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Und Galileo rotiert im Grab immer nach Süden

Manchmal testet das ProSieben-Vorabendmagazin “Galileo” nicht nur, wie viel Essen in einen Jumbo geht, sondern versucht auch, seinen Zuschauern die Welt zu erklären. Gestern überprüfte die Sendung in einem “Grundschulwissenstest”, was die Menschen noch von den elementaren Dingen behalten haben, die sie als Kind gelernt haben. “Jeder Deutsche sollte unseren Test mit Bravour bestehen”, sagte der “Galileo”-Sprecher, denn es handele sich um “absolutes Basiswissen”.

Und so sollten die Kandidaten zum Beispiel mithilfe einer Schale Wasser, eines Holzstückchens, einer Nadel und eines Magneten einen Kompass bauen, was den meisten misslang. “Jeder Grundschüler sollte diese Aufgabe meistern können”, sagte der Sprecher streng. “Ganz klar: Hier fehlt den Kandidaten Basiswissen.”

Freundlicherweise gab “Galileo” Nachhilfe, und zwar so:

 

 

“Das ist unsere Erde.

Am Nordpol lagern riesige Eisen-Vorkommen.

Magnete zieht das magisch an.

Nadeln auch.

Sofern sie magnetisch sind.”

Ganz klar: Hier fehlt “Galileo” Basiswissen.

Irgendwelche riesigen und offenbar magnetischen Eisen-Vorkommen am Nordpol sind nicht dafür verantwortlich, dass Kompassnadeln sich nach Norden ausrichten — diese Eisenmassen müssten zum Beispiel auch munter unter der Erde durch die Gegend wandern, um die wechselnden Positionen des magnetischen Nordpols und die sogar gelegentliche Umkehrung von Nord- und Südpol zu erklären.

In Wahrheit ist die Erde von einem Magnetfeld umgeben, das durch den sogenannten Geodynamo-Prozess entsteht: das sind Induktionsvorgänge im äußeren, flüssigen, elektrisch leitfähigen Erdkern.

Und morgen bei “Galileo” Jumbos großer Vergleichstest: Nordpol oder Nordpolen, wo gibt’s das beste Eis?

Mit Dank an Ronny R.!

Tangstgefühle, Foxconn, The Local

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Unglaublich: Journalismus a la ‘Bild am Sonntag'”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath beobachtet eine Unterhaltung zwischen Pro7-Sprecher Christoph Körfer und einem Mitarbeiter von “Bild am Sonntag”: “Er wurde von Körfer darauf hingewiesen, dass der Artikel vom vergangenen Wochenende von vorne bis hinten falsch sei. Die Reaktion des Journalisten: ‘Ist mir egal’. Die Ankündigung des ProSieben-Sprechers, man werde Gegendarstellungen zu dem Bericht verlangen, quittierte der ‘BamS’-Vertreter mit einem gleichgültigen Achselzucken und lief weiter.”

2. “Der Tod steht ihnen gut”
(cicero.de, Christian Kortmann)
Christian Kortmann beschreibt die Vermeldung von verstorbenen Prominenten in Online-Portalen. “Steht die Eilmeldung vom Tod eines Prominenten auf der Seite eines Nachrichtenportals, stellt in der Regel auch die nächste Website eine Meldung online. Das wiederum beobachtet das erste Portal, sieht sich in seiner Einschätzung der Nachrichtenlage bestätigt und zieht mit einem neuen, ausführlicheren Artikel zum Thema nach.”

3. “Grundformen der Tangst”
(wissenslogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch spürt in einem langen, lesenswerten Beitrag einer von den Medien hundertfach verbreiteten Pressemeldung nach, in der es um “Krankheitsbilder” wie “Textaphrenie, post-textisches Stresssyndrom, ‘Tangst’gefühle (aus Text und Angst) und Koma-Texten” geht. Dazu: “The Science News Cycle” (aus den Kommentaren).

4. “Foxconn mutiert zum Skandalhersteller: Kaum Besserung in der Berichterstattung”
(macnotes.de, Richard Joos)
Seit seinem Beitrag vom 28. Mai 2010 kann Richard Joos kaum eine Besserung in der Berichterstattung über den “Skandalhersteller Foxconn” (Spiegel Online) feststellen. “Der eigentliche Skandal dürfte sein, dass nach wie vor nirgends die Selbstmordquote bei Foxconn in eine Relation gesetzt wird – denn sie liegt unter dem chinesischen Durchschnitt.”

5. “British newspapers plagiarising The Local”
(thelocal.de, Marc Young, englisch)
Marc Young, Managing Director von “The Local Germany”, beschuldigt einen in Berlin für die britischen Tageszeitungen “The Scotsman”, “Daily Telegraph” und “Daily Mail” tätigen Korrespondenten des Plagiats. “He has also copied from our colleagues at Spiegel Online, Reuters and AFP in the past.” Anmerkung, 13:20 Uhr: Der Artikel ist nicht mehr verfügbar, offenbar wurde er inzwischen gelöscht.

6. “Welt des Journalismus (13)”
(zweitens-magazin.de)
“Preisfrage: um welche Personen wird sich dieser Artikel drehen?”

GNTM, SDA, ORF

6 vor 9

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1. “Ware Schönheit”
(zeit.de, Elisabeth Raether und Matthias Kalle)
Im “Zeit Magazin” ist ein langer Artikel zu den Verträgen rund um die Castingshow “Germany’s Next Topmodel” zu lesen. Keine, die bisher zum “Topmodel” gekürt wurde, sei heute Topmodel: “Die Gewinnerinnen sind ProSieben-Gesichter, Markenbotschafterinnen des Senders und der Show geworden.” Die Autoren sind bei der Recherche nicht auf Auskunftsbereitschaft gestossen: “Es scheint wie ein Kartell des Schweigens, mit festen, ungeschriebenen Regeln, und es verwundert, dass junge Frauen sich diesen Regeln unterwerfen, die im Leben eigentlich andere Optionen hätten.”

2. “Neulich im Propagandaministerium”
(diepresse.com, Christian Ortner)
Christian Ortner stört es, dass der ORF die geplante Abschiebung von Arigona Zogaj als “Vertreibung” bezeichnet. “Das ist keine semantische Petitesse, sondern jene Methode der Manipulation, mit der normalerweise Propagandaministerien arbeiten: Wenn die Zogais ‘vertrieben’ werden, dann kann man genauso gut Osama Bin Laden einen ‘Freiheitskämpfer’ nennen.”

3. “Geheimnisse an der frischen Luft”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
Die “Süddeutsche Zeitung” löst mal wieder das Geheimnis um das Lächeln der Mona Lisa.

4. “Die Macht des Monopols”
(20min.ch, Ronny Nicolussi)
Seit drei Monaten ist die SDA die einzige Nachrichtenagentur der Schweiz. Ex-AP-Schweiz-Mitarbeiter Ronny Nicolussi zieht ein Fazit.

5. “Der Reporter, der aus der Kälte kam”
(blog.rhein-zeitung.de, Tim Kosmetschke)
Tim Kosmetschke über den Mann der ARD im “Mannschaftsquartier” der Fußball-Nationalmannschaft, Claus Lufen. “Es sind Orte wie Malente, Ascochinga und irgendwie auch Spiez, die die Fantasie deutscher Fußballfans beflügeln.”

6. “Fernsehprogramm von Juni 1971”
(retro-tv.de, Video, 22:48 Minuten)
Die 35. Ausgabe von Retro-TV mit der Spielshow “Wünsch Dir was” und den Fernsehserien UFO und “Alles dreht sich um Michael”.

Pfitzinger, Hegemann, Knallpresse

6 vor 9

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1. “Der lauteste Leser”
(taz.de, Anja Maier)
taz-Redakteurin Anja Maier besucht Hans Pfitzinger, einen an Krebs erkrankten taz-Leser, der sie in seinem 2008 und 2009 geführten taz-Blog schon als “Hohlspießerin” und “Dünkelkolumnistin” bezeichnete.

2. “Axolotl Roadkill: Alles nur geklaut?”
(gefuehlskonserve.de, Deef Pirmasens)
Im von vielen Medien ausführlich rezensierten Buch “Axolotl Roadkill” von Helene Hegemann stehen Passagen, die sehr ähnlich im Buch “Strobo” des Bloggers Airen zu finden sind. Romanautorin Hegemann gibt auf buchmarkt.de zu, von Airen “regelrecht abgeschrieben” zu haben. Felicitas von Lovenberg überraschen die Vorwürfe in der FAZ nicht – “einem ungewöhnlichen Bucherfolg” folge “fast nichts so zuverlässig wie der Plagiatsvorwurf”.

3. “Was die Medien Ihnen verschweigen”
(evangelisch.de, Daniel Drepper)
Daniel Drepper schreibt über “Project Censored”, ein seit über 30 Jahren bestehendes Non-Profit-Projekt, das sich um von den Medien nicht aufgegriffene Themen kümmert.

4. “Zum Umgang mit der Knallpresse”
(floriansiepert.com)
Florian Siepert beleuchtet, wie BBC Radio 4 mit fragwürdigen Quellen wie “Sun, Mirror oder Daily Mail” umgeht.

5. “Sat 1: Sender ohne Sendung”
(tagesspiegel.de, Bernd Gäbler)
“Um Sat 1 zu retten, müsste es einen Bruch mit dem ewigen Lavieren, den Halbheiten des Low-Budget-TV und dem Nachläufertum geben. Dazu reichen nicht einzelne Formatideen. Der Sender selbst braucht ein Leitbild.”

6. “The Blogs Must Be Crazy”
(thedailyshow.com, Video, 5:34 Minuten, englisch)
Jon Stewart mokiert sich über die reißerischen Schlagzeilen von US-Blogs wie der “Huffington Post”.

Klicks, N24, Paid Content

6 vor 9

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1. “Lass klicken, Baby!”
(jungle-world.com, Ivo Bozic)
Ivo Bozic beschäftigt sich mit den Klicks im Internet, die nach wie vor die Grundlage für Werbeeinnahmen sind: “Um Klicks zu erschleichen, scheint jeder Trick gerechtfertigt, so plump er auch sein mag. (…) Der Nachrichtenseite N24.de gelang es im Sommer, ihre Visits innerhalb von nur einem Monat um 328,7 Prozent zu steigern auf beacht­liche 19,4 Millionen. Einfach dadurch, dass der Traffic der viel stärker frequentierten, ebenfalls zur ProSieben-Sat.1 Media AG gehörende Seite Wer-weiß-was.de seit Juli mitgezählt wird. Ein ganz legaler Trick.”

2. “Der Wert von Nachrichten bei N24”
(ndr.de, Anne Ruprecht, Video, 5:44 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” zu den Sparplänen bei N24. Das Blog “Nachrichten sind wichtig” liefert Zahlen zum Thema und schreibt, dass N24 2008 einen Jahresüberschuss von 13.13 Millionen Euro machte. “Im Jahr 2008 waren alle deutschen Sender im operativen Geschäft rentabel.”

3. Interview mit Matthias Eberl
(beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Ein Gespräch mit Matthias Eberl, der Audioslideshows macht und damit kürzlich den Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Online gewann: “Bisher bin ich nur wie ein Getriebener einigen wirren Idee hinterhergelaufen, jetzt ist rückblickend das Gefühl da, etwas gemacht zu haben, was journalistische Relevanz hat. Und ich hoffe auch, dass sich das Ansehen der Audioslideshow geändert hat.”

4. “Wer will Geld, wer nicht?”
(persoenlich.com)
Eine Umfrage unter Schweizer Medienmachern zu Paid Content. Kurt W. Zimmermann: “Geld für Content können nur Medien verlangen, die etwas bieten, was sonst niemand bietet.”

5. “100 Jahre Zweisamkeit”
(ftd.de, Thomas Birkner)
Thomas Birkner glaubt, dass trotz der Paid-Content-Debatte “der Vertriebsweg keine Alternative zum Anzeigengeschäft” bieten kann. “Es ist erst die Mischfinanzierung aus Anzeigen- und Vertriebserlös von etwa 65 zu 35 Prozent, die es dem Journalismus 100 Jahre lang ermöglicht hat, sich als Kontrollorgan für den Staat zu etablieren.”

6. “Die Recherchen amerikanischer Online-Medien”
(ndr.de, Mareike Fuchs, Video, 4:46 Minuten)
Und gleich noch ein “Zapp”-Beitrag aus New York über die Stiftung Pro Publica, die sich dem investigativen Journalismus verschrieben hat.

Tages-Anzeiger, N24, Anklam

6 vor 9

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1. “Dürfen Zeitungen von Bloggern klauen?”
(teczilla.de, Bernd Kling)
Tagesanzeiger.ch schreibt einen Artikel offensichtlich aufgrund eines Blogeintrags von Teczilla.de: “Die Übernahmen durch den Tages-Anzeiger aber sind nicht etwa als Zitate gekennzeichnet, sondern erscheinen als eigene Leistung. Wenigstens eine freundliche Verlinkung zurück zur offensichtlich benutzten Quelle? Fehlanzeige, der anonyme (Um-)Schreiber lässt es einfach als sein ‘Werk’ erscheinen.”

2. “Offener Brief an den Vorstandsvorsitzenden Thomas Ebeling”
(nachrichtensindwichtig.blogspot.com)
Journalisten des TV-Senders N24 wenden sich gegen die Pläne von ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling, das Nachrichtenangebot drastisch zu kürzen, weil Nachrichten “nicht unbedingt” allen Zuschauern wichtig seien: “Diese Auffassung lehnen wir entschieden ab. Wir fordern, dass die größte private TV-Sendergruppe in Deutschland auch weiterhin ihrer Informationspflicht im Sinne des Rundfunkstaatsvertrages gerecht wird.”

3. “Sollten freie Journalisten auf Twitter aktiv werden?”
(frei.djv-online.de)
Ein frischer, allerdings von einer gewissen Twitter-Ängstlichkeit geprägter Beitrag im “DJV freienblog”. Freiberufler würden beim Twittern Gefahr laufen, “durch das offenherzige Freigeben der eigenen Bezugsquellen (die angezeigten Tweets, denen man folgt) wie auch der Abonnenten (derjenigen, die einem folgen) schnell kopierbar zu werden.”

4. “Ideologie statt Recherchen”
(nzz.ch, ras.)
Rainer Stadler glaubt, dass die Annahme der Volksinitiative “Gegen den Bau von Minaretten” teilweise den mehr ideologischen als genau recherchierenden Schweizer Medien geschuldet sei: “Die Medien schauten nicht so genau hin, weil sie annahmen, die Vernunft würde in dieser politischen Auseinandersetzung sowieso obsiegen.”

5. “Deutschland, entblättert”
(zeit.de, Anita Blasberg und Götz Hamann)
Journalismus unter Druck: “Etwas Grundlegendes geschieht, nicht nur in Anklam, sondern im ganzen Land. In bislang nicht gekanntem Umfang entlassen Zeitungsverlage ihre Leute, schließen ganze Redaktionen, lagern sie aus, ersetzen fest angestellte Redakteure durch billige Leihkräfte.”

6. “Information goes out to play”
(news.bbc.co.uk, David McCandless, englisch)
Man muss Statistiken nicht immer in Balken darstellen – hier ein paar Ideen, wie man das auch machen kann.

HRE, Köppel, Spreng

6 vor 9

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1. “ProSiebenSat.1 fällt auf Harald Schmidt-Fake rein”
(meedia.de)
Jan Böhmermann spielte für die Sendung “Harald Schmidt” einen “angeblich an Schweinegrippe Erkrankten”: “Mit Mundschutz und hustend antwortete er auf die Reporterfragen und kam mit der Story, in seiner Siedlung wegen der Krankheit isoliert und geächtet zu sein, in sämtliche Nachrichten der ProSiebenSat.1-Gruppe.”

2. “Wo die HRE-Aufklärung stecken blieb”
(carta.info, Steffen Rutter)
“Die Medien haben über den HRE-Ausschuss nicht immer überzeugend unabhängig und teilweise inhaltlich falsch berichtet.”

3. “Auf der Suche nach der Leidenschaft”
(medienspiegel.ch, Nick Lüthi)
Nick Lüthi, Chefredakteur des Medienmagazins “Klartext”, sucht die Kreativität in den Newsrooms: “Wer Journalismus mit Leidenschaft ausübt, sucht und findet seine Plattformen fernab der industriell bewirtschafteten Kanäle. Zwar lässt sich dort nicht das grosse Geld machen, dafür existieren aber Freiheiten, die die renditeoptimierte Newsroomkultur den Medienschaffenden nicht gewährt.”

4. “Köppel? ‘Keine gute Idee'”
(tagesanzeiger.ch, Verena Vonarburg)
“Weltwoche”-Chefredakteur Roger Köppel wird vom Schweizer Fernsehen aus einer politischen Diskussionssendung wieder ausgeladen, weil der Generalsekretär der FDP andeutet, dass der frischgewählte Bundesrat Didier Burkhalter der Sendung fernbleibt, wenn auch Köppel dabei ist. Redaktionsleiterin Marianne Gilgen: “Wenn ich an diesem Tag die Wahl habe zwischen dem neu gewählten Bundesrat und Herrn Köppel, dann fällt meine Wahl halt auf den Bundesrat.”

5. “Über Umfragen”
(filmjournalisten.de, Julian)
Filmjournalist Julian Reischl beantwortet eine Umfrage des Bayerischen Journalisten-Verbands BJV über Mitarbeiterhonorare.

6. Interview mit Michael Spreng
(swr.de, Wolfgang Heim, Audio)
Politikblogger Michael Spreng zur bevorstehenden Bundestagswahl. Thema ist auch der Kosename von Edmund Stoibers Frau. Um das Gespräch zu hören: Oben rechts klicken.

Call-In, Augstein, Weinjournalismus

1. “ProSiebenSat.1 setzt bei Call-In jetzt auf Minderjährige”

(dwdl.de, Thomas Lückerath)

“Was für eine peinliche Niederlage der Landesmedienanstalten. Mit deren Segen veranstaltet 9Live seit Montag offenbar aufgrund fehlender Werbespots jetzt auch im Tagesprogramm von ProSieben und kabel eins Call-In-Gewinnspiele in den Werbepausen. Auch Minderjährige dürfen teilnehmen. Bei 9Live heißt es, das sei ein einwöchtiger Test.”

2. Interview mit Jakob Augstein

(fr-online.de, Jakob Buhre und Felix Kubach)

Jakob Augstein, Verleger von Freitag und freitag.de, glaubt, dass “die deutsche Medienlandschaft heute von einer großen Einheitlichkeit geprägt ist. Die Medien haben sich sehr stark im Ton angeglichen, in der Themenwahl, auch in der Temperatur, wie sie ihren Lesern begegnen, was sie ihnen noch zumuten wollen und was lieber nicht mehr.”

3. “Quo vadis Weinjournalismus?”

(weinakademie-berlin.de, Michael W. Pleitgen)

“Die Symbiose von Anzeigen und originärem ‘Content’ ist immer enger geworden. Bis hin zur Un-Unterscheidbarkeit. So gab es letzthin zu 128 Seiten von Deutschlands bestem Food-Magazin (Werbeanteil 35%) noch mal 100 Seiten Gourmetshop-Versandkatalog gratis. Und der Katalog segelt dann unter der Flagge des Magazins. Zeitschrift mit Beilage oder Beilage mit Zeitschrift? Irgendwann können es dann vielleicht die Versandhändler genausogut oder besser.”

4. “Kurras, Springer und die Stasi”

(sueddeutsche.de, Hans Leyendecker)

Hans Leyendecker merkt an, dass die je 50.000 Mark der Verleger Augstein und Bucerius nicht in die Kampagne “Enteignet Springer” geflossen seien, sondern an das “Institut für Gegenöffentlichkeit”: “Für die Enteignet-Springer-Kampagne oder für das geplante Tribunal zahlten beide Verleger nach den vorliegenden Unterlagen keine Mark. Sie weigerten sich sogar, die Veranstaltung zu unterstützen. In einem dreiseitigen Brief hat Augstein den Bittsteller Schneider abfahren lassen.”

5. “Online-News, mal anders”

(axel-springer-akademie.de/blog, Markus Hofmann)

“Zweispaltiges Layout, Content links, Sidebar rechts – fast alle deutschen Nachrichtenseiten wählen die gleiche Architektur, um ihre Inhalte zu präsentieren. Dabei gibt es eine Reihe alternativer Ansätze, Online-News zu visualisieren.”

6. “Piraten mit Entertaste”

(blog.aphex3k.de, Michael Henke)

Michael Henke ärgert sich über einen Mini-Artikel in der Stuttgarter Zeitung: “Sie beweisen mit diesen 7 Sätzen ein hohes Maß Borniertheit und dass sie keine Ahnung in Bezug auf das Thema haben. Recherche scheint auch keine stattgefunden zu haben, stattdessen werden nachgeplapperte und aufgeschnappte Halbwahrheiten zu einem unhaltbaren Ganzen zusammengewürfelt.”

Bild  

Wie man das meiste aus Hartz IV rausholt

Am Montag stellte “Bild” den Lesern Familie Fesselmann aus Gelsenkirchen vor. Die fünfköpfige Familie lebt von Hartz IV, konnte aber über 100.000 Euro Schulden abbauen und noch was auf die hohe Kante legen. Das schreibt zumindest “Bild”:

"Ich verstehe dieses Gejammer nicht. Hartz IV reicht!" Das sagt nicht etwa ein Politiker, sondern der ALG-II-Empfänger Wilfried Fesselmann (49) aus Gelsenkirchen. Der gelernte Kaufmann ist seit 2001 arbeitslos. Seit 2004 leben er, Ehefrau Marion (44) und ihre drei Kinder von Hartz IV. Insgesamt bekommt die Familie 1335 Euro (Regelleistung) plus 700 Euro für Miete und Nebenkosten.

Dass die Familie seit 2004 von Hartz IV leben soll, das es erst seit 2005 gibt, ist eher zweitrangig — und in der Online-Version des Artikels auch stillschweigend korrigiert worden.

Auch der Umstand, dass die Fesselmanns freimütig erklären, fast die Hälfte des Lebensmittelgeldes sparen zu können, indem sie zu einer “Tafel” gehen, soll uns an dieser Stelle nicht weiter stören.

Viel interessanter ist das, was “Bild” nicht schreibt: Bei den Fesselmanns handelt es sich nämlich nicht um eine gewöhnliche Hartz-IV-Familie — sie sind eine Art Vorzeige-Hartz-IV-Familie auf großer Medientournee.

Beim Videoportal MyVideo standen bis vor kurzem mehr als 50 Videos online, die meisten unter dem Benutzernamen “FamilieFesselmann” hochgeladen. Und da sah man dann: Familie Fesselmann bei “Surprise, Surprise” mit Oliver Geissen auf RTL, Familie Fesselmann bei “We Are Family” auf ProSieben, Vater Fesselmann in der RTL2-Quizshow “Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit” (wo er nichts gewann) oder die eigene Familie-Fesselmann-“Wochenserie” auf Sat.1.

Videos von und mit Familie Fesselmann bei MyVideo.de

Die Videos sind inzwischen fast alle bei MyVideo verschwunden, aber über die Video-Suchmaschine Truveo noch auffindbar. Im Blog “Notatio” hat sich der Autor Kurt die Mühe gemacht, einen Teil der Videos anzusehen und stellte dabei unter anderem fest, dass Vater Fesselmann je nach Fernsehsendung früher ganz unterschiedliche Berufe gehabt haben soll (bei “Bild” ist er einfach ein “gelernter Kaufmann”).

Auf ihrer eigenen Website stellt sich Familie Fesselmann nicht nur selbst vor (und offenbart dabei erstaunliche Inkonsistenzen etwa bei der Anzahl der eigenen Kinder), sie geht auch recht offensiv mit den eigenen Medienauftritten (die bis ins Jahr 1997 zurückreichen) um:

Selbstdarstellung der Familie Fesselmann

Es gibt Ankündigungen für den Auftritt bei “Teenieterror im Kinderzimmer” auf ProSieben, für das eigene Buch “Besser leben mit Hartz IV” (“Es ist ein Buch mit vielen Spar-Tipps für alle. Berichte in den Medien folgen”), Fotos von Dreharbeiten zu “Alarm für Cobra 11” und mit Toto & Harry und eher kryptische Hinweise wie diese:

15.März 08 : Streit mit RTL endlich beigelegt. Hier kam ein tolles Überraschungs-Paket und ein 2-seitiger Entschuldigungsbrief des Senders an. Drehverbot wurde aufgehoben.

(…)

30.April : Anfrage von RTL zur neuen TalkShow Natasha Zuraw haben wir abgelehnt. Zum Glück Talkshow wird mangels schlechter Quoten noch Ende Mai eingestellt.

Auf der Startseite findet sich über dem großen “Bild”-Artikel der folgende aktuelle Hinweis:

Liebe Besucher
selbstverständlich haben wir nicht mit der Regelleistung die Schulden bezahlt. Diese haben wir durch Vergleiche gemindert und zahlen kleine Raten. Besser leben mit Hartz4, bedeutet einfach nur sich das Geld besser einzuteilen. Es wird auch niemandem etwas abgezogen, im Juli gibt es für jeden HartzIV-Empfänger 8 € mehr. Auch die Geschäftsführung der ARGE weiss darüber Bescheid.
Alle Einkommen aus dem Buch werden ordnungsgemäß versteuert und der ARGE gemeldet.

Es wäre natürlich hilfreich und weit weniger irreführend und manipulativ gewesen, wenn “Bild” auf die eine oder andere Besonderheit dieser Familie eingegangen wäre und nicht so getan hätte, als wenn man mit Hartz IV nicht nur ganz okay leben, sondern auch noch innerhalb von 52 Monaten (die im Fall der Fesselmanns 69.420 Euro Arbeitslosengeld II bedeuten) mehr als 100.000 Euro Schulden abbezahlen kann.

Und auch die Überschrift hätte irgendwie anders lauten müssen:

Jammern gilt nicht - Wir leben von Hartz IV und können sogar noch sparen

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Germany’s next Missverständnis

Die “Berliner Morgenpost” weiß Neuigkeiten über Pro Sieben:

Der Privatsender hat Verona Pooth als Jurymitglied für die nächste Staffel von “Germany’s Next Topmodel” von Heidi Klum eingekauft, die ab Juni laufen soll. Neben ihr sollen DJ Bobo und Comedian Elton darüber fachsimpeln, welches Mädchen als neues “Topmodel” die Europatournee Bobos im kommenden Jahr begleiten darf.

Interessanterweise findet sich diese erfreuliche Nachricht (noch) nicht auf der Homepage des Münchener Senders. Wohl aber mehrere Artikel zu den aktuellen Krisen um die Pooths. Etwa Ausführungen zu “Verona Pooth im Visier der Steuerfahnder” oder “Verona Pooth trinkt Kaffee mit Steuerfahndern”. Vielleicht will Pro7 auf Nummer Sicher gehen – und den Ausgang der Ermittlungen abwarten, bevor es seine Show offiziell mit Glamourgirl Verona bewirbt.

Bei der “Mopo” herrscht lesbares Erstaunen: Da hatte also Pro Sieben einen spektakulären Personaleinkauf vorgenommen und ihn gleichwohl verschwiegen — zumindest auf der sendereigenen Homepage. Dabei sind Verona, Elton und Bobo als Topmodel-Jury doch ein echter Kracher!

Es kann also, Möglichkeit eins, nur so sein, wie die “MoPo” vermutet: dass Pro Sieben seinen Coup schon unter Dach und Fach gebracht hat und mit der Bekanntgabe so lange warten will, bis Verona Pooth auch juristisch wieder unbedenklich ist.

Es könnte aber auch, Möglichkeit zwei, so sein, dass die “MoPo”-Kollegen die Pressemitteilung von Pro Sieben hoffnungslos falsch gelesen haben. Dort nämlich heißt es:

Der Traum von der ganz großen Bühne? Bei “Germany’s next Showstars” wird er wahr! (…) Im Frühjahr 2010 geht der erfolgreiche Schweizer World Music Award-Gewinner [DJ Bobo] mit seinem Ensemble wieder auf Europa-Tour und sucht dafür gemeinsam mit Verona Pooth und Elton nach einer neuen, außergewöhnlichen Performance.

Um Heidi Klum muss sich also vorerst niemand Sorgen machen. Nicht mal die “MoPo”.

Mit Dank an Lisa A.

Nachtrag, 22:40 Uhr: Weil eine Korrektur vermutlich zu aufwendig gewesen wäre, hat die “Morgenpost” den Artikel einfach offline genommen

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