Unter www.focus.de verbreiten Sie am 10.05.2013 unter der Überschrift “Bewährungsstrafe für Bushidos Freund” unter Bezugnahme auf die “Bild”-Zeitung, ich sei in einem Prozess, in dem ich mich “offenbar wegen Beihilfe bei einer Bedrohung aus dem Jahr 2010 vor Gericht verantworten” musste, zu einer “Bewährungsstrafe von vier Monaten” verurteilt worden.
Hierzu stelle ich fest: Ich wurde nicht verurteilt, sondern auf Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen.
Berlin, den 14. Mai 2013
Arafat Abou-Chaker
Nun könnte man sagen: Schön blöd von der Agentur SpotOn, das einfach aus der “Bild”-Zeitungabzuschreiben. In diesem Fall müsste es aber heißen: Schön blöd, das falsch aus der “Bild”-Zeitung abzuschreiben. Die schrieb nämlich nicht, dass Arafat Abou-Chaker, der “Boss des Abou-Chaker-Clans”, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, sondern sein Bruder Yasser.
Andererseits: Yasser, Arafat. Wer kann schon ahnen, dass das nicht mehr nur eine Person ist.
In einem Berliner Supermarkt ist gestern ein Mann erstochen worden.
Zum Glück war aber jemand mit einer Kamera in der Nähe und konnte die Aufnahmen, wie der Mann stirbt und wie Kunden und Angestellte Erste Hilfe leisten, zeitnah Bild.de zur Verfügung stellen.
Und so gibt es jetzt auf Bild.de ein Video aus diesem Supermarkt, und die Sprecherin schildert aus dem Off, was man sieht:
Beängstigende Bilder aus einem Supermarkt in Berlin-Gesundbrunnen vom Dienstagabend: Vor der Wursttheke liegt ein 82-jähriger Rentner auf den Fliesen — niedergestochen! Geschockt beobachtet die Wurstverkäuferin, wie Kunden und Angestellte Erste Hilfe leisten. Andere überwältigen den mutmaßlichen Täter, halten ihn fest. Zeugen berichten, der 30-Jährige soll unvermittelt auf den älteren Mann zugegangen sein und habe dann mehrmals auf ihn eingestochen. Für das Opfer kommt jede Hilfe zu spät, es stirbt noch am Tatort.
Immerhin: Die Köpfe der einzelnen Menschen, die helfen statt zu filmen, sind unscharf gemacht worden. Auch das Blut ist eher zu erahnen als zu sehen.
In der gedruckten “Bild”-Zeitung ist beides anders.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Mein dir deine Bildung!” (pantelouris.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris analysiert den “Bild”-Artikel “So hat uns Zypern betrogen!”: “Offensichtlich hat sich Paul Ronzheimer bei seinem unermüdlichen Versuch BILD-Leser gegen Südeuropäer aufzuhetzen inzwischen davon verabschiedet, auch nur den Anschein erwecken zu wollen, so etwas wie Argumente, Fakten oder Logik zu verwenden. Er tippt einfach irgendetwas und schreibt seine Schlussfolgerung ohne Zusammenhang dazu.”
2. “Traumhafte Renditen für Zeitungsverlage” (dradio.de, Stephan Karkowsky)
Medienökonom Frank Lobigs über die Renditen von Zeitungsverlagen: “Das sind Renditen, da können andere Unternehmen nur von träumen! Wenn Sie normale Großunternehmen nehmen, dann haben die eine Durchschnittsrendite von vier Prozent. Die Verlage liegen beim Dreifachen oder Vierfachen davon.”
3. “‘Zeitungspresse als Machtinstrument'” (tagesspiegel.de, Bernhard Schulz)
Heute wird in Berlin die Sonderausstellung “Zwischen den Zeilen? Zeitungspresse als NS-Machtinstrument” eröffnet. “Mit dem heutigen Blick für die Vielfalt von Meldungen und Meinungen ist der Eindruck der Zeitungslandschaft im NS-Regime niederschmetternd. Die gleichen Parolen, die gleichen im Stakkato gehämmerten Phrasen, die gleiche Typographie, fette Überschriften und rote Balken, dazu idyllische Fotos von der Front, wo sich Landser eine Zigarettenpause gönnen oder ihr Nachtlager bereiten: ‘Kein Himmelbett kann damit konkurrieren’, so die Bildunterschrift.”
4. “Klimawandel: Skeptiker amtlich unerwünscht” (heute.de, Reinhard Schlieker)
Reinhard Schlieker kommentiert die Broschüre “Und sie erwärmt sich doch” des Umweltbundesamts, die mit Journalisten und Wissenschaftlern, “die einen menschengemachten Klimawandel für nicht erwiesen halten”, abrechne: “Die Publikation des Bundesamtes kann beim unbefangenen Leser den Eindruck erwecken, man habe es bei diesen Journalisten und Buchautoren mit vorsätzlichen Fälschern zu tun, die fremdgesteuert sind und von irgendwelchen Lobbyisten bezahlt werden.”
5. “Den Eltern den Job erklären” (vocer.org, Steffi Fetz und Lisa Altmeier)
Die Aktion #erklärsmama bemüht sich, Kommunikationsberufe verständlich zu machen: “Teilweise kapieren die Menschen selbst nicht, was sie arbeiten. Wie sollen es dann die Eltern verstehen?”
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1. “Der Run auf Baby Aspirin” (pharmama.ch)
“Schlucken Sie jeden Tag eine Baby-Aspirin!”, empfiehlt “Bild” in der Titelgeschichte vom 18. Mai 2013: “Um es kurz zu machen: NICHT jeder kann und soll Aspirin einfach nehmen. Auch wenn es nur 75mg sind oder 100mg.”
2. “Wie die Deutschlands Medien einen Star-Koch erfinden – und die Welt darauf hereinfällt” (gotorio.squarespace.com, Thomas Knüwer)
Wie Medien einen Koch zum “Star-Koch” machen: “Nein, Miki Nozawa war kein Star-Koch. Sein Tod war sinnlos. Doch nachträglich ist er aufgestiegen in die Riege der Ducasse und Bocuse, hat die Großen und Schönen der Welt bekocht. Und er dient als traurige Demonstration dafür, dass Journalisten heute nur noch hechelnde Windhunde auf dem Rennkurs namens ‘Boulevard’ sind.”
3. “ich habe adgefiltert” (wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel antwortet auf ein Plädoyer gegen Werbeblocker von “Spiegel-Online”-Mitarbeiter Frank Patalong: “die verachtung die patalong einem teil seiner leser an den kopf wirft ist nicht nur für ihn typisch. was die leser wollen, entscheidet im verlagswesen immer noch der gesetzgeber und die verlagsleitung. keiner der beteiligten verlage hat meines wissen jemals bei seinen lesern nachgefragt welche art von werbung sie aktzeptabel finden. ausser der taz bittet kein verlag um spenden oder finanzielle unterstützung. kein verlag bietet eine werbe- und trackerfreie webversion seiner seiten für abonnenten oder unterstützer.” Siehe dazu auch “Warum wir AdBlocker nutzen” (chriszim.com, 13. Mai).
6. “Cartoon-Journalismus aus Taiwan” (sueddeutsche.de, Kai Strittmatter)
Hintergründe über Nma.tv, das mit rund 500 Mitarbeitern Nachrichten als Comics darstellt: “Einige der Videos wurden Kult, und man darf annehmen, dass sie den Erfolg nicht ihrer Ernsthaftigkeit verdanken, sondern der bizarren, oft surrealen Überzeichnung der Ereignisse, wobei sich die Produzenten weder von Scham noch von Geschmack bremsen lassen.”
Die SpannerReporter der “Bild am Sonntag” haben ein neues Jagdrevier entdeckt — und lassen ihre Leser jetzt in einer großen Titelgeschichte daran teilhaben:
Den “BamS”-Redakteuren selbst hat die ganze Durchsschlüssellochblickerei aber offenbar ein wenig die Sicht getrübt. Denn über Jan Delay heißt es:
Wir wissen zwar nicht, welchen Twitter-Account sich die Autoren da angeguckt haben, aber der Jan Delay, den wir kennen, ist ein großer Fan von Werder Bremen.
Eine Reporterin der “Welt” hat vor zwei Jahren einen erotischen Selbstversuch gestartet: Sie ist zu einer Tantra-Massage gegangen. Darüber hat sie dann im Mai 2011 in der “Welt” geschrieben.
Gestern ist erneut ein Tantra-Massagen-Selbstversuch-Artikel der Reporterin erschienen. Diesmal aber in der “Bild”-Zeitung:
Hier mal ein kleiner Vergleich:
“Welt”, 6. Mai 2011
“Bild”, 17. Mai 2013
Von Frau zu Frau – Unsere Autorin hat die tantrische Yoni-Massage in Berlin getestet
Ist Tantra eigentlich auch gut für Frauen? Geht es um Erleuchtung? Um Sex? Um beides? Ein Selbstversuch
Die blonden Haare umspielen ihr Gesicht, sie atmet tief ein, das über ihre Brust zusammen geknotete curryfarbene Seidentuch bedeckt ihren zierlichen Körper.
Blonde lange Haare umspielen ihr Gesicht, ein über ihre Brust zusammengeknotetes curryfarbenes Seidentuch bedeckt ihren zierlichen Körper.
Wir stehen im “Grünen Zimmer”. Goldene Seidentücher hängen an den gras-grünen Wänden. Ich stecke 200 Euro in eine perlenbestickte Schmuckdose (…).
Sie führt mich rüber ins „Grüne Zimmer“. Ich stecke 200 Euro in eine perlenbestickte Schmuckdose.
Tracy sagt mir, ich solle mich hinlegen, auf eine weich gepolsterte Matte, die von orange-roten Tüchern bedeckt ist. Sie spricht einen starken amerikanischen Akzent. Im Hintergrund dudelt Meditationsmusik, das Zimmer ist warm, Ölflaschen liegen in gläsernen Schüsseln, die gefüllt sind mit heißem Wasser. Durch den Rauch eines Räucherstäbchens blinzele ich hoch zu Tracy.
„Leg dich hin“, sagt sie sanft. Die weich gepolsterte Matte ist von orange-roten Tüchern bedeckt. Im Hintergrund dudelt Meditationsmusik, das Zimmer ist warm, Ölflaschen liegen in gläsernen Schüsseln, die mit heißem Wasser gefüllt sind. Durch den Rauch eines Räucherstäbchens blinzele ich hoch zu Tracy.
Sie hat ihr Tuch abgelegt und ist nackt, so wie ich auch. Sie schenkt mir ein Lächeln. Ihre Hand liegt zwischen meinen Brüsten als sie sagt: “Viel Spaß auf deiner Reise.”
Sie hat ihr Tuch abgelegt – sie ist NACKT. Auch mein Tuch ist futsch – mit geschickten Händen hat sie es entknotet. Zwei Mädels, nackt auf einer Matte – also doch eine Art Puff? Vor meinem inneren Auge sehe ich den lockigen Tantra-Chef schon an die Tür klopfen und fragen, ob er hier richtig ist zum Rohrverlegen. Oh Gott, bitte nicht! Doch dann lächelt Tracy mich beruhigend an, legt ihre Hände zwischen meine Brüste und sagt, „Viel Spaß auf deiner Reise.“
Sie massiert mich mit dem heißen Öl, reibt meine Zehen, schüttelt meine Arme aus und krault meinen Kopf.
Sie massiert mich mit dem heißen Öl, reibt meine Zehen, schüttelt meine Arme aus und krault meinen Kopf.
Schon setzt sich Tracy im Schneidersitz zwischen meine Beine, das Gesicht mir zugewandt. Meine Beine legt sie über ihre und ich bin ihren Berührungen ausgeliefert.
Plötzlich steht Tracy auf, um sich im Schneidersitz zwischen meine gespreizten Beine zu setzen. HOPPLA! Sie schaut mich an. Ich liege auf dem Rücken, sie nimmt behutsam meine Beine und legt sie über ihre. Breitbeinig liegend bin ich ihren Berührungen ausgeliefert.
Wie es sich nach einem Orgasmus gehört, nicke ich ein. Tracy weckt mich nach 15 Minuten und schickt mich unter die Dusche. Das Bad ist in warmes Licht getaucht, hinten in der Sonne funkelt der Fernsehturm. Ich blicke in den Spiegel und sehe entspannt aus.
Wie es sich nach einem Orgasmus gehört, nicke ich ein. Tracy weckt mich nach 15 Minuten, schickt mich unter die Dusche. Das Bad ist in warmes Licht getaucht, hinten in der Sonne funkelt der Fernsehturm. Entspannt bin ich, aber auch irgendwie erschöpft.
Ich frage sie, was denn für sie der Unterschied zur Prostitution sei. Tracy reißt ihre braunen Augen auf: “Jeder der zu uns kommt sucht eine tiefe Erfahrung. Sonst könnte man ja auch für 100 Euro in ein Bordell gehen.”
Beim Abschied frage ich Tracy, was denn der Unterschied zwischen so einer Massage und Prostitution sei. Sie sagt: „Jeder, der zu uns kommt, sucht eine tiefe Erfahrung. Sonst könnte man ja auch für 100 Euro in ein Bordell gehen.“
Ein Orgasmus, zwei Artikel — Reporterbefriedigung deluxe.
Am 8. Mai, zum 70. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto, zeigte 3sat eine Dokumentation des Warschauer ZDF-Korrespondenten Armin Coerper über das jüdische Leben in der Stadt: die Kultur vor dem Zweiten Weltkrieg, die Vernichtung durch die Nazis und die wenigen Spuren, die heute geblieben sind. Der Film war offenbar drei Wochen zuvor auch schon im ZDF gelaufen.
“Vor dem Krieg gab es viele jüdische Theater”, heißt es darin. “In Warschau pulsierte das jüdische Leben. Hier lebte die jüdische Kultur wie nirgends sonst in Europa. Es wurde getanzt, gespielt, gesungen — bis die Deutschen diese Welt brutal zerstörten.”
Die Bilder aus dem Theater, die zu diesen Worten gezeigt wurden, waren am selben Abend schon einmal auf 3sat zu sehen gewesen: rund eineinhalb Stunden früher in der Dokumentation “Geheimsache Ghettofilm” aus dem Jahr 2009. Die erzählt die erstaunliche und erschütternde Geschichte eines Propagandafilms, den die Nazis im Warschauer Ghetto drehten. Sie inszenierten das vermeintliche “jüdische Leben” für die Kameras, zwangen die Menschen, nach ihren Regieanweisungen zu agieren.
Unter diesen Bedingungen entstanden auch die Aufnahmen im Theater, mit übertrieben auftretenden Schauspielern und Tänzern und verzweifelt auf Kommando lachenden Zuschauern. Detailliert entlarvt der Film um 20:15 Uhr auf 3sat diese Bilder als Lüge — und die direkt im Anschluss laufende Dokumentation um 21:40 Uhr gibt sie wieder als Wahrheit aus.
Nachtrag, 21. Mai. Das ZDF teilt zu dem Vorgang mit:
Die kritisierte Szene aus dem jüdischen Theater hat das ZDF aus dem Archiv des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau erhalten. Dort wird eine Kauf-DVD angeboten, die sich der Autor inklusive Kommentar angesehen hat. Danach wurden gezielt einzelne Szenen für den Film bestellt, die aus anderen Quellen nicht vorlagen. In dem Kommentar zu den besagten Sequenzen der DVD des Instituts befindet sich keinerlei Hinweis, dass diese Aufnahmen unter Zwang entstanden sind. Es heißt dort, dass die Bewohner dem Hunger und der Not zum Trotz versuchten, ihr kulturelles Leben weiterzuführen. Es wird auch aus den Erinnerungen einer Zeitzeugin an diesen Theaterbesuch zitiert, ohne Hinweis auf Zwang. An anderer Stelle wird tatsächlich auf den Propagandafilm der Nazis hingewiesen, der das luxuriöse Leben der Juden im Ghetto auf zynische Weise proklamieren sollte. Die Theaterszene ist aber deutlich davon getrennt. Aufgrund der Seriosität des Jüdischen Historischen Instituts hat der Autor keinen Anlass gesehen, die genaue Herkunft der Bilder noch einmal zu ermitteln.
Selbstverständlich wird der Autor die Bilder noch einmal überprüfen und die Dokumentation für eventuelle weitere Ausstrahlungen und für das Online-Angebot korrigieren, falls sich die verwendeten Bilder als nicht authentisch erweisen sollten.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Erosion der investigativen Recherche?” (cicero.de, Petra Sorge)
Ist es in Ordnung, von Journalisten gestellte Fragenkataloge zu veröffentlichen? “‘Einen Fragenkatalog urheberrechtlich zu schützen, ist schwierig’, sagt Eva Inés Obergfell von der Humboldt-Universität Berlin. Fragen stünden an der untersten Grenze der Schutzwürdigkeit, vielleicht sogar darunter, so die Urheberrechtsexpertin.”
2. “‘Wir haben Zuckerbrot und Peitsche'” (datum.at, Georg Eckelsberger)
Medienanwalt Ralf Höcker im Interview: “Wenn keine Verständigung möglich ist, kann das durch Abmahnungen und einstweilige Verfügungen geschehen. Im Allgemeinen versuche ich aber zunächst ein Hintergrundgespräch mit dem Journalisten zu führen und ihm in Ruhe die Rechts- und Sachlage zu erklären. Ich erkläre ihm: ‘Das darfst du schreiben, das nicht und wenn du es doch machst, gibt es möglicherweise Probleme. Lass uns doch eine Lösung finden, wie wir den Artikel gemeinsam so gestalten, dass es keine rechtlichen Auseinandersetzungen geben muss.’ Das funktioniert sehr häufig.”
3. “Neue Gefahr: Neonazis als Journalisten” (blog.zeit.de/stoerungsmelder, Felix M. Steiner und Johannes Hartl)
Ein Bericht über “Anti-Antifa-Fotografen”: “Doch nicht nur das Ablichten von politischen Gegnern zählt zur Aufgabe der rechtsextremen Fotografen. Diese schüchtern auch gezielt Journalisten ein und versuchen deren Film- und Fotoaufnahmen durch herumschubsen, vor die Kamera stellen oder schlicht und einfach subtile Bedrohungen zu verhindern.”
4. “Verurteilt vor dem Urteil?” (tagesschau.de, Stefan Schölermann)
Stefan Schölermann stellt bei Journalisten schon vor dem NSU-Prozess gefällte Urteile fest: “Schon die beinahe allgegenwärtige Phrase vom ‘Zwickauer Terrortrio’ kommt aus dieser Schublade. Denn sie unterstellt noch vor Eintritt in die Beweisaufnahme, dass Beate Zschäpe gleichberechtigtes Mitglied einer Mörderbande gewesen sein soll – obwohl genau das in diesem Verfahren einer der entscheidenden Punkte sein wird, für den die Belege erst noch erbracht werden müssen.”
5. “Oops…” (klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift “Cosmopolitan”: “Vorn Jessica Chastain, hinten Jessica Chastain und, natürlich, im Heftinneren Jessica Chastain. Yves Saint Laurent sagt herzlich Danke!”
Bei großen Gerichtsprozessen zeigt sich in besonderer Weise, auf welch unglaubliche Ideen die Medien in ihrer Sensationsgier kommen können.
Besonders schlimm wird es oft, wenn die Hektik des Auftaktes verflogen ist und sich der Prozess von seiner unspektakulär-bürokratischen Seite zeigt. Es gibt Verhandlungstage, an denen keine grausamen Protokolle vorgelesen und keine tränenreichen Geständnisse abgelegt werden, und an denen auch sonst nichts passiert, was man zu einer knackigen Schlagzeile verarbeiten könnte.
Dann muss man als Boulevardjournalist kreativ sein. So wie die Leute beim Online-Auftritt der “Hamburger Morgenpost”:
(Unkenntlichmachung von uns.)
Mit Dank an den Hinweisgeber.
Nachtrag, 17. Mai: mopo.de hat den Artikel heimlich geändert. Überschrift und Foto wurden ausgetauscht, die Textpassagen gelöscht.