiegel.de, Barbara Hans und Christian Rickens)
“Spiegel Online” spricht mit der neuen “Economist”-Chefredakteurin – weil sie eine Frau ist: “Ganz ehrlich: Wir säßen vermutlich nicht hier, wenn Sie ein Mann wären. Nervt es Sie, wenn sich Journalisten nur für Sie interessieren, weil sie die erste Frau in dieser Funktion sind?”

5. “Die Augen des Revisionsgerichts”
(zeit.de, Thomas Fischer)
Bundesrichter Thomas Fischer legt in einem langen Text dar, wie Entscheidungen am Bundesgerichtshof (BGH) tatsächlich zustandekommen: “Fünf höchstqualifizierte Richter lauschen 16 Stunden pro Woche mit unbewegtem Gesicht, innerem Stöhnen und gelegentlich überwältigender Müdigkeit den ‘Vorträgen’ von Kollegen, die sich redlich, aber vergebens bemühen, 200 Seiten lange hochkomplizierte ‘Einerseits-Andererseits’-Abwägungen umfassend, lückenlos und neutral darzustellen. Anschließend entscheiden drei von fünf Richtern, ob sich in den Formulierungen des Urteilstexts ein Rechtsfehler befindet – und damit über das Schicksal eines verurteilten Menschen –, ohne auch nur eine einzige Zeile des angefochtenen Urteils gelesen zu haben.” Siehe dazu auch “Der Richterkönig lebt!” (faz.net, Volker Rieble, 31. Mai).

6. “5 Ways Powerful People Trick You Into Hating Protesters”
(cracked.com, David Wong, englisch)

Schokoladen-Diät, Rabauken-Jäger, Hip-Hop-Journalismus

1. “Schlank durch Schokolade”
(arte.tv, Video, 52:22 Minuten)
Diana Löbl und Peter Onneken erfinden die Schokoladen-Diät “The Chocolate Transformation” und “führen eine wissenschaftlich begleitete Studie durch, die so absurd ist, dass man sie eigentlich nicht ernst nehmen dürfte”. Sie findet dann dennoch ihren Weg in die Medien (ab Minute 47).

2. “Der Schokoladenstudienreport – ein Schlappe für den Journalismus”
(scienceblogs.de/geograffitico, Jürgen Schönstein)
Jürgen Schönstein kritisiert die Darstellung der Autoren: “Kurz nach der 47. Minute erfahren wir dann, dass eine aufwändig vorbereitete Pressemitteilung an ‘hunderte Journalisten in ganz Deutschland’ geschickt wurde. Doch das waren nicht etwa WissenschaftsjournalistInnen, wie man bereits drei Minuten voher hören konnte – Zielgruppe waren ‘Beauty-Journalisten’, und wer immer damit gemeint sein könnte, ist vermutlich eher auf Schönheitstipps und Kosmetika spezialisiert. WissenschaftsredakteurInnen würde ich im Beauty-Ressort allerdings nicht unbedingt erwarten… Doch selbst dort ist man offenbar nicht so blöd gewesen: Hunderte erhielten die Nachricht, doch letztlich fielen offenbar nur fünf darauf rein: BILD, Cosmospolitan, RTL, Brigitte und FOCUS Online, hier fälschlich – Redaktion und Eigentümerstruktur sind völlig verschieden, nur die Marke ist ähnlich – als FOCUS präsentiert.”

3. “Rabauken – Jäger eine Beleidigung?”
(hoesmann.eu)
Geht die Verurteilung eines Journalisten zu einer Geldstrafe von 1000 Euro, weil er einen Jäger “Rabauken-Jäger” genannt hat, in Ordnung? Nein, findet die Kanzlei Hoesmann: “Die Kritik der Medien erfolgt daher aus unserer Sicht zurecht und wir hoffen, dass in einer etwaigen zweiten Instanz das Urteil wieder zu Gunsten der Meinungs- und Pressefreiheit aufgehoben wird.”

4. “Warum die große Disruption des Fernsehens gerade erst beginnt”
(t3n.de, Luca Caracciolo)
Luca Caracciolo schreibt über die Zukunft des Fernsehens: “Wenn Drehbücher nur auf Basis von Datenanalysen geschrieben werden, mutiert die schöne neue Fernseh-Welt in der Tat zu einem engstirnigen und opportunistischem Monster des immer Gleichen. Gelingt den großem Streaming-Plattformen hingegen die Balance zwischen Datenanalyse und künstlerischer Freiheit, stehen uns wahrlich großartige Zeiten bevor.”

5. “Hat der Beruf ‘Hip-Hop-Journalist’ Zukunft?”
(istdashiphopoderkanndasweg.wordpress.com)
Qualitäts- und Finanzierungsprobleme im Hip-Hop-Journalismus.

6. “Journalisten und Freigetränke”
(facebook.com/SPOXcom)

Alan Rusbridger, Günther Jauch, Simbabwe

1. “Nummer 10 oder 11 geht”
(freitag.de, Alan Rusbridger)
Alan Rusbridger schaut auf 20 Jahre als Herausgeber des “Guardian” zurück: “Die Entscheidung der Familie Scott, alle finanziellen Interessen an der Zeitung aufzugeben, dürfte zu den historischen Großtaten in Sachen gesellschaftlich ausgerichteter Philanthropie zählen. Auf diese Weise schufen sie eine Eigentümerstruktur, die nur zwei Zwecken dient: die Zukunft des Guardian zu sichern und in jeder Lage, um jeden Preis und gegen alle Widrigkeiten die Unabhängigkeit der Zeitung zu wahren. Natürlich bleibt die Zukunftssicherung eine ständige Aufgabe, aber Rücklagen in Höhe von rund einer Milliarde Pfund sind dafür zumindest eine starke Basis.”

2. “Beflügelt durchs Internet”
(journafrica.de, Malvern Mkudu)
Malvern Mkudu stellt “Zambezi News” vor, eine Comedyshow aus Simbabwe: “Zambezi News parodiert die propagandistische und dilettantische Berichterstattung der staatlich kontrollierten simbabwischen Rundfunkgesellschaft. (…) Mit ihrem Fokus auf tagtägliche Probleme, fand die Show Anklang bei vielen Simbabwern im In- und Ausland. Die Sendung macht sich über die Regierung lustig und richtet ihr Augenmerk vor allem auf die Unterdrückung durch den Staat.”

3. “‘Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?'”
(zeit.de, Annika von Taube)
Wie “Zeit”-Kommentatoren auf Eingriffe der Moderation reagieren.

4. “Fallstricke – wie Sibel Arslan zu Fall gebracht wurde”
(srf.ch, Audio, 55:43 Minuten)
Christoph Keller setzt sich ausführlich mit der Nicht-Beförderung von Sibel Arslan auseinander: “Als sie zu ihrem ersten grossen Karriereschritt ansetzt, schaltet sich die lokale Zeitung ein, die ‘Basler Zeitung’, mit Erfolg: Sibel Arslan kriegt ihre bereits zugesagte Stelle nicht. Ein Lehrstück über die Macht der Medien.”

5. “Ausreden lassen”
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Claudia Tieschky empfiehlt der ARD, die Einstellung von “Günther Jauch” “zum harmonischen Abbau des Talk-Überschusses” zu nutzen. “Ähnlich wie im Fall des Entertainers Thomas Gottschalk war die ARD bereit, für eine Verheißung sehr viel Geld auszugeben, die sie offenbar selbst nicht produzieren kann. Sie wollte eine am Privatfernsehen orientierte, quotenträchtige Unterhaltsamkeit paaren mit der untadeligen öffentlich-rechtlichen Glaubwürdigkeit.” Siehe dazu auch “Ihr werdet ihn noch vermissen!” (taz.de, Heiko Werning).

6. “Jauch hört auf! Jetzt spricht der beliebte Moderator selbst!”
(ahoipolloi.blogger.de)

BPB, PGP, Andrew Jennings

1. “‘Lügenpresse’: Gesprächsversuch mit Kritikern”
(ardmediathek.de, Video, 13 Minuten)
“Panorama” lässt Kritiker der etablierten, insbesondere der öffentlich-rechtlichen Medien zu Wort kommen, so zum Beispiel Walter van Rossum oder Maren Müller.

2. “Reality-TV als Aufklärung”
(taz.de, Wilfried Urbe)
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zahlt Fördergelder für RTL2-Sendungen. Indirekt fördert die Behörde etwa Sendungen wie 50667 Köln oder Berlin Tag & Nacht: “Rund 400.000 Euro pro Jahr investiert die Bundeszentrale mittlerweile in ‘zielgruppenspezifische’ TV- und Web-Formate”.

3. “Was wir aus der Berichterstattung über den Bellingcat-Report lernen”
(spiegel.de, Florian Harms)
Florian Harms schreibt darüber, wie “Spiegel Online” über die Bellingcat-Reports zur Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17 berichtet hat: “Selbstkritisch müssen wir festhalten: Diese professionelle Skepsis im Umgang mit der Quellenlage, das Hinterfragen der Quelle hätten wir bereits in den vorherigen Artikeln stärker zum Ausdruck bringen sollen.”

4. “It’s a Man’s Man’s Man’s World”
(tagesanzeiger.ch, Jean-Martin Büttner)
Jean-Martin Büttner wünscht sich mehr Frauen, die über Rockmusik schreiben.

5. “How a curmudgeonly old reporter exposed the FIFA scandal that toppled Sepp Blatter”
(washingtonpost.com, Michael E. Miller, englisch)
Michael E. Miller porträtiert Andrew Jennings: “Now, after decades of threats, suspicions about tapped phones and intermittent paychecks, Jennings is being vindicated with every twist and turn in the FIFA scandal.”

6. “‘Die NSA kommt überall rein'”
(futurezone.at, Patrick Dax)
Ein Interview mit Phil Zimmermann, dem Erfinder des Verschlüsselungsprogramms Pretty Good Privacy (PGP).

Menschenfleisch, Rand Paul, Elisabeth II.

1. “Interview zu angeblichen MH17-Manipulationen: ‘Bellingcat betreibt Kaffeesatzleserei'”
(spiegel.de, Benjamin Bidder)
Bildforensiker Jens Kriese spricht über Analysen von Satelliten-Aufnahmen bezüglich der Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17: “Wir können nicht wissen, ob die Bilder zeigen, was Moskau behauptet. Diese ‘Analyse’ aber hat nichts gebracht – die Steigerung der Bekanntheit von Bellingcat einmal ausgenommen.” Siehe dazu auch “Falsche Wolken über der Ukraine? Die Photoshop-Arbeiten des Kreml und die Fehler der Bellingcat-Analyse” (stefan-niggemeier.de).

2. “Kodexfusion bei der ‘Zeit’: Gemeinsame ethische Richtlinien für Print und Online”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier veröffentlicht den neuen “Code of Ethics von ZEIT ONLINE und DIE ZEIT”.

3. “BBC-Journalistin erklärt Queen fälschlicherweise für tot”
(blog.zeit.de/teilchen, Tobias Dorfer)
Eine BBC-Journalistin twittert, Königin Elisabeth II. sei gestorben. “Der Fauxpas sei während einer ‘technischen Übung’ passiert. ‘Die Tweets wurden inzwischen gelöscht und wir entschuldigen uns für den Vorfall.'”

4. “Vorsicht Fake: Wie man Falschmeldungen im Netz enttarnt”
(fachjournalist.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald gibt Tipps, um Fakes zu enttarnen: “Man kann es vermeiden, falschen Identitäten aufzusitzen, wenn man die Herkunft des Profils hinterfragt und mit anderen Web-Profilen vergleicht. Im Zweifelsfall ist das gute alte Telefon der wichtigste Verbündete beim Überprüfen von sonderbar anmutenden Informationen.”

5. “Kannibalen-Falschmeldung kreist 2 Jahre lang durchs Netz”
(kobuk.at, Moriz Büsing)
Servierte ein Restaurant in Nigeria Menschenfleisch, wie das “Heute” und “Österreich” behaupten? Nein. “Es ist doch bemerkenswert, wie eine Meldung von einem nigerianischen Blog fast 2 Jahre später noch um die Welt gehen kann. Und in diesen 2 Jahren hat es sich niemand (bis auf die BBC heute) angetan, bei der nigerianischen Polizei nachzufragen, ob an der Geschichte etwas Wahres dran ist.”

6. “Fox News Explains Why Rand Paul Was Left Out of 2016 Poll Graphic”
(mediaite.com, Matt Wilstein, englisch)

Schleichwerbung, Thomas Meyer, Ronja von Rönne

1. “Schleichwerbung im Netz”
(zdf.de, Video, 10:08 Minuten)
Marius Brüning, Andreas Halbach und Heiko Rahms setzen sich kritisch mit Schleichwerbung im Netz, insbesondere auf Instagram, auseinander.

2. “Die Parasiten vom Dienst”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Für Markus Wiegand ist es an der Zeit, “härter zu werden und PR und Produktwerbung konsequenter aus den redaktionellen Inhalten rauszuhalten. Die Leser werden es danken – und das Anzeigengeschäft könnte es außerdem ankurbeln.”

3. “‘Die große Meinungsvielfalt in der deutschen Presse ist Geschichte'”
(heise.de/tp, Marcus Klöckner)
Ein Interview mit Politikwissenschaftler Thomas Meyer: “Wenn Medienkritik so angebracht wird, wie es beispielsweise Leute von Pegida tun, dann ist es sehr einfach für die kritisierten Medien und Journalisten, die Kritik als substanzlos, da zu schrill, zu laut und zu unsachlich abzutun. Die fundierte Medienkritik, die zwischen all den lauten Tönen auch zu finden ist und die, so meine ich, durchaus auch ihre Schärfe hat, wird dann einfach übergangen.”

4. “Fernsehgelder: Wie wir alle das System Blatter finanzieren”
(spiegel.de, Stefan Kaiser und Anna van Hove)
“Mit 43 Prozent machen die Erträge aus den Fernsehrechten beinahe die Hälfte der Gesamteinnahmen des Weltverbandes aus”, schreibt Stefan Kaiser zu den Einnahmen des Weltfußballverbands FIFA: “Die gewaltig gestiegenen Preise werden auch für ARD und ZDF zunehmend zu Belastungen. Für die WM 1998 zahlten sie gerade mal gut 20 Millionen Mark, mittlerweile müssen sie etwa das 20-fache davon auf den Tisch legen. Allein die fünf WM-Turniere von 2006 bis 2022 kosten die beiden Staatssender rund eine Milliarde Euro. Die Sender selbst wollen die Zahlen weder bestätigen noch dementieren. Sie dürfen keine Details veröffentlichen. Die Fifa verlangt von ihren Vertragspartnern Stillschweigen über die gezahlten Summen.”

5. “Alle Aufregung ist groß, aber welche ist am größten?”
(svenjagraefen.de)
Svenja Gräfen über die Kontroverse zur Ingeborg-Bachmann-Preis-Nominierung von Ronja von Rönne: “Wenn Rönne solche Texte schreibt und dies nicht ganz blauäugig tut, dann muss sie (und müssen ihre Unterstützer_innen ebenso) mit den Konsequenzen, die zu Recht auch Kritik beinhalten können, umgehen können. Dieses ‘Sie ist doch so jung und probiert sich noch aus’-Ding nervt nicht nur, es ist überflüssig. Sie ist jung, ja. Aber sie probiert sich eben nicht aus, sie schreibt für ein riesengroßes Medium, Punkt.”

6. “Klickstrecke: Die besten TITANIC-Witze in der Heute-Show”
(titanic-magazin.de)

Wrestling, Bellingcat, Sepp Blatter

1. “Mord war zu gewöhnlich: Presserat rügt Bild wegen Täter-Foto”
(meedia.de, Marvin Schade)
“Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann ist nicht einverstanden mit einem Entscheid des Deutschen Presserats. Er ruft “Bild”-Leser dazu auf, sich in dieser Sache beim Presserat zu melden: “‘Sagen Sie dem Presserat ihre Meinung.’ Dazu veröffentlicht die Redaktion Telefonnummer und Adresse der Ethikinstanz, eine Aufforderung zum personalisierten Protest der Bildleser-Crowd.”

2. “Schlechte Recherche? Dafür habe ich keine Zeit”
(wrestling-point.de, Mathias)
“Muss alles was wir uns täglich zuführen Hochkultur sein?”, fragt Mathias zum Artikel “Prügel gegen Geld” (zeit.de, Felix Lill): “Im Endeffekt haben wir hier ein Paradebeispiel was dabei rauskommt, wenn jemand schon mit einer vorgefertigt Meinung in einen Artikel hüpft. Kein müder Gedanke wurde daran verschwendet nachzuforschen, warum Wrestling beliebt ist. Der Autor kam mit der Einstellung rein ‘Wrestling ist Idiotenunterhaltung’ und brachte das dann auch so zu Papier.”

3. “Wenn alle die Ersten sein müssen”
(deutschlandradiokultur.de, Jakob Schmidt)
Jakob Schmidt sucht Alternativen zum von Eilmeldungen getriebenen Journalismus und kommt auf das Prinzip Langsamkeit, das Prinzip Subjektivität und das Prinzip Unabhängigkeit.

4. “Russland soll MH17-Bilder manipuliert haben”
(ndr.de, Bastian Berbner)
Bastian Berbner schreibt über Recherchen der Website Bellingcat zur Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17: “Die Bellingcat-Rechercheure haben die Aufklärung dieses Verbrechens in der Öffentlichkeit so weit vorangetrieben wie niemand sonst. Wie Staatsanwälte haben sie aus Fakten ein dichtes Netz gesponnen, das kaum mehr Zweifel zulässt.”

5. “Bellingcat-Analyse MH 17 so unseriös wie BILD und SPON”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Almasala bezweifelt diese Sichtweise: “Die Ergebnisse von Bellingcat beruhen auf einer fehlerhaften Analyse und unschlüssigen Argumentation. Doch das Desaster ist nicht die stümperhafte und dilettantische Vorgehensweise von Bellingcat. Das Desaster ist, dass Leitmedien eine Laientruppe in den Stand von Experten und investigativen Journalisten erhebt, weil sie die gewünschten Ergebnisse für die gewünschte Meinung liefern. Die Medien schieben die vermeintlichen Experten von Bellingcat wie eine Monstranz vor sich her und lassen ihre eigene Agenda durch den Mund der selbsternannten Bürgerjournalisten verbreiten. Ergebnisse fehlerhafter Analysen werden dabei zu Fakten oder bestenfalls zu mutmaßlichen Fakten erklärt.”

6. “Gerechtigkeit für Sepp Blatter!”
(faz.net, Roger Köppel)
Roger Köppel fordert Gerechtigkeit für Josef Blatter: “Seine Dauerkritiker übersehen: Die Tatsache, dass man ihm nichts nachweisen kann, hat vor allem damit zu tun, dass es nichts gibt, was man ihm nachweisen kann. Was seine Feinde freilich nur noch rasender macht.”

Tinte, Familienzwist, Homeland

1. “Anmerkungen mit grüner Tinte”
(sueddeutsche.de, Nico Fried)
Nico Fried beschreibt die Autorisierung von Interviews, “ein Verfahren, das es fast nur in Deutschland gibt: Die Politiker können ihre Aussagen präzisieren, streichen, kürzen”: “Es geht im Zweifel durch viele Hände, durch die zuständigen Fachabteilungen, zu engen Mitarbeitern – und am Schluss noch einmal zu Merkel. Mit grüner Tinte macht sie letzte Anmerkungen, wenn sie noch welche hat.”

2. “‘Ich nenne sie Kopolitiker'”
(taz.de, Anne Fromm und Ines Pohl)
Ein Interview mit Politikwissenschaftler Thomas Meyer: “Politik wird nicht mehr als eine Mischung aus Konflikten, Interessen, Akteuren, Institutionen und als längerer Prozess verstanden, sondern der Einfachheit halber als so eine Art Familienzwist zwischen Promis präsentiert. Das Symbol dafür ist die politische Talkshow. Dort wird das politische Geschehen als Unterhaltung inszeniert, als ein Gezänk, bei dem es eigentlich nur um den persönlichen Streit zwischen Politikern und anderen Promis geht. Das ist ein entpolitisierendes, irreführendes Bild von der Politik.”

3. “Vom Falschen im Echten”
(3sat.de, Video, 5:27 Minuten)
“Störbilder. Schöne Gedanken. Emotionen. Ist das die Zukunft des Journalismus? Nein. Aber die Satiriker zeigen, wie man sperrige Themen verständlich an den Zuschauer bringt. Und wo Meinungsmache wirklich hingehört. Auf ihre Bühnen. Und nicht in die Nachrichten.” Siehe dazu auch “Kulturzeit-Interview mit den Machern von ‘Die Anstalt'” (3sat.de, Video, 6:28 Minuten).

4. “‘Kein Cartoon ist ein Menschenleben wert'”
(schweizamsonntag.ch, Yannick Nock)
Ein Interview mit Jørn Mikkelsen, Chefredakteur der Jyllands-Posten: “Ein Cartoon ist nie ein Menschenleben wert. Schon gar keine 300 Menschen, die im Zuge der Karikaturen mittlerweile ihr Leben verloren haben. Es geht um ein Prinzip, aber auch ein Prinzip kann nie ein Leben Wert sein. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass Prinzipien wichtig sind für unsere Demokratie. Wir dürfen nicht über die schleichende Zensierung, die momentan leider im Gange ist, hinwegsehen. Wir müssen darüber diskutieren.”

5. “Über das Zurückschlagen von Empörungswellen und eine seltsame Argumentation im Fall Rönne”
(annettebaumkreuz.wordpress.com)
Eine Kontroverse um die Nominierung von Ronja von Rönne als Kandidatin für den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis: “Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Immerhin handelt es sich bei den Diskutanten nicht um irgendwelche ‘Empörten’ von der Straße, sondern um die ‘Social-Media-Koordinatorin von tagesschau.de’, eine Bachmann-Preis-Nominierte, einen FAZ-Blogger und den stellvertretenden Chefredakteur der WELT-Gruppe. Man fragt sich dann schon: Ist das die Diskussionskultur unter den ‘Eliten’, die uns als Vorbild dienen soll?”

6. “Irgendwie persisch”
(freitag.de, Katharina Schmitz)
Katharina Schmitz besucht in Berlin Kreuzberg ein Casting für die US-Serie Homeland: “Ich frage eine junge Türkin, ich sähe nicht so richtig authentisch südländisch oder aus dem Mittleren Osten aus, oder? Es klingt immer noch doof, jedenfalls fühle ich mich unwohl, wir vom Freitag machen uns ja immer so viele Gedanken. In ihrer Antwort liefert sie die Kritik an Homeland gleich mit: ‘Es gibt ja auch Hellhäutige. Aber bei so was will man doch eher Stereotype. Aber du würdest sofort als Araberin durchgehen.'”

Schokolade, Blogger, Walden

1. “Die freie Presse fühlt sich bedroht. Vom EDEKA in Chemnitz!”
(rheker.wordpress.com)
Sascha Rheker argumentiert zum Entscheid von Zeitschriftenverkäufern, “Bild” nicht mehr verkaufen zu wollen, mit dem Grundgesetz: “Da steht nicht, daß irgendwer in der Pflicht steht, bei der Verbreitung der Meinung anderer mitzuwirken. Da steht nicht, daß jeder Ladenbesitzer alle Medien oder überhaupt Medien anbieten muß.”

2. “I Fooled Millions Into Thinking Chocolate Helps Weight Loss. Here’s How.”
(io9.com, John Bohannon, englisch)
John Bohannon erzählt, wie Journalisten dazu kamen, zu schreiben, dass Schokolade die Gewichtsabnahme beschleunigt: “When reporters contacted me at all, they asked perfunctory questions. ‘Why do you think chocolate accelerates weight loss? Do you have any advice for our readers?’ Almost no one asked how many subjects we tested, and no one reported that number. Not a single reporter seems to have contacted an outside researcher. None are quoted.”

3. “Die Gebührenverschwendungsmaschine”
(theeuropean.de, Thore Barfuss)
“Die Affäre um Gottschalk ist das symptomatische Beispiel eines in die Schieflage geratenen Systems”, schreibt Thore Barfuss zur Kritik an den Verträgen der WDR Media Group mit Thomas Gottschalk: “Der Skandal ist es, dass riesige Millionenbeträge für einzelne Sendungen wie im vorliegenden Fall zum System gehören. Dass für ‘Gottschalk Live’ keine Gebührengelder ausgegeben worden seien, wie ein WDR-Sprecher verlauten ließ, ist natürlich hanebüchener Unsinn. Der leicht zu durchblickende rhetorische Kniff, die Sendung sei ‘werbefinanziert’ gewesen sei, fällt ja allerspätestens da in sich zusammen, wo für die Hälfte der gezahlten Sendungen keine Werbung möglich war. Einfach, weil sie nicht ausgestrahlt wurden.” Siehe dazu auch “Stellungnahme zu ‘Gottschalk live'” (presse.wdr.de).

4. “Was kostet ein Blogger?”
(blogland-bremen.de)
Was sollen Blogger, “die keine blutigen Anfänger mehr sind”, für ihre Leistungen verlangen? “Stundensatz: ab 60 Euro. Tagessatz: ab 350 Euro. Exklusiv erstellter Artikel: ab 150 Euro. Immer zzgl. Reisekosten.”

5. “Das gute Leben”
(nzz.at, Christian Seiler)
Christian Seiler will sich keine zweite Ausgabe der Zeitschrift “Walden” kaufen.

6. “Unsere Top 10: Willkommen im Club der toten Sender”
(dwdl.de, Torsten Zarges)

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