Wir kennen die Probleme der Redaktionen nur allzu gut und haben dafür die Lösung: Mit unserem neuen Würfelspiel “Kurz vor Redaktionsschluss” lassen sich, jawoll, auch kurz vor Redaktionsschluss auf die Schnelle druckreife Teaser, kurze Artikel und sogar ganze Buchbesprechungen erstellen.
Folge 2 unserer 16-teiligen Serie: Literaturkritiken.
Hier gibt es ein größeres JPG und hier ein größeres PDF zum Ausdrucken.
1. Es war ein Trauerspiel (spiegel.de, Arno Frank)
Als die “Hart aber fair”-Redaktion den Talkgast Uwe Junge (AfD) ankündigte, befürchteten viele, dass man hier jemandem die Bühne für Populismus und Demagogie bereite. Arno Frank hat die Sendung gesehen und findet alle Befürchtungen bestätigt.
Weiterer Lesehinweis: ARD fliegt Rechtfertigung für AfD-Gast um die Ohren (t-online.de, Lars Wienand).
2. Der DFB und seine aufmüpfigen Frauen (journalist-magazin.de, Thilo Komma-Pöllath)
Thilo Komma-Pöllath hat anlässlich der Fußball-WM der Frauen ein Interview mit der Spielerführerin Alexandra Popp geführt. Popp sprach darin auch über die ungenügende gesellschaftliche Entwicklung im Fußball. Außerdem, so Popp, fühle man sich etwas vergessen und damit war wohl der DFB gemeint. Als das Interview von der Autorisierung zurückkam, seien alle Aussagen glattgebügelt worden. Der Autor habe noch beim DFB nachgefragt, doch die Antwort sei ausgeblieben und der Text zu seinem Leidwesen ohne die betreffenden Passagen erschienen.
3. Journalisten, kommt mal runter! (dbate.de)
Auf der Jahreskonferenz des “Netzwerk Recherche” ging es unter anderem um die Glaubwürdigkeitskrise im Journalismus und den Umgang mit Fehlern. Was macht guten Journalismus aus? Darüber hat “dbate” mit dem österreichischen Journalisten und Fernsehmoderator Armin Wolf, der NDR-Journalistin Anja Reschke, dem Medienjournalisten Stefan Niggemeier, dem Hauptstadtjournalisten Tilo Jung, dem Soziologen Stefan Schulz und dem “BuzzFeed”-Chefredakteur Daniel Drepper gesprochen.
4. Mit Essiggurken gegen Adorno (taz.de, Nils Markwardt)
Franz Josef Wagner ist der Namensgeber der berühmt-berüchtigten “Bild”-Gaga-Kolumne “Post von Wagner”. Immer wieder werden seine surrealen Wortbeiträge in den Sozialen Medien persifliert. Besonders gut gelungen ist dies Nils Markwardt, der gleich eine ganze Reihe von vermeintlichen Wagner-Briefen an bedeutende Philosophen und Denker verfasst hat.
5. Polizeiberichte kritisch hinterfragen (djv.de, Hendrik Zörner)
Polizeiberichten sollte nicht blind vertraut werden. Darauf macht der Deutsche Journalisten-Verband in seiner jüngsten Pressemitteilung aufmerksam. Aktueller Anlass sind Presseinformationen der Polizei, in denen diese behauptet habe, bei der Auseinandersetzung um den Tagebau Gartzweiler seien 16 Polizisten verletzt worden. Die Recherchen eines WDR-Journalisten hätten jedoch ergeben, dass nur zwei Polizisten durch Fremdeinwirkung verletzt wurden.
6. Der Schweiß ist heiß (uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 2:12 Minuten)
Wer leidet in Deutschland am meisten unter der Hitze? Genau: Fernsehredaktionen! Hier ein zweiminütiger Bericht der Schwitzereporter von Das Erste, hr, MDR, NDR, n-tv, RB, rbb, Sat.1 NRW, SWR, Welt und WDR.
Vor allem bei “Bild”: “WIE VIEL DDR STECKT IN DER SPD?” fragt die Redaktion heute im Blatt. Bereits gestern schrieb “Bild”-Chefreporter Peter Tiede so verquere Sätze wie:
Kevin Kühnert ist so alt, wie der real existierende Sozialismus auf deutschem Boden tot ist: knapp 30 Jahre.
… und kam bemerkenswert schnell von Kühnerts Aussage, es sei ihm “weniger wichtig, ob am Ende auf dem Klingelschild von BMW ‘staatlicher Automobilbetrieb’ steht oder ‘genossenschaftlicher Automobilbetrieb’ oder ob das Kollektiv entscheidet, dass es BMW in dieser Form nicht mehr braucht”, zu Schießbefehlen, Schützengraben und Klassenkampf:
Ein Land [die DDR] mit Schießbefehl gegen die eigenen Bürger. Und nun liegt Kevin Kühnert im Schützengraben und träumt vom neuen Klassenkampf
Ralf Schuler, der bei “Bild” das Parlamentsbüro leitet, schrieb einen …
Und auch Franz Josef Wagner hat dem Juso-Vorsitzenden geschrieben:
Es ist schon ein bisschen lustig, dass gerade Wagner Kühnert als “Universitäts-Lusche” ohne Studienabschluss, die “noch nichts zu Ende gebracht hat”, “lächerlich” findet. 2008 schrieb der “Bild”-Briefonkel über sich selbst:
Liebe Lehrer, liebe Eltern,
ich mische mich als Schulschwänzer in die Debatte um das Turbo-Gymnasium (G 8) ein. Statt 9 Jahre 8 Jahre zum Abitur. Ich habe die Wellen-Theorie des Lichts, das Huygenssche Prinzip nicht mitbekommen. Wenn wir Physik hatten, dann ging ich ins Kino. Mit 13 sah ich James Dean. Meine offizielle Erziehung endete mit 18, als ich durchs Abitur flog. Danach wurde ich ein glücklicher Mann.
Die Bundesliga-Fußballer von Borussia Dortmund haben am Samstagabend 0:5 gegen den FC Bayern München verloren. Für die schwache Leistung kann man die Mannschaft, die nun auf Platz 2 der Tabelle steht und weiterhin alle Chancen auf die Meisterschaft hat, sachlich kritisieren. Oder man lässt Franz Josef Wagner so einen Brief schreiben:
Der “Bild”-Briefonkel erklärt die BVB-Spieler zu einem Fall für die Psychiatrie, weil sie mal schlecht gespielt haben.
Kurz nach dem Suizid von Torwart Robert Enke, zitierte die “Süddeutsche Zeitung” Walter M. Straten, der damals stellvertretender Sportressortleiter bei “Bild” war und heute dort Sportchef ist. Auch Stratens Boulevardblatt sei …
nach dem Enke-Tod nicht einfach so zur Tagesordnung übergegangen. Über vieles sei diskutiert worden, auch über Noten, und man sei schließlich zu dem Ergebnis gekommen, bei der Benotung so weiter zu machen wie bisher, sagt Straten. Auch in seiner Redaktion soll es zu einem etwas sensibleren Umgang mit den Zensuren kommen: “Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.
Das entpuppte sich schon damals sehr schnell als heiße Luft. Es blieb heiße Luft. Und es ist heute noch heiße Luft:
Ein tatsächlich sensiblerer Umgang mit Fußballern und deren Leistungen könnte sich aber nicht nur in rücksichtsvolleren Noten widerspiegeln, sondern auch in der Art, wie man über sie spricht und schreibt. Die “Bild”-Medien bezeichnen Spieler gern als “Flaschen”, als “Versager”, als “Müllhalde”, als “Deppen”. Und das immer und immer wieder. Hier mal nur die Fälle, die uns in den vergangenen zwei Monaten begegnet sind:
1. April:
1. April:
Ohne das Mittelfeld-Duo wird’s für Stuttgarts Offensiv-Schlaffis (erst 26 Treffer) nun noch schwieriger.
31. März:
25. März:
17. März:
14. März:
11. März:
Warum Klos seine Versager wachrütteln will?
6. März:
Erwartet werden personelle Konsequenzen. So sollen einzelne Versager aus dem Kader fliegen. Heißer Kandidat: Amine Harit.
5. März:
4. März:
3. März:
Elf junge Männer, verkleidet als Fußballprofis! Leider waren die 96-Trikots kein Karnevalskostüm …
Viele dieser Versager werden wir in der 2. Liga nicht wiedersehen — zum Glück.
3. März:
1. März:
Klar ist: Für den BVB kommen die Augsburger Abwehr-Schlaffis genau richtig!
1. März:
Als Malocher-Vorbild für die Mainz-Versager!
24. Februar:
23. Februar:
Nach dem Abpfiff eskalierte es: Ein Pfeiffkonzert, üble Beschimpfungen und Bierbecher prasselten auf die 0:3-Versager nieder.
22. Februar:
Der Trainer hatte diese Woche einmal mehr Schwerstarbeit zu leisten: Als Übungsleiter, der seinen gut bezahlten Profis wie bei den F-Junioren die Ballan- und -mitnahme erklären muss (BILD berichtete). Und als Psychologe, der Versager-Köpfe wieder frei bekommen will.
17. Februar:
Das war bei 96 in Hoffenheim nicht der Fall. Sonntag gegen Frankfurt muss die Versager-Truppe ein anderes Gesicht zeigen
7. Februar:
Samstag (15.30 Uhr) steigt DAS ultimative ABSTIEGS-ENDSPIEL. 96 – Nürnberg. Letzter gegen Vorletzter. Die Heim-Schlaffis gegen die Auswärts-Deppen.
Am 5. März veröffentlichte Bild.de einen Artikel über “Die unheimliche Macht der Fußball-Ultras”. Darin auch diese Geschichte:
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Entgleisungen der Ultras. 2016, Hannover hatte gegen Köln 0:2 verloren, rasteten die 96-Fans komplett aus: In der Nordkurve wurden die Profis vom eigenen Anhang gnadenlos niedergemacht. Der blanke Hass schlug ihnen entgegen: “Versager!”, “Wir stechen Euch ab!”, “Wir schlitzen Euch auf!”.
“Wir stechen Euch ab!” und “Wir schlitzen Euch auf!” wird die Bild.de-Redaktion wohl niemals schreiben. Aber mit “Versager!” ist sie beim gnadenlosen Niedermachen schon mal gut dabei.
Nachtrag, 9. April: Es gibt noch zwei weitere Aspekte zu Franz Josef Wagners Brief an die “Liebe Borussia”, auf die uns mehrere Leserinnen und Leser hingewiesen haben. Wagner schreibt “Ihr habt gespielt wie Tote” und meint damit eine Mannschaft, die vor nicht allzu langer Zeit einen Bombenanschlag überlebt hat. Das kann man mindestens makaber finden.
Außerdem gibt es bei Wagners blödem Spruch mit der Psychiatrie, in die die BVB-Spieler müssten, noch eine andere Seite: Menschen mit psychischen Erkrankungen, die tatsächlich in eine psychiatrische Einrichtung müssen, um in einer mitunter lebensbedrohlichen Situation Hilfe zu bekommen. Dies mit einer schwachen Leistung von Profifußballern gleichzusetzen, trägt zur Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei.
Sie haben es vielleicht mitbekommen: Bushido ist zurück. Und weil er in einem neuen Song Politiker bedroht und weil gerade Sommerloch ist, drehen die Medien jetzt völlig am Rad.
Die Berichterstattung nimmt aktuell dermaßen besorgniserregende Züge an, dass es Zeit ist, sich den Fall mal etwas näher anzuschauen. Damit wir nicht durcheinanderkommen, fangen wir am besten gleich bei der Wahrheit an:
Zuletzt inszenierte sich Bushido als braver Familienvater. Doch in einem neuen Video bepöbelt und bedroht der Rapper Politiker und Prominente. BILD am SONNTAG enthüllt die abgefeimte Marketingstrategie hinter der Hass-Attacke
Die “Bams”-Reporter sind zu der Erkenntnis gelangt, dass Bushido dieses Video vor allem deshalb veröffentlicht hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und um sein Gangster-Image mal wieder ein bisschen aufzupeppen. Nach der “altbewährten Methode: ‘gut ist, was provoziert'”. Kurzum: Bushido benutze die “Morddrohungen als PR-Masche”.
Im Hause Springer sind sie sich also völlig im Klaren darüber, dass es Bushido “bei der ganzen Sache vor allem um PR geht”. Und trotzdem schenken sie ihm seit Tagen genau das, was er will: Aufmerksamkeit.
Los ging es am Freitag mit dieser Schlagzeile auf Bild.de:
Am Tag darauf legte die gedruckte “Bild” mit einer Titelgeschichte nach:
Im Innenteil sah der Artikel so aus:
Die härtesten Passagen des Songs hat “Bild” natürlich abgedruckt — stilecht samt Einschussloch.
Auch auf Bild.de werden die bösen Zitate ausführlich wiedergegeben, zum Beispiel in diesem Artikel:
(Auf Bild.de waren einige der umstrittenen “Hass-Video”-Passagen bis heute übrigens immer noch zu sehen.)
Am Wochenende schickte “Bild” dann extra zwei Reporter auf Recherchereise in eine “Dorf-Disko”. Dort hatte Bushido nämlich seinen ersten Auftritt “nach der Veröffentlichung seines Skandal-Videos”. Zurückgekommen sind die Autoren mit einem Video des Auftritts (in dem die besonders bösen Stellen säuberlich untertitelt sind), einer neunteiligen Fotostrecke (davon neun Mal Bushido in Aktion) und jeder Menge aufgeschnappter “Hassparolen”, die sie im Artikel ausführlich zitieren:
Dazu gibt’s nochmal die Szenen aus dem Video, eine Umfrage unter Jugendlichen, zwei weitere Fotos (einmal Bushido, einmal Bushido und Shindy) und die Einschätzung eines Rechtsexperten.
Am Montag folgte dann die nächste Titelgeschichte der “Bild”-Zeitung, Kategorie: Höchstform.
Und selbst Franz Josef Wagner richtete am Montag seinen Brief an die “dumme Wurst” Bushido, obwohl es seiner Meinung nach ja eigentlich mehr Sinn machen würde, “an Brüllaffen oder lärmende Frösche zu schreiben”. Das Video sei jedenfalls “so eklig, wie Ratten essen”.
Gestern musste sich Bushido zwar mit etwas weniger Platz auf der Titelseite der “Bild”-Zeitung zufrieden geben, im Innenteil spendierte ihm das Blatt aber erneut einen großen Artikel:
Und so dreht sich bei “Bild” seit Tagen und auf allen Kanälen alles nur um einen. Und Bushido selbst lacht sich währenddessen ins Fäustchen — wenn er denn eine Hand frei hat:
In einem Fernseh-Interview sagte er am Montag, das Album sei mittlerweile “in den Trends auf Platz 1”. Aus “Geschäftsmann-Perspektive” sei die Sache also “super gelaufen”.
Aber Bushido ist schon lange nicht mehr der Einzige, der den “Wirbel” um den Song als “PR-Masche” nutzt.
Die “Bild”-Zeitung macht es im Grunde genauso. Nur eben auf ihre Weise. Das ist spätestens seit dieser Aktion klar:
BILD.de veröffentlicht die besten Ideen. Zusätzlich darf sich der kreativste Kopf über eine Belohnung von 1000 Euro freuen.
Jetzt geht sie erst richtig los, die wilde Fahrt auf dem Trittbrett: Die Leser werden dazu aufgefordert, zurückzuschlagen. Auf die Idee muss man erst mal kommen. Die “BundesRAPublik” ließ sich jedenfalls nicht lange bitten und schickte “tausende Texte, Videos und Audio-Dateien” an die Redaktion, wie “Bild” heute stolz mitteilte:
(Unkenntlichmachung von uns.)
In den veröffentlichten “Raps” findensich dann solche Zeilen:
Guten Tag Bushido, Seit wann bist du denn Salafist? Dein Gandalf-Bart ist echt der letzte Mist.
Oder solche:
Bildleser zersägen dich wie eine Fräse, und jetzt kriegst DU Löcher wie ein Schweizer Käse!
Oder solche:
[…] die Zunge dir in den Hals zu stecken, du kannst mich mal an meinem schwulen Arschloch lecken.
Den vorläufigen HöheTiefpunkt dieser irrsinnigen Geschichte lieferte aber ein ganz besonderer Pöbel-Poet:
Sprechen möchte der Kolumnist nicht mit Bushido, aber auf die Bitte von BILD hat Franz Josef Wagner den Brief vorgelesen, seine Stimme wurde mit Musik unterlegt. Wagners erster eigener Rap – im VIDEO oben!
Das las sich gestern fast schon wie ein Happy-End. Zweieinhalb Wochen nachdem das Prominentenpaar Sylvie und Rafael van der Vaart seine Trennung bekannt gegeben hatte, titelte “Bild”:
Im Inneren erfuhr der Leser dann auf einer halben Seite “alles über das Liebes-Comeback”:
Nun, was war passiert? Die “Bild”-Leute Christiane Hoffmann und Babak Milani erklären es gleich zu Beginn ihres Artikels:
“Der Duft nach dem Regen …
Das Gefühl nach dem Weinen …
Der Klang einer zweiten Chance …”
Sylvie van der Vaart (34) öffnete gestern Mittag öffentlich ein wenig ihr Herz. Drei Zeilen postete sie bei “Facebook”, dazu ein Foto des Sonnenaufgangs am Hamburger Hafen. Ihre Worte lassen erahnen, was für ein Gefühlschaos sie in den letzten zwei Wochen durchlebt hat. Sie signalisieren die Hoffnung auf Romantik, auf die Rückkehr der Liebe, auf die Ruhe nach dem Sturm.
Einmal in Fahrt, schwingen sich die Autoren in fast schon Wagner’sche Höhen auf:
Sylvie ohne Rafael ist wie Currywurst ohne Curry. Ein Großteil IHRER Karriere hat das starke Fundament der “Familie van der Vaart”.
Wenn du wirklich liebst, musst du irgendwann zu der Erkenntnis kommen, dass es die Liebe nicht ohne das Leiden gibt. Die Liebe ist nicht so perfekt wie Sylvies blonde Föhnfrisur. Streit, Konflikt und böse Worte gehören dazu. Du darfst nur den Respekt nicht verlieren und deine Liebe. Und dich selbst.
Denn der Duft nach dem Regen ist wundervoll …
Hach ja.
Bild.de widmete sich derweil ebenfalls dem Dreizeiler:
Und lieferte gleich einen Screenshot mit:
Gepostet wurden “diese drei Zeilen” also auf einer Seite namens “Sylvie van der Vaart NEWS” — doch die ist, wie sich nach knapp viersekündiger Recherche zeigt, nicht das offizielle Profil der Moderatorin, sondern eine Fan-Seite. Frau van der Vaart selbst hat mit den Worten, die ihr “Bild” und Bild.de in den Mund legen und genüsslich ausschlachten, in Wirklichkeit also nichts zu tun.
Das stellten auch die wahren Verfasser des “hoffnungsvollen Facebook-Eintrags” gestern auf ihrer Seite klar:
Schon seit Jahren pflegen Sylvie van der Vaart und “Bild” ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Frau van der Vaart, ihres Zeichens “Model, Moderatorin usw.” (Bild.de), war bereits mehrfach als Kolumnistin für das Blatt tätig, sie spielte beim “Bild-Super-Manager” mit, stylte einen “Bild”-Reporter um und war einen Tag lang Chefredakteurin bei Bild.de. “Bild am Sonntag” warf einen Blick in Sylvies Kleiderschrank, “Bild” bummelte mit ihr durch ihre Heimat Eppendorf, und Bild.de zeigte sie in Dessous, in Dessous und in Dessous.
Als die Eheleute van der Vaart zu Beginn des Jahres — exklusiv in “Bild” — ihre Trennung bekannt gaben, war also schon abzusehen, dass sich das Blatt mit der Post-Trennungs-Berichterstattung nicht gerade zurückhalten würde. Dass sich die Redakteure aber dermaßen ins Zeug legten, hat dann doch ein wenig überrascht.
“Ich bin so glücklich. Wir wollen es wieder miteinander versuchen”, verrät Sylvie van der Vaart (34) dem “Gala”-Chefredakteur Christian Krug bei einem Treffen vor wenigen Tagen. UND: “Ich liebe Rafael immer noch so sehr!”
Am Mittwochmorgen überraschte uns die Nachricht vom Liebes-Comeback der van der Vaarts: “Ich bin so glücklich. Wir wollen es wieder miteinander versuchen”, soll Sylvie van der Vaart (34) dem “Gala”-Chefredakteur Christian Krug am Rande eines Termins verraten haben und der druckte es prompt in seinem Magazin. (…)
Nun ließ die Moderatorin den Bericht jedoch zurückweisen. Sie habe zu diesem Thema gar kein Interview gegeben, von einer Versöhnung könne keine Rede sein, teilte ihr Management mit. Das Paar stehe in gutem Kontakt, alles andere müsse die Zukunft zeigen.”
Diese Zukunft erschnupperte “Bild” dann, wie eingangs beschrieben, gestern aus dem “Duft nach dem Regen”. Eine Korrektur der Ente findet sich heute nicht im Blatt. Nur der dürre Hinweis, dass Sylvie van der Vaart ab 22. Februar eine neue RTL-Show moderieren wird. Ganz ohne Lyrik.
Mit Dank an Rene W., Frederik S., Tinnef, Nora R. und Sarah.
In den vergangenen Tagen kamen die drei Beschwerdeausschüsse des Deutschen Presserats zu ihren quartalsweisen Treffen zusammen und sprachen dabei drei öffentliche Rügen, eine nicht-öffentliche Rüge, 16 “Missbilligungen” und 27 “Hinweise” aus.
Die “Maßnahmen” des Presserates:
Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:
einen Hinweis
eine Missbilligung
eine Rüge.
Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.
Die nicht-öffentliche Rüge gab es für Bild.de wegen der Berichterstattung über einen Mann, der seine beiden Nichten umgebracht hatte. Bild.de hatte Auszüge aus Briefen des Täters aus dem Gefängnis veröffentlicht und den Artikel mit einem Foto der beiden toten Mädchen bebildert (genau genommen stammte der Artikel ursprünglich aus der “Bild am Sonntag” und Bild.de zeigt die Fotos der beiden Mädchen auch in anderen Artikeln zum Fall, aber der Presserat bewertet ja immer nur die konkrete Beschwerde). Der Beschwerdeausschuss sah in der Veröffentlichung der Fotos einen schweren Verstoß gegen Ziffer 8 des Pressekodex, Richtlinie 8.1, nach dem Opfer besonders geschützt werden müssen. Ein öffentliches Interesse an der identifizierenden Abbildung erkannte der Presserat nicht.
Eine der öffentlichen Rügen erging an “Bild”, weil die Zeitung zur Bebilderung eines Artikels über den Mord an einer 21-jährigen Berliner Studentin das Foto einer 27-jährigen lebenden Studentin aus Bremen verwendet hatte (BILDblog berichtete).
Seine erste Rüge überhaupt holte sich das Wirtschaftsmagazin “Brand Eins” ab. Die Redaktion hatte – im Auftrag des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie – eine Publikation geschrieben, die mit einer regulären Ausgabe der Zeitschrift verteilt wurde. Das Heft wurde auf der Titelseite von “Brand Eins” als “Ein Magazin über die Pharmaindustrie” angekündigt.
Im Vorwort des Hefts erklärte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, dass darin ausdrücklich auch Kritiker und Skeptiker zu Wort kommen sollten:
Es stimmt: Wir haben Fehler gemacht, denn wer verstanden werden will, muss sich erklären. Der muss sich messen lassen: Nicht an Hochglanzbroschüren, sondern an der Realität. Und dazu zählt auch die Kritik am eigenen Tun.
Deshalb haben wir dieses Magazin in Auftrag gegeben — und der Redaktion freie Hand gelassen: bei der Auswahl von Themen und Autoren, bei der Wahl von Gesprächspartnern und Inhalten, bei Umsetzung und Gestaltung. Wir haben uns in die Hände von Journalisten begeben – Angehörigen einer Berufsgruppe, die uns meist misstrauisch gegenübersteht – und sie recherchieren lassen.
Den Presserat konnte das nicht überzeugen, er sah in der Veröffentlichung einen Verstoß gegen die “gebotene klare Trennung von Redaktion und Werbung”. Der Leser könne glauben, es handele sich bei dem Heft um eine Sonderausgabe von “Brand Eins”, dabei war es in Wahrheit eine Auftragsproduktion, die von einem Verband finanziert wurde, der mutmaßlich “Einfluss auf die Grundrichtung des Heftes” genommen habe. Durch diese Art von Publikation und das dahinter stehende Geschäftsmodell gerate die Glaubwürdigkeit der Presse in Gefahr, so der Presserat.
Die letzte verbliebene Rüge bekam schließlich die Satirezeitschrift “Titanic” für ihr berühmt-berüchtigtes Papst-Cover ab, zu dem 182 Beschwerden eingingen. Der Beschwerdeausschuss bewertete die Darstellung von Papst Benedikt XVI. als “entwürdigend und ehrverletzend” und sah darin einen Verstoß gegen Ziffer 9 des Pressekodex. Zwar habe Satire “die Freiheit, Kritik an gesellschaftlichen Vorgängen mit den ihr eigenen Stilmitteln wie Übertreibung und Ironie darzustellen”, in diesem Fall sei die Grenze der Meinungsfreiheit jedoch überschritten worden. Das Gremium sah keinen Sachbezug zur Rolle des Papstes in der “Vatileaks”-Affäre gegeben, die Person Joseph Ratzinger werde der Lächerlichkeit preis gegeben.
Nicht beanstandet wurde die “Post von Wagner” vom 23. August an die “liebe Homo-Ehe”. Der Presserat urteilte, “die kritische und zugespitzte Positionierung, die als Meinungsäußerung zu erkennen war, ließ erkennbar Raum für Interpretationen der Leser”.
Tatsächlich war es bei der Empörungswelle vor einem Monat, die das Internetportal “Meedia” als “Shitstorm” bezeichnet hatte, zu Umdeutungen gekommen.
Wagner hatte geschrieben:
Früher wurden Homosexuelle in Deutschland zu Gefängnis verurteilt.
Was für eine glorreiche Zeit für Euch. Niemand steckt Euch ins Gefängnis, Ihr liebt Eure Partner, Ihr dürft sie lieben. Ihr seid deutsche Ehepartner. Eingetragen im Buch der Standesbeamten.
Das mit der “glorreichen Zeit” konnte man, wenn die Absätze anders verteilt gewesen wären, so verstehen, dass Wagner damit die Zeit meint, als Homosexuelle in Deutschland “zu Gefängnis” verurteilt wurden.
Der Beschwerdeausschuss kam aber zu der Ansicht, man müsse die Ansicht des Autors nicht teilen, sie sei aber vom Recht auf freie Meinungsfreiheit gedeckt. Eine Diskriminierung oder Herabwürdigung von Homosexuellen sah das Gremium in dem Kommentar nicht und wies die Beschwerden deshalb zurück.
Nachtrag, 18.05 Uhr: Die Redaktion von “Brand Eins” hat mit einer eigenen Pressemitteilung auf auf die Pressemitteilung des Presserats reagiert:
Der Presserat hat gestern eine Pressemitteilung verbreitet, in der er über eine gegen brand eins ausgesprochene Rüge berichtet. Über die Rüge – die brand eins bisher nicht vorliegt – heißt es in der Pressemitteilung:
“Die Redaktion des Wirtschaftsmagazins (sc. brand eins) hatte – im Auftrag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie – eine Publikation geschrieben …”.
Dies entspricht nicht den Tatsachen. Nicht nur im Impressum der gerügten Publikation, sondern auch in der Stellungnahme, die die brand eins Redaktions GmbH & Co. KG im Rahmen des Beschwerdeverfahrens gegenüber dem Presserat abgegeben hat, wird ausdrücklich mitgeteilt, dass es sich um eine Publikation der Verlagstochter brand eins Wissen GmbH & Co. KG handelt. Dabei handelt es sich um die Corporate Publishing-Gesellschaft der brand eins Medien AG, mit eigener Geschäftsführung und eigener Redaktion, die seit 2001 Publikationen im Auftrag erstellt. Die Redaktion des Wirtschaftsmagazins brand eins war zu keinem Zeitpunkt in die Arbeit an dieser Fremdproduktion involviert.
brand eins wird gegen die Falschmeldung des Presserats juristisch vorgehen.
2. Nachtrag, 1. Oktober: Auch die “Titanic” hat (bereits am Donnerstag) auf die Presserats-Rüge reagiert:
Privatperson Ratzinger angeblich in seiner Ehre verletzt / Presserat widerspricht damit Papst
Der Beschwerdeausschuß des Deutschen Presserats hat sich aufgrund von 182 Beschwerden mit dem TITANIC-Titel “Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!” beschäftigt. Er sieht in dem Titel eine Verletzung der Ziffer 9 des Pressekodex, “Schutz der Ehre”. Das Gremium “sah keinen Sachbezug zur Rolle des Papstes in der ‘Vatileaks’-Affäre” gegeben. “Die Person Joseph Ratzinger”, so der Presserat weiter, “wird von TITANIC als ‘undichte Stelle’ tituliert und durch die befleckte Soutane der Lächerlichkeit preisgegeben.” Chefredakteur Leo Fischer hält hierzu fest: “Der Presserat kann offenbar Papst Benedikt nicht an seiner Dienstkleidung erkennen.” Der Papst war in vollem Ornat und mit typischer Handbewegung seines Berufsstands abgebildet gewesen. Zudem habe der Papst nicht als Privatperson Joseph Ratzinger, sondern ausdrücklich als “Papst Benedikt XVI.” in seiner Funktion als katholisches Kirchenoberhaupt gegen das Satiremagazin auf Unterlassung geklagt.
Über den Sachbezug zwischen der Vatileaks-Affäre und dem Titelbild kann sich der Presserat in der am Freitag erscheinenden Oktoberausgabe von TITANIC informieren. In dieser findet sich der Widerspruch von TITANIC-Anwältin Gabriele Rittig gegen die päpstliche Verfügung vor dem Landgericht Hamburg in gekürzter, presseratsfreundlicher Form.
Möchten Sie “ein Mensch aus Herz und Schokolade” sein? Über sich lesen, “Sie stammen vom Sonnensystem der Lächler ab”?
Markus Lanz muss mit diesen Attributen klarkommen. Sie stammen aus der Feder von Franz Josef Wagner, der dem “lieben Markus Lanz”, der womöglich “Wetten dass ..?” übernehmen wird (von Bild.de mit der Schlagzeile “Lanz in Sicht” gefeiert), heute seine “Post von Wagner” widmet.
Und wie Wagner heute wagnert!
“Wetten, dass ..?” darf nicht untergehen. “Wetten, dass ..?” gehört zu uns wie die Bundesliga und die Oma zum Enkel.
Es kann doch nicht sein, dass “Wetten, dass ..?” stirbt, weil Moderatoren zu feige, zu eitel sind, Gottschalks Nachfolger zu werden.
Das mit dem “sterben” ist kein Zufall. Nach Gottschalks letzter Sendung im Dezember hatte Wagner etwa Folgendes zu Protokoll gegeben:
Lieber Thomas Gottschalk,
dies ist kein Nachruf auf Sie, die Trauerrede gilt “Wetten, dass ..?”. Für mich ist der “Wetten, dass ..?”-Laden geschlossen. Nicht vorübergehend, für immer.
Ein Laden macht dicht, wenn es keine Erben gibt. Geschäftsaufgabe. Die Schaufenster sind dunkel, die Regale leer. (…)
“Wetten, dass ..?” ist Vergangenheit. Ein Sarg. Das ZDF zeigte noch einmal, wie Thomas Gottschalk war. Kurze Haare, lange Haare, sehr lange Haare, zum Glück noch Haare.
“Wetten, dass ..?” ist tot, aber Gottschalk lebt. Das ist das Wichtigste.
Und auch im November, nach Gottschalks vorletzter Sendung (“das beste ‘Wetten, dass ..?’, das ich seit Langem sah), hatte sich Wagner in dunklen Todesmetaphern gewälzt:
“Wetten, dass ..?” steht nun allein auf leerer, großer Bühne. Es ist niemand da.
Die Bühne ist leer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf dieser Bühne Pilawa, Lanz, Engelke, Kerner, Geissen stehen werden.
Für mich ist “Wetten, dass ..?” gestorben.
Pilawa, Engelke, Kerner, Geissen werden nun nicht auf dieser Bühne stehen, aber höchstwahrscheinlich Lanz. Und an den schreibt Wagner heute mit der ihm eigenen Konsequenz:
Ich fände es großartig, wenn Sie “Wetten, dass ..?” machen.
Franz Josef Wagner ist 68 Jahre alt und damit im besten Rentenalter. Doch der legendäre “Bild”-Kolumnist denkt offenbar noch nicht ans Aufhören, wie seine heutige “Post von Wagner” nahelegt:
Liebe Rente mit 67, 69 …
was für ein schwieriger Brief, aber ich versuch’s mal.
Wer heute zehn Jahre ist, wird vielleicht so alt wie Jopie Heesters. 108. Stellen wir uns vor, Jopie wäre mit 65 in Rente gegangen. 43 Jahre hätte er Rente bekommen.
Wagner stellt sich nun die Frage, wer “uns” bezahlen kann oder soll, wenn “wir so alt werden wie Jopie Heesters”. Das haben sich schon viele vor ihm gefragt und Wagner kommt ungefähr zur selben Antwort:
Wir haben keine Enkel. Wir werden so viele Alte sein ohne Enkel. Weil wir keine Enkel haben, müssen wir weiterarbeiten.
Ein 70-jähriger Tischler macht einen Tisch. Ein 80-jähriger Klempner mit Glatze reinigt die Toilette. Ein 90-jähriger Gärtner schneidet die Hecken. Ein 100-jähriger Koch wirft die Bratkartoffeln in der Pfanne hoch.
Was ist daran so schlecht, wenn die Alten arbeiten?
Das alles ist – zumindest nach Wagners Maßstäben – noch nicht wirklich merkwürdig. Gut: Wie soll der 80-jährige Klempner wieder auf die Beine kommen, nachdem er die Toilette gereinigt hat? Was bedeutet es für die Rentenkasse, wenn der 90-jährige Gärtner dem 30-jährigen Gärtner den Arbeitsplatz wegnimmt? Aber, wie gesagt: Alles noch im Rahmen.
Selbst Wagners beherzter Sprung in den Aphorismenbrunnen verstört kaum:
Arbeiten ist Glück.
Ich jedenfalls kann mir ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen. Das Leben ist für mich ein Fahrrad, man trampelt und trampelt, und wenn man nicht mehr trampelt, fällt das Fahrrad um.
Ich liebe die Arbeit.
Nein, bemerkenswert wird Wagners heutiger Brief nur, wenn man ihn mit dem vergleicht, den er vor etwa vier Wochen an den Philosophen Richard David Precht geschrieben hatte. Precht hatte damals (übrigens zum wiederholten Male, aber zum ersten Mal zum Interesse von “Bild”) in einer Fernsehtalkshow gefordert, Rentner sollten ein “soziales Pflichtjahr” absolvieren.
Franz Josef Wagner fand diesen Vorschlag nicht so gut:
Wer 40 Jahre gearbeitet hat, hat das Recht, müde zu sein. Ich mag die alten Leute, wenn sie zusammensitzen, ich mag ihre abgearbeiteten Hände. Ich mag, wenn die Alten nach Mallorca fliegen.
Ich glaube, sie haben genug gearbeitet für unsere Gesellschaft.
Mehr noch, er ging mit Precht hart ins Gericht, wobei er seine Verachtung in merkwürdige Schwärmerei kleidete:
Sie geschniegelter, hübscher Klugscheißer-Philosoph, glaube ich, haben niemals gearbeitet.
Man muss nur Ihre Hände anschauen, elegante, Klavier spielende Hände.
Ihr aufgeknöpftes, weißes Hemd. Ihr gepflegtes, auf die Schultern gefallenes Haar.
Die Art, wie Sie die Beine übereinander verschränken. Ich denke, Sie haben kein Recht, über Rentner zu sprechen.
Sie sind Bestseller-Millionär. Sie sind reich. Sie haben keine Ahnung, wie es Rentnern geht.
Das ist dann natürlich der Nachteil, wenn 68- bis 108-jährige noch für die Zeitung schreiben: Sie wissen nicht mehr, was sie noch vor kurzem geschrieben haben.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Zu Besuch beim Leser” (zeit.de, Philip Faigle)
Auf ein Plädoyer für mehr Europa erntet Philip Faigle wütende Kommentare der Leser. Er beschließt, einen von ihnen zu besuchen. “Je länger man mit M. spricht, desto mehr versteht man, dass er überhaupt kein Außenseiter ist. Eigentlich ist er ziemlicher Mainstream, einer von uns.”
2. “Ansichtssache” (juedische-allgemeine.de, Alexander Kissler)
Wie Medien jüdisches Leben in Deutschland beschreiben: “Das Judentum tritt in der Öffentlichkeit vor allem als mahnende, warnende Moralinstanz auf, bar fast aller Individualität. Die Lücke zwischen realem und konstruiertem Judentum ist noch lange nicht geschlossen.”
4. “Das Hermes-Prinzip – Ein Milliardär und seine Götterboten” (ardmediathek.de, Video, 28:23 Minuten)
Ein Hermes-Paketbote wird auf seiner Tour begleitet: “Peter arbeitet für 60 Cent pro Paket, nach einem zehn Stunden Tag hat er etwa 60 Euro verdient. Fast die Hälfte davon geht für Sprit und Auto drauf.”
5. “‘Bild’ straft die ARD mit weniger Fernsehtipps ab” (funkkorrespondenz.kim-info.de, da)
Dieter Anschlag zählt Fernsehtipps in “Bild”: “Das ZDF liegt bei den ‘Bild’-Fernsehtipps mit 10 Hinweisen auf Platz 1 und auf Rang 2 findet sich – Sat 1 mit 6 Nennungen. Erst danach kommt die ARD auf dem dritten Rang mit nur 5 Hinweisen. Dahinter liegen RTL mit 4 und, plötzlich aus der Versenkung aufgetaucht, Pro Sieben mit 3 Nennungen.”