Bild.de schreibt heute über ein kürzlich aufgetauchtes Dokument aus dem Jahr 1991, in dem “Experten” die US-Geheimdienste vor dem Gefahrenpotenzial der eigenen Systemadministratoren gewarnt haben sollen, weil diese “alles sehen, wissen und weitergeben können”.
Edward Snowden war auch Systemadministrator.
Fazit: Die NSA hatte schon Angst vor Snowden, bevor dieser überhaupt Computer-Experte war. Denn 1991, als diese Warnung an die NSA ging, da war der Junge aus North Carolina gerade einmal sieben Jahre alt…
Nordkorea, dieser dämonisch-putzige Schurkenstaat in Ostasien, ist auch für Journalisten ein von innen abgesperrter Panzerschrank. Man weiß nicht mal irgendetwas Ungenaues (nicht) und so ist nahezu nichts undenkbar, wenn es um die Niedertracht des dortigen Regimes geht. Journalisten halten deshalb vieles, was sie über das Land hören, für plausibel.
So auch diese Geschichte:
Die Exekution von Jang Song-Thaek, dem zweiten Mann in Nordkorea, hat Peking überrascht und wird sich nachteilig auf die bilateralen Beziehungen auswirken.
Peking bekundet seinen Missfallen dadurch, dass es am 12. Dezember detaillierte Angaben zu Jangs brutaler Hinrichtung in “Wen Wei Po”, dem offiziellen Sprachrohr der [chinesischen] Regierung in Hongkong, veröffentlicht.
Dem Report zufolge wurde Jang, anders als bei vorherigen Hinrichtungen politischer Gefangener, die von Exekutionskommandos mit Maschinenpistolen ausgeführt wurden, nackt ausgezogen und mit seinen fünf engsten Vertrauten in einen Käfig geworfen. Dann konnten 120 Hunde, die zuvor drei Tage gehungert hatten, [die Verurteilten] jagen, bis diese komplett aufgefressen waren. Die wird “quan jue” genannt oder Hinrichtung durch Hunde.
Laut dem Artikel hat der gesamte Vorgang eine Stunde gedauert, King Jon Un, der Führer Nordkoreas, habe mit 300 hochrangigen Offiziellen das Ganze überwacht.
(Übersetzung von uns.)
So stand es am 24. Dezember in der Singapurer “Straits Times”; die zu diesem Zeitpunkt schon 12 Tage alte Originalmeldung von “Wen Wei Po” kann man (mit entsprechenden Chinesisch-Kenntnissen) hier lesen.
Es dauerte aber weitere zehn Tage, bis die grausame Geschichte in der westlichen Welt ankam. Traditionell vertrauensunwürdige Medien wie die “Daily Mail” griffen sie auf, ohne sie groß zu hinterfragen. Seriösere Medien wie der britische “Daily Telegraph” und die amerikanische “Washington Post” äußerten sich in ihren Blogs deutlich skeptischer und zeigten viele Gründe auf, warum die Meldung “vermutlich” falsch sei. Darunter: Die Medien in China und Südkorea hätten die Geschichte nicht angefasst.
Im deutschsprachigen Raum aber wurde die Horror Story, nachdem sie erst mal in Großbritannien angekommen war, stärker aufgegriffen. Oe24.at zählte zu den Schnellsten. Zwar finden sich im Text ein paar “offenbar”s, die sich mit viel Wohlwollen als Spuren von Restzweifel lesen ließen, aber in der Überschrift ist alles klar:
Knapp zwei Stunden später landete die Geschichte auch bei Bild.de, wo das Jahreskontingent an Skepsis offenbar noch nicht komplett aufgebraucht war:
Die Hinrichtung des Onkels von Kim Jong-un: Ließ Nordkoreas Diktator seinen früheren Mentor und engen Vertrauten von Hunden zerfleischen?
So langsam schwanden dann aber die Zweifel:
Das schreibt die in Hongkong ansässige Zeitung “Wen Wei Po”, immerhin ein Sprachrohr der chinesischen Regierung in Peking, die offenbar langsam die Geduld mit dem Verbündeten in Pjöngjang verliert.
Die Details sind erschütternd: Jang Song-thaek († 67) und fünf Vertraute sollen nackt in einen Käfig gesperrt worden sein. Vor den Augen von Kim Jong-un und 300 weiteren Funktionären wurden der Zeitung zufolge 120 Hunde auf die Männer losgelassen.
Und weil in der Überschrift kein Platz mehr war, musste die Minimal-Distanzierung in der Dachzeile Platz nehmen:
“Focus Online” griff in seiner Nacherzählung zu einer beeindruckenden Anzahl an “soll”s, stellte die Überlieferung in der Überschrift aber als Fakt hin:
Dass es auch anders geht, bewies überraschenderweise 20min.ch, sonst selbst gerne mal gutgläubig. Auf die Nacherzählung der Hunde-Meldung im Konjunktiv folgt eine ausführliche Einordnung, die sich vieler Argumente bedient, die auch der “Telegraph” genannt hatte:
Erschreckende Nachrichten aus Nordkorea sind zwar keine Seltenheit. Trotzdem haben viele Medien gezögert, den Bericht über die grausige Hinrichtung zu bringen. Zu viele Fragen wirft er auf. Erstaunlich ist etwa, dass es 120 Hunde brauchte, um sechs Menschen zu töten. Und dass über 300 Personen dem Spektakel beigewohnt haben sollen.
Zweifelhaft ist auch die Quelle. Die Zeitung “Wen Wei Po”, die den Bericht über die Hinrichtung bereits am 12. Dezember als erste brachte, gilt als Sprachrohr von Kims Onkel, der seinerseits als Brückenbauer zwischen Nordkorea und China diente. China war von der Hinrichtung alles andere als begeistert, der Zeitungsbericht könnte laut dem “Telegraph” auch als Warnung an den kleinen Nachbarn gedeutet werden.
Als eine der ersten Redaktionen hat die Singapurer Zeitung “The Straits Times” am 24. Dezember die Nachricht aufgenommen. Diese gilt zwar als glaubwürdig, aber auch als äusserst antikommunistisch.
Schliesslich ist noch zu bemerken, dass auch Südkorea ein Interesse an der Verbreitung von Schreckensnachrichten aus dem Norden hat – vor allem jetzt. Im Dezember/Januar laufen hier die Budgetberatungen, wie der Nordkorea-Experte Werner Pfennig zu 20 Minuten sagt: “Dabei geht es um viel Geld, auch für den Geheimdienst.”
Die “Welt” veröffentlichte am Samstag einen längeren Aufsatz, der abwog, was für und gegen die Meldung der “Straits Times” bzw. von “Wen Wei Po” spräche.
Die dpa brachte am Samstag einen Korrespondentenbericht aus Peking, der noch einmal zusammenfasste, was an der Hunde-Meldung alles unglaubwürdig sei.
Ebenfalls am Samstag berichtete der amerikanische Blogger Trevor Powell, die Ursprungsquelle der Meldung sei der “in China ansässige Online-Satiriker Pyongyang Choi Seongho (oder jemand, der sich als dieser ausgegeben hat)” gewesen, der auf dem chinesischen Microblogging-Dienst Tencent Weibo erstmals von einer Exekution durch 120 Hunde geschrieben habe. Laut Powell habe “Wen Wei Po” diesen Account auch als Quelle genannt.
Wie die BBC inzwischen herausgefunden hat, ist die Nachricht nicht mal bei dem echten Satiriker Choi Seongho erschienen, sondern bei jemandem, der diesen nachzuahmen versucht.
Auch die angeblich “quan jue” genannte Hinrichtung durch Hunde wirft Fragen auf: Vor der Meldung in der “Straits Times” findet sich im Google-Archiv kein einziger brauchbarer Hinweis auf diese mutmaßliche Technik (wofür oe24.at aber auch eine logische Begründung im Angebot hätte: “Es wird vermutet, dass er sich die brutale ‘quan jue’-Hinrichtung extra für seinen Onkel aufgespart hat, um so seine politischen Gegner zu warnen.”) und jemand, der Koreanisch spricht, erklärte uns auf Anfrage, “eine solche Folge von Klängen gäbe es selbst mit der abgefahrensten Transkription nicht auf Koreanisch”. Auf Chinesisch hat “quan jue” offenbar etwas mit Kampfkunst zu tun.
Mit Dank auch an den Hinweisgeber und besonders an Jens O. für die Koreanisch-Nachhilfe!
Nachtrag, 21.15 Uhr: Das Wort “quan jue” (oder genauer: “犬决”) ist wohl tatsächlich Chinesisch und bedeutet wörtlich “Hunde-Exekution”. Warum Koreaner diese chinesische Bezeichnung verwenden sollten, ist natürlich ein weiteres Rätsel.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “EIL! BREAKING! Oder nicht?” (udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl)
Obwohl der Sturz einige Tage zurückliegt und die Folgen überschaubar sind, verbreiten viele Medien die Nachricht von Angela Merkels Skiunfall als “Eilmeldung”. Für Udo Stiehl ist das symptomatisch: “Hat eine Information auch nur annähernd das Zeug dazu, rote Bauchbinden in ‘Nachrichtensendern’ zu füllen – her damit. Das zieht Blicke, das bringt Klicks, das hält den Namen des Mediums im Gespräch.” Er sieht es als Aufgabe der Medien an, substanzlose Eilmeldungen auszufiltern und nicht sofort weiterzureichen.
3. “Die verlassenen Orte der Hauptstadt” (tagesspiegel.de, Paula L. Pleiss)
Der Artikel stellt das Blog “Abandoned Berlin” von Ciarán Fahey vor: “Er überwindet Absperrungen, verschließt die Augen vor den Betreten-verboten-Schildern der Stadt und des Umlands. Er sucht gezielt nach verlassenen Orten, die für die Öffentlichkeit normalerweise unzugänglich bleiben.”
4. “Das Jahr 2014 wird schlimm (für die Geschichte)” (fyg.hypotheses.org, Jan Taubitz)
Die Medienberichterstattung zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs ist auf vollen Touren. Jan Taubitz warnt davor, Parallelen zur heutigen Situation zu ziehen: “Denn wer ist heute in der Rolle von Frankreich, Russland, Österreich-Ungarn, den Balkan-Ländern, dem Osmanischem Reich, den USA und so weiter? Ist Taiwan dann Serbien oder doch eher Japan?”
5. “Die Angst der deutschen Journalisten vor dem Aktivismus” (carta.info, Wolfgang Michal)
In der Diskussion um Aktivismus und Journalismus wirft Wolfgang Michal einen Blick in die Vergangenheit: “Aktivistische Journalisten begnügen sich nicht mit neutralen Beschreibungen ‘dessen, was ist’, sie streben Gesetzesänderungen, Politikwechsel, ja Umsturz an.” Günter Hack hingegen beschreibt bei “Zeit Online” eine Verschmelzung zwischen Aktivismus und Journalismus.
6. “‘Freiheits-Brandmelder’ beschäftigen Polizei” (wn.de, Joachim Edler)
In Warendorf werden von Unbekannten “Freiheitsmelder” installiert — die Kästen sehen aus wie Brandmelder, enthalten aber jeweils nur ein Zitat zum Thema Freiheit. “Die Pseudo-Brandmelder beschäftigen allerdings jetzt die Polizei. Es wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Der Kasten war mit Zweikomponenten-Kleber an der Hauswand einer Rechtsanwaltskanzlei platziert worden — beim Entfernen blieben Rückstände.”
Die “Berliner Morgenpost” berichtet heute über den Handel mit illegalen Zigaretten in der Hauptstadt. Ein Sprecher des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg erklärt:
“Inzwischen liegt der Anteil der gefälschten Ware aus illegalen Fabriken, die in der Region angeboten wird, bei 90 Prozent”
Bei so einem Satz kann man am frühen Morgen schon mal durcheinanderkommen. Blöd nur, wenn man gerade bei der Deutschen Presse-Agentur im Dienst ist. Die fasste den “Morgenpost”-Artikel so zusammen:
Im Text behauptet die dpa:
Etwa 90 Prozent der Zigaretten, die in Berlin auf dem Schwarzmarkt verkauftt werden, kommen aus illegalen Fabriken in der Region.
Unterschied bemerkt? Einmal nicht richtig hingeschaut und schwupps!, gibt es in Brandenburg illegale Zigaretten-Fabriken.
Der Tippfehler (“verkauftt”) wurde von den meistenMedien, diedieseMeldungübernommenhaben, zwar korrigiert, am Inhalt zweifelte aber offenbar niemand. Selbst bei der “Berliner Morgenpost”, auf deren (richtigem) Artikel die (falsche) dpa-Meldung beruhte, erschien der Text im Newsticker.
Inzwischen hat die dpa eine Berichtigung veröffentlicht (Nachtrag, 7. Januar: die Berichtigung erschien wenige Minuten nach der ursprünglichen Meldung), die Überschrift lautet jetzt: “Illegale Zigaretten kommen überwiegend aus illegalen Fabriken”. Irgendwelche Folgen hatte diese Berichtigung aber nicht mehr.
Im Jahr 1995 fragte der Limonadenhersteller Bluna in seiner Werbung: “Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna?”. Im Jahr 2013 zeigte sich, dass viele Journalisten, wenn schon nicht Bluna, dann zumindest ein bisschen bekloppt sind.
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2. “Die Geburt der Kritik aus dem Druckerstreik” (faz.net, Patrick Bahners)
Der Chefredakteur des „New York Review of Books“ gibt Auskunft über Geschichte des Magazins und dessen politische Ausrichtung: “Warum waren wir gegen den Irak-Krieg? Weil wir alle diese Informationen hatten. Der Kriegsgrund war haltlos.”
3. “Im Zweifel sind wir vogelfrei” (journalist.de, Richard Gutjahr)
Interview mit Ex-Spiegel-Chefreakteur Georg Mascolo über Überwachung, Snowden und politische Folgen: “Wir veröffentlichen ja als Journalisten nicht einfach etwas, weil es geheim ist. Wir veröffentlichen es nur dann, wenn es für die Öffentlichkeit relevante Information sind.”
4. “Ein Studium für einen syrischen Flüchtling crowdfunden” (ricogrimm.de, Rico Grimm)
Zwei deutsche Journalisten, die aus einem jordanischen Flüchtlingslager berichten, stoßen auf den 19jährigen Odday Alatiki, der gerne in Deutschland studieren möchte. Dazu muss er aber 8040 Euro vorweisen, eine Crowdfunding-Kamapgne soll helfen.
5. “Empörung aktivieren – Konformismus und Mobverhalten im Netz” (breakingthewaves.net, eve massacre)
Sorgen Shitstorms für Konformismus? Für die Autorin wird die Debatte anhand von falschen Beispielen geführt. “Es mag für Privilegierte ungewohnt sein, dass sie im Internet nicht immer so konsequenzlos sexistisch und rassistisch sein können wie im Gespräch unter Vertrauten oder im Beruf, aber mein Mitleid hält sich da ähnlich in Grenzen…” Der Umgang mit den veränderten Kommunikationskanälen sorgt für einen neuen Begriff von Öffentlichkeit.
6. „Ich glaube, ich hasse Sie“ (taz.de, Maria Rossbauer)
Ein Interview mit Bernd, das Brot: “Es ist wohl die Aufgabe von Ihnen als Journalistin, alles mögliche in mich hinein zu interpretieren. Unter anderem eine Antwort auf diese völlig verschwurbelte Frage, die komplett an meiner Person, meinen Belangen und allem anderen vorbeigeht, was mich, aber auch alle, die Ihr komisches Käseblatt lesen, auch nur ansatzweise interessieren könnte.”
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1. “Wir sind immer bewaffnet” (sueddeutsche.de)
Das “SZ-Magazin” hat sich den NSU-Prozess multimedial aufbereitet. Kernstück ist eine fast zweistündige Verfilmung der Wortprotokolle, die auch auf YouTube zu sehen ist. Publikative urteilt: “Selbst als Hörspiel (wenn das Video-Bild nach einiger Zeit einem anderen Browser-Fenster weicht) entfalten die Gerichtssaal-Dialoge eine atemberaubende Wirkung, die weit, weit, weit über die zahlreichen Gerichtsreportagen hinausgeht.”
2. “Michael Schumacher in der Tagesschau” (tagesschau.de, Kai Gniffke)
Nach heftiger Kritik an der überaus prominenten Berichterstattung der ARD-Hauptnachrichtensendung zum Unfall des Ex-Formel1-Weltmeisters Michael Schumacher — unter anderem im Online-Magazin Telepolis — äußert sich der Chefredakteur: “Tatsächlich ist Michael Schumacher ein ehemaliger Rennfahrer und kein Staatsmann. Aber mein journalistischer Kompass sagt mir, dass er in eine Kategorie populärer Persönlichkeiten gehört, die eine umfangreiche Berichterstattung rechtfertigt, ohne dass wir damit Tagesschau-Grundsätze aufgeben.” Unterdessen hat die Klinik genug von den Reportern und sie auf einen Parkplatz verwiesen.
3. “Pofalla absurd: Wie der Postillon das Netz doppelt trollte” (rhein-zeitung.de, Lars Wienand)
“Der Postillon” datiert eine Meldung zum erwarteten Wechsel des ehemaligen Kanzleramtsministers Ronald Pofalla in den Vorstand der Deutschen Bahn einen Tag vor — viele halten die Meldung in anderen Medien deshalb für eine Satire. Die “Rhein-Zeitung” und die “Ruhr Nachrichten” fassen die Ereignisse zusammen, auf Facebook veröffentlicht das Satire-Magazin Reaktionen.
4. “Edward Snowden, Whistle-Blower” (nytimes.com)
In einem Aufsehen erregenden Kommentar fordert die “New York Times” Amnestie für NSA-Enthüller Edward Snowden. In einem weiteren Beitrag schildert Margaret Sullivan die Entstehungsgeschichte: “‘Sometimes,’ he added, ‘you have to go beyond what is realistic in an editorial recommendation, not necessarily saying what might happen but rather, ‘this is what should happen.’”
6. “Ich bin ein Sender – Holt mich hier raus! “ (faz.net, Michael Hanfeld)
Zum 30. Jubiläum des Privatfernsehens in Deutschland stellt der Feuilleton-Redakteur den Sendern ein schlechtes Zeugnis aus: “Anarchischen Gestaltungswillen findet man bei den Privaten heute eher bei einem kleinen Sender wie Tele 5 und dessen Geschäftsführer Kai Blasberg denn bei den Monolithen. Und so fällt die Bilanz nach dreißig Jahren Privatfernsehen trotz stattlicher Gewinne der Konzerne negativ aus.” Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl sieht die Öffentlich-Rechtlichen Sender besonders im Online-Bereich als Innovationsbremse.
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3. “Alle Jahre wieder: naturwissenschaftliche Bildung” (scilogs.de, Markus Pössel)
Der FAZ-Autor Niklas Maak hat zwar die Stimmung des Vortrags von Trevor Paglen auf dem 30C3 eingefangen, scheitert aber an den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Arbeit des Künstlers und Aktivisten. Markus Pössel sieht darin ein systematisches Problem: “Daran, dass der Artikel in punkto Naturwissenschaft ungleich peinlichere Schnitzer bietet als solche Verwechslungen, hätte sich der stereotype Bildungsbürger aber leider nicht gestört, denn es wäre ihm oder ihr gar nicht aufgefallen.”
4. “Je kleiner, desto schwächer” (zeit.de, Benno Stieber)
Anhand des Falls des Passauer Journalisten Hubert Denk schildert der Artikel das juristische Risiko freier Journalisten, die sich nicht auf die Rechtsabteilungen der Verlage stützen können: “Den juristischen Druck wohlhabender Kläger müssen investigativ arbeitende Journalisten wohl aushalten. Wenn es aber nicht einmal mehr eines handwerklichen Fehlers bedarf, damit ein Journalist in seiner Existenz bedroht wird, wird die Presse behindert.”
5. “Das ausgelagerte Risiko” (taz.de, Kaveh Rostamkhani)
Viele Redaktionen schicken keine professionellen Journalisten mehr nach Syrien — der Einsatz ist schlicht zu gefährlich. Trotzdem reißt die Bilderflut nicht ab. Zu einem Preis. “Aber der Tod Molhem Barakats zeige die bittere Realität des Nachrichtengeschäfts: Man kauft stattdessen Bilder eines Teenagers ein, der letzten Endes während der Arbeit stirbt. Dies sei ähnlich unverantwortlich wie der Konsum afrikanischer Blutdiamanten oder billiger Textilprodukten aus Asien.” Auch Welt.de berichtet von dem Tod des jungen Fotografen.
6. “Afghanisches Tagebuch” (tagesschau.de)
Vier ARD-Korrespondenten starten ein langfristiges Crossmedia-Projekt: Sie begleiten sechs Menschen in Afghanistan über mindestens zwei Jahre, dokumentieren ihr Schicksal und ihr tägliches Leben. “Denn es sind meist die kleinen Veränderungen im Alltag, die viel über ein Land aussagen und darüber, wohin es sich entwickelt.”
Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit und das Interesse und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!
Wir sehen uns im Januar 2014.
Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2013 an Achim S., Alexander A., Alexander K., Alexander, Anonym, Arno Nym, Axel H., Axel, Basti, Benjamin G., Benjamin K., Benjamin M., Bernd H., Bernd J., Bernd W., Bernd, Bernhard W., Big J, Björn S., Boludo, Brigitte K., caravanshaker, Chris G., Christian G., Christian N., Christian P., Christian S., Christian V., Christian W., Christian, Corinna P., Cornelius, Daniel M., Daniel, David, Dennis S., Dennis, Dieter S., Dominik M., Dustin, Eberhart L., Egal, Ekkehard K., Eliano, Elias A., Erik G., Erik W., Erwin P., ex00r, Fabian S., Felix W., Flo L., Florian M., Franca, Frank B., Frederik S., Fuchs, Gereon L., Gesine, Gregor G., Greta H., Hans, Harald G., Heiko, Heinz B., Helge S., Helge, Henning, Hermann L., Holger K., hvd69, Ines W., Insider, J.W., Jan S., Jan V., Jascha H., Jens G., JJ, Johannes H., Johannes K., Johnny K., Jonas G., Jonas L., Jonathan K., Jörg W., Jürgen L., Jürgen P., Jürgen, Kai L., Kai-Oliver K., Kai, Karstinho, Kevin S., Kim B., Klaus P., Krabbel, Kris R., L., Langzeitgedächtnis, Laszlo J., Leif K., Linus V., Linus W., Lisa, Lukas G., Lukas, M.H., Manfred H., Marc B., Marc W., Marco R., Marco S., Marco, Marcus B., Marcus H., Marcus, Mario S., Mark G., Markus B., Markus K., Markus R., Markus W., Martin B., Martin R., Martin, Marty C., Marvin, Marvin, Mathias S., Mathis, Matthew L., Matthias D., Matthias M., Matthias P., Matthias, Matthis D., Max G., Max S., Michael F., Michael H., Michael L., Mo, Monika G., Muamer A., NaturalBornKieler, Nico, Niko, Nikolai, Nora R., Olli, Pascal J., Pascal P., Patrick G., Patrick K., Patrick R., Paul C., Peter W., Peter, Petra O., Philipp S., Philipp, PitCam, Ralf B., René G., Rene W., Rico K., Robert G., Roland G., Ron, Ronald F., Rüdiger S., Sarah, Sascha S., Sebastian D., Sebastian K., Sebastian S., Sejfuddin, Seppl, Simon, Stefan M., Stefanie, Steffen E., Steffen Z., Steven D., Tante Noni, Teresa M., Thomas B., Thomas D., Thomas H., Thomas R., Thomas, Thorben S., Thorsten V., Till, Tim, Tim, Timo W., Tinnef, tisch, Tobias K., Tobias T., Toby J., Torben Z., Torsten K., Torsten L., U., ungeruehrt, Ute F., Uwe S., Volker G., Volker K., Zafe — und an alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!
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1. “Was alles nicht gesagt wird” (n-tv.de, Christian Bartlau)
Den Krawallen in Hamburg folgt eine Debatte über die Rolle der Medien: Christian Bartlau schreibt: “Viele der Journalisten, die berichten, haben noch nie einen Polizeikessel von innen gesehen, sie hatten noch nie brennende Augen vom Pfefferspray und keine blauen Flecken von einem Polizeiknüppel. Nun muss ein Sportredakteur ja auch nicht Champions League gespielt haben, um über das Spiel zu berichten. Aber er muss seine journalistische Pflicht erfüllen und den richtigen Leute die richtigen Fragen stellen.” Zum gleichen Thema: Analysen von Streetdogg und Publikative.
2. “Der enthusiastische Störefried” (nzz.ch, Martin Meggle)
Porträt des brasilianischen Medienkritikers Alberto Dines: “Die Massenproteste in diesem Jahr seien von den brasilianischen Medien unzureichend reflektiert worden, sagt Dines. ‘In der ersten Phase wurden vor allem Akte des Vandalismus ins Zentrum der Berichterstattung gerückt. Die Medien folgten damit unisono der offiziellen Argumentationslinie von regierenden Politikern.'”
3. “Der Terror des Teilens” (faz.net, Harald Staun)
Carsharing, Wohnungstausch,Verzicht auf Besitz — für Harald Staun ist dies kein Anzeichen für eine Abkehr vom Konsum und Kommerz: “Der Erfolg von Firmen wie Airbnb oder Uber beruht nicht auf der Nächstenliebe der Menschen oder, wie es die Rhetorik der Firmen vorgibt, auf ihrem Interesse daran, ‘neue Leute kennenzulernen’. Er resultiert daraus, dass die Informationstechnik von heute Lebensbereiche erschließt, die bisher für eine Kommerzialisierung uninteressant waren. Das ist keine Rückkehr der Commons, es ist ihr Ende.”
4. “Professor Unrat” (zeit.de, Marion Schmidt)
Auf Hausbesuch beim Plagiatejäger Uwe Kamenz: Marion Schmidt trifft auf einen Einzelkämpfer, der an seine Mission glaubt, aber auf fragwürdige Mittel zurückgreift und von vielen Seiten kritisiert wird.
5. “Gefällt mir nicht mehr” (sz-magazin.de, Meike Büttner)
Das eigene Profil von Facebook zu löschen, ist nicht einfach. Meike Büttner macht den Selbstversuch: “Das Foto von einem Jutebeutel erkenne ich als Profilfoto von Freundin Eva, die Abbildung einer Milchschnitte als Profilbild von meinem Ex-Kollegen Rüdiger. Irre, was so ein Gehirn für einen Mist aufnimmt.”
6. “Es ist das Grauen dort. Bitte helft!” (mediummagazin.de, Christoph Reuter)
Der Reporter Christoph Reuter berichtet in einem persönlichen Brief über die Situation in Syrien und bittet um Hilfe: “Ihr habt das sicher schon alle gehört, dass Millionen auf der Flucht sind, ihre Städte zerbombt, ihre Existenzen vernichtet, sie selbst ausgehungert, frierend und voller Angst. Aber ich erlebe das. Und dann wird aus Zahlen eine nicht abreißende Kette kurzer, langer Begegnungen mit Menschen.”