Der Chef der indischen Bundespolizei steht derzeit massiv in der Kritik. Auf einer Konferenz hatte er seine Haltung gegenüber Sportwetten zum Ausdruck bringen wollen: Diese sollten legalisiert werden, weil ein Verbot schwer durchzusetzen sei.
Wenn man das Verbot von Sportwetten nicht durchsetzen kann, ist es, als würde man sagen: “Wenn man eine Vergewaltigung nicht verhindern kann, sollte man sie genießen”.
(Übersetzung von uns.)
Ohne Frage ein wirklich dummer Vergleich.
Aber mit Dummheit kennen sich deutschsprachige Medien ja aus. Und so wurde aus dem Zitat heute das hier:
Dass damit die Aussage des Polizeichefs ziemlich verzerrt wird, hat bislang nur “RP Online” gemerkt – und die Überschrift transparent in “Polizeichef sorgt mit Vergewaltigungs-Vergleich für Proteste” umgeändert.
Mit Dank an Marc B.
Nachtrag, 19.45 Uhr: Bild.de, Welt.de, Hna.de und “Focus Online” haben ihre Überschriften geändert.
Nachtrag, 14. November: Bis auf Heute.at haben sich jetzt auch die anderen Medien mehr oder weniger korrigiert.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Passauer Journalist im Visier der Fahnder” (sueddeutsche.de, Wolfgang Wittl)
Journalist Hubert Denk erhält von der Kriminalpolizei Nürnberg eine Vorladung, in der von einer “Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes” sowie “Anstiftung zur Verletzung des Dienstgeheimnisses” geht. “Vorwurf: Womöglich habe Denk die Unterlagen aus Ermittlerkreisen aktiv angefordert – und sich somit strafbar gemacht. Es sei nicht einmal auszuschließen, dass Denk die brisanten Belege wie den Stoiber-Brief bei einer Fax-Übertragung abgefangen habe.”
2. “Journalistische Schikane oder Schikane von Journalisten?” (investigativ.ch, Eveline Dudda)
Das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft will Journalistin Eveline Dudda keine Anfragen mehr beantworten: “Alles in allem startete ich innerhalb von elf Wochen fünf Anfragen beim BLW, zwei davon nur deshalb, weil die erste Antwort ausblieb. Es gibt Bundesämter, bei denen wäre das mit drei mal drei Mails erledigt: Drei mal eine Anfrage, dreimal einen Antwort, dreimal ein Dankeschön. Beim BLW wurde ein Hickhack mit Dutzenden Mails daraus.”
4. “Lebt eigentlich die HuffPo noch – und wenn ja, warum?” (blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Es gebe nur wenig Anlass, sich ernsthaft über die “Huffington Post Deutschland” zu unterhalten, glaubt Christian Jakubetz: “Die Substanzlosigkeit, das Fehlen jeglichen Esprits und einer Haltung, die etwas anderes ist als ein bemühtes ‘Wir sind neu und anders’, das alles, was man zu Beginn bemängeln konnte, hat sich nicht wirklich geändert.”
5. “Befreit uns von Morozov” (de-bug.de, Sascha Kösch)
Der in deutschen Feuilletons omnipräsente Evgeny Morozov: “Nach circa 25 Seiten ‘Smarte neue Welt’ denkt man sich: Gut, ich habe jetzt wirklich verstanden, worum es dir geht. Komm zur Sache, Evgeny! In Kürze: Laut Morozov werde dem Internet ständig unterstellt, dass es eine Essenz habe, eine wesentliche Eigenschaft. Diese gedachte Essenz (Freiheit, Gleichheit etc.) führe dazu, dass man mit dem Internet die Probleme der Welt lösen will (solutionism), und behauptet, es wäre unveränderlich.”
6. “Shoah (1/2)” (arte.tv, Video, insgesamt 566 Minuten)
Für den Dokumentarfilm Shoah von 1985 sprach Claude Lanzmann mit Zeitzeugen des Holocaust. Teil 2 hier.
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2. “Hexenjagd in Hamburg” (taz.de, Kai von Appen)
Die Polizei in Hamburg dementiert “Bild”-Berichte, “wonach ‘Links-Chaoten’ aus der autonomen Szene im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik des Hamburger SPD-Senats auf den Wohnsitz des Ersten Bürgermeister Olaf Scholz in Hamburg-Altona einen ‘Anschlag’ verüben wollten”.
3. “Der Herr der Zehntausend Fliegen: Gespräch mit Jens Schröder über virales Publizieren” (gefaelltmir.sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen)
Wie sähe ein Medium aus, das bei 10000Flies sehr erfolgreich wäre? Jens Schröder: “Es wäre wahrscheinlich ein Medium mit reißerischen Überschriften, das sich thematisch um Tierquälerei, Tierschutz und vermisste Kinder dreht – und es hätte ein großes Satireressort. Das würde in der Form natürlich sehr wahrscheinlich gar nicht funktionieren, aber diese Themen-Trends fallen mir immer wieder in den Charts auf.”
5. “Fake, Teil 2” (victoriahamburg.wordpress.com)
Victoria klärt die Existenz von “Kai” aus Münster, über den sie im Blogbeitrag “Fake” geschrieben hatte. “Machen wir es kurz und schmerzlos. Es handelt sich um eine deutsche Doktorin der Psychologie, die in den Staaten lebt.” Siehe dazu auch “Der Traum-Mann” (blog.neon.de, Tin Fischer).
Heute ist Martinstag. Mancherorts wird dieser Gedenktag schon etwas früher begangen, zum Beispiel in Hessen, genauer: in Bad Homburg. Dort sind die Kinder und Eltern einer Kita schon am Donnerstag mit ihren Laternen durch die Straßen gezogen. Dabei war im Grunde alles so wie immer. Bis auf die Tatsache, dass der Umzug diesmal von vielen Medien begleitet wurde — und von Polizisten.
Denn im Vorfeld des Umzuges hatte es eine heftige Diskussion und sogar Drohungen gegenüber den Kita-Mitarbeitern gegeben. Auslöser der Aufregung war ein Bericht in der “Taunus Zeitung”, dem Lokalteil der “Frankfurter Neuen Presse”.
Der verkündete am 30. Oktober:
Der Autor beruft sich darin auf “etliche Eltern”, von denen aber nur ein Vater und eine Mutter zu Wort kommen, beide anonym. Der Vater sagt, es sei “irgendwie eine Durchmischung von Festen”. Und die Mutter behauptet, ihr sei gesagt worden, die Bezeichnung “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest” sei “politisch korrekter”.
Zwar wird auch der Stadtsprecher zitiert, der sagt, es gebe keinerlei religiöse Hintergründe für diese Bezeichnung, doch dem wurde offenbar keine große Bedeutung beigemessen. Nicht von der “Taunus Zeitung” — und erst recht nicht vom islamfeindlichen Hetzblog “Politically Incorrect”, das noch am selben Tag schrieb:
Von “empörten Eltern” ist dann die Rede und von “Speichelleckerei auf Kosten unserer Traditionen und Werte” und davon, dass “nichts Christliches mehr stattfindet in unseren Kindertagesstätten, Schulen oder auch auf öffentlichen Plätzen”. Der Text endet mit den Kontaktdaten der Kita.
Unter dem Artikel brach innerhalb weniger Minuten ein Sturm der Entrüstung los. Über 150 Kommentatoren warnten vor der “Islamisierung” Deutschlands, forderten den “Widerstand der deutschen Eltern und Bürger” und warfen der Kita-Leitung (im Ernst!) Rassismus vor.
Einen Tag später griff “T-Online” den Fall auf:
Die Kommentarfunktion wurde kurz darauf “wegen zahlreicher menschenverachtender Kommentare” geschlossen.
Was der “T-Online”-Bericht allerdings nicht erwähnt: Die Stadt hatte der Darstellung der “Taunus Zeitung” noch am Abend zuvor vehement widersprochen:
Darin heißt es, der Name des Festes sei, anders als von der Zeitung behauptet, “niemals offiziell geändert worden, auch wenn von Eltern und Beschäftigten umgangssprachlich ein anderer Name verwendet wird.” Dies gehe “auf ein vergangenes Martinsfest” zurück, “bei dem eine Suppe mit Sonnen, Monden und Sternen als Einlage ausgegeben worden war.”
Die Bezeichnung habe sich dann verselbstständigt und sei intern noch heute gebräuchlich:
Die Kindertagesstätte selbst kündigt den Termin intern unterschiedlich an, in einigen Jahren als St.-Martins-Fest, in diesem Jahr zum Beispiel als Sonne-Mond-und-Sterne-Fest in Verbindung mit einem Martinsfeuer.
Die Stadt teilt mit, weder die Kita-Leitung noch die Verwaltung habe gegenüber Eltern weltanschauliche Gründe für die Bezeichnung geltend gemacht. Es sind von keiner dieser Stellen Aussagen über eine “politisch korrekte” Namenswahl gemacht worden.
Schließlich hält die Stadt fest:
Die Kindertagesstätte Leimenkaut wird auch weiter St. Martin feiern – und wenn jemand das als “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest” bezeichnen möchte, darf er das auch weiterhin tun.
Klingt nach einem versöhnlichen Ende, mit dem eigentlich alle zufrieden sein könnten. Aber nein — jetzt ging’s erst richtig los.
“Politically Incorrect” schoss nochmal nach und zeigte sich “in keinster Weise” überzeugt von den Argumenten der “rückgratlosen Gutmenschen”. Erneut stimmten die Kommentatoren wutschnaubend zu. Und erneut endete der Text mit der E-Mail-Adresse eines Stadt-Mitarbeiters — eine Masche, die genau das bewirkte, was sie bewirken sollte: Kita-Leitung und Stadt erhielten Hunderte von anonymen Mails, in denen die Verantwortlichen beleidigt und bedroht wurden: “Wir werden Eure Hütte verbrennen. Wir werden Euch niederschlagen”, zitierte der Sozialdezernent später daraus.
Inzwischen hatten auch andere Medien Wind von der Sache bekommen. Und obwohl viele von ihnen auch auf die Stellungnahme der Stadt eingingen, wurde in den meisten Überschriften und Anreißern trotzdem suggeriert, die Kita hätte das Fest offiziell umbenannt oder gar abgeschafft:
Jene Leute, die beim Streifzug durch die Medien nur die Überschriften und Teaser lesen (und das sind erfahrungsgemäß nicht gerade wenige), mussten also davon ausgehen, dass die Kita das Fest tatsächlich offiziell umbenannt hat. Darunter auch einige Journalisten, die selbst mehrere Tage nach der Stellungnahme der Stadt in ihrenArtikeln ohne jede Einschränkung behaupteten, die Kita feiere aus Gründen der politischen Korrektheit “statt Sankt Martin ein ‘Sonne-Mond-und-Sterne-Fest'”.
Die Folge: Auch von den Lesern der seriösen Medien wurde die Kita in unzähligen Kommentaren und Leserbriefen attackiert — oder aber in Stellungnahmen von Politikern, die plötzlich überall auftauchten. So bezeichnete ein CDU-Politiker es als “absoluten Unsinn”, dass die Kita den St. Martinsumzug “nur noch ‘Sonne-Mond-und-Sterne-Fest’ nennen” wolle. Das sei “mehr als eine Farce” und eine “hirnrissige Idee” und so weiter. Ein weiterer CDU-Mann warf der Stadt vor, den Vorfall “herunterzuspielen” und bescheinigte den “Wortschöpfern” ein “zerrüttetes Verhältnis zu Glaube und christlicher Tradition”.
Die “Taunus Zeitung” beharrte weiter auf ihrer ursprünglichen Darstellung und schrieb von einem “fragwürdigen Auftritt” des Stadtrats Dieter Kraft (Grüne), der bei einer “emotionalen Ansprache” einen “Journalisten der Taunus Zeitung öffentlich an den Pranger” gestellt habe. Die Suppen-Geschichte wollen die Journalisten der “Taunus Zeitung” der Stadt einfach nicht glauben — auch nicht die Alternativversion, wonach der Name “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest” sich auf das bekannte Kinderlied “Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne” beziehe. Andererseits bleibt der einzige Beleg für die Theorie, dass die Kita dem Fest aus politischer Korrektheit einen neuen Namen geben wollte, weiterhin nur die anonyme Behauptung einer einzelnen Mutter.
Wessen Version nun stimmt, lässt sich wohl nicht abschließend klären. Der Laternen-Umzug der Kita hat jedenfalls vor ein paar Tagen wie geplant stattgefunden — inklusive Medienrummel und Polizeischutz. Zum Glück blieb alles friedlich.
Dieser Fall erinnert ein wenig an die Geschichte, in der es vor zwei Monaten hieß, Berlin-Kreuzberg wolle Weihnachten verbieten: Damals erzählten die Zeitungen nur die halbe Wahrheit, die Politiker polterten gleich los, und die rechte Ecke hatte genug Stoff, um “Christenhasser!” zu schreien und Stimmung gegen Ausländer zu machen.
Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, täten Journalisten, Politiker, Kirchenvertreter und Leser also gut daran, sich bei solchen Debatten in Zukunft gründlich zu informieren — und vielleicht einfach mal ein bisschen entspannt zu bleiben. So wie die Eltern, deren Leserbrief die “Taunus Zeitung” einen Tag vor dem Laternen-Umzug der Bad Homburger Kita abgedruckt hat:
Wir feiern in dieser Woche mit der Kita Leimenkaut und hoffentlich allen Kindern wie geplant – und nebenbei wie in jedem Jahr seit unsere Kinder die Einrichtung besuchen – Sankt Martin mit den dazugehörigen Liedern, Laternenumzug, Martinsfeuer, aber ohne Pferd, denn das erlaubt die Versicherung nicht. Welchen Titel die Veranstaltung dabei trägt, spielt keine Rolle und ändert am Inhalt nichts. Und am Abend essen wir eine gute selbstgemachte Suppe, vielleicht sogar mit Nudeln in Form von Sonnen, Monden und Sternen, denn das mögen unsere Kinder gerne.
Mit Dank auch an Thomas, Kevin S., Erik G. und Johnny K.
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1. “Tote Fische in den Briefkästen von ‘Blick’-Journalisten” (tagesanzeiger.ch, Stefan Hohler)
Ein Student war vor dem Bezirksgericht Zürich angeklagt, er habe eine Hetzkampagne gegen vier “Blick”-Journalisten mitveranstaltet. “Laut Anklageschrift soll der Schweizer die Journalisten ‘durch schwere Drohung in Schrecken oder Angst versetzt haben’. Dies gilt vor allem für den Journalisten, der als ‘stadtbekannter Kinderschänder’ tituliert wurde. Der Mann habe sich zu Tode gefürchtet und sei deswegen für zwei Wochen in die Ferien gefahren.” Inzwischen wurde der Angeklagte verurteilt, siehe dazu “26-jähriger FCZ-Fan verurteilt” (nzz.ch, Michael Baumann).
2. “Mit dem Zweihänder gegen eine Unbequeme” (oeffentlichkeitsgesetz.ch, Martin Stoll)
Der Pressesprecher des Schweizer Bundesamts für Landwirtschaft will der Journalistin Eveline Dudda keine Fragen mehr beantworten, sie solle sich zukünftig “direkt an den Rechtsdienst des BLW richten”. “Dass die Landwirtschaftsbeamten Dudda als Spezialfall behandeln, hat einen einfachen Grund. Journalistin Dudda ist in der Schweizer Landwirtschaftspresse eine der wenigen, die hartnäckig nachfragt.”
3. “Huffington Post: So schauen die ersten Daten zum Traffic aus” (youdaz.com, Andreas Grieß)
Mehr als vergleichbare Portale erhält die “Huffington Post” ihre Leser über Links, glaubt Andreas Grieß: “Dieser Wert spricht aber nicht dafür, dass huffingtonpost.de im Netz fleißig verlinkt wird, sondern offenbart viel mehr, dass die Seite extrem abhängig von anderen ist. Genauer gesagt: von zwei anderen Seiten, wie ein Blick auf die Top-Referrer zeigt. Mit großem Abstand sind hier nämlich AOL.de und Focus.de zu finden.”
Übergewichtige sollen nach Auffassung von Gesundheitspolitikern zukünftig eine Strafsteuer zahlen
Im Text wird dann aber schnell klar, dass die Politiker in Wahrheit lediglich vorgeschlagen haben, eine Zusatzsteuer auf besonders fetthaltige und zuckerreiche Nahrungsmittel einzuführen. Und die müssten logischerweise nicht nur Übergewichtige, sondern alle Menschen zahlen.
Merke: Nicht immer ist das drin, was draufsteht — und das gilt nicht nur für Fast Food.
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2. “‘Die Regenbogenpresse schränkt meine Freiheit ein'” (topfvollgold.de)
Ein Gespräch mit Günther Jauch, das aber nicht in voller Länge die Öffentlichkeit finden kann, weil es dann heissen würde, dass Jauch “ja selber sein Privates nach außen getragen” habe. “Und das vielleicht Traurigste an der Sache ist, dass sich Günther Jauch nicht einmal richtig darüber äußern kann, dass er sich nicht äußern kann.”
3. “Wie die Werbung vor 20 Uhr der Verjüngung des ZDF schadet” (ulmen.tv, Peer Schader)
Der am häufigsten im ZDF-Vorabendprogramm fallende Satz lautet: “Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker”: “Im Grunde sabotiert die politisch (noch) gewollte Erlaubnis, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Werbung laufen zu lassen, die Bestrebungen des ZDF, sein Hauptprogramm zu verjüngen. Und der einzige, dem das nützt, ist: die Pharmaindustrie.”
5. “Pressetexte? Nein, danke!” (janoschtroehler.com)
Die viel diskutierte Verschmelzung von PR und Journalismus sei nirgendwo so weit fortgeschritten wie im Kulturbereich, schreibt Janosch Tröhler: “Dabei verlieren die Medien komplett die Distanz zur Veranstaltung selber. Irgendwann haben sie den Karren soweit in den Schlamm gefahren, dass sie jegliche Bewegungsfreiheit verloren haben.”
6. “lieber franz josef wagner” (wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel schreibt an Franz Josef Wagner, der seinerseits an Edward Snowden geschrieben hatte.
Es war eine ziemlich klare Ansage, die “Bild” da am vergangenen Samstag gemacht hat:
“Nach BILD-Informationen”, hieß es dort, werde Mike Büskens nicht weiter als Trainer von Fortuna Düsseldorf arbeiten. Oder anders gesagt:
Fortunas Manager Wolf Werner sagte zwar gleich, dies sei “eine Falschmeldung, die mir die Zornesröte ins Gesicht treibt”, doch das ignorierte die “Bild am Sonntag” einfach mal, als sie tags darauf ebenfalls berichtete, die Entlassung sei “längst beschlossen”. Auch über den Ablauf des Rauswurfs wusste die “BamS” genau Bescheid:
Mitte der Woche soll die Trennung vom gebürtigen Düsseldorfer vollzogen sein.
Inzwischen haben wir Mitte der Woche. Und siehe da: Fortuna Düsseldorf hat tatsächlich eine Entscheidung bekannt gegeben. Allerdings nicht ganz so, wie “Bild” vorhergesagt hat:
Vorstand und Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf haben am Dienstagabend in einer gemeinsamen Sitzung die aktuelle sportliche Situation des Vereins intensiv erörtert. Die Gremien sind übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass sie von der Arbeit von Mike Büskens weiterhin überzeugt sind und er Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf bleibt.
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1. “Die Willkür der Huffington Post Deutschland” (social-secrets.com, Daniel Fürg)
Daniel Fürg beklagt den Umgang der “Huffington Post Deutschland” mit ihren Bloggern: “Blogbeiträge werden völlig willkürlich freigeschalten – ob das einen Tag dauert oder ein paar Stunden weiß niemand. Aber das wäre eigentlich gar kein großes Problem. Viel schlimmer ist, dass die vermeintlich kreativen Blog Editoren Headlines erweitern oder gar umdichten und damit sogar deren Sinn verändern.”
2. “Vom Glauben abgefallen” (kontextwochenzeitung.de, Roger Repplinger)
Ein Interview mit Medienwissenschaftler Horst Pöttker zur Glaubwürdigkeit von Medien: “Das Fernsehen wirkt glaubwürdiger, weil es mit Bildern arbeitet, die als authentisch gelten, dies aber nicht immer sind. Die Presse gilt als weniger glaubwürdig, weil sie ein schriftliches Medium ist, weil später berichtet wird, nicht in Echtzeit, da sieht man eher, dass die Berichterstattung etwas mit Selektion zu tun hat, mit Perspektiven, aus denen berichtet wird. Ob die Presse tatsächlich weniger glaubwürdig ist, bezweifele ich.”
3. “Tom Cruise verklagt Hamburger Verlag auf 50 Millionen Dollar” (abendblatt.de)
Tom Cruise verlangt von der Bauer Media Group “insgesamt 50 Millionen Dollar Entschädigung. (…) Jeder Cent, den Cruise durch den Prozess gegen Bauer einnehmen könnte, würde in wohltätige Projekte gehen.”
4. “‘Hartes journalistisches Wettrennen’ um Snowden-Dokumente” (heise.de/tp, Matthias Monroy)
“Anscheinend haben in Deutschland also lediglich der Spiegel sowie die Süddeutsche Zugriff auf die geleakten NSA-Dokumente”, schreibt Matthias Monroy zu den Dokumenten von Edward Snowden. “Dabei ist nicht einmal klar, ob auch die jeweiligen Chefredakteure Einblick haben oder ob sich die Daten nur im Besitz einzelner Journalisten befinden.”
5. “‘Mei, ich nehm das sportlich'” (taz.de, Anne Fromm)
“Abendzeitung”-Mitarbeiter Thomas Gautier wusste seit “etwa einem Jahr” vom Kunstfund in München – die “Focus”-Titelgeschichte kam jedoch seiner Story, die “noch nicht vollständig” war, zuvor.
6. “CNN Best Walk Ever” (thedailyshow.com, Video, 4:23 Minuten)
CNN blendet Werbung ein, während sich ihre Moderatoren vom Tisch zum Sofa bewegen.
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3. “Are newspapers losing ‘mass media’ mojo?” (newsosaur.blogspot.ch, Alan D. Mutter, englisch)
Sind Zeitungen noch Massenmedien? Alan D. Mutter hält fest: “With aggregate revenues this year likely to remain comfortably north of $20 billion, the newspaper industry remains a substantial business. But it is less than half as substantial as it was a scant seven years ago.”
4. “Google kann sich mit Springer schmücken” (faz.net, Michael Hanfeld)
Axel Springer Media Impact verkündet “eine technologische Zusammenarbeit in der automatisierten Vermarktung digitaler Werbeflächen” mit Google. Michael Hanfeld schreibt dazu: “Die Verlage müssen sich fragen, ob sie ihre eigenen Marken nicht dem Verfall preisgeben. Nebenbei rätselt man natürlich auch, was Springer eigentlich mit dem Feldzug für das Leistungsschutzrecht für journalistische Inhalte wollte, bei dem alle anderen brav hinterhergetrottet sind.”
5. “Zu viele Freunde” (sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Die Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen “ZDF-Staatsvertrag”: “40 Prozent der 77 Fernsehrats-Mitglieder sind direkt von Bund, Ländern oder Parteien benannt, hinzu kommen drei Vertreter der kommunalen Spitzenverbände – ein Quantum Staat, das beispielsweise zur Verhinderung eines Intendanten genügt. Auch bei der Auswahl der übrigen Mitglieder hat der Staat irgendwie die Finger drin: Die Vertreter der Verbände dürfen sich die Ministerpräsidenten aus einer von der jeweiligen Organisation vorgelegten Dreierliste aussuchen. Und wer für bestimmte gesellschaftlich relevante Bereiche steht, entscheiden die Landesregenten freihändig.”