1. “Guten Tag, hier spricht der Mainstream-Finanzjournalist”
(menschenzahlensensationen.wordpress.com, Christian Kirchner)
In 13 Jahren Finanzjournalismus habe “kein einziges Mal” ein Ressortleiter oder Chefredakteur neben ihm gestanden und “eine These oder eine Recherche verboten”, erzählt Christian Kirchner: “Die Gefahr gerade in Sachen Finanzjournalismus kriecht subtiler in unsere Hirne als Redakteure. Wir haben es den ganzen Tag, die ganze Woche, das ganze Jahr über meist mit Menschen zu tun, die ihr Geld damit verdienen, Menschen von der Sinnhaftigkeit von Sparen und Vorsorge zu überzeugen. (…) Viele Branchenvertreter wollen ganz bewusst eine Art ‘Clubatmosphäre’ schüren. Den Eindruck erwecken, man sei doch auf derselben Seite als Journalist – der Seite der Vernunft, mehr für’s Alter zu tun und vor allem mehr aus dem Sparguthaben. Und wenn man jahrelang die Argumente um die Ohren gehauen bekommt, warum das so gut ist, glaubt man tatsächlich ein kleines bisschen dran. Die Minderheitsmeinung hört man ja eher selten.”
2. “Militärbilder”
(heise.de/tp, Hans-Jürgen Krug)
Hans-Jürgen Krug beschäftigt sich mit eingeblendeten Quellenangaben zu Fernsehbildern aus dem Krieg: “Die Praxis ist sehr unterschiedlich, variiert fast von Beitrag zu Beitrag. Aber manchmal wirken die Beiträge wie dadaistische Collagen.”
3. “Hemmungslos”
(zeit.de, Joachim Riedl)
“Eine kleine Funktionärin der FPÖ” findet sich nach einer alkoholisierten Nacht auf dem Titelblättern von Boulevardzeitungen wieder: “Besonders zwei Gratisblätter, die in Wien dominierende Zeitung Heute und Lokalrivale Österreich, walzten in mehreren Ausgaben den belanglosen Vorfall zum süffigen Alko-Drama aus, mit voller Namensnennung und freizügigem Abdruck der Bilder aus dem Meuchelvideo.”
4. “Brennt es? Es brennt!”
(faz.net, Nina Rehfeld)
“Unmut und Wut der Demonstranten in Ferguson” richten sich “nicht nur gegen Polizei und Politik, sondern auch gegen die berichtenden Medien”, berichtet Nina Rehfeld: “Kameraleute und Reporter von CNN und Fox News wurden von Demonstranten mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen und beschimpft.”
5. “Eurotechnopanik”
(zeit.de, Jeff Jarvis)
“Die deutsche Fortschrittsfeindlichkeit breitet sich in der EU und ihren Mitgliedstaaten aus”, beobachtet Jeff Jarvis: “Die deutschen Verleger haben beschlossen, nicht etwa auf dem freien Markt zu konkurrieren, sondern untereinander und im Bundestag. (…) Es ist schon komisch, dass solche Bastionen des wirtschaftlichen und politischen Konservativismus wie Springer und News Corp. sich jetzt unter den Rock der Regierung flüchten wollen.”
6. “Was Social Media mit der Vertrauenskrise des Journalismus zu tun hat – ein Essay”
(socialmediawatchblog.org, Anna)
Anna unterhält sich via Twitter mit einem Leser, “der sein Vertrauen in den Journalismus verloren hat – aber nicht seine Fähigkeit, ein respektvolles Gespräch zu führen”: “Es lohnt sich, den Kritikern endlich wieder zuzuhören. Erinnern wir uns daran, warum es Print-Leserbriefseiten und Online-Artikelkommentarfelder gibt. Nicht nur, damit uns Leute Honig ums Maul schmieren und uns sagen, wie toll wir alles machen.”