Archiv für Mai, 2012

Schöner Einbrechen mit Facebook (4)

ist ja nett, dass man eine alte Meldung ausgegraben hat (und diese dem AZ-Leser nun wohl als neu unterjubeln möchte) und es tatsächlich dabei auch noch geschafft hat, dabei die nach wie vor falsche Auskunft über den Auftraggeber der Befragung wiederzugeben (es war keineswegs das amerikanische Unternehmen “Credit Sesame”, sondern ein britischer Hersteller von Alarmanlagen)

So heißt es in einem Leserkommentar unter diesem Artikel im Online-Angebot der “Augsburger Allgemeinen” (AZ):

Und genau so ist es: Die Meldung, auf die sich der AZ-Artikel bezieht, stammt aus dem Herbst 2011 und war damals schon (BILDblog berichtete mehrfach) ziemlich beliebt fragwürdig – nicht nur wegen der Quelle (eine Pressemitteilung des Alarmanlagenherstellers Friedland), sondern auch wegen der etwas dünnen Datenbasis (50 nach ihrer Meinung befragte britische Ex-Einbrecher).

Immerhin hat man bei der “Augsburger Allgemeinen” zusätzlich zu den 50 Ex-Einbrechern noch einen weiteren Experten befragt: “die Polizei”. Und?

Die Polizei hat zu dem Thema keine belastbaren Zahlen vorliegen. Die Beamten sind sich aber sicher, dass es [sic] manche Einbrecher bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken nach Abwesenheitsmeldungen suchen. Nachweisen können sie es leider nicht.

Mit Dank an Sascha G.

Die Rheinpfalz, Negerpuppe, Thomas Knüwer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Offener Brief”
(anders-anziehen.blogspot.de, Smilla Dankert)
Smilla Dankert schreibt an “Die Rheinpfalz”, in der ein mit ungefragt verwendeten Bildern bestückter Artikel über ihr Blog abgedruckt ist.

2. “Die Pyro-Show der fleischgewordenen Bild-Zeitung”
(schwatzgelb.de, Hanno)
In der ARD-Sendung “Hart aber fair” zündet Johannes B. Kerner eine Schaufensterpuppe an, um die Gefährlichkeit von Bengalischem Feuer nachzuweisen. “Nachdem Kerner zur Versachlichung den bekleideten Torso der Puppe kurzerhand zu einem gefallenen kleinen Kind erklärt hatte, bilanzierte er das wenig überraschende Ergebnis, indem er mit reichlich Tremolo in der Stimme feststellte, dass ‘das Kind in Flammen steht’ und diesem jetzt nicht mehr zu helfen sei.”

3. “Würden wir Selbstmordbilder zeigen, bekämen wir jeden Suizid dokumentiert”
(persoenlich.com, Benedict Neff)
Hansi Voigt, Chefredakteur von 20min.ch, gibt Auskunft über den Umgang mit Leserfotos: “Wenn wir oft Tramunfälle zeigen, bekommen wir Bilder von jedem Tramunfall zugeschickt. Würden wir Selbstmordbilder zeigen, bekämen wir jeden Suizid dokumentiert. Die Leute erleben die Welt nun mal durch ihre Handy-Kameras. Es ist an den Redaktionen, verantwortungsvoll mit den anvertrauten Dokumenten umzugehen.”

4. “Niemand weiß, wie viele Migranten es in Deutschland gibt”
(blog.zeit.de/open-data, Tobias Jochheim)
Tobias Jochheim will herausfinden, “wie viele Menschen mit Migrationshintergrund in welchem Bundesland leben. (…) Wir hatten mit einem Zeitaufwand von einer halben Stunde gerechnet. Daraus wurden drei Wochen.”

5. “Wenn schon falsch, dann richtig!”
(qlod.org, Nilzenburger)
Nilzenburger verbessert den Artikel “Ray Cokes – so könnte Fernsehen sein” von Thomas Knüwer.

6. “Im Auge des Shitstorms”
(spiegel.de, Jochen Brenner)
Ein Besucher einer Lesung von Sarah Kuttner ruft die Polizei, weil er sich von der Verwendung von Wörtern wie “Negerpuppe”, “Schlauchbootlippen” und “Wurstlippen” verletzt fühlt; er wirft Kuttner vor, eine Rassistin zu sein. Die “Hamburger Morgenpost” macht daraus einen “Eklat”, weitere Medien nehmen die Geschichte auf.

Das Attentat auf den Wasserfall

Muss man über einen Selbstmordversuch berichten, nur weil er spektakulär ist? Ja, findet “20 Minuten”:

Mann springt 55 Meter tief in Niagara River - und lebt!

Geradezu absurd ist aber die Bildunterschrift:

Mann springt 55 Meter tief in Niagara River - und lebt!

Mit Dank an Mathias.

Nachtrag, 16:34 Uhr: Überhaupt ist die Interpretation von “20 Minuten”, bei dem Mann handle es sich um einen “Selbstmordkandidaten” etwas eigenwillig. In anderen Medien ist lediglich von einem absichtlichen Sprung die Rede.

Heute, Angela Merkel, Winde

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Von Millionenmelonen zum Extremsportrekord: ‘heute’ und die Kuriositäten-Nachklapps”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Die “emotionaleren, ich sag mal: leichteren Themen” in der ZDF-Nachrichtensendung “Heute”.

2. “Die TV-Götter wanken”
(blog.persoenlich.com, Roger Schawinski)
Roger Schawinski wirft einen Blick auf die bekannten Namen im deutschen Fernsehen: “Es sind zurzeit nicht die Paradiesvögel, die mit ihrer Persönlichkeit die Erfolge holen, sondern es sind die eher braven, fleissigen und pflegeleichten Moderatoren, an denen man sich nicht reibt und die deshalb auch keine bedeutenden positiven oder negativen Emotionen auslösen können. Es sind Leute, die alles wegmoderieren können, was ihnen angeboten wird. Das sind Markus Lanz, Jörg Pilawa, Kai Pflaume, Matthias Opdenhövel oder Günther Jauch. Die einzige Ausnahmeerscheinung ist Stefan Raab, der nicht nur dank seiner Originalität, sondern auch wegen seines totalen körperlichen Einsatzes gross punkten kann.”

3. “Bühne: Medien inszenieren Sarrazin “
(ndr.de, Video, 5:26 Minuten)
Die Medien bieten Thilo Sarrazin eine große Bühne: “Was jetzt in dem Buch drinsteht? Viele Journalisten wissen’s eh nicht. Wichtig ist nur, dass er ein Buch geschrieben hat, dass er es in angemessenem Rahmen präsentiert und dass alle drüber reden, ob man drüber reden darf.”

4. “Merkel: ‘Die mediale Welt hat sich massiv verändert.'”
(youtube.com, Video, 12:49 Minuten)
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht über den Medienwandel. Ab Minute 10:30: “Ich glaube, die Menschen sind heute extrem allergisch geworden, wenn es um den Eindruck geht, dass man etwas hinter dem Berg hält, dass man etwas nicht transparent macht, dass man Entscheidungsmechanismen nicht darlegt. Und deshalb ist der Transparenzgedanke extrem wichtig.” Siehe dazu auch “Merkel: Es wird kein Leistungsschutzrecht geben (Update 2: doch)” (netzpolitik.org, Markus Beckedahl).

5. “Auch freie Journalisten haften”
(journalist.de, Michael Hirschler)
Freie Journalisten müssen damit rechnen, bei groben Fehlern zu haften und von den Verlagen unter Umständen in Regress genommen zu werden: “Es schützt sie nicht, dass eine Redaktion den Beitrag abgenommen hat.”

6. “Gafa jurnalistica”
(youtube.com, Video, 44 Sekunden)
Eine nicht ganz so gelungene Inszenierung starker Winde (bei Sekunde 10). Siehe dazu auch “Der Bluff eines rumänischen TV-Reporters” (20min.ch, hag).

Bild  

Wenn Diekmann wüsste…

Der Radiosender WDR5 hat gestern ein Gespräch des WDR-Moderators Jürgen Wiebicke mit Kai Diekmann, dem Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, zum Thema “Verantwortung” ausgestrahlt (das man hier – unter einer ganz passablen Zusammenfassung – komplett nachhören kann).

Nach gut 30 Minuten des fast einstündigen Gesprächs schließlich wird der Moderator konkret:

Es verunglückt ein Bus in der Schweiz. Es sterben Kinder. Und “Bild” druckt Fotos von toten Kindern.
(Link von uns.)

Diekmann antwortet darauf nach einigem Hin und Her:

Es geht darum, einer Tragödie, einer abstrakten Tragödie, ein individuelles Gesicht zu geben, um sie so erfahrbar zu machen und Empathie zu wecken. Ich war gerade eine Woche in Isreal und habe dort mit Kollegen zusammen ein Seminar in Yad Vashem gemacht, der Zentralen Holocaust-Gedenkstätte, die ein ganz neues Konzept zur Erinnerung an die Shoa erarbeitet haben. Wenn wir immer von sechs Millionen getöteten Juden sprechen, dann klingt das sehr abstrakt, dann ist das ‘ne Zahl, damit verbinde ich überhaupt nichts. Aber wenn Sie nur das Schicksal eines einzigen Kindes erklären, erzählen, mit Foto, und ihre Lebensgeschichte – wird auf einmal die Zahl, sechs Millionen, in ihrer ganzen furchtbaren Dimenson erfahrbar.

Und man mag nun lange darüber nachdenken, wie selbstgerecht unverfroren geistreich Diekmanns So-wie-die-Zentrale-Holocaust-Gedenkstätte-Fotos-von-Holocausopfern-zeigt,-druckt-auch-die-“Bild”-Zeitung-Fotos-von-Opfern-eines-Autounfalls-Analogie sein mag, aber…

… als sich der Moderator dann doch nicht mit Diekmanns Reiseerinnerungen zufriedengeben will und den “Bild”-Chef darauf hinweist, dass er und sein Blatt “von Hinterbliebenen in unzähligen Fällen geradezu dafür verflucht werden, dass Sie solche Bilder veröffentlichen”, da antwortet Diekmann:

Ich weiß nicht, dass wir in unzähligen Fällen dafür verflucht werden, dass wir solche Bilder veröffentlichen – sondern wir versuchen das natürlich immer in Übereinstimmung mit denjenigen zu tun. (…) Wenn sie es nicht wollen, dann tun wir das natürlich auch nicht. Und wenn ich wüsste, jemand will das nicht, dann würde ich es auch nicht tun. Das ist doch keine Frage.

Einen “Eid darauf ablegen” möchte Diekmann angesichts “einer Redaktion mit 850 Mitarbeitern” dann zwar lieber doch nicht. Allerdings:

Wenn ich aber wüsste, dass irgendjemand unter keinen Umständen die Veröffentlichung eines solchen Fotos wünscht, dann würde ich selbstverständlich diese Veröffentlichung auch nicht vornehmen.

Das klingt deutlich.

Es sei denn, wir zitieren mal aus ein paar Entscheidungen des Presserats:

BILD (Stuttgart) erhielt eine öffentliche Rüge für einen Bericht über ein Lawinenunglück. Darin hatte die Zeitung die Fotos dreier Todesopfer abgedruckt. Zusätzlich hatte sie das Foto eines Überlebenden ohne dessen Einwilligung gedruckt und dabei das Gesicht nur unzureichend mit einem Balken unkenntlich gemacht. (…)

Eine öffentliche Rüge erhielt BILD. Die Zeitung hatte ein Foto des zehnjährigen Jungen veröffentlicht, der im April bei einem Terroranschlag in Ägypten getötet worden war. Dies geschah ohne Einwilligung der Eltern, so dass das Persönlichkeitsrecht des Jungen verletzt wurde. (…)

Ebenfalls wegen einer Bildveröffentlichung gerügt wurde BILD (Hannover). Die Zeitung hatte zu einem Artikel über die Pisa-Studie ein aus dem Jahr 2002 stammendes Foto einer Grundschulklasse veröffentlicht. Das Bild war damals zu einem anderen Zweck aufgenommen und jetzt ohne Rücksprache mit der Schule als Symbolfoto erneut publiziert worden. (…)

Öffentlich gerügt wurde die BILD-Zeitung aufgrund der Berichterstattung zum Absturz eines Flugzeuges im Himalaya, bei dem auch zwölf deutsche Touristen starben. Die Zeitung hatte auf der ersten Seite großformatig ein Foto der Unglücksstelle abgebildet, auf dem verkohlte Leichen zu sehen waren. Im Innenteil wurden zudem Fotos einiger Passagiere veröffentlicht. Dadurch wurde ein Teil der Opfer identifizierbar. Durch den assoziativen Zusammenhang zwischen den Abgelichteten im Innenteil und den anonymen Leichen auf der Vorderseite wurden die Gefühle der trauernden Angehörigen verletzt. (…)

BILD (Bremen) erhielt eine nicht-öffentliche Rüge wegen eines Verstoßes gegen die Ziffern 8, 2 und 1 des Pressekodex. Die Zeitung hatte berichtet, dass zwei Mädchen im Alter von eins und vier Jahren auf Veranlassung ihrer Mutter zur Beschneidung nach Afrika gebracht werden sollten, was aber durch den Vater und einen Polizeieinsatz habe verhindert werden können. Ausschlaggebend für die Rüge war ein beigestelltes Foto, das beide Kinder ungeblendet zeigte. Hierfür gab es nicht die Einwilligung beider Eltern. (…)

Eine nicht-öffentliche Rüge sprach der Ausschuss gegen BILD aus. Die Boulevardzeitung hatte in der Regionalausgabe Berlin/Brandenburg das Foto eines jungen Mädchens veröffentlicht, das vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Das Foto erschien zu einem Beitrag über den damaligen Freund des Mädchens, der Anfang dieses Jahres ebenfalls bei einem tragischen Unglück zu Tode kam. Der Ausschuss erkannte in der Veröffentlichung des Bildes, das ohne Einverständnis der Hinterbliebenen erfolgte, einen schweren Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte (…).

(Die Auflistung ist alles andere als vollständig – zumal sie nur Entscheidungen des Presserats berücksichtigt.)

Mit Dank an Johannes K. für den Hinweis!

Thilo Sarrazin, Rundfunkräte, NZZ

6 vor 9

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1. “Der Teufel in Deutschland”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Deutsche Journalisten beurteilen das Buch “Europa braucht den Euro nicht” von Thilo Sarrazin noch vor der Lektüre: “Solche kurzatmigen, moralinsauren Verurteilungen eines Buchs, das erst in dieser Woche erscheint, müssen das Publikum geradezu animieren, durch einen entsprechenden Kauf sich selber eine Meinung zu bilden. Die Prophezeiung der Kritiker erfüllt sich. Hilflos strampeln sie mit im System der Vermarktung, das sie verdammen. Sie hätten schweigen und erst das umstrittene Werk lesen können.” Siehe dazu auch “Sarrazin-Inszenierung, Teil zwei” (nzz.ch, Ulrich Schmid).

2. “Kuschelige Kontrolleure – Die Gremien der ARD verweigern ihre Aufsichtspflicht”
(nachdenkseiten.de, Max Morlok)
Ihren Kontrollauftrag nehmen die wenigsten Mitglieder des Rundfunkrats wahr, glaubt Max Morlok: “Geblendet von der Bedeutung ‘ihres’ Senders und geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, die ihnen aus der Hierarchie dieser Anstalten entgegengebracht wird, winken sie in der Regel alle Vorschläge durch, die ihnen von der Leitung der Häuser auf den Tisch gelegt werden.”

3. “‘Jeder und alles ist skandalisierbar'”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Ist jeder und alles skandalisierbar? Ja, sagt Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: “Einziges Kriterium: Man braucht ein Publikum, das mitgeht und das Empörungsangebot eines wütenden Einzelnen annimmt – und dann selbst munter pöbelt, spottet, hasst.”

4. “‘Wir waren etwas zu optimistisch'”
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Zur Aufschaltung der neuen Beta-Version von nzz.ch ein Interview mit Peter Hogenkamp: “Wir wollen eine einzige Marke. Wir publizieren auf jedem Kanal den gleichen hochwertigen Inhalt. Dass auf NZZ Online andere Inhalte zu finden sind als in der Zeitung, wird es künftig nicht mehr geben. Weil nun die hochwertigen Inhalte aus der gedruckten Zeitung auch Online zu finden sind, wird der Brand ‘NZZ Online’ in den nächsten Tagen verschwinden.”

5. “Der Aufstand der Journalisten und Komiker gegen das Libel Law”
(heise.de/tp, Markus Kompa)
Markus Kompa schreibt über anstehende Veränderungen in den britischen Gesetzen zur Ehrverletzung.

6. “Markets in Everything: Torturer”
(marginalrevolution.com, englisch)
Eine Stellenanzeige im “Guardian” sucht einen “Torturer”: “No, I don’t think the ad is real. Alas, I am sure the job is real.”

Heute, Studenten, Waffen

6 vor 9

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1. “Zwischen Gravitas und Hopsasa”
(tagesspiegel.de, Bernd Gäbler)
Bernd Gäbler vergleicht die ZDF-Newssendung “Heute” mit anderen Fernsehnachrichten: “Das Studio soll hochmodern anmuten, aber die Moderatoren bewegen sich darin wie gelenkt. Sie tun so, als redeten sie mit dem Korrespondenten in Berlin oder Brüssel, dabei werfen sie ihm nur eine Eingangsfrage hin, damit er dann mit seinem Solo loslegen kann.”

2. “Mediale Machtkämpfe”
(dradio.de, Adalbert Siniawski)
Deutsche und polnische Medien vor der Fußball-Europameisterschaft 2012: “Sowohl die ‘Bild’ und auch die ‘Fakt’ gehören zum deutschen Springer-Verlag. Kritiker mutmaßen: Die Zeitungen spielen sich grenzüberschreitend die Bälle zu, um ihre Auflagen zu steigern.”

3. “Man kann Medien nicht trauen. Social Media aber vielleicht schon”
(crowdmedia.de, sven)
Sven erinnert an das Bundesliga-Relegationsspiel vom letzten Dienstag, “die Schande von Düsseldorf”: “Wenn sozialen Medien gerne die Gefahr der Filter Bubbles unterstellt wird, dann kann ich konstatieren, dass klassische Medien dieser Gefahr mindestens genauso unterliegen. Wenn ich nur aus ARD Brennpunkt, Mopo oder Kicker Informationen ziehe, dann könnte ich mich fragen, ob Düsseldorf Raub der Flammen und des Mobs geworden ist.”

4. “Swedish tabloid editor guilty of weapons crimes”
(thelocal.se, englisch)
Schwedische Journalisten müssen wegen Verstoß gegen das Waffengesetz Bußgelder in der Höhe von mehreren tausend Euro bezahlen. Sie kauften eine Pistole, um aufzuzeigen, wie leicht man an eine illegale Waffe herankommt. “According to the ruling, the court reasoned that possession of the weapon amount to taking a conscious risk with the aim of creating news.”

5. “Ihr wollt nicht hören, sondern fühlen”
(zeit.de, Christiane Florin)
Dozentin Christiane Florin schreibt an ihre Studenten, denen sie Politikwissenschaft nahe zu bringen versucht: “Warum studiert ihr eigentlich dieses Fach, wenn ihr euch gar nicht für Politik interessiert? Wenn euer Politikbegriff nicht über das hinausreicht, was Spiegel Online zur Politik erklärt?”

6. “Extremer Computer-Nerd träumt sogar digital”
(kojote-magazin.de)

Schneewittchen und Rosenrotkäppchen

Stylebook.de ist ein Projekt von BILD.de.

So stand es zum Start der “modebewusste[n] Schwester von Deutschlands erfolgreichster Nachrichtenseite” auf Bild.de.

Und wie zum Beweis heißt es dort nun anlässlich der Weltpremiere des Schneewittchen-Films “Snow White and the Huntsman”:
Screenshot: stylebook.de

Mit Dank an Christine R.

Stern, Handschrift, RAF

6 vor 9

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1. “Der stern & Sarrazin oder: Biedermann und die Brandstifter”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michael zur aktuellen Ausgabe des “Stern” mit Thilo Sarrazin auf der Titelseite: “‘Hypen durch Bashen’ muss man die zutiefst heuchlerische Methode des stern wohl nennen.”

2. “Opfer von Irans Diktatur und von westlichen Medien”
(tagesschau.de, Golineh Atai)
Golineh Atai erinnert an die von Medien mit Neda Agha-Soltan verwechselte Neda Soltani: “Bis heute kursiert die falsche Neda in Nachrichtenarchiven. Bis heute wartet sie auf eine Entschuldigung der vielen Journalisten, die mit ihrem Leben spielten.”

3. “Handschrift”
(alrightokee.de, Friedemann Karig)
Friedemann Karig analysiert den Text “Sich die Welt erschreiben” von Miriam Meckel, in dem Vorzüge der Handschrift ausgebreitet werden. “Warnung: Dieser Text wurde am Computer, nicht per Hand geschrieben. Er ist also höchstwahrscheinlich nicht gut.”

4. “hmm?”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Redaktioneller Inhalt, Partnerschaften und Anzeigen im “Tagesspiegel” und in der “c’t”.

5. “Fakten, Fühlen, Fernsehen: Zeig mir, wer Du bist”
(dwdl.de, Jochen Voß)
Jochen Voß denkt über Authentizität nach: “Das Beispiel Seehofer zeigt einmal mehr, wie groß die Sehnsucht des Publikums derzeit nach Unmittelbarkeit ist. Glattgebügelte Fassaden ohne glaubwürdige Persönlichkeit wird nur noch selten verziehen.”

6. “RAF-Anschlag auf Springer”
(einestages.spiegel.de, Katja Iken)
Am 19. Mai 1972 zündete die RAF mehrere Sprengsätze im Hamburger Axel-Springer-Verlagshaus. “Die Bilanz der Bomben von Hamburg: 36 Verletzte, zwei davon schwer, der Sachschaden betrug 336.000 D-Mark. Getroffen hatten die Bomben nicht etwa die Chefetage, Führungskräfte wie Pötter oder aber ‘Bild’-Redakteure. Sondern vor allem jene, die zu vertreten die RAF immer vorgegeben hatte: einfache Arbeiter – Setzer und Korrektoren.”

Bedingungslos

Machen wir’s kurz:

8.52 Uhr: Viele Journalisten und Fotografen warten darauf, dass die angeklagten Geschwister in den Gerichtssaal geführt werden. Vor dem Beginn der Verhandlung darf für einige Minuten fotografiert werden. Einzige Bedingung, die Gesichter der Angeklagten müssen vor Veröffentlichung in den Medien unkenntlich gemacht werden.

So berichtete eine Reporterin der “Lippischen Landes-Zeitung” am Mittwoch von der Gerichtsverhandlung im Fall Arzu Ö.

Und so (also ohne die gelben Kleckse, die sind von uns) berichtet die “Bild”-Zeitung heute über den Prozess:

P.S.: Außer “Bild” (und Bild.de natürlich) ist uns kein anderes Medium untergekommen*, das sich nicht an die Bedingung des Gerichts gehalten hätte.

Mit Dank an Martin V.!

*) Nachtrag, 16.18 Uhr (mit Dank an Tim): Während das ZDF am Mittwoch in der “drehscheibe deutschland” die Angeklagten noch unkenntlich gemacht hatte, verzichtete der Sender darauf in späteren Sendungen ebenfalls.

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