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“Und was qualifiziert Sie so als Journalist?”

Seit im vergangenen November bekannt wurde, dass Kristina Köhler neue Bundesfamilienministerin wird, steht eine Frage im Raum:

Kann man ohne Kinder eine gute Familien-Ministerin sein?

Sie ist jung, ledig, kinderlos – und künftig die Mutter der Nation. Kristina Köhler (32, CDU) ist Deutschlands neue Familienministerin. Ist die Hessin diesem Job gewachsen?

(Bild.de, 28. November 2009)

“Ihre Vorgängerin im Amt, Ursula von der Leyen, ist siebenfache Mutter. Sie sind ledig und kinderlos. Was qualifiziert Sie als Familienministerin?”

(“Bild am Sonntag”, 29. November 2009)

“Frau Ministerin Köhler, Sie sind 32 Jahre jung, kinderlos – was befähigt Sie, das Familienministerium zu führen?”

(“Welt am Sonntag”/“Berliner Morgenpost”, 6. Dezember 2009)

“Frau Köhler, Sie sind 32, kinderlos und noch ledig. Was qualifiziert Sie, das Familienministerium zu leiten?”

(“Bild”, 14. Januar 2010)

Trotz der immer gleichen Fragen blieb Frau Köhler bei ihren Antworten ausgesucht höflich, bemühte sich aber im Gegenzug um ähnlich große Unoriginalität:

Ich habe mich sowohl in meinem Studium als auch in meiner bisherigen Arbeit im Innenausschuss immer mit gesellschaftlichen Themen befasst. Vor allem habe ich mich um Integration von Migranten und den Kampf gegen Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus gekümmert. Das sind Themen, die auch in meinem Ministerium von entscheidender Bedeutung sein werden.

(“Bild am Sonntag”, 29. November 2009)

Das mit den 32 Jahren, das wird sich ja im Laufe der Zeit ändern. Ich bin jetzt Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – und Sie werden schwerlich jemanden finden, der all diese Bereiche in einer Person vereinigt. Ich habe mich im Studium und auch in meiner bisherigen Funktion im Innenausschuss intensiv mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigt, daran knüpft mein jetziges Amt gut an.

(“Welt am Sonntag”/“Berliner Morgenpost”, 6. Dezember 2009)

Das mit den 32 Jahren wird sich ja im Laufe der Zeit ändern. Ich bin jetzt Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – und Sie werden schwerlich jemanden finden, der all diese Bereiche in einer Person vereinigt. Ich habe mich in meiner bisherigen Funktion im Innenausschuss intensiv mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigt und war beim CDU-Grundsatzprogramm für Familie zuständig – daran knüpft mein jetziges Amt gut an.

(“Bild”, 14. Januar 2010)

Mit Dank auch an Stephan K.

MTV, Handschriften, Westergaard

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Als die Stasi uns benutzte”
(taz.de, Jan Feddersen und Wolfgang Gast)
Die taz stellt fest, dass die 1987 in die Welt gesetzte These, das Aids-Virus sei in CIA-Labors gezüchtet worden, eine Stasi-Kampagne war. “Die Kampagne in Sachen Aids war geheimdienstlich seitens des sowjetischen KGB und der DDR-Stasi eingefädelt, koordiniert und global ausgestreut.”

2. “Zwanzig Zehn”
(blog.kooptech.de, Lorenz Lorenz-Meyer)
Journalismus-Professor Lorenz Lorenz-Meyer wünscht sich 2010 “Journalismus, der Mut hat, Farbe zu bekennen und bestimmte Themen mit mehr Nachdruck zu verfolgen”: “Ich wünsche mir, dass 2010 das Jahr wird, in dem in Deutschland die Anfänge eines neuen politischen Journalismus Gestalt annehmen, der von Inhalten bestimmt und mutig ist, und der dabei kreativen Gebrauch von sozialen digitalen Medien macht.”

3. “Ein offener Brief an MTV”
(netzfeuilleton.de, pelld)
Ein offener Brief an den ehemaligen Musiksender MTV, wo Sendungen vorherrschen, die “keinen Cent kosten und im Viacom Imperium herumgereicht werden wie die Ketchupflasche am Mittagstisch. Tragischer als ihre einfältige Vielfalt ist ihr fragiles Niveau, das sich mit der Zeit im ständigen Unterbietungskampf zu befinden scheint.”

4. “Die Handschrift ist eine unnatürliche Art zu schreiben”
(nzz.ch, Anne Trubek)
College-Professorin Anne Trubek plädiert dafür, die Handschrift “auf den Müllhaufen der Geschichte” zu werfen und keine Kinder mehr damit zu behelligen. “Die Handschrift ist nur ein winziger Funke in der Geschichte des Schreibens, und es ist Zeit, diese unnatürliche Art, Buchstaben zu formen, endlich abzuschaffen wie zuvor die Tontafeln, die Rauchzeichen und andere obskure Techniken.”

5. “Die Geschichte vom Moslem, der Weihnachten verbieten wollte”
(weltreporter.net/blog, Jürgen Stryjak)
Ein Nachtrag aus dem letzten Jahr von Jürgen Stryjak. Er widerspricht der unter anderem von “Spiegel Online” verbreiteten Geschichte, die besagt, dass der Publizist Yusuf al-Qaradawi das Weihnachtsfest verbieten wolle (“Islamischer Gelehrter will Weihnachten verbieten”): “Wer die Originalrede auf Arabisch hört, findet (…) keinerlei Hinweis darauf, dass Qaradawi Christen das Weihnachtsfest verbieten möchte.”

6. “Ein einsamer Mann”
(zeit.de, Stefan Willeke)
Stefan Willeke über den kürzlich in seinem Haus angegriffenen Zeichner Kurt Westergaard: “Für die Zeitung Jyllands-Posten zeichnet er im September 2005 eine Karikatur, die Mohammed mit einer Bombe als Turban zeigt. Monate vergehen, bis Westergaard die Folgen spürt.”

Wie man Minarette groß rausbringt

Nachdem die Schweizer in einer Volksabstimmung am Wochenende beschlossen haben, per Verfassung den Bau von Minaretten zu verbieten, wird auch in Deutschland wieder über das Verhältnis zum Islam und seinen Symbolen diskutiert.

Als Illustration des Konfliktes scheint sich vor allem ein Motiv anzubieten: Das Minarett der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee in Mannheim vor dem Turm der Liebfrauenkirche. Auf der Seite 2 der “Süddeutschen Zeitung” zum Beispiel sah das gestern so aus:

Die “Bild”-Zeitung nahm heute ein älteres Foto derselben Konstellation, das noch vor dem Neubau des Minaretts vor fünf Jahren entstanden ist:

Es ist das perfekte Symbol: Die katholische Kirche in einer mitteleuropäischen Großstadt, in den Schatten gestellt von der neugebauten Moschee gleich nebenan.

Man muss sich allerdings viel Mühe geben, um dieses Bild in der Realität nachvollziehen zu können. Denn der Turm der Liebfrauenkirche misst stattliche 74 Meter. Er ist ungefähr doppelt so hoch wie das Minarett. Diese Aufnahme lässt das zumindest erahnen.

Zur Bebilderung eines Konfliktes, der sich nicht zuletzt um Symbole dreht, wählen viele deutsche Medien also ein Foto, das die Größe des islamischen Bauwerkes in Deutschland grotesk verzerrt und nicht die Realität, sondern die Ängste vieler Menschen abbildet. Man muss keine böse Absicht unterstellen, um das bemerkenswert zu finden.

Mit Dank an Bernd O.!

Anti-Journalismus-Demonstration

Um was, denken Sie, geht es bei “Islam-Demonstrationen” …

Bei Islam-Demonstrationen in Manchester sind am Samstagabend 48 Menschen festgenommen worden

… deren Teilnehmer “Islam-Demonstranten” sind?

Polizei nahm 48 Islam-Demonstranten in Manchester fest

Man könnte vermuten, dass es sich bei einer “Islam-Demo” um eine Versammlung von Moslems handelt. Und bei so einer Veranstaltung wurde der Hitler-Gruß gezeigt?

Manchester: Hitler-Gruß auf Islam-Demo

Nein. Die Auflösung kommt erst weiter unten, in den zwei Absätzen, die man früher mal Artikel nannte:

Rund 700 Anhänger der rechtsextremen Anti-Islam-Gruppe English Defence League (EDL) protestierten gegen radikalen Islamismus und die Scharia; einige zeigten den Hitler-Gruß und riefen Nazi-Parolen.

Mit Dank an R.A.

Nach Berechnungen, die niemand berechnet hat

Wenn es um das Thema staatliche Versorgungsleistungen geht, begibt man sich als Journalist schnell auf dünnes Eis. Ein schönes Beispiel dafür stammt aus der “Augsburger Allgemeinen”, die über den Fall des Deutsch-Libanesen Khaled al-Masri (der zuletzt Schlagzeilen machte, weil er den Oberbürgermeister von Neu-Ulm angriff und deswegen derzeit in Haft sitzt) folgendes berichtet:

Der  Überschrift schiebt das Blatt dann noch eine Einleitung hinterher, die Raum für Interpretationen lässt:

Wenn der Vater schon im Gefängnis sitzt, dann soll wenigstens die Familie nicht allzu sehr darunter leiden.

Um kurz darauf nochmal ausdrücklich klarzustellen:

Am Hungertuch werden die Frau und ihre Kinder nicht nagen müssen. Ihre wirtschaftliche Situation ist geregelt.

Und dann geht’s los:

Die Frau bekommt nach den Berechnungen des Jugendamtschefs monatlich rund 3000 Euro für sich und ihre Kinder. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus etwa 250 Euro Hartz IV für jedes Kind plus annähernd 170 Euro Kindergeld je Kind sowie 359 Euro Hartz IV für die Eltern.

Das Problem ist nur: Die Rechnung stimmt nicht.

Und was noch viel schlimmer ist: Hätte die Zeitung mal zum ungewöhnlichen Instrument der Recherche gegriffen, sie hätte es selber merken können. Das Gesetz ist nämlich völlig klar: Hartz IV, also das “Arbeitslosengeld II”, ist eine einkommensabhängige Leistung. Das bedeutet, dass nicht jeder einfach einen Einheitssatz zugewiesen bekommt, sondern sich die Leistungen nach den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen richten. Hat jemand Vermögen, muss er es zunächst einbringen. Hat jemand Einkommen, wird es angerechnet. Zudem muss das Einkommen nicht zwingend eines aus eigener Arbeit sein; auch Kindergeld z.B. gilt als Einkommen. Weswegen wohl auch bei al-Masris Familie die ausgezahlten Sozialleistungen entsprechend geringer ausfallen. (Ob und wie viel hängt, wie gesagt, vom Einzelfall ab.) Außerdem ist per Gesetz ausgeschlossen, das beispielsweise sowohl al-Masri als auch seine Frau 359 Euro Regelsatz erhalten. Sie erhalten lediglich je 323 Euro.*. Und schließlich schreibt die “Augsburger” kurioserweise sogar selbst: Während seines Aufenthalts im Gefängnis werden Khaled al-Masri seine Hartz-IV-Bezüge “natürlich gestrichen”.

Kurzum: Womöglich bekommt die Familie pro Monat nicht “rund 3000 Euro”, sondern im ungünstigsten Fall nur etwa 1800 Euro.

Hinzu kommt, dass das Jugendamt Neu-Ulm, auf das sich die “Augsburger” beruft, die “3000 Euro” offenbar überhaupt nicht in den Raum gestellt hat: Uns gegenüber erklärte die Behörde, man habe die Zeitung auf Anfrage lediglich darüber informiert, was den Bedürftigen grundsätzlich zustehe. Das (nicht legitime) Zusammenzählen der Hilfsleistungen wurde offenbar in der Redaktion vorgenommen.

Nun könnte man dies mehr oder minder achselzuckend hinnehmen — als ein Resultat schlechter Recherche, als ein Ergebnis von Fahrlässigkeit, schlimmstenfalls sogar als Vorsatz. Sicher ist jedenfalls, dass es Leute gibt, die auf solche Berichte geradezu warten, weil sie sich prima als islamfeindliche Propaganda missbrauchen lassen.

Mit Dank an Christoph!

*) Nachtrag/Korrektur, 24.9.2009: Leider hatten sich auch bei uns zwei kleine Hartz-IV-Ungenauigkeiten eingeschlichen. Wir bitten um Entschuldigung.

Mehr Gegenwart wagen

Polizei verstärkt Präsens auf Flughäfen und Bahnhöfen - Bundesregierung warnt vor ernster Gefahr

Mit Dank an perry.

Nachtrag, 21:40 Uhr: Jetzt hat die Polizei ihre “Präsenz” verstärkt …

2. Nachtrag, 19. September: AP hat heute schon zwei Mal getickert:

Die Sicherheitsbehörden reagierten mit erhöhter Polizeipräsens auf die Drohbotschaft.

Nachzulesen z.B. bei stern.de.

Mit Dank an Daniel und Jahan D.

3. Nachtrag, 20. September: Seit gestern Nachmittag tickert AP “Polizeipräsenz” und auch stern.de hat den Fehler in der Zwischenzeit korrigiert.

Bild  

Entwarnung: al-Masri doch durchgeknallt

Man darf den Presserat mit seinem drolligen Arsenal munitionsloser Waffen nicht unterschätzen. Bei einem sensiblen Medium wie der “Bild”-Zeitung kann eine Rüge von diesem Gremium nachhaltige Verletzungen hinterlassen.

Diese Sache mit Khaled al-Masri zum Beispiel, die nagt immer noch an “Bild”. Der Presserat erklärte vor zwei Jahren, “Bild” hätte “in ehrverletzender Art und Weise” über den Mann berichtet — dabei haben die feinen “Bild”-Redakteure Ulrike Brendlin und Hans-Jörg Vehlewald das CIA-Folteropfer doch nur verächtlich gemacht, seine Qualen heruntergespielt, seine juristischen und publizistischen Schritte als “Terror” bezeichnet, ihn “irre” und einen “durchgeknallten Schläger” genannt und einen Artikel verfasst, den Hans Leyendecker von der “Süddeutschen Zeitung” mit den Worten “niederträchtig und verworfen” beschrieb.

Die Rüge hat “Bild” nachhaltig verstört. Schon dass der Pressekodex überhaupt auch für einen “ehrenwerten Staatsbürger” gilt, wie “Bild” al-Masri ironisch nannte! “Irre! Presserat rügt BILD wegen dieses Brandstifters”, titelte das Blatt und vergaß vor lauter Fassungslosigkeit zu erwähnen, warum es eigentlich gerügt wurde, so dass es der Presserat in einer eigenen Presseerklärung extra noch einmal erklären musste: Die Zeitung habe “über einen Kranken, der möglicherweise durch die Entführung traumatisiert wurde, unter Missachtung dessen gesundheitlicher Situation in ehrverletzender Art und Weise berichtet”.

Bis heute will “Bild” nicht verstehen, dass ihr niemand grundsätzlich das Recht abgesprochen hat, über Khaled al-Masri und seine Ausfälle zu berichten. Die Zeitung erweckt den falschen Eindruck, man wolle sie daran hindern, die Wahrheit zu schreiben. Als der Mann nun den Neu-Ulmer Oberbürgermeister angriff und verletzte, tat sie deshalb so, als würde das ihre verbalen Ausfälle gegenüber al-Masri in irgendeiner Weise nachträglich rechtfertigen, und schrieb am Samstag:

PS: Wieder einmal nutzt “Bild” die Leserbriefspalte dazu, die eigene Meinung und die Vorurteile der Leser zu verstärken. Im Dienst der schlechten Sache diesmal wieder — Birgit S. aus Aschersleben:

Zu: El Masri verprügelt Bürgermeister / Ich kann nicht begreifen, warum dieser Mensch überhaupt noch auf freiem Fuß ist. 2007 wurde er auf Bewährung verurteilt wegen Beleidigung, Hausfriedensbruch und Brandstiftung, zuvor hatte er einen Dekra-Prüfer krankenhausreif geschlagen. Nun ist er wieder ausgerastet. Aber das ist ja normal in diesem Staat. Unsere Justiz ist zu feige, ausländische Kriminelle zu verurteilen. / Birgit S. , Aschersleben (Sachsen-Anhalt)

Dazu wäre zweierlei zu sagen: Al-Masri ist seit 15 Jahren deutscher Staatsbürger. Und Frau S. eine alte Bekannte.

Allein im vergangenen Jahr hat “Bild” elf Leserbriefe von ihr veröffentlicht, Schwerpunkte: schlechtes Fernsehen, fiese Politiker und böse Ausländer.

Leser schreiben in “Bild”: Birgit S. (kleine Auswahl):

Zu: Islam-Terroristen verhöhnen deutsches Gericht
Ich weiß gar nicht, warum der Prozess zwei Jahre dauern soll. Leute, die viele Menschen in den Tod reißen wollen, gehören für immer weggesperrt.
(24.4.2009)

Zu: Gülsüm (†20) vom eigenen Bruder totgeknüppelt
Schon wieder wurde ein junges Mädchen so grausam ermordet, nur weil es die Lebensweise, die in Deutschland üblich ist, annehmen wollte. Wann begreifen diese Leute endlich, dass sie in Deutschland leben? Diese Verbrecher müssten in der Türkei ihre Strafe absitzen.
(4.4.2009)

Zu: Morsals Ehrenmörder hinter Panzerglas
Wann begreifen denn die Leute endlich, dass sie in Deutschland leben und sich hier an die Gepflogenheiten zu halten haben! Wieder muss über einen Ehrenmord verhandelt werden. Ein paar Tränen und es gibt Bewährung, obwohl ein Menschenleben geopfert wurde, nur weil die Schwester sich hier anpassen wollte.
(18.12.2008)

Zu: U-Bahn-Schläger mit Stinkefinger in den Knast
Endlich mal ein gerechtes Urteil. Ich hatte schon den Glauben an die Justiz verloren. Nur eines muss noch kommen: dass diese Herren ausgewiesen werden. (10.7.2008)

Zu: Deutsche Geisel wurde ermordet
Nun ist es raus. Aber wusste das nicht schon jeder, wollte daran aber nicht glauben? Hoffentlich werden die Angehörigen entschädigt für so ein grausames Verbrechen. Man geht in ein Land, um Geld zu verdienen oder zu helfen – und was ist der Dank? Man wird von solchen Leuten erschossen. Da gibt’s nur eines: Raus aus Afghanistan!
(4.8.2007)

Zu: Deutscher Junge (17) in Türken-Knast
Ich bete zu Gott, dass der Junge so schnell wie möglich wieder rauskommt.
(26.6.2007)

Einmal Internetsperren und zurück

Dieter Wiefelspütz ist innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und ein streitbarer Mann.

Die “Berliner Zeitung” titelte am Samstag:

Wiefelspütz für Ausweitung von Internetsperren - SPD-Politiker will an Gesetz zu Kinderpornos anknüpfen

Die Nachrichtenagenturen:

“Wiefelspütz will noch mehr Internetsperren” (AP)

“Innenexperte plädiert für weitere Internet-Sperren” (Reuters)

“Wiefelspütz für Ausweitung von Internetsperren” (AFP)

“Wiefelspütz für weitere Internetsperren” (dpa)

Die führenden Nachrichtenagenturen verbreiteten die Nachricht (s. Kasten) und der Aufschrei der Netzgemeinde war gewaltig.

Wiefelspütz habe in Aussicht gestellt, die geplante Sperrung kinderpornographischer Inhalte im Internet auch auf andere Inhalte auszuweiten, schrieb die “Berliner Zeitung” und ließ den Politiker zu Wort kommen:

“Natürlich werden wir mittel- und längerfristig auch über andere kriminelle Vorgänge reden”, sagte der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz der Berliner Zeitung. “Es kann doch nicht sein, dass es im Internet eine Welt ohne Recht und Gesetz gibt.” Er könne sich vorstellen, so Wiefelspütz, auch Seiten mit verfassungsfeindlichen oder islamistischen Inhalten zu blocken: “Eine Zeitung darf ja auch keinen Mordaufruf veröffentlichen.”

Auf seine Forderungen angesprochen, erklärte Wiefelspütz am Samstag auf dem Bürger-fragen-Volksvertreter-antworten-Portal abgeordnetenwatch.de:

Der Bericht der Berliner Zeitung überrascht mich nicht nur. Ich halte den Artikel für eine bösartige Fälschung meiner Auffassungen. So etwas ist mir bislang nicht untergekommen. Der Bericht gibt an keiner Stelle meine Meinung wieder, schon gar nicht die Auffassung der SPD. Was die Berliner Zeitung mir in den Mund legt, ist nahezu komplett Schwachsinn. Keine Silbe ist von mir autorisiert. Ich werde mich baldmöglichst an die Chefredaktion der Berliner Zeitung zwecks Richtigstellung wenden. Zu dem groben politischen Unfug, den die Berliner Zeitung mir andichtet, bin ich nicht fähig.

Inzwischen hat sich Wiefelspütz mit dem Journalisten “versöhnt”, wie er uns gegenüber angab.

Entsprechend titelte die “Berliner Zeitung” gestern:

Wiefelspütz will keine Zensur im Internet - SPD-Innenpolitiker fühlt sich missverstanden

Auf Anfrage von BILDblog erklärte der SPD-Politiker, er sei “sehr verärgert” gewesen über die “sehr verkürzte Darstellung”, die ihn in ein “völlig falsches Fahrwasser” gedrängt habe (im Gespräch mit “RP Online” war Wiefelspütz am Wochenende noch “stinksauer” gewesen).

Wer Positionen vertrete, wie sie ihm die “Berliner Zeitung” untergeschoben habe, “den würde ich massiv kritisieren”. Weder er noch seine Partei hätten irgendwelche Ambitionen, die Internetsperren, die Wiefelspütz als “Notbehelf” bezeichnete, auf irgendeinen Bereich außerhalb von Kinderpornographie auszuweiten.

Wie aber kann es passieren, dass ein Politiker laut einer Zeitung Dinge fordert, die seinen eigenen Ansichten laut eigener Aussage widersprechen?

Wiefelspütz glaubt nicht, dass ihm jemand absichtlich schaden wollte. Der Journalist der “Berliner Zeitung” erklärte die Situation damit, dass er in einem indirekten Zitat aus den “strafrechtlich relevanten” Inhalten, von denen Wiefelspütz gesprochen hatte, “verfassungsfeindliche oder islamistische” gemacht habe.

Und da besteht in der Tat ein großer Unterschied: Verfassungsfeind oder Extremist darf in Deutschland jeder sein, solange er keine Gesetze verletzt. Das stellte Wiefelspütz auch anschließend noch einmal klar.

Und die Überschrift? Der Reporter der “Berliner Zeitung” will Wiefelspütz bei dessen “markigen Äußerungen” ursprünglich so verstanden haben, dass dieser die Internetsperren als ultima ratio auf andere Bereiche ausweiten wolle. Inzwischen glaube er Wiefelspütz aber, dass dieser keine weiteren Sperren anstrebe.

Ein Missverständnis. So einfach ist das manchmal.

Mit Dank auch an Sven und André G.

ZDF  

Verwechslung mit schlimmen Folgen

Der niederländische Politiker Geert Wilders, dessen Freiheitspartei bei der Europawahl in seinem Land zweitstärkste Kraft wurde, ist ein Mann fürs Grobe. Den Islam bezeichnet er als “faschistische Ideologie”, den Koran vergleicht er mit Hitlers “Mein Kampf”; er will ein Einwanderungsverbot für Muslime und gegen ihn wird wegen Volksverhetzung ermittelt.

Doch das bedeutet nicht, dass die Medien bei der Berichterstattung über ihn auch gern mal ein bisschen gröber zu Werke gehen dürfen und es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen müssen.

In einem “ZDF-Spezial” zur Europawahl berichtete der Sender gestern abend über Wilders:

Für Empörung in der muslimischen Welt sorgte der von Wilders mit Theo van Gogh produzierte islamkritische Film “Fitna”. Intoleranz mit schlimmen Folgen: Theo van Gogh wurde 2004 ermordet.

Das ist ebenso falsch wie perfide.

Falsch, weil das ZDF Wilders’ Film “Fitna” mit van Goghs Film “Submission” verwechselt. Aus “Submission” stammen auch die Szenen, die der Beitrag zeigt. An dessen Produktion war Wilders aber gar nicht beteiligt. Sein Film “Fitna” ist von 2008, kann also schlechterdings nicht van Goghs Ermordung 2004 zur Folge gehabt haben.

Und perfide, weil die Formulierung des ZDF van Gogh eine Mitschuld an seinem eigenen Tod zu geben scheint. Der umstrittene Filmemacher wurde von einem Amsterdamer marokkanischer Herkunft auf offener Straße erschossen. Der Mörder schnitt ihm dann die Kehle durch und hinterließ ein Bekennerschreiben, indem er seinem Opfer das Messer mit dem Papier in den Leib rammte. Das sind, laut ZDF, die “schlimmen Folgen” von van Goghs eigener “Intoleranz” und der des nicht einmal beteiligten Geert Wilders.

Wenn sie von den Rechtspopulisten kämen, würde man solche Formulierungen und Unwahrheiten als Hetze bezeichnen. Zu Recht.

Mit Dank an Peter B.!

Vernichtung Israels kurzfristig verschoben

Die Meldung, die der Nahost-Korrespondent des deutschen Nachrichtensenders n-tv aufgetan hatte, war ein ziemlicher Knaller. Der Iran habe angekündigt, Israel in den nächsten Tagen anzugreifen und zu vernichten, berichtete Ulrich W. Sahm am Sonntag:

Sahm scheint der einzige Journalist gewesen zu sein, der von der unmittelbar bevorstehenden Vernichtung Israels erfahren hatte, aber es fanden sich zahlreiche Menschen, die ihm glaubten und glauben wollten. Seine Meldung wurde von der rassistischen Islam-Hass-Seite “Politically Incorrect” sowie dem bekannten “Spiegel”-Autor Henryk M. Broder und seinem publizistischen Netzwerk “Die Achse des Guten”* schnell verbreitet.

Sie stimmt bloß nicht.

Gesagt hatte der iranische Generalstabschef Oberbefehlshaber Atallah Salihi nach Angaben des “Middle East Media Research Institute”:

“In Wahrheit fehlt Israel der Mut, uns anzugreifen. Wenn wir von Israel angegriffen werden, glaube ich nicht, dass wir mehr als elf Tage brauchen, um Israel zu vernichten.”

Salihi spricht ausdrücklich nicht von einem eigenen Angriff, sondern der Reaktion auf einen Angriff auf den Iran.

Inzwischen scheint das auch jemand Ulrich Sahm erklärt zu haben. Klammheimlich, ohne jeden Hinweis, hat n-tv.de den Artikel grundlegend geändert. Die Überschrift ist zwar weiterhin: “‘Zerstörung in elf Tagen’ — Iran bedroht Israel”. Die Nachricht lautet aber nur noch:

Der Iran hat erstmals angegeben, in welchem Zeitraum es [sic] die Zerstörung Israels im Falle eines bewaffneten Konfliktes für möglich hält. (…)

Nach Angaben eines n-tv-Sprechers ist Sahms Meldung nur online und nicht im Fernsehen gelaufen.

Mit Dank an Arne Hoffmann.

*) Sahm ist übrigens Gastautor bei der “Achse des Guten”.

Nachtrag, 19.00 Uhr. Per Mail wirft Sahm uns vor, Salihis Zitat “gekürzt und verfälscht” zu haben. Der iranische General habe ausdrücklich gesagt, dass nicht nur Israel, sondern die “Existenz Israels” ausgelöscht werden sollte. Sahm fragt: “Hat es einen Grund, dass Sie das Wort ‘Existenz’ wegzensiert haben?”

Die Antwort lautet: Nein.

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