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Wie “Bild” mit einer Vorverurteilung den Rechtsstaat in Verruf bringt

Es gibt ihn noch. Ernst Elitz, vor eineinhalb Jahren von “Bild”-Chef Julian Reichelt als Ombudsmann eingesetzt, als Anwalt für die Leserinnen und Leser, ist noch immer im Amt. Nach wie vor scheint er sich eher als Anwalt der Redaktion zu sehen und verteidigt die “Bild”-Medien gegen kritische Zuschriften aus der Leserschaft, aber manchmal findet selbst Elitz, dass “Bild” und/oder Bild.de was falsch gemacht haben. Vor gut zwei Wochen schrieb er:

Von grundsätzlicher Bedeutung ist auch der Hinweis des Lesers Alexander Neu.

Die Sendung “Hart aber fair” hatte eine offizielle Kriminalstatistik über “tatverdächtige” Ausländer präsentiert. Der Leser kritisiert zu Recht, dass im BILD-Bericht über die Sendung der Eindruck erweckt wurde, es handle sich um eine Statistik bereits verurteilter Täter. Das war sie nicht!

Nicht jeder, der unter Verdacht steht, ist schon ein überführter Krimineller. Gerade bei einem politisch so brisanten Thema muss korrektes Zitieren erstes Gebot sein.

Hört, hört!

Es ist aber schon etwas niedlich, dass jemand in “Bild” und bei Bild.de ernsthaft mahnt, man solle Tatverdächtige nicht als überführte Kriminelle darstellen; in den zwei Medien, die seit jeher wie keine anderen Tatverdächtige als überführte Kriminelle darstellen.

Das aktuellste Beispiel dieser redaktionellen Leidenschaft: Sami A.

Über den Tunesier wurde in den vergangenen Wochen viel geschrieben und diskutiert. Bei Bild.de unter anderem mit dieser Schlagzeile aus dem Juli:

Screenshot Bild.de - Abschiebe-Skandal! Juristisches Tauziehen um Ex-Leibwächter von Osama bin Laden - Kommt Terrorist Sami A. jetzt zurück nach Deutschland?
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Das Problem dabei: Sami A. ist kein Terrorist. Jedenfalls wurde er nie als Mitglied einer terroristischen Vereinigung verurteilt. Oder wie Ombudsmann Elitz sagen würde:

Nicht jeder, der unter Verdacht steht, ist schon ein überführter Krimineller. Gerade bei einem politisch so brisanten Thema muss korrektes Zitieren erstes Gebot sein.

Die Berichterstattung der “Bild”-Redaktion zum Fall von Sami A., die man wohlwollend als schlampig und ungenau bezeichnen kann und weniger wohlwollend als böswillig falsch, ist gleich doppelt problematisch: Sie erklärt einen Mann zum Terroristen, der rechtlich gesehen keiner ist. Und vielleicht noch schlimmer: Sie hinterlässt bei der Leserschaft den falschen Eindruck, dass der Staat überlegt, einen verurteilten Terroristen nach Deutschland zurückzuholen. Die daraus resultierende (unberechtigte) Verachtung für Behörden und Gerichte kann man in den Facebook-Kommentaren zum “Terrorist”-Artikel bestens beobachten:

Bitte bitte nicht! Ein Terrorisrt und Mörder oll zurückgeholt werden! Seit ihr jetzt alle komplett durchgeknallt oder habt ihr schlechte Drogen erwischt!

Je mehr Verbrechen du als Migrant begehst und je mehr einer weltweit gejagt wird, desto mehr klammert sich dieser Staat an seine Terroristen.

Jeden Tag kann man sehen warum man Heute die AFD eigentlich schon wählen muss: Alle anderen Parteien hofieren Verbrecher und Terroristen.

Wie kommen andere Länder nur auf die Idee, Deutschland würde Terroristen willkommen heißen. Kann ich ja so gaaaar nicht nachvollziehen.

Das Theater signalisiert allen Terroristen auf der Welt — in D kannst du sicher und vollversorgt auf Kosten Anderer, deinen wohl verdienten Terror Lebensabend geniessen….

Überall wird Terrorismus bekämpft und in Deutschland holt man ihn sich rein….Ganz sauber im Oberstübchen sind wohl hier viele Amtsinhaber nicht mehr.

Jetzt kämpft das Gericht in Gelsenkirchen darum, das der arme Traumatisierte Terrorist sofort wieder an die Sozialtöpfe nach Deutschland zurückkehren kann. Dieser Irrsinn ist nicht mehr zu verstehen.

Natürlich versteht man als nur halbinformierter “Bild”-Leser die Welt und vor allem deutsche Behörden und Gerichte und die Regierung nicht mehr, wenn scheinbar ein Terrorist “jetzt zurück nach Deutschland” kommen soll, und kommentiert bei Facebook wütend drauf los. Dass diese Empörung auf falschen Tatsachen beruht, ist auch “Bild” zu verdanken.

Sami A. kommt 1997 als Student nach Deutschland. 2006 stellt er einen Asylantrag, der 2007 abgelehnt wird. 2010 entscheidet ein Verwaltungsgericht, dass Sami A. nicht abgeschoben werden darf, weil ihm in Tunesien unter anderem Folter drohe. 2014 widerruft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dieses Abschiebungsverbot, weil in Tunesien ein Regimewechsel stattgefunden hat. 2016 entscheidet ein Verwaltungsgericht erneut, dass Sami A. nicht abgeschoben werden darf, da ihm in Tunesien noch immer “mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit Folter, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung” drohe. Ein Oberverwaltungsgericht bestätigt diese Entscheidung 2017. Am 13. Juli dieses Jahres wird Sami A. doch nach Tunesien abgeschoben, obwohl einen Tag zuvor ein Verwaltungsgericht erneut entschied, dass er dorthin nicht abgeschoben werden darf. Der Mann kam in Tunesien direkt ins Gefängnis. Nun wird diskutiert, ob Sami A. nach Deutschland zurückgeholt werden muss. Bei “Spiegel Online” gibt es eine detaillierte Chronologie.

Mittendrin in diesem Hin und Her, ab März 2006, gibt es Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen Sami A. wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Er soll um die Jahrtausendwende mehrere Monate im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan gewesen sein und dort eine militärische Ausbildung der Terrororganisation al-Qaida durchlaufen haben. Anschließend soll er zum Mitglied der Leibgarde Osama bin Ladens aufgestiegen sein. Sami A. bestreitet all das. Das Verfahren gegen ihn wird im Jahr 2007 eingestellt, da die Ermittlungsergebnisse nicht für eine Anklageerhebung reichen.

Sami A. ist also kein verurteilter Terrorist. Ihm wurde auch nie von einer Staatsanwaltschaft oder einem Gericht nachgewiesen, Leibwächter Osama bin Ladens gewesen zu sein. Er ist laut Behörden ein islamistischer Gefährder.

Einen Mann, gegen den wegen Mordes ermittelt wird, kann man auch nicht einfach Mörder nennen, wenn die Ermittlungen mangels Beweisen eingestellt werden. Wer es trotzdem macht, hat nichts übrig für den Rechtsstaat und das Prinzip der Unschuldsvermutung. Und wer es so penetrant macht wie die “Bild”-Redaktion, gibt diese Justizverachtung an die eigene Leserschaft weiter.

Nur ein paar Beispiele:

Screenshot Bild.de - Ex-Leibwächter von Osama bin Laden abgeschoben!
Ausriss Bild-Zeitung - Gericht entscheidet zwölf Stunden nach Abschiebung - Bin Ladens Leibwächter muss zurück nach Deutschland!
Ausriss Bild-Zeitung - Schon wieder grobe Fehler beim Abschieben - Nach Bin Ladens Leibwächter soll erneut ein Asylbewerber nach Deutschland zurückgeholt werden
Screenshot Bild.de - Bin-Laden-Leibwächter Sami A. nach Tunesien gebracht. Jetzt soll er zurück
Ausriss Bild-Zeitung - Abschiebung von Bin Ladens Leibwächter - Wer hat Schuld am Chaos?
Screenshot Bild.de - Abschiebung des Bin-Laden-Leibwächters - Dieser Anwalt will Sami A. nach Deutschland zurückbringen
Screenshot Bild.de - Sami A. ist das Sinnbild für den Abschiebe-Irrsinn - Kein Fall mehr für deutsche Gerichte - Bin Ladens Ex-Leibwächter wurde endlich abgeschoben - Anwältin des Terror-Gefährders: Er muss mit Visum zurück

“Bild” veröffentlichte auch eine Art Interview mit Sami A. “Bild”-Reporter Paul Ronzheimer hatte dem Anwalt des Tunesiers Fragen mitgegeben. Sami A. antwortete unter anderen:

“Ich war nie Leibwächter von Osama bin Laden, das ist völlig frei erfunden. Ich war in Saudi-Arabien, Pakistan und Iran in meinem Leben, aber nie in Afghanistan. Auch hier in Tunesien wissen alle, dass diese Vorwürfe einfach nicht stimmen.”

Dass es doch so war, dass die “Bild”-Berichterstattung der vergangenen Wochen und Monate also nicht in einem wichtigen Punkt falsch war — dazu liefern “Bild” und Ronzheimer nicht einen Beweis.

Ende Juli gab es dann gleich zwei größere Überraschungen: Sami A. wurde in Tunesien aus der Haft entlassen, und Bild.de schrieb auf einmal:

Screenshot Bild.de - Breaking News - Mutmaßlicher von Osama bin Laden: Sami A. in Tunesien vorläufig wieder frei

Das Wort “mutmaßlicher” war aber wohl doch nur ein Ausrutscher. Kurz darauf ging es bei “Bild” und Bild.de mit der gewohnten Missachtung der Unschuldsvermutung weiter.

Frauenstimmen, US-Zoll-Harakiri, “Emma” und der Beifall von rechts

1. “Ich würde mich an ihrer Stelle nicht verbiegen”
(spiegel.de, Julia Köppe)
Dass Sportreporterin Claudia Neumann Spiele der Fußball-WM kommentiert, empfinden manche Männer geradezu als einen Frevel. Weil sie Frauen wie Neumann grundsätzlich die Kompetenz absprechen, andererseits weil sie angeblich ihre Stimme nicht mögen. Im Interview mit “Spiegel Online” erklärt ein Sprachforscher und Spezialist für den Stimmapparat, welche Rolle Sexismus dabei spielt. Und rät der Moderatorin bei ihrer Stimme zu bleiben und nicht absichtlich tiefer zu sprechen: “Auf keinen Fall, denn das wäre nicht authentisch und davon leben doch die Live-Kommentare. Die Zuschauer würden den Unterschied sehr schnell spüren. Frau Neumann würde dadurch weniger glaubwürdig, und das ist ja genau das, was ihr einige Kritiker vorwerfen. Ich würde mich an ihrer Stelle nicht für einige Hörererwartungen verbiegen.”

2. Titel-Framing, Facebook und die Medien
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff, Audio, 23:23 Minuten)
Beim “Deutschlandfunk” gibt es die komplette Mediensendung “mediasres” zum Nachhören. Unter anderem mit Beiträgen über die AfD und die Medien, das Titel-Framing der letzten “Spiegel”-Ausgabe, das Verhältnis von Facebook und den Medien und die mittlerweile ins dreißigste Jahr gehenden ZDF-Sommerinterviews.


3. Das ist eine spannende Frage, aber ich werde mich dazu nicht äußern.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre hat auf “Planet Interview” eine Pressekonferenz der ARD zusammengefasst und in Teilen dokumentiert. Gegenstand der Pressekonferenz waren u.a. der Telemedienauftrag, gemeinsame Plattformen mit privaten Anbietern, Sponsoring, Rundfunklizenzen, Angela Merkels erneutes Solo bei Anne Willm und warum die ARD von der FIFA die WM-Übertragunsrechte kauft.

4. “Die Zölle werden Entlassungen quer durch die amerikanische Zeitungslandschaft zur Folge haben”
(sueddeutsche.de, Beate Wild)
Weil sich eine amerikanische Papiermühle über die Subventionierung von Papierherstellern im benachbarten Kanada beschwerte, hat die US-Regierung kanadisches Papier mit Zöllen von bis zu 32 Prozent belegt. Wie so oft, ohne die Folgen zu bedenken, denn durch den Kostenanstieg droht einigen amerikanischen Tageszeitungen das Aus.

5. „Emma“ und der Beifall von rechts
(uebermedien.de, Laura Lucas)
Der Kommunikationswissenschaftler Luca Hammer hat sich für den Verein “Fearless Democracy” mit der Frage beschäftigt, ob die Zeitschrift “Emma” auch ein rechtes Publikum bedient, ob gewollt oder ungewollt. Dazu hat er sich die Follower von @EMMA_Magazin auf Twitter angesehen und ausgewertet. Zum Vergleich hat er feministische Magazine wie das “Missy Magazine” oder das österreichische “an.schläge” herangezogen. Der Datenanalyst konnte nachweisen, dass es ein rechtes Interesse an “Emma” gibt, das zudem wachse. Laura Lucas macht als einen Grund dafür die Berichterstattung der “Emma” verantwortlich und schreibt: “Eben weil gerade Rechtspopulisten die einfachen Antworten so lieben, sollten Medien differenziert berichten — auch feministische. Das schützt zwar nicht vor einer Vereinnahmung von rechts. Was in die Agenda passt, das wird instrumentalisiert. Umso mehr aber sollte es die Aufgabe eines feministischen Magazins sein, die Strategien der Rechtspopulisten zu entlarven.”

6. Robin Alexander ist gerade der wohl krasseste Politikreporter Deutschlands und hier steht warum
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Karsten Schmehl hat eine Theorie entwickelt, wie der allgegenwärtige Politikreporter Robin Alexander Deutschlands wichtigsten Politikern so nah kommen kann. Und er kann sie auch noch teen-gerecht im “Buzzfeed”/”Bento”-Style erklären: “Ich mache oft Spaß hier auf BuzzFeed, aber dieser Post ist kein Spaß. Ernsthaft: Der WELT-Reporter Robin Alexander ist aktuell der wohl krasseste Politikreporter, den Deutschland hat — und hoffentlich kann ich dir hier klar machen, warum.”

Angstmacher Seehofer, Wahlumfrage, Das Quaken der toten Ente

1. “Seehofer befeuert Misstrauen und Ängste”
(donaukurier.de, Klaus Meier)
Innenminister Horst Seehofer hat in einem Interview behauptet, es gäbe immer mehr Falschmeldungen. Die meisten Fake News würden seiner Ansicht nach in Deutschland produziert werden. Dem widerspricht der Eichstätter Journalismus-Professor Klaus Meier: “Horst Seehofer befeuert das Misstrauen und die Ängste von etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen in Deutschland, die der Propaganda der Rechten aufsitzen und denken, sie würden permanent manipuliert. Das ist für eine informierte und diskursive Öffentlichkeit nicht hilfreich, ohne die die Demokratie nicht atmen kann.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der Vorsitzende des “Deutschen Journalisten Verbands” ist über die Aussagen Seehofers empört: “Ausgerechnet der Minister, der kraft seines Amtes die Grundwerte der Verfassung schützen soll, stellt die Pressefreiheit auf den Kopf, indem er uns Journalisten vorsätzliche Falschmeldungen unterstellt — unglaublich!” (djv.de, Hendrik Zörner)

2. „Heute“ und die Tiefen des „guten Boulevards“
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Das österreichische Gratisblatt “Heute” machte mit der Aufsehen erregenden Meldung auf, nach der eine 91-jährige “Oma” von einem Flüchtling vergewaltigt worden sei. Dabei handelte es sich jedoch um eine Falschmeldung, wie das Blatt in einem Anhang eingestehen musste. Hans Kirchmeyer lobt das Blatt für seine transparente Dokumentation, es sei jedoch ein erheblicher Schaden angerichtet worden: “Kaum ein Leser kehrt zurück und liest die kleine Korrektur ganz am Ende des Artikels. Und in den “sozialen” Medien quakt die Ente untot weiter.”

3. Muss man bei der WM zu viele bittere Pillen schlucken, Frau Freitag?
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
“Planet Interview”-Macher Jakob Buhre hat sich mit der Vorsitzenden des Sportausschusses Dagmar Freitag (SPD) unterhalten. In dem Gespräch geht es u.a. über die laufende WM, den Zwang, die FIFA zu finanzieren, die Verbindung von Coca-Cola und Sport und den Umgang des DFB mit der Trikot-Affäre.
Weiterer Lesehinweis, ebenfalls bei “Planet Interview”: das Gespräch mit Markus Harm, dem Sportpolitik- und FIFA-Experten des ZDF: Die Fußball-WM ist ein Corporate Event, es geht fast nur noch um Geld.

4. CSU bundesweit bei 18 Prozent?
(faktenfinder.tagesschau.de, Konstantin Kumpfmüller)
Würde die CSU bei bundesweiten Neuwahlen wirklich bei 18 Prozent liegen, wie “Bild” unter Berufung auf eine Umfrage des INSA-Instituts berichtete? Daran bestehen Zweifel, auch weil die Fragestellung problematisch ist. Heiko Gothe vom Meinungsforschungsinstitut Infratest kritisiert die Frage nicht nur wegen ihres Framings, sondern auch ganz grundsätzlich: “Mit der Abfrage von Parteien, die bisher im jeweiligen Wahlgebiet gar nicht wählbar sind und mit denen die befragten Personen gar keine Erfahrung haben, wird der hypothetische Charakter massiv gesteigert und die Befragten letztlich überfordert.”
Weiterer Lesehinweis: Keine eindeutige Mehrheit für CSU-Politik – Spiegel online interpretiert das aber anders (stefan-fries.com)

5. 18 Wege, über die dich Facebook trackt und verfolgt
(basicthinking.de, Christian Erxleben)
Vielen ist bekannt, dass Facebook seine Nutzer trackt, analysiert und verfolgt. Wie ausgeklügelt Facebooks Tracking-Verhalten funktioniert, zeigt ein 225-seitiges PDF-Dokument mit Antworten an den US-Kongress. Danach gebe es 18 Methoden und Verhaltensweisen, über die das Netzwerk seine Nutzer ausspäht. Das reicht von technischen Daten, wie dem Batteriestand des Geräts und den installierten Plugins, bis hin zu Mausbewegungen und Einkäufen.

6. “Guten Tag, bin ich da in der Sportredaktion?”
(spiegel.de)
Als ZDF-Redakteurin Claudia Neumann im deutschen Fernsehen ein WM-Spiel kommentierte, gab es wütende Reaktionen in den sozialen Medien. Einige (männliche) Zuschauer können es anscheinend nicht ertragen, wenn eine Frau als Sportreporterin arbeitet. Das ZDF berichtete von “Hass, Häme und Beleidigungen”. Ein Einzelfall? “Spiegel Online” hat Sportjournalistinnen nach ihren Erfahrungen gefragt. Und die erzählen u.a. von Vorhaltungen, Vorurteilen und blöden Kommentaren.

7. Leserbrief an den FAZ-Herausgeber Holger Steltzner
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Außerhalb der 6-vor-9-Zählweise, weil aus der Feder des Kurators: Ein Leserbrief an den “FAZ”-Herausgeber Holger Steltzner wegen dessen Behauptungen zur Asyl- und Flüchtlingspolitik. “Ich ärgere mich gerade über Ihren Beitrag, weil er verzerrt, mit Unwahrheiten operiert und das gesellschaftliche Klima vergiftet.”

Wie “Compact” lügt, verdreht und Stimmung macht. Ein Beispiel.

Fährt in Deutschland jemand mit einem Kleinbus in eine Menschenmenge, steht für das selbsterklärte Wahrheitsmagazin “Compact” direkt fest: Hinterm Steuer muss ein islamistischer Terrorist gesessen haben. Stellt sich später allerdings heraus, dass der Täter Deutscher war, wird es erst richtig wild.

Wie wenig dem Blatt daran liegt, journalistische Aufklärungsarbeit zu leisten, kann man gut an der “Compact”-Berichterstattung zur Amokfahrt in Münster Anfang April erkennen, die wir uns mit etwas zeitlichem Abstand noch einmal genauer angeschaut haben. Ein Mann fuhr damals in eine Gruppe von Menschen, vier Personen kamen ums Leben. Und “Compact” legte los: Die Redaktion brachte erstmal eine Falschmeldung in Umlauf, nahm diese später keinesfalls zurück, sondern löschte heimlich und flüchtete in neue haltlose Behauptungen. Beliebig änderte “Compact” Standpunkte und Geschichten und konstruierte eine widersprüchliche Erzählung. Gemeinsamer Nenner war nur ein Misstrauen in die offizielle Version zur Tat — und selbst das wurde ohne zu zögern geopfert, wenn es der “Compact”-Agenda diente.

Doch der Reihe nach. Am 7. April, dem Tag der Tat, veröffentlicht die “Compact”-Redaktion abends einen Bericht auf ihrer Website. Sie wählt folgende Überschrift:

Screenshot Compact - Anschlag in Münster: 4 Tote! Wacht die Multikulti-Hochburg jetzt auf?

Während “Comapct” bereits in der Titelzeile Schuldige suggeriert (woher könnte der Täter schon stammen, wenn er mit seiner Tat “die Multikulti-Hochburg” wachrüttelt? Aus Deutschland sicher nicht), berichten andere Medien aufgrund der dünnen Faktenlage vorsichtiger. Bei “Compact” heißt es empört:

Die ARD-Tagesschau sprach in einer ersten Meldung verharmlosend von einem “Zwischenfall mit einem Auto”. DIeselbe (sic) Formulierung übernahm auch Die Welt. Dabei ist klar, dass es ein Anschlag war, denn der Fahrer hat sich nach seiner Terrorfahrt erschossen. (…)

Dass es ein islamistischer Anschlag war, ist zur Stunde nicht nachweisbar. Aber die Indizien sind stark: Das Anschlagsmuster gleicht dem von Nizza im Sommer 2015 (siehe Aufmacherfoto) und von London Anfang 2017. Und: Am heutigen Tag jährt sich der islamistische LKW-Anschlag von Stockholm 2017.

Die Schutzstrategie der Stadt Münster habe versagt, man habe nämlich nicht nur Poller aufstellen, sondern die Salafistenszene verbieten müssen. Die Tat soll laut “Compact” auch irgendwie mit einer Anti-Pegida-Demonstration und dem schlechten Ergebnis der AfD in Münster bei der Bundestagswahl zu tun haben.

Die Frage stellt sich: Wann werden die Bunt-Besoffenen aus ihren kuschelweichen Träumen aufwachen? Was muss noch passieren?

“Compact” hat sich also früh auf einen Täter festgelegt, vermutlich soll es ein Islamist sein, ganz sicher ein Ausländer, dessen Anschlag den “Bunt-Besoffenen” den Wahnsinn vor Augen führt. Später ändert die Redaktion ihre Überschrift klammheimlich:

Screenshot Compact - Überschrift jetzt: Münster: Drei Tote! Jens R. und sein Abschiedsbrief – Neuester Stand

Der anonyme “Compact”-Autor ergänzt den Artikel. Er kommentiert nun die Erkenntnisse seriöser Medien und wundert sich über deren Enthüllungen:

Der gleiche Rechercheverbund, der bereits vor der Polizei den Namen des Täters wusste und an die Öffentlichkeit gab, soll jetzt also diesen persönlichen Brief “gefunden” haben, der doch eigentlich als Beweismittel ebenfalls zuerst in die Hände der Polizei gehören sollte. Darf man sich fragen, wie die Journalisten das angestellt haben?

Darf man. Zunächst aber muss man festhalten, dass “Compact” nur behauptet, sie — also NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” — hätten den Brief gefunden, bevor die Polizei das tat. Denn was “Compact” dazu zitiert, belegt lediglich, dass der Dreier-Rechercheverbund die Meldung über den Brief veröffentlicht hat, bevor die Polizeipressestelle öffentlich von dem Brief sprach. Das ist gleich viel weniger aufregend.

Die Journalistinnen und Journalisten von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” haben einfach ordentlich recherchiert. Dass dieses Vorgehen in der “Compact”-Redaktion Verwunderung auslöst, sagt vor allem etwas über “Compact” aus. Die Leute dort arbeiten in aller Regel nicht an seriösen Nachrichten, sondern verdienen ihr Geld damit, möglichst aufbrausend Ressentiments zu bedienen.

Und so schließt das AfD- und “Pegida”-nahe Magazin nicht zum ersten Mal überstürzt auf falsche Täter. Als 2016 in Grafing ein aus einer Psychiatrie geflohener Mann wahllos auf Menschen einstach, schrieb “Compact”-Chefredakteur Jürgen Elsässer auf seinem persönlichen Blog dazu unter der Überschrift “Islamistischer Terror in Grafing bei München? Davon will die Lügenpresse nichts wissen.” Später löschte er den Artikel, “Compact” versuchte, den Täter weiter als Islamisten darzustellen.

Nach dem Amoklauf am Münchner Olympia-Einkaufszentrum 2016 rettete sich “Compact” in eine Verschwörungstheorie. Nach Darstellung des Magazins soll es sich auch hier um einen islamistischen Anschlag gehandelt haben und zwar von mehreren Tätern. Das sei dann durch die Behörden und die “Lügenpresse” vertuscht worden. Nichts will man dagegen bei “Compact” davon wissen, dass neben persönlicher Rache wegen Mobbings auch Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Ansichten ein Motiv des Einzeltäters gewesen sein könnten.

“Compact” weiß offenbar gut, was die eigene Zielgruppe hören beziehungsweise lesen will. Dennoch birgt eine so eklatante Falschmeldung wie die zu Münster selbst für ein wirres, fremdenfeindliches Verschwörungsmagazin die Gefahr eines gewissen Imageverlusts. Auch der überzeugteste “Compact”-Leser könnte bei derart gravierenden Fehlern Zweifel am Redaktionsclaim “Mut zur Wahrheit” bekommen. Wohl auch deswegen folgten in den Tagen nach der Tat Artikel, die sichtlich damit ringen, wie man mit dem Vorfall in Münster nun umgehen soll — und zwar möglichst, ohne sich selbst korrigieren zu müssen oder gar um Entschuldigung zu bitten.

Zwei Tage nach der Tat veröffentlicht “Compact” einen Zeugenaufruf:

Da von den Medien keine ehrliche Aufklärung zu erwarten ist, bitten wir um Ihre Mithilfe

Der Vorwurf an andere Medien, “keine ehrliche Aufklärung” zu betreiben. Von einer Redaktion, die kurz zuvor erst zum selben Fall einen falschen Täter in den Ring geworfen hat. Das ist mutig.

Es scheint tatsächlich Rückmeldungen auf den Aufruf gegeben zu haben, allerdings wohl nicht von Zeugen, sondern von Leuten, die ebenfalls verfrüht irgendwelche Behauptungen aufstellen. Denn später ergänzt die Redaktion folgenden Absatz:

Wir wollen betonen, dass es uns um die Sammlung von Fakten geht, nicht um die verfrühte Aufstellung irgendwelcher Behauptungen. Deshalb möchten wir bei den Tatsachen bleiben und hoffen auf eine baldige Aufklärung.

Am selben Tag veröffentlicht “Compact” einen zweiten Artikel zum Thema:

Screenshot Compact - Münster: 8 Fragen, die wir stellen sollten

Der Autor des Textes, “Polit-Profiler” Wolfgang Eggert, ist aktiv in der Verschwörungsszene und hat zuletzt 2014 im Verlag von “Compact”-Verleger Kai Homilius ein Buch über den Abschuss des Flugs MH17 veröffentlicht. Er will mit seinen acht Fragen wohl vor allem eines: Zweifel säen an allen anderen Berichten zum Geschehen, ob nun von seriösen Medien oder offiziellen Stellen.

Die Fragen 1 (“Was ist das Motiv?”) und 2 (“Wer ist der Täter?”) sind noch neutrale Recherchefragen. Eggert liefert zu ihnen zwar skurrile Kurzschlüsse (etwa: Jens R. könne wohl kaum gleichzeitig Rechtsradikaler und drogenabhängig gewesen sein, was erstens Unsinn ist und zweitens nicht länger relevant, da die Ermittler später bekannt gaben, dass sie ein rechtsextremes Motiv ausschließen); aber es sind Fragen, die viele Redaktionen in den Tagen nach der Tat gestellt haben. Die restlichen Fragen sind hingegen eher suggestiv gestellt. Zum Beispiel Frage 3:

Warum gibt es so wenig Bildmaterial?

Heutzutage müsse es doch mehr Bilder von der Tat geben, meint Eggert und fragt weiter: “Warum griff niemand zu seinem sonst ständig präsenten Handy, wenn der Vorfall die Brisanz hatte, welche die Presse ihm nachher zuschrieb?” Genau gegenteilig argumentiert Eggert, wenn es um andere Ereignisse geht. So verdächtigte er den Journalisten Richard Gutjahr in einem “Compact”-Interview, beim Anschlag von Nizza eingeweiht gewesen zu sein, weil er die Tat mit dem Handy filmte. Das Interview wurde mittlerweile gelöscht, kursiert aber noch auf Verschwörungs-Blogs.

Eggerts Frage 6 lautet:

Wie starb der angebliche Fahrer “Jens”?

Ab hier geht Eggert von mehreren Beteiligten aus. Bereits in der Frage deutet er an, dass es sich für ihn beim offiziellen Täter nicht um den tatsächlichen handeln könnte. Außerdem zweifelt er an, dass dieser sich erschossen habe, aus dem einzigen Grund, dass keine Bilder der Leiche veröffentlicht wurden. Polizei und Medien hätten für seinen Geschmack zu schnell Antworten geliefert. Dabei hatte “Compact” selbst ja direkt nach Bekanntwerden der Tat diese erklärt. Nur eben falsch.

In seinen Anmerkungen zu Frage 8 …

Die zwei Flüchtigen: Warum widerspricht sich der Polizeisprecher?

… zieht Eggert nicht weiter genannte oder verlinkte “angloamerikanische und israelische Medien” als Beleg dafür heran, dass ein Polizeisprecher erst von zwei Flüchtigen gesprochen habe. Dass der Beamte diese Meldung später dementierte, lässt Eggert nicht gelten, weil es ein Video aus Münster gebe, in dem “ein südländischer Jugendlicher” festgenommen werde. Eggert meint, dieses Video finde bei deutschen Medien keine Beachtung. Dabei hat “Spiegel Online” nachgefragt, was es mit dem Video auf sich hat: Die in der Aufnahme zu sehenden Personen waren Inder, die kein Deutsch verstanden. Nachdem ihre Personalien festgestellt wurden, ließ die Polizei sie gehen.

Nun kommt die “Compact”-Zeugensuche wieder ins Spiel. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Aufrufs meint Redakteur Marc Dassen, der bereits für die Berichte zum Münchner Amoklauf verantwortlich war, einen Zeugen gefunden zu haben:

Screenshot Compact - Von Depression keine Spur: Compact sprach mit Nachbar des Amokfahrers Jens R.

Egon T. (Name geändert) war einige Zeit direkter Nachbar von Jens R. in einer seiner vier Wohnungen. Was er uns erzählte, passt so gar nicht zur Suizid-Story der Massenmedien.

In einer späteren Version relativiert die Redaktion intransparent wie gewohnt das “so gar nicht” zu einem “auf den ersten Blick”.

In seinem Artikel erzählt Dassen, dass er bei einem Mann, der sich als Nachbar von Jens R. ausgibt, angerufen hat. Und was hat dieser nun über Jens R. zu berichten, was “so gar nicht zur Suizid-Story der Massenmedien” passt?

Er sei “immer nett und freundlich” gewesen, “ganz normal halt”, “aufgeschlossen”, so T. Von depressivem Verhalten war “gar nichts zu spüren”. Das könne T. mit Sicherheit sagen, da er selbst bereits unter Depressionen zu leiden hatte und deshalb wisse, wie man sich da fühle.

Eine einzige per Telefon übermittelte Ferndiagnose eines nur oberflächlich mit dem Täter bekannten Laien-Psychologen ist für “Compact” glaubwürdiger als Ermittler der Polizei und ein Großteil der Medien.

Am 12. April schreibt Marc Dassen einen weiteren Text zur Tat in Münster:

Screenshot Compact - Zum Fall Münster: Wer war Jens R. - und wenn ja wie viele?

Es geht ihm vor allem ums Fragenstellen — beziehungsweise um ein vermeintliches Fragen-Tabu: Das Stellen offener Fragen sei verpönt und “der Verschwörungssucht verdächtig”. Bezogen auf den Brief von Jens R. schreibt Dassen:

Darf man fragen, wie die Medien an diese Schriftstücke rangekommen sind? Müssten diese als wichtige Beweismittel nicht zuerst einmal unter Verschluss gehalten werden, um eine mediale Spekulationsblase zu vermeiden? Auch solche Fragen traut man sich kaum zu stellen. Ist halt so. Finde dich damit ab. Fall erledigt. Basta. Wer sich dennoch nicht zufrieden geben will, der wird gerne mit Aluhut-Vorwürfen konfrontiert — oder wie zuletzt auch oft gesehen: Als notorischer Ausländerfeind bezeichnet, der es nicht ertragen kann, dass diesmal kein Muslim als Täter in Frage kommt.

Nur noch mal fürs Protokoll: Marc Dassen arbeitet in einer Redaktion, die es kaum erwarten konnte, einen Muslim als Täter von Münster präsentieren zu können.

Der “Compact”-Autor meint, weitere Fragen gefunden zu haben, die man kaum noch stellen dürfe, die allerdings schon längst gestellt worden sind. Etwa, wie der Täter an die Waffe gekommen ist. Das wollen nicht nur seriöse Journalisten wissen, auch die Polizei Münster stellt diese Frage. Oder, warum Jens R. Menschen tötete und verletzte, wenn er eine Suizidabsicht hatte. Auch das wurde bereits ausführlich thematisiert.

Schließlich äußert sich auch “Compact”-Chefredakteur Jürgen Elsässer zur Amokfahrt in Münster. Nachdem zwei Tage zuvor die dpa meldete, dass die Polizei weitere Projektile im Tatfahrzeug gefunden habe, die Untersuchung dazu aber noch nicht abgeschlossen sei, titeln er und seine Redaktion:

Screenshot Compact - Sensation: Weitere Projektile in Münsteraner Killer-Van gefunden. Wer schoss? Magic bullets wie bei JFK

Erstmal: Das Aufmacherfoto in Elsässers Beitrag zeigt den Tatort eines völlig anderen Verbrechens, auf das der Artikel nicht Bezug nimmt. Im Text verrät der “Compact”-Chef dann seine Entdeckung: Parallelen zum Mord an John F. Kennedy und zum NSU, zu dessen Ende er noch mal eine ganz eigene Theorie parat hat:

Erinnerungen werden wach: Zum Beispiel an den Kennedy-Mord am 22. November 1963, als die These vom Alleintärer (sic) Lee Harvey Oswald durch die kriminaltechnische Untersuchung — Stichwort: Magic Bullet — erschüttert wurde. Und vor allem an den sogenannten Selbstmord von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos am 4. November 2011: Die Patronenhülsen am Tatort weisen darauf hin, dass ein dritter Mann die beiden hingerichtet hat.

Zum Abschluss seines Artikels schreibt Elsässer, kein Witz:

Und nun Münster. Warten wir ab, was die weiteren Ermittlungen bringen. COMPACT wird nicht vorab wilde Theorien in die Welt setzen.

“Mädchen treibt auf aufblasbarem Einhorn ins Meer hinaus”

Ein Gastbeitrag von Alf Frommer

Vor 25 Jahren, im Mai 1993, erschien erstmals das “jetzt”-Magazin als Beilage zur “Süddeutschen Zeitung”. Schade, dass dies im Grunde völlig unterging, denn die Zeitschrift hatte mal wirklich Kult-Status, da sie Kommunikation für junge Menschen neu definierte. Wahrscheinlich würde das Heft jetzt als Twenty-Something gerade ein Zimmer in Berlin-Neukölln suchen und auf einen mies bezahlten Job in einem digitalen Start-Up hoffen. Oder es würde sich als Jung-Journalist mit einem Bachelor in Kommunikationswissenschaften bei einem der heute vielen Online-Angebote wie “Bento”, “Ze.tt”, “Watson” oder eben jetzt.de bewerben. Da könnte es dann — ja was eigentlich? — möglichst kurze Texte schreiben, Listen erstellen oder ein GIF-Feuerwerk nach dem anderen abschießen. In einem Vierteljahrhundert hat sich der junge Journalismus durch die Digitalisierung gänzlich verändert.

Das “jetzt”-Magazin war ein Experimentierraum. Aus ihm entstieg eine ganze Gruppe von Journalisten, die noch heute viele wichtige Publikationen prägen. Namen wie Matthias Kalle, Christoph Amend oder Timm Klotzek definieren momentan modernen Journalismus als Redaktionsleiter oder deren Stellvertreter. Der “jetzt”-Sound und die Erzählweisen des Magazins veränderten den angestaubten Journalismus insgesamt. Selbst wenn das Magazin kein kommerzieller Erfolg war (aber zur Gründung von “Neon” führte, das gerade eingestellt wird). Wenn man heute nach wichtigen jungen Journalisten sucht, dann findet man diese eher nicht in den Redaktionen der einschlägigen Angebote für junge Leser oder User. Sie arbeiten in der Regel bei den Zeitungen oder Magazinen, die sich eigentlich an Erwachsene richten. Aber warum ist das so?

Junger Journalismus profitierte vom Internet und hat durch das digitale Medium gleichzeitig die größten Probleme bekommen. Das Netz sorgt mit dafür, dass Jugend immer später oder nie endet. Während man in der früheren Offline-Welt streng geschützte Räume für Jugendliche auf­recht­er­hal­ten konnte, ist heute die Welt der ewigen Jugend dank Spotify, Online-Shops oder sozialen Medien ständig offen und erreichbar. Auch für Silver Surfer. Die Abgrenzung zu Erwachsenen wird immer schwieriger, bei Mode, Musik aber auch bei Themen. Über-30-Jährige beschäftigen sich oft mit den gleichen internetaffinen Dingen wie Jugendliche. Denn Internet-Meme sind allgemeines Kulturgut geworden. Alle sprechen über den neuesten Trump-Post, das aktuelle OK-Go-Musikvideo oder die Patzer eines Torwarts im Champions-League-Finale. Es ist heute viel schwieriger geworden, sich von den Themen abzugrenzen, die auch bei “Spiegel Online”, Süddeutsche.de oder Welt.de besprochen werden. Während das “jetzt”-Magazin auf eine unerwachsene Weise erwachsen war, ist es für den Jung-Journalismus von heute schwer, einen eigenen Sound zu kreieren. Die Daten haben immer Recht und sagen, was gemacht und wie es geschrieben werden muss. Für Experimente ist kaum Raum.

Gleichzeitig haben sich die Lese- und Konsumgewohnheiten komplett geändert. Während man in den 90ern noch ausladende Reportagen schreiben konnte, wird Information heute oft in Häppchen gereicht. Listen sind dabei ein gern genutztes Stilmittel, das zwar unterhält und Klicks, Reichweite und Umsatz bringt, aber eben nicht preisverdächtig ist. Große Texte, inhaltlich wie formal, sind eine ganz, ganz seltene Ausnahme, wenn überhaupt. Beim diesjährigen Axel-Springer-Preis für junge Journalisten wurden jedenfalls keine Texte der Angebote für die jüngere Zielgruppe ausgezeichnet. Das liegt bestimmt nicht an den jungen Journalisten selbst. Wahrscheinlich ist deren Ausbildung genauso gut wie vor 25 Jahren, wenn nicht besser. Es liegt daran, dass das Internet einem keine Muße mehr gibt. Alles muss immer irgendwie einen aktuellen Bezug haben, weil gefühlt alles aktuell ist. Vom Bombenhagel auf Syrien bis zum Pups eines Influencers auf Instagram. Alles ist wichtig, auf alles muss mit schnappatmiger Schreibe reagiert werden. Ein englisches Pärchen heiratet? 9 Gründe warum du jetzt auch heiraten solltest. Loris Karius patzt? Hier sind 5 Instagram-Posts, die zeigen, wie sexy er trotzdem ist. Und dazu noch jede Menge Lebenshilfe für die U30-Generation: So brichst du ein beschissenes Tinder-Date in fünf Minuten ab, ohne dein Gesicht zu verlieren oder Die fiesesten Fragen beim WG-Casting und wie du dich perfekt darauf vorbereiten kannst.

Mal ein paar aktuelle Schlagzeilen von jetzt.de, “Ze.tt”, “Bento” und “Watson”:

Screenshot jetzt.de - Kerstin hat sich die Schamlippen verkleinern lassen
Screenshot Watson - 6 Bilder, die deine Seriensucht beschreiben
Screenshot Bento - Mädchen treibt auf aufblasbarem Einhorn ins Meer hinaus
Screenshot Watson - Dürfen wir vorstellen: ein Auto, das Pizza backen kann
Screenshot Ze.tt - 15 fragwürdige Gedanken, die du bei Hitze im Büro hast
Screenshot Bento - Katze fährt als blinder Passagier in Polizeiauto mit und hinterlässt eine Überraschung
Screenshot Ze.tt - So lecker sah Lego noch nie aus
Screenshot jetzt.de - Warum beißen sich Schneeleoparden in den Schwanz?

Das liest sich wie eine Mischung aus Yellow-Press-Trash, Clickbait und “Postillon”-Meldungen und hat nichts mit dem ausgezeichneten Journalismus eines “jetzt”-Magazins zu tun. Auch nach 25 Jahren erinnere ich mich an die “Verzichten auf”-Kolumnen von Matthias Kalle, an die Rubrik “Lebenswert” oder an den Tagebuchtext des Autors Benjamin Lebert, der in seinen Roman “Crazy” mündete. Wer wird sich in 25 Jahren an das Pizza-backende Auto erinnern?

Die Frage ist aber auch: Wer will heute noch eine 15.000 Zeichen lange Abhandlung über ein Thema lesen, welches vielleicht gerade nicht besonders aktuell oder Lebensberatung ist? Nach Meinung der zuständigen Redaktionen anscheinend nicht mehr viele. Wobei einschränkend gesagt werden muss, dass zumindest jetzt.de und “Ze.tt” nicht ganz so trashig sind wie der Rest.

Vielleicht braucht es einfach wieder mehr Mut. Oder mehr Talent. Oder beides. 25 Jahre nach der Geburt des “jetzt”-Magazins sieht der moderne Jung-Journalismus im Grunde sehr alt aus. Algorithmen und Daten-Analyse machen ihn durchschnittlicher, weil Themen und Formate von ihnen vorgegeben werden. Das Ergebnis sind dann “Bento”, “Watson”, “Ze.tt” und auch jetzt.de. Letztlich bleibt nur die Hoffnung, dass am Ende des Regenbogens ein aufblasbares Einhorn darauf wartet, abgeholt zu werden. Vielleicht bringt das die Erleuchtung.

Nachtrag, 16:34 Uhr: Die jetzt.de-Redaktion hat mit zwei Tweets auf diesen Beitrag (und vermutlich auch auf unseren Tweet zu diesem Beitrag) reagiert.

Medien fallen auf Witz rein und lassen Katrin Göring-Eckardt mit einem Einhorn gegen Beatrix von Storch protestieren

Wenn eine, ähm, Nachricht schon so lautet, sollte man misstrauisch werden: Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, saß am Sonntag in der Talkrunde von Anne Will mit einem Einhorn-Klebe-Tattoo im De­kolle­té, weil sie damit auf Beatrix von Storch, stellvertretende Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, reagieren wollte, die sich einige Tage zuvor über ein Spielzeug-Einhorn mit regenbogenfarbener Mähne aufgeregt hat, weil dieses Kinder zur Homosexualität verleitet und die traditionelle Ehe und Familie torpediert.

Es stimmt, dass auf Göring-Eckardts Schlüsselbein in der Sendung im “Ersten” ein Einhorn zu sehen war. Der Rest ist Unsinn. Weder hat die Grünen-Politikerin damit auf von Storch reagiert, noch hat von Storch diesen Regenbogen-Einhorn-Unfug erzählt. Und dennoch berichten verschiedene Redaktionen, dass es genau so gewesen sein soll.

“Spiegel Online” zum Beispiel:

Screenshot Spiegel Online - Anne Will zum Bamf-Skandal - Von Regenbogen-Einhörnern und Schweißperlen

Womit wir beim Einhorn wären.

Göring-Eckardt trägt’s als Provokation an die Adresse der AfD, die in den vergangenen Tagen gegen ein solches Einhorn — ein Spielzeug mit regenbogenfarbener Mähne, wohlgemerkt — mit schwersten Geschützen zu Felde gezogen ist. Das Ding sei dazu angetan, so Beatrix von Storch, Kinder zu homosexuellen Neigungen zu verleiten und traditionelle Ehe und Familie zu torpedieren.

Bild.de macht mit und beruft sich dabei auf “Spiegel Online”:

Screenshot Bild.de - Grünen-Politikerin bei Anne Will - Nanu, was ist das für ein Tattoo?

Hintergrund: Am Sonntagvormittag protestierten nach Polizeiangaben 25 000 Gegner der AfD friedlich in Berlin gegen eine Demonstration der Rechtspopulisten mit 5000 Teilnehmern.

Mit dabei war auch die Grünen-Politikerin, die auf Twitter mehrere Fotos von der Aktion und auch ihrem Klebe-Tattoo zeigte. Nicht nur ihre Teilnahme an der Demo, auch die Wahl des Motivs ist eine klare Ansage an die AfD.

Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch hatte sich in den vergangen Tagen über ein Spielzeug-Einhorn aufgeregt, weil es Kinder angeblich dazu bringe, sich für Homosexualität zu interessieren und gegen das traditionelle Familienbild zu stellen, berichtete der “Spiegel”.

In der gedruckten “Bild” von heute gibt es auch einen Artikel zu Göring-Eckardts “Einhorn-Provokation”:

Ausriss Bild-Zeitung - Göring-Eckardt kämpft fürs Einhorn - Hintergrund der Einhorn-Provokation: Beatrix von Storch hatte sich über Spielzeug-Einhörner geärgert. Sie würden Kinder dazu bringen, sich für Homosexualität zu interessieren und gegen das traditionelle Familienbild zu stellen.

Die “Huffington Post” verbreitet die Geschichte ebenfalls, die Quelle ist auch hier “Spiegel Online”:

Screenshot Huffington Post - Göring-Eckardt zeigt Tattoo – Es ist eine Botschaft an AfD-Frau von Storch - Es blitzte aus ihrem Dekolleté hervor.

Ein Klebetattoo, wie sich schnell herausstellte. Damit wollte Göring-Eckhardt aber vermutlich nicht besonders trendy sein, sondern eine Botschaft vermitteln: an die AfD-Politikerin Beatrix von Storch.

Diese hatte in den vergangenen Tagen Einhorn-Spielzeug kritisiert, weil es angeblich Kinder dazu bringe, “sich für Homosexualität zu interessieren”, wie das Magazin “Der Spiegel” berichtete. Wie genau sich Frau von Storch diesen vermeintlichen Zusammenhang erklärt, bleibt derweil unklar.

Und die “Abendzeitung” aus München schreibt:

Screenshot abendzeitung-muenchen.de - TV-Talk mit Anne Will - Einhorn-Tattoo auf der Brust: Göring-Eckardt provoziert die AfD

Grund für diese Aktion war die umstrittene Aussage der stellvertretenden AfD-Fraktionsvorsitzenden Beatrix von Storch über ein Einhorn-Kinderspielzeug mit regenbogenfarbener Mähne. Dieses solle laut Storch Kinder zu homosexuellen Neigungen verleiten und die Werte der Ehe verunglimpfen.

Wir haben im Büro von Katrin Göring-Eckardt nachgefragt. Dort bestätigte man uns, dass das Einhorn-Tattoo zwar von einer Demonstration gegen die AfD-Demo am Sonntag in Berlin stamme; dass es aber nichts mit einer möglichen Äußerung von Beatrix von Storch zu tun habe. Wir haben im Büro von Beatrix von Storch nachgefragt. Dort bestätigte man uns, dass es keine Äußerung der AfD-Politikerin zu einem Spielzeug-Einhorn mit Regenbogenmähne gebe. Auch auf keinem der Social-Media-Kanäle, auf denen von Storch aktiv ist, findet man etwas zum Thema.

Aber woher stammt nun die Geschichte mit dem Spielzeug-Einhorn? Von der Website nachrichten.de.com. Dort steht auf der Startseite:

Erfinde deine eigenen Witz (sic!) und lege alle deine Freunde rein!

… oder eben “Spiegel Online”, Bild.de, “Bild”, “Huffington Post” und die “Abendzeitung”.

Der ganze “Witz” geht übrigens so:

Ein Spielzeug von Schleich sorgt bei der rechtspopulistischen AfD derzeit für einen Sturm der Entrüstung. Die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch hat das circa 18 cm große Fabeltier als einen linken Versuch, Kinder zu verunsichern zu kritisiert. Die strikt konservative Politikerin betrachtet das Spielzeug als homosexuelle Propaganda, die gezielt verbreitet werde, um Kinder zu manipulieren. Kinder würden so durch die positive Verwendung der Regenbogensymbolik verleitet, mit homosexuellen Neigungen zu experimentieren, so von Storch. Dass das Einhorn als “Einhornstute” angepriesen wird, das Horn aber als Phallus-Symbol interpretiert werden könne, sei außerdem eine Abkehr von binären Geschlechtern und damit ein Angriff auf die traditionelle Ehe und Familie.

Bernd Höcke stimmt seiner Parteifreundin zu und legt noch nach. Wörtlich soll er das Regenbogeneinhorn als “Schweinkram” bezeichnet haben. Später relativierte Höcke dieses Aussage und unterbreitete Schleich stattdessen einen Vorschlag, wie das Spielzeug an traditionelle Wertvorstellungen angepasst werden könne: “Ich fordere ja kein totales Einhorn-Verbot. Nur der Regenbogen muss weg. Eventuell eine andere Farbe. Wie wäre es mit braun? Braun ist eine schöne Farbe. Die mochte ich schon immer.”

Beatrix von Storch gibt nun wirklich genug Blödsinn und Scheußlichkeiten von sich, an denen sich Redaktionen abarbeiten können. Sie müssen nicht auch noch auf eine Witze-Seite reinfallen.

Mit Dank an Günter F. für den Hinweis!

Nachtrag, 30. Mai: Die meisten Redaktionen haben inzwischen — mehr oder weniger transparent — reagiert: Das Onlineteam der “Abendzeitung” hat seinen Artikel einfach komplett und kommentarlos gelöscht.

Die “Huffington Post” schreibt nun:

Update: In einer früheren Version hatten wir mit Verweis auf andere Medien fälschlicherweise berichtet, Beatrix von Storch hätte gesagt, dass Einhörner Kinder dazu brächten, sich für Homosexualität zu interessieren. Laut dem Büro der AfD-Politikerin hat Beatrix von Storch diesen Satz nicht gesagt.

Bild.de hat ebenfalls korrigiert:

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es zudem auf Basis eines “Spiegel”-Berichts, Göring-Eckardt habe damit Beatrix von Storch (47, AfD) provozieren wollen, weil diese der Meinung sei, Einhörner würden Kinder dazu bringen, sich für Homosexualität zu interessieren.

Das trifft nicht zu. Wir bitten beide Politikerinnen um Entschuldigung.

Die Pressestelle der Grünen-Fraktion sagte am Dienstag auf BILD-Anfrage: “Das Einhorn ist ein Symbol gegen Hass, Hetze und Rassismus und ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Buntheit. Deshalb hat Frau Göring-Eckardt das Einhorn-Tattoo am Sonntag in Berlin auf einer AfD-Gegendemonstration spontan getragen.”

In “Bild” ist heute eine ganz ähnliche “Berichtigung” erschienen.

Nur bei “Spiegel Online”, dem Ursprung dieser Einhorn-Ente, hat offenbar noch niemand gemerkt, wie falsch die eigene Berichterstattung ist — der Artikel ist unverändert abrufbar.

Nachtrag 2, 30. Mai: Nun hat auch “Spiegel Online” eine Korrektur veröffentlicht. Die Redaktion schreibt:

Anm. d. Red: In einer früheren Version schrieben wir, dass die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt in der Sendung ein aufgeklebtes Einhorn-Tattoo trug — und dass es als Provokation an die Adresse der AfD und Beatrix von Storch gerichtet war. Das war nicht der Fall — wir haben die Passage geändert.

Rassismus royal, Karikaturenstreit, Social-Media-Papst Papst

1. Rassismus auf allen Kanälen
(taz.de, Frederik Schindler)
Die „taz“ kritisiert die TV-Berichterstattung über das „Royal Wedding“. Die Kommentatoren hätten Meghan Markle mit rassistischen und sexistischen Stereotypen überzogen. Die Hautfarbe der Braut sei ein Dauerthema gewesen, ihre Herkunft sei auf rassistische Weise thematisiert worden und es hätte sexistische und frauenfeindliche Kommentare gegeben.
Weiterer Lesehinweis: Nicola Erdmann (welt.de) bezeichnet die Berichterstattung von ZDF und RTL als Albtraum-TV und konstatiert: „Respekt vor Zuschauern und Protagonisten hatte man nicht.“
Der österreichische Journalist und Fernsehmoderator Armin Wolf ordnet die in der Boulevardpresse genannten Fabel-Einschaltquoten ein: Millionen – nicht Milliarden
Und wer gerne sehen und hören will, worum es bei der Kritik an der Hochzeitsberichterstattung geht: “Übermedien” hat ein Zwei-Minuten-Video zusammengeschnitten: „Ein exotisches Paar, ich sag’s mal so salopp“

2. Stereotype und Klischees
(sueddeutsche.de, Kurt Kister)
Der „SZ“-Chefredakteur Kurt Kister erklärt seine Haltung zur umstrittenen Netanjahu-Karikatur und die Gründe, die zur Trennung vom langjährigen Karikaturisten Dieter Hanitzsch geführt haben.
In diesem Zusammenhang ebenfalls lesenswert der Beitrag von Timur Vermes bei „Spiegel Online“, der Hanitzsch für keinen Antisemiten, jedoch für hoffnungslos überschätzt hält und das mit Beispielen begründet.


3. Die Beef! feiert ein Sausage-Fest
(mixology.eu, Nils Wrage)
Die Food-Zeitschrift „Beef!“ (Gruner+Jahr) hat sich in den vergangenen neun Jahren auf dem Zeitschriftenmarkt etabliert und ist eine publizistische Marke geworden. Man richtet sich an „Männer mit Geschmack“, denen Fleisch ihr liebstes Gemüse ist. Nun eröffnet das Magazin in Frankfurt ein eigenes Restaurant: „Beef! Grill & Bar.“ Passend zum Leitspruch von den Männern mit Geschmack, dürfen zur Eröffnungsfeier Mitte Juni keine Frauen kommen. Nils Wrage kann das, allerlei Erklärungsversuchen zum Trotz, nicht witzig finden und rantet: „Verzieh Dich, Beef! Grill & Bar! Verzieh Dich meinetwegen in irgendein Land, das Frauen von Amts wegen herabstuft; in die tiefsten Tiefen Alabamas und Mississippis; in die alten Herrenclubs, wo man dann zu fortgeschrittener Stunde in Form von Prostituierten zumindest ein paar Frauen vorfahren lässt.“

4. Hate Speech: der Bumerangeffekt
(geschichtedergegenwart.ch, Sylvia Sasse & Sandro Zanetti)
Die beiden Schweizer LiteraturwissenschaftlerInnen Sasse und Zanetti denken darüber nach, was Hate Speech über den Hater selbst aussagt, und zwar in Sachen Selbstinszenierung, Selbstkonstitution und Selbstbeleidigung.

5. DSGVO – Haben wir es alle zusammen vergeigt?
(marcelmellor.com)
Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) habe den Ruf des Datenschutzes geschwächt und das Internet weiter zentralisiert, findet Marcel Mellor. Der Datenschutz stärke die großen Plattformen, sei teuer und befördere das Misstrauen. Er bleibt dennoch optimistisch: „Irgendwie haben wir’s vergeigt, aber wir kriegen das auch wieder hin.“

Weiterer Lesetipp: Lutz Donnerhacke hat in Der praktische Weg zur DSGVO zusammengetragen, was man als Blogger in Sachen DSGVO beachten sollte. Und auch er bleibt allen Schwierigkeiten zum Trotz optimistisch: „Das Internet ist groß und interessant geworden, weil wir nie aufgegeben haben. Lassen wir uns nicht von einer unbegründeten Angst ins Bockshorn jagen.“
Auch Fotografen sollten besonnen bleiben, für Panik gebe es keinen Anlass, so ein neuer Beitrag auf “heise.de”: DSGVO: Ende der Fotografie oder halb so schlimm?

6. Papst stellt Social-Media-Regeln für Nonnen auf
(mdr.de)
„Seine Heiligkeit“ Papst Franziskus teilt anscheinend mit vielen Usern die Leidenschaft für Social Media. Auf Twitter versorgt er Millionen von Followern (deutschsprachiger Raum: mehr als 600.000) mit Bibelzitaten, Sinnsprüchen, Appellen und allerlei anderem Erbaulichen. Nun hat der Papst in einer Richtlinie Ordensfrauen davor gewarnt, ihre Zeit mit sozialen Medien zu vergeuden. Ob dem eigene Erfahrungen zugrunde liegen, ist dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Dokument des Vatikans nicht zu entnehmen.

How to: Klickfischen am rechten Rand

Sie wollen ein Medium mit riesiger Reichweite werden? Sie wollen viral gehen, Sie wollen geklickt werden, Sie wollen saumäßig viel Asche machen? Dann brauchen Sie eigentlich nur: Ausländer.

Ausländer funktionieren besser als Brüste, Fußball und Tiere zusammen. Da kommen die Likes und Shares und Werbeeinnahmen ganz von alleine, garantiert! Es gibt nur ein paar ganz einfache Regeln.

1. Nur bestimmte Ausländer sind schlimme Ausländer

Skandinavier zum Beispiel sind okay, Briten und Amerikaner auch, Niederländer eigentlich auch. Im Grunde sind alle in Ordnung, die keine Moslems sind. Und keinen zu dunklen Teint haben. Wenn also, sagen wir, eine japanische Hochzeitsgesellschaft irgendwo Randale macht, ist Ihnen das keine Schlagzeile wert.

Türkische Hochzeitsgesellschaft liefert sich illegales Autorennen auf A81

… allerdings schon.

2. Auch wenn nichts passiert, ist das eine Nachricht (solange Ausländer drin vorkommen)

Wenn zum Beispiel ein Café in Stuttgart ein paar Flüchtlingsheime dazu einlädt, doch mal zum gemeinsamen Singen vorbeizukommen, dann aber keiner kommt — ja lecko mio, Schlagzeile!

Flüchtlinge fehlen beim Singen mit Flüchtlingen

3. Weniger Fakten = Mehr Reichweite

Beispiel:

ABSCHIEBE-IRRSINN - Afghanen schicken uns diesen Terroristen zurück

Dass der Terrorist Deutscher ist, mit ihm also genau das passiert, was hier immer wieder für kriminelle Ausländer gefordert wird (Zurück in die Heimat!), sollten Sie in der Überschrift natürlich verschweigen.

Anderes Beispiel:

Bin-Laden-Leibwächter kassiert 1100 Euro Stütze

Was bloß nicht zu früh ersichtlich werden darf: Dass die „1100 Euro Stütze“ nicht nur für ihn, sondern auch für seine Frau und seine vier Kinder bestimmt sind. Und dass er nicht aus Spaß nicht abgeschoben wird, sondern weil ein deutsches Gericht ein „sehr hohes Risiko“ sieht, dass ihm in der Heimat „Folter und unmenschliche Behandlung“ drohen.

4. Noch weniger Fakten = Noch mehr Reichweite

Nehmen wir an, die Zahl der Terror-Hinweise von besorgten Bürgern an die Polizei nimmt stark zu. Es gibt also zum Beispiel mehr Nachbarn, die in ihrem Umfeld eine islamistische Radikalisierung wahrgenommen haben wollen. Die Polizei prüft diese Fälle, doch die meisten davon erweisen sich als „strafrechtlich nicht relevant“. Was schreiben Sie als Überschrift? „Verdacht auf Terror in den meisten Fällen unbegründet?“ Nee.

Zahl möglicher Terrorverdächtiger wächst stark – Kontrollverlust droht

Staatsschutz besorgt - Kontrollverlust droht: Zahl Terrorverdächtiger hat sich in NRW fast verdoppelt

STAATSSCHUTZ BEFÜRCHTET KONTROLLVERLUST - Zahl möglicher Terror-Verdächtiger steigt massiv

5. Kurz gesagt: Machen Sie es so wie „Bild“, „Welt“ und „Focus Online“

Das sind die absoluten Profis. Im Ernst jetzt. Alle oben gezeigten Artikel sind in einem dieser drei Medien erschienen. Sie wurden alle im letzten Monat veröffentlicht. Und sie gehörten allesamt zu den erfolgreichsten Artikeln in Sozialen Medien.

Wir wissen das, weil wir vier Wochen lang die Social-Media-Charts von 10000flies ausgewertet haben. Dort werden in einem täglichen Ranking die Artikel gelistet, die bei Facebook, Twitter und Google+ am häufigsten geteilt, geliked, verlinkt und kommentiert wurden.

Aus den Top 25 des Tages haben wir einen Monat lang die Artikel rausgesucht, die mit Ausländern/Flüchtlingen/Islam zu tun hatten. Und klar hatten wir damit gerechnet, dass es viele werden würden.

Damit hatten wir allerdings nicht gerechnet. Aus den Top 25 des jeweiligen Tages:

1. April
Weniger Ostern, dafür mehr Islam? Tichys Einblick
Kein Ostergruß der Kanzlerin und des Bundespräsidenten zum wichtigsten Hochfest der Christen Philosophia Perennis
Autobahn blockiert – Türkische Hochzeitsgesellschaft liefert sich illegales Autorennen auf A81 Focus Online
“Sind Sie fassungslos? Ich auch…”: Einbahnstraße Integration Philosophia Perennis
2. April
Regierungschef Netanjahu teilt mit – Israel siedelt Migranten aus Afrika auch nach Deutschland um Focus Online
Israel will Migranten nach Deutschland umsiedeln – Berlin weiß nichts Welt
Einigung mit UNHCR – UN-Organisation siedelt 16.000 afrikanische Flüchtlinge aus Israel in Westen um Focus Online
Irre: Maas holt Tausende Afrikaner von Israel nach Deutschland! Compact
Neumünster: Ehemann von FDP-Kandidatin im Vorstand der von Ankara gelenkten DITIB-Moschee Epoch Times
Integration: CDU-Politiker Jens Spahn für deutsche Moschee-Gemeinden Berliner Morgenpost
Migranten aus Afrika werden von Israel nach Deutschland umgesiedelt Welt
Einigung mit UNHCR: Israel schickt Migranten nach Deutschland n-tv
3. April
Deutsches Kind, islamische Pflegefamilie – ist das Integration? Welt
Prozess des Jahres: Angst vor IS-Terror OE24
Zehntausende unterstützen Petition gegen illegale Einwanderung Junge Freiheit
Seehofer will Hartz-IV-Empfängern den Familiennachzug verwehren Welt
Gewalt an Deutschlands Schulen eskaliert – die Deutschenfeindlichkeit auch Epoch Times
4. April
Sebastian Kurz kündigt Kopftuchverbot für Kindergarten und Schule an Welt
ÖVP & FPÖ fixieren Kopftuchverbot in Kindergärten Kronen Zeitung
Mohrenkopfhersteller: „Solange ich lebe, bleibt der Name“ Journalistenwatch
Ösi-Kanzler – Kurz will Kopftuchverbot für Kleinkinder Bild
Zahl der Salafisten in Deutschland hat sich verdoppelt Tagesspiegel
Kopftuch-Verbot in Kindergärten: Ganz einfach Kronen Zeitung
Stadt Köln zahlt horrende Mieten für Flüchtlinge WDR
Persisches Neujahrsfest eskaliert – Schlägereien, Schüsse, stinksaure Anwohner Bild
Wende in der Asylpolitik: Schweiz will Tausende Eritreer zurückschicken 20 Minuten
„Ganz einfach“: Österreich beschließt Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen Epoch Times
Verdopplung in fünf Jahren: Salafisten-Szene wächst rasant n-tv
5. April
Polizisten attackiert: FPÖ streicht Asylwerber nach Tat Grundversorgung Heute.at
«Deutschland kapituliert vor dem Islam» NZZ
Bizarre Liebe in Sachsen – Flüchtling (16) schlägt Erzieherin– jetzt Hochzeit! Bild
Köln – Horror-Miete! Flüchtlinge leben in Kölns teuerstem Zimmer Focus Online
„Der politische Islam hat hier nichts verloren!“ Kronen Zeitung
Den Frauen reicht es jetzt! Demo gegen Asylanten-Gewalt in Wien Wochenblick.at
Sozialarbeiterin vergewaltigt? Gericht spricht Asylbewerber in diesem Punkt frei Tag24
Islamforscher attestiert Merkel und Seehofer „bemerkenswerte Ignoranz“ Welt
6. April
Die Partei „Islam“ fordert nach Geschlecht getrennten Nahverkehr Welt
Österreich: Groß angelegte Abschiebungs-Aktion läuft Kurier
Österreich: Groß angelegte Abschiebungs-Aktion im Laufen Kurier
Kölner Politikerin verdient kräftig an Flüchtlingshotel Focus Online
Ärger in der CDU: Kölner Politikerin verdient kräftig an Flüchtlingshotel Express
Forderung nach islamischer Geschlechterapartheid mitten in Europa Belgische Islampartei: “Unser Ziel ist ein 100%iger islamischer Staat“ PI News
An Brennpunktschule im Ruhrgebiet – Lehrerin: „Schüler bestanden darauf, dass Allah die Welt erschuf“ Focus Online
7. April
Auswärtiges Amt gesteht: Ja, Merkel finanziert Islamisten in Syrien – hier sind die Fakten! Compact
Islamismus: Hunderte Extremisten beantragten Asyl Spiegel Online
Laut Bundesregierung – Fast jeder vierte Extremist ist Asylbewerber Bild
NRW-Plan – Kopftuch-Verbot für junge Mädchen Bild
Partei „Islam“ will Geschlechtertrennung in Öffis Kronen Zeitung
Berlin Neukölln: 113 minderjährige Flüchtlinge verursachen Kosten von mehr als 3 Mio. Euro im Monat Philosophia Perennis
8. April
Tausende in EU anerkannte Flüchtlinge beantragen Asyl in Deutschland Welt
Vertrag im Oktober 2017 unterschrieben Köln: CDU-Frau verdient an Flüchtlingshotel 32.500 Euro/Monat PI News
„Wer hier leben will, muss sich an unsere Werte halten“ Welt
9. April
Tausende in EU anerkannte Flüchtlinge beantragen Asyl in Deutschland Welt
Vorfall in Weinheim – Stadt weist vollverschleierte Frau in Bürgerbüro ab – OB verteidigt Vorgehen Focus Online
Für Flüchtlings-Zimmer – CDU-Politikerin bekommt 32 550 Euro pro Monat Bild
Beim „Singen mit Flüchtlingen“ kam kein einziger Flüchtling Journalistenwatch
Dänemark zeigt wie es geht: 3 Mahlzeiten für Asylbewerber pro Tag – mehr nicht Politikstube
Bin Salman: Europa erkennt die islamistische Gefahr nicht – Der Westen feierte sogar bin Laden als Widerstandskämpfer Epoch Times
Wenn die Sonne scheint in Islam-Germanistan Journalistenwatch
10. April
Somalische Piraten leben weiter in Hamburg Welt
Stadt appelliert an Gesetzgeber – Amt weist Frau mit Vollschleier ab Bild
Flüchtlinge fehlen beim Singen mit Flüchtlingen Welt
Zweieinhalb Jahre nach Willkommenseuphorie – Pfarrer klagt an: Weil es zu wenige Helfer gibt, greifen Flüchtlinge zu Drogen Focus Online
Bürgermeister setzte sich für möglichst hohen Tagessatz pro „Flüchtling“ ein Köln: CDU-Affäre um „Flüchtlingshotel“ weitet sich aus PI News
Auf diese Fürsprecherin können Muslime gut verzichten Welt
Marokkaner sticht auf Passanten ein – zwei Frauen getötet – er wollte Opfer enthaupten Politikstube
11. April
“Ausgegrenzt, weil ich Deutscher bin” Tagesspiegel
CDU-Kultusministerin Eisenmann: Grundschulkinder sollen Kopftuch tragen dürfen Journalistenwatch
„Keine Asylanträge mehr auf europäischem Boden“ Kronen Zeitung
Demos gegen Asylanten-Gewalt: Jetzt platzt den Frauen der Kragen! Wochenblick.at
12. April
Asylwerber sollen künftig für ihr Quartier zahlen Kronen Zeitung
Kein Familiennachzug – Syrer verlassen Deutschland wieder Bild
Stegner verspricht: Wir werden Deutschland weiter islamisieren! Journalistenwatch
Kindergeld-Betrug im großen Stil – totale Ahnungslosigkeit bei Merkel-Regierung Compact
Ditib-Moschee läßt Kinder in Kampfanzügen aufmarschieren Junge Freiheit
Kein Familiennachzug – Syrer verlassen Deutschland Welt
Antwort auf AfD-Anfrage Kindergeld-Betrug: Merkel-Regierung angeblich ahnungslos! PI News
Herford: Verstörendes Video: Kinder in Herford marschieren im Kampfanzug Neue Westfälische
Kriminelle Flüchtlinge in Mannheim: Intensivtäter aus dem Maghreb lügen bei Altersangabe Stuttgarter Nachrichten
13. April
“Randalierer” greift Bäckerei und Polizisten an – 19-jähriger Afghane erschossen Osthessen News
AfD-Antrag zur Altersfeststellung durch CDU, FDP, SPD und Grünen abgelehnt Journalistenwatch
Staat zahlt 2,4 Mio. Euro – Politikerin kassiert auch für leeres Flüchtlings-Hotel Bild
14. April
Mut-Frauen von Wien: So lief die Demo gegen Asylanten-Gewalt! Wochenblick.at
Hunderte Menschen demonstriere gegen Flüchtlinge Tag24
15. April
Moslem: „Die Deutschen müssen den Islam annehmen!“ Journalistenwatch
“Ihr könnt in Euren Ländern f*****!” Robert Geiss rastet auf Instagram aus Tag24
Kriminelle Großfamilien – Schutzgelderpressung, Raub, Mord: Die Macht der Libanesen-Clans wächst Focus Online
Hamed Abdel-Samad: Das Märchen von der gelungenen Integration Tichys Einblick
16. April
Kickl geht gegen “Asyl-Urlauber” vor OE24
Fast alle ausländischen Straftäter bleiben im Land Welt
Linz: Schwarzer randaliert und prügelt Polizistin halbtot! Wochenblick.at
17. April
Täter gefasst – Straßenbahn-Schläger hatte sieben Identitäten Bild
Bielefeld: Bielefelder Polizei soll Bezeichnung “südländisch” in Fahndungsaufrufen unterlassen Neue Westfälische
„Die junge afghanische Community ist sehr wütend“ Welt
Jetzt schlägt es 13! Gefühlvoller Umgang mit muslimischen Straftätern wird Pflicht Politikstube
Nach Todesschuss auf Afghanen: Party-Jugend von Fulda stellt sich demonstrativ hinter Polizei Philosophia Perennis
Flüchtlinge verkaufen deutsche Papiere im Internet Basler Zeitung
Handel mit Dokumenten: Warum Flüchtlinge ihre Identitäten verkaufen Spiegel Online
Handel in sozialen Netzwerken: Flüchtlinge verkaufen wohl deutsche Papiere n-tv
Kopftuchverbot: Kinder halten für Protest her Kronen Zeitung
18. April
Flüchtlinge protestieren für besseres Essen und mehr Taschengeld Welt
Asylbewerber demonstrieren vor Brucker Rathaus – Situation eskaliert Merkur
Kinder stellten Schlacht nach: Kurz droht Moscheeverein mit Auflösung n-tv
Er schrie “Christenschweine” und bekam dafür vom Richter klare Ansage Tag24
Großeinsatz in Fürstenfeldbruck: Asylbewerber demonstrieren vor Rathaus – ein verletzter Polizist Epoch Times
Österreich plant, Bargeld von Flüchtlingen einzuziehen Welt
Bei Einreise – Österreich verschärft Asylrecht: Flüchtlingen werden bis zu 840 Euro abgenommen Focus Online
Asylbewerberin rastet aus und sticht auf einen Polizisten ein Tag24
19. April
EU-Umsiedlungsprogramm: Merkel bestellt Nachschlag von 10.000 Migranten Compact
Wir brauchen Rente mit 70 – oder 500.000 Zuwanderer im Jahr Welt
Österreich will Bargeld und Handys von Flüchtlingen einziehen T-Online
Deutschland nimmt 10.000 Umsiedlungsflüchtlinge auf Welt
EU-Programm – Deutschland nimmt 10 000 Flüchtlinge auf Bild
Tulln: Nach Freispruch folgt nun die sofortige Abschiebung Kurier
EU drängt auf baldiges Ende der Grenzkontrollen Kronen Zeitung
EU-Umsiedlungsprogramm: Deutschland nimmt 10.000 Flüchtlinge auf Tagesschau
Fürstenfeldbruck – „Druck erzeugt einen brodelnden Kessel“: Flüchtlinge legen bei Demo Stadt lahm Focus Online
Seehofer knickt mal wieder ein und fährt Grenzkontrollen zurück Journalistenwatch
Bundesregierung siedelt 10.000 Araber und Nordafrikaner nach Deutschland um Philosophia Perennis
20. April
Kurz: „Dulde keinen türkischen Wahlkampf bei uns!“ Kronen Zeitung
Wie ein Asylverfahren in Deutschland abläuft Sächsische Zeitung
Abschiebung, auch wenn Täter hier geboren sind Kronen Zeitung
Verdacht auf weitreichenden Korruptionsskandal im Bamf Süddeutsche Zeitung
Katholischer Kindergarten in Heidelberg: 16-jährige Praktikantin mit Kopftuch heimgeschickt Rhein-Neckar-Zeitung
Asylentscheide ohne rechtliche Grundlage positiv beschieden – Verdacht auf Korruptionsskandal im Bamf Focus Online
21. April
Österreich zeigt, wie’s geht: Mehr Netto für Familien, weniger Kohle für Asylanten Compact
Neu gebautes Wohnhaus für „Flüchtlinge“ – Tiefgarage, Fußbodenheizung, Hausmeisterservice Politikstube
Ali jammert: „Ich habe kein Vertrauen mehr in die Deutschen“ Politikstube
Man kann nicht Schutz erbitten und Juden angreifen Welt
Hört, hört: Seehofer will abgelehnten Asylbewerbern Geldleistung streichen Journalistenwatch
Randaliert und Kirche in Brand gesteckt: Polizei nimmt Somalier (28) fest Wize.Life
22. April
Islamdebatte: Die unerträgliche Waschlappigkeit der deutschen Politik Spiegel Online
Neues Wohnhaus mit Tiefgarage, Fußbodenheizung und Hausmeisterservice – Flüchtlinge ziehen im Juni ein Epoch Times
Merkel beklagt „neue Formen von Antisemitismus“ durch Flüchtlinge Welt
Wegen Ramadan: Abi-Büfett erst nach Sonnenuntergang Journalistenwatch
Staatsschutz ermittelt: Flüchtling randaliert in Kirche Tag24
Interview mit israselischem Sender – Merkel beklagt „neue Formen des Antisemitismus“ durch Flüchtlinge Focus Online
Polizeibekannte Flüchtlinge rauben Radfahrer im Tiergarten aus Tagesspiegel
23. April
Seit 1997 in Deutschland – So viel Stütze kassiert bin Ladens Leibwächter Bild
Beamte setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein – Protest gegen Abschiebung eskaliert: 60 Menschen umzingeln Streifenwagen Focus Online
Erneut stürmen Migranten eine europäische Grenze Kronen Zeitung
Weltbank: Überweisungen von Migranten in die Heimat nehmen stark zu Epoch Times
24. April
Intensivtäter kommt glimpflicher davon – Richter verkürzt Strafe wegen „Haftempfindlichkeit“ Bild
Sami A. aus Bochum – Ex-Leibwächter bin Ladens kann nicht abgeschoben werden – und kassiert weiter Hilfeleistungen Focus Online
Der nächste Tote: Merkels Killer-Islamisten berauben und ersäufen Jungen im Fluss Halle-Leaks.de
Ungarn nimmt keine illegalen Einwanderer auf – egal wie sehr sich EU und Soros bemühen Epoch Times
Pensionisten sollen mehr bekommen als Flüchtlinge Kronen Zeitung
Al-Qaida: Bin Ladens Ex-Leibwächter bezieht 1167 Euro monatlich WAZ
Italien: Flüchtlingshelfer „am Boden zerstört“ – sie bekommen ihr Schiff nicht zurück Journalistenwatch
Deutsche ISIS-Frauen – Warum kommen die zurück? Bild
Kriminologe: „Wer schlecht mit Flüchtlingen umgeht, kriegt’s zurück!“ Wochenblick.at
25. April
Richter verkürzt Strafe – „Haftempfindlich“, weil er kein Deutsch kann! Bild
Syrien: Deutschland gibt eine weitere Milliarde Euro Web.de
Flüchtlingshilfe – Deutschland gibt eine Milliarde Euro zusätzlich für Syrien Focus Online
26. April
Zwei IS-Frauen kehren mit Kindern nach Deutschland zurück Welt
Richter kürzt Haftstrafe – Wie kann so einer „haftempfindlich“ sein? Bild
Abschiebe-Irrsinn – Afghanen schicken uns diesen Terroristen zurück Bild
Senioren-Skatrunde muß moslemischen Frauen weichen Junge Freiheit
27. April
Gastbeitrag von Linda Teuteberg – Nach dem BAMF-Skandal: Einwanderung und Integration endlich neu ordnen Focus Online
Libanese tötete SEK-Mann – Polizisten-Mörder darf nicht abgeschoben werden Bild
Bundeskanzler Kurz, Österreich: „Flüchtlinge bekommen mehr als Rentner, das wollen wir jetzt ändern“ Epoch Times
Bundesregierung alarmiert – Assad plant Enteignung von Flüchtlingen Bild
Zahlen nicht gemeldet: Berlins Ausländerbehörde vergisst 200.000 EU-Bürger Berliner Morgenpost
28. April
„Mädchen mit Kopftüchern bereichern das Stadtbild“ Kronen Zeitung
Flüchtlinge, die Pfleger werden, sollen bleiben dürfen Welt
Jeder vierte Berliner ist ein Ausländer B.Z.
Nigerianer zwei Tage nach Abschiebung wieder in Deutschland Epoch Times
Köln – Flüchtlings-Unterkunft: Weiterer Fall bei Kölner CDU Focus Online
1750 Euro pro Tag: Flüchtlings-Unterkunft: Weiterer Fall bei Kölner CDU Express
Vilimsky betont: Wir müssen Illegale in ihre Heimat zurückführen Wochenblick.at
29. April
Jeder Zweite scheitert am Deutschtest FAZ
BILD macht den Test – Wie lange hängt eine Israel-Fahne? Bild
Will Muslime nicht verärgern: Würzburger Hochschulpfarrer kämpft gegen Kreuze in Bayerns Behörden Philosophia Perennis
„Deutschland verrecke“ in den Alltag integrieren – Bündnis 90/Die Irren: Wer Pfleger wird soll Bleiberecht erhalten PI News
Habeck lockt Flüchtlinge – »Wer Pfleger wird, soll bleiben dürfen Bild
30. April
Mann reißt elfjährigem Mädchen Kopftuch herunter Welt
Slowenische Regierung: 50.000 Asylwerber jetzt auf dem Weg Richtung EU! Wochenblick.at
Türkischer Wahlkampf in Deutschland – Grünen-Politikerin Roth kritisiert Auftrittsverbot für Erdogan Focus Online
„Kein Ausdruck starker Demokratie“: Claudia Roth kritisiert Wahlkampf-Verbot für ausländische Politiker Epoch Times

Fast 200 Ausländer-Artikel in einem einzigen Monat.

Tausendfach geteilt, geliked und kommentiert; von AfD, Pegida und Co. in die letzten Winkel der Sozialen Medien herumgereicht. Und auch wenn Medien wie “Compact”, “PI News” und “Epoch Times” große Teile des rechten Reichweitenmarktes bestimmen — noch erfolgreicher sind “Welt” (24 Artikel), “Bild” (21) und “Focus Online” (19).

Schon vor einem Jahr wertete die “Süddeutsche Zeitung” über eine Million Facebook-Likes aus. Unter den beliebtesten Medien von AfD-Anhängern: “Welt” und “Focus Online”. Schon damals fiel der “SZ” auf …

… dass insbesondere Focus Online häufig Kommentare, Gastbeiträge oder Interviews verlinkt, die sich – vorsichtig ausgedrückt – kritisch mit Flüchtlingen und Zuwanderern, dem Islam, der Türkei und anderen Themen beschäftigen, mit denen die AfD besonders stark mobilisiert.

Die Teaser der Beiträge sind gerne zugespitzt, Berichte über Straftaten nennen die Herkunft der Tatverdächtigen teils schon in der Überschrift. Dementsprechend regelmäßig sammeln die Facebook-Posts dann auch ein paar hundert oder tausend wütende Reaktionen und werden hundertfach geteilt und kommentiert. Auffallend oft finden sich diese Links in Timelines von AfD-Sympathisanten oder in offenen und geschlossenen Facebook-Gruppen mit eindeutig rechter bis rechtsextremer Ausrichtung.

Machen Sie es also wie Springer und Burda! Übertreiben Sie, wo Sie nur können. Unterschlagen Sie Fakten. Scheißen Sie konsequent auf journalistische Standards. Und die Klicks der Fremdenfeinde sind Ihnen gewiss.

Polizeiliche Selbstgespräche, Doppelstandards, Kollegah auf Eis

1. In Görlitz interviewt der Polizeisprecher seinen Chef einfach selbst – und die Sächsische Zeitung veröffentlicht es
(buzzfeed.com, Marcus Engert)
In Görlitz hat der Polizeisprecher seinen Chef interviewt und das Gespräch als „Medieninformation“ veröffentlicht. Was seinen Weg in die „Sächsische Zeitung“ fand und dort wie redaktioneller Inhalt aussah. Marcus Engert ist dem Vorfall nachgegangen, stieß aber auf wenig Gesprächsbereitschaft: Die Polizei reagierte abwehrend, die „Sächsische Zeitung“ konnte keinen mit dem Vorgang vertrauten Gesprächspartner ermitteln. Mittlerweile hat die Zeitung den Artikel gelöscht und bedauert die Vorgehensweise via Twitter: „Nicht unser Standard“.

2. Von wegen europäische Standards für alle: Facebook ändert Vertragsbedingungen von 1,5 Milliarden Menschen
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Vor kurzem hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg noch vollmundig verkündet, man wolle sich in Sachen Datenschutz an der ab Ende Mai geltenden Datenschutz-Grundverordnung DSGVO orientieren. Nun sieht es eher so aus, als ob der Social-Media-Gigant die nicht-europäischen Mitglieder von den neu geltenden Standards explizit ausschließt.

3. Erfolgreiche Bezahl-Nachrichten aus Frankreich
(deutschlandfunk.de, Suzanne Krause, Audio, 5:01 Minuten)
Die französische Online-Zeitung “Mediapart” sei der lebende Beweis, dass Leser bereit sind, für hochwertige Online-Nachrichten zu zahlen, so Suzanne Krause im Deutschlandfunk. Die für ihre hochwertigen Nachrichten und Enthüllungsgeschichten bekannte Online-Zeitung schreibe seit sieben Jahren schwarze Zahlen.

4. BGH: Sieg auf ganzer Linie für Adblock Plus
(heise.de, Torsten Kleinz)
Der BGH hat entschieden: Der Werbeblocker Adblock Plus der Firma Eyeo verstößt nicht gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Diesen Vorwurf hatte der Verlag Axel Springer erhoben und Schadensersatz für entgangene Werbeumsätze verlangt. Der unterlegene Springer-Konzern hält das Urteil für falsch und will Verfassungsbeschwerde einlegen.

5. Schweizer Zeitungsmarkt neu sortiert
(taz.de, Andreas Zumach)
Der Schweizer Medienmarkt ist in Bewegung: Der bisherige Eigentümer der „Basler Zeitung“ (BaZ), der Milliardär und Chefstratege der rechtspopulistischen SVP, Christoph Blocher, hat das Blatt an den Tamedia-Konzern verkauft. Im Gegenzug erhält Blocher von Tamedia eine 65-prozentige Beteiligung am „Tagblatt der Stadt Zürich“ sowie vier weitere Gratiszeitungen. Es steht jedoch noch die Genehmigung der eidgenössische Wettbewerbskommission aus.

6. Plattenfirma setzt Zusammenarbeit mit Kollegah und Farid Bang aus
(spiegel.de)
Die Bertelsmann Music Group (BMG) hat angekündigt, die Zusammenarbeit mit den Rappern Kollegah und Farid Bang zu pausieren. “Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen“, so der Vorstandschef in einem Gespräch mit der „FAZ“. 

Weiterer Lesetipp: Was sagt eigentlich Bertelsmann zum Kollegah-Skandal? (welt.de, Christian Meier) Dort taucht auch die in den sozialen Medien heftig kritisierte Stellungnahme eines BMG-Sprechers auf: „Zweifellos haben einige der Texte auf ,JBG3’ (das Album) viele Menschen tief verletzt. Auf der anderen Seite haben sich viele Menschen eindeutig nicht gekränkt gefühlt (…).“
Und für all diejenigen, die mehr über die Hintergründe und die strittigen Textstellen erfahren wollen, hat Christian Buß auf “Spiegel Online” einen Tipp: „Die TV-Doku “Die dunkle Seite des deutschen Rap” beleuchtet, wie tief der Antisemitismus bei Kollegah und Co. verankert ist. Hätten die Echo-Verantwortlichen doch diesen Film gesehen.“

Der schöne Schein und die Ästhetisierung des Krieges

Als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgasangriff bombardierten die USA unter Beteiligung von Frankreich und des Vereinigten Königreichs am 14. April syrische Einrichtungen bei Damaskus und Homs. Zur Bebilderung der Meldung verwendeten zahlreiche Medien (“Spiegel Online”, Berliner-Zeitung.de, Stern.de, Handelsblatt.com, taz.de, ksta.de, MDR.de, “Deutschlandfunk” und viele weitere) ein und dasselbe Bild der amerikanischen Nachrichtenagentur “Associated Press”, die in Deutschland mit der “dpa” zusammenarbeitet.

Screenshot Spiegel Online, der die Verwendung des Fotos zeigt - Foto-Beschreibung weiter hinten im Text
Screenshot Berliner-Zeitung.de, der die Verwendung des Fotos zeigt
Screenshot taz.de, der die Verwendung des Fotos zeigt

Kriegsmeldungen zu bebildern, ist mit Sicherheit keine einfache Aufgabe und vielleicht gab es auch nur wenig Auswahl. Dennoch tue ich mich mit diesem Bild schwer.

Das Foto zeigt ein nächtliches Stadtpanorama in warmen Farbtönen mit einem spektakulären Lichtschweif, der weite Teile des Himmels erhellt.

Je nachdem, welcher Ausschnitt von der jeweiligen Redaktion gewählt wurde, ergeben sich stimmungsvolle Kompositionen aus malerischer Stadtkulisse und einem leuchtendem Himmel, der dynamisch von der Diagonale des Leuchtstreifens zerteilt wird. Man könnte durchaus von einem ästhetischen Bild sprechen, das man sich gerne ansieht. Kein Wunder: Bilder von nächtlichen Stadtlandschaften, Skylines und Gewittern sind begehrte Postermotive und werden sogar auf Leinwand angeboten.

Was bei all der visuellen Schönheit in den Hintergrund zu geraten droht: Es handelt sich immer noch um eine Kriegsaktion, mit all den furchtbaren Folgen für die dort lebende Bevölkerung.

Während sich also in Damaskus und Homs die Menschen Sorgen um ihr Leben machen, schauen wir uns romantischen Kriegskitsch an. Fast wie zu Silvester, wo wir dank der jährlichen Überdosis Raclette oder Fondue um Mitternacht schwerfällig nach draußen schwanken und sagen: “Oh, ist das schön!” Und uns danach wieder in das kuschelige Warm unserer sicheren Wohnung zurückziehen.

Nennt mich streng, nennt mich überkorrekt. Außerdem weiß ich, dass es natürlich — wie fast immer — Wichtigeres gibt. Aber mir ist unwohl bei dieser journalistischen Entscheidung, etwas schön zu bebildern, was nicht schön zu bebildern ist.

Dazu auch:

  • Das Töten von Menschen als medial inszenierte Rekordjagd: Mord ist Sport.
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