Am Montagabend gegen 20:15 Uhr muss wieder die tönende Sirene durch die Redaktionsräume von Bild.de geschrillt haben: “Achtung! Achtung! Bei ‘Wer wird Millionär’ sitzt eine Blondine auf dem Kandidatenstuhl. Ich wiederhole: eine Blondine!” Und schon machten die Mitarbeiter den Fernseher an und sich selbst ans Werk.
Bild.de veröffentlicht häufig eine Nachlese zur aktuellen “Wer wird Millionär”-Folge, vermutlich für all diejenigen, die sich brennend für das 17 Jahre alte TV-Format interessieren, aber dann doch nicht einschalten. Und am Montagabend sitzt dann eben eine junge Frau Günther Jauch gegenüber. Sie ist blond. Sie studiert Psychologie. Für Bild.de ist sie “Psycho-Blondi”:
Die Haarfarbe ist Bild.de besonders wichtig, wenn es um die “RTL”-Quizshow geht. Zumindest wenn sie in etwa blond ist und zu einer Frau gehört. “Sitzt eine Blondine bei ‘Wer wird Millionär'” könnte der Beginn eines ollen Blondinenwitzes sein, der bei einem Großteil des Bild.de-Publikums sicher gut ankommen würde.
Hier eine kleine Auswahl der Bild.de-Blondinenberichterstattung:
Das Netz lachte sich über die Jauch-Blondine kringelig.
All ihre Selbstironie („Und jetzt wäre es schön, wenn ich mal was wissen würde“ und „Hauptsache, ich blamier mich hier nicht“) half der Blondine aber nicht
Obwohl die Blondine in Jauchs Sendung ziemlich selbstbewusst wirkte
Auf YouTube hat die Blondine übrigens einen eigenen Kanal
lässt sich gerade zur Stuntfrau ausbilden und trägt ihr Haar rosa-blond
Die Blondine: „Ich bin nervös.“
Jauch belehrte die Blondine erst einmal
Die Blondine ruft ihren Freund an
“Bessere Publicity, als dass eine blonde Mode-Studentin […]”
Als die Blondine sich immer noch nicht entscheiden konnte
Er ließ die kichernde Blondine auf ihrem Stuhl sitzen
Als der Mann erzählte, dass er auch eine blonde Tochter habe
Die 50-Euro-Frage konnte die Blondine als erste Kandidatin aller Zeiten nicht richtig beantworten.
stürmte die Blondine auf Jauch zu
um der Blondine diese Blamage zu ersparen
grinste die blonde Rebecca
verabschiedete sich die blonde Rebecca dann aus der Sendung
Tagsüber verkauft die attraktive Blondine Versicherungen
An der ersten Frage scheiterte vor der Blondine zwar noch keiner
Diese Blondine war bei “Wer wird Millionänr” [sic] nicht auf den Kopf gefallen
eher wenig Verständnis für die junge Blondine
Die blonde Synchronsprecherin
will Jauch von der Blondine wissen.
Der war sofort Feuer und Flamme und machte der Blondine einen Vorschlag
Als sich die Blondine die Seitennaht genauer ansehen wollte, griff sie beherzt den Zipfel von Jauch’s Hemd
Die Blondine entschied sich fälschlicherweise für D.
Mühsam lavierte sich die Blondine durch den Fragendschungel
Deshalb hat die fußballbegeisterte Blondine wieder angefangen
Blond, hübsch und nicht bei jeder Frage immer sofort auf der Höhe
Die hübsche Blondine Verena
Die hübsche Blondine verstand die Frage nicht
Die hübsche Blondine lächelt verschmitzt
Da hatte die hübsche Blondine dem Moderator einen Zettel zugesteckt.
an dem Beruf der hübschen Blondine aus dem Harz
Außerdem bat er die hübsche Blondine darum
Die blonde Augenweide leitet die „Jodelschule Kreuzberg“ in Berlin.
Wenn man stattdessen mal nach brünetten “Wer wird Millionär”-Kandidatinnen sucht, bei denen die Haarfarbe für Bild.de eine Erwähnung wert war, ist die Ausbeute übrigens deutlich mauer:
Ach, ist das alles traurig. Sie waren gerade dabei, ihre alte Beziehung zu restaurieren, Franz Beckenbauer und die “Bild”-Zeitung. Beckenbauer plauderte wieder in “Bild” über Fußball. Und “Bild” nannte Beckenbauer wieder “Kaiser”. Hier und da schrieb die Redaktion sogar schon wieder von “Franz”. Vergessen schien der Ärger um den Skandal zur Fußball-WM 2006 in Deutschland — so eine popelige Sommermärchen-Affäre kann dochkeinenMännerbundzerstören. Und dann kommen gestern plötzlich “Spiegel” und “Spiegel Online” und machen alles wieder kaputt.
5,5 Millionen Euro soll Franz Beckenbauer als Chef des WM-Organisationskomitees kassiert haben. Dabei hatte er stets beteuert, ehrenamtlich gearbeitet zu haben. Außerdem, so scheint es, hatte er jahrelang kein großes Interesse, dieses Honorar zu versteuern.
“Bild” und Bild.de kommen nicht umhin, darüber zu berichten. Und nennen ihren Freund “Franz” seit gestern wieder nur distanziert “Beckenbauer”:
“Bild” ernannte Franz Beckenbauer — also den Mann, der im Skandal um die WM 2006 nicht gerade durch ein großes Maß an Aufklärung auffiel — sogar zum “Klartext-Kaiser”:
Natürlich gab es, wie bei jedem guten Liebescomeback, auch bei Beckenbauer und “Bild” zwischendurch kleine Rückschläge. Zum Beispiel als Anfang dieses Monats bekannt wurde, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft auch gegen Franz Beckenbauer ermittelt:
Aber eigentlich war alles wieder in Butter. Vor allem während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, als “Le Kaiser” für “Bild” und Bild.de das Geschehen bei der EM kommentierte, fanden sie wieder zusammen:
Wir wünschen den beiden auf ihrem weiteren Weg alles Gute — also “Bild” und Franz Beckenbauer.
Nachtrag, 15. September: Ein Zeitpunkt, den wir in der Auflistung oben ganz vergessen haben, darf in einer “Bild”-Beckenbauer-Chronik nicht fehlen: Als Franz Beckenbauer vor zweieinhalb Wochen das neue Projekt “Fußball-Bild” getestet hat und ganz begeistert war.
1. „Die Homepage ist nicht mehr so wichtig“: „Mr. BuzzFeed“ Scott Lamb im Interview (t3n.de, Carsten Christian)
Seit annähernd zehn Jahren gibt es “Buzzfeed”, eine bunte Mischung aus Blog, Nachrichtenticker und Online-Magazin voller Bilder und Videos und sogenannter “Listicles”. Mittlerweile hat die Seite nach eigenen Angaben mehr als 200 Millionen Leser. Im Interview mit “t3n” erklärt Scott Lamb (Vice President International), was den Erfolg der Seite ausmacht und was sich andere Publisher von “Buzzfeed” abschauen können.
2. Missverständnis oder mangelnde Recherche? (ndr.de, Janina Kalle)
Da ist wohl etwas schief gegangen: Ein “Spiegel”-Reporter hat eine Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Harvestehude besucht und später von Mobbing aus religiösen Gründen berichtet. Dabei hat es sich anscheinend nur um einen relativ profanen Streit um die Nutzung des Badezimmers gehandelt. Die Heimleitung zeige sich jedenfalls überrascht von den Mobbing-Vorwürfen, die Pressesprecherin sehe in dem Ganzen ein Missverständnis.
3. Cheatsheet: Programmierlose ddj tools (datentaeter.de)
Marie-Louise Timcke studiert Datenjournalismus in Dortmund und ist Leiterin von “Journocode”, ein Projekt rund um “journalistisches Programmieren”. Auf einem “Cheatsheet” hat sie die nützlichsten Tools für Datenjournalisten zusammengestellt: von Recherche und Analyse bis hin zur grafischen Aufbereitung.
4. Gemischtes Doppel #5: Medienhuren (ostpol.de, Inga Pylypchuk)
In Deutschland wird Medien oft der Kampfbegriff “Lügenpresse” entgegengeschleudert, in der Ukraine werden Journalistinnen und Journalisten oft als “Medienhuren” beschimpft. Anlass sei das Verhalten der TV-Redakteurin Marija Stoljarowa gewesen: Während einer Live-Sendung zum Gedenken an die Toten der Maidan-Revolution im vergangenen Winter sei plötzlich der Regieton eingespielt worden und man hätte hören können, wie Stoljarowa einen Kollegen aufforderte, „endlich diese Scheiße auszuschalten“. Seitdem macht der Hashtag “#Medienhure” die Runde, und alle Journalisten, die mit ihrer Tätigkeit angeblich der Ukraine schaden, werden entsprechend beschimpft. “Alle Presse-Vertreter können jetzt #Medienhuren werden, genauso wie sie in Deutschland #Lügenpresse wurden. Auch unabhängige Medien und investigative Korruptionsbekämpfer werden damit abgestempelt. Dabei ist eine weitere Gemeinsamkeit nicht zu übersehen: Diejenigen, die eine journalistische Verschwörung wittern, gehören in der Ukraine wie in Deutschland meist zum rechten Lager.”
5. Ich habe da einen Wunsch (facebook.com, Dennis Horn)
Der Journalist Dennis Horn würde gerne den Begriff “Mehrwert” begraben. Wenn es bei Radio und Fernsehen um Online und Social Media ginge, würde stets ein anzustrebender “Mehrwert” ins Spiel gebracht. Dabei sei es einer dieser Begriffe, mit denen die Medien sich selbst in die Tasche lügen würden. “‘Mehrwert’ verhindert, die Stärken der jeweiligen Kanäle auszuspielen. Die wichtigste Frage ist: Was erwarten unsere Nutzer in einem neuen Kanal von uns? Was erwarten sie, wenn sie unser lineares Programm einschalten? Was erwarten sie, wenn sie unsere Website besuchen? Was erwarten sie, wenn sie unserer Facebook-Seite ein ‘Gefällt mir’ spendieren? Was erwarten sie, wenn sie unseren YouTube-Kanal abonnieren? Was erwarten sie, wenn sie uns bei Snapchat folgen? Nicht die Frage, ob der eine Kanal einen Mehrwert für den anderen hat, ist entscheidend — sondern ob ein neuer Kanal eine sinnvolle Ergänzung meiner Medienmarke ist und sie entsprechend stärken kann.”
6. Bedingt reformierbar (sueddeutsche.de, Hans Hoff & Katharina Riehl)
Die Gebührenzahler investieren eine Menge Geld in die Öffentlich-Rechtlichen. Nun hat der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer gefordert, ARD und ZDF zusammenzulegen. Hans Hoff und Katharina Riehl ordnen das Ganze ein.
Rund um den RB Leipzig gibt es schon lange heiße Diskussionen, nicht erst seit der Verein im Sommer in die Fußballbundesliga aufgestiegen ist. Da ist beispielsweise das massive finanzielle Engagement des Brauseherstellers “Red Bull”, das für Debatten sorgt. Oder das Hin- und Hergeschiebe von Spielern mit dem Schwesterverein FC Red Bull Salzburg. Es gibt auf jeden Fall einige Gründe, warum Fans anderer Klubs RB Leipzig ziemlich blöd finden.
Am vergangenen Wochenende kam für manche Anhänger von Borussia Dortmund, die zum Auswärtsspiel nach Leipzig gefahren waren, ein weiterer hinzu: Sie durften nicht in ihren BVB-Trikots und -Shirts ins Stadion, jedenfalls nicht in den Sektor D. Stattdessen mussten sie ihre schwarz-gelben Fanklamotten vor der Arena bei einer Sammelstelle abgeben. Manche von ihnen kauften sich notgedrungen RB-Leipzig-T-Shirts am Merchandisestand und zogen sie verkehrt rum an, manche setzten sich mit freiem Oberkörper auf die Tribüne. Nach dem Spiel konnten sie sich ihre BVB-Kleidung wieder abholen. Einige Hundert Dortmund-Fans sollen betroffen gewesen sein.
Der Welt.de-Artikel erklärt auch den Grund für die temporäre Kleidersammlung durch RB Leipzig:
Die Begründung für die ungewöhnliche Maßnahme liefert Paragraf vier, Absatz drei der Stadionordnung. Dort heißt es: “Die Sektoren B und D sind bei den Fußballspielen von RasenBallsport Leipzig GmbH ein ausschließlicher Heimfanbereich. Es ist verboten, sich als Fan der Gastmannschaft in diesem Bereich aufzuhalten bzw. zu verweilen. Der Kontroll- und Sicherheitsdienst ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die als Fan der Gastmannschaft zu erkennen sind oder durch ihr Verhalten auffallen, auch wenn sie ein gültiges Ticket für diesen Bereich besitzen, aus diesem zu entfernen, wobei ihnen — soweit dies im Einzelfall möglich ist — ein anderer geeigneter Platz zugewiesen wird.”
Also der nächste Leipziger Klops, mit dem sich der Verein selbst zum Sonderling macht? “Das ausdrückliche Verbot von Fanutensilien der Gastmannschaft” gebe es bei Klubs wie Hertha BSC Berlin, dem FC Bayern München oder dem FC Schalke 04 jedenfalls nicht, schreibt der Welt.de-Autor.
Stimmt, dort nicht. Aber beim HSV zum Beispiel. Dort steht in der Stadionordnung (PDF):
Die Nordtribüne (Blöcke 22 – 28) ist der Heimbereich im Volksparkstadion. Es ist verboten, dort Farben der Gastmannschaft zu tragen oder sich verbal zu äußern oder provozierend zu verhalten in einer Weise, die zu Auseinandersetzungen mit den die Heimmannschaft unterstützenden Zuschauern führen kann. Der Ordnungsdienst ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die gegen die vorgenannten Verbote verstoßen, aus diesem Bereich zu entfernen, wobei ihnen — soweit dies im Einzelfall möglich ist — ein anderer geeigneter Platz im Volksparkstadion zugewiesen werden soll.
Der Zugang zu den Blöcken P, Q, R und S, sowie der Supportbereich L, M, N, und O ist den Gästefans nicht gestattet. Der Ordnungsdienst ist angewiesen und berechtigt, in diesem Bereich befindliche Personen, die entweder eindeutig durch Fankleidung, oder aber erst nach auffälligem Verhalten als Gästefan zu erkennen sind, entweder aus dem Stadion, oder falls noch ausreichend Platz vorhanden ist, in den Gästebereich zu bringen.
In der Stadionordnung der TSG Hoffenheim (PDF) heißt es:
Untersagt ist Personen im Geltungsbereich dieser Stadionordnung weiterhin:
– sich als Gast-Fan im Heimfanbereich der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena aufzuhalten bzw. zu verweilen; Der Heimfanbereich umfasst hierbei die Südkurve (Blöcke O – V). Der Ordnungsdienst ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die als Gast-Fan zu erkennen sind oder durch ihr Verhalten als solcher auffallen, aus diesem Bereich zu entfernen, auch wenn sie eine gültige Eintrittskarte für diesen Bereich haben, wobei ihnen – soweit dies im Einzelfall möglich ist – ein anderer geeigneter Platz im Stadion zugewiesen werden kann. Ist das Stadion ausverkauft, wird der betroffene Gast-Fan aus dem Stadion verwiesen oder der Zutritt zum Stadion verweigert.
Die Stadionordnung von Borussia Mönchengladbach (PDF) hat folgenden Passus:
Die Nordkurve (Blöcke 13-20 im Unterrang und 13A-19A im Oberrang) ist der Heimfanbereich im BORUSSIA-PARK. Es ist verboten, sich als Gastfan in diesem Bereich aufzuhalten bzw. zu verweilen. Der Ordnungsdienst ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die als Gastfan zu erkennen sind, oder durch ihr Verhalten auffallen, auch wenn sie eine gültige Eintrittskarte für diesen Bereich haben, aus diesem Bereich zu entfernen, wobei ihnen — soweit dies im Einzelfall möglich ist — ein anderer geeigneter Platz im Stadion zugewiesen werden kann. Ist das Stadion ausverkauft, wird der betroffene Gastfan aus dem Stadion verwiesen oder der Zutritt zum Stadion verweigert.
Bei Bayer 04 Leverkusen findet man in der Stadionordnung (PDF) diesen Absatz:
Die Nordkurve (Bereiche C, D und E) ist der Heimfanbereich der BayArena. Es ist verboten, sich als Gastfan in diesem Bereich aufzuhalten bzw. zu verweilen. Der Kontroll- und Sicherheitsdienst (nachfolgend KSD genannt) ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die als Gastfan zu erkennen sind oder durch ihr Verhalten auffallen, auch wenn sie ein gültiges Ticket für diesen Bereich besitzen, aus diesem zu entfernen, wobei ihnen -soweit dies im Einzelfall möglich ist- ein anderer geeigneter Platz in der BayArena zugewiesen werden kann. Kann kein anderer geeigneter Platz angeboten werden, wird der betreffende Gastfan aus dem Stadion verwiesen oder der Zutritt zum Stadion verweigert.
Die Nordkurve (Blöcke 01-13 im Unterrang und 02-14 im Oberrang) ist der VfL-Fanbereich der Volkswagen Arena. Darüber hinaus zählen die Blöcke F (Reihen 6-8 Plätze 12ff., Reihen 9-11 Plätze 11ff.), 16, 62 und 64 zum VfL-Fanbereich. Es ist verboten, sich als Gastfan im VfL-Fanbereich aufzuhalten bzw. zu verweilen. Der SOD ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die als Gastfan zu erkennen sind oder durch ihr Verhalten auffallen, auch wenn sie eine gültige Eintrittskarte für diesen Bereich besitzen, aus diesem zu entfernen. Ist die Volkswagen Arena ausverkauft, wird der betreffende Zuschauer aus dem Stadion verwiesen oder der Zutritt zum Stadion verweigert. Im VfL-Fanbereich ist das Präsentieren von Fanartikeln oder -utensilien des Gastvereins untersagt.
Das gilt in Wolfsburg übrigens auch umgekehrt für den “Gästefanbereich”:
Der Süd-Westbereich der Volkswagen Arena (Unterrang Blöcke 29, 33 und 35) markiert grundsätzlich den Gästefanbereich. Jedoch ist eine variable Erweiterung des Gästefanbereichs im Oberrang (Blöcke 30-36) je nach Bedarf des Gastvereins möglich. Es ist verboten, sich als Heimfan im Gästefanbereich aufzuhalten bzw. zu verweilen. Der SOD ist angewiesen und berechtigt, Zuschauer, die als Heimfan zu erkennen sind oder durch ihr Verhalten auffallen, auch wenn sie eine gültige Eintrittskarte für diesen Bereich besitzen, aus diesem zu entfernen. Ist die Arena ausverkauft, wird der betreffende Zuschauer aus dem Stadion verwiesen oder der Zutritt zum Stadion verweigert. Im Gästefanbereich ist das Präsentieren von Fanartikeln oder -utensilien des Heimvereins untersagt.
Und selbst in der Stadionordnung von Borussia Dortmund — dem Verein also, dessen Anhänger am vergangenen Samstag unter der “Heimfanbereich”-Regelung zu leiden hatten — findet man eine ähnliche Vorgabe wie in Leipzig:
Im gesamten Südtribünen-Bereich (S/W, Süd, S/O) des Stadions ist ein Zutritt in gegnerischer Fankleidung und in ausschließlich vom Gastverein genutzten Bereichen (Nord, N/O) ist ein Zutritt in BVB-Fankleidung untersagt.
Das Verbot von Fankleidung im sogenannten “Heimfanbereich” ist also wahrlich keine Leipziger Erfindung. Der Welt.de-Artikel nennt auch selbst das Beispiel aus Dortmund als weitere Einschränkung in einem Bundesligastadion. Und dennoch handele es sich bei RB um “einen einmaligen Paragrafen”, eine “ligaweit einmalige” Konstellation. Denn bei RB Leipzig ist nicht nur ein Bereich im Stadion ausschließlich für Heimfans vorgesehen, sondern gleich zwei.
Aber nicht mal mit dieser Spezifikation stimmt die Aussage des Artikels. Beim 1. FC Köln sind in der Stadionordnung (PDF) ebenfalls zwei Bereiche im Stadion als “Heimbereiche” deklariert:
Untersagt ist den Besuchern weiterhin:
ein provozierendes Verhalten zu zeigen, das geeignet sein kann, eine Auseinandersetzung mit den übrigen Zuschauern herbeizuführen; von einem solchen provozierenden Verhalten kann der Ordnungs- und Sicherheitsdienst ausgehen, wenn von den Besuchern im Heimbereich des Stadions (Südtribüne, Blöcke S1 bis S16, und Nordtribüne, N11 bis N14) Fanartikel des Gastmannschaft oder im Auswärtsbereich des Stadions (Nordtribüne, N6, N15, N16) Fanartikel der Heimmannschaft getragen oder gezeigt werden.
Die BILDblog–Anti–Clickbait-TaskforceistwiederfürSielosgezogen, um zu schauen, was hinter den vollmundigen Versprechen in Überschriften und Teasern wirklich steckt. Durch unseren Einsatz können Sie kostbare Lebenszeit und wichtige Gehirnzellen sparen.
Sind dann doch ein paar mehr als vier: Personalausweis und Reisepass, Geburts- und Heiratsurkunden, gegebenenfalls Scheidungsurkunde, eine Gehaltsabrechnung und Nachweise über Kranken- und Rentenversicherung.
***
Mit diesen fünf Rhetorik-Tricks:
1. Die Streitfrage verändern.
2. Mit Fragen verwirren.
3. Falsche Schlussfolgern ziehen.
4. Den Gegner provozieren.
5. Persönliche Angriffe.
***
Alle drei Frauen — die Polizistin und die zwei Autofahrerinnen — hatten an dem Tag Geburtstag.
***
Quinoa, Brokkoli, Haferflocken, Eier, Magerquark.
***
Er befreit sich aus den Handschellen und flieht, wird später aber wieder geschnappt.
***
Goldschmuck.
***
1. Die Tageszeit.
2. Eine Pause vor der Prüfung.
***
Man soll Halluzinationen bekommen.
***
LED-Blitze.
***
Schlechte Infrastruktur, kaum Arbeit.
***
Drogen: Weil sie ihren Geist erweitern wollen.
Wach bleiben: Weil es gegen die Norm ist.
***
Alles mit Kohlenhydraten.
***
Sie bremsen Schweiß ab, schützen vor Sonnenlicht von oben und helfen, Emotionen durch Mimik zu äußern.
***
Auf welcher Seite sich die Tankklappe befindet.
***
1. Sie gelten als sexy, höflich und süß.
2. Sie neigen eher zu Alkoholmissbrauch.
3. Sie wirken oft kühl.
4. Sie gelten als verführerisch.
5. Sie sind verlässlich.
6. Sie werden um ihre Augenfarbe beneidet.
7. Sie haben ein geringeres Schmerzempfinden.
8. Sie stehen gern im Mittelpunkt.
9. Ihre Augen kommen durch Rosé oder Braun zur Geltung.
10. Sie sind sehr lichtempfindlich.
11. Ihre Babys haben oft braune Augen.
1. Lesertäuschung wird bestraft (tagesspiegel.de, Klaus Beck)
Schleichwerbung bleibt Schleichwerbung, auch wenn man es “Native Advertising” nennt, findet Klaus Beck in seiner “Tagesspiegel”-Kolumne. “Die Täuschung fängt schon beim Begriff an, der ein PR-Coup ist: Werbung in den journalistischen Medieninhalt einzubauen, ist weder neu noch natürlich, sondern eine Kunstform, die längst als Product Placement oder Schleichwerbung bekannt ist. Das erste ist dank EU legal, aber kenntlich zu machen, das zweite immer noch verboten.”
2. Es kann nicht genug Problemzonen geben (faz.net, Julia Bähr)
Julia Bähr hat sechs willkürlich ausgewählte Frauenzeitschriften auf deren Frauenbild überprüft. Bährs Befund: “Die Dame von Welt ist heute zugleich Bastelfee, Supermodel, Sexgöttin, Karrierefrau und Kuratorin ihrer persönlichen Umgebung. Sie ist blitzgescheit und gerät über kleine rosa Glitzerdinger aller Art aus dem Häuschen.”
3. Mehr Angebot, längere Abrufzeiten: Online-Chef des ZDF möchte Mediathek verbessern (netzpolitik.org, Markus Reuter)
“Netzpolitik” macht auf einen Deutschlandfunkbeitrag aufmerksam, in dem es um die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen geht. Diese würden beim Zuschauer oftmals für Frust sorgen, hauptsächlich wegen der komplizierten und undurchsichtigen Regelungen und der kurzen Verweildauer der Beiträge. ARD und ZDF seien mit der Situation auch nicht zufrieden und würden über neuen Modellen brüten, so der Online-Chef des ZDF. In dem Zusammenhang stellt “Netzpolitik”-Autor Markus Reuter die Frage, warum die öffentlich-rechtlichen Sender nicht viel häufiger Creative Commons Lizenzen nutzen würden, um die Inhalte freier zugänglich zu machen.
4. In der dunklen Welt der Falschmedien (bernerzeitung.ch, Christian Zeier)
Immer mehr selbsternannte Newsportale bringen bewusst falsche Nachrichten in Umlauf, die abertausende Male in den Netzen geliket werden und sich viral verbreiten. Christian Zeier wurde über eine Bekannte eine dieser Falschmeldungen in die Timeline gespült. In seinem Artikel schreibt er über die Parallelnachrichtenwelt von angeblichen Newsportalen, die auf Ideologie statt Fakten setzen würden. Und von der Schwierigkeit, die Dinge richtig zu stellen.
5. Ausländische Journalisten vor Überwachung durch den BND schützen (reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” hat eine Petition zum Schutz von ausländischen Journalisten vor der Überwachung durch den BND gestartet. Die Organisation fordert den Deutschen Bundestag gemeinsam mit zahlreichen nationalen und internationalen Medien, Verbänden und Menschenrechtsorganisationen auf, den Entwurf des BND-Gesetzes umgehend zu überarbeiten. Die beteiligten Medien und Organisationen würden die globale Massenüberwachung des BND für einen Verstoß gegen die Menschenrechte halten und in der Überwachung von Journalisten einen schwerwiegenden Eingriff in die Pressefreiheit sehen.
6. „Indianische Wunderdiät“ oder „Der Schmu des Manitu“? (noemix.twoday.net, Michael Nöhrig)
“nömix” hat eine indianische Wunderdiät entdeckt, die in der Tat manches Wunder bereithält. Es beginnt bei der angeblichen Reporterin “Esther Fischer”, die auf anderen Webseiten als Gas-Wasser-Elektro-Installateurin sowie als Teppich-Reinigungsfee wirkt. Und es endet mit Zutaten, die es… Ach lesen Sie am besten selbst.
Vergangenen Montag ist in der Wüste von Nevada das Festival “Burning Man” zu Ende gegangen. Und heute, eine Woche später, gibt es noch einmal richtig Wirbel in den Medien:
Der Reihe nach: vip.de, klatsch-tratsch.de, promicabana.de, kurier.at, gala.de, Bild.de — journalistisch also alles eine Liga.
Und obwohl die gesamte Expertenrunde felsenfest behauptet, David Bowies Patenkind habe mit Erlaubnis von David Bowies früherer Ehefrau einen Teil von David Bowies Asche mit zum “Burning Man” genommen und dort in einer Zeremonie verstreuen lassen, dürfte das alles nicht stimmen. Denn inzwischen haben sich David Bowies Sohn, die offizielle David-Bowie-Facebookseite und ein Sprecher der Verwaltung des David-Bowie-Nachlasses geäußert. Und alle sagen: Das ist Quatsch.
Wenn bei schlimmen Unfällen auf öffentlichen Straßen Feuerwehrleute und Sanitäter anrücken, haben sie in der Regel auch eine oder mehrere Decken dabei. Die halten sie dann als Sichtschutz vor die Verletzten, damit vorbeifahrende Gaffer nicht gaffen und allzu sensationsgeile Fotografen nicht fotografieren können.
Am vergangenen Samstag gab es so einen Unfall in Ruhpolding. Mehrere Kinder wurden beim Überqueren einer Straße von einem Auto angefahren und dabei teilweise sehr schwer verletzt. Die Feuerwehr und die Sanitäter rückten also an, packten auch eine Decke aus und hielten sie vor die Verletzten, während diese vor Ort behandelt wurden.
Und was macht ein Fotograf, der keine Rücksicht auf irgendwas kennt, in so einer Situation? Geht einfach auf die andere Seite der Decke und macht vorn dort aus seine Aufnahmen. Einige Medien haben diese Fotos dann auch noch gebracht.
Bild.de zum Beispiel:
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Artikel durch uns.)
Oder “Bild”:
BR.de:
abendzeitung-muenchen.de:
chiemgau24.de:
pnp.de:
Unser Leser Götz Marx hat eine Idee, was beim Anblick der Decke wohl im Kopf des Fotografen vorgegangen sein muss: “Der BILD-Fotograf dachte wohl, die Feuerwehrleute halten die Decke bei den Opfern nur deswegen hoch, damit er nicht gegen die Sonne fotografieren muss!”
Mit Dank an Götz M. für den Hinweis!
Nachtrag, 13. September: Die Redaktion von BR.de hat das Foto inzwischen aus der Galerie entfernt.
1. “Poppers Traum ist in Gefahr” (zeit.de, Philip Faigle & Sascha Venohr)
Der Forscher Gerret von Nordheim (Institut für Journalistik der TU Dortmund) hat 80.000 Tweets nach dem Münchener Amoklauf ausgewertet. In den Stunden nach dem Anschlag hätten sich relativ schnell zwei parallele Netzwerke – sogenannte Cluster – gebildet. In dem einen vor allem die Münchener Polizei und traditionelle Medien wie “Spiegel”, “Tagesschau” und “Zeit”, in dem anderen Accounts von Politikern der AfD und andere Vertreter des rechten Spektrums. Beide Netzwerke seien als in sich geschlossene, parallele Deutungswelten fast völlig isoliert voneinander gewesen: “Während in der einen Welt noch debattiert wurde, wer der Täter war, wurden in der anderen Welt schon die Medien und die Politik für den Amoklauf verantwortlich gemacht und fremdenfeindliche Deutungsmuster bedient.”
2. „Im Journalismus hat sich irgendwann eine Verfettung breit gemacht.“ (40stunden.de, Julia Kottkamp & Romy Geßner)
“Spiegel”-Reporter Cordt Schnibben im Interview über die eigene Vita und die Motivation von Journalisten. Und mit offenen Worten über die Branche: “Im Journalismus hat sich irgendwann eine Verfettung breit gemacht, vor allem in der Wochen- und Monatspresse und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Man konnte toll Essen gehen und super Reisen machen. Irgendwann haben manche Journalisten aufgehört, die Vorzüge, die man in diesem Beruf hat, als Bedingung dafür zu begreifen, gut zu recherchieren und gekonnt zu erzählen. Wenn man sich davon belästigt fühlt, dass der Chefredakteur mit einem Thema anruft, weil man es sich in seinem privilegierten Leben so schön gemütlich gemacht hat, dann wird es natürlich pervers. Irgendwann kippt dann dieser Beruf. Das ist leider in den letzten Jahren bei vielen Leuten passiert.”
3. Wenn der Interviewgast es sich anders überlegt… (wdr.de, Audio, 9:05 Min.)
Audio-Interview mit dem “Monitor”-Chef Georg Restle über das Autorisieren von Fernsehinterviews und die Versuche der Einflussnahme von Gesprächspartnern aus der Politik. Anlass ist der Streit zwischen der “Deutschen Welle” und türkischen Regierungsvertretern über ein von Michel Friedman geführtes Interview mit dem türkischen Sportminister.
4. Planlos zerstritten: VG Wort vorerst handlungsunfähig (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Das befremdliche Schauspiel um die Rückzahlung der zu Unrecht den Verlegern zugeschanzten VG-Wort-Erlöse entwickelt sich zum kuriosen Mehrakter. Auf der fünfstündigen VG-Wort-Versammlung in München wurde beschlossen, die Angelegenheit auf den November zu vertagen. Anlass war ein kurzfristig ins Spiel gebrachter Kompromissvorschlag der VG-Wort, dessen Folgen sich nach Ansicht der Kritiker auf die Schnelle nicht abschätzen ließen. Stefan Niggemeier war auf der Versammlung und erzählt vom Sitzungsverlauf.
5. Der beleidigte Waidmann (faz.net, Jochen Zenthöfer)
Die Posse um den “Rabaukenjäger” hat mit einem Freispruch des Journalisten ihr vorläufiges Ende gefunden. Ein Journalist des „Nordkurier“ hatte einen CDU-Kommunalpolitiker als Rabaukenjäger betitelt, weil dieser mit dem Auto ein totes Reh an einem Seil über eine Straße geschleift hatte. Darauf hatte der Jagdpächter den Journalisten wegen Beleidigung verklagt und zunächst Recht bekommen. Nun wurde die Verurteilung in der Revisionsinstanz aufgehoben und der Journalist vom Oberlandesgericht Rostock freigesprochen.
6. Scheck ohne Deckung (konkret-magazin.de, Kay Sokolowsky)
Denis Scheck gilt als der “bekannteste Literaturkritiker der Republik” (“Taz”) und ist in Hörfunk und Fernsehen mit eigenen Sendungen präsent. Nun moderiert Scheck auch noch das wöchentliche Kulturmagazin “Kunscht!” im “SWR”. Kay Sokolowsky erklärt in einer scharfzüngigen Abrechnung, warum er “Deutschlands berühmtesten Buchverkäufer” schon in dessen Sendung “Druckfrisch” kaum zu ertragen findet und Schecks Textproduktion für die Tonne sei.