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Claus Strunz hat nur Augen für Annalena Baerbock

Gong, “Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der ‘Tagesschau'”, Sprecher Jens Riewa sagt: “Eine Woche vor der Bundestagswahl haben FDP und Bündnis 90/Die Grünen auf Parteitagen noch einmal für ihre Ziele geworben”, und im Hintergrund ist ein Foto von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock zu sehen. Schon ist Claus Strunz auf Zinne. Denn die “Tagesschau” zeige ja “minutenlang nur” Baerbock, obwohl es um die Grünen und die FDP geht, so der “Bild-TV”-Programmchef:

Screenshot eines Tweets von Claus Strunz - Start in die Tagesschau: FDP und die Grünen haben Parteitag, aber gezeigt wird minutenlang nur Annalena Baerbock

Auch “Bild”-Oberchef Julian Reichelt verbreitet Strunz’ Tweet, und bei der Klientel kommt das gut an: “Was haben Sie denn erwartet? Unsere System Medien sind LINKS Grün”, steht in den Kommentaren bei Twitter: “Wen wundert’s – Öko-Taliban im Funk haben das Sagen!”, “Mit kalter Schnauze werden die Zwangsgebühr zahlende Menschen veräppelt”. Oder einfach nur: “Es ist abartig!”

Was Strunz schreibt und Reichelt retweetet, ist schlicht Desinformation. Das kann jeder in der ARD-Mediathek nachschauen. Die 20-Uhr-“Tagesschau” vom vergangenen Sonntag war wie folgt aufgebaut: Begrüßung durch Jens Riewa, etwa 24 Sekunden Einleitung zum Grünen-Parteitag …

Screenshot Tagesschau - Parteitage von FDP und Grünen - Baerbock-Rede zum Wahlkampfendspurt

… dann der Beitrag über den Parteitag der Grünen, rund 92 Sekunden lang, direkt anschließend die knapp 28 Sekunden lange Einleitung zum FDP-Parteitag …

Screenshot Tagesschau - Parteitag der FDP - Lindner-Rede zum Wahlkampfendspurt

… und dann der Bericht zum Parteitag der FDP, Dauer: gut 91 Sekunden.

Oder anders gesagt: Die Zeiten sind fast identisch – viel fairer konnte die “Tagesschau”-Redaktion nicht vorgehen.

Annalena Baerbock ist auch nicht, wie Claus Strunz behauptet, “minutenlang” zu sehen, sondern etwas mehr als eine Minute (und das ist wohlwollend nachgezählt, zum Beispiel inklusive Aufnahmen, auf denen Baerbock nur von hinten zu sehen ist oder mit anderen Leuten im Raum steht). Christian Lindner ist im Anschluss auch ziemlich genau eine Minute im Bild.

Der Slogan, mit dem der Axel-Springer-Verlag “Bild TV” bewirbt, also das Projekt, das Claus Strunz leitet und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Konkurrenten hat, lautet übrigens: “Wir zeigen, was wirklich ist.”

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

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Belohnte Geltungssucht, Chronist der Hinterzimmer, Verrat von Privatem

1. Polizei und Opferschützer kritisieren TVNow-Doku scharf
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die RTL-Produktion “Der Todespfleger” beinhaltet ein telefonisches Interview mit dem wegen 85-fachen Mordes verurteilten Niels H. Dies wird von Seiten des Weißen Rings und der Polizei stark kritisiert. So erklärte Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme gegenüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung”: “Es ist ein Schlag ins Gesicht der Opferangehörigen, ihn öffentlich sprechen zu lassen. Sein Motiv war die Geltungssucht, und jetzt darf er sich schon wieder als wichtig empfinden. Er ist im Fernsehen, es wird sogar mit ihm geworben. Das unterstützen wir als Polizei auf keinen Fall.”

2. Der Chronist der Hinterzimmer
(sueddeutsche.de, Lena Reuters)
Stephan Lamby ist als Autor von TV-Dokus über politische und wirtschaftliche Themen und für seine eindringlichen Politikerporträts bekannt. Gestern Abend sendete Das Erste Lambys neuesten Film “Wege zur Macht. Deutschlands Entscheidungsjahr” (ARD-Mediathek, Video: 1:15:22 Stunden), für den er mehr als zehn Monate die Kanzlerkandidaten beziehungsweise -kandidatin beobachtete. Wie kommt es, dass der Fernsehjournalist mit dem genauen Blick Zugang zu den mächtigsten Politikerinnen und Politikern des Landes hat wie kaum ein anderer? Lena Reuters ist dem Phänomen Lamby nachgegangen.

3. Warum Medien nicht über “Selbstmord” schreiben sollten
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 2:08 Minuten)
Im Sprachcheck beschäftigt sich Stefan Fries mit der Suizid-Berichterstattung. Statt von “Selbstmord” oder “Freitod” sollten Medien lieber von “Suizid” oder “Selbsttötung” sprechen. “Journalistinnen und Journalisten sollten den Suizid auch nicht als nachvollziehbar oder erlösend darstellen – und sie sollten einfache Erklärungen genauso vermeiden wie Schuldzuweisungen. Im Gegenteil: Wenn sie die richtigen Worte wählen, können sie sogar Suizide verhindern und die Suche nach Hilfe auslösen.”
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.)

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4. Offener Brief für “Quarks”-Moderatorin: Medienschaffende solidarisieren sich mit Nemi El-Hassan
(rnd.de)
Nach Kritik an der politischen Vergangenheit der Moderatorin Nemi El-Hassan hatte der WDR die Zusammenarbeit in der vergangenen Woche zunächst ausgesetzt. Dagegen bildet sich nun Protest: Rund 400 Autorinnen und Autoren, Journalistinnen und Journalisten, Künstlerinnen und Künstler sowie Comedians haben einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie sich mit der 28-Jährigen solidarisieren.

5. Verrat von Privatem bleibt straffrei
(verdi.de, Eckhard Stengel)
Im Zuge der sogenannten BAMF-Affäre in Bremen soll es zu einem seltsamen Zusammenwirken der Staatsanwaltschaft mit Medien zum Nachteil der damaligen örtlichen BAMF-Leiterin gekommen sein. Der Vorwurf des Verteidigers: Vier Staatsanwälte hätten sich heimlich mit einem “Zeit”-Journalisten getroffen, um einen “vorverurteilenden und frauenfeindlichen Artikel” über Ulrike B. zu veröffentlichen. Anschließend hätten sie “eine Mauer des Schweigens” errichtet und gegenüber der ermittelnden Generalstaatsanwaltschaft die Aussage verweigert. Die Generalstaatsanwaltschaft Bremen hat ein Ermittlungsverfahren gegen die Beamten jetzt eingestellt – mit einer Begründung, die auf deutliche Kritik stößt.

6. Wer führt im Bundestagswahlkampf nach Social Media-Punkten?
(politik-kommunikation.de, Patrick Pietruck)
Eine Onlineagentur hat die Bewegungen auf den Social-Media-Accounts von Politikern und Parteien analysiert: “Inwieweit sich die Nominierung zum Kanzlerkandidaten als Reichweiten-Booster der Social Media Accounts entpuppt, machen wir zum Thema, indem wir Vergleiche mit den Wachstumszahlen von Söder, Habeck und Lindner anführen. Zudem bilden wir ab, wie es um den mobilen Sichtbarkeitsindex der Parteien und Kandidaten bestellt ist.”

Dieser Fall zeigt – im Wahlkampf verzerrt “Bild” heftig

Nachdem vergangene Woche vermutlich ein Anschlag auf eine Synagoge in Hagen vereitelt werden konnte, und sich seitdem ein 16-jähriger Syrer in Untersuchungshaft befindet, stand für “Bild” am Freitag fest:

Ausriss Bild-Zeitung - Deutschlands wichtigstes Thema - Dieser Fall zeigt - im Wahlkampf wird zu wenig über Islamismus gesprochen

Dazu präsentiert die Redaktion einen “Islamismus-Check”, in dem sie nach eigener Aussage überprüft, ob Grüne, SPD und CDU “Deutschlands wichtigstes Thema” (ob das wirklich zutrifft – dazu weiter unten mehr) auch wirklich ernst nehmen:

Ausriss Bild-Zeitung - Wer nimmt das Thema ernst? Die Kanzlerkandidaten im Islamismus-Check

Machtübernahme der Taliban! Islamistische Anschläge weltweit! Terrorangst auch in Deutschland!

Dennoch kommt das Reizthema Islamismus im Bundestagswahlkampf kaum vor.

Viele Wähler fragen sich: Wie wollen die Parteien mit der islamistischen Gefahr der selbst ernannten Gotteskrieger umgehen?

BILD macht den Wahlcheck!

Zu Annalena Baerbock und den Grünen schreibt “Bild”, dass es in der Partei “traditionell” eine “große Nähe zum islamistischen Mullah-Regime in Teheran” gebe, und “Kritik an islamistischem Hass auf Schwule, Lesben, Juden” eher “verhalten geäußert” werde. Und:

Im Programm der Grünen taucht das Wort “Islamismus” nicht auf

Also wird das Thema auch von den Grünen verschwiegen?

Dass das Wort “Islamismus” nicht im Wahlprogramm der Grünen auftauchen soll, ist eine klassische “Bild”-Verzerrung, die, wenn überhaupt, nur haarscharf an einer Lüge vorbeischrammt. Es ist richtig, dass der Begriff “Islamismus” im Programm (PDF) nicht zu finden ist. Dafür aber das Wort “islamistische” (Seite 195):

Zahlreiche Straftaten finden grenzüberschreitend statt, insbesondere die organisierte Kriminalität uns islamistische oder rechtsextreme Terrornetzwerke machen nicht an Landesgrenzen halt.

Und das Wort “islamistischer” (Seite 197):

Wir wollen daher auf Bundesebene einen Fonds für Opfer und Betroffene, insbesondere rechtsextremer, rassistischer oder islamistischer Gewalt, einrichten.

Und das Wort “Islamist*innen” (ebenfalls Seite 197):

Jede Form politisch motivierter Gewalt gefährdet unseren Rechtsstaat. Insbesondere durch Terrorismus von gewaltbereiten Rechtsextremist*innen und Islamist*innen ist die öffentliche Sicherheit in Deutschland bedroht.

Und das Wort “islamistischen” (Seite 198):

Aussteigerprogramme für Menschen aus der rechtsextremistischen und islamistischen Szene werden wir ebenso ausbauen wie Hilfs- und Beratungsangebote für Opfer und deren Angehörige.

Nichts davon erwähnt die “Bild”-Redaktion in ihrem “Islamismus-Check”.

Bei der SPD und deren Spitzenkandidaten Olaf Scholz raunt “Bild” derart rum, dass man glatt auf die Idee kommen könnte, Scholz trüge eine irgendwie geartete Mitschuld an den Anschlägen des 11. September 2001:

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde bekannt, dass einige der Attentäter aus Hamburg kamen und die Behörden sie nicht stoppten.

Innensenator damals: Olaf Scholz.

Und auch bei der SPD ist “Bild” aufgefallen, dass die Partei in ihrem Wahlprogramm (PDF) nicht von “Islamismus” spricht:

Die SPD vermeidet den Begriff “Islamismus” im Programm

Man findet allerdings diesen Absatz (Seite 47):

Extremisten und Terroristen bedrohen unsere freie Gesellschaft. Um dieser erheblichen Gefahr wirksam begegnen zu können, muss der Verfassungsschutz die Rolle eines demokratischen Frühwarnsystems erfüllen. Verfassungsfeindliche Organisationen werden wir verbieten. Wo Religionsfreiheit missbraucht wird und in religiösen Fanatismus umschlägt, müssen staatliche Sicherheitsbehörden konsequent eingreifen. Mit aller Konsequenz und Härte werden wir weiter gegen Terror und Gewalt vorgehen.

Auch dazu: kein Wort im “Bild”-“Islamismus-Check”. Stattdessen lässt die Redaktion es so wirken, als hätten lediglich die CDU und Armin Laschet eine Antwort parat (“In ihrem Wahlprogramm bezeichnet die CDU Islamismus als ‘extremistische politische Ideologie’, die mit ‘der ganzen Härte des Rechtsstaats’ bekämpft werden müsse.”).

Und dann noch zur Frage, ob Islamismus wirklich, wie “Bild” behauptet, “Deutschlands wichtigstes Thema” ist. Wie die Redaktion darauf kommt, ist uns schleierhaft. Vielleicht mag das in der eigenen Redaktionskonferenz so sein oder beim AfD-Stammtisch. “Bild” nennt jedenfalls keine Quelle für die Behauptung.

Uns ist keine aktuelle Umfrage bekannt, in der die Befragten mehrheitlich Islamismus oder wenigstens Terrorismus oder innere Sicherheit oder Kriminalität als “wichtigstes Thema” oder größtes Problem Deutschlands nennen. Nur wenige Tage vor Erscheinen des “Bild”-Artikels veröffentlichte “Bild am Sonntag” das Ergebnis einer eigenen Umfrage: “Welche der folgenden Themen sind für Sie bei der Bundestagswahl wahlentscheidend?” Auf Platz 1: “Klima” (35 Prozent). Platz 2: “Rente” (33). Platz 3: “Wohnen und Miete” (26). Gefolgt von: “Umgang mit Corona-Pandemie” (26), “Gesundheit und Pflege” (24), “Schule, Kitas und Bildung” (21). Auf Platz 10: “Innere Sicherheit” (17). Ein ähnliches Bild auch bei anderen Umfragen: Die EU-Kommission fragte zum Beispiel “Was sind Ihrer Meinung nach die beiden wichtigsten Probleme, denen Deutschland derzeit gegenübersteht?”. Am häufigsten wurde “Umwelt und Klimawandel” genannt (34 Prozent), dann “Steigende Preise/Inflation/Lebenshaltungskosten” (24) und dann “Das Bildungssystem” (22). Deutlich weiter hinten: “Kriminalität” (8) und “Terrorismus” (3). Das Umweltbundesamt fragte (PDF), welche Themen in Deutschland für “sehr wichtig” gehalten werden. Die meisten Befragten sagten “Zustand des Bildungswesens” (78 Prozent), “Zustand des Gesundheitssystems” (73) und “Soziale Gerechtigkeit” (66). “Kriminalität, öffentliche Sicherheit” (57) sowie “Kriege, Terrorismus” (48) antworteten deutlich weniger. Und auch auf europäischer Ebene sieht es nicht viel anders aus: Das Europäische Parlament wollte wissen “Welche der folgenden Themen sollte das Europäische Parlament Ihrer Meinung nach Priorität einräumen?” (PDF). Bei den Antworten aus Deutschland lagen die “Maßnahmen gegen den Klimawandel” ganz vorne (44 Prozent), gefolgt von “Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung” (37) und “Menschenrechte (in der EU und weltweit)” (29). “Die Bekämpfung von Terrorismus und organisierter Kriminalität” (25) wurde seltener genannt.

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Social-Media-Wahlkampf, Facebooks späte Reaktion, Falsche Prioritäten

1. Wie der Wahlkampf 2021 auf Social Media geführt wird
(tagesspiegel.de)
Welche Partei postet am meisten? Was sind die am häufigsten verwendeten Hashtags? Welche Politiker haben die meisten Follower? Was sind die meistgenutzten Emojis? Der “Tagespiegel” hat zusammen mit Democracy Reporting International den Wahlkampf auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube ausgewertet und die Ergebnisse in interaktiven Grafiken aufbereitet.

2. “Die Sternstunden des Journalismus stehen noch bevor”
(journalist.de, Henning Kornfeld)
Otto-Kommunikationschef Thomas Voigt diskutiert im “journalist”-Interview über die Herausforderungen des Journalismus beim Thema Klima und über die Frage, wo bei Projekten wie “Now”, einer Kooperation von Otto und “Geo”, die Probleme liegen.

3. Über 100 afghanische Journalisten bitten um Hilfe
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehr als 100 afghanische Journalistinnen und Journalisten haben anonym über Reporter ohne Grenzen einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet. Ihr Aufruf ist mit “Der Journalismus in Afghanistan ist vom Aussterben bedroht” überschrieben. Unterzeichnet haben ihn insgesamt 103 Medienschaffende: “Wir sind afghanische Journalistinnen und Journalisten verschiedener politischer Überzeugungen und Ethnien. Einige von uns sind noch arbeitsfähig. Andere verstecken sich in Kabul oder anderswo in Afghanistan. Andere sind bereits ins Ausland geflohen oder stehen kurz vor der Ausreise. Wir alle sind gezwungen, bei diesem Aufruf anonym zu bleiben. Wir wollen nicht, dass der Journalismus in Afghanistan wie von 1996 bis 2001 ausstirbt. Die Zeit drängt.”

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4. Warum jetzt, Facebook?
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Eine Woche vor der Bundestagswahl hat Facebook 150 “Querdenken”-Kanäle gelöscht. Der Gedanke dahinter sei richtig, aber der Weg falsch, findet Lisa Hegemann: “Wieso reagiert die Plattform erst jetzt, so kurz vor der Bundestagswahl und zu einem Zeitpunkt, an dem die Bewegung deutlich an Zulauf und Bedeutung verloren hat? Tatsächlich erinnert das Vorgehen stark an den Umgang des sozialen Netzwerks mit US-Präsident Donald Trump: Jahrelang durfte er die Community-Standards ignorieren und Falschinformationen sowie Hetze in den Newsfeed von Nutzerinnen und Nutzern hineinblasen. Erst nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar, als er die US-Präsidentschaftswahl schon verloren hatte und sein Abgang nahe war, reagierte Facebook und sperrte ihn.”

5. “Tagesschau” revidiert Bericht über AfD
(faz.net)
Die AfD hat eine Unterlassungsverpflichtung gegen die “Tagesschau” erwirkt. Die Nachrichtensendung muss einen Bericht über das Abstimmungsverhalten der AfD-Bundestagsfraktion zur Fluthilfe nachträglich umarbeiten. Es habe der Eindruck entstehen können, die AfD-Fraktion habe gegen den Aufbau des Fluthilfefonds gestimmt, “tatsächlich hatte sie in 2. Lesung einstimmig dafür votiert.” Ein Beitrag des “Tagesschau”-“Faktenfinders”, der auf den Einwand der AfD geantwortet hatte, ist derzeit offline und werde nach Angaben des NDR überarbeitet.

6. Möbelhaus schlägt Herzzentrum? Die falschen Doku-Prioritäten des ZDF
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader erinnert die Programmzuständigen der Öffentlich-Rechtlichen daran, mehr gesellschaftsrelevante Themen aufzugreifen: “Ich hab nicht den Eindruck, dass in Mainz, München und andernorts, wo Fernsehen für die Realitäten des Jahres 2021 gemacht werden soll, schon ausreichend verstanden worden ist, wie viele Beitragszahlende sich nach einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehnen, der seine Prioritäten sehr viel besser zu ordnen versteht als das in den zurückliegenden Jahren der Fall war.”

KW 37: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

1. Nazi-Angriff auf Journalisten: Prozess gestartet
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Julian Feldmann, Video: 12:49 Minuten)
Wer als Journalist oder Journalistin die rechtsextreme Szene beobachtet, muss in der Regel einiges an Pöbeleien und Einschüchterungen ertragen. Vor drei Jahren wurde es für zwei Medienschaffende jedoch lebensgefährlich. Sie wurden von Neonazis mit Schraubenschlüssel und Messer attackiert und schwer verletzt. Julian Feldmann ist der Sache nachgegangen und stellt die Frage, warum die Justiz so lange gebraucht hat, einen Gerichtsprozess zu dem Vorfall in die Wege zu leiten.

2. Was hält eine französische Korrespondentin vom Bundestagswahlkampf?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 36:56 Minuten)
Die französische Korrespondentin Hélène Kohl berichtet seit 17 Jahren aus Berlin und hat schon die eine oder andere Bundestagswahl für französische Medien begleitet. Bei “Übermedien” unterhält sie sich mit Holger Klein über die französische Perspektive auf den deutschen Wahlkampf.

3. RTL Direkt und Murmel-Mania – Nicht viel Neues im Fernsehherbst
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 18:05 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen mit Thomas Lückerath, dem Chefredakteur des Fachmagazins “DWDL” und Juror beim Deutschen Fernsehpreis, über die aktuellen Auszeichnungen und schauen mit ihm zusammen auf das, was im anstehenden Fernsehherbst an neuen Formaten auf uns zukommt.

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4. Der Fall El-Hassan, Trielle und Kinderfragen
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 37:42 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin geht es unter anderen um den Fall El-Hassan und die Auswahl von Moderatoren, Lokaljournalismus im Ahrtal, Parteiprogramme zur Medienpolitik, den Einfluss von Influencern auf die Wahlentscheidung und Facebooks aktuelle Sperre diverser “Querdenker”-Konten. Die obligatorische Medienschelte am Ende befasst sich mit Triellen und Kinderfragen.

5. Politisch unterrepräsentiert? Journalistische Initiative “Wir sind der Osten”
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:56 Minuten)
Die journalistische Initiative “Wir sind der Osten”, die Wahlkampfberichterstattung von “Bild TV”, die Situation von Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan sowie der Journalismus in Russland – das sind die Themen des Medienmagazins im BR.

6. Politik als Servicegesellschaft
(deutschlandfunkkultur.de, Patrick Wellinski, Audio: 18:39 Minuten)
Deutschlandfunk Kultur hat sich mit den Wahlwerbespots der großen Parteien auseinandergesetzt und sie filmisch unter die Lupe genommen: Welche Erzählungen werden entwickelt? Welche Mittel werden dafür eingesetzt? Und welche Botschaften werden subtil oder weniger subtil vermittelt? Experte im Studio ist Stefan Stuckmann, der Drehbuchautor und Showrunner der Politiksatire “Eichwald, MdB”.

Hildmann-Vertrauter packt aus, Rüge für “Bild”, Anti-Klimaschutz

1. Attila Hildmanns engster Vertrauter packt aus
(t-online.de, Lars Wienand)
Vor einigen Tagen hat die Hackergruppe Anonymous Telegram-Kanäle und Websites von Attila Hildmann vom Netz genommen. Der ehemalige Kochbuch-Autor hatte über den Messenger rechtsextremistische, antisemitische und verschwörungsideologische Inhalte an seine teilweise mehr als 100.000 Abonnenten ausgespielt. Die Anonymous-Aktion war nur deshalb möglich, weil ein ehemaliger Vertrauter und IT-Administrator Hildmanns die Daten an das Hackerkollektiv weitergegeben hatte. Jetzt hat dieser Mann vor Journalisten über die Zeit mit Hildmann, dessen Gedankenwelt und Netzwerk gesprochen.
Weiterer Lesehinweis: Facebook löscht Konten und Gruppen der Querdenken-Bewegung: “Facebook hat knapp 150 Accounts und Gruppen auf seinen Plattformen gelöscht, die zur umstrittenen Querdenken-Bewegung gehören sollen. Es ist nach Angaben des Unternehmens weltweit die erste gezielte Aktion, die sich gegen eine Gruppierung richte, die einen ‘koordinierten sozialen Schaden’ (coordinated social harm) hervorruft.” (zeit.de)

2. Erinnert ihr euch an das schreckliche Seilbahn-Unglück in Italien
(twitter.com, Niema Movassat)
Der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat hat sich – neben einigen BILDblog-Leserinnen und -Lesern – beim Presserat über “Bild” beschwert und Zustimmung erhalten. Auf Twitter schreibt Movassat: “Erinnert ihr euch an das schreckliche Seilbahn-Unglück in Italien, bei dem ein Kind seine Familie verlor? Das Drecksblatt Bild hat nicht davor zurückgeschreckt, das Bild des Kindes abzudrucken. Ich habe mich beim Presserat beschwert – die Bild bekommt nun eine öffentliche Rüge.” In den Kommentaren wird berechtigterweise die Frage nach den Folgen diskutiert: “Wenn die Lehrerin immer nur Tadel einschreibt und das keine Konsequenzen hat, interessiert das die Jungs, die den Unterricht stören halt einen Scheiss. Also? Konsequenzen?”

3. „Nicht den Anschein erwecken, wir bevorzugen jemanden“
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 6:08 Minuten)
Wie berichten die Sender des Deutschlandradios kurz vor der Bundestagswahl? Welche Politikerinnen und Politiker werden dann noch interviewt? Und wie steht es um journalistische Nebentätigkeiten? Im Gespräch mit @mediasres, dem Medienmagazin im Deutschlandfunk, spricht Friedbert Meurer, Leiter der Abteilung Aktuelles, über die Grundsätze des Senders bei der Berichterstattung kurz vor der Wahl.

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4. Warum der Fall Nemi El-Hassan die Krise des deutschen Journalismus aufzeigt
(berliner-zeitung.de, Hanno Hauenstein)
Hanno Hauenstein findet die Debatte um den WDR und die designierte “Quarks”-Moderatorin Nemi El-Hassan scheinheilig. Die Diskussion sei “Ausdruck einer inzwischen normalisierten deutschen Sehnsucht, die Deutungshoheit über Antisemitismus gegen Minderheiten in Anschlag zu bringen. Ob diese nun jüdisch, muslimisch oder links sind, scheint dabei kaum mehr eine Rolle zu spielen.” Der Beitrag ist auch deshalb empfehlenswert, weil er neue Gedanken und Perspektiven zur Bewertung des Konflikts einbringt.

5. Pressefreiheit: Wahlversprechen unter der Lupe
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen hat die Parteien zu Kernthemen rund um die Pressefreiheit befragt. Die acht “Wahlprüfsteine” behandeln etwa den Umgang mit zunehmenden gewalttätigen Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten, das Sanktionieren mangelnder Rechtsstaatlichkeit in EU-Staaten und die Frage, wie zwischen staatlichen Überwachungsbefugnissen und dem Recht auf vertrauliche Kommunikation im Internet abzuwägen ist. Alle der im Bundestag vertretenen Parten haben geantwortet – abgesehen von der AfD.

6. Bild: Anti-Klimaschutz-Propaganda verbreiten
(klima-luegendetektor.de)
“Bild” sprach mit dem Vorsitzenden der IG Metall über allerlei aktuelle Themen, darunter auch die arbeitsmarktrelevanten Aspekte der Klimapolitik. Die Folge war ein “Bild”-Titel mit der verzerrenden und irreführenden Schlagzeile: “IG-Metall-Boss Hofmann warnt: Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs!” (siehe dazu auch unseren gestrigen Beitrag “Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage). Den Experten und Expertinnen des “Klima-Lügendetektors” sind noch weitere bemerkenswerte Dinge zur “Bild”-Geschichte aufgefallen.

“Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage

Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, war zum Interview bei “Bild”. In dem Gespräch ging es unter anderem um die Debatte über die Anhebung des Renteneintrittsalters, um im Wahlkampf versprochene Steuersenkungen und auch um den Klimaschutz. Auf die Frage von “Bild”-Redakteur Johannes C. Bockenheimer “Industriepolitik und Klimapolitik widersprechen sich also?” antwortete Hofmann:

Nein, ich bin überzeugt, dass wir den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft schaffen können. Aber dafür brauchen die Industrie und die dort Beschäftigten jetzt Planungssicherheit, andernfalls sind weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr. Wenn wir aber jetzt massiv Ladesäulen bauen, in Batteriezellfabriken und Recycling investieren, eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen, Unternehmen davon abhalten, alles in Billiglohnländer zu verlagern und die Menschen aktiv weiterbilden, dann kann die Transformation ein Erfolgsmodell werden. Aber was wir bei Teilen der Politik und der Unternehmen erleben, ist Trägheit – und die gefährdet Arbeitsplätze.

Daraus macht die “Bild”-Redaktion heute auf der Titelseite diese Schlagzeile:

Ausriss Bild-Titelseite - IG-Metall-Boss Hofmann warnt - Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs

Bei Bild.de wird aus dem “IG-Metall-Boss” zwar der “IG-Metall-Chef”, die Schlagzeile ist aber auch dort genauso verzerrend:

Screenshot Bild.de - IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt - Klimaschutz kostet Hunderttausende Jobs

Online kann jeder, der sich die Mühe macht, immerhin nachlesen, dass Jörg Hofmann keineswegs findet, dass Klimaschutz per se “Hunderttausende Jobs” kosten wird, sondern dass der aus seiner Sicht richtig gemachte Klimaschutz sogar “ein Erfolgsmodell” sein kann. In der gedruckten “Bild” ist das nicht möglich. Dort ist kein Wortlautinterview erschienen, sondern nur eine Zusammenfassung Bockenheimers. Der “Bild”-Autor schreibt lediglich:

Hofmanns Sorge: Es sind “weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr!”

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Afghanistan, Auskunft über Vonovia-Deal, Laschet in Kinderfernsehfalle

1. Afghanische Journalisten nicht im Stich lassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Grundsätzlich begrüßt Reporter ohne Grenzen die pauschale Aufnahmezusage des Innenministeriums für mehr als 2.000 schutzsuchende Menschen aus Afghanistan, unter ihnen auch Journalistinnen und Journalisten. Dies reiche jedoch nicht aus: “Denn Überlegungen, die Sicherheitsüberprüfungen in Kabul durchführen zu lassen, sind angesichts der Lage vor Ort weltfremd. Für viele bedrohte Medienschaffende in Afghanistan schwindet gerade die Hoffnung, einem der größten Feinde der Pressefreiheit weltweit noch zu entkommen.”

2. Eilantrag erfolgreich: Land Berlin muss Auskunft zu Vonovia-Deal geben
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Monatelang habe sich die SPD-geführte Finanzverwaltung in Berlin gegen Transparenz gewehrt, jetzt müsse sie Details zum umstrittenen Milliarden-Deal mit den Wohnungsunternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen veröffentlichen. Das meldet die Transparenz-Offensive “FragDenStaat”, die dafür beim Berliner Verwaltungsgericht einen Eilantrag auf Basis des Landespressegesetzes eingereicht hatte. Vorherige Versuche, an Informationen zu gelangen, hatten nicht gefruchtet.

3. Der Fall Nemi El-Hassan und die blinden Flecke
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Eigentlich sollte die Fernsehmoderatorin Nemi El-Hassan demnächst die WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” übernehmen. Nachdem bekannt geworden war, dass sie im Jahr 2014 an der Al-Quds-Demonstration teilgenommen hat, ruht der Vorgang allerdings. Für “Übermedien” hat Andrej Reisin die nicht einfache Angelegenheit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: “Wir müssen uns streiten!”

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4. AfD kündigt juristische Schritte gegen “Tagesschau” an
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die “Tagesschau” hat durch eine nachlässige Formulierung den Eindruck erweckt, die AfD hätte sich gegen die Einrichtung eines Wiederaufbaufonds für die Flutgebiete ausgesprochen. Es war jedoch im sogenannten Omnibusverfahren gleichzeitig über zwei verschiedene Gesetze abgestimmt worden. Bei der Schlussabstimmung hatte sich die AfD enthalten. Die AfD-Fraktion hat nun angekündigt, juristische Schritte gegen die “Tagesschau” einzuleiten, und fordert, die Behauptung, die Fraktion habe der Fluthilfe nicht zugestimmt, richtigzustellen und nicht weiter zu verbreiten.

5. Hält Facebook kritische Studien zurück?
(meedia.de, Frank Puscher)
“Facebook weiß laut vorliegender Unternehmensdokumente, dass Instagram für Teenager-Mädchen toxisch ist”, schreibt das “Wall Street Journal” (nur mit Abo lesbar). Frank Puscher hat den Bericht gelesen: “Es geht vor allem um junge Mädchen und es geht in erster Linie um deren Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die permanente Zurschaustellung, perfekt durchtrainierter und proportionierter Körper von Fitness- und Beauty-Influencerinnen, führt augenscheinlich dazu, dass die jungen Damen zusehends mit dem eigenen Körper unzufrieden sind.”

6. Die Kinderfernsehfalle: Wie Laschet im Schülerinterview zum dünnhäutigen Grummelonkel wurde
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm kommentiert den Besuch Armin Laschets in der ProSieben-Sendung “Late Night Berlin” und das dort durchgeführte Kinderinterview: “Gewiss ist das Ziel des Formats kein echter Erkenntnisgewinn für Kinder, sondern eine sorgsam orchestrierte Blamage zur Beömmelung Erwachsener. Trotzdem war die Außenwirkung von Laschets hilflosem Strampeln verheerend. Statt auf Augenhöhe mit den Kindern zu sprechen, wirkte er wie ein huldreicher Großonkel zweiten Grades, der auf einer Familienfeier ein paar passiv-aggressive Pflichtworte mit dem Kleingemüse wechselt, damit die Gattin hinterher nicht schimpft, er habe den ganzen Abend nur schmollend in der Ecke gesessen und Zigarillos geraucht.”
Weiterer Lesehinweis: Beim “Spiegel” erklärt Marco Wedig, was ihn an dem Format stört und wie beim “Spiegel” bei Kinderinterviews vorgegangen wird: “Mich hätte beim ‘Late Night Berlin’-Gespräch mit Laschet zum Beispiel mehr interessiert, ob Pauline und Romeo einen Luftfilter in ihrer Klasse haben und was Herr Laschet dazu gesagt hätte.” Auf Twitter antwortet Medienkritiker Stefan Niggemeier dem Autor unter anderem: “Man kann diese waghalsige Mischung aus Ernst und Unernst auch kritisieren. Ich find’s nur schwer, diese Kinder-Interviews mit euren zu vergleichen, ohne darauf hinzuweisen, dass die Ziele im Zweifel andere sind, und die Methoden sehr offenkundig auch.”

Debatte um “Quarks”-Moderatorin, Migration, Baut Barrieren ab

1. Debatte um “Quarks”-Frau
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Fernsehmoderatorin Nemi El-Hassan sollte eigentlich demnächst durch die WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” führen, doch damit wird es vorerst nichts. Nachdem bekannt geworden war, dass El-Hassan vor sieben Jahren an einer israelfeindlichen, antisemitischen Demo teilgenommen hat, setzte der WDR den geplanten Moderationsstart aus. Peter Weissenburger erklärt, um was es bei den Vorwürfen geht.

2. Die Krux mit der digitalen Transformation
(netzpolitik.org, Jana Ballweber)
Mit einer Subvention von 220 Millionen Euro wollte das Bundeswirtschaftsministerium die digitale Transformation der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage unterstützen, doch dazu kam es nicht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) musste das Projekt kurz vor der Auszahlung einstampfen. Es bestanden verfassungsrechtliche Bedenken, Onlinemedien sahen sich benachteiligt, und auch der Bundesrechnungshof habe das Konzept “komplett zerlegt”. Nun erbe die neue Bundesregierung das Problem.

3. Unsere Arbeit in Afghanistan wird nicht mit Regierungsgeldern finanziert
(aerzte-ohne-grenzen.de)
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen korrigiert die wiederholten Aussagen von Seiten der Politik, sie erhalte für ihre humanitäre Hilfe in Afghanistan Regierungsgelder. Zuletzt habe dies der CSU-Landesgruppenchef im Deutschen Bundestag Alexander Dobrindt vorgestern im TV-“Vierkampf” der kleineren Parteien behauptet. Die Organisation stellt klar: “Ärzte ohne Grenzen nimmt für seine humanitäre Hilfe in Afghanistan keine Gelder von Regierungen an, auch nicht von der deutschen Bundesregierung. Die Arbeit wird ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert. Nur so können die drei Grundprinzipien – Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit – nach denen die Organisation arbeitet, gewährleistet werden. Die Einhaltung dieser Prinzipien ist die wichtigste Grundlage der humanitären Arbeit und gewährleistet die Sicherheit der Patient*innen und Mitarbeitenden vor Ort.”

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4. Kompetent über Migration berichten
(verdi.de, Bärbel Röben)
Beim Thema Migration fehlt es Medienschaffenden oft an Fachwissen. Abhilfe soll das kostenfrei verfügbare UNESCO-Handbuch “Reporting on Migrants and Refugees” schaffen, das im Dortmunder Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus erarbeitet wurde. Bärbel Röben hat sich das Handbuch angeschaut, das wertvolle Informationen liefere, jedoch leider nur in englischer Sprache erhältlich sei.

5. Baut die Barrieren ab!
(uebermedien.de, Andrea Schöne)
Gerade in Katastrophenfällen ist eine barrierefreie Berichterstattung enorm wichtig. Daran mangelt es jedoch, wie sich zuletzt schmerzlich bei der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler zeigte. Es sei Zeit, dass deutsche Medien ihr alltägliches Programm und auch ihre Notfallkommunikation neu denken, findet Andrea Schöne bei “Übermedien” und hat dazu einen Katalog mit Wünschen aufgestellt.

6. Die Kanzlerin und die Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 7:14 Minuten)
Der Deutschlandfunk schaut auf 16 Jahre Angela Merkel als Bundeskanzlerin und ihr Verhältnis zu den Medien zurück: Hat sie sich zu oft zu rar gemacht? Hätte sie ihre Politik in Interviews besser erklären müssen? Wurde meistens zu wohlwollend berichtet?

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Eckstein, Eckstein, niemand wird versteckt sein

Eine momentan ganz beliebte Erzählung von Politikern der CDU und CSU geht so: Die SPD und ihr Spitzenkandidat Olaf Scholz sollen die prominenten Vertreter des linken Parteiflügels verstecken, damit diese mit ihren Ideen und Aussagen nicht Scholz’ erfolgreichen Wahlkampf torpedieren können. Das SPD-Führungsduo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sollen genauso wie der ehemalige Juso-Chef und heutige stellvertretende Bundesvorsitzende Kevin Kühnert also nicht in die Öffentlichkeit gelassen werden.

Gestern Abend in der “Bild-TV”-Sendung “Viertel nach Acht” hat sich “Bild”-Moderatorin Nena Schink dieser Erzählung angeschlossen:

Der eigentliche Erfolg von Olaf Scholz war doch gar nicht gestern im Triell die Leistung, nein, der eigentliche Erfolg von Olaf Scholz ist, wie er seine Leute im Griff hat. Ich meine, dass Saskia Esken die Einladung zu Anne Will ausschlug, das ist der große Erfolg von Olaf Scholz. Und das ist das, wofür man ihn loben sollte: Dass er es schafft, Enteignungs-Kevin, Versteck-mich-Saskia und den Corona-Hampelmann Lauterbach einfach zu verstecken und damit auch die linken Phantasien.

“Bild”-Chef Julian Reichelt, der ebenfalls in der “Bild-TV”-Sendung sitzt, erzählt zwar, dass Kevin Kühnert aus dem Vorwurf “ein teilweise sehr unterhaltsames Spiel” mache, indem er bei Twitter regelmäßig darauf hinweist, in welcher Talkshow er sich diesmal versteckt; aber auch Reichelt sagt:

Ich habe ja auch das Gefühl, dass das durchaus bewusst ist, dieses Verstecken von manchen Figuren, die vielleicht nicht wirklich zum sehr geschmeidigen, sehr bürgerlichen Auftritt von Olaf Scholz passen wird.

Da haben Recherche-Julian und Fakten-Hampelfrau Schink entweder so gar nicht aufgepasst und einfach nur ahnungslos irgendwas nachgeplappert. Oder sie wissen es eigentlich besser und erzählen bewusst etwas Falsches. Denn dass Saskia Esken, Norbert Walter-Borjans, Kevin Kühnert und Karl Lauterbach “einfach versteckt” werden, ist schlicht Blödsinn. Hier mal eine kleine Übersicht, nur aus dem bisher 14 Tage alten September:

Man kann die SPD und die Vertreter des linken Parteiflügels gern völlig daneben finden. Man sollte dann aber nicht irgendwelche Unwahrheiten über sie verbreiten.

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Offenlegung: Für unser Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste” hat Kevin Kühnert das Nachwort geschrieben.

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