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Knicken und Kuschen auf Biegen und Brechen

"So knicken wir schon vor dem Islam ein!"

Gibt es wirklich “immer mehr Beispiele dafür, wie wir vor dem Islam kuschen”? “Bild” behauptete das am vergangenen Freitag — und trug immerhin zehn “Beispiele” zusammen, die die Behauptung belegen sollen. Mindestens drei davon belegen allerdings etwas ganz anderes.

Das “Beispiel” mit dem Muezzin der Moschee in Dillenburg zum Beispiel, dem ein Gericht “das Recht” gab, die Gemeinde “per Lautsprecher zum Gebet zu rufen”, belegt irgendein Geknicke und Gekusche nämlich nur bedingt. Ohne näher auf die Einzelheiten dieses Streits einzugehen: Er wurde schon vor vier Jahren beigelegt — und zwar nicht durch die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, wie uns der Bürgermeister Dillenburgs, Michael Lotz, erklärt. Vielmehr hatte die muslimische Gemeinde damals signalisiert, von ihrem Recht auf den Gebetsruf per Lautsprecher keinen Gebrauch zu machen. Und tatsächlich hat sie das auch nie. Der Vorsitzende der Moschee in Dillenburg, Babaoglu Cengiz, sagt uns:

Der Lautsprecher wurde noch nie benutzt.

Im Übrigen bezeichnen beide das Verhältnis von muslimischer Gemeinde und Stadtverwaltung als gut.

Ein anderes “Beispiel” von “Bild” betrifft den Baustopp für die Sehitlik-Moschee im Berliner Stadtteil Neukölln. Der sei aufgehoben worden, “obwohl die beiden Minarette jeweils 8,5 Meter und die Kuppel fünf Meter höher waren als in der Baugenehmigung bewilligt”. “Bild” erwähnt allerdings nicht, dass ein Strafgeld verhängt wurde, das laut Baustadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) das höchste sei, “das es je in Neukölln gab”, wie sie im August der “FAZ” sagte. Und im November 2003 schrieb die “Welt” zur Verhängung des Bußgelds:

Aus der Sicht von Baustadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) ein ganz normaler Vorgang. Reihenweise geschehe dies im Bezirk. Ein Abriss der Moschee sei nicht verhältnismäßig. Denn ihre jetzige Höhe verstoße nicht gegen das Baurecht, sondern nur gegen die eigentliche Erlaubnis. Eine Nachtragsgenehmigung werde bald erteilt.

Eines der angeblichen “Beispiele” taucht sogar schon in der “Bild”-Überschrift auf: “Weihnachtsparty abgesagt”. Im Text heißt es dazu:

In der Heinrich-Heine-Oberschule in Neukölln fiel eine christliche Weihnachtsfeier aus Rücksicht auf die vielen muslimischen Schüler aus.

Nun ja, laut Schulleiterin Cordula Heckmann ist der Anteil musilimischer Schüler tatsächlich so hoch, dass eine christliche Weihnachtsfeier niemals in Erwägung gezogen worden sei. Zur vermeintlichen Absage sagt Heckmann entsprechend:

Das ist totaler Quatsch. Wir haben nie eine Weihnachtsfeier angesagt, deshalb können wir auch keine absagen.

Mit besonderem Dank an Bernd K. für seine Recherche.

6 vor 9

Interview mit Hella von Sinnen (bild.t-online.de)
Meine Wampe kommt von 35 Jahren Bier trinken.

Shoppen und killen (dasmagazin.ch)
Auf der “Eurosatory” in Paris präsentiert die Rüstungsindustrie ihre neusten Produkte: Raketensysteme, Kampfpanzer, Handgranaten mit neuartigen Splittermänteln. Auch die Schweiz ist mit dabei.

Unter Kontrolle (berlinonline.de)
Die bequemen Zeiten sind vorbei – im Internet überwachen Watchblogs etablierte Medien.

Evolutionstheorie unter Druck (qantara.de)
In wissenschaftlichen und universitären Kreisen der Türkei werden zunehmend Befürchtungen über einen Schulterschluss der islamistischen Regierung mit der starken Lobby der so genannten Kreationisten laut.

Die Wahrheit der digitalen Bilder (telepolis.de)
Ein Reuters-Fotograf hat ein Bild von einem Bombardement der israelischen Luftwaffe manipuliert.

Erst kam seine Fresse, dann die Moral (faz.net)
Was bleibt von Brecht, wenn man das Weltverbesserungspathos aus seinem Werk herausläßt?

Irre

“Es hat mit Ausländerfeindlichkeit
nicht das geringste zu tun, wenn…”

(Georg Gafron, “Bild”-Kommentator)

Das Schöne an Zeitungen beispielsweise ist, dass sie Sachverhalte einordnen, dass sie erklären, was für den laienhaften Leser andernfalls schwer oder gar missverständlich sein könnte. “Bild” beispielsweise tut das (angeblich) immer wieder: Ob Olympia oder Ecuador, das “neue Öko-Angstwort”, das Papst-Gewand oder die Beschlüsse der neuen Regierung“BILD erklärt”, heißt es dann gern.

Aber nicht nur “Bild” erklärt. Nachdem sich das ZDF entschieden hatte, ein Interview mit der Archäologin Susanne Osthoff über ihre Geiselnahme im Irak auszugsweise im gestrigen “heute journal” auszustrahlen, war man auch dort bemüht, das fraglos grotesk wirkende Gespräch einzuordnen.

So sei, sagte die Interviewerin Marietta Slomka vor der Ausstrahlung, Osthoff zu einer Fernsehaufzeichnung nur bereit gewesen, “wenn ihr Gesicht verschleiert bleibt”. Das Resultat wirkte befremdlich, nicht zuletzt, weil Osthoff schwarze Kleidung und einen Gesichtsschleier trug, der einem Niqab (oder Nikab) nicht unähnlich sah. Aber was wissen wir schon — außer vielleicht, dass eine Verschleierung wie die Osthoffs weltweit für viele Musliminnen Tradition, Ausdruck ihrer Religiösität oder schlicht Alltag ist.

Und “Bild”? Schreibt unter der Überschrift “Irrer TV-Auftritt” auf der Titelseite:

“Vermummt wie eine radikale Islamistin zeigte sie sich vor der Kamera (…)”

Und weil “Bild” der irre Vergleich offenbar irre gut gefällt, steht’s auf Seite 2 gleich nochmal:

“Vermummt wie eine radikale Islamistin zeigte sich die deutsche Ex-Geisel vor der Kamera.”

Mit anderen Worten: Wenn Osthoff für “Bild” also “wie eine radikale Islamistin” aussah, erklärt das nicht Osthoffs rätselhafte Verschleierung. Aber es sagt viel darüber, wie “Bild” erklärt.

Mit Dank an Sabine B. für die Anregung.

Recherche optional

Wir kennen das von Paparazzi-Fotos: Wenn “Bild” nichts über ihre Entstehung weiß, betextet sie sie einfach im Stil einer freien Improvisation. Da liegt es nahe, den Blick auf einen begleitenden Bildtext oder die Recherche der Hintergründe grundsätzlich für Zeitverschwendung zu halten.

Und so erschienen gestern eine Reihe von Fotos in Bild.de und der gedruckten “Bild”-Zeitung, über die die Redaktion offenbar gesichert nur folgendes weiß: Da ist irgendwann irgendwo im Iran irgendwas Schlimmes mit einem kleinen Jungen passiert.

Es sind grausame Fotos, die zeigen, wie der Arm des Kindes, auf einer Decke liegend, von einem Auto überfahren wird. “Bild” schreibt:

Schreckliche Fotos aus Teheran zeigen die öffentliche Folter eines Jungen. Für ein Stück trockenes Brot muß er sich quälen lassen.

Die Berichte widersprechen sich, ob der Kleine es gestohlen hat, bestraft wird — oder gerade mit dieser bizarren Schau “verdienen” muß.

Nun ja, wenn Journalismus mehr sein soll als Voyeurismus und die Erregung über schreckliche Fotos, wäre es schon schön zu wissen, ob es nun das Eine oder das Andere ist. Und wenn den Leuten von “Bild” etwas an der Wahrheit gelegen hätte, hätten sie es sogar herausbekommen. Die “Berichte” wonach der Junge bestraft wird, stammen nämlich aus höchst zweifelhaften Quellen: Aus amerikanischen und deutschsprachigen Blogs, die sich darauf spezialisiert haben, alles zu sammeln, was den Islam als gefährliche, zu bekämpfende Religion erscheinen lässt. Aus einem Blog namens Bareknucklepolitics scheint die Geschichte von der Bestrafung zu stammen: “8 Year Old Iranian Boy Caught Stealing Bread?” heißt es dort im Forum. Andere Blogs übernahmen die Geschichte — und korrigierten sie später. Tatsächlich handelt es sich um eine Art grausames Zirkusstück auf der Straße: Ein Mann hat dem Jungen etwas Geld dafür gegeben und lässt sich für das Schauspiel von den Passanten bezahlen.

Das hätte “Bild” auch aus dem Begleittext erfahren können, der auf der Seite steht, von der die Fotos stammen. In ihm wird erklärt, dass der Mann mit betrügerischen Methoden und den Schmerzen des Jungen versucht, Geld zu machen. Aber vermutlich war es der “Bild”-Zeitung mit ihren rund 1000 Mitarbeitern zuviel Mühe, den persischen Text übersetzen zu lassen. Sicher, die hätte man sich machen müssen, wenn man ernsthaft anprangern wollte, wie Kinder im Iran missbraucht werden. Und eigentlich hätte die Zeit für die Recherche locker gereicht, denn die Aufnahmen sind, was “Bild” natürlich nicht erwähnt, über drei Wochen alt. Aber man muss es ja nicht übertreiben mit dem Journalismus, wenn man doch einfach nur ein paar krasse Fotos zeigen will.

Vielen Dank an Don A. und ganz besonders an Reza A., Mahin F. sowie Pascal und Farhad E. für das Übersetzen des Textes aus dem Persischen!

Sunniten? Schiiten?

“Bild” berichtet heute auf der letzten Seite über eine Massenpanik an einer Pilgerstätte des Islam in Bagdad. Im Text heißt es:

1,5 Millionen Iraker pilgerten zur Grabmoschee des Imam Mussa al Kadim, eines sunnitischen Heiligen.

Anders als “Bild” schreibt, handelt es sich bei Mussa al Kadim (auch: Musa al Kadim, Mussa al-Kazim u.a.) aber nicht um einen sunnitischen Heiligen, sondern um den siebten Imam nach der Lehre der Imamiten oder Zwölferschiiten, also um einen schiitischen Heiligen. Die Heiligenverehrung wird zumindest von orthodoxen Sunniten sogar abgelehnt. (Und auch sonst gibt es einige Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten).

Bloß eine kleine Verwechslung, ein Flüchtigkeitsfehler? Schon möglich. Auf jeden Fall ist es aber ein Fehler, der den Verdacht nahe legt, dass “Bild” die gegenwärtigen politischen, gesellschaftlichen und religiösen Spannungen im Irak völlig Schnurz sind. Anders als anderen Zeitungen.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Peter B.

Abendländisch-christlich, agressiv und intolerant

Frage: Wer wollte “Bild” vorschreiben, was sie schreibt?

Antwort: Niemand!

Aber manchmal (und gelegentlich) könnte doch alles so einfach sein – beispielsweise dann, wenn in der heutigen “Bild” zum Thema “Wird Frau Merkel wie George Bush?” u.a. folgender Satz geschrieben steht:

“Aber die Berufung auf abendländisch-christliche Werte gewinnt gerade in der Abgrenzung zu aggressiven, intoleranten Muslimen wieder an Bedeutung (…)”

Aber ja! Denn selbst die “Bild”-Zeitung hätte doch bestümmt nichts dagegen einzuwenden, wenn der zitierte Satz ein paar Zeilen länger wäre, dafür allerdings (unmissverständlicher) wie folgt lauten würde:

Aber die Berufung auf abendländisch-christliche Werte gewinnt gerade in der Abgrenzung zu einer von den Medien oft unverhältnismäßig pauschalisierend, ideologisch und reflexhaft herbeizitierten Minderheit ‘islamistischer Gruppen’ oder ‘gewaltbereiter Moslems’ an Bedeutung (…)

Oder?

Feindliche Christen

Der Satz, den Altbundeskanzler Helmut Schmidt dem “Hamburger Abendblatt” gesagt hat, ist tatsächlich bemerkenswert und einer Schlagzeile würdig:

“Es war ein Fehler, Gastarbeiter ins Land zu holen.”

“Bild” macht ihn zu einer Überschrift unten auf Seite 1 und fasst Schmidts Äußerungen zusammen:

Das Ideal einer “multikulturellen Gesellschaft” sei in demokratischen Staaten wie Deutschland nicht durchsetzbar (…).

Da ist “Bild” an entscheidender Stelle ungenau. Tatsächlich hatte Schmidt gesagt, das Konzept sei mit einer demokratischen Gesellschaft “kaum vereinbar”. Das “Abendblatt” schreibt über eine kurze Zusammenfassung des Interviews denn auch: “Schmidt: Multikulti ist kaum möglich“.

Interessant ist auch, dass “Bild” den Hauptgrund, den Schmidt dafür nennt, nicht erwähnt. Er spricht nämlich nicht nur von mangelndem Integrationswillen der Ausländer, sondern sagt vor allem:

Das liegt an der Feindlichkeit, mit der alle christlichen Kirchen über Jahrhunderte die Europäer gegenüber anderen Religionen erzogen haben, insbesondere gegenüber dem Judentum und dem Islam. Gegenüber dem Judentum seit beinah 2000 Jahren, gegenüber dem Islam seit über 1000 Jahren. Wir haben eine Grundhaltung der Abwehr gegenüber diesen Religionen erzeugt, und wenn jetzt einige Idealisten von Toleranz reden, kommt dieser Appell Hunderte von Jahren zu spät.

Hoppla. Anscheinend hatte “Bild” für diesen interessanten Aspekt leider keinen Platz mehr, weil das Blatt schon wieder eine ganze Seite für dieses Thema freiräumen musste.

Die und wir

Am Sonntag haben über 20.000 überwiegend türkischstämmige Muslime gegen Terror und islamistisch motivierte Gewalt demonstriert. Die “Bild”-Zeitung nimmt dies zum Anlass für einen Kommentar. Peter Boenisch ruft darin scheinbar zum Miteinander auf. Zum Miteinander von… — und da wird es kompliziert: zum Miteinander von Deutschen und Moslems? Von Deutschen und Türken? Von Christen und Moslems?

Schwer zu sagen. Jedenfalls: von uns und ihnen.

In dem “Bild”-Kommentar heißt es (Hervorhebungen von uns):

(…) Schön, daß das auch andere, die in unserer freiheitlichen Gesellschaft mit uns leben, genau so sehen.

Die Muslime, die sich für ein friedliches Miteinander mit uns auf den Straßen Kölns versammelt haben, sind ein Zeichen der Hoffnung.

Mit ihrer Demo wollen die Muslime darauf aufmerksam machen, daß sie gerne hier sind.

Auch viele von uns haben gelernt, sie zu schätzen. Bricht eines unserer Kinder auf dem Eis ein, ist es oft ein Türke, der als erster den Sprung wagt, um das Kind zu retten.

Fährt einer von uns zur Frühschicht, stapeln schon die orientalischen Obsthändler ihre frische Ware zum appetitlichen Angebot. Die Fremden sind uns nicht nur fremd, sondern oft auch sehr nützlich.

Jetzt zeigen sie offen Sympathien für ihr Gastland.

Der “Bild”-Text wirft viele Fragen auf. Zum Beispiel die, warum die Türken, die es in den vergangenen Jahren in der öffentlichen Rhetorik immerhin zum “Mitbürger” geschafft haben, nun wieder nur “Gast” in unserem Land sind. Oder die, wie angenehm es für einen Moslem/Türken sein muss, zu wissen, dass er “uns” zwar “fremd”, aber auch “sehr nützlich” ist.

Herr Boenisch kann natürlich meinen, was er will. Beunruhigend an seinem Kommentar ist jedoch eine Diskrepanz: Er tut so, als wolle er versöhnen statt spalten. Es gibt bei seinen vielen “Wir”s aber kein einziges, das Deutsche und Türken (Christen und Muslime?) ausdrücklich gemeinsam umfasst.

Der “Bild”-Text schließt:

Ihre Demo ist ein Anfang, ein öffentliches Bekenntnis: “Wir lassen uns nicht von Fundamentalisten aufeinanderhetzen.”

Wir auch nicht.

Von Fundamentalisten also nicht. Aber von der “Bild”-Zeitung?

Original und Fälschung

Die “Bild”-Zeitung schreibt:

Gestern forderte der grüne Europa-Abgeordnete Cem Özdemir ein muslimisches “Wort zum Freitag” im deutschen Fernsehen, parallel zum christlichen “Wort zum Sonntag” in der ARD.

Tatsächlich gesagt hatte Özdemir der “Märkischen Allgemeinen Zeitung”:

Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass wir im Fernsehen dem christlichen Wort zum Sonntag ein muslimisches Wort zum Freitag gegenüberstellen — auch, um die Meinungsführerschaft derjenigen zu durchbrechen, die eine einseitige und rückwärtsgewandte Interpretation des Islam vornehmen.

Der Moslem an sich

Dies gleich vorne weg: Wir wollen hier gar nicht versuchen, herauszubekommen, ob diese Fotomontage, die “Bild” gestern ziemlich groß auf Seite zwei abdruckte, einer Horrorvision oder einer Wunschvorstellung von “Bild” entsprungen ist:

Denn darunter stand bloß dieser Satz:

Betende Moslems, dahinter der Reichstag: Diese Fotomontage symbolisiert das Problem der unterschiedlichen Kulturen in Deutschland

Abgedruckt hatte “Bild” die seltsame Montage jedenfalls, weil Umweltminister Jürgen Trittin angeblich einen “Moslem-Feiertag” forderte, was “Bild” zu folgender Titelschlagzeile veranlasste:

Beim Barte des Propheten. Schickt Trittin in die Wüste! Grünen-Minister will Moslem-Feiertag

Dass Trittin gar keinen Moslem-Feiertag will, sondern der “Welt” nur gesagt hatte, er sei “offen für einen islamischen Feiertag in Deutschland”, dass also die “Bild”-Zeitung gestern etwas behauptet hatte, das nicht stimmte, kann man hier und sogar in der heutigen “Bild” nachlesen.

Aber nachdem das geklärt ist, muss man sich die Art und Weise, wie “Bild” die sinnentstellende Schlagzeile aufbereitete, doch noch einmal genauer ansehen: Da wurde Trittin von “Bild” mit Bart und Turban abgebildet, bzw. heute noch einmal mit “islamischer Kopfbedeckung”, obwohl er selbst bekennender Atheist ist und andererseits viele Muslime durchaus ganz ohne Turban und Bart durch die Welt laufen. “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner wiederum hat noch ganz andere Klischees im Kopf und denkt beim Moslem erst mal an Kamele, obwohl es doch beispielsweise in Indonesien zwar 180 Millionen Muslime gibt, aber wahrscheinlich nicht mehr Kamele als, sagen wir im Allgäu. Dass darüber hinaus die von “Bild”-Kommentator Peter Boenisch gewählte Formulierung eines “Feiertags für Ausländer” die Sache wirklich trifft, nur weil die Zahl deutscher Muslime vergleichsweise gering ist, darf bezweifelt werden – zumal sich “Bild” offenbar nicht einmal sicher ist, ob in Deutschland nun 3,5 Millionen, 3,2 Millionen oder wie in der gestrigen Druckausgabe auf Seite zwei behauptet, 4,5 Millionen Muslime leben.

Kurzum: Schon möglich, diese alberne Fotomontage (oder die dazugehörige “Bild”-Berichterstattung) “symbolisiert das Problem der unterschiedlichen Kulturen in Deutschland”. Zu einer sachlichen Diskussion über die Integration von in Deutschland lebenden Muslimen hatte sie jedenfalls nichts beizutragen. Im Gegenteil.

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