Liebe Frau Pieper,
wir müssen reden. Die “Bild”-Zeitung hat heute auf Seite 1 einen Artikel mit der Überschrift: “Bundesbank will kleine Cent-Münzen abschaffen” und zitiert Sie als FDP-Generalsekretärin mit den Worten:
Wenn die Cents wegfallen, drohen durch Aufrunden auf volle Euro Preiserhöhungen. Es ist nicht vermittelbar, dass nach dem Pfennig nun auch der Cent gehen soll.
Ja, das wäre natürlich bitter, wenn nun der Cent gehen würde und wir alle auf “volle Euro” aufrunden müssten:
“Ein Ei bitte!” — “Macht einen Euro.”
“Für mich nur ein Brötchen.” — “Ein Euro, bitte”
“Krieg ich ein Lakritz, Mami?” — “Du, das kostet aber einen Euro!”
Ganz ruhig, Frau Pieper, niemand will Ihnen Ihre Cents wegnehmen. Es geht nur um die Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Aufgerundet wird auf volle 5 Cent — und, wo wir gerade Ihre Aufmerksamkeit haben, das Wort “aufrunden” hat einen Freund, der heißt “abrunden”. Und den würden Sie in einer Welt ohne Ein- und Zwei-Cent-Münzen (also zum Beispiel hier) kennen- und liebenlernen, wenn wir Sie in den Supermarkt schicken, um, sagen wir, in einem Rutsch drei Liter Milch zu je 59 Cent zu kaufen.
Warum steht das alles hier? Weil die “Bild”-Zeitung tatsächlich über den Artikel geschrieben hat: “Bundesbank will kleine Cent-Münzen abschaffen — Wird jetzt alles teurer?” Das Blatt hätte natürlich auch schreiben können: “Bundesbank will kleine Cent-Münzen abschaffen — Wird das Wetter jetzt noch schlechter?”, aber dazu hätten Sie sich ein bisschen anstrengen müssen, noch dümmeres Zeug zu reden.
Besten Dank für die Inspiration an Torsten W.!