Suchergebnisse für ‘Torte’

“Unser Urlaub”

Sommer 2016, in Spanien, in Portugal, in Frankreich, in Griechenland, auf Madeira und auf den Kanaren kämpfen die Menschen gegen heftige Waldbrände. Es gibt Tote und Verletzte, Menschen verlieren ihre Häuser und Lebensgrundlagen. Und Bild.de titelt:

Screenshot Bild.de - Hier fackelt unser Urlaub ab - Waldbrände lodern auf Madeira, den Kanaren, in Frankreich, Spanien, Portugal

Sommer 2017, in Kroatien, in Montenegro, in Griechenland, in Italien, in Frankreich und in Portugal brennen die Wälder. Ein Mann kommt in der Nähe von Neapel ums Leben, viele verlieren alles, was sie haben. Und Bild.de titelt:

Ausriss Bild.de - Waldbrände in Italien, Kroatien Frankreich - Hilfe, unser Urlaub brennt - Sind Sie auch betroffen? Schicken Sie uns Ihre Urlaubsfotos aus der Flammenhölle

Und jetzt, im Sommer 2023, wo in den Urlaubsregionen in Griechenland, in Kroatien, in Portugal, in Italien und in Frankreich wieder riesige Waldbrände wüten, mit Toten und Verletzten und zerstörten Existenzen, ist die “Bild”-Redaktion wieder ganz bei sich und “uns”:

Screenshot Bild.de - Waldbrände in Griechenland, Landminen-Explosionen in Kroatien - Hier brennt unser Urlaub!

KW 05/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Katja Riedel über die geheime Chatgruppe der AfD-Bundestagsfraktion
(denkangebot.org, Katharina Nocun, Audio: 1:17:42 Stunden)
Katja Riedel ist eine Investigativjournalistin, die sich auf die AfD spezialisiert hat. Zusammen mit Sebastian Pittelkow hat sie das Buch “Rechts unten: Die AfD: Intrigen, heimliche Herrscher und die Macht der Geldgeber” geschrieben. Im Gespräch mit Katharina Nocun erzählt Riedel davon, wie es ihrem Co-Autor und ihr gelungen ist, intime Einblicke in das Innenleben der Partei zu bekommen.

2. Was ist das für ein korrupter Sumpf bei der BBC?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:58 Minuten)
Warum ist die BBC so schwach? Inwiefern ermöglicht das britische Mediensystem den politischen Druck auf Redaktionen? Und wo findet kritischer Journalismus in Großbritannien dann noch statt? Darüber spricht Holger Klein im “Übermedien”-Podcast mit ARD-London-Korrespondentin Annette Dittert.

3. Afghanistan – Journalisten zwischen Angst, Folter, Flucht und Neuanfang in Deutschland
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 28:11 Minuten)
Das BR24-Medienmagazin beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe mit dem Land, das nach dem Abzug der NATO in die Hände der Taliban gefallen ist: “Wir schauen nach Afghanistan und die Medien vor Ort, aber auch auf die Journalistinnen und Journalisten, die nach Deutschland fliehen mussten. Weil Ihnen zu Hause Arbeitsverbote, Folter, Haft oder sogar der Tod droht. Welche Herausforderungen haben sie hier?”

Bildblog unterstuetzen

4. Black Lives Matter – was bleibt?
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar & Nadia Zaboura, Audio: 37:31 Minuten)
In der neuen Folge des Medienpodcasts “quoted” geht es um die Frage, was aus der Mediendebatte um Rassismus geworden ist. Dazu haben Nils Minkmar und Nadia Zaboura die Journalistin Noelle O’Brien-Coker eingeladen. Mit ihr diskutieren sie die Frage, wie sich der mediale Diskurs seit den ersten Black-Lives-Matter-Protesten entwickelt hat.

5. Das nächste große Ding
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Chris Köver, Audio: 41:48 Minuten)
Bei “Off The Record” sprechen Sebastian Meineck und Chris Köver darüber, wie die netzpolitik.org-Redaktion mit dem Hype um Künstliche Intelligenz umgeht und welche Zweifel sie dabei begleitet: “Haben wir im Spätjahr den Beginn des Hypes vor lauter Berichterstattung über Chatkontrolle und Twitter-Chaos verpennt? Was denken wir persönlich über die neue Technologie?”

6. Ausgerastet und abgestürzt: Der Fall des Angry German Kid
(ndr.de, Zapp, Video: 22:46 Minuten)
Viele kennen das virale Video des “Angry German Kid”, in dem ein Jugendlicher beim Computerspielen seiner Wut freien Lauf lässt. Es war eine Inszenierung, die für den damals 14-Jährigen schwerwiegende Folgen hatte. Hilflos musste er mit ansehen, wie die Aufnahme unzählige Male weiterverbreitet und verfälscht wurde – und einen Teil seines Lebens zerstörte. Ein nachdenklich stimmender Film über die mitunter äußerst negativen Folgen von Online-Prominenz.

rbb honoriert Nichtstun, ARD ohne Vertrauen, Bürgermeister attackiert

1. Freigestellter Manager kostet den RBB über 700.000 Euro
(dwdl.de, Alexander Krei)
Beim rbb will einfach keine Ruhe einkehren. Nach den zahlreichen Vorwürfen gegen Ex-Intendantin Patricia Schlesinger und andere Personen aus der Leitungsetage, stellt sich nun heraus, dass der ehemalige Chef von rbb Media noch bis zum Renteneintritt und anscheinend ohne Gegenleistung Gelder kassiert. 300.000 Euro habe er bislang schon fürs Nichtstun bekommen, von noch ausstehenden 400.000 Euro ist die Rede. Alexander Krei erklärt, was es mit den ominösen Zahlungen auf sich hat, und berichtet von einer Fragen aufwerfenden Liebesbeziehung.

2. ARD ohne Vertrauen in RBB-Führung
(taz.de)
Die restliche ARD entzieht der rbb-Geschäftsleitung ihr Vertrauen. “Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt”, so ARD-Chef Tom Buhrow am Samstag. Damit wachse der Druck auf das rbb-Führungsteam rund um den geschäftsführenden Intendanten Hagen Brandstäter, die Ämter niederzulegen. Die Vorsitzende des rbb-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, ist bereits zurückgetreten.

3. Thüringer Bürgermeister attackiert Journalist heftig
(morgenpost.de, Marius Koity & Elmar Otto & Christian Unger)
Ein Reporter der zur Funke Mediengruppe gehörenden “Ostthüringer Zeitung” ist beim öffentlichen Empfang auf einem Stadtfest vom dortigen Bürgermeister an der Arbeit gehindert und körperlich attackiert worden. Dem Journalisten sei aufgefallen, dass die Stadt auch einen bekannten Reichsbürger eingeladen hatte. Anscheinend störte sich der Bürgermeister, der in der Vergangenheit Corona als “Lüge” der Regierung bezeichnet habe und unlängst nur knapp der Abwahl entgangen sei, an entsprechenden Nachfragen und ging zum Angriff über.

Bildblog unterstuetzen

4. Fact Checking bei Investigativ-Recherchen: Ein Guide
(netzwerkrecherche.org, Nils Hanson)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht einen übersetzten Beitrag des preisgekrönten schwedischen Investigativreporters Nils Hanson zum Thema Faktencheck bei Investigativ-Recherchen. Hanson nennt zunächst drei unumgänglichen Checkpoints und verrät dann seine zehn Tipps zum Faktencheck. Sein Fazit: “Investigativ-Beiträge Zeile für Zeile zu redigieren, ist mühsam, aber es lohnt sich. Denn du wirst vermutlich nicht mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, weil du fürchtest, falsch berichtet zu haben. Stattdessen kannst du ruhig schlafen in dem Wissen, alles getan zu haben, um das Risiko eines Fehlers zu minimieren.”

5. Worin liegt der Reiz des Podcasts für einen Textverliebten, Nils Minkmar?
(turi2.de)
Beim Medienportal “turi2” finden derzeit die Podcast-Wochen statt mit vielen Beiträgen rund um das boomende Medium. Aktuell erklärt der Journalist und Podcaster Nils Minkmar, worin für ihn der Reiz des Formats liegt: “Podcasten macht nur Spaß, wenn man es in guter Gesellschaft tut, mit der man auch mal anderer Meinung sein kann. Und ohne allzu enge Vorgaben, jede Vorsicht oder Vorgabe verdirbt die Sache. Denn Podcasten ist eine Ausübung unserer Freiheit. Und die gibt es nicht ohne Risiko.”

6. Wie wir betrogen wurden (-45.000€)
(youtube.com, Simplicissimus, Video: 9:41 Minuten)
Die Macher des ehemals zum öffentlich-rechtlichen “Funk”-Kosmos gehörenden Youtube-Kanals “Simplicissimus” berichten, wie Betrüger ihre Mail-Kommunikation abgefangen, dessen Ausdrucksweise imitiert und sich rund 45.000 Euro erschwindelt haben. Ein spannender Betrugsfall, der zeigt, wie angreifbar elektronischer Schriftverkehr ist.

Bild.de zeigt das blutüberströmte Gesicht eines getöteten 9-Jährigen

Inzwischen haben sie das Foto an der entsprechenden Stelle verpixelt. Aber am Samstag war auf der Startseite von Bild.de, an oberster Stelle, das blutüberströmte Gesicht eines zuvor getöteten 9-Jährigen zu sehen:

Screenshot Bild.de - H. tötete im Blutrausch zwei Menschen - Interview mit einem Kindermörder - Der Herne-Killer spricht zum ersten Mal über seine schickierenden Verbrechen

Alle Unkenntlichmachungen in diesem Screenshot stammen von uns: beim Namen des verurteilten Täters, bei dessen Alter, bei dessen Gesicht, bei dessen blutverschmierter Hand. Und auch die Verpixelung am linken Bildrand, wo sonst das Gesicht eines der Opfer, des bereits erwähnten 9-jährigen Kindes, zu erkennen wäre, ist von uns. Bei Bild.de war all das zu sehen. Nach Beschwerden hat die Redaktion zumindest das Gesicht des getöteten Kindes verpixelt.

Im Artikel schreibt “Bild”-Reporter Frank Schneider zu diesem Foto:

Die Morde von Herne schockierten auch deshalb, weil [H.] während und nach seinen Bluttaten Sprachnachrichten postete, sich in Chaträumen mit Fotos brüstete, die ihn an den Tatorten zeigten. Die blutgetränkten Hände, sein diabolisches Grinsen – ein einziger Albtraum.

Das, was der Mann im März 2017 noch selbst erledigen musste, übernahmen am Samstag Schneider und dessen “Bild”-Redaktion: Sie verbreiteten diesen “einzigen Albtraum”, sie zeigten einen Mörder in der von ihm gewählten triumphierenden Pose, sie halfen ihm dabei, sich viereinhalb Jahre später noch einmal mit der Tat zu brüsten.

Auch der Text bietet H. die große Bühne. “Aber wie begegnet man einem Menschen, den wohl kein Mensch je wieder sehen möchte?”, fragt sich “Bild”-Autor Schneider zu Beginn seines Artikels. Die Antwort der “Bild”-Medien lautet offenbar: Indem man diesem Menschen und seinen Gedanken, Rechfertigungen, abstrusen Aussagen möglichst viel Sichtbarkeit verschafft.

Der Doppelmörder bedauert sich selbst:

… schreibt Schneider zum Beispiel. Und lässt den Doppelmörder dann in einem Zitat sich selbst bedauern.

[H.] versucht zu dozieren, seine Sätze elegant zu formulieren – und bemerkt nicht, was für einen kranken Unsinn er redet.

… schreibt Schneider. Und zitiert H. im Anschluss mit krankem Unsinn.

Dann gibt er seinem Opfer eine Mitschuld:

… schreibt Schneider. Und lässt den Täter in einem Zitat dem 9-jährigen Opfer eine Mitschuld geben.

An einer anderen Stelle des langen Artikels darf H. damit angeben, dass er als Kampfsportler viele Messerstriche in einer Minute schaffe. “Offenbar registriert [H.] meine Fassungslosigkeit”, schreibt Frank Schneider dazu, was ihn aber nicht davon abhält, diese unsägliche Prahlerei zu verbreiten. Und so geht es bis zum Schluss weiter:

Die Gesprächszeit geht zu Ende, eine Botschaft will mir der Kindermörder noch mit auf den Weg geben:

… und natürlich verbreiten Schneider, Bild.de und Bild am Sonntag, wo der Artikel ebenfalls erschienen ist, auch noch diese letzte Botschaft.

Eigentlich, so scheint es, sind H. und dessen Opfer aber nur Mittel zum Zweck – für Werbung in eigener “Bild”-Sache. Über weite Strecken stehen gar nicht der “Herne-Killer” oder die zwei von ihm getöteten Menschen im Mittelpunkt, sondern der “Bild”-Reporter:

Es ist ein beklemmendes Gefühl, als ich entlang der hohen Mauer mit Überwachungskameras und Natodraht zum Gefängnis-Eingang gehe. Ein Kindermörder hat mich zum Gespräch gebeten.

… heißt es ganz am Anfang des Textes. Und weiter:

Gleich treffe ich also den Doppelmörder von Herne.

Ich war als Reporter dabei, als SEK-Polizisten den Killer tagelang im Ruhrgebiet jagten. Ich traf die Mütter der Opfer – und die fassungslose Mutter des Täters.

Ich betrete den modernen Gefängnis-Komplex durch eine Panzerglas-Tür, dann muss ich alles abgeben, nur Stift und Schreibblock darf ich behalten.

In einem Info-Kasten etwas weiter hinten im Artikel gibt es die Auflösung – es handelt sich um Reklame für den “Bild”-Fernsehsender:

Sehen Sie die Doku “Mein größter Fall”: “Die Bestie von Herne” am […] bei BILD im TV

Mit Dank an die Hinweisgeber!

Nachtrag, 28. Oktober: In der “Süddeutschen Zeitung” ist heute ein Interview mit dem neuen “Bild”-Chefredakteur Johannes Boie erschienen (online nur mit Abo lesbar). Darin geht es unter anderem auch um die Kritik, die wir in diesem Beitrag geäußert haben (auch wenn das BILDblog nicht explizit erwähnt wird). Auf die Frage …

In der Kritik steht Bild auch immer wieder wegen sensationslüsterner und grenzwertiger Berichterstattung, Rügen des Presserats werden nicht veröffentlicht. Erst diese Woche zeigte Bild das unverpixelte Bild eines ermordeten Neunjährigen. Bleibt das alles so?

… antwortet Boie:

Nein, das war ein schlimmer Fehler. Ich habe am selben Tag intern neue Regeln eingeführt, die die Berichterstattung bei schweren Kriminalfällen und Minderjährigen betrifft, unter anderem ein Sechs-Augen-Prinzip und eine technische Änderung in der Fotodatenbank. Der Fall zeigt allerdings zu einem kleinen bisschen auch, wie wir kritisiert werden: im Netz verbreiten unsere Kritiker nun die Grafik von Bild, auf der sie eine große Fläche gekennzeichnet haben. Da denkt jeder: Bild hat das Mordopfer groß und deutlich erkennbar gezeigt. Tatsächlich ging es um eine winzige schemenhafte Fläche im Hintergrund, die mit bloßem Auge kaum zu sehen war. Trotzdem war es ein schwerer Fehler, deshalb die klaren Maßnahmen.

Das klingt erstmal nicht schlecht.

Zwei Anmerkungen hätten wir allerdings zu Johannes Boies Aussage: Auch sein Vorgänger Julian Reichelt versprach in der Vergangenheit, “neue Kontrollmechanismen dazwischenschalten” zu wollen, nachdem “Bild” kräftig danebengelangt hatte. Man muss aus unserer Sicht also erstmal schauen, inwieweit Boies Maßnahmen wirklich etwas bringen. Und zu Boies Vorwurf der unfairen Kritik: Sowohl hier im Beitrag als auch bei Twitter schreiben wir, dass die von uns verpixelte Fläche nicht nur das 9-jährige Mordopfer verdeckt (dazu schreiben wir extra: “am linken Bildrand”), sondern auch das Gesicht des Täters und dessen blutverschmierte Hand.

Die Opfer von “Bild” (12)

In einer früheren Ausgabe dieser Rubrik haben wir über die Willkür geschrieben, mit der “Bild” Fotos von Verbrechensopfern (nicht) verpixelt. Während zum Beispiel zwei Frauen, die in Kiel ermordet wurden, konsequent ohne Verpixelung gezeigt wurden, wurde das Gesicht eines Mannes, der in Berlin ermordet wurde, konsequent unkenntlich gemacht.

Zwei Wochen später änderte die Redaktion dann plötzlich den Kurs – und zeigte auch den Mann ohne jede Unkenntlichmachung:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Prozess gegen Kannibalen von Pankow - Todesrätsel um Opfer [Name]", dazu ein Porträtfoto des Mannes
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag von uns.)

Insgesamt veröffentlichten die “Bild”-Medien in jener Woche (30. August bis 5. September) mindestens 20 Mal Fotos von Menschen, die Opfer eines Unglücks oder Verbrechens geworden sind. Sowohl in der Printausgabe als auch online erschienen zum Beispiel Fotos einer Frau, die mutmaßlich von ihrem Ehemann ermordet wurde:

Ausriss aus der BILD-Zeitung: "So quälte der Killer-Zahnarzt seine schöne Frau", dazu ein großes Foto der Frau sowie ein kleines Foto ihres Ehemanns

Und Fotos einer Frau, die von ihrem Ehemann erschossen worden sein soll:

Ausriss aus der BILD-Zeitung: "Ehefrau erschossen, weil sie Taschentücher herumliegen ließ", dazu ein Foto des Hauses, in dem die Tat stattfand, sowie ein großes Foto der Frau

Gedruckt wurde auch ein Foto einer Frau und ihres Babys, die an einer Bushaltestelle ums Leben kamen:

Ausriss aus der BILD-Zeitung: "Mutter und Baby an Haltestelle totgefahren", dazu mehrere Fotos des Unfallorts sowie ein großes Foto der Mutter uns ihres Kindes

Bild.de zeigte auch das Gesicht eines Rettungsschwimmers, der vom Blitz erschlagen wurde:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "US-Rettungsschwimmer vom Blitz getroffen - tot", dazu ein großes Foto des Mannes

Und das einer Frau, die von ihrem Ehemann durch eine Explosion getötet worden sein soll:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Ehefrau und Hund in die Luft gejagt - Drei Tatorte, eon Todesdrama", dazu ein Foto des zerstörten Hauses sowie ein Foto der Frau, ihres Mannes und ihres Hundes, sowie das BILD-Plus-Logo

Und das Foto eines Vaters und seines Kindes, die in einer Kellerwohnung ertrunken sind:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Dramatische Flut in New York - Familie ertrinkt in Kellerwohnung", dazu ein Foto der zerstörten Wohnung sowie ein Foto des Mannes und seines Kindes

***

Drei Monate lang haben wir diese Praxis nun etwas genauer beobachtet. In dieser Zeit haben die “Bild”-Medien mindestens 355 Mal Fotos von Menschen gezeigt, die Opfer eines Unglücks oder Verbrechens geworden sind. In 40 Fällen von Minderjährigen.

In 22 Fällen waren die Gesichter verpixelt, in elf Fällen die Augen. In 322 Fällen verzichtete “Bild” auf jede Unkenntlichmachung.

Nur in 14 Fällen haben Angehörige der Veröffentlichung laut “Bild”-Angabe zugestimmt.

***

Nach einem Verbrechen oder Unglück in Social-Media-Profilen zu wühlen und daraus Fotos der Opfer zu veröffentlichen, ist redaktioneller Alltag bei “Bild”. Häufig erscheinen solche Fotos ohne jede Verpixelung und ohne Zustimmung der Angehörigen oder Hinterbliebenen.

In vielen Fällen werden Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder sogar von Reportern bedrängt, damit sie Fotos der Menschen herausrücken, die sie gerade verloren haben.

“Bild” begründet die Veröffentlichung solcher Bilder damit, dass “nur so” die Tragik “deutlich und fassbar” werde.

Wie jedoch viele Betroffene selbst darüber denken, kann man zum Beispiel hier nachlesen. Dort sagt der Vater eines Mädchens, das beim Amoklauf von Winnenden getötet wurde und deren Foto in den Tagen darauf immer wieder in der “Bild”-Zeitung erschien:

Die “Bild”-Zeitung und andere, auch Fernsehsender, ziehen Profit aus unserem Leid! Dreimal hintereinander sind Bilder [unserer Tochter] erschienen, ohne dass wir das gewollt hätten. Wir hätten das nie erlaubt. Die reißen die Bilder an sich und fragen nicht danach, was wir Hinterbliebenen denken und fühlen.

Pressekodex Richtlinie 8.2

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

In einem Interview in unserem Buch sagt ein anderer Betroffener, dessen Bruder bei einem Skiunfall gestorben ist und später ohne Erlaubnis der Angehörigen groß auf der Titelseite der ”Bild”-Zeitung zu sehen war:

Das war eines der schlimmsten Dinge an der Geschichte: Dass die “Bild” die Kontrolle darüber hat, mit welcher Erinnerung mein Bruder geht. Dass das letzte Bild von der “Bild”-Zeitung kontrolliert wird und nicht von ihm selbst oder von uns.

Auch in anderen Medien kommt es vor, dass solche Fotos veröffentlicht werden. Doch niemand macht es so häufig und so eifrig wie “Bild”. Mehr als die Hälfte aller Rügen, die der Presserat je gegen die “Bild”-Medien ausgesprochen hat, bezog sich auf die unzulässige Veröffentlichung von Opferfotos.

Um zu verdeutlichen, in welchem Ausmaß “Bild” auf diese Weise Profit aus dem Leid von Menschen zieht, wollen wir hier regelmäßig dokumentieren, wie häufig die “Bild”-Medien solche Fotos veröffentlichen.

Die Opfer von “Bild” (9)

Bei “Bild” konnte man in den vergangenen Tagen eine interessante Doppelwendung beobachten. Denn eigentlich war die Redaktion vor zwei Wochen gerade lauthals damit beschäftigt, Angst vor Migranten aus Afghanistan zu schüren: “Viele Täter stammen aus Afghanistan”, warnte sie etwa unter der Überschrift “Neue Zahlen der Schande – FAST JEDE WOCHE EIN ‘EHRENMORD'”.

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "FAST JEDE WOCHE EIN 'EHRENMORD'" - Neue Zahlen der Schande - Viele Täter stammen aus Afghanistan", dazu drei Porträtfotos von Opfern sogenannter Ehrenmorde sowie das Bild-Plus-Logo
(Unkenntlichmachungen von uns.)

In düsteren Kommentaren forderten “Bild”-Autoren einen “Aufschrei” der Gesellschaft – und von der Politik, dass sie konsequenter Maßnahmen ergreifen müsse, genauer: “Maßnahmen wie Abschiebung”.

Anlass für diese Kampagne war ein Mordfall aus Berlin (BILDblog berichtete), bei dem zwei Brüder aus Afghanistan unter dem Verdacht stehen, ihre Schwester getötet zu haben, weil sie sich laut Haftbefehl “gekränkt gefühlt haben, weil das Leben ihrer geschiedenen Schwester nicht ihren Moralvorstellungen entsprochen hatte”.

Fazit von “Bild”: Die deutsche Migrationspolitik sei “gescheitert”. Und:

Und viele Bundesbürger fragen sich: Werden wir afghanische Schwerverbrecher, die ausreisepflichtig sind, nun gar nicht mehr los?

Auch Polizeigewerkschafter und Ausländerangstverbreiter Rainer Wendt ließ “Bild” zu Wort kommen und finstere Szenarien zeichnen. Und einige Politiker – die selbstverständlich vor allem eines verlangten: härtere Abschiebungen.

Die Chefin des Bundestags-Innenausschusses, Andrea Lindholz (50, CSU) dringt auf sofortige Abschiebung der Täter.

Innenexperte Michael Kuffer (49, CSU) verlangt: “Wer als Afghane in Deutschland seine Schwester aus islamischer Verblendung ermordet, der gehört lebenslang hinter Gitter und ins Heimatland abgeschoben – und zwar unabhängig davon, welche Lage dort herrscht.”

Wenige Tage später überrannten die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul. Bilder der Verzweiflung gingen um die Welt: Afghanen, die versuchen, sich an Flugzeugen festzuhalten; die ihre Babys über Stacheldraht in die Hände der US-Soldaten heben, um sie vor den Taliban zu retten. Auch “Bild” berichtete fortan immer wieder groß aus der “Hölle von Kabul” und darüber, dass die Lage im Land “immer dramatischer” werde.

Und offenbar erschien es dann selbst den Leuten von “Bild” irgendwie unpassend, inmitten solcher Nachrichten weiterhin Stimmung gegen afghanische Migranten zu machen, und so fand die Kampagne zum herbeigesehnten Abschiebe-Aufschrei mit einem Mal ein Ende: Während in der Vorwoche nahezu täglich über kriminelle Afghanen, über “Ehrenmorde” und das angebliche Versagen der Politik berichtet worden war, verschwand das Thema plötzlich komplett aus der “Bild”-Berichterstattung.

Inzwischen geht es aber langsam wieder los, insbesondere bei “Bild TV”. Allein gestern hieß es dort unter anderem:

“Man tischt uns wieder ein Märchen auf darüber, wer jetzt zu uns kommt”, meint BILD-Chef @jreichelt bei #BILDLive. Es müsse geklärt werden, welche Menschen aus #Afghanistan zu uns kommen.

“Liebe Regierung, klärt so schnell wie möglich auf, wer diese Menschen im Flugzeug sind!”, fordert @ClausStrunz bei #BILDLive. Womöglich waren Menschen dabei, die wir in Deutschland nicht haben wollen wie Verbrecher. #Afghanistan

“Die Menschen haben Angst, dass Menschen kommen, die kriminell sind” – Julian Reichelt bei BILDLive.

***

Aber das nur als Beobachtung am Rande, denn eigentlich geht es in dieser Rubrik ja um etwas anderes: die Bebilderung. Und die bestand – vor dem plötzlichen Aufschrei-Ende und -Wiederanfang – konsequent aus privaten Fotos der ermordeten Frau:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Afghanin (34) brutal ermordet - KOPFTUCH-KONTROLLE - So streng überwachten Brüder [...]", dazu ein Foto der Frau, das Bild-Plus-Logo und die Aufschrift "MIT VIDEO"
Screenshot von BILD.de: Ein Foto der ermordeten Frau, dazu die Bildunterschrift:"Selbstbewusst und ohne Kopftuch steht [...] vor der Kamera: Ihre Brüder sollen sie aus 'verletztem Ehrgefühl' heraus getötet haben. Foto: Privat"
Screenshot von BILD.de: Ein Foto der ermordeten Frau, dazu die Bildunterschrift: "[...] (34) wurde getötet, ihre Brüder sind dringend tatverdächtig - Foto: privat"
Screenshot von BILD.de: Ein Foto der ermordeten Frau, dazu die Bildunterschrift: "Auf dem Passfoto musste sie noch ein Kopftuch tragen - Foto: privat"
Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Mord an [...] (34) ++ Polizei veröffentlicht Foto - GESUCHT! Taxi-Fahrer, der Killer-Brüder zum Bahnhof fuhr", dazu ein Foto des gesuchten Taxis sowie ein Porträtfoto der Frau
Ausriss aus der BILD-Zeitung: "Ermittler stellen den 'Ehrenmord' an [...] (34) nach - So karrten die Brüder ihre tote Schwester durch Deutschland", dazu ein großes Foto der Frau sowie zwei Fotos der Brüder
Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Afghanen töten Schwester und verscharrten sie. Die unglaublichen Aussagen der Killer-Brüder im Polizeiverhör - 'Eine Frau ist wie eine Mitarbeiterin ...'", dazu ein großes Foto der Frau sowie zwei Fotos der Brüder
(Alle Unkenntlichmachungen von uns. Die Verdächtigen haben von “Bild” einen schwarzen Augenbalken bekommen, die ermordete Frau bekommt keinerlei Verpixelung.)

Woher die Fotos der Frau stammen, verrät “Bild” weiterhin nicht. Als Quelle steht dort bloß: “privat”.

***

Insgesamt veröffentlichten die “Bild”-Medien in jener Woche (9. bis 15. August) mindestens 31 Mal Fotos von Menschen, die Opfer eines Unglücks oder Verbrechens geworden sind, davon viermal Kinder.

In zwei Fällen waren die Gesichter verpixelt, in einem Fall die Augen. In 28 Fällen verzichtete “Bild” auf jede Unkenntlichmachung.

***

Veröffentlicht wurde zum Beispiel das Gesicht eines Priesters, der in Frankreich ermordet wurde:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Brandstifter von nantes tötet Geistlichen - Priester-Mord in Frankreich!", dazu ein Porträtfoto des Mannes

Fotoquelle: “Twitter.com”.

Und das Gesicht eines jungen Mannes, der nach einem Autounfall gestorben ist:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Mercedes-SUV rast Pizza-Boten (23) tot - Er wollte gerade die nächste Bestellung ausliefern", dazu ein Foto des zerstörten Wagens, ein Porträtfoto des Mannes sowie das Bild-lus-Logo

Fotoquelle: “Privat”.

Und das Gesicht einer Frau, die in den Pyrenäen verunglückte (und das Gesicht ihres Lebensgefährten):

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Im November verunglückt - Freund findet Überreste von vermisster Britin", dazu ein großes Foto des Paares

Fotoquelle: “Privat”.

Und das Gesicht einer Frau, die versehentlich von ihrem Kind erschossen wurde:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Ein lauter Knall, dann fiel sie vom Stuhl - Kleinkind erschießt Mutter bei Zoom-Meeting", dazu ein großes Foto der Frau

Fotoquelle: “privat”.

Und das Gesicht eines Mannes, der bei der Explosion im Chempark Leverkusen ums Leben kam (und das Gesicht seiner Frau; immerhin das Gesicht des Kindes ist verpixelt):

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "[...] starb bei Leverkusen-Explosion - Minuten vorher telefonierte er noch mit seiner Familie", dazu ein Foto der Explosion, ein Foto des Mannes, seiner Frau und ihres Kindes sowie das Bild-Plus-Logo

Fotoquelle: “Privat”.

Und – sowohl online als gedruckt – das Gesicht eines ehemaligen Richters, der in seiner Villa ermordet wurde:

Titelseite der BILD am SONNTAG: "Er saß abends vor dem Fernseher, als der Killer durchs Fenster kam - RICHTER IN SEINER VILLA ERMORDET - Ehefrau flüchtete ins Bad. Rätsel um Motiv", dazu ein Foto des Mannes sowie ein Foto seiner Villa

Fotoquelle: “privat”.

***

Nach einem Verbrechen oder Unglück in Social-Media-Profilen zu wühlen und daraus Fotos der Opfer zu veröffentlichen, ist redaktioneller Alltag bei “Bild”. Häufig erscheinen solche Fotos ohne jede Verpixelung und ohne Zustimmung der Angehörigen oder Hinterbliebenen.

In vielen Fällen werden Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder sogar von Reportern bedrängt, damit sie Fotos der Menschen herausrücken, die sie gerade verloren haben.

“Bild” begründet die Veröffentlichung solcher Bilder damit, dass “nur so” die Tragik “deutlich und fassbar” werde.

Wie jedoch viele Betroffene selbst darüber denken, kann man zum Beispiel hier nachlesen. Dort sagt der Vater eines Mädchens, das beim Amoklauf von Winnenden getötet wurde und deren Foto in den Tagen darauf immer wieder in der “Bild”-Zeitung erschien:

Die “Bild”-Zeitung und andere, auch Fernsehsender, ziehen Profit aus unserem Leid! Dreimal hintereinander sind Bilder [unserer Tochter] erschienen, ohne dass wir das gewollt hätten. Wir hätten das nie erlaubt. Die reißen die Bilder an sich und fragen nicht danach, was wir Hinterbliebenen denken und fühlen.

Pressekodex Richtlinie 8.2

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

In einem Interview in unserem Buch sagt ein anderer Betroffener, dessen Bruder bei einem Skiunfall gestorben ist und später ohne Erlaubnis der Angehörigen groß auf der Titelseite der ”Bild”-Zeitung zu sehen war:

Das war eines der schlimmsten Dinge an der Geschichte: Dass die “Bild” die Kontrolle darüber hat, mit welcher Erinnerung mein Bruder geht. Dass das letzte Bild von der “Bild”-Zeitung kontrolliert wird und nicht von ihm selbst oder von uns.

Auch in anderen Medien kommt es vor, dass solche Fotos veröffentlicht werden. Doch niemand macht es so häufig und so eifrig wie “Bild”. Mehr als die Hälfte aller Rügen, die der Presserat je gegen die “Bild”-Medien ausgesprochen hat, bezog sich auf die unzulässige Veröffentlichung von Opferfotos.

Um zu verdeutlichen, in welchem Ausmaß “Bild” auf diese Weise Profit aus dem Leid von Menschen zieht, wollen wir hier regelmäßig dokumentieren, wie häufig die “Bild”-Medien solche Fotos veröffentlichen.

Die “Bild”-Redaktion hat vergessen, wie “SCHMUTZIG” sie berichtet hat

Warnung: In diesem Beitrag geht es um einen Suizid.

Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.

***

Im aktuellen “Spiegel” ist eine große Geschichte über die letzten Tage im Leben von Kasia Lenhardt erschienen (online nur mit Abo lesbar). Die 25-Jährige nahm sich Anfang Februar dieses Jahres das Leben. Kasia Lenhardt war unter anderem durch eine Teilnahme in der TV-Show “Germany’s Next Topmodel” bekannt geworden. Im “Spiegel”-Text geht es auch um die Rolle ihres Ex-Freundes, Fußballprofi Jérôme Boateng, und die Bedeutung der dem Suizid vorangegangenen medialen Berichterstattung über die Trennung des Paares, vor allem die der “Bild”-Medien.

Die “Spiegel”-Autorinnen zitieren in ihrem Artikel auch einen Sprecher des Springer-Verlages:

Auf SPIEGEL-Anfrage erklärt ein Sprecher des Springer-Verlages, dass Boulevardmedien Themen “grundsätzlich anders, pointierter und emotionaler” aufbereiten. Dass Kasia Lenhardt bereits vor dem Erscheinen des Boateng-Interviews über soziale Netzwerke den Weg in die Öffentlichkeit gesucht habe. Dass man ihr mehrmals angeboten habe, sich auch in “Bild” zu äußern, doch sie sich nicht zu einer Stellungnahme habe entschließen können. Und weiter: “Aber so tragisch und bedauerlich der konkrete Fall auch ist, uns ist wichtig: Wer prominent ist und auf Plattformen wie Instagram private Dinge öffentlich macht, muss natürlich damit rechnen, dass Aussagen auch von Medien wie ‘Bild’ aufgegriffen werden.”

Viel stärker kann der Springer-Sprecher das Agieren der “Bild”-Medien nicht herunterspielen. Dass sie lediglich das aufgegriffen haben, was Kasia Lenhardt zuvor bei Instagram gepostet hat, stimmt schlicht nicht. Die “Bild”-Redaktion hat die Geschichte selbst immer weiter vorangetrieben, ihr Publikum mit immer neuem Schmutz über Lenhardt gefüttert: Sie hat private Nachrichten Lenhardts ohne deren Einverständnis veröffentlicht, sie hat unwidersprochen und ohne Einordnung Vorwürfe Boatengs abgedruckt, zu denen Medienrechtler sagen, dass sie einer Verleumdung gleichkommen, sie hat eine angebliche frühere Freundin das Model als miese Intrigantin darstellen lassen. Keinen dieser Aspekte hat Kasia Lenhardt zuvor bei Instagram veröffentlicht.

Weil sie sich beim Springer-Verlag an all das offenbar nicht mehr erinnern können (oder wollen), erinnern wir hier noch einmal daran, wie grässlich die “Bild”-Berichterstattung im Februar war.

Sucht man im Bild.de-Archiv nach den letzten Artikeln über Kasia Lenhardt vor deren Tod, sieht die Ergebnisliste so aus:

“JETZT WIRD’S SCHMUTZIG – Die privaten Nachrichten von Kasia an Boatengs Ex”

“KASIAS EX-BESTE FREUNDIN – ‘Ich bin schuld am Liebes-Chaos mit Boateng'”

“KASIAS LIEBES-TATTOO – Noch trägt sie Jérôme auf der Haut”

“BOATENG-EX – Kasia Lenhardt gönnte sich Generalüberholung”

“2012 WAR SIE BEI GNTM – Model Kasia Lenhardt (†25) tot”

“JETZT WIRD’S RICHTIG SCHMUTZIG”, schreibt Bild.de fünf Tage vor Kasia Lenhardts Tod. Dazu veröffentlicht die Redaktion “private Nachrichten von Kasia an Boatengs Ex”, nachzulesen nur für zahlenden “Bild-plus”-Kunden. Diese Nachrichten – wohlgemerkt: auch laut Bild.de “private Nachrichten” – hat eine frühere Partnerin Boatengs bei Instagram veröffentlicht, um damit gegen Kasia Lenhardt auszuteilen. Ganz offensichtlich hatte Lenhardt dieser Veröffentlichung nicht zugestimmt, weder durch “Boatengs Ex” noch durch Bild.de. Vom Presserat bekommt Bild.de dafür eine Rüge, die die Redaktion auch unter dem entsprechenden Artikel veröffentlicht. Sie schreibt dazu:

Obwohl diese Nachrichten über Instagram frei abrufbar waren, sieht der Presserat einen Verstoß gegen Ziff. 8 des Pressekodex (Achtung des Privatlebens und informationelle Selbstbestimmung).

Das ist ein bemerkenswerter Ansatz einer Gegenargumentation. Nur mal theoretisch: Was würde “Bild”-Chef Julian Reichelt wohl sagen, wenn man beispielsweise private Details zu seiner Familie auf größtmöglicher Bühne veröffentlicht und bei Kritik darauf hinweist, dass man das ja nur von irgendeinem Instagram-Heiopei abgeschrieben habe?

Einen Tag nach den “privaten Nachrichten” präsentiert Bild.de “KASIAS EHEMALS BESTE FREUNDIN”, die jetzt auspacke (“In BILD schildert Diana nun ihre Sicht auf die Beziehung und das Kennenlernen von Kasia und Boateng.”). Sie zeichnet ein Bild einer hinterhältigen und undankbaren, manipulativen und arroganten Person. Die Redaktion interviewt sie auch bei “Bild TV”. Kasia Lenhardt kommt nicht zu Wort.

Nur wenige Tage zuvor bringt “Bild” ein Interview mit Jérôme Boateng: “TRENNUNG VON KLUM-MODEL – Boateng rechnet mit seiner Ex ab – Es geht um Alkohol, Druck und Erpressung”. Der Fußballer darf darin heftige Vorwürfe gegen Kasia Lenhardt erheben, von “massiven Alkoholproblemen” über eine angebliche Erpressung bis zur Schuld Lenhardts an Boatengs zerstörter Beziehung zu dessen Familie. Ganz am Ende des Interviews schreibt die Redaktion lediglich: “Kasia Lenhardt wollte sich auf BILD-Anfrage nicht äußern.” Nichts wird von “Bild” hinterfragt. Bereits da sind die Rollen klar verteilt.

Auch für dieses Interview bekam “Bild” eine Rüge des Presserats:

Körperliche und psychische Erkrankungen gehören nach Ziffer 8, Richtlinie 8.6 jedoch zur Privatsphäre, über die nicht ohne Zustimmung der Betroffenen berichtet werden soll. Die Redaktion hatte nach eigenen Angaben Lenhardt zwar mit dem Interview konfrontiert, jedoch keine Äußerung dazu von ihr erhalten. Die Redaktion hätte daher ihrer Eigenverantwortung nachkommen müssen und auf die Veröffentlichung des unbelegten Alkoholismus-Vorwurfs verzichten sollen, zumal dieser dazu geeignet war, die persönliche Ehre der Betroffenen nach Ziffer 9 des Pressekodex zu verletzen.

In einem Beitrag des NDR-Medienmagazins “Zapp” bewertet Medienrechtler Matthias Prinz dieses “Bild”-Interview. Er habe an dem Fall persönlich Interesse, weil er zeige, “wo Persönlichkeitsrechtsverletzungen möglicherweise hinführen können.” Die “Gefährdung einer Gesundheit und eines Lebens” durch solche Veröffentlichungen sei “ja nicht von der Hand zu weisen.” Prinz hält das Interview mit Jérôme Boateng für “eindeutig rechtswidrig”: “Er behauptet, die hätte ihn erpresst. Das ist ja Verleumdung.” Die Veröffentlichung verletze aus Prinz’ Sicht so viele verschiedene Aspekte, “dass man sich erstmal überlegen muss: Was macht man überhaupt? Presseratsbeschwerde, Landgericht, sonst irgendwas?” Er würde “in erster Linie die Alkoholvorwürfe nehmen”, weil er die “schon als intimsphärenverletzend sehen würde und damit eindeutig rechtswidrig.”

Julian Reichelt dürfte die Expertise von Matthias Prinz nicht anzweifeln. Der “Bild”-Chef hat sich Prinz’ anwaltliche Hilfe genommen, um gegen einen (anderen) “Spiegel”-Artikel vorzugehen.

Die Opfer von “Bild” (7)

In der Woche vom 26. Juli bis 1. August haben die “Bild”-Medien mindestens 31 Mal Fotos von Menschen gezeigt, die Opfer eines Unglücks oder Verbrechens geworden sind, davon fünfmal Kinder oder Jugendliche.

In zwei Fällen war das Gesicht verpixelt, in 29 Fällen gab es keinerlei Unkenntlichmachung.

***

Bild.de zeigt zum Beispiel das Gesicht eines 13-jährigen Jungen, der ermordet wurde:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Kaltblütige Tat schockt England - Teenager ermorden 13-Jährigen", dazu ein großes Foto des Jungen
(Unkenntlichmachung von uns.)

Und das Gesicht einer Frau, die bei einem Hundeangriff ums Leben kam:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Familie spricht von Massaker - Sechs Pitbulls zerfleischen 53-Jährige", dazu ein großes Foto der Frau
(Unkenntlichmachung von uns.)

Und das Gesicht einer Teenagerin, die in einem Kino in den USA erschossen wurde:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Niemand hörte die Schüsse - Teenagerin (18) mitten im Film in Kino erschossen", dazu ein großes Foto der jungen Frau
(Unkenntlichmachung von uns.)

Und erneut die Gesichter zweier Menschen, die bei einer Bootskollision gestorben sind:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "[...] (25) und [...] (37) starben bei Boot-Crash - Deutscher Gardasee-Totraser wieder frei", dazu ein Foto des zerstörten Bootes sowie Porträtfotos der beiden Opfer
(Unkenntlichmachungen von uns.)

Am häufigsten veröffentlichten “Bild” und Bild.de – wie in der Woche davor – Fotos einer Frau, die sie “Die Tote aus dem Nazi-Bunker” nennen:

Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Bewegender Abschied am Nazi-Bunker - Sohn schickt ermordeter [...] (26) letzten Gruß", dazu ein Foto des Bunkers, vor dem mehrere Grabkerzen und ein Shirt mit einem Gruß des Sohnes liegen, außerdem ein Foto der Frau
Screenshot von der BILD.de-Startseite: "[...] (26) tot in Nazi-Bunker abgelegt - Polizei hat einen Verdächtigen!", dazu ein Foto des Bunkers und ein Foto der Frau
Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Tote aus dem Nazi-Bunker - Polizei nimmt Ex-Liebhaber (29) von [...] (26) fest!", dazu ein Foto des Mannes bei der Festnahme sowie ein Foto der Frau und das Bild-Plus-Logo
Screenshot von der BILD.de-Startseite: "Ex soll [...] in Nazi-Bunker getötet haben - 'Wenn ich dich nicht haben kann, dann keiner'", dazu ein Foto der beiden sowie das Bild-Plus-Logo
Ausriss aus der BILD-Zeitung: "[...] (26) starb im Nazi-Bunker - tötete [...] (29) sie aus kranker Eifersucht? - 'Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich keiner haben'", dazu ein Foto des Mannes bei der Festnahme sowie ein großes Foto des Paares
Ausriss aus der BILD-Zeitung: "Überführt ein Rad den Bunker-Killer?", dazu ein Foto des Mannes bei der Festnahme sowie ein Foto der Frau
(Alle Unkenntlichmachungen von uns. Dem Verdächtigen hat die Redaktion in manchen Fotos einen schwarzen Augenbalken spendiert; das Opfer bekommt keine Verpixelung.)

Mindestens 18 Mal haben die “Bild”-Medien bisher Artikel veröffentlicht, in denen private Fotos der Frau gezeigt werden. Viele davon stammen von ihrer Facebookseite.

***

Nach einem Verbrechen oder Unglück in Social-Media-Profilen zu wühlen und daraus Fotos der Opfer zu veröffentlichen, ist redaktioneller Alltag bei “Bild”. Häufig erscheinen solche Fotos ohne jede Verpixelung und ohne Zustimmung der Angehörigen oder Hinterbliebenen.

In vielen Fällen werden Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder sogar von Reportern bedrängt, damit sie Fotos der Menschen herausrücken, die sie gerade verloren haben.

“Bild” begründet die Veröffentlichung solcher Bilder damit, dass “nur so” die Tragik “deutlich und fassbar” werde.

Wie jedoch viele Betroffene selbst darüber denken, kann man zum Beispiel hier nachlesen. Dort sagt der Vater eines Mädchens, das beim Amoklauf von Winnenden getötet wurde und deren Foto in den Tagen darauf immer wieder in der “Bild”-Zeitung erschien:

Die “Bild”-Zeitung und andere, auch Fernsehsender, ziehen Profit aus unserem Leid! Dreimal hintereinander sind Bilder [unserer Tochter] erschienen, ohne dass wir das gewollt hätten. Wir hätten das nie erlaubt. Die reißen die Bilder an sich und fragen nicht danach, was wir Hinterbliebenen denken und fühlen.

Pressekodex Richtlinie 8.2

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

In einem Interview in unserem Buch sagt ein anderer Betroffener, dessen Bruder bei einem Skiunfall gestorben ist und später ohne Erlaubnis der Angehörigen groß auf der Titelseite der ”Bild”-Zeitung zu sehen war:

Das war eines der schlimmsten Dinge an der Geschichte: Dass die “Bild” die Kontrolle darüber hat, mit welcher Erinnerung mein Bruder geht. Dass das letzte Bild von der “Bild”-Zeitung kontrolliert wird und nicht von ihm selbst oder von uns.

Auch in anderen Medien kommt es vor, dass solche Fotos veröffentlicht werden. Doch niemand macht es so häufig und so eifrig wie “Bild”. Mehr als die Hälfte aller Rügen, die der Presserat je gegen die “Bild”-Medien ausgesprochen hat, bezog sich auf die unzulässige Veröffentlichung von Opferfotos.

Um zu verdeutlichen, in welchem Ausmaß “Bild” auf diese Weise Profit aus dem Leid von Menschen zieht, wollen wir hier regelmäßig dokumentieren, wie häufig die “Bild”-Medien solche Fotos veröffentlichen.

“Ich möchte nicht, dass die Bild von meinem Leid und dem meiner Nachbarn profitiert”

Seit einigen Tagen sind viele Regionen im Westen und Südwesten Deutschlands von extremen Überschwemmungen und deren Folgen betroffen. Es gibt viele Vermisste, mindestens 170 Tote und massive Zerstörung. Und “Bild” ist – buchstäblich – mittendrin:

Screenshot aus einem BILD-Video: Zwei BILD-Reporter stehen bis zur Hüfte im Hochwasser, umgeben von weggeschwemmten Autos, Bäumen und Schutt

Mehr als 100 Schlagzeilen zur “TODESFLUT” sind bislang bei Bild.de erschienen.

Eine Collage aus 100 BILD.de-Schlagzeilen zur TODESFLUT

Und weil das alles natürlich dramatisch bebildert werden muss, forderte “Bild” die Leser schon früh auf: “Zeigen Sie uns, wie es nach der Flut in Ihrem Haus aussieht”. Doch gezeigt werden nicht nur freiwillig entstandene “Horror-Bilder”. Die Redaktion veröffentlicht auch immer wieder Fotos, auch Innenansichten, von Häusern und Wohnungen, deren Bewohner der Veröffentlichung nicht zugestimmt haben. Am Montag zum Beispiel erschien in der Bundesausgabe (neben einer Auflistung von fast 40 “Bild”-Mitarbeitern, die “von der Todesflut in Deutschland berichten”) dieses große Foto:

Ausriss aus der BILD-Zeitung: Neben einer Auflistung von fast 40 Autoren ("Von der Todesflut in Deutschland berichten: ...") das Foto eines zerstörten Hauses, dazu die Bildunterschrift: "Ein völlig zerstörtes Huas im Ortskern von [...]. Es liegt direkt [...]"
(Unkenntlichmachung von uns.)

Es zeigt ein Haus, das halb weggerissen wurde; man kann in die verbliebenen Räume schauen und viele Details erkennen. In der Bildunterschrift wird ziemlich genau beschrieben, wo das Haus zu finden ist.

Kurz darauf meldete sich der Mieter der Wohnung bei Reddit zu Wort. Er schrieb:

Ich musste gerade feststellen, dass die Bild-Zeitung einen Artikel veröffentlicht hat, in der ohne meine Einverständnis ein Foto von meiner Wohnung (bzw. den Resten davon) mit deutlich sichtbarem Innenraum zu sehen ist.

An der Wand ist sogar noch mein Whiteboard mit angehefteten Noten zu erkennen. Irgendwie tut mir das weh und ich möchte nicht, dass die Bild von meinem Leid und dem meiner Nachbarn profitiert. Das lädt auch Plünderer und Gaffer ein, die das Dorf gerade überhaupt nicht gebrauchen kann.

“Und was die Sache noch morbider macht”, sagt er uns gegenüber, “ist, dass unter den Trümmer ziemlich sicher noch meine tote Nachbarin liegt”.

Nachdem er sich per Mail bei “Bild” beschwert hatte, wurde das Foto aus der Onlineausgabe entfernt. Aus der hunderttausendfach gedruckten Printausgabe aber lässt es sich natürlich nicht mehr entfernen.

Insbesondere die genaue Lagebeschreibung, so der Mieter, mache ihm “ein mulmiges Gefühl, auch wenn der Inhalt der Wohnung quasi unbrauchbar ist”.

“Sorry”, schrieb er noch, vielleicht sei er “gerade etwas überempfindlich, was den (zumindest von mir so wahrgenommenen) Voyeurismus angeht”, aber das ganze Erlebnis sei “ziemlich brutal” gewesen. Und:

Die Vorstellung, dass der Springer Verlag, der jahrelang den Klimawandel verharmlost, jetzt davon profitiert, ist einfach insult to injury.

Mit Dank an r/de, Andrea B., Peter M., Leon S. und alle anderen Hinweisgeber!

Reichelts Freistellung, Konfettikanone Kindermann, Bedrohter Podcastmarkt

1. “Bild”-Chef beurlaubt
(taz.de, Peter Weissenburger)
Einige (ehemalige) “Bild”-Mitarbeiterinnen erheben offenbar schwerwiegende Vorwürfe gegen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Nun hat sich die Konzernleitung dazu entschieden, ihn vorübergehend zu beurlauben, angeblich auf Wunsch Reichelts: “Um eine ungestörte Aufklärung sicherzustellen und die Arbeit der Redaktion nicht weiter zu belasten, hat er den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden.”

2. “MDR um 4” – wenn eine Ziffer Programm genug ist
(uebermedien.de, David Denk)
David Denk hat zwei Nachmittage mit René Kindermann verbracht, wenn auch nur indirekt am Fernsehgerät: Kindermann moderiert das werktägliche Spätnachmittagsmagazin “MDR um 4”. Denk hält Kindermann für den idealen Moderator für diese Sendung: “Er führt Interviews mit der Zielstrebigkeit und Präzision einer Konfettikanone. Seine Fragen führen zu nichts, er ist schließlich da, wo er ist, ganz zufrieden. Er ist ja im Fernsehen. Hauptsache, es menschelt, gerne auch geheuchelt.”

3. Natascha Strobl: »Ich bin kein public good«
(neues-deutschland.de, Katharina Schwirkus)
Natascha Strobl, österreichische Politikwissenschaftlerin und Expertin für rechtsextreme Bewegungen, hat sich nach einem (erneuten) Shitstorm von der Plattform Twitter zurückgezogen. Katharina Schwirkus erklärt, wie sich die Sache aus einer vergleichsweise harmlosen Diskussion aufschaukelte. Der “6 vor 9”-Kurator kommentierte den Vorgang vergangene Woche auf Twitter: “Dass sich eine taffe und eloquente Frau wie Natascha Strobl keinen anderen Rat weiß, als sich zurückzuziehen, weil die Anfeindungen gegen sie und ihre Familie zu groß wurden, zeigt die unfassbare Dimension der derzeitigen Social-Media-Verrohung.”

Bildblog unterstuetzen

4. Arbeiten am Film-Set ohne Tarifvertrag?
(verdi.de, Julia Hoffmann)
Eigentlich regelt ein Tarifvertrag die Arbeitsbedingungen an den Sets deutscher Filmproduktionen, doch der wurde zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt. Die Verhandlungen zwischen ver.di, dem Bundesverband Schauspiel und der Produzentenallianz seien ins Stocken geraten. Den Beschäftigten drohe eine tariffreie Zeit.

5. Muss ich wirklich auf Social Media sein?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 39:58 Minuten)
In Folge 2 des “Druckausgleich”-Podcasts für junge Medienschaffende gehen Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz den Fragen nach: Muss ich wirklich auf Social Media sein? Muss man sichtbar sein oder nicht? Ist ein persönliches Social-Media-Profil auch immer direkt schon eine Haltung?

6. Warum wir Podcasts lieben – und uns das Medium trotzdem kaputt machen
(netzpiloten.de, Alex Jacobi)
Alex Jacobi blickt mit Sorge auf den Podcast-Markt, der inzwischen auch von internationalen Playern wie Spotify besetzt wird: “Mit dem Erfolg der großen Plattformen machen wir uns allmählich das Medium Podcast selbst kaputt, die ganz ursprüngliche Idee der Podcasts als demokratisches und dezentrales Kommunikationsmedium geht verloren.”

Blättern:  1 2 3 4 ... 13