Lifestyle Faschismus, Campact vs. “Nius”, Interview? Nein, danke!

1. “Faschismus ist heute Lifestyle”
(taz.de, Katrin Tominski)
Die “taz” hat mit Simon Strick gesprochen, der zu digitalem Faschismus forscht. Der Medienwissenschaftler stellt nüchtern fest: “Die Neue Rechte ist seit Langem keine Subkultur mit Glatze und Spingerstiefeln mehr. Sie ist eine leicht erreichbare Mediensphäre, die den klassischen Öffentlichkeiten Konkurrenz macht. Neofaschismus ist heute Lifestyle, Gegenkultur und Parallelöffentlichkeit. Er greift nicht als totalitäre Struktur von oben, im Gegenteil: Er wird in sozialen Netzwerken von Influencern, Alternativmedien und NutzerInnen von unten gebildet.”

2. The Kids Are Alright
(mailchi.mp/krautreporter, Bent Freiwald)
“Die vergangenen beiden Tage waren ein Musterbeispiel an schlechter Berichterstattung über vermeintlich gewalttätige Kinder und Jugendliche. Das kann ich so nicht stehen lassen.” Bent Freiwald kritisiert in seinem Newsletter, dass viele Medien unkritisch eine dpa-Meldung übernommen hätten, die suggeriere, dass Gewalt und Mobbing unter Schülern und Schülerinnen zugenommen hätten, obwohl die zugrunde liegenden Daten auf subjektiven Einschätzungen von Lehrern und Lehrerinnen beruhen. Andere Zahlen würden zeigen, dass die Gewalt an Schulen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sogar abgenommen habe.

3. Interview? Nein, danke!
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Gunter Becker beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass es für Medienschaffende immer schwieriger werde, Gesprächspartnerinnen und -partner zu finden. Er hat dazu die Erfahrungen von drei Journalistinnen zusammengefasst. Sein Fazit: “Journalist:innen müssen sich auf eine zunehmende Medienskepsis – teilweise Medienaggression – einstellen, nicht nur in regionalen Hotspots. Sie sollten Gesprächspartner:innen auf Augenhöhe gegenübertreten und sich die Zeit nehmen, ihre Position, ihr Vorhaben und ihre Arbeitsweise zu erklären.”

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4. Nius-Urteil: Erfolg für Campact
(campact.de)
Wie die Kampagnenorganisation Campact mitteilt, habe das Landgericht München I dem rechten Krawallportal “Nius” verboten, mehrere Falschbehauptungen über Campact zu verbreiten. Campact-Geschäftsführer Felix Kolb kommentiert: “Das Urteil bestärkt uns darin, uns gegen die Diffamierungen aus dem rechtsradikalen Umfeld zur Wehr zu setzen. So sehr Julian Reichelt, AfD und Co. auch versuchen, demokratische zivilgesellschaftliche Organisationen einzuschüchtern, werden wir nicht leiser.”

5. RSF startet Propaganda Monitor
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat den “Propaganda Monitor” gestartet, um weltweit Propaganda unter dem Deckmantel des Journalismus aufzudecken und die Öffentlichkeit für Manipulationsstrategien autoritärer Regime zu sensibilisieren. Der Monitor biete investigative Recherchen, Analysen und Experteninterviews und wolle aufzeigen, wie Propaganda entsteht und wer davon profitiert.

6. 3sat und Arte zusammenlegen? “Da fehlt mir die Fantasie”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau könne sich die geplante Zusammenlegung von 3sat und Arte derzeit noch nicht vorstellen, wie sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk gesagt habe: “Mir fehlt noch so ein bisschen die Fantasie, wie das alles funktionieren soll. Ein Tag hat nur 24 Stunden und sowohl Arte als auch wir haben ausreichend Programm für 24 Stunden. Was dann wegfällt und wie das integriert werden soll, ist uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar.”

Ist TikTok schuld?, Assange äußert sich erstmals, Instagram-Hassliebe

1. TikTok ist schuld, oder?
(netzpolitik.org, Carla Siepmann)
Derzeit fragen sich viele, warum die AfD gerade bei jungen Wählerinnen und Wählern so erfolgreich ist. Als Grund wird oft die massive Präsenz der Partei in den Sozialen Medien angegeben. Doch ist dem wirklich so? Carla Siepmann plädiert für Differenzierung: “Ja, es ist wichtig, dass demokratische Parteien ihre Social-Media-Präsenz verbessern, um mehr junge Menschen zu erreichen. Am Wichtigsten wäre jedoch, Politik für junge Menschen zu machen – eine Politik, die ihre Lebensrealitäten konkret verbessert und ihnen das Gefühl gibt, wahr- und ernstgenommen zu werden.”

2. Assange äußert sich erstmals öffentlich
(verdi.de)
Julian Assange hat erstmals öffentlich über seine Haftbedingungen und die Auswirkungen seiner Verfolgung auf die Menschenrechte gesprochen (Video). Vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates kritisierte er die britische und US-amerikanische Justiz und forderte Journalistinnen und Journalisten auf, weiter für die Pressefreiheit zu kämpfen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll betont die Notwendigkeit einer juristischen Aufarbeitung des Falles, um das Assange widerfahrene Unrecht und die Einschränkung der Pressefreiheit zu thematisieren.

3. “Das mit Instagram und mir ist eine Hassliebe”
(journalist.de, Annkathrin Weis)
Beim “journalist” spricht die Journalistin und Moderatorin Helene Reiner über ihre Hassliebe zu Instagram. Sie reflektiert ihre Erfahrungen mit der preisgekrönten “News-WG”, die sie nach sechs Jahren verlässt, und betont die Herausforderungen, die der Social-Media-Journalismus heute durch Algorithmen und den Kampf um Aufmerksamkeit mit sich bringe.

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4. ORF-III-Chef weist Vorwürfe zurück, Schädlinge & Feuer
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier berichtet in seinem “Austria-Update”, dass gegen ORF-III-Chef Peter Schöber schwere Vorwürfe, darunter Mobbing und Antisemitismus, erhoben wurden, Schöber diese aber entschieden zurückweise. Außerdem dabei: Kabelbrand bei Canal+, Schädlinge in der ORF-Kantine und “heute-show”-Einsatz bei der FPÖ. Insgesamt eine schöne Übersicht für alle, die sich einen kompakten Überblick über das derzeitige Mediengeschehen in Österreich wünschen.

5. Kritische Stimme in Haft
(taz.de, Sven Hansen)
Der kambodschanische Investigativjournalist Mech Dara, der für seine Enthüllungen über Internetkriminalität und Menschenhandel bekannt ist, wurde laut “taz” ohne offizielle Begründung von der Militärpolizei verhaftet. Seine Verhaftung werde als weiterer Schritt zur Unterdrückung der Pressefreiheit in Kambodscha gesehen, wo kritische Medien zunehmend zum Schweigen gebracht würden.

6. Neues UN-Nachhaltigkeitsziel zu Medienfreiheit: dju unterstützt Initiative18
(dju.verdi.de)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union unterstützt die Kernforderungen der sogenannten Initiative18: “Wie die Initiative18 teilen wir die Forderungen, Journalist*innen und Medienorganisationen vor Einschüchterung, Gewalt und rechtlicher Verfolgung zu schützen, urheberrechtlich geschützte journalistische Leistungen von Medienschaffenden anzuerkennen und fair zu vergüten sowie Medienkompetenz in allen Altersgruppen und sozialen Schichten zu fördern, um kritisches Denken und den bewussten Umgang mit Medien zu stärken.”

Medien-Zwist, Aus der “Astro Show” gefordert, Bildnutzung durch KI

1. Woher kommt diese Lust am taktischen Foul?
(berliner-zeitung.de, Tomasz Kurianowicz & Moritz Eichhorn & Michael Maier & Margit J. Mayer)
Am vergangenen Freitag erschien im “Spiegel” ein Artikel (nur mit Abo lesbar) über die “Berliner Zeitung”: “Seit der Ost-Berliner Software-Millionär Holger Friedrich mit seiner Frau Silke die ‘Berliner Zeitung’ übernommen hat, herrscht dort viel Verständnis für Autokraten, Impfgegner und Russlanderklärer.” Nun haben Chefredaktion und Herausgeber der “Berliner Zeitung” mit einem offenen Brief reagiert, im dem sie dem “Spiegel” mangelnde Professionalität vorwerfen. Auf X/Twitter fragt sich Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Hab ich was übersehen oder enthält diese Erwiderung der versammelten Führungsriege der Berliner Zeitung auf den Artikel des Spiegel tatsächlich keinen einzigen konkreten Beleg für Fehler oder ‘Fouls’?”

2. “Verdummung durch Esoterik”: ORF-Stiftungsrätin fordert Aus der “Astro Show”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Die neue “Astro Show” des ORF sorgt für Widerstand. Nun hat sich die ehemalige österreichische Politikerin Sigrid Pilz mit einer Beschwerde an den öffentlich-rechtlichen Sender gewandt: “Ich möchte mich als Stiftungsrätin ausdrücklich darüber beschweren, dass der ORF mit einer Astroshow unwissenschaftliche Schwurbelei verbreitet und damit die Wissenschaftsskepsis in der Bevölkerung befördert. Ich ersuche Sie dringend, dieses und vergleichbare bereits bestehende Angebote aus dem Programm zu nehmen. Der ORF hat einen Bildungsauftrag und darf auch in der Unterhaltung nicht zur Verdummung durch Esoterik beitragen.”
Weiterer Lesetipp: “Blick in die Sterne – Die Astro Show” – Eine Rezension (steadyhq.com/de/sternengeschichten, Florian Freistetter).

3. Die ARD lehnt eine Schlichtung ab
(verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die ARD für eine aus ihrer Sicht kompromisslose Haltung, angemessene Tariferhöhungen abzulehnen und sich von der Tarifentwicklung im öffentlichen Dienst abzukoppeln. Nach Auffassung von Verdi führe diese Strategie der ARD zu einer Verschärfung des Tarifkonflikts.
Weiterer Lesetipp: Ton verschärft sich: Gewerkschaften sagen Gespräch mit ARD ab (dwdl.de, Timo Niemeier).

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4. Heike Raab über ÖRR-Reform: “Wollen mehr Klasse statt Masse”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier hat sich mit Heike Raab, Koordinatorin der Rundfunkkommission, über die umfassende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Rahmen des neuen Reformstaatsvertrags unterhalten. Im Fokus des Gesprächs stehen Themen wie die Reduzierung der Spartensender, die Neuordnung der Sportrechte, die Abgrenzung zur Presseähnlichkeit bei Onlineangeboten sowie offene Fragen zur zukünftigen Finanzierung.

5. DJV fordert Green-KI
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die Entwicklung einer rechtssicheren und urheberrechtskonformen “Green-KI”, um Medien und anderen Institutionen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu ermöglichen. Anlass ist eine Studie, die belege, dass das Training generativer KI-Modelle derzeit nicht mit dem geltenden Urheberrecht vereinbar sei. Der DJV betont, dass ein gesetzlicher Rahmen notwendig sei, der Urheberrechte wahrt und eine faire Vergütung sicherstellt, um kulturelle Vielfalt und Demokratie zu schützen.

6. LAION darf urheberrechtlich geschütztes Bild für KI-Training anbieten
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Wie netzpolitik.org berichtet, hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass der gemeinnützige Verein LAION ein urheberrechtlich geschütztes Foto eines Fotografen für das Training einer Künstlicher Intelligenz verwenden durfte. Der Fotograf hatte geklagt, weil er die Nutzung seines Fotos durch kommerzielle KI-Unternehmen für problematisch halte. Das Gericht habe jedoch keine hinreichenden Anhaltspunkte für eine unzulässige Zusammenarbeit von LAION mit kommerziellen Unternehmen gesehen.

“Bild” über Habeck und Höcke, ZDF-Fernsehrat, Ende von 3sat?

1. Analyse: BILD kritisiert Habeck schärfer als Faschisten Höcke
(volksverpetzer.de, Dina Leber & Anton Wenniger)
In einem Gastbeitrag des “Zentrums für Politische Schönheit” wird die Berichterstattung der “Bild”-Redaktion über Wirtschaftsminister Robert Habeck und den rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke analysiert und verglichen. Eine Lehre daraus: “Während sie einerseits zu manchen Höcke-Niederlagen deutlich kritischer berichtet als die meisten großen deutschen Medien, begleitet sie an anderer Stelle den Aufstieg des Faschisten unkritisch. Eine klar ablehnende Haltung gegenüber den Rechtsextremen ist kaum zu erkennen.”

2. Rettet der ZDF-Fern­sehrat seinen Ruf?
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Felix W. Zimmermann kritisiert die Entscheidung des ZDF-Fernsehrats, einer Programmbeschwerde gegen eine Sendung von Jan Böhmermann über “Rituelle Gewalt” stattzugeben, obwohl diese erhebliche Missstände in der Psychotherapie aufgedeckt habe. Die Entscheidung des Fernsehrats sei formell rechtswidrig gewesen, da die Begründung der Beschwerde nicht hinreichend auf den Programmgrundsätzen des ZDF beruht habe. Zimmermann fordert eine Reform des Beschwerdeverfahrens und macht konkrete Vorschläge, wie diese aussehen könnte.

3. Dein Freund und Melder
(taz.de, Mohamed Amjahid)
Mohamed Amjahid kritisiert, dass viele Medien unkritisch Polizeimeldungen übernehmen, ohne diese ausreichend zu überprüfen, und so Falschinformationen verbreiten würden. Dies untergrabe die Glaubwürdigkeit des Journalismus und berge Gefahren für die Demokratie, da die Polizei oft nicht neutral agiere und sich als Opfer darstelle.

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4. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Jonathan Sachse)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem Kommentar von Jonathan Sachse zu den Auswirkungen der jüngsten Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern. Außerdem gibt es wie immer einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

5. Juristische Angriffe gegen CORRECTIV
(correctiv.org)
“CORRECTIV deckt mit seinen Recherchen Machtmissbrauch und systemische Missstände auf. Nicht selten führten Enthüllungen unserer Redaktionen zu politischen Debatten, Strafzahlungen oder nachhaltigen gesellschaftlichen Veränderungen. Nicht jedem passt das.” In einem “In eigener Sache” berichtet die “Correctiv”-Redaktion von aktuellen juristischen Auseinandersetzungen.

6. 3sat soll in Arte aufgehen – Auf Wiedersehen, Bildungssender!
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm kommentiert die Reformpläne von ARD und ZDF, den Fernsehsender 3sat nach 40 Jahren einzustellen: “Während Arte sich früh erfolgreich auch um Niedrigschwelligkeit bemühte, ohne seinen Anspruch zu verlieren, fehlte 3sat stets die Ausstrahlung von fröhlicher Kultur-Nerdigkeit. Kein 3sat-Macher kippte den Götzen Theater. Keine 3sat-Show nahm Pop mal so ernst wie Klassik. Der große Fehler von 3sat war, immer nur diejenigen zu umwerben, die eigentlich gar nicht fernsehen wollen.”

KW 39/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wahl in Österreich: Der Medien-Plan der FPÖ
(ndr.de, Alexandra Bauer, Video: 23:45 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” beschäftigt sich mit dem möglichen Wahlsieg der rechtspopulistischen FPÖ in Österreich und dem kritischen Umgang der Partei mit Medien. Die FPÖ attackiere unabhängige Journalistinnen und Journalisten und plane, den öffentlich-rechtlichen ORF stärker zu kontrollieren, was Experten mit einer “Orbanisierung” der Medien vergleichen würden. “Zapp”-Reporterin Alexandra Bauer beleuchtet den Wahlkampf und die Strategie der FPÖ, ihre Botschaften über eigene oder ihr nahestehende Kanäle zu verbreiten.

2. Das Informationsfreiheitsgesetz
(fachjournalist.de, Lena Bussmann, Audio: 15:26 Minuten)
Im “Fachjournalist”-Podcast spricht Lena Bussmann mit Vera Deleja-Hotko, Ressortleiterin Recherche beim Informationsfreiheitsportal “FragDenStaat”, über das Informationsfreiheitsgesetz: Wie hilft das Gesetz bei der journalistischen Recherche? Welchen Nutzen hat es über den Auskunftsanspruch der Presse hinaus? Und wie könnte das Gesetz verbessert werden?

3. Wie und mit wem Interviews geführt werden sollten
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 36:57 Minuten)
Interviews sind fester Bestandteil des Medienalltags. Doch wo stößt dieses Format an seine Grenzen? Und bei welchen Personen ist ein klassisches Interview möglicherweise nicht der richtige Ansatz? Diese Fragen erörtern beim Deutschlandfunk Christiane Florin (“Kultur aktuell”), Moritz Küpper (“Informationen am Morgen”) und Sören Brinkmann (Medienredaktion).

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4. “Strategien ändern sich ständig” – Anna-Lena von Hodenberg über digitale Gewalt
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 48:13 Minuten)
Bei “This is Media” spricht Lukas Schöne mit Anna-Lena von Hodenberg von der Organisation HateAid, die Betroffene von Online-Hassrede und Hasskommentaren im Internet unterstützt: Welche Akteure sind für Hass im Netz verantwortlich? Was hat das Gesetz über digitale Dienste gebracht? Und wie hilft HateAid Betroffenen im konkreten Fall?

5. Braucht jetzt jeder Podcast auch Video?
(spotify.com, Su Holder & Chris Guse, Minuten: 34:09 Minuten)
In der aktuellen Folge von “Übers Podcasten” diskutieren Su Holder und Chris Guse über die wachsende Popularität von Video-Podcasts und deren Auswirkungen auf die Podcast-Landschaft. Sie beleuchten sowohl die Vorteile wie bessere Zuschauerbindung und Vermarktungsmöglichkeiten als auch die Herausforderungen wie höhere Produktionskosten und Einschränkungen für traditionelle Hörerinnen und Hörer. Abschließend hinterfragen sie, ob Videopodcasts eine nachhaltige Entwicklung oder nur ein vorübergehender Trend sind.

6. Meinis letzte Reportage: So ist der Job als Moderator wirklich!
(youtube.com, Sebastian Meinberg, Video: 25:36 Minuten)
Kurz bevor sich “Puls”-Reporter Sebastian Meinberg neuen journalistischen Aufgaben zuwendet, erzählt er noch einmal von seinem Alltag als Moderator und Host: Was verdient man? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen? Und wie hart ist der Job? Außerdem mit dabei: die Moderatorinnen Lola Weippert und Julia Nageler sowie Journalistik-Professor Stephan Ferdinand.

Das große Beben, Warnstreiks, “Propaganda-Instrument des BSW”?

1. Das große Beben
(journalist.de, Michael Kraske)
Michael Kraske kritisiert die seiner Ansicht nach unzureichende und oft naive Berichterstattung von Medien über den Aufstieg der AfD in Ostdeutschland. Er betont, dass Journalisten und Journalistinnen aufgrund von Personalmangel und Bedrohungen Schwierigkeiten hätten, die zunehmende Radikalisierung und deren Auswirkungen angemessen darzustellen: “Ähnlich wie die Politik agiert der Journalismus zunehmend als Getriebener. In den Medien läuft als Endlosschleife: abschieben, abschieben, abschieben. Warum wird trotz erdrückender Beweislage nicht über ein Verbotsverfahren gegen die AfD diskutiert? Man kann das aus guten Gründen ablehnen, aber dem Publikum das Pro und Contra vorzuenthalten, ist ein kollektives Versagen des Journalismus.”

2. Gemeinnütziger Journalismus braucht bundeseinheitliche Anerkennung und Finanzierungsgrundlagen
(dju.verdi.de, Matthias von Fintel)
Erst vor wenigen Tagen erinnerte die Organisation Reporter ohne Grenzen die Regierungskoalition an ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag (siehe die “6 vor 9” vom Mittwoch): “Non-Profit-Journalismus muss als eigenständiger gemeinnütziger Zweck in der Abgabenordnung verankert werden.” Auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) mahnt zur Umsetzung des Koalitionsvorhabens: “Die dju fordert, den gemeinnützigen Journalismus nun über das Steuerfortentwicklungsgesetz, das ab heute im Bundestag diskutiert wird, in die Abgabenordnung aufzunehmen.”

3. Inhaftierten Journalisten eine Stimme geben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) hat zusammen mit dem französischen Magazin “Society” die “Prison Papers” veröffentlicht. “Mehr als 550 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit im Gefängnis. Täglich gehen Medienschaffende enorme Risiken ein, weil sie Missstände aufdecken und Ungerechtigkeiten anprangern”, sagt ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Mit den Prison Papers gehen wir neue und kreative Wege, um ihre Geschichten lebendig zu halten. Wir hoffen, dass ihre Geschichten die Welt zum Handeln anspornen, für ihre Freilassung zu kämpfen und die unerbittliche Verfolgung von Medienschaffenden zu beenden.”

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4. “Ein Propaganda-Instrument des BSW”
(taz.de, Martin Seng)
Die “taz” hat den Politikwissenschaftler Markus Linden zur Bedeutung der “Nachdenkseiten” befragt, einem Blog, das sich “vom linken Medium zur Plattform mit Putin-Narrativen” entwickelt habe. Lindens Fazit: “Die Nachdenkseiten sind ein klares Propaganda­instru­ment des BSW […]. Das Portal und auch die Berliner Zeitung bilden ein mediales Vorfeld für das BSW, wo sie Agenda und Narrative setzen. Man spielt dieselbe Rolle wie Schnellroda für die AfD, nur ohne Rassismus und von links kommend.”

5. Schwere Vorwürfe gegen Leiterin des Film Festival Cologne
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, habe eine Gruppe von neun ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Film Festival Cologne in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen die Festivalleiterin Martina Richter erhoben, darunter Machtmissbrauch, ein toxisches Arbeitsklima, Mobbing und ein intransparenter Umgang mit öffentlichen Fördergeldern. Richter weise die Anschuldigungen zurück, bedauere die anonyme Form des Briefes und erkläre, dass sie ihre Verantwortung als Geschäftsführerin ernst nehme.

6. Erneute Warnstreiks bei ARD und ZDF
(verdi.de)
“M”, das Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi, berichtet über erneute Warnstreiks bei ARD und ZDF. Die Gewerkschaft fordere 10,5 Prozent mehr Gehalt, die Rundfunkanstalten böten jedoch lediglich knapp 2,4 Prozent pro Jahr an. Zudem habe die Arbeitsgemeinschaft der Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio in einem Brief an die Ministerpräsidentenkonferenz die aktuellen Vorschläge des sogenannten Zukunftsrats kritisiert und gefordert, die Programmmacher in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

Medialer Flächenbrand, Freispruch rechtskräftig, “Neckarquelle”

1. Medialer Flächenbrand
(republik.ch, Dennis Bühler)
Dennis Bühler beschreibt die dramatische Situation in der Schweizer Medienlandschaft, die von massiven Sparmaßnahmen bei Tamedia und anderen Verlagen geprägt sei. Die Fokussierung auf hohe Renditen, insbesondere bei der Tamedia-Gruppe, führe zu Stellenabbau, Qualitätsverlust und einer Abnahme der Meinungsvielfalt: “In den letzten Jahren schritt der Niedergang der Schweizer Medien ungebremst voran. Gerade auf lokaler und regionaler Ebene gibt es immer mehr relevante Ereignisse und Institutionen, über die gar nicht erst berichtet wird, weil es vor Ort kaum mehr unabhängige Redaktionen und Journalistinnen gibt. Oder gar keine.”

2. Freispruch von Journalist rechtskräftig
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Der Journalist Fabian Kienert wurde freigesprochen, nachdem er wegen des Setzen eines Links auf das Archiv einer verbotenen Seite angeklagt worden war. Die Staatsanwaltschaft legte zwar Revision ein, habe aber die Frist zur Begründung verstreichen lassen, sodass der Freispruch jetzt rechtskräftig sei. Kienert habe eine Verfassungsbeschwerde eingereicht, um die Hausdurchsuchung bei ihm als Verletzung der Pressefreiheit überprüfen zu lassen.

3. Jeder zehnte Jugendliche hat wegen Social Media suchtähnliche Symptome
(spiegel.de)
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe 2022 mehr als jeder zehnte Jugendliche in Europa suchtähnliche Symptome bei der Nutzung von Social Media gezeigt, wobei Mädchen häufiger betroffen gewesen seien als Jungen. Trotzdem betone die WHO, dass Social Media auch positive Auswirkungen auf soziale Bindungen haben könne, und fordere eine bessere digitale Bildung für Jugendliche.

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4. ZDF schmeißt Moderator Matthias Fornoff raus
(t-online.de)
Der langjährige Leiter der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen, Matthias Fornoff, sei nach einer mehrmonatigen Versetzung nun vom Sender entlassen worden. Es habe Vorwürfe der Belästigung von ZDF-Kolleginnen gegeben. Eine interne Untersuchung habe zwar keine strafrechtliche Relevanz ergeben, Fornoffs Verhalten sei aber nicht mit den Werten des Senders vereinbar. Matthias Fornoff habe sich überrascht von den Anschuldigungen gezeigt und rechtliche Schritte eingeleitet, um seine Wiedereinstellung zu erreichen.

5. “Bildschön, aber richtig!” Erkenntnisse aus der Fachtagung
(genderleicht.de, Angelika Knop)
Angelika Knop berichtet über ihre wichtigsten Erkenntnisse von einer Fachtagung zur Darstellung von Frauen in Medien. Oft fehle es an geeigneten Bildern für wichtige Frauenthemen, insbesondere bei sensiblen Themen wie Gewalt, was zu stereotypen Darstellungen führe. Expertinnen hätten vorgeschlagen, kreativer und sensibler mit Bildmaterial umzugehen, zum Beispiel durch Kooperationen mit Hochschulen und das bewusste Hinterfragen von Symbolbildern.

6. Das Ende der “Neckarquelle”
(kontextwochenzeitung.de, Wolfgang Messner)
Wolfgang Messner berichtet, dass die traditionsreiche Lokalzeitung “Neckarquelle” nach 144 Jahren an den Konkurrenten “Schwarzwälder Bote” verkauft wurde, was für den Ort Schwenningen einen großen Verlust darstelle. Mit der Übernahme seien viele Entlassungen einhergegangen. Auch die lokale Prägung der Zeitung habe unter der Übernahme gelitten. Nun prüfe die Staatsanwaltschaft den Verkauf, da es Hinweise gebe, dass das Unternehmen zuvor finanziell ausgezehrt worden sei.

Ampel muss helfen, Streit um Fußball-Fernsehrechte, Genderwahn-Wahn

1. Ampel muss Non-Profit-Journalismus helfen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) erinnert die Regierungskoalition an ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag: “Non-Profit-Journalismus muss als eigenständiger gemeinnütziger Zweck in der Abgabenordnung verankert werden. Zu einer gesetzlichen Regelung gibt es keine Alternative, wenn die Bundesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen und Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus schaffen will”, so ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

2. Die Kronen Zeitung im Genderwahn-Wahn
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi kritisiert in ihrem Artikel, dass sich die österreichische “Kronen Zeitung” übermäßig mit dem sogenannten “Genderwahn” beschäftige. Statt sachlich über Gender-Themen zu berichten, werde immer wieder Empörung erzeugt, oft ohne wirklichen Bezug zum Thema: “Viele dieser Artikel sind voller künstlicher Aufregung und unsachlich. Fast schon krampfhaft versucht die Krone wieder und wieder einen Genderwahn herbeizuschreiben.”

3. Illegale Inhalte sollen schwerer auffindbar sein
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Anna Biselli beschäftigt sich bei netzpolitik.org mit den angekündigten Änderungen auf der Messaging-Plattform Telegram, die dessen Gründer und Chef Pavel Durov auf Druck der französischen Behörden angekündigt hat. Biselli ist skeptisch, was den tatsächlichen Veränderungswillen angeht: “Auffällig ist, dass sich die Änderungsankündigungen abgesehen von der Datenweitergabe vor allem auf die Suchfunktion beziehen. Zu einer etwaigen strengeren Moderation äußert sich Durov nicht.”

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4. Lokaljournalismus als Garant für Demokratie
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel berichtet über einen Kongress zum Thema “Demokratie und Journalismus”, bei dem über die Herausforderungen der Medienbranche, insbesondere des Lokaljournalismus, diskutiert wurde. Zentrale Themen waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Lokalmedien, die Rolle der Medienvielfalt für die Demokratie und die zunehmenden tätlichen Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten, die den öffentlichen Diskurs und die Pressefreiheit gefährden.

5. TikTok löscht Konten russischer Propagandamedien
(spiegel.de)
TikTok habe Konten der russischen Medienunternehmen RT und “Sputnik” wegen “verdeckten Einflussoperationen” dauerhaft gelöscht. Auch andere Social-Media-Plattformen wie Meta (Facebook, Instagram) hätten RT weltweit gesperrt. Die Europäische Union habe RT bereits seit 2022 wegen Desinformation blockiert. Im Gegensatz dazu seien RT-Accounts auf Elon Musks Plattform X (ehemals Twitter) außerhalb der EU weiterhin erreichbar.

6. Auk­tion um Bun­des­liga-Fern­seh­rechte muss wie­der­holt werden
(lto.de)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, hat der Sportstreamingdienst DAZN im Rechtsstreit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) um die Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte einen juristischen Sieg errungen. Dadurch müsse die Auktion für das größte TV-Rechtepaket wiederholt werden. Der Streit entbrannte, nachdem DAZN behauptete, die DFL habe ein besseres Angebot des Streamingdienstes aufgrund einer kurzfristig geforderten Bankbürgschaft abgelehnt.

Telegram-Chef lenkt ein, Fake-Leser und Eigenlob, AfD scheitert mit Klage

1. Telegram-Chef Durow kündigt Kooperation mit Behörden an
(spiegel.de)
Der in Frankreich festgenommene und nur gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro vorübergehend freigelassene Telegram-Chef Pawel Durow lenkt offenbar ein: “Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf berechtigte Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können”. Zudem seien alle problematischen Inhalte, die man in der Suche identifiziert habe, nicht mehr zugänglich.

2. AfD scheitert mit Klage zur Besetzung des MDR-Rundfunkrats
(horizont.net)
Laut der Nachrichtenagentur dpa ist die AfD vor dem Sächsischen Verfassungsgericht mit dem Versuch, per Klage einen Abgeordneten in den MDR-Rundfunkrat zu entsenden, gescheitert. Vor der Wahl zum Rundfunkrat sei die Geschäftsordnung geändert worden, was die AfD die notwendige Mehrheit kostete. Das Gericht habe entschieden, dass die Rechte der AfD-Fraktion nicht verletzt worden seien, “da die Aufgaben des Rundfunkrats nicht spezifisch parlamentarisch” seien.

3. Correctiv: “Wir müssen uns in den Wind stellen und kämpfen”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:20 Minuten)
Das Onlinemedium “Correctiv” wurde für den Grimme Online Award nominiert. Bei “Läuft”, dem Podcast von epd medien und dem Grimme-Institut, spricht Alexander Matzkeit mit “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels und Brigitte Baetz, Vorsitzende der Nominierungskommission des Grimme Online Awards: “Wie plant man eigentlich die mediale Aufarbeitung einer Recherche wie der zum ‘Geheimplan gegen Deutschland’? Wer kann sowas überhaupt noch leisten? Und wie geht man mit der Kritik daran um?”

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4. Großer Vertrauensverlust
(taz.de, Daniel Zylbersztajn-Lewandowski)
“Die fehlerhaften Berichte des Elon Perry erschüttern den ‘Jewish Chronicle’. Vier Prominente Autoren beenden die Zusammenarbeit. Was ist da los?” In der “taz” erklärt Daniel Zylbersztajn-Lewandowski die Hintergründe des Skandals um die älteste, durchgehend erscheinende jüdische Zeitung der Welt, die ihren Sitz in London hat.

5. Trauer um Reporter Christoph Maria Fröhder
(hr.de)
Wie der Hessische Rundfunk (hr) mitteilt, ist der Journalist und Reporter Christoph Maria Fröhder im Alter von 81 Jahren gestorben. In ihrem Nachruf schreibt hr-Programmdirektorin Gabriele Holzner: “Mit Christoph Maria Fröhder verliert die Medienwelt einen streitbaren, aber auch vor allem mutigen und investigativ arbeitenden Kollegen. Seine teils unter Einsatz seines Lebens entstandenen Berichte vom Golfkrieg in den 1990er Jahren oder seine zahlreichen exklusiven Recherchen für die ARD und den Hessischen Rundfunk werden uns in Erinnerung bleiben”.

6. Fake-Leser und erfundenes Eigenlob für 4,6 Millionen Haushalte
(persoenlich.com, Nick Lüthi)
Die Schweizer Gratiszeitung “20 Minuten” habe in der Ausgabe zu ihrem 25-jährigen Bestehen auf einer Testimonial-Seite Bilder von begeisterten Leserinnen und Lesern veröffentlicht, die teilweise von einer Künstlichen Intelligenz (KI) generiert worden seien. Aufgeflogen sei die Sache durch einen aufmerksamen Leser, der den KI-Schwindel bemerkte und das Ganze auf X/Twitter meldete. “20 Minuten” habe sich für den “wertvollen Hinweis” bedankt und von einem “isolierten Vorfall” gesprochen.

Presserat rügt, RBB muss doch nicht, Aus Springer wird Döpfner

1. Rügen für Video und Fotos von Messerangriff in Mannheim
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat mehrere Rügen wegen unangemessen sensationeller Berichterstattung und Verstößen gegen den Pressekodex ausgesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit der Darstellung einer Messerattacke in Mannheim. Medien wie Schwaebische.de, bz-berlin.de und Bild.de hätten detaillierte Fotos und Videos der Tat gezeigt, die die Würde des Opfers und die Gefühle der Angehörigen verletzt und Sensationsinteressen bedient hätten. Darüber hinaus wurden weitere Rügen wegen irreführender Überschriften, unsachgemäßer Berichterstattung und mangelnder journalistischer Sorgfalt ausgesprochen.

2. Israel schließt Al-Jazeera-Büro im Westjordanland
(tagesspiegel.de)
Israelische Streitkräfte haben das Büro des arabischen Senders Al-Jazeera in Ramallah im Westjordanland gestürmt und eine vorübergehende Schließung für 45 Tage angeordnet. Israel werfe dem Sender aus Katar vor, ein Sprachrohr der Hamas zu sein. Der Schritt habe international Kritik ausgelöst, auch von deutscher Seite. So kritisiert Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes: “Das ist ein willkürlicher Schlag gegen die Pressefreiheit, der mit einer angeblichen und nicht bewiesenen Gefährdung von Israels Sicherheit durch Al Dschasira begründet wird.”

3. RBB muss nun doch nicht Ergebnisse von Kleinstparteien nennen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Vergangenen Freitag berichteten wir in den “6 vor 9” über eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, wonach der öffentlich-rechtliche RBB nicht in seiner Rundfunkfreiheit verletzt werde, wenn er die Wahlergebnisse von Klein- und Kleinstparteien wie der Tierschutzpartei in seiner Wahlberichterstattung gesondert nennen muss. Diese Entscheidung wurde am Samstag, also noch kurz vor der gestrigen Landtagswahl in Brandenburg, vom Bundesverfassungsgericht auf Antrag des Senders ausgesetzt.
Weiterer Hörtipp: Beim Deutschlandfunk diskutieren Brandenburg-Korrespondent Christoph Richter, Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und August Modersohn von “Zeit im Osten” über die Berichterstattung anlässlich der “Landtagswahlen ‘im Osten'” (deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 45:55 Minuten).

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4. Aus Springer wird Döpfner
(taz.de, Steffen Grimberg)
Nachdem Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass das Geschäft des Axel-Springer-Konzerns aufgeteilt werden soll (siehe die “6 vor 9” vom Freitag), macht Steffen Grimberg in seinem Kommentar klar, was das konkret für den Medienbereich des Unternehmens bedeutet: “Der Laden, der mit rund 10.000 Mit­ar­bei­te­r*in­nen weltweit nicht gerade zum Medienmittelstand zählt, gehört nach Abschluss der Aufspaltung dann jeweils zur Hälfte Friede Springer und Mathias Döpfner. Aber auch das stimmt nur auf dem Papier, denn die 81-Jährige hat ihrem Axel-­Alter-Ego Mathias bereits das Stimmrecht ihres Anteilspakets überschrieben. Springer heißt jetzt Döpfner.”

5. Wie berichten über Katastrophen?
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg fasst die Ergebnisse einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung über das “Berichten über Leid und Katastrophen” zusammen. Dazu zählen auch konkrete Empfehlungen: “Medienschaffenden wird unter anderem vorgeschlagen, sich mittels Schulungen stärker mit ethischen Fragen und psychologischem Grundwissen im Hinblick auf Stresssituationen zu beschäftigen. Es wird angenommen, dass sie, wenn sie stärker über ihre Arbeitsweisen aufklären und öffentliche Erwartungen reflektieren, aktiv die Medienkompetenz ihres Publikums erhöhen können.”

6. X lenkt im Streit mit Brasiliens Justiz ein
(spiegel.de)
Nach dem Verbot von Elon Musks Plattform X/Twitter in Brasilien habe der Kurznachrichtendienst eingelenkt und Zugeständnisse gemacht. Der zuständige Bundesrichter Alexandre de Moraes habe jedoch die Vorlage weiterer Dokumente gefordert und dafür eine Frist von fünf Tagen gesetzt. Zudem laufe parallel ein Ermittlungsverfahren gegen Musk wegen Behinderung der Justiz und Anstiftung zu Straftaten.

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