Rosarote Olympiabrille, Rechte Twitterkrieger, Kampf ums Vong

1. Tageszeitung „Kieler Nachrichten“ wirft Polizei Bespitzelung vor
(netzpolitik.org, Simon Rebiger)
Wurden wirklich mehrere Journalisten der “Kieler Nachrichten” von der Polizei Schleswig Holsteins abgehört und überwacht? Diesen Verdacht äußert zumindest die Zeitung unter Verweis auf Polizei-Quellen. An einem Fahrzeug eines der Reporter hätte es zudem Hinweise auf einen Peilsender gegeben, ein E-Mail-Konto eines Kollegen sei gehackt worden. Hintergrund ist die sogenannte Rocker-Affäre, bei der es um Ungereimtheiten in einem Ermittlungsverfahren gegen die Rockerbande „Bandidos geht. Opposition und Journalistenverbände würden nun Aufklärung verlangen. Der neue Innenminister (CDU) weist die Vorwürfe zurück.

2. Wer redet hier von Doping?
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Am Wochenende wurde der amerikanische Kabelkanal “Olympic Channel: Home of Team USA” für 35 Millionen US-Haushalte freigeschaltet. Die NBC-Gruppe zahlt dem IOC für die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele von 2014 bis 2032 mehr als 12 Milliarden US-Dollar. Den neuen Kanal betreibt NBC gemeinsam mit dem IOC. Kritische Themen wie Doping, Bestechung, Vergabe der Olympischen Spiele an autoritäre Staaten etc. bleiben ausgeklammert. Eine Tatsache, für die ein NBC-Manager eine Erklärung von George-Orwellschen Dimensionen gefunden hat: “Diskussionen bringen häufig das Schlechteste im Menschen hervor, uns dagegen geht es um das Beste: um inspirierende Geschichten, die alle zwei Jahre für zwei Wochen die Leute zu begeistern scheinen.”

3. Russland kopiert Gesetz gegen Hassbotschaften
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das russische Parlament diskutiert derzeit ein Gesetz, das sich am umstrittenen deutschen NetzDG orientiert (“Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken”). “Reporter ohne Grenzen” ist entsetzt: „Unsere schlimmsten Befürchtungen werden wahr: Das deutsche Gesetz gegen Hassbotschaften im Internet dient undemokratischen Staaten nun als Vorlage, um gesellschaftliche Debatten im Internet einzuschränken. Auch in Russland sollen in Zukunft Mitarbeiter sozialer Netzwerke unter hohem Zeitdruck darüber entscheiden, welche Informationen gelöscht werden. In einem Land ohne unabhängige Gerichte, die den Schutz der Meinungsfreiheit durchsetzen könnten, ist das eine verheerende Entwicklung.”

4. Reichweitenschnorrer, Replysurfer, Sockenpuppen?
(volkerkoenig.de)
Volker König schreibt über ein Phänomen, das ihm auf Twitter aufgefallen ist. Immer wieder würden sich Accounts in Diskussionen unter Tweets von Medien und Tageszeitungen oder auch von linken Aktivisten einmischen, die nur 50 oder deutlich weniger Follower haben. Auch nach den G20-Krawallen in Hamburg sei eine hohe Anzahl von “danke @PolizeiHamburg”-Twitterern dieser Gruppe zuzuzordnen. “Ich sehe hier eine Tendenz. Entweder sind “rechte Stammtischkrieger” auf Twitter gekommen und randalieren mit ihren Meinungen nun hier herum statt nach ein paar Bier in der Stammkneipe, oder es ist möglicherweise eine Reihe von meist AfD-nahen Personen, die mit Sockenpuppen nicht nur ihre Reichweite erhöhen, sondern durch die scheinbar große Zahl an zustimmenden Meinungen auch die Relevanz.”

5. Ein Geschenk an alle kritischen Geister
(taz.de, Ebru Tasdemir)
Am Jahrestag des türkischen Putschversuchs druckte die “Süddeutsche Zeitung” eine Erdogan-Propaganda-Anzeige und erntete heftige Kritik dafür. Zu Unrecht wie Ebru Tasdemir in der “taz” findet: Die Anzeige sei in sich schon so entlarvend, dass sich eigentlich niemand aufzuregen bräuchte. “Es ist doch ein Geschenk an alle kritischen Geister, das diese Lobbyarbeit so deutlich und plump daherkommt.” Außerdem könnten von den 86.000 Euro, die die Anzeige in etwa gekostet haben dürfte, Journalisten bezahlt werden, die weiter unabhängig über die Türkei berichten.

6. Vongolisch für Fortgeschrittene
(sueddeutsche.de, Jan Stremmel)
Wem gehört das Vong von der Urheberschaft her? Jan Stremmel hat sich auf Spurensuche begeben und mit den Vongolisch-Größen des Internets Kontakt aufgenommen: “Aus einer wunderbar albernen Idee, die deutsche Sprache gemeinschaftlich kreativ zu verhunzen, ist ein kleinlicher und ziemlich deutscher Streit um Deutungshoheit und Urheberschaft geworden. Es wird beleidigt, beschimpft, bedroht. Und ein paar der ironischsten Witzbolde des Internets keifen plötzlich wie die Hausmeister.”

Das sind die schlimmsten Seiten von Bild.de zur Frauen-EM

Seit gestern läuft die Frauen-Fußball-Europameisterschaft, und jetzt gerade bestreitet auch das deutsche Team sein erstes Spiel. Bei Bild.de gab es heute, als eine Art Einstimmung auf das Turnier, schon mal einen Überblick mit den schönsten Spielzügen der vergangenen Wettbewerbe den schönsten Toren aller Zeiten den schönsten Bikini-Fotos der Teilnehmerinnen:

Ausriss von Bild.de - Fußballerinnen privat bei Instagram - Das sind die schönsten Seiten der Frauen-EM

Vor allem bei Instagram zeigen sich die Stars der Frauen-EM von ihrer ganz privaten Seite — und die kann sich sehen lassen!

Ohne Trikot, Stutzen und Fußballschuhe setzen die Mädels auf Bikinis, Kleider und Highheels. BILD zeigt das Instagram-Album der besten Fußballerinnen Europas. Das sind die schönsten Seiten der Frauen-EM!

Die Bild.de-Mitarbeiter hätten zum Start eines solchen Turniers nun wirklich über so vieles berichten können, selbst wenn sie sich mal nur aufs Sportliche beschränkt hätte. Stattdessen haben sie lieber auf Klischees, Bikinis, Kleider und High Heels gesetzt.

Ach, und wo wir schon bei eurer Berichterstattung zur Frauen-Fußball-EM sind, liebe Bild.de-Strandfiguren, eine kleine Anmerkung: Auf diesem Foto …

Ausriss von Bild.de - Fit für die Europameisterschaft: Anja Mittag (l.) und Linda Dallmann sind heiß auf das Turnier

… sind nicht Anja Mittag und Linda Dallmann zu sehen, sondern Anja Mittag und Leonie Maier.

Die Aufnahme stammt aus einem Artikel mit der Überschrift:

Ausriss von Bild.de - Die wichtigsten Fragen zur Frauen-EM - Was verdienen eigentlich unsere Stars?

Wie wäre es für den Anfang mit etwas mehr Respekt für ihre Leistungen auf dem Platz, eine Bewertung nach sportlichen Gesichtspunkten und etwas weniger vom üblichen “Bild”Frauenbild, dem der Sabber aus dem Mundwinkel läuft?

Mit Dank an Dirk, Mark L., Timo W., Lukas H. und @JanisHue für die Hinweise!

6-vor-9-Spezial: G20-Gipfel in Hamburg II

1. Polizeigewalt beim G20-Gipfel? Nicht in der „Bild“-Zeitung!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier hat die Berichterstattung der “Bild”-Zeitung zum G20-Gipfel untersucht. Dort sei ausgiebig über die Eskalation der Gewalt im Umfeld der Veranstaltung berichtet worden. Das Thema Polizeigewalt kam jedoch nur in einer homöopathischen Dosis vor. Und dies obwohl diverse Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte laufen und ein “Bild”-Chefreporter selbst getwittert hatte, dass die Polizei gezielt Journalisten angreife. Niggemeiers Fazit: “”Bild” lässt sich nicht auf eine Diskussion ein, wie groß das Ausmaß der Gewalt war, die von der Polizei ausging, und warum es trotzdem richtig ist, sich bei den meisten Polizisten für ihren Einsatz zu bedanken. Die “Bild”-Zeitung verschweigt die Vorwürfe und die Diskussion einfach komplett.”

2. NDR-Journalist fälschlich für “Reichsbürger” gehalten
(tagesspiegel.de, Frank Jansen)
Zahlreichen Journalisten wurde beim G20-Gipfel ohne Angaben von Gründen die bereits erteilte Akkreditierung wieder entzogen, darunter auch einem Reporter des NDR. Nun erfuhr der “Tagesspiegel” aus Sicherheitskreisen, dass es sich um eine Verwechslung gehandelt habe. Man hätte den Mann fälschlich für einen “Reichsbürger” gehalten. Bezüglich der anderen Fälle würden die Behörden weiter an ihrer Aussage festhalten, dass weder der türkische Geheimdienst “MIT” noch eine andere ausländische Behörde auf den Entzug der Akkreditierungen Einfluss gehabt habe.
Weiterer Lesetipp: Der “Faktenfinder” der “Tagesschau” hat eine Chronologie der nachträglich entzogenen Akkreditierungen erstellt.

3. Keine Polizeigewalt? Herr Bürgermeister, das stimmt nicht.
(stern.de, Hans-Jürgen Burkard)
Hans-Jürgen Burkard betreibt seit Jahrzehnten Fotojournalismus: Er hat rund 50 große “Stern”-Reportagen fotografiert und war als junger Fotograf schon bei den Protesten in Wackersdorf, Brokdorf und Kalkar dabei. Beim G20-Gipfel ist Burkard mehrfach Opfer polizeilicher Gewalt geworden. Ein Wasserwerfer habe ihn, obwohl gut als akkreditierter Journalist wahrnehmbar, gezielt aufs Korn genommen und “abgeschossen”, was ihn seine Ausrüstung gekostet habe (zwei Kameras und ein Objektiv). Der Vorfall ist dokumentiert, denn ein Kollege hat die Attacke fotografiert. Und dies sei nicht der einzige gezielte Angriff auf den Fotografen gewesen. Am Vorabend der Chaos-Nacht sei ihm aus kürzester Entfernung von einem Polizisten Tränengas ins Gesicht gesprüht worden, so dass er ins Krankenhaus musste.

4. Der G20 in Hamburg aus Sicht eines Polizisten
(vionville.blogspot.de, Oliver von Dobrowolski)
Oliver von Dobrowolski ist Polizeibeamter und arbeitet neben seiner hauptamtlichen Beschäftigung bereits im zwölften Jahr auch als Konfliktmanager der Polizei Berlin. In einem persönlichen Blogpost, in dem er als Polizist, aber nicht für die Polizei spricht, arbeitet er die Geschehnisse um den G20-Gipfel auf und kommentiert den Einsatz der Polizei: “Was die Polizeitaktik anbetrifft, haben mittlerweile fast sämtliche Rechtswissenschaftler und Polizeiforscher mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen erklärt, dass das Vorgehen der Hamburger Polizeiführung nicht nachvollziehbar und hinsichtlich der Ausprägung schlicht falsch gewesen ist.”

5. G20 Doku
(g20-doku.org)
Die Seite “G20-Doku” sammelt Fälle, die für die Redaktion wie rechtswidrige Polizeigewalt aussehen: “Wir sind eine Gruppe von Menschen, die gegen den G20-Gipfel in Hamburg protestiert haben. Wir sind alle der Ansicht, dass der G20-Gipfel eine völlig neue Dimension in Sachen Verletzung von Grundrechten und rechtswidriger Polizeigewalt darstellt. So etwas war in Deutschland in den letzten Jahren, auch beim G8-Gipfel in Heiligendamm, nicht zu beobachten. Besorgt um die Grundrechte und um den Zustand der Demokratie haben wir uns entschlossen, die unzähligen im Internet vorhandenen Materialien zu dokumentieren, zu kategorisieren und zu verschlagworten. Wir wollen damit das Ausmaß der Übergriffe zeigen und unseren Beitrag für die Aufklärungsarbeit rund um den G20-Gipfel zu leisten.”
Auch der “Faktenfinder” der “Tagesschau” versucht, die Vorgänge aufzuarbeiten, indem er nach Antworten auf die drängendsten Fragen sucht. Viele Fragen seien jedoch weiterhin offen. Außerdem würden manche Behördenauskünfte neue Fragen aufwerfen.

6. Während der G20-Proteste wurden weniger Polizisten verletzt, als die Polizei behauptet
(buzzfeed.com, Marcus Engert)
Die Polizei sprach im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel von 476 verletzten Polizeibeamten, was von vielen Medien so auch an die Leser weitergegeben wurde. Marcus Engert hat bei den 16 Landespolizeibehörden und der Bundespolizei nachgefragt und kommt zu einem anderen Ergebnis: Es seien deutlich weniger Beamte während der Proteste verletzt worden, als bisher angenommen. Mehr als die Hälfte der Verletzungen seien schon vor den Protesten gemeldet worden und etliche Verletzungen seien nicht auf die Demonstranten zurückzuführen. Rafaehl Behr, Professor an der Akademie der Polizei in Hamburg, hätte bestätigt: “Die Verletzten-Zahl muss dringend relativiert und eingeordnet werden.”

Milch macht wütende “Bild”-Redakteure sauer

Die Leute bei “Bild” sind nicht nur “wütend”, sondern auch “sauer”:

Ausriss Bild-Zeitung - Diese Milch-Preise machen uns sauer!

Am Samstag ließ die Redaktion Dampf ab — ihr war nämlich aufgefallen, dass im Supermarkt alles, was mit Milch zu tun hat, in letzter Zeit teurer geworden ist:

Diese Preise sind echt gebuttert! Quark, Sahne und Milch sind im letzten Jahr um ein Viertel teurer geworden, Butter sogar um knapp 60%!

Ein Experte erklärt in dem Artikel, dass “‘die Zahl der Milchbetriebe und der Kühe'” zurückgegangen sei, daher sinke auch die Milchmenge. “Zudem steige die Nachfrage, insbesondere für die Käse-Erzeugung”, erklärt “Bild” dann noch.

Folge: Die Bauern bekommen von den Molkereien inzwischen 33,3 Cent/kg Kuhmilch, zehn Cent mehr als vor einem Jahr.

“Vor einem Jahr” ist ein gutes Stichwort. Im Mai 2016 schrieben die “Bild”-Medien von der “MILCH-SAUEREI” und berichteten über den historisch niedrigen Milchpreis:

Er fällt und fällt und fällt: Der Milchpreis ist bundesweit auf ein Rekordtief gefallen! Molkereien zahlen den Bauern zum Teil nur noch 19 Cent je Kilogramm — so wenig wie nie!

Sie warnten vor dem “Preis-Krieg der Discounter”, der die Bauern in den Ruin treibe:

Ausriss Bild.de - Milch, Butter und Sahne billig wie nie! Preis-Krieg der Discounter treibt Bauern in den Ruin!

Und sie zeigten, wie hoch der Milchpreis sein müsste, damit sich das Melken überhaupt lohnt:

Wegen eines Überangebots sind aktuell die Milchpreise in ganz Europa im Keller. Um kostendeckend wirtschaften zu können, brauchen deutsche Milchbauern im Schnitt etwa 40 Cent je Kilogramm. Dieser Stand wurde zuletzt 2014 erreicht. Oft geraten gerade jene Bauern in Existenznot, die noch “glückliche Kühe” auf der Weide haben.

14 Monate später interessiert die “Bild”-Medien all das überhaupt nicht mehr. Dass “33,3 Cent/kg Kuhmilch” immer noch weniger sind als “40 Cent je Kilogramm” scheinen die Redakteure bei all ihrem Ärger am Kühlregal übersehen zu haben.

Mit Dank an Sabine L. für den Hinweis!

SZ-Erdogan-Propaganda, Fake-Gespräche, Umfrage-Gefahren

1. Die Alarmglocken haben versagt
(horizont.net, Ulrike Simon)
Die “Süddeutschen Zeitung” hat eine ganzseitige Anzeige mit Erdogan-Propaganda abgedruckt, in der die Absender der Polit-Botschaft unter anderem schreiben: „Mit Demut und Respekt verneigen wir uns nochmals vor unseren Märtyrern, die ihr Leben im Widerstand gegen den Putschversuch heldenhaft geopfert haben“. Wie konnte es dazu kommen, dass die Anzeige, die von “Spiegel” und “Bild” abgelehnt wurde, bei der “Süddeutschen” abgedruckt wurde? Ulrike Simon hat sich beim Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags erkundigt.

2. Aufwachen! Neues Radio mit alten Fehlern
(fair-radio.net, Katharina Thoms)
Durch die Erfolge der unabhängigen Podcaster-Szene aufmerksam geworden, bieten immer mehr etablierte Medien Audioformate an. Doch dabei geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. Der “Aufwacher-Podcast von “RP Online” erwecke den Live-Anschein, arbeite jedoch bei Interviews mit eingekauften und vorproduzierten Antworten. Sprich, der Moderator tut nur so, als ob er sich mit dem vermeintlich Interviewten unterhält. “RP Online” zeigt sich leider wenig einsichtsbereit und will die Fake-Gespräche weiter senden: “Wir finden, dass ein Gespräch eine sehr hörerfreundliche Darstellungsform ist. Wir planen derzeit, sie weiterhin zu nutzen.”

3. Die große Quoten-Lüge
(faz.net, Claudius Seidl)
Wird Fernsehen wirklich für die Mehrheit der Bevölkerung gemacht? Claudius Seidl hat seine Zweifel daran und spricht, nachdem er sich die Zahlen genauer angeschaut hat, von der “großen Quoten-Lüge”: “Es ist nicht etwa die Mehrheit, die öffentlich-rechtliche Programme sieht. Es sind jene Leute, welche das Lesen anstrengt und das Ausgehen erst recht, Leute, die vielleicht auch schon genug geredet haben in ihrem Leben und ein paar Abende, in denen das Fernsehen zu ihnen spricht, gut aushalten können. Es sind diese Menschen, welche man auch mit dem harmlosen Quatsch erreicht, schon weil sie für andere Abendvergnügungen wenig Alternativen haben.”
Nachtrag, 11:14 Uhr: Uns ist leider erst jetzt aufgefallen, dass der Text von Claudius Seidl etwas älter ist. Interessant ist er aber (hoffentlich) trotzdem, weil er ein grundsätzliches Problem anspricht.

4. „Kohl sah einen Anschlag auf die Menschenwürde“
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert & Joachim Huber)
Der “Tagesspiegel” hat sich mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey über das “Morgenmagazin” unterhalten. Als man mit dem Format vor 25 Jahren startete, war man vergleichsweise spät dran. Nun schauen in der Spitze gegen 8 Uhr morgens zwischen 800.000 und einer Million Zuschauer zu. Auf die teilweise recht bunte Themenmischung angesprochen, entgegnet Frey: “Wir versuchen, die Lebenswirklichkeit abzubilden. Und da geht es bekanntlich bunt zu. Wir sind ein Supermarkt, in dem es frische, aktuelle Ware, aber eben auch schöne, interessante und manchmal auch einfach unterhaltsame Dinge gibt.” Nun ja, in vielen Supermärkten liegen auch Dinge aus, bei denen man nicht unbedingt zugreifen sollte, weil sie ungesund, fragwürdig hergestellt oder verfallen sind, aber wir wollen Herrn Frey nicht seine Geburtstagslaune verderben.

5. Mitmachen und gewinnen
(sueddeutsche.de, Kathrin Hollmer)
Viele Online-Medien nutzen Online-Umfragen nicht nur zur Einholung eines Meinungsbilds, sondern um Besucher länger auf ihren Seiten zu halten. Doch die Umfragen lassen sich leicht manipulieren z.B. durch mehrfache Stimmabgabe. Die Ergebnisse sind daher nur mit Vorsicht zu genießen; ein Umstand, dem kurz vor der Bundestagswahl besondere Bedeutung zukommt. Nun hat ein Grünen-Politiker mit journalistischem Hintergrund eine Beschwerde beim Presserat eingereicht: “Ein journalistisches Umfeld erhöht die Glaubwürdigkeit von Online-Umfragen, manipulierbare Online-Umfragen allerdings gefährden die Glaubwürdigkeit des journalistischen Umfelds.”

6. Standard-Namen, Standard-Schuhe, Standard-Marotten
(dwdl.de, Jan Freitag)
Fernsehen ist eine Welt voller Klischees. Jan Freitag hat seinen Blick auf die scheinbar belanglosen Randaspekte gerichtet und auch dort viele wiederkehrende Muster ausgemacht. Von der Namensgebung, den Darstellern bis hin zu den Requisiten. (Beispiel Personenkraftwagen: “Autos sind Distinktionselemente. Da all die Neoheimatfilmcharaktere lässig sind wie Graubrot, öffnet der Heckflossenbenz in “Um Himmels Willen” eine Klostertür zur Moderne”

Redaktioneller Hinweis: Wegen der besonderen Bedeutung des Themas folgt heute eine Spezialausgabe zum G20-Gipfel und dem Umgang mit den Medien bzw. der Medienresonanz auf die Geschehnisse.

“… der ja in so einer Debatte auch nicht ganz irrelevant ist”

Bei seiner Suche nach Personen, die den am Montag erschienenen G20-“Verbrecher”-Fahndungsaufruf von “Bild” und Bild.de toll finden, ist “Bild”-Oberchef Julian Reichelt auf Bayerns Justizminister Winfried Bausback gestoßen. Der hatte bei Facebook etwas zu der Aktion des Boulevardblatts gepostet, und diese Aussage zitierte Reichelt später in einem Interview mit “radioeins”.

Er sagte dort:

Der bayerische Justizminister zum Beispiel, der ja in so einer Debatte auch nicht ganz irrelevant ist, sieht das anders und schreibt auf Facebook (…)

Reichelt las dann zwei Passagen aus diesem Posting von Bausback vor:

Der Fahndungsaufruf von Bild ist meiner Meinung nach zu begrüßen und nicht zu kritisieren! Es besteht ein hohes Interesse der Gesellschaft die linksradikalen Extremisten zu finden. Laserpointer gegen Polizeihubschrauber, Stahlkugeln, Molotowcoctails: Wer das Leben seiner Mitmenschen so gering achtet, hat kein Recht auf Annonymität. Und warum soll die Freie Presse hier nicht zur Aufklärung beitragen?
(Unkenntlichmachungen durch uns.)

Winfried Bausback hat dann offenbar noch einmal darüber nachgedacht, ob es wirklich so toll ist, wenn Zeitungsredaktionen oder Privatpersonen oder sonst wer, der nicht zur Exekutiven des Landes zählt, öffentliche Fahndungsaufrufe in Umlauf bringt. Knapp zwei Tage nach seinem ersten Posting zum Thema schreibt er:

Mit meinem persönlichen Post vom 11.7.2017, 12:27 h bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Deshalb hier nochmals zur Klarstellung: Es war und ist für mich überhaupt keine Frage: Die Verfolgung und Ahndung von Straftaten sind alleinige Aufgaben des Staates. Ich habe in der Vergangenheit immer betont und betone auch hier: Effektive Strafverfolgung durch unsere Gerichte und Staatsanwaltschaften gehört zum Markenkern unseres Rechtsstaates. Das war so, das ist so und das wird auch so bleiben. Ich hoffe, dass Polizei und Staatsanwaltschaft möglichst schnell und möglichst viele der Hamburger Kriminellen ermitteln, damit sie auch entsprechend bestraft werden können. Der Rechtsstaat muss hier eine ganz klare Kante zeigen! Und ein Zweites: Es ist sehr wichtig, dass die Gesellschaft als Ganzes ein starkes Signal setzt: In Deutschland ist kein Platz für Extremisten, egal ob links, rechts oder islamistisch geprägt. Darum geht es mir! Wie die meisten Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland war und bin auch ich persönlich empört darüber, dass vermummte Chaoten und Linksextremisten aus ganz Europa eine Großveranstaltung wie den G20-Gipfel dazu missbrauchen, um aus ideologischer Verblendung ganze Stadtteile einer deutschen Großstadt zu verwüsten. Das Recht der freien Meinungsäußerung und die Demonstrationsfreiheit sind für unsere Demokratie unerlässlich. Aber niemand hat das Recht, unter dem Deckmantel dieser Freiheiten Straftaten zu begehen. So etwas darf nicht sein. Wenn man die Bilder der Krawalle live im Fernsehen sieht, die beispiellose Brutalität, die Zahl der verletzen Polizisten, die Schäden für Unbeteiligte, dann macht dies einfach wütend und traurig. Aus dieser persönlichen Empörung heraus habe ich meinen Post verfasst.

Die Aussage eines bayerischen Justizministers soll “in so einer Debatte” laut Julian Reichelt ja “auch nicht ganz irrelevant” sein.

Mit Dank an Jona C. S. für den Hinweis!

Nach-G20-Angst, Aktion Geschäftsfreund, Grünes FDP-Foul

1. Seit ich bei #G20 war, habe ich Angst
(metronaut.de, Tim Lüddemann)
Tim Lüddemann ist ein demonstrationserprobter und erfahrener Journalist, der in den vergangenen Jahren schon allerhand erlebt hat. Doch noch nie hätte er sich im Nachgang seiner Arbeit so unwohl gefühlt, wie nach den G20-Protesten. Das läge auch am Verhalten der Polizei und des gesellschaftlichen Umgangs damit: “Ich bekomme Angst, wenn ich höre, wie die Parteienpolitik und die Zivilgesellschaft im Nachhinein über die Proteste sprechen. Die Gewalt und die Verfehlungen der Polizei werden gar nicht thematisiert. Stattdessen große Dankesbekundungen und Inschutznahme vor jeglicher Kritik. Die Polizei ist keine unfehlbare Kraft und in einem Rechtsstaat und in einer Demokratie sollte ihr Handeln kritisch begleitet werden. Nur in autoritären Regimen werden Sicherheitskräfte kritiklos gewürdigt und nicht hinterfragt.”

2. Streit um Akten in Privatarchiven
(taz.de, Christian Rath)
Ein spannender Fall: Die Journalistin Gaby Weber recherchiert seit Jahren über die „Aktion Geschäftsfreund“. Dahinter steckt ein geheimer 630-Millionen-DM-Kredit, mit dem die Bundesrepublik in den 1960er Jahren das israelische Atomwaffenprogramm in der Wüste Negev finanzierte. Die Recherche gestaltet sich jedoch schwierig, denn die Akten dazu stehen nicht, wie vorgesehen, im Bundesarchiv, sondern wanderten nach dem Tod der beiden Drahtzieher der Aktion zur CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Historischen Institut der Deutschen Bank. Weil man sich dort wenig bis gar nicht auskunftsfreudig zeigt, hat Gaby Weber gegen die Bundesrepublik geklagt: Das Bundesarchiv möge auf Herausgabe der staatlichen Unterlagen bestehen. Das Verfassungsgericht macht ihr nun Hoffnung, auch wenn es wohl noch Jahre bis zu einer endgültigen Klärung dauern wird.

3. «Gut gemeinter Journalismus ist schlecht für die Welt»
(handelszeitung.ch, Urs Paul Engeler)
Der Schweizer Journalist Urs Paul Engeler kann dem “Impact Journalism”, bei dem es um “positiven” lösungsorientierten Journalismus geht, nicht viel abgewinnen “Zuviel des Guten ist Kitsch. Denn das universelle «Gute», das für alle nur gut ist, gibt es gar nicht, weder individuell noch gesellschaftlich noch wirtschaftlich noch politisch. Real sind einzig (naturgemäß gegenläufige) Interessen, Wettbewerbe, ja Kämpfe. Was dem Schweizer Röntgenkonstrukteur oder dem Eschenzer Campingwirt nützt, schadet ihren Konkurrenten. Was dem israelischen Reporter gut erscheint, bekämpft sein palästinensischer Kollege.”

4. Wie sich Ungarns freie Presse gegen Orbán wehrt
(de.ejo-online.eu, Andreas Neukam & Lukas Dirscherl)
Seit Viktor Orbán im Herbst 2010 in Ungarn regiert, sieht es schlecht aus um die Pressefreiheit. Wenige Monate nach seinem Wahlsieg richtete er eine staatliche Medienbehörde ein, die die Presse drangsalieren und gängeln kann. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind seitdem durch ein restriktives Mediengesetz quasi gleichgeschaltet. Bei privaten Medien setzt man auf eine andere Strategie und lässt sie oft von regierungsnahen Eigentümern aufkaufen. Die wenigen unerschrockenen unabhängigen Medienmacher und Journalisten müssen neue Wege finden, sich zu artikulieren.

5. Christian Jakubetz: “Wann man die Berichterstattung beenden und dafür gute Kumpels spielen sollte
(kress.de, Christian Jakubetz)
In Fachkreisen ist bekannt, dass der ehemalige “Bild”-Chef Kai Diekmann und der jüngst verstorbene Ex-Bundeskanzler Kohl eng miteinander befreundet waren. Das wirft die allgemeine Frage auf, wie nah sich Politiker und Journalisten sein dürfen. Ein von Sympathie getragener Umgang sei möglich. Bei allem, was darüberhinausgehe, werde es schwierig, so der Publizist Christian Jakubetz: “Freundschaft allerdings macht Journalismus unmöglich. Wenn man also tatsächlich mit einem Politiker oder einem Wirtschaftsboss befreundet sein will, bleibt leider nichts anderes übrig: Berichterstattung beenden und dafür dann gute Kumpels spielen.”

6. “Ein Foul der Grünen”
(faktenfinder.tagesschau.de, Kristin Becker & Verena Stöckigt)
Die Grünen haben in den sozialen Medien von ihnen nachlayoutete FDP-Plakate mit untergeschobenen, falschen Zitaten veröffentlicht. Darüber entbrennt nun ein Streit. Die FDP spricht von einem Foul, ein Experte warnt vor Desinformation: “Wenn im Wahlkampf Positionen der Mitbewerber verzerrt dargestellt werden, ist das der Qualität des demokratischen Wettbewerbs nicht zuträglich.” Neben den ethischen Fragen, gibt es aber auch eine rechtliche Komponente. Die FDP wolle jedoch nicht rechtlich gegen die gefälschten Wahlplakate vorgehen.

Richter halten sich an Vorschriften? Das macht “Bild” wütend

Mit der Rechtsstaatlichkeit in Deutschland kann die “Bild”-Redaktion derzeit nicht viel anfangen. Am Montag veröffentlichte sie eigenmächtig Fahndungsaufrufe, wozu es normalerweise eine richterliche Anordnung braucht. Gestern offenbarte ihr Oberchef sein ganz eigenes Verständnis davon, wann das Recht am eigenen Bild verletzt ist. Und heute sind die Mitarbeiter von “Bild” und Bild.de “wütend”, weil Richter sich an Vorschriften halten:


Während und nach den Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg gab es einige Festnahmen. Unter anderem wurden 13 Personen in der Nacht von Freitag auf Samstag von der Polizei in Gewahrsam genommen, weil man sie verdächtigte, von einem Hausdach Steine und einen Molotow-Cocktail auf Polizisten geschmissen zu haben.

Diese 13 Personen sind nun alle wieder frei. Und die “Bild”-Medien “wütend”:

Jetzt sind alle — elf Männer und zwei Frauen – wieder frei. Das macht wütend!

Begründung: Die Personen wurden zwar vor Ablauf der Frist zum Gericht gebracht — doch es blieben den Richtern nur zweieinhalb Stunden für Vernehmungen. Teilweise wurden Dolmetscher benötigt. Fünf kamen nicht rechtzeitig dran, mussten freigelassen werden. Den anderen konnten bislang keine konkreten Taten nachgewiesen werden.

Man kann das Ganze noch etwas detaillierter aufschlüsseln, so wie es “Spiegel Online” zum Beispiel getan hat:

Eine Verlängerung der Ingewahrsamnahme scheiterte demnach in fünf Fällen daran, dass die Polizei die 13 Anträge hierfür so kurzfristig einreichte, dass die hoch belastete Nebenstelle des Amtsgerichts Hamburg nicht mehr rechtzeitig vor Ablauf der Frist eine Entscheidung darüber habe treffen können.

In vier Fällen habe mangels Anhaltspunkten für die Beteiligung an den Gewalttaten die Freilassung angeordnet werden müssen. In weiteren vier Fällen sei die Ingewahrsamnahme bis zum Sonntag beziehungsweise Montag verlängert worden, dann waren auch diese Personen freigekommen.

Acht der 13 Personen konnte also keine konkrete Straftat zugeordnet werden, die anderen fünf wurden aus Zeitmangel nicht überprüft.

Das macht die Leute bei “Bild” und Bild.de also “wütend”: Dass man Personen, bei denen man aktuell nicht sicher sagen kann, dass sie irgendetwas Illegales getan haben, nicht einfach wegsperrt.

BILDblog dankt

Wir sind spät dran — kommen wir also gleich zur Sache: Vielen lieben Dank an all diejenigen, die uns im vergangenen Monat finanziell unterstützt und damit sichergestellt haben, dass es hier beim BILDblog weiterhin Medienkritik geben kann.

Sollte Ihr Name noch nicht in der Liste unten auftauchen, obwohl Sie große Lust hätten, mal einen Dank vom BILDblog zu bekommen — kleiner Tipp: Es ist ganz einfach, uns zu unterstützen. Und Leuten, die einen Dauerauftrag einrichten, danken wir auch jeden Monat aufs Neue.

Für die tolle Hilfe im Juni möchten wir uns bedanken bei:

Achim K., Alexander H., Andrea S., Andreas B., Andreas F., Andreas K., Andreas N., Andreas P., Andreas W., Angela Z., Anja C., Anna S., Annika C. H., Arne L., Athanasios M., Bastian P., Benedikt S., Benjamin M., Berenike L., Bernd H., Björn T., Bo G., Bodo S., Carsten S., Christian B., Christian R., Christoph M., Daniel H., Daniel I., Dario S., David R., Dennis B. H., Dietmar N., Dirk A., Dominique T., Dorothea A., Ekkart K., Fabian L., Fabian Ü., Felix M., Florian E., Florian J., Frank W. B., Frank W., Guido R. S., Hannes B., Hannes R. S., Hans-Christian O., Heiko H., Heiko K., Helmut P., Henning R., Henning W., Holger K., Ingo v. L., Inis H., Jacob D., Jan N. K., Jan O. W., Jan P., Jens B., Johannes L., Johannes P., Johannes S., Jonas S., Jörn L., Julia T., Jürgen H., Kathrin G., Katja P., Katrin U., Kevin S., Klaus W., Leonard B., Ludwig B., Manuel O., Marc S., Marcel B., Marco S., Marco W., Marcus H., Marcus K., Marcus S., Margit G., Mario U., Markus K., Markus Ö., Martin H.-S., Martin H., Martin R., Martin S., Matthias M., Matthias S. S., Maximilian W., Michael K., Michael R., Michael S., Michael W., Michaela G., Moritz D. B., Moritz D., Moritz K., Moritz V., Nicole P., Nils P., Olaf T., Pascal K., Patrick H., Peter J., Philipp G., Philipp H., Philipp S., Philipp W., Pia K., Robert K., Sandra C. K.-W., Sascha S., Sebastian F., Sebastian J., Sebastian P., Stefan R., Steve H., Sven S., Thekla I. H., Thomas E., Thomas H., Thomas M., Thomas R., Thomas S., Tilman H., Toralf B., Torsten P., Tristan S., Ute S., Uwe F., Uwe K., Volkmar D., Wiebke S., Yannick B., Yvonne T.!

Glasklare Wahrheiten, Hämisches Gelächter, Ruhmloser Böhmibesuch

1. G20-Akkreditierungen: Stellungnahmen von BKA und Bundespresseamt sind unzureichend und stigmatisierend
(netzwerkrecherche.org)
“Netzwerk Recherche” hat einen Übersichtsartikel zum Thema der entzogenen G20-Akkreditierungen verfasst: “Mehrere Tage haben das Bundespresseamt und das Bundeskriminalamt nun gebraucht, um sich zum Entzug von Akkreditierungen während des G20-Gipfels zu erklären. Doch die beiden Stellungnahmen werfen erst recht Fragen auf. Denn sie beantworten nicht, warum einigen Kolleginnen und Kollegen plötzlich ihre Akkreditierungen entzogen wurden. Viel schlimmer: Sie stigmatisieren die Journalistinnen und Journalisten pauschal als Sicherheitsrisiko.” Julia Stein, die erste Vorsitzende des “Netzwerk Recherche”, kritisiert insbesondere das Verhalten des Regierungssprechers: „Seiberts Stellungnahme enthält nicht den Hauch des Bedauerns zu diesem rücksichtslosen Vorgehen, das ist sehr enttäuschend“
PS: Tilo Jung hat einen Video-Zusammenschnitt (3:50 Min.) mit den “glasklaren Wahrheiten” von Regierungssprecher Seibert veröffentlicht.

2. Hämisches Gelächter
(correctiv.org, Rupp Doinet)
Immer mehr Online-Medien schränken die freie Kommentarfunktion ein, weil sie sich eine personalintensive Moderation nicht leisten können. Als der „Münchner Merkur“ online vom Tod eines Asylbewerbers berichtete, der im Freibad ertrunken war, gingen innerhalb von 24 Stunden an die 200 Hasskommentare oder rassistische Postings ein. Der “Münchner Merkur” kapitulierte und schloss den freien Kommentarbereich unter dem Bericht. Andere Medien reagieren ähnlich und bieten nur unter ausgewählten Artikeln die Möglichkeit zum Kommentieren an.

3. Mein wenig ruhmreicher Auftritt bei Böhmermann
(jetzt.de, Johanna Maria Knothe)
Fernsehmacherin Johanna Maria Knothe erzählt von ihrem Besuch bei Jan Böhmermanns Sendung “Neo Magazin Royale”. Ihr Auftritt verlief nicht so “ruhmreich” wie sie es sich selbst gewünscht hätte. In einem Artikel des Frauen-Onlineportals “Edition F” sei das Ganze hinterher sogar als enttäuschend und sexistisch beschrieben worden. Johanna Maria Knothe rekapituliert das Geschehen und kommt bald zur Frage, warum deutlich weniger Frauen als Männer im Fernsehen präsent sind.

4. Der Mr Snapchat des 20-fachen Schweizer Meisters
(20min.ch, Adrian Hunziker)
Simon Walter ist der Social-Media-Manager des FC Basel 1893 und betreut alle Kanäle des 20-fachen Schweizer Meisters. Zusammen mit seinem Kollegen versorgt er die mehr als zwei Millionen Fans des Vereins mit Infos, Bildern und Videos. “20 Minuten” hat dem Social-Media-Mann an einem Spieltag der vergangenen Spielzeit über die Schultern geschaut.

5. Grundlos gelöscht – und dann?
(taz.de, Christian Rath)
Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) sorgt weiter für Diskussionen. Selbst die Union fordere einen Anspruch auf Wiederherstellung zu Unrecht gelöschter Äußerungen auf Facebook. “Ein funktionierendes ‚put back-Verfahren‘ ist ein wirksames Mittel gegen ‚Overblocking‘, also gegen eine übermäßige Löschpraxis von Internetplattformen. Es dient damit der Meinungs- und Kommunikationsfreiheit im Netz und wirkt unberechtigten oder gar missbräuchlichen Beschwerden entgegen.” Das Justizministerium will sich des Themas aber anscheinend nicht annehmen. Zumindest in dieser Legislaturperiode nicht.

6. Twitter-Nutzer verklagen Trump
(faz.net)
Der US-amerikanische Präsident Donald Trump ist bekanntermaßen ein leidenschaftlicher Twitterer. Doch so gerne und brachial er dort austeilt, so sensibel reagiert er mitunter, wenn es Gegenwind gibt. Nun haben sieben von ihm blockierte Twitter-Nutzer den amerikanischen Präsidenten verklagt. Ihr Ausschluss aus einem „öffentlichen Forum“ verstoße gegen das in der Verfassung verankerte Grundrecht auf Meinungsfreiheit.

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