Suchergebnisse für ‘Sport’

Josef Joffe, Grundgesetz, Doppelwähler

1. “Leitartikler und Machteliten”
(heise.de/tp, Marcus Klöckner)
Josef Joffe, Herausgeber der “Zeit”, beschwert sich bei ZDF-Chefredakteur Peter Frey über einen Beitrag in der Satiresendung “Die Anstalt”. “Mit etwas mehr Ruhe und Sachlichkeit in der Diskussion könnte man nicht nur über die Frage deutscher Spitzenjournalisten und ihrer Nähe zu Eliten-Kreisen diskutieren, man könnte vielmehr auch eine für unsere Gesellschaft und vor allem: für unsere Demokratie nicht unerhebliche Frage stellen: Welche Einfluss haben die vielen Think Tanks, Stiftungen und machtelitären politischen Elite-Zirkel, in denen auch die Meinungsmacher der Leitmedien unterwegs sind, auf die Politik und unsere Gesellschaftsordnung?”

2. “Bekennender Doppelwähler”
(lawblog.de, Udo Vetter)
“Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in der Talkshow “Günther Jauch”: “Er habe, so Lorenzo, zwei Stimmen fürs EU-Parlament abgegeben. Einmal in einer Hamburger Grundschule, außerdem aber auch am Vortag im italienischen Konsulat.”

3. “Paneuropäische Medien? Macht’s euch doch selber!”
(derstandard.at, Wolfgang Blau)
Wolfgang Blau vermisst eine “starke journalistische Stimme” in Kontinentaleuropa: “Im globalen Ranking des Marktforschers Comscore kommen von den 25 weltweit meistgelesenen Nachrichtensites elf aus den USA, elf aus China und drei aus Großbritannien.”

4. “We used to read the newspaper, now the news reads us.”
(okfn.de, englisch)
Die Open Knowledge Foundation Deutschland zeigt, welche Websites beim Besuch einer Nachrichtenseite auch noch kontaktiert werden: “Visiting Facebook will only request data from Facebook’s own servers, while a visit to Die Welt or F.A.Z. will notify 59 and 55 different sites, respectively.”

5. “Kunstaktion mit kolonialistischem Elan”
(martin-lejeune.tumblr.com)
Martin Lejeune berichtet über eine “Kunstaktion, die sich als Initiative der Bundesregierung ausgibt”: “Eine gefälschte ‘Flüchtlingszulassungsstelle des Bundes’, die vorgibt zum Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin zu gehören, behauptet, 55.000 Kinder aus Syrien nach Deutschland transportieren zu wollen.”

6. “Rede von Dr. Navid Kermani zur Feierstunde ’65 Jahre Grundgesetz'”
(bundestag.de, Navid Kermani)
Schriftsteller Navid Kermani hält eine Rede zum 65. Geburtstag des Grundgesetzes: “Befragt, wann es Deutschland am besten gegangen sei, entschieden sich noch 1951 in einer repräsentativen Umfrage 45 Prozent der Deutschen für das Kaiserreich, 7 Prozent für die Weimarer Republik, 42 Prozent für die Zeit des Nationalsozialismus und nur 2 Prozent für die Bundesrepublik. 2 Prozent! Wie froh müssen wir sein, dass am Anfang der Bundesrepublik Politiker standen, die ihr Handeln nicht nach Umfragen, sondern nach ihren Überzeugungen ausrichteten.” Siehe dazu auch “Danke, Navid Kermani!” (zeit.de, Lenz Jacobsen).

Wer tickt hier nicht richtig?

“Hoffentlich ist das kein böses Omen”, schreibt “Bild Hamburg”:Die Uhr tickt schon nicht mehr...

Gestern um 23.20 Uhr in der Imtech Arena: Die HSV-Uhr, die die Bundesliga-Zugehörigkeit des HSV anzeigt, wird plötzlich schwarz! Nichts geht mehr, der Strom ist weg – nach 50 Jahren, 264 Tagen, 7 Stunden und 20 Minuten! Und das ausgerechnet nach dem 0:0 gegen Fürth im Kampf gegen den ersten Bundesliga-Abstieg.

Und Bild.de fragt:

Ist es nur ein dummer Zufall? Oder gar ein böses Omen? Glaubt man in Hamburg nicht mehr an die Rettung?

Naja:

Mit Dank an Katharina C. und Anonym.

Bild.de hat einen Super-Vogel

Nordkoreas Diktator Kim Jong-un hat sich ein neues Flugzeug zugelegt. Oder, wie Bild.de schreibt:Schau mal, Barack! - Das ist MEINE Air Force UN - Nordkoreas Doktator präsentiert seinen neuen Super-Vogel

Schau mal Barack, was Du kannst, kann ich schon lange…

Wir sehen Nordkoreas Diktator Kim Jong-un und seine Ehefrau Ri Sol-ju – sie steigen aus ihrer Air Force UN! Eine russische Maschine vom Typ IL62 – mit auffallender Ähnlichkeit zur Air Force One des US-Präsidenten Obama!

Auffallende Ähnlichkeit?

Das hier ist das Flugzeug von Kim Jong-un (Typ Iljuschin Il-62):Die AIR FORCE UN: Groß, weiß, mächtig - sie transportiert in Zukunft Nordkoreas Diktator Kim Jing-un [sic!]

Und das hier das Flugzeug von Barack Obama (Typ Boeing 747-200B):Das Original: Barack Obamas AIR FORCE ONE - hier Anfang Mai in Californien

Tatsächlich: Beide sind groß und haben Tragflächen. Verblüffend.

Mit Dank an max_m3000.

Pictor Roy und der Hitler-Orgasmus

Pictor Roy ist ein wahrer Künstler. Und ein bisschen berühmt ist er inzwischen auch: Die “Bild”-Zeitung berichtet heute über ihn, die deutsche “Huffington Post”, Mopo.de, Express.de, Heute.at und der Online-Auftritt des “Berliner Kurier”.

Bis vor wenigen Tagen allerdings war Pictor Roy “nur in Insiderkreisen” bekannt, wie Bild.de erklärt. Ein “Geheimtipp in der Kunstszene”. Dann kam sein Durchbruch. Mit diesem Bild:

Und nicht nur das: “orgasm to hell” gelte zwar als Roys “provokantestes” Werk, schreibt Bild.de. “Begehrt und von der internationalen Kunstszene gefeiert” seien aber auch:

“orgasm to music” mit Elvis Presley, “orgasm to peace” mit Mahatma Gandhi, “orgasm to sport” mit Muhammad Ali und “orgasm to science” mit Albert Einstein.

Spätestens hier hätten die Journalisten ruhig mal stutzig werden können. Vielleicht hätten sie dann auch ein wenig recherchiert statt nur die Pressemitteilung des Auktionshauses abzuschreiben — und gemerkt, wie unglaublich die ganze Geschichte wirklich ist.

Pictor Roy, der also bevorzugt Spermien mit Gesichtern prominenter Menschen malt und für dessen Werk angeblich 19,5 Millionen Dollar gezahlt wurden, hat keinen Wikipedia-Eintrag, aber dafür 40 Follower bei Twitter. Von seinen 15 Tweets beziehen sich zehn auf das Hitler-Bild.

Das angebliche Online-Auktionshaus, bei dem Roys Bild angeblich versteigert wurde, listet exakt einen Künstler — Pictor Roy. Und exakt eine Auktion — Roys Penis-Bild. Die Domain ist erst vor drei Wochen registriert worden, auf eine Adresse in Uruguay. Und die Londoner Adresse im Impressum findet sich sonst nur auf merkwürdigen, deutschen PressemitteilungsSammelSeiten.

Auch sehr interessant: Der Käufer des Hitler-Orgasmus-Bildes — laut Mopo.de ein “Internetunternehmer aus Palo Alto in Kalifornien” — ist offenbar niemand Geringeres als der Facebook-Chef persönlich:

Da wundert es dann auch nicht mehr, dass Pictor Roy — hier auf einem Foto bei Bild.de:

… genauso aussieht wie Ernest Hemingway.

Wie gesagt: Pictor Roy ist ein wahrer Künstler. Aber noch viel besser als im Penisse-Malen ist er ganz offensichtlich im Journalisten-hinters-Licht-Führen.

Mit Dank an Jörg F.

Nachtrag, 15.35 Uhr: “Huffington Post”, express.de, mopo.de und berliner-kurier.de finden jetzt auch, dass die Geschichte “vermutlich nur ein Fake” war und haben ihre Artikel korrigiert. Bild.de hat ihn einfach gelöscht.

Nachtrag, 16.10 Uhr: Jetzt ist er bei Bild.de wieder da.

Nachtrag, 10. Mai: … und mit folgendem Hinweis versehen:

Update: Die Pressemitteilung des Auktionshauses hat sich im Nachhinein als unwahr herausgestellt. Das tut uns leid. Aus Transparenzgründen ist der Beitrag aber weiter auffindbar.

Etihad liegt die “Welt” zu Füßen

Sie wollen wissen, wie supertoll und megaluxuriös das “fliegende Hotelzimmer” wird, das die Fluggesellschaft Etihad Airways plant? Nun, dann können Sie sich entweder das 90-sekündige Werbevideo des Unternehmens anschauen, oder Sie investieren ein bisschen mehr Zeit und lesen diesen Artikel beim Onlineauftritt der “Welt”:

Das Werbevideo können Sie sich danach immer noch anschauen — die “Welt” hat es am Ende des Textes freundlicherweise gleich eingebettet, für alle Fälle.

Aber das ist eigentlich nicht nötig, denn nach der Lektüre des 5.000 Zeichen langen Textes werden Sie ohnehin schon längst überzeugt sein von der unschlagbaren Grandiosität der Etihad-Luxus-Suite. Die “Welt” gibt sich jedenfalls größte Mühe, kein einziges der vielen fantastischen Details zu vernachlässigen.

Schon die ersten beiden Sätze machen die Marschrichtung klar.

Wer dachte, mit der First Class sei der ultimative Luxus im Linienflugzeug bereits erreicht, muss sich von der arabischen Etihad Airways eines Besseren belehren lassen. Denn der neue Wohnraum “The Residence” fängt dort an, wo die First aufhört.

(Im Original liegt hinter “‘The Residence'” ein Link zur Unternehmensseite.)

Der “Gipfel des Genusses”, meint die “Welt”, werde

eine immerhin fast zwölf Quadratmeter große Wohnfläche sein, die ein Maß an Luxus und Privatsphäre bieten wird, wie es sonst nur in Privatjets vorgefunden wird.

“Das Wohnzimmer” sei

unter anderem mit einem 1,50 Meter breiten Zweisitzersofa (ausklappbar zu einem Liegesofa), ausklappbaren Ottomanen, Intarsien-Esstisch, gekühlter Minibar und 32-Zoll-TV-Bildschirm ausgestattet.

“Im Schlafbereich” stehe

ein 205 mal 120 Zentimeter großes Doppelbett mit Leselampen und Stimmungslicht, ein Nachtschrank, Kleiderschrank, hinterleuchtete holzgeschnitzte Wände und ein 27-Zoll-Fernseher.

Und das “private Duschbad” ermögliche

eine vier Minuten währende Dusche sowie Toilette, Waschtisch mit Kosmetikspiegel und Föhn.

Wir erfahren, dass jedem Gast “ein persönlicher Butler zur Verfügung” steht und dass diese “qualifizierten Servicekräfte” an der “Londoner Savoy Butler Academy speziell geschult” werden.

Wir erfahren, dass ein “‘Fünfsterne-Verpflegung'” dazugehört und der Chefkoch “auf Wunsch eine persönliche Menüplanung berücksichtigt”. Dass der Fluggast “mit luxuriöser Bettwäsche, Schlafanzug” und anderem Schnickschnack “umsorgt” wird. Dass sich “ein spezielles VIP-Reise-Concierge-Team um die Top-Gäste” kümmert und “dafür sorgt, dass jedes Reisedetail, einschließlich Bodentransport, Küche und Annehmlichkeiten, optimal auf die Anforderungen des Gastes zugeschnitten sind.”

Dann folgen Angaben zum Preis, zu den geplanten Strecken, den kooperierenden Flughäfen, den angepeilten Terminen und den Platzkapazitäten des Flugzeugs.

Anschließend darf der Etihad-Chef noch persönlich erklären, dass diese “neuartigen Wohnräume” die “Erwartungen von Flugreisenden in Bezug auf Bordkomfort und Luxus nachhaltig verändern [werden]”. Und die Konkurrenz darf er auch noch niedermachen erwähnen:

Mit Blick auf Mitbewerber um begehrte First-Class-Passagiere wie die Golf-Rivalen Emirates und Quatar Airways, aber auch Singapore Airline und British Airways habe man sich entschlossen, die größten “First Class Suites” anzubieten.

Aber auch das ist noch lange nicht alles.

Und so plant der Carrier neben dem Top-Produkt “The Residence by Etihad” auch noch eine Vielzahl weiterer Service-Veränderungen.

Die kürzen wir aber jetzt mal ab.

… “First Apartments” (neun Stück in einer 1-1-Anordnung also mit nur einem Gang) … 1,60 Meter hohen Schiebetür … Liegesessel … Ottomane … Full-Flat-Bett mit einer Länge von 2,03 Metern … gekühlte Minibar … persönlicher Waschtisch … schwenkbarer TV-Monitor zur Nutzung vom Sitz oder vom Bett aus … 74 Prozent größere Grundfläche als die aktuellen, preisgekrönten First Class Suites … verbesserte “First Suite” … acht Suiten (in 1-2-1-Anordnung) … großen Sitz … Ottomane … Full-Flat-Bett von 2,05 Metern Länge … lassen sich die Armlehnen zurückschieben … können zwei Suiten in eine Einheit mit Doppelbett umgewandelt werden … gekühlte Minibar … 24-Zoll-TV-Monitor … 20 Prozent mehr persönlichen Platz bieten … direkten Zutritt zum Gang … Full-Flat-Bett mit einer Länge von 2,05 Metern …

… und so weiter.

Der Artikel ist (inklusive Etihad-PR-Video und zehnteiliger Klickstrecke) vergangenen Montag erschienen, im redaktionellen Bereich des Online-Ablegers der “Welt”.

In der Print-Ausgabe, zumindest in der “Welt kompakt”, suchte man ihn vergeblich. Dort wurde stattdessen auf die klassische Weise für “The Residence” geworben — per Anzeige über drei ganze Seiten.

Bei den Fluggesellschaften gebe es einen “Kampf um die zahlungskräftige Klientel”, schreibt die “Welt” noch. Gut für die, die ihre Verbündeten schon gefunden haben.

Mit großem Dank an Micky M. und Sébastien Z.

Jörg Kachelmann, Orden, Deutschlandradio

1. “‘Jeder Scharlatan bekommt ein Forum für seinen Stuss'”
(theeuropean.de, Thore Barfuss)
Ein Interview mit Jörg Kachelmann, der bedauert, “dass sich die meisten Medien in Duldungsstarre vor der ‘Bild’-Zeitung begeben haben”. “Das langsame Sterben der Printmedien” verwundere nicht: “Recherche bedeutet heute meistens, dass ein Mensch, der Zugang zu einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Papier hat, die Nummer eines sogenannten Investigativjournalisten kennt, der auf einen Anruf wartet.”

2. “Wie Putin seine Journalisten-Armee einsetzt”
(welt.de, Julia Smirnova)
In Russland werden über 300 Journalisten von Wladimir Putin “mit Orden und Medaillen” ausgezeichnet. “Dass derartig viele willfährige Redakteure und Reporter für ihre Arbeit mit Orden behängt werden, ist beispiellos.”

3. “Der Fussballfan wird zum Staatsfeind geschrieben”
(kurzpass.ch, Daniel Ammann)
Daniel Ammann beschäftigt sich mit einem Artikel in der “Sonntagszeitung”, der mit “258 Straftaten im Umfeld von Stadien” übertitelt ist, jedoch von “grossformatigen Fotos von bengalischem Feuer und schwarzem Rauch” begleitet wird. “Das Fazit des Artikels könnte alternativ auch heissen: 2013 wurden rund um Schweizer Sportstätten Polizisten häufiger beschimpft als im Jahr zuvor und es wurden mehr Ohrfeigen und Fusstritte verteilt, während die Gewalt innerhalb der Stadien sank.”

4. “‘Der Moderator bedauert den Verlauf des Gesprächs'”
(heise.de/tp, Florian Rötzer)
Florian Rötzer greift ein Gespräch im “Deutschlandradio Kultur” auf, unter dem “Anmerkung der Redaktion: Der Moderator bedauert den Verlauf des Gesprächs” vermerkt ist sowie “Kommentieren ist nicht mehr möglich”.

5. “‘Big things are happening in Denmark'”
(b.dk, Edward Snowden, englisch)
Edward Snowden schreibt einen Brief zur Debatte um das Boulevardmagazin “Se og Hør”, das Kreditkarten-Daten von Prominenten gekauft haben soll.

6. “Neue Studie: Nur Kellner, Verkäufer und Bauarbeiter verdienen weniger als Reporter”
(newsroom.de, Bülend Ürük)

Alles nur Fassade

Die Frau des Fußballers Robert Lewandowski, der zur kommenden Saison vom BVB zum FC Bayern wechselt, hat sich zum Abschied aus Dortmund etwas ganz Romantisches einfallen lassen:

LEWANDOWSKI - Kabinen-Kuss zum Abschied - Ab jetzt zählt nur noch Bayern

Bild.de schreibt:

Die Kabine ist sonst der heilige Ort der Fußballer. Jetzt nimmt uns Robert Lewandwoskis Frau Anna mit.

Für ein Knutsch-Foto!

Und das sieht so aus:

  Bei Instagram postete Lewandowskis Frau Anna dieses Knutsch-Foto aus der Kabine

Warum da immer noch das Trikot von Moritz Leitner hängt (obwohl er zurzeit gar nicht in Dortmund spielt), erklärt “Bild” leider nicht. Und warum beim BVB die Türklinken in der Luft schweben, bleibt ebenfalls offen.

Könnte aber alles daran liegen, dass sich die beiden nicht in der Kabine geküsst haben, sondern vor einer Fototapete im VIP-Bereich des BVB.

Mit Dank an Christoph.

Nachtrag, 17.25 Uhr: Bild.de hat den Artikel korrigiert und unter dem Text einen Hinweis veröffentlicht:

*BILD hatte Tomaten auf den Augen

Zu der Geschichte “Kabinen-Kuss zum Abschied” zeigten wir ein Foto von Dortmund-Stürmer Robert Lewandowski, der seine Frau Anna küsst. Den Kuss gab’s aber nicht in der BVB-Kabine, sondern vor einer Foto-Tapete. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Pakistan, Lobbygruppen, Rebellion

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Eine Meldung – und ihre Geschichte”
(blog.zeit.de/kabul, Ronja von Wurmb-Seibel)
Die Geschichte hinter der dpa-Meldung “Pakistan: Zwei Berliner Brüder festgenommen”: “Im Bus gibt es dann englischsprachige Zeitungen zu lesen und auf Seite zwei entdecken wir die Schlagzeile über unser Ergreifen, maßlos übertrieben und wenig informativ. (…) Eine ganze Reihe deutscher Medien hat diese fälschliche Schlagzeile reproduziert, teilweise noch pikanten Details verfeinert.”

2. “Qualitätsjournalismus Fehlanzeige: Journalisten als Lobbyisten”
(meedia.de, mit Video, 6:48 Minuten)
Die ZDF-Sendung “Die Anstalt” zeigt Verflechtungen deutscher Journalisten mit Lobbygruppen auf. “In der Mitgliederliste der Atlantik-Brücke, der u.a. Bild-Chef und -Herausgeber Kai Diekmann vorsitzt, tauchen neben ‘heute’-Anchor Claus Kleber auch Theo Koll, noch Politbarometer-Experte und bald Leiter des ZDF-Studios in Paris, und Grünen-Politiker Cem Özdemir auf, der den stv. Vorsitz des ZDF-Fernsehrates inne hat.”

3. “Rebellion unter den Lesern”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Die Meinungsvorherrschaft der Journalisten zerbröckle, stellt Rainer Stadler fest angesichts der breiten Kritik von Lesern, Journalisten würden im Konflikt um die Ukraine “die Ereignisse einseitig aus westlicher Optik darlegen und bewerten”: “Ich bezweifle allerdings, dass diese Erkenntnis ins Bewusstsein vieler professioneller Informationsverarbeiter gedrungen ist. Der Wille, die Rebellion im Publikum ernst zu nehmen, ist kaum vorhanden.” Siehe dazu auch “Der Westen und die Massenmedien sind zu tadeln!” (nzz.ch, Lorenz König).

4. “Im Abseits”
(sueddeutsche.de, Ralf Wiegand)
Insgesamt zwei gedruckte Interviews mit Pep Guardiola sind erschienen, seit dieser Trainer des FC Bayern München ist. “Viele Vereine aber führen intern schon Diskussionen, wozu man Sportjournalisten in den Stadien überhaupt noch braucht – wenn man doch alles selber machen kann.”

5. “Fünf Jahre taz-Hausblog: So viel Transparenz wie bei keiner anderen Zeitung”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
Das “taz”-Hausblog feiert den 5. Geburtstag: “Als Student hatte ich das Blog spiegelkritik.de betrieben, das sich am Spiegel und Spiegel Online abarbeiten wollte, aber leider nie das Niveau des großen Vorbilds bildblog.de erreicht hat. Noch mehr als über die journalistischen Fehler im Spiegel habe ich mich über den Umgang mit ihnen geärgert. Genauer: Den Nicht-Umgang. Die Journalisten – gerade beim Spiegel – dachten, es sei für ihre Arbeit essenziell, einen Nimbus der Unfehlbarkeit zu verbreiten und keine Fehler zuzugeben. Das ärgerte mich als Leser. Ich fand, Journalisten müssten mal von ihrem hohen Ross runterkommen, ihre Arbeit transparenter machen und sich der Kritik stellen. Und dann wechselte ich die Seiten.”

6. “Die fünf Erfolgsfaktoren von mobilen Newsplattformen: Boulevard, Reichweite auf Social Media, Viralität, Originalität und neue Werbeprodukte”
(svenruoss.ch)

Kopp-Verlag, Dummschwätzer, Clickbaiting

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wir Dummschwätzer?”
(zeit.de, Stefan Willeke)
Stefan Willeke besucht “Zeit”-Leser, die sich “vehement” aufgeregt haben über die Buchkritik “Volle Ladung Hass” von Ijoma Mangold. Kritisiert wurde darin das Buch “Deutschland von Sinnen: Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer” von Akif Pirinçci, das in diesen Wochen in den Bestseller-Listen weit vorne anzutreffen ist.

2. “Brücke nach rechts”
(kontextwochenzeitung.de, Anna Hunger)
Anna Hunger reist nach Rottenburg am Neckar, wo der Kopp-Verlag “in seinem kargen Verlagsgebäude inmitten saftiger, grüner Idylle” beheimatet ist und spricht mit Verlagschef Jochen Kopp. “‘In jeder Meinung, und sei sie noch so abstrus, kann immer ein Körnchen Wahrheit stecken’, sagt er. Das ist seine Verlagsphilosophie. Nur wenn man ihn fragt, ob es den Holocaust gegeben hat, sagt er: ‘Dazu gibt es in Deutschland eine gesetzlich festgeschriebene Meinung. Als gesetzestreuer Bürger teile ich diese selbstverständlich.'”

3. “Undercover: Die Süddeutsche besuchte die DWN – aber keiner hat sie gesehen”
(deutsche-wirtschafts-nachrichten.de)
Die “Deutschen Wirtschafts Nachrichten” reagieren auf einen Bericht über sie in der “Süddeutschen Zeitung”: “Selbstverständlich glaubt oder behauptet niemand bei den DWN, dass die Welt von einer geheimen Weltregierung systematisch gesteuert wird. Das ist blanker Unfug. Die Welt wird nicht von dunklen Mächten regiert, sondern vor realen, einzelnen Menschen – guten wie schlechten, gierigen wie verantwortungsbewussten, Kriminellen und Wohltätern.”

4. “Wie wir Sportjournalistinnen fördern wollen”
(blogs.taz.de/hausblog, Andreas Rüttenauer)
Andreas Rüttenauer schreibt zum Männerüberschuß im Sportjournalismus: “Wir hoffen schon bald, einen Workshop für junge Frauen veranstalten zu können, die für Journalismus im Sport brennen. Und noch viel mehr hoffen wir, dass etliche der Teilnehmerinnen bald schon regelmäßig für uns schreiben werden.” Zu fehlenden Frauen siehe auch “Debattenkultur: Wir brauchen eine Frau! Mal Alice anrufen” (spiegel.de, Sibylle Berg).

5. “Hat Welke Recht? Hält uns das Fernsehen für doof?”
(dwdl.de, Peer Schader)
Halten die TV-Programmmacher, auch jene der Öffentlich-Rechtlichen, ihr Publikum für zu doof? Peer Schader kommt zum Schluß: “Das Vorurteil stimmt.”

6. “Anatomie des Clickbaiting: So ködern uns Upworthy, BuzzFeed und Co.”
(netzpiloten.de, Jakob Steinschaden)

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