Radiomoderator ruft zum Mord auf, Medienerziehung, Leben retten

1. Belgiens Regierungschef erstattet Anzeige nach Mordaufruf von Radiomoderator
(spiegel.de)
Ein belgischer Radiomoderator habe nach dem Attentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico seine Zuhörerinnen und Zuhörer zu einer ähnlichen Aktion aufgerufen und sie ermutigt, den belgischen Premierminister zu töten. Wortwörtlich habe er gesagt: “An alle, die erwägen, Alexander De Croo zu erschießen, sich aber wegen der Sicherheitsvorkehrungen um ihn herum nicht trauen: Ihr seht, es ist möglich, einen Premierminister zu erschießen. Also sage ich: nur zu.” Der Moderator sei daraufhin suspendiert worden. Außerdem habe De Croo Strafanzeige erstattet.

2. Wenn die KI das Zeitungslayout macht
(deutschlandfunk.de, Bastian Brandau, Audio: 5:35 Minuten)
Die Redaktion der “Nordwest-Zeitung” setzt beim Layout auf die Kraft der Künstlichen Intelligenz. Der Deutschlandfunk hat nachgefragt, wie das funktioniert. Und mit Chefredakteur Ulrich Schönborn gesprochen, der die Entscheidung etwas einschränkt: “Aber es geht keine Seite raus, ohne dass noch mal ein Redakteur draufgeschaut hat. Es gibt sicherlich aber auch Bereiche, da wird man immer so ein bisschen nacharbeiten müssen.”

3. Leben retten – Berichterstattung über Suizid
(sr.de, Katrin Aue & Florian Mayer, Audio: 22:51 Minuten)
Thomas Niederkrotenthaler ist Suizidforscher und Professor für Public Mental Health an der Medizinischen Universität Wien. Katrin Aue und Florian Mayer haben mit ihm unter anderem über die neue Suizidpräventionsstrategie des Gesundheitsministeriums und die Suizidberichterstattung gesprochen. In diesem Zusammenhang sei auch an die “6-vor-9”-Empfehlung über den Umgang mit Suizid in Medien vom vergangenen Dienstag erinnert: Rufen Sie bitte später zurück (taz.de, Shoko Bethke).

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4. Antimuslimischer Rassismus in Sachsens rechten Telegram-Kanälen
(belltower.news, Nicola Eschen)
Die neue Ausgabe des EFBI Digital Reports (PDF) beschäftigt sich mit den Reaktionen der extrem rechten Telegram-Szene in Sachsen auf die Ereignisse vom und nach dem 7. Oktober 2023: “Wie wurden der terroristische Angriff der Hamas, die militärische Reaktion der israelischen Streitkräfte, aber auch die Solidaritätsdemonstrationen mit Palästina eingeordnet und kommentiert?” “Belltower News” hat eine vertiefende Analyse von Nicola Eschen vom Bündnis gegen anti-muslimischen Rassismus Sachsen daraus veröffentlicht.

5. Elaborated Report 2024 – Online-Risiken und elterliche Medienerziehung
(act-on.jff.de)
Der “ACT ON! Elaborated Report 2024” (PDF) beschäftigt sich mit “Online-Risiken und elterlicher Medienerziehung aus Sicht der 10- bis 14-Jährigen“. Rund 60 bis 75 Jugendliche pro Jahr in den Altersgruppen 10 bis 12 Jahre und 12 bis 14 Jahre wurden in Forschungsworkshops zu Themen wie Cybermobbing, Hatespeech, sexuelle Belästigung und Scamming befragt. Der Bericht enthält neben dem Analyseteil auch Schlussfolgerungen für die Medienkompetenzförderung und Medienerziehung.

6. Eigentum verpflichtet selbst uns
(taz.de)
Wie die “taz” in ihrem “Hausblog” berichtet, steht das Rudi-Dutschke-Haus, der ehemalige Sitz der Zeitung, vor einer denkmalgerechten Sanierung. Die geplanten Sanierungsarbeiten, darunter die Modernisierung der sanitären Anlagen und die Installation einer Photovoltaikanlage, sollen nicht nur das Gebäude erhalten, sondern auch die Mieteinnahmen sichern.

Medien und die AfD, AstroTV stellt Glaskugel weg, Neues bei OpenAI

1. Björn Höcke, Maximilian Krah & Co: Scheitern Medien an der AfD?
(ndr.de, Nils Altland & Mandy Mülling, Video: 35:51 Minuten)
In diesem Jahr stehen einige Wahlen an. Wahlen, bei denen die AfD eine wichtige Rolle spielen könnte. Doch die Berichterstattung über eine pressefeindliche Partei ist nicht einfach. Das Medienmagazin “Zapp” hat einige Journalisten nach ihren Erfahrungen mit der AfD gefragt, darunter “Correctiv”-Reporter Marcus Bensmann, Youtuber Tilo Jung, Peter Hagen von der “Ostthüringer Zeitung”, Henry Bernhard vom Deutschlandfunk-Landesstudio Thüringen sowie Politikberater Johannes Hillje.

2. Die mit Worten zur Gewalt aufwiegeln
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband)
Marina Weisband kritisiert in ihrer Deutschlandfunk-Kolumne den Umgang von Medien mit der AfD: “Natürlich schürt die AfD mit ihren generellen Anti-Ampel-Parolen den Eindruck, dass die Regierungsparteien das Land in Elend stürzen und dem Zuhörer persönlich etwas wegnehmen wollen. Aber muss man sie dann in alle Sendungen einladen, damit sie genau diese Nachricht verbreiten können? So trägt man zu stochastischem Terrorismus bei. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch das persönlich nimmt und dagegen ‘handeln’ will, steigt mit jeder Talkshow.”

3. Der Osten braucht einen starken MDR
(verdi.de)
Aus Sicht der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) stellen die beim MDR angekündigten Kürzungspläne “eine Gefahr für die Sicherheit von Arbeitsplätzen und die Demokratie in den betreffenden Bundesländern dar”. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll klagt: “In Ostdeutschland gibt es kaum noch eine kritische Medienlandschaft, vielerorts nicht einmal mehr Tageszeitungen – der öffentlich-rechtliche Rundfunk füllt hier wichtige Löcher. Und angesichts der starken Zustimmungswerte für nicht-demokratische Parteien in der Region ist ein starker MDR wichtiger denn je.”

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4. Nach 20 Jahren: AstroTV wird Ende 2024 eingestellt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, stellt der umstrittene Esoteriksender AstroTV nach zwei Jahrzehnten die Glaskugel zur Seite und den Betrieb ein. Grund sei eine “strategische Neuausrichtung”. Der Sender hatte in der Vergangenheit immer wieder für Kopfschütteln, Kritik und Kontroversen gesorgt.

5. Ein gutes Team für professionelle Podcasts: Audacity und Auphonic
(fachjournalist.de, Brigitte Hagedorn)
Immer mehr Medienschaffende podcasten oder liebäugeln mit diesem Medium. Für den “Fachjournalist” hat Brigitte Hagedorn eine Übersicht mit nützlichen Tools zusammengestellt, die bei der Audiobearbeitung Zeit und Nerven sparen können. Dazu gehören die kostenlose Schnittsoftware Audacity und der Webservice Auphonic, mit dem man die Qualität der Aufnahmen auf Knopfdruck deutlich verbessern könne.

6. Der Mann, der uns vor der Super-KI schützen wollte
(zeit.de, Titus Blome)
“Der OpenAI-Mitgründer Ilya Sutskever verlässt die Firma. Er gilt als einer der wohl letzten Vertreter der ursprünglichen Vision von OpenAI: Idealismus statt Kommerz.” Bei “Zeit Online” erklärt Titus Blome, warum der Weggang von Sutskever weitaus mehr als eine bloße Personalie ist.

7. KI-Innovationen: Ein Grund zum Feiern oder macht uns Künstliche Intelligenz langfristig überflüssig?
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:34 Minuten)
Und als zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die angekündigten Neuerungen bei ChatGPT: “GPT-4o und ähnliche Systeme werden unsere Welt auf eine Weise verändern, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Wir sollten die Technologie weder verteufeln noch verherrlichen. Aber wir müssen die Entwicklung in die richtigen Bahnen lenken. Dazu brauchen wir einen breiten gesellschaftlichen Dialog, klare ethische Leitlinien und Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang.”

Höcke-Urteil, Schutz vor Ohrfeigen, Kollapsjournalismus

1. Höcke-Urteil: “FAZ” veröffentlichte “vorbereitete Meldung” zu früh
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie “DWDL” berichtet, ist der “FAZ” ein recht peinlicher Fehler unterlaufen: Eine vorbereitete Nachricht über eine Verurteilung von AfD-Politiker Björn Höcke sei veröffentlicht worden, obwohl das Urteil noch gar nicht gesprochen war. Anscheinend hatte jemand in der Onlineredaktion statt auf “Speichern” auf “Veröffentlichen” geklickt.
Ergänzung des “6-vor-9”-Kurators: Mittlerweile hat das Landgericht in Halle sein Urteil gesprochen: AfD-Rechtsaußen Höcke wegen Nazispruchs zu Geldstrafe verurteilt (spiegel.de).

2. Anlaufstelle zum Schutz publizistischer Arbeit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisationen Blueprint for Free Speech, Reporter ohne Grenzen, der Deutsche Journalisten-Verband, die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi, “FragDenStaat” sowie Aktion gegen Arbeitsunrecht haben eine Anlaufstelle zum Schutz vor missbräuchlichen Einschüchterungsklagen eingerichtet, von denen auch immer wieder Medienschaffende betroffen sind. Mit den sogenannten SLAPPs soll auch unliebsame Berichterstattung unterdrückt werden: “Die No-SLAPP-Anlaufstelle bietet Information, Beratung und Training, um potenziell Betroffene über ihre Rechte aufzuklären und sie bei der Verteidigung gegen solche SLAPP-Klagen zu unterstützen.”

3. Kollapsjournalismus
(lorenzmatzat.substack.com)
Lorenz Matzat kritisiert in seinem Beitrag, dass die deutsche Medienlandschaft der Klimakrise nicht die nötige Aufmerksamkeit und Dringlichkeit schenkt, sondern oft oberflächlich und neutral berichtet. Er fordert einen “Kollapsjournalismus”, der die drohenden gesellschaftlichen Zusammenbrüche offen anspricht: “Im Unterschied zum derzeitigen Verdrängungsjournalismus konfrontiert ein Kollapsjournalismus Entscheider:innen mit dem möglichen Zusammenbruch und fordert Auseinandersetzung ein, auch von seinen Leser:innen.”

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4. Blog gegen Desinformation verliert die Gemeinnützigkeit
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wie netzpolitik.org berichtet, wurde dem Blog “Volksverpetzer” Ende April die Gemeinnützigkeit aberkannt. Das bedeutet konkret, dass Spenden an den “Volksverpetzer” nicht mehr steuerlich absetzbar sind und für das Projekt möglicherweise hohe Rückzahlungen anstehen. In Deutschland sei gemeinwohlorientierter Journalismus nicht als eigener Gemeinnützigkeitszweck anerkannt, weshalb derartige Projekte stets um ihren Status bangen müssten. Eine Petition fordert die Ampel-Koalition auf, ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einzulösen und Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus zu schaffen.

5. Wie geht guter Lokaljournalismus, Ralf Heimann?
(open.spotify.com, Katharina Heimeier, Audio: 1:00:01 Stunden)
Im Podcast “Sendekritik” spricht die Medienwissenschaftlerin Katharina Heimeier mit Gästen über Journalismus und die Medienbranche. In der aktuellen Folge zu Gast: Ralf Heimann, Medienbeobachter (“Altpapier”), BILDblog-Autor (“Kleine Wissenschaft des Fehlers”) und Mitbegründer eines lokaljournalistischen Mediums für Münster (“Rums”). In dem Gespräch geht es unter anderem um den Newsletter als journalistisches Produkt, um Bezahlabos und die Frage, wie Heimann die Zukunft sieht.

6. Post zu Hummels’ angeblichem EM-Aus geht viral
(spiegel.de)
Ein Fake-Account auf X/Twitter mit dem Namen “Mats Hummels” verbreitete die Nachricht, dass der Fußballprofi nicht für die anstehende Europameisterschaft nominiert worden sei, was sich viral verbreitete, bevor eine “Community Note” den Post als falsch kennzeichnete. Bislang gibt es weder von der deutschen Nationalmannschaft noch von Hummels selbst eine offiziell verkündete Entscheidung zur EM-Nominierung. Das geänderte Verifizierungssystem von X mache es schwieriger, echte Accounts von Fake-Accounts zu unterscheiden.

Offener Brief gegen Kürzungen, Telefonseelsorge, Wutköder

1. Offener Brief zu Kürzungen beim MDR
(djv.de)
Verschiedene Journalistinnen und Journalisten haben sich in einem offenen Brief gegen die Kürzungspläne des MDR im Bereich der investigativen Recherche und der regionalen Hintergrundberichterstattung gewandt: “Wir fürchten um die publizistische Schlagkraft des MDR, um die Erfüllung unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags und nicht zuletzt um das Vertrauen unseres Publikums. Daher fordern wir Sie auf, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen braucht es mehr statt weniger investigative, regionale politische Berichterstattung.” Die im Brief angesprochene Leitungsebene des Senders hat mit einer Stellungnahme reagiert, über die Medienjournalist Stefan Niggemeier schreibt: “Da wird schroff deklamiert, statt den Kollegen, die es gut meinen und viele Leute hinter sich gesammelt haben, denen der MDR offenbar nicht egal ist, ein Gesprächsangebot zu machen.”

2. Rufen Sie bitte später zurück
(taz.de, Shoko Bethke)
Viele Medien, darunter auch das BILDblog, verbinden ihre Berichterstattung zum Thema Suizide mit einem Hinweis auf die Telefonseelsorge. Dies helfe Menschen in akuten Krisen jedoch nur bedingt. Die Erreichbarkeit und die Eignung für akute Fälle würden von einigen Personen, die versucht haben, die Telefonseelsorge zu erreichen, kritisch gesehen. Auch die Telefonseelsorge selbst fühlt sich überlastet. Medien wie der “Spiegel” und neuerdings auch die “taz” verweisen daher auf verschiedene Hilfsangebote.

3. Meine Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen die verleumderische Hetze von BILD
(michael-wildt.de)
Michael Wildt, Professor für Deutsche Geschichte mit Schwerpunkt Nationalsozialismus, hat beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen einen seiner Ansicht nach verleumderischen Artikel der “Bild”-Zeitung eingelegt. Darin werde fälschlicherweise behauptet, er und weitere Unterzeichner einer Erklärung von Lehrenden an Berliner Universitäten würden “Juden-Hass-Demos” unterstützen. Der Artikel verdrehe laut Wildt bewusst die Tatsachen, da die unterzeichnete Erklärung lediglich den Polizeieinsatz an der Freien Universität Berlin kritisiere und das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit verteidige.

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4. “Da kann man nur den Kopf schütteln”
(t-online.de, Amir Selim)
ZDF-Wettermoderator Özden Terli warnt nicht nur im Fernsehen, sondern auch in den Sozialen Medien vor den Folgen der Klimakrise. Amir Selim sprach mit ihm unter anderem über die aktuellen Temperaturrekorde. Außerdem geht es in dem Interview um die Fragen, welche konkreten Auswirkungen die hohen Temperaturen in Deutschland haben, worauf Terli bei seiner Berichterstattung Wert legt, und was Medien generell besser machen können.

5. »Wenn ich von links und rechts beschimpft werde, ist das genau richtig«
(spiegel.de, Markus Böhm)
Der “Spiegel” hat mit dem Youtuber Alexander Prinz gesprochen, der sich als “Dunkler Parabelritter” auf seinem Kanal mit politischen und kulturellen Kontroversen auseinandersetzt. Dabei fällt eine Parallele zum gestern verlinkten Interview mit der Aufklärungsseite “Volksverpetzer” auf, in dem Betreiber Thomas Laschyk erklärt, warum er oft reißerische Überschriften verwendet. Was für den einen reißerische Überschriften sind, sind für den anderen Vorschaubilder als Wutköder, über die Prinz sagt: “Von diesen wütenden Gesichtern würde ich gern wegkommen. Aber viele Leute klicken ohne solche Stilmittel nicht auf das Video. Und wenn mehrere Prozent der Zuschauer wegbleiben, ist das für den YouTube-Algorithmus und die weitere Verbreitung des Videos toxisch. Da kann die wochenlange Arbeit mehrerer Leute einfach untergehen.”

6. Wie Sie sehen, hören wir nichts
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 2:09 Minuten)
Boris Rosenkranz wollte sich beim NDR über den Hamburger Hafengeburtstag informieren, hatte aber Hörprobleme. Die lagen jedoch ausdrücklich nicht an ihm: “Beim Hafengeburtstag in Hamburg platziert der NDR seine Moderatorin direkt vor der schwimmenden Bühne. Wer hätte ahnen können, dass es da EIN BISSCHEN LAUT WIRD – und dass dann auch noch Scooter spielt!?”

Ende der Hintergrundrunde?, Schertz und die Medien, Auskoppel-Formate

1. Keine verschwiegenen Runden mehr im Kanzleramt
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Laut “Tagesspiegel” will sich Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt nicht mehr mit ausgewählten Journalisten und Journalistinnen zu vertraulichen Hintergrundgesprächen treffen. Jost Müller-Neuhof, rechtspolitischer Korrespondent beim “Tagesspiegel”, ist sich allerdings nicht sicher, wie ernst das zu nehmen ist: “Möglich, dass Schmidt seine Aktivitäten mit der Presse nun ausschließlich als Privatmann weiterführt – und sich amtlichen Transparenzpflichten damit entzieht. Auf eine Anfrage dazu gab es zunächst keine Reaktion.”

2. Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien
(ardmediathek.de, Nora Binder, Video: 59:20 Minuten)
Als “Star-Anwalt” ist Christian Schertz bekannt für die Vertretung von Prominenten und Medienschaffenden. Er vertrat Jan Böhmermann in der Schmähgedicht-Affäre gegen den türkischen Präsidenten Erdoğan, Moderator Günther Jauch gegen die Boulevardpresse und zuletzt Rammstein-Sänger Till Lindemann. Nora Binder hat Schertz für ihre einstündige Dokumentation in dessen Berliner Kanzlei besucht und mit Mandanten sowie Journalisten gesprochen. Der sehenswerte Film wirft viele interessante Fragen auf um “Recht, Moral, Medien und mächtige Männer”.

3. Vermitteln Medien eine europäische Öffentlichkeit?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 30:31 Minuten)
Schaffen Medien eine europäische Öffentlichkeit? Können sie zu einem europäischen Bewusstsein beitragen? Darüber spricht Pia Behme mit Patrick Leusch von ENTR, einer Initiative der Deutschen Welle und France Médias Monde in Zusammenarbeit mit Medienunternehmen in sechs europäischen Ländern, und der Deutschlandfunk-Korrespondentin Carolin Born.

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4. Volksverpetzer: “Manchen Menschen ist die Wahrheit egal”
(christoph-koch.net)
Christoph Koch hat Thomas Laschyk, den Gründer des Blogs “Volksverpetzer”, interviewt. Laschyk verrät, warum er für seine Faktenchecks gerne reißerische Überschriften verwendet: “Wenn ich mir schon die Mühe mache, das alles nachzurecherchieren und zu widerlegen, dann brauche ich eigene Narrative, um die Menschen zu erreichen. Also fing ich an, die Methoden der Fake-Verbreiter gegen sie zu verwenden und auch reißerische Titel zu nutzen, um die Leserinnen und Leser emotional anzusprechen.”

5. AfroMedia Network
(de.ejo-online.eu, Elva Nziza)
Elva Nziza stellt das AfroMedia Network vor, eine Plattform für afrikanische Medienforschung und Zusammenarbeit. Das Netzwerk arbeite mit dem African Journalism Educators’ Network und dem European Journalism Observatory zusammen, um “Informationen auszutauschen und die Sichtbarkeit von für Afrika relevanten Geschichten zu erhöhen”.

6. Auskoppel-Formate: Wieviel Idee braucht eine Abendshow?
(dwdl.de, Peer Schader)
“ProSieben im Speziellen und das Fernsehen im Allgemeinen pflegt schon seit längerem eine Leidenschaft dafür, schnell und klein auf Sendung geschickte Ideen nachher nochmal in ganz großem Rahmen auszukoppeln. Mit unterschiedlichem Erfolg allerdings.” Peer Schader hat sich angeschaut, wie das mit den Auskopplungen funktioniert, wie groß eine Idee sein muss, um eine abendfüllende Show daraus zu machen, und warum ein Scheitern erfolgreiche Konzepte hervorbringen kann.

KW 19/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie gefährlich ist Ministerpräsidentin Meloni für Italiens Medien?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 46:40 Minuten)
Wie funktioniert das italienische Mediensystem? Wie genau sieht dort die Einflussnahme der Politik auf Medien aus? Und welche Fehler machen deutsche Redaktionen immer wieder, wenn sie über Italien berichten? Wer sich für diese und andere Fragen rund um das Mediensystem Italiens interessiert, sollte unbedingt das Gespräch von Holger Klein mit dem politischen Journalisten und ausgewiesenen Italien-Kenner Sebastian Heinrich hören (sein Podcast, sein Buch).

2. Die Neuen Zwanziger 4-2024
(neuezwanziger.de, Wolfgang M. Schmitt & Stefan Schulz, Audio: 4:52:06 Stunden)
In der aktuellen Folge des Podcasts “Neue Zwanziger” analysieren Wolfgang M. Schmitt und Stefan Schulz deutsche Polit-Talkshows. Das ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch klug und aufschlussreich (wer nicht den ganzen, fast fünfstündigen Podcast hören will oder kann, kann im Inhaltsverzeichnis bei der Kapitelmarke “Journalisten stellen Fragen” einsteigen.)

3. Ina Ruck berichtet aus Moskau: Zwischen Informationspflicht und Unsagbarem
(open.spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 23:00 Minuten)
Bei “Satzzeichen” hat sich Christian Jakubetz mit der ARD-Korrespondentin Ina Ruck über deren schwierige Berichterstattung aus Russland unterhalten: “Wie vermittelt sie trotz staatlicher Repressalien Eindrücke, Hintergründe und Fakten? Was berichtet sie, was lässt sie weg? Gibt es eine Art Schere im Kopf? Und wie reagieren die Menschen auf der Straße auf eine deutsche Journalistin?” Den zweiten Teil des Interviews gibt es hier (open.spotify.com, Satzzeichen, Audio: 16:22 Minuten).

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4. Wie Online-Plattformen unser Leben prägen und die Welt verändern – mit Michael Seemann
(yeet-podcast.podigee.io, Lilith Becker, Audio: 1:14:31 Stunden)
Kulturwissenschaftler Michael Seemann war zu Gast im “Yeet”-Podcast der evangelischen Kirche und sprach dort mit Lilith Becker über die Auswirkungen der großen Online-Unternehmen auf unsere Welt und unsere Gesellschaften. Es geht um “digitale Stämme”, den Einfluss von Online-Plattformen auf unser Leben und die Frage, warum Seemann es falsch findet, weiterhin auf der Plattform X/Twitter zu sein.

5. Clare Devlin – Gründerin von “folgerichtig”, Podcasterin bei “dreißig”, früher WDR & funk-Journalistin
(open.spotify.com, Lisabell Shewafera, Audio: 39:51 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Inside Medien” ist Clare Devlin zu Gast, die mehrere Jahre als Host für die funk-Formate “Mädelsabende” und “reporter” arbeitete und heute Unternehmen zu Digitalstrategien im Internet berät. Mit Lisabell Shewafera hat sie sich über ihren Werdegang und ihre vielfältigen Projekte unterhalten.

6. Der Fall “Vermietertagebuch” | Absturz eines YouTubers
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 27:15 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Klatschpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal hat er den Kanal des rechtslastigen Politik-Populisten Alexander Raue analysiert, der mit seinen Videos viel Resonanz auslöst. Wie viel Wahrheit steckt in den Videos? Und mit welchen Methoden und Tricks arbeitet Raue?

Kontroversen um “Berliner Zeitung”, NDR vs Reichelt, TikTok und KI-Inhalte

1. Berichterstattung der “Berliner Zeitung” sorgt für Kontroversen
(deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio: 6:39 Minuten)
Die “Berliner Zeitung” hat seit der Übernahme im Jahr 2019 durch den Softwareunternehmer Holger Friedrich für allerhand Kontroversen gesorgt. In letzter Zeit gab es zum Beispiel einen Zwist mit dem ebenfalls in Berlin ansässigen “Tagesspiegel” um ein Interview mit dem Pink-Floyd-Sänger Roger Waters (Vorwürfe des “Tagesspiegel”: Geschöntes Interview der “Berliner Zeitung”, Entgegnung der “Berliner Zeitung”: So verzerrt der Tagesspiegel die Wahrheit). Michael Meyer hat mit dem Chefredakteur der “Berliner Zeitung” Tomasz Kurianowicz, Medienjournalist Steffen Grimberg und Verleger Holger Friedrich gesprochen.

2. Über Rechtsextreme reden – aber wie?
(verdi.de)
Der Artikel des medienpolitischen Verdi-Magazins “M” fasst die Handlungsempfehlungen von Pia Lamberty und Maheba Goedeke Tort in deren Publikation “Über Rechtsextreme reden? Empfehlungen für die mediale Berichterstattung” (PDF) zusammen. Die Autorinnen fordern klare redaktionelle Leitlinien im Umgang mit Rechtsextremismus, um rechtsextreme Ideologien erkennen und Desinformation widerlegen zu können. Medien sollten rechtsextremen Akteuren keine Plattform bieten. Zudem betonen Lamberty und Goedeke Tort die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Berichterstattung, die auch die Betroffenen in den Blick nimmt.

3. “Reschke Fernsehen”: NDR gewinnt gegen Julian Reichelt vor Gericht
(presseportal.de)
Wie der NDR in einer Pressemitteilung in eigener Sache bekannt gibt, habe der öffentlich-rechtliche Sender im Streit um eine Gegendarstellung mit Julian Reichelt vor dem Oberlandesgericht Hamburg Recht bekommen. Die NDR-Sendung “Reschke Fernsehen” müsse eine Gegendarstellung des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs nicht ausstrahlen, da sie nicht den gesetzlichen Anforderungen entspreche. Die Entscheidung sei rechtskräftig und unanfechtbar.

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4. Bedenken in Brüssel: journalistischer Umgang mit Desinformationen im Vorfeld der Europawahl
(de.ejo-online.eu, Torben Kassler)
Torben Kassler beschäftigt sich in seinem Beitrag mit dem journalistischen Umgang mit Desinformation im Vorfeld der Europawahlen. Er analysiert eine Studie, die zeige, wie EU-Korrespondenten in Brüssel ihre Fähigkeiten zur Bekämpfung von Desinformation einschätzen, und wie die Medienbranche durch wirtschaftlichen Druck und mangelnde Verifikationsressourcen gefährdet ist. Kassler kommentiert: “Der Ausblick, den die in den Studien beschriebenen Entwicklungen und Effekte bieten, ist kein rosiger. Ein Abebben der Desinformationskrise ist nicht abzusehen, es hat sich vielmehr gezeigt, dass diese sich seit der Europawahl 2019 verstärkt hat.”

5. TikTok will externe KI-Inhalte künftig kennzeichnen
(zeit.de)
TikTok plane die Kennzeichnung von externen Inhalten, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden: “KI bietet unglaubliche kreative Möglichkeiten, kann aber die Betrachter verwirren oder in die Irre führen, wenn sie nicht wissen, dass der Inhalt mit KI generiert wurde”, so das Unternehmen. Das Verfahren solle auch auf reine Audiobeiträge ausgeweitet werden. Zudem wolle man Inhalte, die auf TikTok erstellt wurden, mit sogenannten Content-Credentials versehen.

6. EU-Kommission verwarnt X wegen eingesparter Inhalte-Moderation
(spiegel.de)
Die EU-Kommission habe die Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter, wegen mangelhafter Inhalte-Moderation verwarnt. Die Kommission verlange detaillierte Informationen über die Ressourcen des Unternehmens zur Bekämpfung von Desinformation und illegalen Inhalten. Es sei zu befürchten, dass der Stellenabbau in diesem Bereich Auswirkungen auf Wahlprozesse und den Schutz von Grundrechten haben könnte. X/Twitter habe neun Tage Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren.

Pulitzer-Preise, “Das macht mich wütend”, Gute Talkshows

1. “New York Times” gewinnt
(taz.de)
Für ihre Berichterstattung über den Hamas-Angriff vom 7. Oktober und die israelische Reaktion darauf erhielt die “New York Times” den renommierten Pulitzer-Preis in der Kategorie Internationale Reportage. Der Breaking-News-Preis für Fotografie ging an die Nachrichtenagentur Reuters für ihre begleitende Berichterstattung. Außerdem wurde der russische Oppositionspolitiker Vladimir Kara-Mursa für seine Kolumnen in der “Washington Post” ausgezeichnet, die er “unter großem persönlichen Risiko aus seiner Gefängniszelle” geschrieben habe. Auf der Website des Pulitzer-Preises findet man Links zu den ausgezeichneten Beiträgen.

2. Das macht mich wütend
(linkedin.com, Mathias Peer)
“Das macht mich wütend: FOCUS online und Frankfurter Rundschau schreiben schamlos bei mir ab – und ich kann nichts dagegen tun.” Auf LinkedIn schreibt sich Mathias Peer, freier Journalist und Korrespondent für Südostasien und Südasien, den Frust von der Seele. Die genannten Medien hätten sich bei seiner Recherche für das “Handelsblatt” bedient: “Das Urheberrecht schützt mich hier wohl kaum: Schließlich haben die Medien nicht 1:1 kopiert, sondern geben meine Recherchen leicht umformuliert wieder. Ein Problem ist diese Art von Pseudo-Journalismus dennoch: Investitionen in echte Recherchen lohnen sich immer weniger, wenn die Billigkonkurrenz am Ende den Traffic abgreift.”

3. Was macht eine gute neue Talkshow aus, Anna Dushime?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 25:43 Minuten)
Im Podcast “Läuft” erzählt Anna Dushime, wie es zu ihrem Talkshowformat “Der letzte Drink” gekommen ist, dessen Pilotsendung mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Was ist Dushime beim Interviewen wichtig? Und wie geht es mit einem Format weiter, dessen erste Folge bereits einen bedeutenden Preis einsammeln konnte? In der Medienkritik setzt sich Alexander Matzkeit kritisch mit einem Podcast über einen Techno-DJ auseinander.

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4. Zu politisch? GFF und Campact unterstützen vom Verlust der Gemeinnützigkeit bedrohte Organisationen
(freiheitsrechte.org)
Die Online-Kampagnenorganisation Campact und die Gesellschaft für Freiheitsrechte wollen Vereine unterstützen, denen wegen ihres, auch medialen, Engagements gegen Rechtsextremismus die Aberkennung der Gemeinnützigkeit droht. Dabei geht es um die Übernahme von Beratungs- und Verfahrenskosten sowie die Vermittlung von spezialisierten Anwaltskanzleien. Felix Kolb, geschäftsführender Vorstand von Campact, sagt dazu: “Wie wir aus Umfragen wissen, zögern hochgerechnet 30.000 Vereine in Deutschland, sich politisch zu engagieren. Sie haben Angst, ihren Gemeinnützigkeitsstatus und damit überlebenswichtige Steuervorteile und Fördermöglichkeiten zu verlieren.”

5. Feminismus trifft Klassenkampf im Film
(verdi.de, Gitta Düperthal)
Gitta Düperthal fasst ihre Eindrücke von der 41. Ausgabe des Internationalen Frauenfilmfestivals (IFFF) zusammen, bei dem es vor allem “um Frauensolidarität, Antirassismus, Antisexismus und Klassenkampf” gehe. Düperthal zieht ein positives Fazit: “Das Kino hat im feministischen und klassenkämpferischen Sinn einiges zu bieten. Das Team des IFFF unter Leitung von Maxa Zoller ist findig genug, um jedes Jahr aufs Neue die filmischen Highlights zu fördern oder auch Vergessenes auszugraben.”

6. Rezo macht neues Format für Amazon-Streamingdienst Freevee
(dwdl.de, Alexander Krei & Uwe Mantel)
Wie “DWDL” berichtet, wird der bekannte Youtuber Rezo demnächst nicht nur auf seinen üblichen Kanälen, sondern auch bei Amazon zu sehen sein. “Fake Train” heiße das neue Format, bei dem prominente Gäste in einem eigens dafür angemieteten Zug in Köln ihr Wissen über “Fake News” und Desinformation beweisen müssen. Das Projekt werde von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt.

Reklame für Klimakiller, Mediatheken rücken zusammen, Reichelts Strafe

1. Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag: TV-Werbung oft für klimaschädliche Produkte
(riffreporter.de, Marianne Falck)
Die Otto-Brenner-Stiftung hat eine Studie über “Reklame für Klimakiller” veröffentlicht (PDF). Die “Riffreporter” haben sich die 70-seitige Analyse mit dem Untertitel “Wie Fernseh- und YouTube-Werbung den Medienstaatsvertrag verletzt” genauer angesehen und die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Und sie weisen auf die ordnungspolitischen Möglichkeiten hin, mit denen für mehr Klimaschutz gesorgt werden kann: “Nicht nur aus Sicht der Otto-Brenner-Stiftung gilt es, sie konsequent zu nutzen, um ein zeitnahes Umsteuern bei Unternehmen in Gang zu setzen.”

2. “Wer die Öffentlich-Rechtlichen bewahren will, muss sie grundlegend verändern”
(journalist.de, Jan Freitag)
Julia Jäkel, ehemalige Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr, hat mit einer Kommission, dem sogenannten “Zukunftsrat”, über die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien nachgedacht und Vorschläge erarbeitet (PDF). Die grundlegende Frage dabei: Was muss sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ändern? Und: Kann er gerettet werden? Jan Freitag hat Jäkel unter anderem dazu befragt. Er wollte auch wissen, wie man sich die Zusammenarbeit in dem achtköpfigen Gremium vorstellen muss. Jäkels Fazit: “Wer die Öffentlich-Rechtlichen bewahren will, muss sie grundlegend verändern”.

3. Streit mit Böhmermann: Reichelt muss 2.000 Euro zahlen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Ex-“Bild”-Chefredakteur und jetzige Verantwortliche des rechten Krawallmediums “Nius”, Julian Reichelt, muss laut “DWDL” 2.000 Euro Ordnungsgeld zahlen, weil er im Streit mit dem ZDF-Satiriker Jan Böhmermann gegen eine einstweilige Verfügung verstoßen habe. Das Hanseatische Oberlandesgericht habe festgestellt, dass Reichelt in einem “Achtung-Reichelt!”-Video unter anderem die unwahre Behauptung verbreitet habe, eine Frau mit Verbindungen zum Innenministerium gehöre zur Redaktion des “ZDF Magazin Royale”.

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4. “Keine Einschnitte in die Honorare von Freien!”
(djv-nrw.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Nordrhein-Westfalen ruft alle festangestellten und arbeitnehmerähnlichen Journalistinnen und Journalisten sowie die Volontärinnen und Volontäre des WDR zu einem zweitägigen Warnstreik für gerechtere Honorare der Freien auf. DJV-NRW-Verhandlungsführer Volkmar Kah kritisiert den aktuellen Vorschlag des WDR: “Wenn sich an dem vorliegenden Vorschlag nichts ändert, wird es bei zahlreichen Honoraren enorme Verschlechterungen geben. Für einzelne Positionen sind Einkommensverluste bis zu 30 Prozent zu befürchten. Das ist mit uns nicht zu machen!”

5. Mediatheken rücken enger zusammen
(tagesschau.de)
Der Intendant des ZDF und der Vorsitzende der ARD haben eine engere Zusammenarbeit ihrer Mediatheken angekündigt. Die Kooperation, die ab dem ersten Quartal 2025 starten soll, sieht den Einsatz von Open-Source-Technologie vor, die auch von anderen Institutionen genutzt werden könne. “Wir geben der Gesellschaft damit etwas zurück, wofür sie uns auch bezahlt hat”, so ZDF-Chef Norbert Himmler. Die Kosten dafür würden aus dem laufenden Betrieb finanziert.

6. Kurznachrichtendienst: Jack Dorsey kehrt Bluesky den Rücken
(heise.de, Martin Holland)
Wie Martin Holland bei “Heise” berichtet, hat Twitter-Erfinder und Bluesky-Gründer Jack Dorsey seinen Vorstandsposten bei Bluesky aufgegeben und seinen dortigen Account gelöscht. Die Plattform habe die Trennung bestätigt und suche nun einen Nachfolger für Dorsey im Vorstand. Warum Jack Dorsey sich von der Twitter-Alternative getrennt habe, sei nicht bekannt.

Irritierender Aufstieg, Gericht urteilt für Freie, Podcasts wachsen

1. Irritierender Aufstieg Deutschlands
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Johannes Drosdowski hat sich die Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen angesehen. Die Liste werde erneut von Norwegen angeführt. Deutschland habe sich im Vergleich zum Vorjahr von Platz 21 auf Platz 10 verbessert, allerdings nicht aus eigener Kraft, sondern weil sich das Umfeld verschlechtert habe – ein “irritierender Aufstieg”.
Weiterer Lesetipp: Ausführliche Informationen mit zahlreichen Links gibt es direkt bei Reporter ohne Grenzen: Rangliste der Pressefreiheit 2024: Gewalt bedroht Berichterstattung über Wahlen.

2. Al-Jazeera in Israel nicht mehr empfangbar
(zdf.de)
Die israelische Regierung habe beschlossen, den arabischen Fernsehsender Al-Jazeera in Israel abschalten zu lassen. Sie werfe dem Sender aus Katar vor, arabische Zuschauerinnen und Zuschauer gegen Israel aufzuhetzen. Al-Jazeera weise die Vorwürfe zurück, und auch die Vereinten Nationen hätten umgehend die Aufhebung des Verbots gefordert.

3. Gericht urteilt für Freie
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband und die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi (dju) berichten über einen juristischen Sieg gegen die Honorarpraxis der “Kieler Nachrichten” für freie Journalistinnen und Journalisten. Die dju-Vorsitzende Tina Groll erklärt dazu: “Die Gerichtsentscheidung gegen die Kieler Zeitung ist ein Erfolg für Freie bei den Kieler Nachrichten und bei allen anderen Zeitungen. Honorarvereinbarungen müssen sich an den Gemeinsamen Vergütungsregeln für Tageszeitungen orientieren, dürfen keine Pauschalierungen zulasten der freien Journalist*innen vorsehen.”

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4. Urteil gegen Ex-MDR-Unterhaltungschef rechtskräftig
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der ehemalige MDR-Unterhaltungschef Udo Foht ist laut “DWDL” rechtskräftig wegen Betrugs und Bestechlichkeit verurteilt worden, nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) die Revision gegen ein Urteil des Landgerichts Leipzig verworfen hat. Foht hatte zugegeben, über mehrere Jahre hinweg Geldgeber aus dem Showgeschäft um Darlehen gebeten zu haben, die er nicht zurückzahlen konnte. Das Landgericht hatte ihn zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt, die der BGH nun bestätigt habe.

5. Höheres Selbstwertgefühl ohne Social Media
(tagesschau.de, Frank Wittig)
Der Wissenschaftsjournalist Frank Wittig weist auf eine kanadische Studie hin, die zeige, dass schon eine Woche ohne Soziale Medien das Selbstwertgefühl junger Frauen und deren Einstellung zum eigenen Körper verbessere. Die starke Präsenz von “idealen Körpern” in den Sozialen Medien belaste demnach psychisch vor allem junge Frauen, die anfällig für Schlankheitsideale seien. Die Studienleiterin und Psychologieprofessorin Jennifer Mills mache dafür auch den medialen Wandel verantwortlich: “Damals konnte man nur eine begrenzte Anzahl von Minuten oder Stunden damit verbringen, Mode- und Beauty-Magazine zu lesen, und sie erschienen nur einmal in der Woche.” Nun seien die Möglichkeiten ins “Unendliche” gewachsen.

6. Wie sich der Podcast entwickelt
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler hat sich die neuesten Zahlen zum Podcastmarkt angeschaut. Die Nutzung von Podcasts nehme stetig zu, und auch die Verweildauer sei deutlich gestiegen. Podcast-Werbung werde von vielen Nutzerinnen und Nutzern akzeptiert, insbesondere wenn die Produkte von den Hosts über sogenannte Host-Read Ads empfohlen werden. Zudem gebe es einen Trend zu Live-Formaten und Video-Podcasts.

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