Farmville, Xaver, Breaking Bad

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ein Bild mit Bill”
(paroli-magazin.at, Moritz Moser)
Eine Reporterin von “Österreich” fragt an, ob sie ein Foto mit Bill Clinton verwenden darf – “bestimmt stelle ich klar, dass sie unter keinen Umständen das Bild veröffentlichen darf”. “Tatsächlich finde ich mich am nächsten Tag in der Printausgabe auf den Society-Seiten. Mein Gesicht hat man unkenntlich gemacht, das sieht man bei Österreich wahrscheinlich als entgegenkommend an.”

2. “Xaver, Franz-Peter und der Attrappen-Journalismus”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Die Berichterstattung zum Orkan Xaver: “Man erzeugt künstlich ein Interesse und rechtfertigt die Berichterstattung dann mit dem großen Interesse am Thema.”

3. “Kühe melken, die es nicht gibt”
(woerter.de)
“Ein paar Rumänen sollen sich mit Farmville-Kühen eine halbe Million Euro Landwirtschaftssubventionen ergaunert haben” – eine Story, die sich als Unsinn herausstellt.

4. “‘Journalismus hat seinen Preis'”
(mediengipfel.bigdetail.com, Sonja Radkohl und Katrin Nussmayr)
Ein Interview mit Markus Spillmann, dem Chefredakteur der NZZ: “Wir müssen wegkommen von dieser arroganten Sicht, dass der Kunde online nur Schrott will. Das Schöne im Online-Bereich ist die Unendlichkeit, die Nische, die Boutique, also man hat unglaublich viel mehr Möglichkeiten.”

5. “It´s more than TV!”
(arte.tv, Video, 52 Minuten)
Eine Doku über US-TV-Serien wie Oz, Treme, The Wire oder Breaking Bad. Siehe dazu auch “Selbst ‘Breaking Bad’ wollte anfangs niemand haben” (abendblatt.de, Benjamin Doerfel).

6. “Euer ergebener Diener!”
(youtube.com, Video, 7:40 Minuten)
Ein Besuch in der Horst-Seehofer-Journalistenschule.

Karl Dall, Xaver, FTD

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1. “‘Ich Idiot'”
(zeit.de, Anita Blasberg)
Karl Dall wird vorgeworfen, eine Frau vergewaltigt zu haben, es steht auf den Titelseiten von Boulevardzeitungen. “Dall sagt, man habe nur geredet. Die Journalistin stellt die Nacht anders dar: Im Hotelzimmer sei der Entertainer über sie hergefallen. Jetzt steht Aussage gegen Aussage. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft.”

2. “Es tut auch kaum noch weh”
(opinion-club.com, Falk Heunemann)
Ex-Redakteur Falk Heunemann analysiert die Situation ein Jahr nach der Einstellung der “Financial Times Deutschland”.

3. “Sturmtief ‘Xaver’ – Medienhysterie erreicht Orkanstärke!”
(buchholzblog.wordpress.com, Kristian Stemmler)
Kristian Stemmler hält die Berichterstattung zum “stärksten Orkan seit Jahrzehnten”, Xaver, für etwas übertrieben. “Wenn die Medien nämlich jeden nennenswerten Sturm zum Riesenereignis aufblasen, interessiert das irgendwann keinen mehr – und die Warnungen verpuffen, wenn es wirklich ernst wird!” Siehe dazu auch “Der ‘Xaver’-Style von der Waterkant” (tagesschau.de, Video, 1:38 Minuten).

4. “Nachvertontes DLF-Interview löst Spekulationen aus”
(fair-radio.net, Daniel Meyer)
Aufgrund einer schlechten Tonqualität werden Fragen in einem Deutschlandfunk-Interview mit Ute Lemper nachsynchronisiert.

5. “Ringen mit dem Baby”
(taz.de, Tilman Baumgärtel)
Zugespitzte Überschriften bei der “Huffington Post Deutschland”: “Die chinesische Luftraumüberwachung im Ostchinesischen Meer wird zum ‘drohenden Krieg in Ostasien’ hochgejazzt. ‘Das endgültige Aus für den Islam’? In Angola könnten Moscheen geschlossen werden.”

6. “Aus versehen in die @bunte geguckt. Habe mich ganz schön erschreckt. #photoshopfail”
(twitter.com/johannesboie)

Zum Brechen: Tabu-Berichterstattung

  • “BILD bricht das große Tabu, druckt in einer neuen Serie Deutschlands Gehaltslisten.”
    (“Bild”, Mai 2004)
  • “BILD bricht das letzte Geld-Tabu — und sagt, was die Deutschen wirklich verdienen.”
    (“Bild”, Dezember 2005)
  • “BILD bricht ein Tabu und verrät, was die Sachsen-Anhalter verdienen.”
    (“Bild” Halle, November 2011)
  • “BILD bricht ein großes Tabu: Deutschland zeigt seine Gehaltszettel”
    (“Bild”, Dezember 2013)

Das unterscheidet das Tabu vom Krug: Der Krug geht nur solange zum Brunnen, bis er bricht. Das Tabu trabt auch nach dem Brechen immer wieder brav zur “Bild”-Zeitung.

Heute ist es also wieder einmal so weit. Und das Wichtigste an diesen Gehaltsgeschichten scheint zu sein, mit ihnen gleich groß auf dem Titel zu behaupten, ein Tabubrecher zu sein — wie abwegig auch immer das sein mag. Während das Neue an den Zahlen 2005 noch war, dass “Bild” die Monatseinkünfte durch die revolutionäre Anwendung der Division durch 30 auf Tagesverdienste umrechnete, schockt “Bild” nun damit, sich von den Beteiligten sogar ihre Netto-Einkünfte nennen zu lassen.

Weil das Blatt das für zahlende Kunden im Internet nach verschiedenen Kriterien sortierbar gemacht hat, trommelte der Branchendienst “Meedia” dafür sogar schon vorab und lobte den Versuch von Bild.de, mit “multimedial pfiffig (sic!) aufgemachten Arbeiten” zu glänzen.

Online stellt man dann fest, dass Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil ihre Steuerbescheide längst im Internet veröffentlichen, was die Behauptung, das sei “eines der letzten großen Tabus” in Deutschland, noch schaler wirken lässt. Dass Klingbeil aus einem Ort namens Munster in Niedersachsen kommen könnte, hielt die “Bild”-Redaktion allerdings für so unwahrscheinlich, dass sie ihn sicherheitshalber nach Münster (Nordrhein-Westfalen) umsiedelte.

Ein tatsächliches Tabu traut sich das Blatt aber natürlich auch diesmal nicht zu brechen: die Einnahmen von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann oder Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner zu veröffentlichen.

Elan Gale, Native Advertising, Seite-1-Girls

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1. “If You Want Reporters to Check Stories Before They Publish, You’re a Hater”
(slate.com, David Weigel, englisch)
Mehrere Tweets von @theyearofelan (Elan Gale) wurden weitergeleitet und für eine Beschreibung der Realität gehalten, so beispielsweise auch von Sueddeutsche.de. “Elan Gale successfully hoaxed the Internet with a dumb, mean story.”

2. “Why Elan Gale Made Up an Epic ‘Note War’ on a Thanksgiving Flight”
(abcnews.go.com, Joanna Stern, englisch)
In einem Interview sagt Elan Gale, er sei kein Lügner, sondern ein Geschichtenerzähler: “I didn’t see how this was news. I was telling a story, I didn’t feel a particular responsibility to address what other people were making of it. I never claimed it to be true. I never said, ‘this is news, please read it.'”

3. “‘Ich habe stets aufgepasst, dass alles ästhetisch bleibt'”
(persoenlich.com, Marco Lüthi)
Sabine Hoeltschi war während drei Jahren für die Präsentation von rund 1000 “Seite-1-Girls” auf der Titelseite des “Blick” zuständig: “Wir hatten einen männlichen Chefredaktor, mit welchem ich oft Diskussionen hatte. Ich habe den Job aber genau deswegen gemocht, weil er nicht einfach war. Das hat mir persönlich viel gebracht. Als menschlich orientierte Person war es stets eine tolle Erfahrung. Es hat mich immer gestört, wenn die Leute behauptet haben, dass es eine schmutzige und sexistische Rubrik sei. Das ist so eine oberflächliche Beurteilung! Sie wissen ja gar nicht was hinter den Kulissen abgeht. Es war ein Profi-Shooting mit lauter Profis. Wir haben uns auch immer bemüht, den Wünschen der Frauen gerecht zu werden.”

4. “Eine Plattform für Scharlatane”
(vocer.org, Hugo Stamm)
“Immer wieder werden Geistheiler und Hellseher porträtiert, ohne kritische Gegenstimmen einzuholen”, schreibt Hugo Stamm: “Die Versuchung gross, den Publikumsgeschmack mit fragwürdigen Beiträgen zu bedienen.”

5. “Native Advertising – Wenn Werbung zum Inhalt wird, was wird dann aus dem Inhalt?”
(martingiesler.de)
Martin Giesler listet Vorteile und Probleme von Native Advertising auf. Siehe dazu auch “Native Ads: Werbung oder Journalismus?” (ndr.de, Video, 6:05 Minuten).

6. “Die Spulphobie des Mario Barth”
(stefan-niggemeier.de)

Ukraine, Obama, Jacques Pilet

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1. “Schweigen statt Schreiben”
(tagesspiegel.de, Paul Flückiger)
Paul Flückiger schreibt über die Situation der Medien in der Ukraine.

2. “Die Viralbranche hat die Online-Medienlandschaft verändert”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert zählt einige grundsätzliche Gemeinsamkeiten in den “Erfolgsrezepten der Klickmonster und BuzzFeed-Imitatoren” auf: “Der Großteil des Traffics stammt aus Social Networks, allen voran von Facebook. Die meisten Inhalte sind eher seicht und emotional aufgeladen denn faktisch relevant. Überschriften werden laufend verfeinert und verändert, Ästhetik, Stil und Wahrheitsgehalt werden der Fähigkeit zum Anlocken möglichst vieler Nutzer untergeordnet. Daten, nicht menschliche Beschlüsse, entscheiden über Schlagzeilen, Platzierungen und Veröffentlichungszeitpunkte.”

3. “Closed to the press: Image control at the White House”
(blogs.afp.com, Tangi Quemener, englisch)
Die US-Regierung verbreitet viele eigene Bilder und verwehrt unabhängigen Fotografen den Zugang: “Souza and the other official photographers are paid by the state and of course are loyal to the administration. Obviously they aren’t going to portray Obama in an unflattering way, and every image that is released has been carefully screened and selected.”

4. “‘Es wäre ein provokativer Gag'”
(bazonline.ch, Seraina Gross)
Der Westschweizer Publizist Jacques Pilet im Interview: “Wir müssen wieder selbst nach­denken, wir müssen versuchen, uns wieder ein eigenes Bild zu machen. Stattdessen rufen wir Spezialisten an, mit Vorliebe Politologen. Als ob der Politologe über eine Art Super­intelligenz verfügen würde, als ob er etwas wüsste, worauf ein guter Journalist nicht selbst kommen würde, wenn er ein paar Minuten nach­denken würde. Das kommt einer ­Demission gleich. Die Journalisten sind daran, sich selbst von ihrem Beruf zu verabschieden.”

5. “Streich der Woche: Grammatikkurs für die Bild”
(badische-zeitung.de, Video, 2:07 Minuten)
Christian Streich erklärt einem “Bild”-Reporter die Wendung “kann sein”.

6. “Eltern vergessen Namen ihres Kindes, weil sie ihn sich nirgends tätowiert haben”
(der-postillon.com)

Nachrichtenbaum, Sternchen, Buzzfeed

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1. “*In einer früheren Version dieses Artikels”
(kleinerdrei.org, Hakan)
Hakan schreibt über die Angst vor Fehlern und über den Umgang damit: “Wenn ich also Sterne sehe in den Artikeln von anderen JournalistInnen, dann empfinde ich das prinzipiell als ein gutes Zeichen. Es heißt, dass jemand reagiert, einen Fehler öffentlich macht, das ganze Blablabla um die seit Jahren diskutierte Haltung des ‘Wir haben verstanden, dass wir nicht unfehlbar sind’ auch als tatsächlich verstandene und eingenommene Position dokumentiert.”

2. “Basics unterm Nachrichtenbaum”
(udostiehl.wordpress.com)
In seiner Serie “Basics unterm Nachrichtenbaum” widmet sich Udo Stiehl der Frage, ob man einen Willen ankündigen kann und dem Unterschied zwischen “verhaftet” und “festgenommen”.

3. “Wenn Griechenlands Journalisten erzählen”
(journalismus.h-da.de, Torsten Schäfer)
Torsten Schäfer besucht eine Podiumsdiskussion in Thessaloniki: “Am gleichen Tisch abends in Saloniki erzählt ein deutscher Kollege, wie sich die Branche gerade verändert – und beschreibt so, wie der Finanzjournalismus wichtige Spitzen verliert, kritische Wirtschaftsbeobachtung wegbröckelt, Journalist für Journalist. Viele, an die zehn, seien kürzlich gegangen oder gingen gerade – aus der Redaktion in die Pressestellen, vor allem in die der Europäischen Zentralbank, die viele Stellen in vielen Bereichen ausgeschrieben hat.”

4. “Ein hartes Pflaster für unbequeme Stimmen: Über die Gewalt gegen Journalisten in Mexiko”
(zeitnah.ch, Michel Schultheiss)
Michel Schultheiss besucht Journalist Martín Serrano Herrera in Mexiko: “Insgesamt dreissig Gesuche liegen bei der Verwaltung auf bundesstaatlicher und gesamtnationaler Ebene vor, in welchen er Klagen wegen Verstössen gegen die Pressefreiheit erhebt. Gemäss Serrano führte bisher noch keine zum Ziel.”

5. “In den USA entsteht drolliger Journalismus”
(nzz.ch, Martin Hitz)
Martin Hitz schreibt über Buzzfeed: “Ebenso viel Zeit wie für die Erstellung der Inhalte wenden die Mitarbeiter nach Aussage von ‘Buzzfeed’ nämlich für dessen kontinuierliche Optimierung im Hinblick auf die Verbreitung über soziale Medien auf. Für die ‘Buzzfeed’-Mitarbeiter ist jederzeit einsehbar, wie und wo die User mit den Inhalten interagieren.”

6. “20 Minuten schuld an neuer Augenkrankheit”
(der-enthueller.ch, Pavel Kulicka)

DWDL, Grimme-Institut, Entführung

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1. “Toms Revier”
(taz.de, Daniel Bouhs)
Daniel Bouhs stellt den Mediendienst DWDL (“Das weiß der Lückerath”) vor. Nachtrag, 13:15 Uhr: Wofür “DWDL” tatsächlich steht, bleibt unklar. Thomas Lückerath schreibt, das müsse ein Geheimnis bleiben, weil sonst alle enttäuscht wären.

2. “Islamkritiker Hamed Abdel-Samad: ‘Ein Wort und du bist tot'”
(spiegel.de, Daniel Steinvorth)
Publizist Hamed Abdel-Samad wird in Kairo von Vermummten entführt, zu mehreren Unterschriften gezwungen und nach 48 Stunden Gefangenschaft wieder freigelassen.

3. “Mauscheln in Marl”
(tagesspiegel.de, Sabine Sasse)
Das Grimme-Institut in Marl sucht einen Nachfolger von Geschäftsführer Uwe Kammann. 17 Kandidaten sollen sich auf die öffentlich ausgeschriebene Stelle beworben haben – die entsprechen “aber offenbar nicht den Vorstellungen der Gesellschafter des Instituts”.

4. “Wie findest du Wasser?”
(dirkvongehlen.de)
Dirk Von Gehlen schreibt über Buzzfeed: “Für mich ist Buzzfeed (als bekanntestes Beispiel für eine relativ neue Form des sozialen Publizierens) nichts anderes als digitaler Boulevard – und zwar in beiden Ausprägungen der Beschreibung: Boulevard im Sinne der journalistischen Form (was auf der Straße diskutiert wird) und digital im Sinn der vernetzten Distribution.”

5. “Why Everyone Will Totally Read This Column”
(online.wsj.com, Farhad Manjoo, englisch)
Ein Porträt von Neetzan Zimmerman, der seit 2012 bei Gawker ist und dort mit Viralinhalten regelmässig für die höchsten Klickzahlen sorgt: “‘Within 15 seconds, I know whether an item is going to work,’ Mr. Zimmerman says. He usually has a headline ready to go a few seconds after that. ‘It’s a biological algorithm,’ he says. ‘I’ve put myself into the system—I’ve sort of become the system—so that when I see something I’m instantly thinking of how well it it’s going to do.'”

6. “Neulich in der Bild-Zeitung”
(drlima.net, Willy)

Verein Deutsche Sprache, dapd, Nikkei

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1. “Ist erlaubt: Nicht autorisierte Interviews drucken”
(recherche-info.de, Sebastian Heiser)
Sebastian Heiser erinnert daran, dass auch deutsche Journalisten frei sind, nicht autorisierte Interviews zu veröffentlichen: “In Deutschland ist alles erlaubt, was nicht verboten ist. Wenn ein Interviewpartner vor Gericht gegen das abgedruckte Interview vorgehen wollte, müsste er eine juristische Grundlage dafür nennen. Doch die wird er nicht finden.”

2. “Urheber-Streit um Zeile ‘Wir gegen uns'”
(meedia.de, Marvin Schade)
Walter Krämer, Gründer des Vereins Deutscher Sprache, reicht Informationen nach über die Prämierung der Schlagzeile des Jahres, die unter dem Titel “Doppelsieg für Bild” veröffentlicht wurde: “Eigentlich ist es völlig egal, wo die Schlagzeile zuerst erschienen ist. Es wird auch nicht das Medium geehrt, sondern die Überschrift an sich.”

3. “Sprachbrocken: Der Verein Deutsche Sprache gegen sich selbst”
(sprachlog.de, Anatol Stefanowitsch)
“Der Verein Deutsche Sprache vermutet sprachliche Kreativität systematisch bei den Falschen”, kommentiert Anatol Stefanowitsch die Auszeichnung von “Bild”.

4. “Online First am japanischen Zeitungsmarkt”
(blogs.taz.de/onlinebunker, Daniél Kretschmar)
Die Online-Strategie der japanischen Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun: “Die Quote zahlender Nutzerinnen bleibt seit dem Launch der Paywall stabil bei rund 16% der registrierten, in absoluten Zahlen ist das seit 2010 eine Vervier- bis Verfünffachung.”

5. “Mehr als 20 Millionen Euro Verlust”
(journalist.de, Olaf Wittrock)
Die dapd Media Holding machte 2011 einen Verlust von mehr als 20 Millionen Euro: “Woher genau dieser Fehlbetrag stammt, ist nicht zu erkennen, er mag durchaus auch aus Kauf- und Verkaufsaktivitäten herrühren. Offensichtlich ist, dass die Gesellschaft nach diesem Verlust zum Jahresende 2011 ihr Eigenkapital komplett aufgezehrt hatte.”

6. “Wen bringen die Snowden-Dokumente eigentlich noch ins Fadenkreuz der Geheimdienste?”
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Siehe dazu auch “Snowden Related Targets” (cryptome.org, englisch).

VDS, Buzzfeed, Koalitionsvertrag

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1. “BILD-Zeitung bekommt Preis für ‘ihre Headline’: Yes, we scan!”
(crackajack.de, René Walter)
“Die Schlagzeile des Jahres 2013 heißt ‘Yes, we scan!’. Sie erschien erstmals in der Bildzeitung vom 10. Juni und fand sich danach auch in vielen anderen Medien sowie auf Protestplakaten gegen die erstmals aufgedeckte US-amerikanische Medienschnüffelei”, behauptet der Verein Deutsche Sprache anlässlich der Auszeichnung der Schlagzeile des Jahres. René Walter hält dagegen: “Ihr wisst ja, dass das nicht auf deren Mist gewachsen ist, sondern ursprünglich aus den Foren bei spOn stammt, dann in den Comments bei Netzpolitik landete und von dort habe ich den Spruch dann in meinem Plakat-Remix verwurstet. Das war am 8. Juni und wurde damals ziemlich rumgereicht. Zwei Tage später druckte es diese ‘Zeitung’ und gewinnt nun dafür einen Preis. Das ärgert mich, sehr.”

2. “Bild lehnt Schlagzeilenpreis ab”
(meedia.de, ms/dis)
“Bild” lehnt die Auszeichnung dafür ab, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber Meedia sagt: “Der Preis gehört dem Netz. Deshalb wird Bild ihn natürlich nicht annehmen.”

3. “Mein erster (und letzter) Tag in der ÖSTERREICH-Redaktion”
(kobuk.at, Markus R. Leitgeb)
Markus R. Leitgeb hört Wolfgang Fellner zu, dem Herausgeber von “Österreich”: “Wenn einer von euch nach Annaberg fährt, die Freundin des Amokläufers findet, die ihm unter Tränen ein Interview gibt und er ein Video davon macht, dann werde ich mir denjenigen sicher gut merken.”

4. “BuzzFeed und Co. – Der neue Journalismus?”
(ndr.de, Video, 5:27 Minuten)
Siehe dazu auch “Acht Dinge, die Journalisten von BuzzFeed lernen können (und drei Sachen, die sie sich besser nicht abgucken)” (ndr.de, Daniel Bröckerhoff und Fiete Stegers).

5. “Vorsicht, SZ: Nicht provozieren”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Was die “Süddeutsche Zeitung” über den zwischenzeitlich verschwundenen Hamed Abdel-Samad schreibt.

6. “Medien im Koalitionsvertrag”
(lokalblogger.de, Julian Heck)
Julian Heck greift einige die Medien betreffende Punkte aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD (PDF-Datei) heraus.

Alle pferrückt geworden

Womöglich sollte man keine allzu hohen Ansprüche stellen an Texte, die solche Überschriften tragen:

Kate Upton: Hop-hop-hoppla!

Noch dazu, wenn sie bei Bild.de erschienen sind.

Und doch ist dieser … äh: Artikel etwas ganz besonderes. Vielleicht hatte Franz Josef Wagner noch Kapazitäten frei, vielleicht war der Redaktionskatze langweilig geworden, jedenfalls lautet der vollständige Text so:

Das Glück dieser Erde liegt NEBEN dem Pferde!

Erst räkelte sich Topmodel Kate Upton (21) für ein Fotoshooting auf einem Flecken-Ross – und dann plötzlich daneben im Sand.

Abgeworfen? Kate nahm’s sportlich, lächelte tapfer – und der Gaul fand’s GEIL …

Im Seitentitel ist das keine dadaistische Frage mehr, da stellt Bild.de einfach fest:

Kate Upton: Model fällt beim Fotoshooting vom Pferd

Falls Kate Upton wirklich vom Pferd gefallen wäre – wovon die internationale Presse, die ebenfalls bildgewaltig über dieses Ereignis am Strand von Malibu berichtet, nichts erzählt – hätte Bild.de allerdings ruhig größer darüber berichten können.

Dann hätte das Model nämlich die Sensation geschafft, sich während ihres Sturzes noch umzuziehen:

Kate posiert auf dem Gaul...

...und schon liegt sie im Sand!

Mit Dank an J.W.

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