Suchergebnisse für ‘kachelmann’

Eurozone, Nina Kunzendorf, Jörg Kachelmann

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Spiegel-Online-Style: Die Informationen sind zwar falsch, aber exklusiv!”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris schreibt zur Exklusiv-Meldung von “Spiegel Online”, Griechenland plane, aus der Eurozone auszutreten. Artikel-Autor Christian Reiermann sei entweder auf eine rein theoretische Floskel hereingefallen (“dann müssten wir/dann müssten die aus dem Euro austreten”) – “oder er hat die durchgesteckte Fehlinformation von jemandem weiterverbreitet, der ein Interesse an der Destabilisierung der griechischen Regierung oder des Euro hat, aus politischen Gründen oder zugunsten gelenkter Spekulation (der Euro Kurssturz war ja vorhersehbar, wenn man diese Informationen hatte).”

2. “Vor Scham fast vom Stuhl gefallen”
(taz.de, Sven Sakowitz)
“Tatort”-Schauspielerin Nina Kunzendorf erzählt, wie sie ein Nacktfoto von sich in “Bild” fand. “Die haben ja gar nicht mit mir gesprochen. Der Aufhänger des Artikels war ein elf Jahre altes Theaterfoto von mir, auf dem ich nicht besonders viel anhatte. (…) Als ich mir das dann online angeschaut habe, bin ich vor Scham fast vom Stuhl gefallen, weil das wirklich ein aus dem Zusammenhang gerissenes und grauenhaftes Foto war, und dazu gab es einen ganz schmierigen Text, bei dem man hätte denken können, dass ich aus der Porno-Ecke komme.”

3. “Neue Policy gegenüber Publikationen der Axel Springer AG”
(excitingcommerce.de, Jochen Krisch)
Exciting Commerce zieht Konsequenzen aus einer Schadensersatzforderung der Rechteverfolgung der Axel Springer AG: “Natürlich respektieren wir die Rechtsauffassung der Axel Springer AG. Um jedoch weiteren Konflikten mit der Axel Springer AG vorzubeugen, werden wir bei Exciting Commerce die Publikationen der Axel Springer AG künftig nicht mehr als Quelle nutzen und uns weder direkt noch indirekt auf online gestellte Inhalte der Axel Springer AG beziehen.”

4. “Royaler Dauerorgasmus”
(fernsehkritik.tv, Video, 9:47 Minuten)
Die Hochzeit des britischen Thronfolgerfolgers im deutschen Fernsehen.

5. “Digitaler Werkzeugkasten für Journalisten”
(digitalerwandel.de, Julius Tröger)
Julius Tröger stellt Werkzeuge zur Multimedia-Produktion im Web vor.

6. “Die Liebe in Zeiten der Kamera”
(berlinonline.de, Malte Welding)
“Noch nie wurde das Intimleben eines Menschen so umfassend durchleuchtet, wurden die Details eines Lebens von einem ganzen Volk zerredet, bequatscht, verhöhnt, bis das ganze Leben selbst der Lächerlichkeit preisgegeben war”, schreibt Malte Welding in einem langen Text über den Prozess gegen Jörg Kachelmann: “Jedes Gerücht kann gestreut, jede Mutmaßung rumgemeint werden. Jedes Käseblatt bietet psychologische Ferndiagnosen, jeder Mensch, der Kachelmann einmal eine Gurke verkauft hat, kann in der Zeitung ein psychologisches Gutachten über ihn verfassen. Aber Tatsachen? Ja, die gibt es, aber die sind langweilig und damit irgendwie doof.”

Kachelmann, Mandela, Giffords

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1. “Im Namen der Öffentlichkeit”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
Brigitte Baetz fasst nochmals die bisherigen Entwicklungen im Prozess gegen Jörg Kachelmann zusammen, befasst sich mit der parteiischen Berichterstattung vieler Medien und erinnert daran, wie Zeuginnen in den Medien zu sehen waren: “Alle drei Frauen gestylt wie Fotomodelle, versehen mit Exklusivverträgen über jeweils mehrere Tausend Euro. Ihre Aussagen vor Gericht machten sie dagegen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – um ihr Privatleben zu schützen.”

2. “Wie das ‘Dschungelcamp’ hoffähig wurde”
(ndr.de, Tina Schober, Video, 5:44 Minuten)
“Was hier gesendet wird, hat mit Fernsehen nichts mehr zu tun”, sagte die damalige Bundesministerin Renate Künast 2004 über die RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!”. Inzwischen sind die Proteste dagegen fast verstummt.

3. “18.000 Euro ‘Kopfgeld’ für Promi-Fotos”
(meedia.de, ax)
“Verdiene Geld als Leser-Paparazzo!”, fordert viply.de ihre Leser auf. Die “Website für Hollywood-News” (hgm press) verspricht: “Für Deine Bilder beteiligen wir Dich am gesamten mit ihnen erzielten Gewinn und speisen Dich nicht einfach mit 100 oder 500 Euro ab!”

4. “Nelson Mandela und das Todesgerücht”
(badische-zeitung.de, Johannes Dieterich)
“Alle paar Wochen meldet irgendein Organ, dass der inzwischen 92-jährige Vater der Regenbogennation verstorben sei – und Ehefrau Grace, Ex-Frau Winnie, Tochter Zindzi oder Enkel Mandla haben das Gerücht dann wieder aus der Welt zu schaffen.” Dabei sei jedes Mal Eile geboten, “denn in internationalen Rundfunkanstalten wird bei solchen Gelegenheiten gleich Großalarm geschlagen und eine Mega-Maschinerie angeworfen”.

5. “How NPR’s Giffords Mistake Hurt The Families”
(npr.org/blogs/ombudsman, Alicia Shepard, englisch)
Alicia Shepard beschreibt, was die falsche Vermeldung des Tods von Gabrielle Giffords ausgelöst hat. “Simon, who first believed NPR’s report, also faced the emotional task of telling his two young daughters, who know Giffords well, that the congresswoman was dead, and later explaining that she wasn’t.”

6. “Ein kategorischer Imperativ und sieben Strategien für freie Journalisten”
(carta.info, Bernhard Pörksen)
Bernhard Pörksen stellt freien Journalisten sieben Strategien bereit. Ebenfalls lesenswert: “A manifesto for the simple scribe – my 25 commandments for journalists” (guardian.co.uk, Tim Radford, englisch).

Die Glocke, Kachelmann, Kurier

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1. “Wie ich beim Ahlener Tageblatt rausgeschmissen wurde …”
(danieldrepper.de)
“Die Glocke” trennt sich von Journalist Daniel Drepper, weil dieser auf die offiziellen “Vergütungsregeln für Tageszeitungen” besteht und für 86 Zeilen 35,26 Euro einfordert. “Vier Wochen lang bekam ich keine Antwort. Dann traf Anfang Dezember das Honorar der Glocke auf meinem Konto ein: 23,84 Euro.”

2. “Heuchler im Hysteriechannel”
(politplatschquatsch.com, ppq)
Der “Spiegel” und die Eurokrise: “Scharfmacher, Aufrührer, Schwarzmaler, das sind von Hamburg aus gesehen ja ohnehin immer alle anderen.”

3. “Ein Tag im Leben eines Ausgeschlossenen”
(klartext.ch, Thomas Knellwolf)
Der Kachelmann-Prozeß: Alice Schwarzer und die bekannten Gerichtsreporterinnen von “Zeit” oder “Spiegel” seien schon lange nicht mehr aufgekreuzt in Mannheim – was sie aber nicht davon abhalte, “pointiert kontra oder pro Kachelmann in die Tasten zu hauen”. Die Justizwelt sei bei diesem Prozeß sowieso verkehrt: “Das eigentlich geheime Vorverfahren war durch ausführliche Berichte in renommierten deutschen Medien mehr oder weniger öffentlich. Die eigentlich öffentliche Hauptverhandlung findet nun oft nur für einen exklusiven Kreis statt.”

4. “‘Tagesschau’-App deckt Verleger-Abzocke auf”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Hinter der Kritik der Printverlage an der “Tagesschau”-App verstecke sich nur das Unvermögen, mit der App einen Mehrwert zur Website zu liefern, findet Thomas Lückerath: “Was man im ‘großen’ Internet nicht schafft – die Bezahlschranke herunter zu lassen – versuchen die Verlage den Lesern ohne echten Mehrwert auf dem kleinen Screen als Mehrwert zu verkaufen.”

5. “Wie man Journalist beim KURIER wird”
(kobuk.at, Josef Barth)
Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich, offeriert einer um die Zukunft ihres Sohns besorgten Mutter in einer Telefonsprechstunde kurzerhand einen Job beim “Kurier”.

6. “My Blackberry Is Not Working!”
(youtube.com, Video, 2:53 Minuten, englisch)

Kachelmann, Hart aber fair, Tolstoi

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1. “Wird er jemals wieder glücklich?”
(taz.de, David Denk)
Der von Jörg Kachelmann angekündigte Rückzug aus dem Fernsehen wurde nicht aus freien Stücken entschieden, gibt David Denk zu bedenken. “Ich muss in letzter Zeit immer wieder an Andreas Türck denken. Auch er war Fernsehmoderator, bis ein Vergewaltigungsvorwurf seine Bildschirmpräsenz 2004 abrupt beendete.”

2. “Show, don’t tell”
(juliane-wiedemeier.de)
Bei “Hart aber fair” diskutieren vier Frauen und zwei Männer über das Thema “Quoten, Krippen oder Ellbogen – was brauchen Frauen zum Erfolg?”. Juliane Wiedemeier sieht sich dazu den Frauenanteil der zehn letzten Sendungen an – und rechnet aus, dass einer Frau im Durchschnitt vier Männer gegenübersassen.

3. “Zuckerberg, und weiter?”
(kobuk.at, Sandra Capljak)
Der CEO von Facebook heisst in “Die Presse” “David Zuckerberg”.

4. “Wie der Spiegel Generationen erfindet”
(backview.eu, Lea Kramer)
Lea Kramer hält die Generation Praktikum für “ein Kunstprodukt, das die Leitmedien dankbar aufnehmen – vielleicht um die Akademiker als potentielle Abonnenten von morgen ein wenig zu tätscheln. Dabei ist es bei genauem Hinsehen recht dreist, dass ausgerechnet die Medienbranche diese ‘Zustände’ anprangert. Gerade diese bedient sich mit vollen Händen an den Praktikanten als billigen und kurzfristig einsetzbaren Arbeitskräften.

5. Interview mit Patrick Wall
(christoph-koch.net)
Christoph Koch spricht mit Patrick Wall, der für die Kirche, aus der er inzwischen ausgetreten ist, Fälle von sexuellem Missbrauch vertuschte. “Lassen Sie mich klarstellen: Die Mehrheit der katholischen Priester vergeht sich nicht an Kindern. Laut Studien tun dies sechs bis zehn Prozent.”

6. “Zwei Nasen tanken Tolstoi”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Andreas Bernard und Lars Reichardt)
Andreas Bernard und Lars Reichardt fahren mit einem “hochmodernen Audi A8 allroad quattro” von München nach Jasnaja Poljana und hören dabei die auf 54 CDs verewigte Hörbuchfassung von Tolstois “Krieg und Frieden”.

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In Sachen Schwarzer ./. Kachelmann

Berichtigung: Anders als in BILD am 15.10.2010 berichtet, hat Jörg Kachelmanns Verteidigung das mutmaßliche Opfer nicht als Stalkerin bezeichnet und auch nicht verlauten lassen, der Moderator kenne es gar nicht.

“Typisch ‘Bild'”, möchte man angesichts dieser Berichtigung heute sagen, aber das wäre ungerecht. “Typisch Alice Schwarzer” träfe es vielleicht eher.

Die “Emma”-Herausgeberin berichtet bekanntlich für das Blatt über den Vergewaltigungsprozess. Manchmal müsse “man etwas selber erleben und darf sich nicht nur mit Informationen aus zweiter Hand begnügen”, erklärte sie ihr Engagement, bei dem sie sich manchmal mit Informationen aus zweiter Hand begnügt und dabei so tut, als hätte sie etwas selber erlebt.

Munter und frei von juristischem Sachverstand schreibt die Frau, die “Bild” am vergangenen Mittwoch zum “Gewinner” ernannt hatte, gegen Kachelmann und seine vermeintlichen Unterstützer in den Medien an. Freitag klagte sie über die “Spielchen” und “taktischen Manöver” der Verteidigung, weil die empört war, dass das angebliche Opfer als Zeugin nicht vom Gericht über sein Aussageverweigerungsrecht belehrt wurde: Nach Paragraph 55 der Strafprozessordnung hat ein Zeuge das Recht, die Aussage zu verweigern, wenn er sich damit selbst belasten könnte, und muss auf dieses Recht hingewiesen werden.

Der Anwalt Udo Vetter kommentiert in seinem Blog:

Der Nebenklägerin, die Kachelmann vergewaltigt haben soll, sind bereits unwahre Aussagen nachgewiesen worden (…). Darüber steht natürlich die weitaus größere Möglichkeit, dass die Nebenklägerin die Vergewaltigung insgesamt erfunden hat. (…)

Jedes Wort, das die Zeugen also sagt, kann für sie strafrechtlichen Ärger bedeuten. Um so wichtiger, dass ihr das Gericht vor der Aussage erklärt, wie sie diesen Ärger vermeiden kann. Um so unverständlicher, wieso das Landgericht Mannheim meint, ausgerechnet bei Kachelmanns Ex-Freundin bestehe für die Belehrung, die vielleicht mal anderthalb Minuten dauert, keine Notwendigkeit. (…)

Die Weigerung, die Zeugin korrekt zu belehren, wirft erneut ein schlechtes Licht auf die Richter. Denn es gibt wenige andere Erklärungsansätze als jenen, dass sie offenbar schon jetzt meinen, die Nebenklägerin lüge keinesfalls.

Alice Schwarzer, die verwirrenderweise formuliert, die Zeugin solle “zusätzlich ‘nach § 55’ vereidigt” werden, sieht in dem Bestehen auf einer rechtlichen Vorschrift aber bloß den Versuch, die Nebenklägerin als Lügnerin hinzustellen. Kachelmanns Verteidiger bezichtige sie “damit indirekt des Vortäuschens einer Straftat”.

Ihr Angriff auf Kachelmanns Verteidigung endet so:

Wir erinnern uns: Kurz nach der Verhaftung des Wetter-Moderators hieß es, Jörg Kachelmann kenne diese Frau gar nicht, sie sei eine Stalkerin. Dann hieß es, es sei “vor allem um Sex” gegangen. Sodann erfuhren wir: Die beiden hatten elf Jahre eine Beziehung, er hatte ihr die Ehe versprochen und mit ihr auch schon das gemeinsame Heim im Schwarzwald besichtigt. Alles schien gut. Bis zu der Nacht vom 9. Februar 2010…

Der (falsche) Vorwurf des Stalkings hat aber eine andere Quelle. Er stammt ironischerweise aus der “Bild”-Zeitung. Die schrieb am 23. März:

Ein enger Geschäftspartner von Kachelmann erklärte gegenüber BILD, Kachelmann habe in Schwetzingen niemals eine langjährige Bekanntschaft gepflegt. Er sprach von “Stalking”.

Weder Bild.de noch Alice Schwarzer noch Emma.de haben Schwarzers Kolumne selbst korrigiert.

Mit Dank auch an Helmut O.

  • Die (juristische) Fortsetzung der Geschichte steht hier.

Kachelmann, Faymann, Apple

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1. “Der Kachelmann-Komplex”
(ndr.de, Video, 45 Minuten, Pop-up)
Die Sendung “45 Minuten” beleuchtet die Medienschlacht zum Kachelmann-Prozess. Die Hintergrundseite dazu liefert Zusatzinformationen wie ein Interview mit den drei Autoren der Sendung: “Fassungslos über die Penetranz der Medien”.

2. “Das Spiel mit den Medien”
(dradio.de, Audio, 8,3 MB)
Die Sendung “Hintergrund” des Deutschlandfunks geht näher auf die Instrumentalisierung von Journalisten durch Staatsanwaltschaften und Anwälte ein und bringt auch das Thema Litigation-PR zur Sprache (Abschrift der Sendung).

3. “Post aus dem Kanzleramt”
(tt.com)
“Liebe Kollegen! Hat jemand ein Thema für die Krone heute?”, schreibt die Sprecherin von Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann “an die Sprecher von SP-geführten Ministerien und die Parteizentrale”.

4. “Lärmige Inszenierungen”
(nzz.ch, Heribert Seifert)
Die Sarrazin-Debatte: Heribert Seifert sieht Medien, die “beruhigende Botschaften von der allein heilsstiftenden Wirkung wohlfahrtsstaatlicher Integrationspolitik” verkünden. “Mit dieser Mischung aus realistischen Berichten aus den Problemzonen der Einwanderung und der steten Wiederholung der immergleichen Lösungsversprechen, in denen Einwanderer nur als Objekte der Förderung und Einheimische vor allem als Ausländer- bzw. Muslimfeinde vorkommen, erzeugt man nur Misstrauen und den Verdacht, getäuscht zu werden.”

5. “Zwerge im Apfelkosmos”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz kommentiert die Enttäuschung der Printverleger über Apple. “Dass das iPad nicht per se die Rettung der darbenden Branche sein würde, war von vornherein absehbar.”

6. “Apple im Visier einer Satire-Website”
(taz.de, Julian Jochmaring)
Julian Jochmaring stellt drei Fragen zu Scoopertino, eine Website, die “Unreal Apple News” produziert.

Amokberichterstattung, Kachelmann, Irak

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1. “Empfehlungen zur Amok-Berichterstattung”
(presserat.info)
Der deutsche Presserat stellt einen Leitfaden zur Amokberichterstattung (PDF-Datei, 54 Seiten) online, der mit einigen praktischen Negativbeispielen von “Bild” und Bild.de operiert. “Der Leitfaden soll Journalisten bei wichtigen Fragen im Redaktionsalltag eine Orientierung geben. Welche Fotos dürfen wir veröffentlichen? Welche Namen dürfen wir nennen? Welche Informationen über den Täter und die Tat können wir bringen?”

2. “Wer ist der echte und wer der falsche Kachelmann?”
(tagesschau.de, Video, 3:33 Minuten)
Die “Tagesthemen” über den ersten Tag im Prozess gegen Jörg Kachelmann. “Fast schon hysterisch die Stimmung vor dem Prozess des Jahres, an dem es die eine Wahrheit nicht gibt.”

3. “Erbarmen! Nun retten Schauspieler die Welt”
(faz.net, Jan Hauser)
Jan Hauser bemerkt vermehrt Schauspieler in den Talkshows: “Die Fernsehmacher suchen ein bekanntes Gesicht abseits der üblichen politischen Verdächtigen. Das soll den Zuschauer veranlassen, während des Schaltens durch die Fernsehprogramme inne zu halten. Die Schauspieler sollen Authentizität vermitteln und einfache Wahrheiten verbreiten.”

4. “Sarrazins 18 Prozent: Und, was können Sie sich so vorstellen?”
(beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Jonas Schaible schreibt zur Emnid-Umfrage für “Bild am Sonntag” (BILDblog berichtete) und was daraus in anderen Medien wird: “(…) weder auf der Emnid-Seite noch auf Bild.de finde ich detaillierte Angaben zur Ausarbeitung der Studie. Es fehlen sämtliche Hintergrundinformationen, es fehlt alles, dass Ergebnisse einer Studie eigentlich überprüfbar macht, das erlaubt, eine Studie einzuschätzen.”

5. “Punk’d, Iraqi-Style, at a Checkpoint”
(atwar.blogs.nytimes.com, Yasir Ghazi, englisch)
Versteckte Kamera im irakischen Fernsehen: Prominenten werden Bombenattrappen ins Auto gelegt, worauf sie von gespielten Grenzwächtern zur Rede gestellt werden: “‘Why do you want to blow us up?’ ‘You are a terrorist.’ ‘How much did they pay you to do it? You will be executed.'” Unklar ist, ob das Material mit oder ohne vorherige Aufklärung der Prominenten gedreht wurde.

6. “When it comes to phone hacking, the press is the elephant in the room”
(guardian.co.uk, Charlie Brooker, englisch)
Charlie Brooker erzählt die Geschichte einer Prominenten, die einen “ultimate celebrity faux pas” begangen habe, nämlich an zwei Tagen das genau gleiche Kleid zu tragen. Und erklärt, warum die britischen Medien so wenig zur “News of the World phone hacking affair” zu sagen haben.

Wallraff, Kachelmann, Street View

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1. “Wallraff undercover bei BILD”
(ndr.de, Video, 3:47 Minuten)
Ausschnitte aus dem bisher mit einem Sperrvermerk versehenen Film “Informationen aus dem Hinterland” mit Günter Wallraff als “Bild”-Journalist Hans Esser.

2. Interview mit Stephan Weichert
(merkur.de, Christiane Florin)
Stephan Weichert beurteilt den “dramatischen Umbruch” in der Zeitungsbranche. “Die gedruckte ‘FAZ’ ist aber heute schon so etwas wie ein Liebhaberobjekt mit einer überalterten Leserschaft, im Jahr 2040 wird sie sich zum Luxusobjekt gewandelt haben.”

3. “Tagesablauf in einer Online-Redaktion”
(markheywinkel.de)
Online-Redakteurin Franziska Seyboldt beschreibt, wie ein Tag bei taz.de aussieht.

4. “Google Street View: Die Stunde der Hypokriten”
(dennis-knake.de)
Dennis Knake kommentiert den baldigen Start von Google Street View in Deutschland.

5. “Kachelmann gegen Bild.de”
(taz.de, Christian Rath)
Fall Jörg Kachelmann 1: Das Landgericht Köln prüft, “wie detailliert Springer über die Vergewaltigungsvorwürfe berichten durfte”.

6. “Bitte ein 08/15-Sexualleben, der Herr”
(heise.de/tp, Bettina Winsemann)
Fall Jörg Kachelmann 2: Bettina Winsemann kritisiert vorverurteilende Meinungsäusserungen, die versuchen, ihre “Vorstellung eines ‘ordentlichen Sexuallebens’ zu promoten”. “Nachdem seine Beziehungen schon durch alle Medien geisterten, darf der mehr oder minder bereits in der Öffentlichkeit vorverurteilte Herr sich immerhin noch zu seinen Verfehlungen in der Vergangenheit äußern.”

Zitieren und verklagen mit Jörg Kachelmann

Es gibt Worte, die sind klein und unscheinbar, haben aber eine erhebliche Auswirkung auf die Bedeutung des Satzes, in dem sie stehen. Zahlreiche Väter wären ohne “wenn” längst Millionäre, die Welt wäre eine andere ohne “nicht”.

Auch das Wort “auch” kann einen entscheidenden Unterschied bedeuten:

Das ist etwas, was ich niemandem wünschen möchte, niemandem auf der Welt, was dieser Mensch mir auch angetan hat.

sagt etwas ganz anderes aus als

Das ist etwas, was ich niemandem wünschen möchte, niemandem auf der Welt, was dieser Mensch mir angetan hat.

Der obere Satz drückt aus, dass der Sprecher die gemachte Erfahrung niemandem wünscht — was auch immer ein Mensch ihm angetan haben könnte. Er wünscht die Erfahrung nicht mal seinem ärgsten Feind, wie man so schön sagt.

Der untere Satz drückt aus, dass der Sprecher niemandem die Erfahrung dessen wünscht, was ihm eine dritte Person (“dieser Mensch”) angetan hat.

Der obere Satz ist ein Zitat des Fernsehmoderators Jörg Kachelmann, der Untere der Versuch von FAZ.net, Kachelmann zu zitieren.

FAZ.net befindet sich damit ganz in der Nähe von Bild.de, die vergangene Woche bereits an dem Zitat gescheitert waren (BILDblog berichtete).

Unterdessen hat die Axel Springer AG bestätigt, dass Jörg Kachelmann sie (genauer: “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de) auf mehr als 2 Millionen Euro verklagt hat. Kachelmanns Strafverteidiger Reinhard Birkenstock spricht im “Spiegel” von 2,25 Millionen Euro Schmerzensgeldforderungen und begründet diese wie folgt:

Es geht um zahlreiche Persönlichkeitsverletzungen, die begangen wurden, darunter Fotos, die Kachelmann beim Hofgang zeigen. Dies wurde bereits in einer früheren Entscheidung gerichtlich untersagt. Die Verletzung der Persönlichkeitsrechte Kachelmanns sind beispiellos in der deutschen Pressegeschichte.

(Link von uns)

Die Axel Springer AG hat Kachelmanns Forderungen laut handelsblatt.com als “durchsichtige Aktion” zurückgewiesen. Gleichzeitig stehen vermutlich auch weiteren Verlagen (“mit Ausnahme des ‘Spiegels'”, so handelsblatt.com) Klagen ins Haus. Heißer Kandidat für hohe Forderungen: Der “Focus”. Das Blatt, das in der Vergangenheit bereits ausführlich aus den Ermittlungsakten zitiert und dafür eine Einstweilige Verfügung kassiert hatte (BILDblog berichtete), plaudert in seiner aktuellen Titelstory weitere Details aus und arbeitet sich dabei auch an den angeblichen sexuellen Vorlieben des Moderators ab. Letzteres tat auch der “Stern” am vergangenen Donnerstag.

Mit Dank auch an Jens Sch.

Kachelmann: Zitieren für Anfänger

Das ist irgendwie unglücklich gelaufen für “Bild”: Mitten in die immer noch laufende Berichterstattung zum Loveparade-Desaster und den Rosenkrieg bei Lothar Matthäus wurde am Donnerstag auch noch Jörg Kachelmann aus der U-Haft entlassen.

Aber zum Glück hat Kachelmann ja direkt am Freitag dem freien Journalisten Jan Mendelin ein Interview gegeben, das nicht nur bei “Brisant” und “Exklusiv” zu sehen war, sondern auch auch auf Bild.de.

Der Einfachheit halber hat Bild.de das knapp vierminütige Gespräch zu weiten Teilen exzerpiert und zusammengefasst:

Von der Frau, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt, spricht Kachelmann nur von “dieser Person”: “Das wünsche ich niemand anderem auf der Welt, was diese Person mir angetan hat.”

Ja, äh … fast.

Was Kachelmann sagt (ab 1:40), ist:

Man kann ja selber nichts an seiner Situation ändern. Das ist etwas, was ich niemandem wünschen möchte, niemandem auf der Welt, was dieser Mensch mir auch angetan hat.

Oder für Bild.de-Mitarbeiter: Er wünscht es niemandem. Auch nicht Kai Diekmann oder Mathias Döpfner. Aber auf zwei Millionen Euro will er “Bild” Medienberichten zufolge trotzdem verklagen.

Mit Dank an Martin R. und Hauke W.

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