Jetzt reicht’s

Einen guten Aspekt hat die heutige Titelgeschichte der “Bild”-Zeitung dann doch: Es taucht nicht ein einziges Mal der Begriff “Pleite-Griechen” auf. Würde allerdings auch nicht so ganz passen, denn:Griechen reicher als wir! - Amtlich: Durchschnitts-Vermögen doppelt so hoch wie in Deutschland. Aber Regierung plant neue Milliarden-Hilfe

Was an der Geschichte tatsächlich dran ist (Spoiler: gar nichts) und wie “Bild” mal wieder die Wahrheit verdreht, um die Hetzkampagne gegen das “pleitebedrohte Griechenland” fortzuführen, hat Michalis Pantelouris hier aufgeschrieben:

MoPo, Schwarzer, Lokalbabbler

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Bitte kehren Sie um, aber tun sie es ohne mich…'”
(journalist.de, Jan Freitag)
In einem offenen Brief kündigt der freie Journalist seine weitere Mitarbeit bei der “Hamburger Morgenpost”. Sein Vorwurf: Kampagnenjournalismus zu den Demonstrationen rund um die Rote Flora in Hamburg. Chefredakteur Frank Niggemeier antwortet in den Kommentaren.

2. “Darf der Bundestag von Bloggern einen Presseausweis verlangen?”
(telemedicus.info, Jonas Kahl)
Nachdem die Pressestelle des Bundestages mehreren Bloggern die Akkreditierung verweigert hat, analysiert der Jurist die Zulassungsbedingungen. “Blogs sind keine Presse zweiter Klasse. Blogger sind genauso wie hauptberufliche Journalisten durch die Pressefreiheit geschützt. Unterschiede können nur einzelfallbezogen gemacht werden, nicht aber generell.”

3. “Wie Alice Schwarzer ihren Fall selbst zum Medienthema machte”
(vocer.org, Ralf Höcker)
Rechtsanwalt Ralf Höcker stellt die Frage, ob Medien über Alice Schwarzers Steuerhinterziehung berichten dürfen. Seine Fazit: Die “Spiegel”-Veröffentlichung war unzulässig. “Das sogenannte ‘Recht zum Gegenschlag’ steht nach deutschem Presserecht nur ihrem Opfer Jörg Kachelmann zu, nicht aber den Medien. Frau Schwarzer ist kein Boxsack für jedermann.” Über ihre eigenen Äußerungen zum Thema habe Schwarzer die breite Berichterstattung jedoch möglich gemacht.

4. “Von Schaffern und Babblern”
(geprothmannt.de, Hardy Prothmann)
Der Heddesheimblogger zieht Bilanz und verteilt Kritik: “Neben den Schaffern gibt es jede Menge Babbler. Die treiben sich bevorzugt auf Kongressen herum, pumpen heiße Luft in den Raum und reden meistens über was, was sie selbst weder können noch bieten: Journalismus. Vor allem Lokaljournalismus.”

5. “Warum es Arno Schmidts Texte nicht als E-Book gibt”
(logbuch-suhrkamp.de, Friedrich Forssman)
Mit einer Tirade gegen E-Books und ihre Käufer sendet der Suhrkamp-Verlag ein Lebenszeichen: “Müssen sie einem nicht womöglich leid tun, die albernen Dateien, die gern Bücher wären, es aber niemals sein dürfen? Ja, das muß man, und nein, das müssen sie nicht, sie sind ein Unfug, ein Beschiß und ein Niedergang.” Johannes Haupt hält den Blogeintrag für bedenklich: “Das perfide am Text ist, dass durchaus berechtige Kritikpunkte an heutigen eBooks mit haltlosen Unterstellungen, wüsten Beschimpfungen und der Aufzeigung höchst zweifelhafter Zukunftsszenarien vermischt werden.”

6. “Bekenntnisse eines Aushilfshausmeisters”
(blogs.taz.de, Helmut Höge)
Der “taz”-Autor und Aushilfshausmeister reflektiert über seine Rolle: “Als man mir die Hausmeistervertretung antrug, dachte man, ich würde nun von ganz unten (aus dem Kellerlager sozusagen) einen selbstbewussten Blick auf die Kopfarbeiter da oben werfen. Ihnen hätte ich dann aber nicht mehr länger als Autor mit meinen Texten kommen dürfen.”

Ägypten, Anstalt, DDVG

6 vor 9

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1. “Die Medienmacht der SPD bröckelt: Die DDVG, ihre Zeitungen und Dietmar Nietan”
(blogs.faz.net/medienwirtschaft, Jan Hauser)
Jan Hauser beleuchtet die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), das Medienbeteiligungsunternehmen der SPD. “Umstritten war und ist der Besitz, weil die Medien über die SPD berichten – und das unabhängig machen sollten.”

2. “Die Talkshow ist das Dschungelcamp der Mittelschicht”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal denkt nach über Talkshows: “Weil die emotionale Anbindung der Zuschauer an eine Talkshow sowohl positiv als auch negativ funktioniert (Hauptsache Emotion!) sind die Moderatoren die Stargäste ihrer eigenen Shows. Die Moderatoren stehen im Mittelpunkt, und folgerichtig heißen die Talkshows wie sie. Die übrigen Gäste sind mehr oder weniger Staffage für die Performance des Moderators.”

3. “Die Hoffnungsträger der Öffentlich-Rechtlichen 2014”
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Torsten Zarges identifiziert die “die sieben größten öffentlich-rechtlichen Hoffnungsträger 2014”: Bjarne Mädel, Christine Strobl, Daniel Fiedler, Bernhard Gleim, Stephan Denzer, Tom Buhrow und Jan Böhmermann.

4. “Claus von Wagner und Max Uthoff übernehmen die ‘Anstalt'”
(tagesspiegel.de, Jan Freitag)
Ein Interview mit den Nachfolgern von Frank-Markus Barwasser und Urban Priol bei “Neues aus der Anstalt”, Claus von Wagner und Max Uthoff.

5. “Kairos Regierung schüchtert Medienschaffende ein”
(derstandard.at, Astrid Frefel)
Astrid Frefel berichtet aus Ägypten: “Am vergangenen Wochenende waren zwei Online-Nachrichtenbüros in Kairo an der Reihe: Sie wurden von Sicherheitsbeamten überfallen; Kameras und Computer wurden konfisziert, die Mitarbeiter festgenommen und später wieder freigelassen.”

6. “‘Ich hab ihm öfter gesagt, dass er eine Niete ist'”
(theeuropean.de, Alexander Wallasch)
Ein Interview mit Matthias Matussek, der nach 25 Jahren den “Spiegel” verlässt und zur “Welt”-Gruppe wechselt.

Inserateboykott, Seniorenprogramm, Podcast

6 vor 9

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1. “LG Berlin: BILD und BZ müssen Gegendarstellungen eines Sicherheitsverwahrten abdrucken”
(wvr-law.de)
“Bild” und “B.Z.” werden “in den kommenden Tagen Gegendarstellungen abdrucken müssen”. “In einem Artikel über ein gleichgeschlechtliches Paar, das gemeinsam in der Sicherheitsverwahrung in Berliner Tegel wohnt, hatten die beiden Zeitungen geschrieben, die Anstaltsleitung würde die Beziehung der beiden Männer geheimhalten. Hiergegen wollte der Antragsteller Gegendarstellung abdrucken, wogegen sich die beiden Zeitungen zunächst wehrten.”

2. “Wie ich versuchte, einen Bücher-Podcast zu machen (und an den Verlagen verzweifelte)”
(lesegefahr.de, Martin Häberle)
Martin Häberle möchte einen Bücher-Podcast ins Leben rufen, stößt dabei aber bei den Verlagen auf allerlei Hindernisse.

3. “Die ARD und die Jugend – ein ‘Umsetzungsdefizit’?”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader erinnert daran, dass die Rundfunkgebühr “kein Solidarbeitrag zur Finanzierung eines Seniorenprogramms” sein sollte. Vielmehr sollten alle Altersgruppen gleich viel davon haben.

4. “Huch, es lebt”
(sueddeutsche.de, Roger Willemsen)
Roger Willemsen denkt nach über “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” und zieht Vergleiche zum öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsprogramm: “Ursula von der Leyen in einem Raumfahrtanzug Minigolf spielen zu sehen, das ist der öffentlich-rechtliche Emu-Anus. Er stinkt schon aus einem Grund: weil er so einfallslos inszeniert, so lieblos produziert, so herablassend kalkuliert ist und vom dümmsten gemeinsamen Nenner ausgeht.”

5. “Weststrasse-Investoren verhängen Inserate-Boykott”
(tt.bernerzeitung.ch)
Das “Thuner Tagblatt” macht einen Inserateboykott öffentlich und folgt damit der Empfehlung des Schweizer Presserats, Drohungen oder Boykotte “grundsätzlich öffentlich zu machen”.

6. “‘Die Staatshasser sind zu Etatisten geworden'”
(schweizermonat.ch, René Scheu)
“Wir haben viel zu viele Kommunikationsbeauftragte in Bern”, sagt der Schweizer Verteidigungsminsiter Ueli Maurer, dessen Ministerium rund 100 Kommunikationsleute beschäftigt (“Im Medienumfeld sind es 15 Leute”). “Die Journalisten wissen damit aber im übrigen klug umzugehen. Sie entlocken dem einen eine Information, dann dem anderen eine leicht anders gefärbte – und schon haben sie eine Geschichte, mit der sie für ein paar Stunden Aufmerksamkeit erzielen können. Aus solchen Geschichten entstehen wiederum neue Geschichten, und das Rad dreht weiter und immer weiter.”

Schwule schänden falschen Parkplatz

Peter Postleb (Schmutzsheriff) und Stefan Schlagenhaufer (Schmutzjournalist) führen auf Frankfurts Straßen und in der “Bild”-Zeitung schon seit Jahren einen Kampf, ach was, einen Krieg gegen einen gemeinsamen Feind. Regelmäßig knöpfen sie sich die Altkleider-Mafia und die Graffiti-Terroristen vor, die Weihnachts-Bettler und polnischen Sitzenbleiber, anders gesagt: all die “dreisten Müllsünder”, die mutwillig unser schönes Land verschmutzen.

Dabei bestehen Postlebs Aufgaben hauptsächlich darin, sich über die Schmutzfinken zu empören und die Stadt von Müllsäcken, Sex-Puppen und kaputten Kühlschränken zu befreien. “Bild”-Mann Schlagenhaufer unterstützt ihn bei ersterem.

Der neueste Fall der beiden ist dermaßen skandalös, dass “Bild” ihm einen prominenten Platz auf der ersten Frankfurter Lokalseite spendiert hat. Es geht diesmal nämlich – festhalten! – um einen zugemüllten Autobahn-Parkplatz.

Nun hält sich das Empörungspotenzial über zugemüllte Autobahn-Parkplätze selbst bei “Bild”-Lesern wohl eher in Grenzen, doch handelt es sich hierbei auch nicht um irgendeinen Parkplatz. Es geht um den weltweit deutschlandweit im Raum Frankfurt bestimmt bekannten Rosemeyer-Parkplatz! Und er wurde auch nicht nur zugemüllt oder verdreckt, nein, er wurde geschändet. Verzeihung: GESCHÄNDET!Rosemeyer-Parkplatz GESCHÄNDET!

Für alle Autobahnbanausen unter Ihnen: In der Nähe des Rosemeyer-Parkplatzes ist der Rennfahrer Bernd Rosemeyer 1938 bei einem Geschwindigkeitsrekordversuch ums Leben gekommen. Man hat sogar ein Denkmal für ihn gebaut, das, nun ja, Rosemeyer-Denkmal.

Jedenfalls: So ein bedeutender Ort – und dann das!

Was für eine Schande: Der Rosemeyer-Parkplatz, einziger in Deutschland nach einer Persönlichkeit benannte Autobahnstopp, ist total verkommen!

Es ist zum Nasezuhalten!

Und wer ist schuld? Die Lkw-Fahrer und die Homosexuellen natürlich. Denn der Rosenmeyer-Parkplatz ist …

ABENDS TRUCKER-KLO, NACHTS SEX-TREFF.

Und tagsüber? “Müssen Rosemeyer-Fans durch Kot und Kondome waten”, wenn sie nach langer Fahrt endlich angekommen sind.

Aber nicht nur das.

Wer auf dem Ekel-Parkplatz stoppt, wird obendrein noch bedroht!

Aufpasser der Sextreff-Szene sitzen in Autos oder auf der Rastbank. Wer fotografiert, kriegt zu hören: “Hier wurden schon Leute wegen weniger erstochen. Sie wissen, das ist ein Sex-Treff für Homosexuelle. Fahren Sie bitte weiter.”

Kot, Kondome, Killer-Schwule. Und das auf Deutschlands einzigem nach einer Persönlichkeit benannten Autobahnstopp.

“Eine Sauerei!”, findet auch “Sauberkeitsberater” Postleb:

“Besucher des Parkplatzes suchen das Rosemeyer-Denkmal, tappen nichtsahnend in Kothaufen und in mit Kondomen übersäte Grünflächen.”

Und dann suchen sie das Denkmal auch noch vergeblich! Nein, nicht weil es unter der meterhohen Kot-und-Kondom-Schicht schon verschwunden ist. Sondern weil es auf einem ganz anderen Parkplatz steht.

Im Ernst jetzt:

Hessen Mobil hat nämlich den falschen Parkplatz nach dem berühmten Rennfahrer Bernd Rosemeyer (1909-1938) benannt: Unglücksstelle, Denkmal und Kreuz liegen auf dem namenlosen Parkplatz auf der anderen Seite …

Wir fassen mal zusammen: Auf einem Autobahn-Parkplatz, der fälschlicherweise nach einem Rennfahrer benannt wurde, der aber ganz in der Nähe eines anderen Parkplatzes liegt, auf dem ein Denkmal zu Ehren dieses Rennfahrers steht, haben Menschen Sex und dort liegt Müll.

Ein Glück, dass endlich mal jemand diesen unfassbaren Skandal aufgedeckt hat.

Spiegel, Zeit, APO

6 vor 9

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1. “Döpfner-Porträt”
(umblaetterer.de, Josik)
Der “überragende faktenorientierte Nachrichtenwert” des Mathias-Döpfner-Porträts im aktuellen “Spiegel” müsse “nachdrücklich verteidigt werden”, schreibt Josik.

2. “In eigener Sache: DER SPIEGEL hat Cornelius Gurlitt korrekt zitiert”
(spiegel.de)
Der “Spiegel” wehrt sich gegen Vorwürfe, nicht korrekt zitiert zu haben: “Cornelius Gurlitt hat im November gegenüber Özlem Gezer mehrfach in unterschiedlichen Formulierungen eine freiwillige Rückgabe abgelehnt. Auch der Vorwurf, das Zitat sei ‘verzerrend’ gewesen, ist falsch.”

3. “Über die Kunst und Technik des Interviews”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein “lästert über die Medienbranche”: “Es gibt Leute, die keinen einzigen geraden Satz schreiben können und vom Schreiben leben, echt. Wenn die mit ähnlicher Kompetenz in der Leberwurstbranche tätig wären, gäbe es jede Woche unter den Wurstessern ein Massensterben.”

4. “Anti-Lanz-Petition erinnert die ‘Zeit’ an Anti-Juden-Kampagne der Nazis”
(stefan-niggemeier.de)
Josef Joffe stellt eine Satire als Realität dar, erkennt eine digitale “Verwünschungskultur” und vergleicht diese mit dem Satz “Kauft nicht beim Juden!”.

5. “Germany and America is Paradise”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
Andrew Hammel widmet sich der Liebeserklärung von Frank Schmiechen an die USA: “So sure, the people Herr Schmiechen met seemed relaxed, friendly, unpretentious go-getters, but he was, whether he knew it or not, hobnobbing with the American elite. To broaden his perspective, he might want to spend four months among the 40% of working Americans who make less than $20,000 per year. I think he’d be surprised just how much less a $20,000 salary buys you in the United States than it would in Germany, and he’d find all the surliness, misery, and envy he could handle.”

6. “Auf einmal wollen alle APO sein”
(heise.de/tp, Alexander Dill)
Der Wunsch, eine Außerparlamentarische Opposition (APO) zu verkörpern, erfasse immer mehr Gruppen, konstatiert Alexander Dill. “Nun fehlt nur noch, dass sich Merkel und Gabriel selbst als APO bezeichnen.”

NDR, Zehenmassagen, Christiane F.

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1. “Salzburger Schauspielchef kommt nicht nach Düsseldorf”
(rp-online.de, Annette Bosetti)
Die Landeshauptstadt Düsseldorf und das nordrhein-westfälische Kulturministerium dementieren einen Bericht von “Bild” zur Besetzung des Intendanten am Düsseldorfer Schauspielhaus.

2. “Ich verabschiede mich!”
(christiane-f.com)
Christiane F. zieht sich erstmal zurück aus der Öffentlichkeit. “Ich pendle zwischen dem Glamour der TV-Studios in Hamburg und Paris und dem Gammel im Berliner Obdachlosenheim, wo Freunde von mir leben, die ich dort auch besuche. (…) Ich bin eine kranke Frau Anfang 50. Ich kann nicht einmal längere Strecken mit der Bahn fahren, ohne dass ich drei Mal aussteigen muss. Es ist mir zu voll da drin, zu laut, zu warm. Ach, ich bin einfach kein Promi, wie ihr ihn sonst so kennt. Viele Erwartungen kann ich einfach nicht erfüllen.”

3. “Bedrohte Pressefreiheit”
(zdf.de, Video, 8:30 Minuten)
Frontal 21 berichtet über den Zustand der Pressefreiheit in Deutschland und den USA.

4. “Selektiv: Medien-Echo auf Snowden-Interview”
(ndr.de, Video, 5:02 Minuten)
Das Medienmagazin des NDR holt Stellungnahmen ein zu einem von einer NDR-Tochter produzierten und vermarkteten und auf ARD ausgestrahlten Interview mit Edward Snowden, das “in die Mühlen von Kollegenneid, Quotenkalkül und Vermarktungsdruck geraten” sei.

5. “Zehenmassage”
(medienspiegel.ch, Andrea Masüger)
Andrea Masüger verfolgt einen “Lichtbildvortrag” von Christoph Keese: “Während zwei Dritteln seines Vortrags zeigte der Referent vor allem Fotos aus dem Familienalbum. Unternehmer A mit Springermann B beim Koteletten braten, Berater C mit Springer-Forscher D beim Cola saufen, Entwickler E mit Springer-Techniker F beim Popcorn naschen. Alles natürlich unglaublich locker und familiär, was bei Amerikanern ja eine Neuheit ist.”

6. “Uns erreichte heute Nacht eine ungewöhnliche Anfrage”
(facebook.com/handelsblatt)

Ceci n’est pas une Lolita

Vor gut einem halben Jahr wurde den Springer-Blättern “Bild” und “B.Z.” per einstweiliger Verfügung untersagt, weiter über den angeblichen “Lolita-Skandal” bei Hertha BSC zu schreiben (BILDblog berichtete).

Jetzt hat der Verein auch Gegendarstellungen erwirkt, und zwar in der Samstagsausgabe der “B.Z.” …

Gegendarstellung - in der BZ vom 22.8.2013, S. 14, schreiben Sie unter der Überschrift "Die Spieler tauschten Lolitas Herz und ihren Körper wie Schuljungen Panini-Bilder" über Lizenzspieler von Hertha BSC Folgendes: "Worum geht es? Um Sex? Ja. Sex mit einer 16-jährigen? Ja. Sex, auch mit einem verheirateten Mann? Ja. Sex im Kinderzimmer, während unten die kleinen Geschwister spielten? Ja." Hierzu stellen wir fest: Keiner unserer Spieler hatte mit der in dem Artikel erwähnten Jugendlichen Sex. Berlin, 3.9.2013 Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser für die Hertha BSC GmbH & Co. KG aA, vertreten durch die Hertha BSC Verwaltung GmbH, diese vertreten durch die Geschäftsführer Ingo Schiller und Michael Preetz - Anmerkung der Redaktion: Nach dem Berliner Pressegesetz sind wir zum Abdruck dieser Gegendarstellung unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt verpflichtet.

(Klick für größere Version.)

… und am gleichen Tag auf der Titelseite der Berliner “Bild”-Ausgabe:Gegendarstellung - In der BILD vom 23.08.2013, S. 1, titeln Sie über die angebliche Fußball-Lolita (16) Folgendes: "So war der Sex mit den Hertha-Stars" Hierzu stellen wir fest: Keiner unserer Spieler hatte mit der hier erwähnten Jugendlichen Sex. Berlin, 3.9.2013 Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser für die Hertha BSC GmbH & Co. KG aA, vertreten durch die Hertha BSC Verwaltung GmbH, diese vertreten durch die Geschäftsführer Ingo Schiller und Michael Preetz. Anmerkung der Redaktion: Nach dem Berliner Pressegesetz sind wir zum Abdruck dieser Gegendarstellung unabhänhig von ihrem Wahrheitsgehalt verpflichtet.

Zum Hintergrund: Im August hatte sich das Mädchen bei der “B.Z.” gemeldet und angegeben, eine Affäre mit mehreren Hertha-Spielern gehabt zu haben. In mehreren Titelgeschichten hechelten sich “B.Z.” und “Bild” durch die “schmutzigen Details” aus dem Kinderzimmer, veröffentlichten angebliche Chatprotokolle und zeigten das Mädchen auf seitenfüllenden Fotos in Hotpants.

Wie sich später herausstellte, hatte das Mädchen die Geschichte aber offenbar erfunden. In einer eidesstattlichen Erklärung gab sie an, den Reportern eine gefälschte Unterschrift ihrer Mutter vorgelegt zu haben. Sie erstattete Selbstanzeige und versicherte außerdem schriftlich, sie habe die “B.Z.” belogen und in Wirklichkeit nie Geschlechtsverkehr mit einem Hertha-Profi gehabt (was die “B.Z.” nicht davon abhielt, noch drei weitere Titelgeschichten zum “Lolita-Skandal” zu veröffentlichen.)

Wenige Tage später wurden sämtliche Artikel aus den Online-Portalen von “B.Z.” und “Bild” gelöscht — das Landgericht Berlin hatte die Berichterstattung untersagt, weil seiner Ansicht nach keine Genehmigung der Eltern vorlag. Das allein sei schon ein grober Verstoß gegen das Presserecht.

Mehrere Wochen lang habe die “B.Z.” an der Geschichte recherchiert, sagt Hertha-Anwalt Christian-Oliver Moser, samt Fotoshooting und so weiter, doch es habe nicht ein einziges persönliches Aufeinandertreffen zwischen den Journalisten und den Eltern des Mädchens gegeben — schon allein das hätte ein warnender Hinweis für die Reporter sein müssen. “Die ‘B.Z.’ hat zumindest billigend in Kauf genommen, dass da etwas faul sein könnte”, sagt Moser, “aber sie wollte sich ihre eigene Geschichte nicht zerstören.”

Hertha will auch weiter juristisch gegen die Berichterstattung vorgehen, ebenso wie die Jugendliche selbst. Denn wie uns ihr Anwalt auf Anfrage erklärte, haben “Bild” und “B.Z.” die Abschlusserklärung zwar hinsichtlich der Fotos abgegeben, nicht aber hinsichtlich der Wortberichterstattung.

Übrigens hatte das Mädchen 5.000 Euro von der “B.Z.” bekommen, die nach Aussage ihres Anwalts aber umgehend wieder an Springer zurückgezahlt wurden. Bemerkenswert dabei: Die Journalisten hatten dem Mädchen zunächst offenbar 1.500 Euro geboten — für den Fall, dass sie den Vertrag selbst unterzeichnete. 5.000 Euro sollte es nur dann geben, wenn ein Elternteil den (wortgleichen) Vertrag unterschreibt. Daraufhin habe sie die Unterschrift ihrer Mutter kopiert.

Diätenerhöhung bei M. DuMont Schauberg

“Man kann Alfred Neven DuMont glauben, dass ihn der Wunsch nach gutem Journalismus antreibt.”

(“Der Spiegel”, 5/2014)

Der Jahresanfang ist die Zeit, in der die Menschen sich ganz besonders für Diäten interessieren, und deshalb ist es auch die Zeit, in der die Medien ganz besonders viel über Diäten berichten. Die Zeitungen der Mediengruppe M. DuMont Schauberg tun es in diesem Jahr mit ganz besonderem Eifer.

Der “Kölner Stadt-Anzeiger” hat eine Serie “Los geht’s” gestartet. Darin überrascht er seine Leser unter anderem mit der These: “Wer abnehmen will, muss essen”, nennt Sport “Doping für die Zellen”, stellt spätberufene Extremsportler vor, interviewt Ingo Froböse, einen Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln — und empfiehlt jedesmal dessen kostenpflichtiges Abnehm-Programm “fitmio”.

Der Kölner “Express” hat auch eine Serie im Angebot, eine “große Stoffwechsel-Fibel” namens “Enorm in Form”, mit “Tipps vom Experten”, wie man sich schlankschläft und wie man den Jojo-Effekt vermeidet und der überraschenden These: “Wer abnehmen will, muss essen!” Der Experte ist in jedem Fall Ingo Froböse, ein Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln — und empfiehlt jedesmal dessen kostenpflichtiges Abnehm-Programm “fitmio”.

Die Serie aus dem “Kölner Stadt-Anzeiger” findet sich mit demselben Experten und derselben Empfehlung auf den Online-Seiten von “Berliner Zeitung” , “Frankfurter Rundschau”, “Mitteldeutscher Zeitung” und “Kölnischer Rundschau”.

Und die Boulevard-Variante aus dem “Express” steht mit demselben Experten und derselben Empfehlung auf den Online-Seiten von “Berliner Kurier” und “Hamburger Morgenpost”.

In einer konzertierten Aktion werben die Medien von M. DuMont Schauburg in großen, scheinbar redaktionellen Serien für “fitmio”, das kostenpflichtige Abnehmprogramm von Professor Froböse, und verlinken praktischerweise auch direkt dorthin.

Das lässt sich leicht erklären, allerdings findet sich diese Erklärung nicht auf den Seiten dieser Zeitungen. Das kostenpflichtige Abnehmprogramm “fitmio” mit Prof. Dr. Ingo Froböse, dem “Experten an Ihrer Seite”, ist ein Unternehmen der DuMont Net GmbH & Co. KG, einer hundertprozentigen Tochter der Mediengruppe M. DuMont Schauberg.

Der Verlag M. DuMont Schauberg ist also mit seiner Internet-Tochter Betreiber eines Abnehmprogramms mit Ernährungs- und Bewegungsplan inklusive Motivationsvideos von Prof. Dr. Froböse, das immerhin 79 Euro kostet. Und nutzt seine Zeitungen und deren Online-Seiten, dieses Angebot im redaktionellen Teil und ohne Hinweis auf die wirtschaftliche Verquickung zu bewerben. Er lässt eine Leserin sogar scheinbar unabhängig das Angebot testen. Die 47-jährige TV-Programmplanerin aus Bergisch Gladbach ist, Überraschung, sehr angetan.

Auf den “fitmio”-Seiten lacht übrigens treuherzig folgender Hinweis:

“Ich bin der Spiritus Rector der Redakteure”, sagt Alfred Neven DuMont, der Patriarch des Verlages, dem “Spiegel”, der ihn als positives Gegenbeispiel zu Mathias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden von Axel Springer darstellt. “Man muss doch Leidenschaften haben. Das Schlimmste für mich wäre, Bankier zu sein und nur noch an das Geld denken zu müssen.”

Neven DuMont sagt: “Ich glaube an die Zeitung.” Zumindest weiß sein Verlag, wofür sie noch nützlich sein kann.

Mit Dank an Kai B.!

Nachtrag, 30. Januar. Aus dem Internetauftritt der “Frankfurter Rundschau” sind die Artikel mit der “fitmio”-Werbung plötzlich verschwunden.

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