Archiv für Februar 26th, 2008

Abräumerräuber

Erinnert sich noch jemand an die “Wikifehlia”-Kampagne von “Bild” und Bild.de, wo “das weltweit größte Internet-Lexikon Wikipedia” als “unzuverlässig” bezeichnet wurde und ein Vertrauen auf Wikipedia als “gefährlich” (worüber wir uns damals schon lustig gemacht hatten)?

Wir schon.

Bei Bild.de hingegen erinnert sich offenbar niemand. Dort behauptet man im Anschluss an die diesjährige Oscar-Verleihung über die Preisträger Javier Bardem , Marion Cotillard, Tilda Swinton und Daniel Day-Lewis lieber:

"BILD.de stellt die Abräumer vor."

Die Formulierung “BILD.de” trifft die Sache jedoch nicht ganz. Die Bild.de-Porträts von Daniel Day-Lewis und Tilda Swinton zumindest sind (wenngleich leicht gekürzt etc.) quasi* identisch mit den deutschen Wikipedia-Einträgen zu Daniel Day-Lewis und Tilda Swinton. Weggelassen wurde eigentlich nur die Quellenangabe.

Deutschlands Wikimedia-Geschäftsführer Arne Klempert sagt uns auf Anfrage, dass es sich bei den Übernahmen auf Bild.de “um eine ganz klare Urheberrechtsverletzung” handeln dürfte. Dass es sich dabei aber auch um die wohl talentloseste Form des Copy+Paste-Journalismus handelt, sagt Klempert nicht.

Wir schon.

Mit Dank an Mathias.

*) Einen einzigen Satz (über Day-Lewis) hat Bild.de offenbar selbst recherchiert. Er lautet: “Das Paar wohnt auf dem Land in Irland.”
[1. Nachtrag, 27.2.2008: Inzwischen wurde die Irland-Info bei Wikipedia ergänzt.]

2. Nachtrag, 27.2.2008: Irgendwann im Laufe des heutigen Tages wurden die beiden urheberrechtsverletzenden Wikipedia-Übernahmen auf Bild.de gegen zwei andere (vermutlich eigene) Texte ausgetauscht.

“Bild” sieht rot-rot

Man muss sich nicht mit Politik auskennen. Schon gar nicht mit der Thüringer SPD. Schön ist ja, dass es Zeitungen gibt, die einem das Auskennen abnehmen, gell?

So, und nun vergleichen Sie mal eine Schlagzeile der heutigen “Bild”-Zeitung, die sich scheinbar nahtlos einfügt in die ebenso langjährige wie aktuelle “Bild”-Berichterstattung über rot-rote Koalitionen…

… mit einer Schlagzeile der heutigen “taz” zum selben Thema:

Und wenn Sie jetzt tatsächlich nicht wissen, wer dem beschriebenen Sachverhalt wohl gerechter wird, lesen Sie’s doch einfach selber nach.

Allgemein  

Heute anonym XV

Oder mal anders gefragt: Wie blöd muss man eigentlich sein, einen Artikel über die fünffache Kindstötung von Darry mit einem Foto zu bebildern, bei dem man sich die Mühe gemacht hat, die Eltern und eine weitere Frau unkenntlich zu machen, auf derselben Seite weiter unten aber dasselbe Foto ohne jede Verpixelung zu zeigen, verlinkt mit einem früheren Artikel, auf dem alle Beteiligten natürlich ebenfalls in schöner Klarheit zu erkennen sind?

(Rote Balken von uns.)

Mit Dank an Heitolseth und Daniel E.
 
 
 
 
 
 
 Nachtrag, 27.2.2008: Bild.de hat den “Archiv”-Verweis mit dem unverpixelten Foto am Ende des Artikels entfernt.

6 vor 9

Der Weg zum neuen Blick
(blick.ch/derscheffblog, Bernhard Weissberg)
“Mit der Tür ins Haus, mit den News gleich zum Start: Ja, der Blick wechselt zurück zum Einbundkonzept. Ja, der Sport beginnt von hinten. Und ja, der Sport steht, wörtlich, Kopf. Uff, jetzt ist es draussen. Es? Nun, das, was jeder sofort sieht, wenn er den neuen Blick am 5. März in die Hände bekommt.”

David Weinberger über die neue digitale Unordnung und Wahlkampf im Internet-Zeitalter
(elektrischer-reporter.de, Mario Sixtus, Video, 14:06 Minuten)
Für den Netz-Philosophen David Weinberger ist das vermeintliche digitale Chaos die große Chance, alte Zöpfe unserer Vorstellungswelt zu entsorgen: das Entweder-Oder-Prinzip beispielsweise.

“Ich vermute, dass Springer genervt ist von uns”
(readers-edition.de, Felix Kubach)
Stefan Niggemeier, zusammen mit Christoph Schultheis Betreiber des ?Bild?-kritischen Portals bildblog.de, spricht im Interview über das von der Axel Springer AG gegen ihn geplante Verbot, weiterhin Eingaben an den Presserat zu richten (bislang 12), über das zweifelhafte Hamburger Gerichtsurteil bezüglich des Moderierens von Kommentaren und über seinen Streit mit Henryk M. Broder.

Wie der Verleger Axel Springer einmal beinahe seine Welt verloren hat
(faz.net, Hans-Peter Schwarz)
Anfang der siebziger Jahre stand der Springer-Verlag auf der Kippe: Die Verluste der ?Welt? wurden immer größer. Axel Springer war kurz davor, die “Welt” an die F.A.Z. zu verkaufen. Wir drucken Auszüge aus einer neuen Springer-Biographie des Historikers Hans-Peter Schwarz.

“Wir bloggen, weil wir glauben”
(zuender.zeit.de, Simon Columbus)
Seit einem Jahr sitzt der ägyptische Blogger Kareem Amer im Gefängnis, weil er den Islam beleidigt hat.

Das Ende der Flash-Freiheit
(taz.de, Ben Schwan)
Internet-Videos bei YouTube und Co. kann derzeit jeder anlegen und online stellen. Das könnte sich ändern: Flash-Hersteller Adobe plant ein Rechtemanagement.