Verkaufsfördernder Medizin-Journalismus

Manchmal stellt sich der Presserat aber auch an. Jetzt hat er eine Zeitschrift mit dem leicht pleonastisch klingenden Titel “Gesunde Medizin” gerügt, weil darin Produkte wie sogenannte “Job-Strümpfe” detailliert vorgestellt wurden, obwohl es daran “kein öffentliches Interesse” gebe.

Pah. Dabei waren die “Job-Strümpfe” doch nur Thema in der regelmäßigen Rubrik “Leser-Test” der “Gesunden Medizin”. Dabei kann sich jeder bewerben, ein vorgestelltes Produkt zum Ausprobieren nach Hause zu bekommen, in diesem Fall Stützstrümpfe von der Firma Varilind. Die Redaktion zitiert dann ihre Urteile, das liest sich etwa so:

Frank Hessberger aus Neuberg berichtete: “Schon beim Auspacken hatte ich das Gefühl, ein hochwertiges Produkt in den Händen zu halten.” Ellen Wagner aus Langenselbold gefielen die Strümpfe sofort wegen der feinen Struktur des Materials. Sabine Glassen aus Hanau erinnert sich an den Duft, der beim Öffnen der Packung entströmte.

Aber es fallen keineswegs alle Urteile positiv aus. Zwischen vielen euphorischen Sätzen finden sich auch Bemerkungen wie diese:

Sigrid Wegener aus Göttingen fiel sofort die breite Zehenspitze auf, außerdem fühle sich das Baumwollgemisch für sie zu synthetisch an.

Ergänzt wird das Urteil der Amateurtester über die Varilind-Strümpfe durch eine “Expertenmeinung”. In diesem Fall kommt sie von Dipl. Kfm. Heiko Michel. Er sagt: “Durch den hohen Baumwollanteil sind die Strümpfe hautfreundlich und atmungsaktiv, der stufenlose Druckverlauf unterstützt die Venen, ohne die Beine einzuschnüren.” Heiko Michel muss es wissen. Er ist Projektleiter Varilind bei der Paracelsia Pharma GmbH.

Der Presserat urteilte über “Gesunde Medizin”, die Zeitschrift hätte “gleich mit mehreren Beiträgen die Grenze zur Schleichwerbung überschritten”. Das ist ein schöner Euphemismus. Denn in Wahrheit macht sie den Eindruck, dass genau das ihre Aufgabe ist. Und dabei geht es nicht nur um “Genießertipps” wie die Nachrichten, dass es jetzt eine neue Sorte einer bestimmten Schokoladenmarke (“ein einzigartiges Geschmackserlebnis”) oder neue Antipasti-Spezialitäten (“ein echter Gaumenschmaus”) gibt. Die “Redaktion” von “Gesunde Medizin” hat sich ein cleveres System ausgedacht, um scheinbar seriös die Verkaufszahlen ihrer Werbepartner anzukurbeln.

Da steht dann zum Beispiel auf einer Doppelseite ein großer Artikel von Dr. Michaela Döll mit Tipps gegen Verdauungsbeschwerden:

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Frischpflanzen-Presssaft aus den Artischockenblütenknospen, der auf seine Wirksamkeit bei Verdauungsbeschwerden hin untersucht wurde. (…) Nach einer dreimonatigen Anwendungsdauer waren die Beschwerden bei den Studienteilnehmern sogar um 80 Prozent zurück gegangen.

Ein großer Vorteil der Frischpflanzen-Presssäfte besteht darin, dass in ihnen der gesamte Wirkstoffring der frischen Pflanze enthalten ist, wobei darauf geachtet werden sollte, dass dieser frei von Zusatzstoffen (z. B. Konservierungsmittel) und Alkohol ist. Außerdem sollten die verwendeten Pflanzen aus biologischem Anbau stammen.

Und daneben steht, brav als “Anzeige” gekennzeichnet, Werbung für “naturreinen Heilpflanzensaft” aus der Artischocke von der Firma Schoenenberger, “mit der GANZEN KRAFT der frischen Pflanze!” und einem kleinen “Bio”-Logo.

Ein andermal informiert dieselbe Dr. Michaela Döll darüber, wie sinnvoll es ist, “das Abnehmen mit entgiftenden Maßnahmen zu unterstützen”:

So fördert beispielsweise der Frischpflanzensaft aus der Artischocke die Produktion von Gallensäften und leistet einen wertvollen Beitrag zur Fettverdauung. Die im Zuge der Gewichtsreduktion gelösten Abfallstoffe und Schlacken können unter der Anregung der Nierenfunktion – z. B. mit Hilfe von Brennnesselsaft – besser aus dem Körper ausgeschieden werden. Kartoffelsaft neutralisiert überschüssige Säuren und hilft dabei, das gestörte Säure-Basen-Gleichgewicht wieder herzustellen. Sinnvoll ist die Kombination der genannten Frischpflanzensäfte mit vitalstoffreichen Gemüsesäften (z. B. Tomaten- oder Karottensaft), die – kurmäßig angewandt, zusammen mit einer gesunden Vollwertkost – nicht nur die Pfunde purzeln lassen, sondern sich auch geschmacklich gut mit den genannten Frischpflanzensäften vertragen.

Und wir notieren uns, was wir laut “Gesunde Medizin” zum Abnehmen brauchen: Artischocke, Brennnessel, Kartoffel, Tomate — und werfen, bevor wir einen Großeinkauf beim Gemüsehändler starten, schnell noch einen Blick auf die Werbung der Firma Schoenenberger für ihre “Schlankheits-Kur” unmittelbar rechts daneben:

Ja: “FasToFit” ist Tomatensaft. Woher wussten Sie?

(Sie müssen, um die informativen Ratgeber dieser Frau Dr. Michaela Döll zu lesen, übrigens nicht die zwei Euro investieren, die die vermeintliche Gesundheitszeitschrift kostet. Die Texte stehen auch kostenlos im Internet. Auf den Seiten der Firma Schoenenberger, unter der Rubrik “Aktuelles zu Schoenenberger”.)

So und so ähnlich informiert die Zeitschrift “Gesunde Medizin” also ihre Leser. Sie erscheint im PACs-Verlag. “PACs” steht für “Gesellschaft für Promotion, Advertising & Communication Services”. So gesehen ist die Rüge des Presserates ebenso zwingend wie niedlich.

Mediagazer, Podolski, Szenemenschen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Rettung der A-Klasse”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Michael Spreng, ehemaliger Chefredakteur der “Bild am Sonntag”, erinnert sich an die Machtspiele bei der Wahl zum “Goldenen Lenkrad” 1997.

2. “Profil ist mehr als ein Social-Media-Account”
(beibrechtels.posterous.com, Detlev Brechtel)
Detlev Brechtel bekommt Ausschlag vom Wort “Qualitätsjournalismus” und will mehr Autoren lesen. “Die größte Bedrohung der Printmedien sind die Printmedien selbst.”

3. Interview mit Nadia al-Sakkaf
(diepresse.com, Jutta Sommerbauer)
Die Chefredakteurin der “Yemen Times” über die Pressefreiheit im Jemen: “Mal kannst du etwas schreiben, mal wieder nicht. Das ist sehr vage und hängt von der Stimmung der Behörden ab. Wenn wir etwas schreiben, dann ist es wie bei einem Glücksspiel.”

4. “Mediagazer: Techmeme für Medien”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Mit Mediagazer startet in den USA ein “Memetracker zu (US-)Medienthemen”.

5. “Hau den Lukas!”
(magda.de, Michael Schophaus)
Ein Interview mit dem Fußballer Lukas Podolski zu führen ist kein einfaches Unterfangen. Michael Schophaus berichtet von einem Rekord für die Ewigkeit. “49 Fragen in 38 Minuten, dananch schickte ihn sein Berater zum Essen nach Hause.”

6. “Der Berliner Szenemensch”
(spreeblick.com, Sara Chahrrour)
Sara Chahrrour klärt auf über den Szenemensch in Berlin: “Merke: alles ist ironisch gemeint. Und wenn man etwas mal gut finden sollte, dann findet man es eigentlich schlecht. Und andersherum.”

Die gekaufte Weihnacht und andere Rügen

Erinnern Sie sich an das traurige Weihnachts-Sparfestessen im “Gong”, das mit plumper Werbung für Produkte der Firma Unilever versetzt war? Das hat auch dem Presserat nicht geschmeckt. Er hat die einstmals renommierte Fernsehzeitschrift wegen dieser Schleichwerbung gerügt.

Insgesamt zwölf Rügen sprachen die Beschwerdeausschüsse jetzt aus. Gleich drei davon richteten sich gegen den Missbrauch von Fahndungsfotos durch Boulevardmedien. Die Polizei hatte jeweils Bilder von Verbrechensopfern herausgegeben, um ihre Identität zu klären. Die Online-Ableger von “Express” und “Bild” veröffentlichten die Aufnahmen von den Leichen aber auch nach dem Ende der Fahndung erneut, teils mehrfach.

In einem Fall ging es um eine geistig behinderte Frau, die grausam ermordet worden war und deren Foto Bild.de zusammen mit Details über den Zustand der zerstückelten Leiche und Einzelheiten aus ihrem Privatleben erneut veröffentlichte. Zusätzlich “unangemessen sensationell” fand der Presserat, dass Bild.de in einem anderen Fall die Leiche einer Jugendlichen wiederholt zeigte (BILDblog berichtete). Ebenso urteilte der Presserat über die Entscheidung von express.de, ein Foto, bei dem man der Leiche “unmittelbar ins Gesicht” blicke, auch nach dem Ende der Fahndung noch einmal zu zeigen.

Der Online-Ableger des Berliner Boulevardblattes “B.Z.” erhielt eine Rüge, weil er die Persönlichkeitsrechte eines jungen Mannes verletzt hatte. Er war im vergangenen Jahr festgenommen worden, weil er verdächtigt wurde, Autos angezündet zu haben. In einer Fotostrecke zeigte die “B.Z.” online Bilder von der Festnahme und nannte diverse Details aus seinem Privatleben. Allein die Tatsache, dass der Vater des Jungen Kommunalpolitiker sei, mache den Verdächtigen nicht zur Person der Zeitgeschichte, urteilte der Presserat. Dass die “B.Z.” anderer Meinung ist (insbesondere vermutlich, wenn es sich um einen Politiker der Linken handelt), demonstrierte eindrucksvoll ihre Titelseite zum Thema (siehe links).

Einen Verstoß gegen die Menschenwürde sah der Presserat in einem Witz, den die Satirezeitschrift “Titanic” in ihrer Online-Ausgabe über den Eisenbahn-Suizid des Torwartes Robert Enke riss. Das Foto zeigt einen Lokführer mit der in “Bild”-Typographie gesetzten Schagzeile: “Jetzt meldet sich der Zugführer zu Wort: ‘Ich habe Enke überlistet!'” Es handele sich dabei nicht um Satire, die auch drastisch, überspitzt und polemisch sein dürfe, sondern um das “reine Spiel mit den Gefühlen der Angehörigen und der Bahnführer, die von einem solchen Geschehen ebenfalls traumatisiert werden”, urteilte der Presserat und sprach eine Rüge aus.

Marilyn Monroe und der Oscar-Avatar

“34,3 Zentimeter hoch, 3,85 Kilo schwer. Nickel, Kupfer, Silber mit Gelbgold beschichtet”, rattert Bild.de die äußeren und inneren Werte der Oscar-Statue herunter.

Man kann also ungefähr hochrechnen, wie groß Marilyn Monroe gewesen sein dürfte — etwa einen Meter:

1951: Marilyn Monroe zeigt stolz ihre Trophäe

Sehr sympathisch auch, dass sich die Academy den Witz erlaubt hatte, extra für das berühmte Sexsymbol einen Oscar mit Brüsten anfertigen zu lassen …

Andererseits hätte man sicher mal von diesem Spezial-Oscar gehört. Oder davon, dass Marilyn Monroe überhaupt einen Oscar gewonnen hätte.

Doch leider ist die Trophäe, die Marilyn Monroe hier so stolz zeigt, kein Oscar, sondern eine Henrietta — wie auch die Bildbeschreibung bei Getty Images unmissverständlich klar stellt:

Die amerikanische Schauspielerin Marilyn Monroe (1926 – 1962), in einem tiefgeschnittenen trägerlosen Samtkleid, posiert mit ihrer ‘Henrietta’ Statue bei der Vereinigung der Auslandspresse während Hollywoods erstem jährlichen Internationalem Filmfestival, im Club Del Mar, Santa Monica, Kalifornien, 26. Januar 1952. Der Preis war ihre erste von mehreren ‘Henriettas’ im Laufe der Jahre.

(Übersetzung von uns)

Also bestimmt ein magischer Moment für Frau Monroe, aber sicher kein Fall für die Klickstrecke “Magische Oscar-Momente aus acht Jahrzehnten”.

* * *

Auch Tagesspiegel.de kann bei seinem Oscar-Kommentar mit einer weltexklusiven Sensationsmeldung aufwarten — versteckt in einem Nebensatz:

Der erst siebte Film der kalifornischen Regisseurin in 20 Jahren war am Publikumszuspruch gemessen der David im Kampf um die Oscars; Avatar, der die Rekordsumme von 200 Milliarden Dollar in die Taschen seiner Produzenten gespült hatte, der Goliath.

200 Milliarden Dollar, das entspricht etwa 147 Milliarden Euro und damit fast der Hälfte des Bundeshaushalts 2010. In Wahrheit hat Avatar bisher “nur” rund 2,5 Milliarden Dollar eingespielt.

Mit Dank an Marco S. und Markus S.

Nachtrag, 16.25 Uhr: Bild.de hat Marilyn Monroe aus der Bildergalerie entfernt und Tagesspiegel.de hat die “200 Milliarden” auf “zwei Milliarden” heruntergestuft.

Jugendpresse, Winnenden, Balzac

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Fernbedient”
(jpbw.de, PDF-Datei, 1.7 MB)
Die aktuelle Ausgabe von “Noir”, dem Magazin der Jugendpresse, widmet sich den Medien. Unter anderem geht es um versteckte Werbung bei den Jugendzeitungen “Spiesser” und “Yaez”.

2. “Bis zur letzten Träne”
(taz.de, Ingo Arzt)
Es naht der Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden und “mit ihm die nächste Presseinvasion”: “Man kann sich tausend Mal sagen: Bevor ich als Journalist die Opfer eines solch traumatischen Erlebnisses behellige, hänge ich meinen Job an den Nagel. Und wenn es so weit ist, dann muss eine Zeitung voll werden.”

3. “Der Hinterweltler und die Ignoranz”
(begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig schreibt über die Flut von Angeboten, denen der Medienkonsument mit Aufkommen von neuen Medien gegenübersteht und den “Überforderungs-Klagediskurs” dazu: “Ja, natürlich gibt es schreckliche Webseiten, Onlinemagazine und Blogs. Oder einfach nur banale. Aber es gibt auch schreckliche und banale Bücher, Filme, Fernsehsendungen, Theaterstücke, Zeitschriften und Zeitungen ohne dass deshalb das Medium kollektiv verworfen wird. Warum wird also die Polyphonie wenn nicht als Gewinn so doch mindestens als Inspiration empfunden?”

4. “Kleine Fehler, grosse Wirkung”
(nzz.ch, Sven Titz)
Sven Titz listet nochmals die Fehler des Uno-Klimarats auf, die von den Medien groß ausgebreitet wurden. “Klimaforscher räumen die Patzer mehr oder weniger ein, beklagen aber Fehlinformationen und Übertreibungen, vor allem durch britische Medien.”

5. “Journalisten, nicht nur nach Balzac”
(jungle-world.com, Stefan Ripplinger)
Stefan Ripplinger widmet sich Honoré de Balzac und dem “Schreckenskabinett seiner Journalisten, dieser mürrischen, unterbezahlten, ausgehungerten, ressentimentgeladenen, mitunter auch erschreckend einfallsreichen Lohnschreiber und verhinderten Dichter”.

6. “Spiegel-Bild”
(ralkorama.blogspot.com)
Gleiches Foto, fast gleiche Schlagzeile. Zwischen dem “Spiegel” und “Bild” ist online kaum ein Unterscheid auszumachen. In einem Fall.

Bild  etc.

Hetzen wird olympisch

Diese Zusammenstellung von “Bild”-Überschriften aus den letzten Tagen ist sicher unvollständig:

"Bild" schlagzeilt auf die "Pleite-Griechen" ein

Da wird über die “Pleite-Griechen” gespottet, die “die schönen Euros” “verbrennen” (sehr pietätvoll unterlegt mit einem Foto der verheerenden Waldbrände aus dem vergangenen Jahr), aber ihre Inseln nichts verkaufen wollen. Vorläufiger Höhepunkt: Der offene Brief an Ministerpräsident Papandreou, in dem die gesamte “Bild”-Redaktion kalauert: “Ihr griecht nix von uns!” (Als ob es jemals zur Debatte gestanden hätte, dass die “Bild”-Redaktion das griechische Haushaltsloch stopft.)

All das hat sich Michalis Pantelouris, Hamburger Journalist und Sohn eines Griechen, lange angesehen, dann ist ihm der Kragen geplatzt: Er sagt, er schäme sich, wenn er daran denke, dass sein Vater die hetzerischen Artikel in “Bild” (aber nicht nur da) lese.

Es ist ein aufrichtiger Aufschrei, der mit jeder Zeile wütender wird, und der dringend zur Lektüre empfohlen sei:

Bild  

Kein Todesstern über Niederursel

Seltsame Dinge scheinen in Frankfurt-Niederursel zu passieren:

Screenshot: Bild.de

“Darth Vader”, der von “Bild” als “unheimlicher Kerl” beschrieben wird, soll etwa 35 Jahre alt sein und 1,80 Meter groß.

Gegenüber fnp.de, dem Online-Angebot der “Frankfurter Neuen Presse”, dementierte der Sprecher der lokalen Polizei, die “den Irren mit der ‘Darth Vader’-Maske” angeblich “jagt”, dass es sich überhaupt um eine solche Maske handle.

Vielmehr sei der Täter mit einem schwarzen Mantel und einer WollSturmhaube mit Sehschlitzen bekleidet gewesen.

(Links von uns)

Bisher vorgefallen ist wenig: Der gesuchte Mann hat “zwei Schüler mit den Worten ‘warte Mal’ angesprochen” und “am Arm berührt”.

Aus Lustprinzip gegen Klaus Wowereit

Die “Welt am Sonntag” veröffentlichte heute ein Interview, das ihr stellvertretender Chefredakteur Ulf Poschardt mit Klaus Wowereit geführt hat. Das Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin ist in der Printausgabe mit “Klientelpflege ist nichts Schlechtes” überschrieben — nicht gerade ein eye catcher für um Aufmerksamkeit buhlende Internetseiten.

Aber zum Glück ergab sich ja folgender Dialog:

Welt am Sonntag: Viele Beobachter glauben, Sie haben die Lust an Ihrem Job verloren.

Wowereit: Wenn das so wäre, könnte ich morgens nicht ins Büro gehen. Das geht nur, wenn man wirklich Lust auf diesen Job hat.

Und so mussten die Kollegen von “Welt Online” nur noch ein wenig an der Logik-Schraube drehen und hatten endlich eine knallige Überschrift:

Berlins Regierender Bürgermeister: Wowereit geht nur ins Büro, wenn er Lust dazu hat

Mit Dank an Alfons S., Horst-Schantalle, Ulf S. und Johannes K.

Nachtrag, 17 Uhr: “Welt Online” hat die Überschrift zu “Haben Sie die Lust an Ihrem Job verloren?” geändert.

AP, RTL  etc.

Wellen mit Bart

Außergewöhnliche oder unvorstellbare Ereignisse werden oft ein bisschen begreifbarer, wenn es Bilder davon gibt. Oder, wie man im Internet sagt: “pics or it didn’t happen”.

Insofern hilft es natürlich beim Verständnis der Ereignisse auf dem Kreuzfahrtschiff “Louis Majesty”, sich mithilfe von Videos selbst ein Bild der Lage machen zu können.

Oder, wie es Associated Press ausdrückt:

Auf YouTube sind nun drei Amateur-Videos aufgetaucht. Sie sollen die zerstörerischen Wellen zeigen, die das Kreuzfahrtschiff “Louis Majesty” am Mittwoch mit voller Wucht trafen.

In den YouTube-Videos, die als AP-Zusammenschnitt unter anderem bei stern.de und “RP Online” zu sehen sind und auch von RTL in verschiedenen Nachrichtensendungen und online gezeigt wurden, geht es hoch her.

So sieht man beispielsweise Außenaufnahmen, die die Wucht der Wellen erahnen lassen:

Hohe Wellen auf dem Mittelmeer.

Auch auf der Brücke knallt es gewaltig:

Hohe Wellen auf dem Mittelmeer.

RTL hat für seine Nachrichtensendung “Punkt 12” sogar noch ein weiteres Video entdeckt:

Hohe Wellen auf dem Mittelmeer.

Diese und ähnliche Videos werden seit Mittwoch in großer Stückzahl hochgeladen. Mache wurden wieder gelöscht, andere aus dem Fernsehen, wo sie mit Berufung auf YouTube liefen, mitgeschnitten und erneut hochgeladen. Es ist kaum möglich zu sagen, was die Originalvideos sind.

Aber diese hier könnten es sein:

Hohe Wellen.

(Hochgeladen am 25. August 2007, laut Uploader an Bord der “Empire State” entstanden.)

Hohe Wellen.

(Online seit dem 23. Oktober 2007, vor der Küste Australiens gedreht.)

Hohe Wellen.

(Seit dem 22. Februar 2010 im Netz, immerhin sogar auf der “Louis Majesty” gefilmt.)

Bei Stern.de weist seit 24 Stunden ein Leserkommentar auf die entsprechenden YouTube-Clips hin.

Unser Leser Dirk E. hat nach eigenen Angaben zehn Minuten gebraucht, um diese drei alten Videos zu finden. So viel Zeit hatten die Medien wohl nicht.

Mit Dank an adameus23, Sebastian F. und Dirk E.

Nachtrag, 13.10 Uhr: Stern.de hat das Video durch den Hinweis “Das Video ist nicht mehr verfügbar!” ersetzt.

Bild  

Ohne Worte (aber mit Zahlen)

Sade (schöne 51) feiert ihr Bühnen-Comeback. (...) Und: Sade (49) feiert ihr Live-Comeback.

Nachtrag, 19.10 Uhr: Jetzt doch mit Worten: Offenbar ist der Fehler irgendwann aufgefallen und es hat sich jemand (fälschlicherweise) gedacht: “Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.”

Jedenfalls steht in einer späteren Ausgabe:

Sade (schöne 50) feiert ihr Bühnen-Comeback. (...) Und: Sade (50) feiert ihr Live-Comeback.

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