Suchergebnisse für ‘spiegel online’

“Auto Bild”, vergesslicher “Spiegel”, Nachfolge von Hans Leyendecker

1. Bild-Kampagne “Wir helfen”: Flüchtlingshilfe als PR-Instrument?
(wdr.de, Philipp Jahn und Andreas Maus, Video, 5:00 Minuten)
Im August startete die “Bild”-Zeitung die Aktion “Wir helfen”. Zahlreiche Fußballvereine wollten sich nicht für die Kampagne einspannen lassen, viele Spitzenpolitiker hatten damit offenbar weniger Probleme. Was brachte Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und sogar Gregor Gysi dazu, gemeinsame Sache mit “Bild” zu machen? Ging es dabei wirklich um Flüchtlingshilfe, oder steckte nicht auch und vor allem ein geschicktes PR-Kalkül dahinter?

2. Diesel-Skandal: Auto Bild rudert bezüglich BMW-Abgasen zurück
(bimmertoday.de, Benny)
“Auto Bild” meldete gestern exklusiv, beim BMW-Modell X3 gebe es ebenfalls Probleme mit einer Abgasnorm. Zwangsläufig sei der Eindruck entstanden, “dass auch BMW bei Abgastests betrogen habe”, schreibt das Autoportal “BimmerToday”. Der Aktienkurs des Konzerns litt unter der Meldung, in einer Stellungnahme musste BMW gegen die Nachricht anarbeiten. Und “Auto Bild” zurückrudern: “Hieß es am Morgen noch ‘Exklusiv: BMW-Diesel überschreitet Abgasgrenzwerte deutlich’, lautet die Überschrift inzwischen ‘Kein Indiz für Manipulation bei BMW’.”

3. Der “Spiegel” vergisst sich
(stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Nach dem Germanwings-Unglück stand für den “Spiegel” fest: Der Co-Pilot “tötete, per Knopfdruck, vielleicht nur, weil er es […] konnte; ein größenwahnsinniger Narzisst und Nihilist.” Ziemlich genau ein halbes Jahr später klingt das geringfügig anders: “In der Ermittlungsakte von [L.] findet sich keine Spur von krankhafter Selbstliebe.” Die Rolle der Medien beschreibt der “Spiegel” dabei so: “Nach der Tat vermuteten viele übersteigerten Narzissmus.” Die Redaktion versuche, “pfeifend im Getümmel zu verschwinden”, schreibt Boris Rosenkranz.

4. Die Nischenreporter
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz, der das Crowdfunding der “Krautreporter” im vergangenen Jahr schon einmal etwas vorschnell für gescheitert und das Projekt im Juni für “belanglos” erklärte, übt nun erneut Kritik. Außerhalb der digital-medialen Filterblase habe niemand Notiz genommen, eine wirklich herausragende Geschichte sei nicht in Erinnerung geblieben. Für die Zukunft ist Jakubetz wenig optimistisch: “Dass es das Projekt doch noch in eine breite öffentliche Wahrnehmung schafft, glauben sie vermutlich nicht mal mehr selbst.”

5. Investigativ-Chef: “Süddeutsche Zeitung” klärt Nachfolge von Leyendecker
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Im Sommer, beim Jahrestreffen des “netzwerk recherche”, hat Hans Leyendecker angekündigt, in absehbarer Zeit in Rente gehen zu wollen. Seitdem gibt es die Frage, wer seine Nachfolge als Leiter des Investigativressorts der “Süddeutschen Zeitung” antritt. Ulrike Simon hätte da jemanden: “SZ”-Washingtonkorrespondent Nicolas Richter.

6. Online-Kommentator, der gutes Argument vorbringt, durch Schreibfehler als Idiot entlarvt
(der-postillon.com)

Wechselkursvorteile, Muslime, Focus Online

1. “Coop listet ausländische Zeitschriften aus”
(coop.ch)
Weil ausländische Zeitschriften Wechselkursvorteile nicht an die Kunden weitergeben, nimmt sie der Schweizer Einzelhändler Coop aus dem Angebot: “Ab sofort und bis auf weiteres werden folgende Zeitschriften nicht mehr bei Coop verkauft: In der Deutschschweiz Gala, Spiegel, Micky Maus, Neue Post, Freizeit Revue sowie die deutschsprachige Ausgabe der Vogue. In der französischen Schweiz sind es die Titel Grazia, Elle, Paris Match, Point de Vue sowie die französischsprachige Ausgabe der Gala. In der italienischen Schweiz die Titel, Grazia und Chi.” Siehe dazu auch “Heftli-Boykott: Für den Preisüberwacher nur der Anfang” (srf.ch, Philip Kempf).

2. “Der Terrorismus als Kind der Medien”
(tagesanzeiger.ch, Bruno S. Frey)
Bruno S. Frey schlägt vor, Terrorakte nicht mehr konkreten Tätern und Organisationen zuzuordnen: “Journalisten versuchen verzweifelt, herauszufinden, ob sich jemand zu einem Terrorakt bekennt. Sie betteln beinahe darum, dass sich jemand damit brüstet. Sobald dies eine Organisation tut, erreicht sie riesige Aufmerksamkeit. Damit wird der Terrorismus belohnt. Wenn die Medien hingegen auf eine Zuordnung verzichten und vielmehr glaubwürdig berichten, dass viele verschiedene Gruppen und Personen das Verbrechen für sich in Anspruch nehmen, werden die tatsächlichen Täter und deren Organisationen frustriert.”

3. “Why Mail Online is wrong to publish a photograph of a dying woman”
(theguardian.com, Roy Greenslade, englisch)
Roy Greenslade schreibt zur Veröffentlichung eines Bilds einer sterbenden Frau (BILDblog berichtete): “I think my friend is right to say that this woman did have rights of privacy. And her relatives and friends will probably find it very upsetting indeed. It will appeal only to the ghoulish and I cannot see any public interest reason for its publication.”

4. “Dieser böse, böse Islam”
(taz.de, Eren Güvercin)
Muslime in den deutschen Medien: “Extreme dominieren das Islambild, und die breite Mitte der Muslime bleibt erschreckend abwesend. Zumindest auf der medialen Plattform.”

5. “Fair play bei der Tagesschau”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)
Tagesschau.de zieht im Artikel “Barcelona top – Sotschi Flop” eine “Bilanz bisheriger Olympiastädte”.

6. “Profitieren Sie von der geballten Wissenskompetenz von ‘Focus Online’!”
(stefan-niggemeier.de)
Die “geballte Wissenskompetenz” von “Focus Online” bezüglich Rechtschreibung.

Spiegel, Kriegsfotografinnen, Werbung

1. “Die Zwei-Klassen-Gesellschaft beim ‘Spiegel'”
(wiwo.de, Bettina Röhl)
Bettina Röhl beleuchtet das “sozialistische Experiment” der Mitarbeiterbeteiligung beim “Spiegel”: “Links schreiben, rechts leben ist kein unbekanntes Phänomen. Tatsächlich wurden die Redakteure schnell zu saturierten Kapitalisten, die ihre Pfründe unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt mit irgendjemand wieder teilen wollten. Und da ist man schnell bei dem aktuellen Geschehen im Spiegel. Eigentlich könnte die Mitarbeiter-KG selbstherrlich durchregieren. Doch dazu ist sie aufgrund innerer Befindlichkeit offenkundig nicht in der Lage, obwohl sie in einer sehr komfortablen Lage ist.”

2. “‘Print und Online! Macht endlich gemeinsame Sache!'”
(jensrehlaender.tumblr.com)
Jens Rehländer hat Ideen, wie die “Spiegel”-Print-Redaktion aktiviert werden könnte: “Vielleicht ist der Kulturkampf zwischen Print- und Online ja auch bloß wieder eine Frage des Geldes. Auch beim SPIEGEL. Denn offenbar gibt es eine enge Relation zwischen festem Monatseinkommen und persönlicher Innovationsfähigkeit. So lange das Konto zu jedem Ersten verlässlich gefüllt ist, lahmt der Wille zum Wandel. Ist das Geld aber gefährdet ist man plötzlich zu vielem fähig. Vielleicht ja auch zur Kooperation mit jenen, die man vorher noch als Gegner betrachtet hat?”

3. “‘Gaza ist eigentlich ein hübscher Ort'”
(freitag.de, Tracy McVeigh und Joëlle Weil)
Tracy McVeigh und Joëlle Weil sprechen mit vier Kriegsfotografinnen: Loulou d‘Aki, Lynsey Addario, Alixandra Fazzina und Maggie Steber.

4. “‘RP Online’ hat das Rätsel gelöst: So wird der Journalismus im Netz finanziert!”
(tobiasgillen.de)
“Konsequentes Leservergraulen, maximale Ausschlachtung der Werbeplätze, minimale Aufmerksamkeit für die eigenen Inhalte”, so funktioniere die Finanzierung von Journalismus online, stellt Tobias Gillen fest, der eigentlich nur einen Artikel lesen wollte: “Statt einen Text über ‘Funkschalter und Funkempfänger’ zu lesen, sah ich VW-, Aldi- und Hemden-Werbung, die dann aber von einem fahrenden Auto-Duo inklusive Banner und Stadtpanorama überdeckt wurde.”

5. “Werbespot vor der Hinrichtung”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
In einem von Werbung unterbrochenen Beitrag kritisiert Rainer Stadler Werbung vor einem Reuters-Video “mit der minutenlangen, erzwungenen Deklaration” des Journalisten James Foley “kurz vor seiner Ermordung”.

6. “‘Glaubst du, dass du mir helfen kannst?'”
(tagesspiegel.de, Alexandra Rojkov)

Spiegel, Chefredakteur, Klicks

1. “Analyse der Spiegelcover im Laufe der Zeit”
(achim-tack.org)
Achim Tack analysiert “Spiegel”-Titelbilder von 1947 bis 2014.

2. “Propagandatricks – oder schlichte Versehen”
(tagesspiegel.de, Matthias Meisner)
Zur Bildunterzeile “Russische Kampfpanzer fahren am 19.08.2014 noch unter Beobachtung von Medienvertretern in der Ukraine” zeigt Wdr5.de ein Foto, das mutmasslich aus dem Jahr 2009 stammt: “Tatsächlich stammte das Bild offenbar aus dem Jahre 2009 und zeigte das russische Manöver ‘Kaukasus 2009’. In diesem Kontext jedenfalls wurde es vor fünf Jahren auf der Internetseite des Fernsehsenders n-tv verwendet.”

3. “Nachruf auf den Chefredakteur”
(welt.de, Peter Praschl)
Peter Praschl stellt den heutigen Chefredakteur dar als einer, der es “jeden Tag allen, allen, allen recht machen muss: Den alten Lesern, die er nicht verlieren darf, den Jungen, die er gewinnen muss; seinen Mitarbeitern, und zwar sowohl den Onlinern als auch den Printern; den Anzeigenkunden, die sehr viel divenhafter geworden sind; den Controllern und Managern, für die er den Laden schmeißt, dem sie ihre Renditen entnehmen, und die ihn dennoch ohne Erbarmen feuern werden, wenn das von ihnen angelegte prognostische Lineal eine Linie nach rechts unten zeigt.”

4. “Wie sich der Journalismus durch Klicks und Traffic verändern wird”
(onlinemarketing.de, Roger Taiber)
Journalisten, die ihr Einkommen mit hohen Besucherzahlen aufbessern: “Viele Zeitungen in den USA arbeiten bereits mit dem neuen Provisionsmodell. Der Journalist erhält ein Grundgehalt und erwirtschaftet den Rest seines Gehalts mit Traffic im Internet.”

5. “When it comes to chasing clicks, journalists say one thing but feel pressure to do another”
(niemanlab.org, Angèle Christin, englisch)
Angèle Christin verbringt über 400 Stunden in verschiedenen Newsrooms und befragt rund 100 Journalisten: “In other words, all media sites now rely on web analytics to make editorial decisions. But this does not mean that they all use and interpret metrics in similar ways. In fact, each editorial department makes sense of traffic numbers differently. There is not one but several ‘cultures of the click.'”

6. “Meine Wohnung wird immer sauberer”
(faz.net, Joachim Lottmann)
Joachim Lottmann berichtet von seinen Erfahrungen mit Airbnb.

Online-Kommentare, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus

1. “Im Land der ‘gleichgeschalteten Medien'”
(fr-online.de, Katja Thorwarth)
Nach der FAZ (“Meine Tage im Hass”) schreibt sich auch die FR ihren Frust über pöbelnde Online-Kommentatoren von der Seele. Neben der Wiedergabe vieler, “zum besseren Verständnis in Ansätzen korrigiert[er]” Fäkalausdrücke macht Katja Thorwarth eine wichtige Feststellung: “Der Schrei über Zensur ist vollkommen deplatziert, denn Zensur kann nur dort greifen, wo es um das Grundrecht der Meinungsfreiheit geht. Und an diesem Punkt verwechseln viele User die Kommentarspalten im Internet mit dem Tresen ihrer Stammkneipe.” Auf Twitter sind sich Stefan Plöchinger und Wolfgang Blau einig: Es hilt nur “gescheit moderieren”.

2. “Meinungsfreiheit ja, Beleidigung nein”
(dw.de, Naser Schruf)
Drei Tage und rund 180 Presserats-Beschwerden (derstandard.at) nach dem “herrlichen Shitstorm” (stefan-niggemeier.de) melden sich die von Nicolaus Fest geschmähten Muslime zu Wort. Naser Schruf beleuchtet das laute und überwiegend empörte Echo in der arabischen Presse, Sanjay Patel kritisiert die langjährige “islamfeindliche Marschroute” (migazin.de) der “Bild”, Canan Topçu wünscht “Bayramınız kutlu olsun” (zeit.de), und Koray Yilmaz-Günay spricht in der “taz” über Islamophobie unter Konservativen.

3. “Ton gegen Juden in Deutschland verschärft sich”
(berliner-zeitung.de, Thomas Kröter)
Die Sprachwissenschaftlerin Monika Schwarz-Friesel untersucht soziale Medien, Online-Kommentare, Chats und Foren auf antisemitische Äußerungen. Während Ausmaß und Intensität zugenommen hätten, sei eines gleich geblieben: “Über 60 Prozent kommen aus der sogenannten Mitte” und leugnen “vehement, antisemitisch eingestellt zu sein”. Weniger Grund zur Besorgnis sieht dagegen der Historiker Wolfgang Benz (tagesspiegel.de).

4. “Wer ist der Kriegstreiber?”
(spiegel.de)
Als hätte der “Spiegel” auf Alexander Becker gehört (meedia.de), steht im “SPIEGELblog” erstmals seit Monaten keine Eigen-PR, sondern eine Rechtfertigung. Und zwar für das von Frank Lübberding kritisierte und vom Postillon bespottete (der “Löschbeirat” vereint Kritik und Spott) Cover. Der Tenor: Weil die Artikel im Heft nicht kriegstreiberisch seien, ist die Titelzeile “Stoppt Putin jetzt!” auf dem Heft ebenso harmlos.

5. “Wir brauchen kein Radio der Zukunft, wir brauchen es jetzt”
(diskurslabor.de, Tom Leonhardt)
Das “National Public Radio” hat mit seiner neuen App “NPR One” die “Idee von personalisierbarem Radio auf eine sehr stilvolle und gut umgesetzte Art und Weise salonfähig gemacht”. Ein Vorbild für deutsche Anstalten sieht Marc Krüger (netzpiloten.de): “Was wäre, wenn alle ARD- und Deutschlandradio-Sender ihre Podcasts in einer App wie ‘NPR One’ anbieten würden? […] Was für eine großartige Möglichkeit, einmal Gesendetes (und Bezahltes) haltbar zu machen!”

6. “Missliebige Offenlegung”
(taz.de, Anne Fromm)
Ja, das ZDF hat eine Folge der Kabarettsendung “Die Anstalt” aus der Mediathek gelöscht. Nein, das ist keine Zensur, sondern eine “Frage der Korinthenkackerei” zweier “Zeit”-Journalisten, wie Max Uthoff es ausdrückt (youtube.com) – eine Darstellung, die Jochen Bittner allerdings zurückweist (twitter.com). Anne Fromm fasst den Streit zusammen und meint: “Das ZDF hat zwar in letzter Zeit Einiges verbockt, steht diesmal aber offenbar ziemlich gut da.” Stellungnahmen von Bittner und Joffe gibt es bei Telepolis.

Shitstorms, Spiegel, Stellenkürzungen

1. “Über falsches Shitstormmanagement und Skandale zweiter Ordnung”
(leitmedium.de, Caspar Mierau)
Gestern ging es an gleicher Stelle um eine Karikatur in der FAZ, die viele Leser als rassistisch kritisiert haben. Heute schreibt Caspar Mierau über die seiner Meinung nach falsche Reaktion: “[Mit den Rechtfertigungsversuchen] macht das Shitstorm-Management einen fatalen und häufig gesehen Fehler: Es produziert einen Skandal zweiter Ordnung.” Auch Anne Fromm bezeichnet die FAZ in der taz als “kritikresistent wie eine Teflon-Pfanne”.

2. “Wulff-Interview stammte aus der Konserve”
(berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Die Medienschelte von Christian Wulff im “Spiegel” ist bereits sechs Wochen alt. Außerdem wurde das Interview nicht von den Redakteuren geführt, die in der Vergangenheit über Wulff geschrieben hatten, da Chefredakteur Wolfgang Büchner eine vergiftete Gesprächsatmosphäre befürchtete. Große Teile der Redaktion kritisieren Büchner nun dafür, “vor Wulff den Kotau zu machen”.

3. “Why show dead people in the news?”
(fabianmohr.de, englisch)
Manche Fotos, die vor 50 Jahren noch einen Pulitzer-Preis bekommen haben, würden heute nicht mehr gedruckt werden; zu schonungslos stellen sie Tod und Gewalt dar. Fabian Mohr macht einen Vorschlag, woran sich Redakteure bei dieser schwierigen Abwägung orientieren sollten. Zum selben Thema: Margaret Sullivan rechtfertigt das umstrittene Titelbild der “New York Times”. Und Reto Camenisch wirft einem Magnum-Fotografen “pornografische Distanzlosigkeit”, einen “moralischen Totalabsturz” vor.

4. “Zur Schau gestellte Absturzopfer”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Über pietätlose Fotos ärgert sich auch Rainer Stadler. Der “Blick am Abend” hat auf seiner Titelseite die Portraits von zwölf Kindern abgedruckt, die in der MH17 ums Leben kamen. Diese Bilder stammten von Facebook, wo sie laut Chefredakteur öffentlich zugänglich waren. “Der Presserat würde ihm wohl deswegen die Ohren lang ziehen”, meint Stadler.

5. “Ab und zu kommt mal ein Praktikant”
(kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
Modern, zukunftsfähig und für ihre Leser attraktiv”, so möchte Madsack die “Leipziger Volkszeitung” positionieren – indem bei der einzigen Tageszeitung der Stadt 36 Mitarbeiter entlassen werden.

6. “Our 25 Favorite Unlocked New Yorker Articles”
(longform.org, englisch)
Der “New Yorker” hat alle Artikel seit 2007 und viele ausgewählte Fundstücke aus den Archiven kostenlos veröffentlicht – für drei Monate, dann verschwindet die gesamte Webseite hinter einer “metered Paywall”. Neben den 25 Lesetipps von Longform empfehlen auch Slate und der Business Insider Recherchen und Reportagen, die man bis dahin gelesen oder zumindest abgespeichert haben sollte.

Spiegel-Affäre, Dieter Lenzen, Izitru

1. “Die Spiegel-Affäre”
(ardmediathek.de, Video, 98:39 Minuten)
Der Fernsehfilm “Die Spiegel-Affäre” greift die Verhaftung von Rudolf Augstein und Mitarbeitern des “Spiegels” 1962 auf, nachdem in der Ausgabe 41/1962 der Text “Bedingt abwehrbereit” erschienen war.

2. “betr. Interview mit Dieter Lenzen”
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, streicht bei der Autorisierung eines Interviews mit ihm mehrere Antworten sowie die entsprechenden Fragen: “Nachdem wir gegenüber Lenzen ankündigten, zumindest unsere Fragen vollständig zu publizieren, drohte man uns, das Interview komplett zurückzuziehen.”

3. “IZITRU ‘Whenever the truth matters’?”
(rheker.wordpress.com)
Sascha Rheker testet die von “Spiegel Online” vorgestellte App Izitru, die angeblich “Fotofälschungen enttarnt”.

4. “Nicht Google, Europa ist das Problem”
(futurezone.at, Gerald Reischl)
Gerald Reischl schaltet sich in die von der FAZ initiierte Debatte um die von Google ausgehenden Gefahren ein: “Warum sollte eine euro-politisch entwickelte Suchmaschine erfolgreich sein und plötzlich Google Paroli bieten können? Konsumenten nutzen ein Produkt nur dann, wenn sie es hilfreich und gut finden. Zu glauben, dass Konsumenten aus Europa eine europäische Entwicklung einer amerikanischen vorziehen würden, um den eigenen Kontinent zu stärken, entspricht leider nicht der Realität, sondern ist der Wunsch von EU-Politikern. Europa sollte lieber die Voraussetzungen dafür schaffen, dass auf diesem Kontinent Innovation möglich ist und sich erfolgreiche Unternehmen gründen können.”

5. “Gewalt-Statistik: So nahm die Falsch-Behauptung ihren Lauf”
(kurzpass.ch, Daniel Ammann)
Nach einem Artikel in der “Sonntagszeitung” übernehmen die Nachrichtenagentur SDA und weitere Medien deren Interpretation von Statistiken zur Gewalt rund um Schweizer Fußballstadien. Daniel Ammann klärt den Sachverhalt direkt mit dem Bundesamt für Statistik.

6. “Der Unsinn des einsamen Gary”
(jetzt.sueddeutsche.de, Nadja Schlüter)

Focus Online, Adblock Plus, Reichsbahnbunker

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ich bin raus: Ein Abschiedsbrief an das Fernsehen”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi schreibt dem Fernsehen einen Abschiedsbrief: “Ja klar, WM ging immer. Eurovision Song Contest auch. Dann und wann mal eine Doku im BR, ein Themenabend auf arte. Aber auch das hat nachgelassen, da müssen wir uns nichts vormachen. Den ganzen Rest hast du mir nach und nach vergällt: mit schlechten Synchros und immer penetranteren Werbepausen, mit willkürlichen Sendeplatz-Änderungen und vor allem mit immer unsäglicheren ‘Formaten’, die mittlerweile vom Mittag bis in die Primetime das Programm verseuchen.”

2. “PR einfach selbst gemacht bei Focus Online”
(haupt.it, Johannes Haupt)
Johannes Haupt beschäftigt sich mit der “Gastkolumne” von Tahssin Asfour auf Focus.de: “Man kann Asfour das Dropping seiner Kunden in seiner Kolumne kaum vorwerfen, genau genommen macht er hier schlicht seinen Job. Mindestens verwunderlich aber ist, warum ein journalistisches Medium mit einem gewissen Qualitätsanspruch wie Focus Online einen PR-Menschen eine Kolumne zu Verbraucherthemen schreiben lässt und die Artikel offensichtlich ohne einen auch nur oberflächlichen Check von Interessenkonflikten publiziert.”

3. “Dreiste Einmischung in redaktionelle Angelegenheiten”
(blog.persoenlich.com, Michael Hug)
Michael Hug, Chefredakteur der “Berner Zeitung”, erzählt ein Erlebnis mit der Kommunikationsabteilung der Schweizer Post: “Zu weiten Teilen sind die Redaktionen selbst schuld, wenn sie sich von Medienbeauftragten und PR-Leuten ködern, anfüttern und dann subtil steuern lassen.”

4. “Deutsch-russischer Streit: Putins Staatsfernsehen greift das ZDF an”
(spiegel.de, Benjamin Bidder)
Die Abendnachrichten im ersten Kanal des russischen Staatsfernsehens werfen dem ZDF vor, “deutsche Intellektuelle bestochen zu haben. Diese hätten ‘Briefumschläge’ mit Geld bekommen, damit sie Kritik übten an Kreml-Chef Wladimir Putin und der Verurteilung der russischen Punk-Gruppe Pussy Riot im August 2012.”

5. “Adblock Plus Undercover – Einblicke in ein mafioeses Werbenetzwerk”
(mobilegeeks.de, Sascha Pallenberg)
Sascha Pallenberg recherchiert zum Werbeblocker Adblock Plus: “Seit Ende 2011 verfuegt das Add-on nach der Installation oder Aktualisierung ueber eine standardmaessig aktivierte Option namens ‘Acceptable Ads’. Dahinter verbergen sich – so stellen es jedenfalls die Eyos GmbH und ihre Geschaeftsfuehrer dar – ausschliesslich Werbeanzeigen, die von einer angeblich hochaktiven ‘Community’ in einem oeffentlich zugaenglichen Forum als vergleichsweise unaufdringlich und somit akzeptabel eingestuft wurden. Diese – in einem angeblich pseudo-demokratischen Verfahren auserwaehlten Werbeanzeigen werden dann trotz aktiviertem Adblocker angezeigt.”

6. “Karen & Christian Boros”
(freundevonfreunden.com)
Ein Besuch bei Karen und Christian Boros, die in einem Penthouse über dem Reichsbahnbunker Friedrichstraße in Berlin Mitte wohnen.

Der Spiegel, Gala, The Voice

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der Medienwandel als interne Revolution”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Thierry Chervel analysiert die Abgrenzung zwischen “Spiegel Online” und dem “Spiegel”: “Die eigentliche Struktur der Öffentlichkeit ist heute das Internet. Was nicht im Netz ist, ist nicht öffentlich, kann nicht zirkulieren, nicht auf Facebook diskutiert werden. Print ist eine der abgeleiteten Formen, in denen Inhalte aufbereitet werden können, TV eine andere. Eine Einsicht, die seit über fünfzehn Jahren im Raum steht, lässt sich nun auch institutionell nicht mehr abwehren: Alle Medien müssen von der neuen Struktur der Öffentlichkeit her gedacht werden.”

2. “Spieglein, Spieglein”
(debattiersalon.de, Michael Kraske)
Michael Kraske beschäftigt sich mit dem “Spiegel” der letzten Jahre: “Der Spiegel ist eine große Maschine mit exzellenten Journalisten, aber er ist auch ein kreativitättötender Apparat, der Themen in der immer gleichen Weise durchnudelt.”

3. “Die eurofeindlichen Enten der Boulevardpresse”
(presseurop.eu, Lenka Petrášová)
EU-Direktiven werden von britischen Boulevardblättern in Schlagzeilen verwandelt und “anschließend von ausländischen Journalisten aufgegriffen”.

4. “Dissonanzen bei ‘The Voice'”
(edito.ch, Markus Ganz)
Verträge der im öffentlich-rechtlichen Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Castingshow “The Voice Of Switzerland”. “Besonders stossend sind die Verpflichtungen über das Ende der Vertragsdauer hinaus. So erhebt gemäss einem Vertragsauszug das Management während fünf weiterer Jahre Anspruch auf Anteile von Einnahmen, die durch vermittelte Kontakte entstanden sind.”

5. “‘Seit meinem Antritt ist Gala lauter geworden'”
(meedia.de, Alexander Becker)
“Gala” sei “lauter geworden”, seit er, Christian Krug, als Chefredakteur walte. Trotzdem gelte: “Ohne Häme setzt Gala auf eine intime, aber respektvolle Nähe zu den Stars und erzählt einfühlsame Geschichten.” Und: “Jede Story wird mit einem hohen journalistischen Anspruch recherchiert – für uns ist es irrelevant, ob es sich dabei um nationale oder internationale Themen handelt.”

6. “Topf voll Gold – Geschichten vom Ende des Regenbogens”
(topfvollgold.de)
Ein neues Blog zur deutschen Regenbogenpresse von Mats Schönauer und Moritz Tschermak.

Hubert Spiegel, Ralph Grosse-Bley, NSU

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Über Gebühr: Streit um den neuen Rundfunkbeitrag”
(ndr.de, Video, 44:12 Minuten)
Ein Beitrag über die berechtigte und unberechtigte Kritik am Rundfunkbeitrag. Siehe dazu auch den Text von Stefan Niggemeier.

2. “‘Der Biber ist der neue Hauptfeind’ – Botho Strauß in der Uckermark”
(blogs.nmz.de/badblog, Moritz Eggert, Video, 9:26 Minuten)
Moritz Eggert liest das FAZ-Stück “Der alte Junge”, für das FAZ-Redakteur Hubert Spiegel den Schriftsteller Botho Strauß in der Uckermark besucht hatte.

3. “NSU-Morde: Auch die Medien waren auf dem rechten Auge blind”
(derblindefleck.de, Miriam Bunjes)
Miriam Bunjes erinnert daran, dass bei den Morden des NSU nicht nur die Ermittlungsbehörden auf der falschen Fährte waren, sondern auch die Medien: “Es gab gar nicht wenige Stimmen, die – so laut sie konnten – über einen rechtsextremen Hintergrund sprachen. Und man konnte sie hören, wenn man es wollte – ohne geheime Verfassungsschutzquellen, monatelanges Aktenstudium und ein riesiges Recherchebudget.”

4. “Wie verlässlich sind Pressefreiheits-Rankings?”
(de.ejo-online.eu, Stephan Russ-Mohl)
Medienwissenschaftler hinterfragen Rankings zur Pressefreiheit: “Mit keinem noch so ausgefeilten Fragebogen dürfte sich empirisch zweifelsfrei erheben lassen, ob in Finnland tatsächlich mehr Pressefreiheit ‘gelebt’ wird als in Österreich oder der Schweiz. Mit noch viel weniger Aussicht auf Wahrhaftigkeit lassen sich solche Rangunterschiede im letzten Drittel des Index feststellen. Aussagekraft hat indes gewiss, ob sich ein Land im ersten oder im letzten Drittel oder im Mittelfeld befindet.”

5. “Nun denn Adieu, Herr Grosse-Bley”
(edito-online.ch)
Die Zeitschrift “Edito + Klartext” schreibt an Ralph Grosse-Bley, der kürzlich als “Blick”-Chefredakteur abgetreten ist: “Wenn wir richtig gezählt haben, gab es in Ihrer Amtszeit 22 Beschwerden gegen ‘Blick’ beim Presserat, bei 12 hiess der Rat die Beschwerde gegen ‘Blick’ ganz oder teilweise gut.”

6. “‘Die Aufgabe des Journalisten ist, Geld für seinen Eigentümer zu verdienen'”
(djv.de)
Aussagen von Alexey Wolin, dem nach Protesten entlassenen stellvertretenden Minister für Kommunikation und Massenmedien in Russland.

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