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Die Anschläge von Paris in den Medien – eine Linksammlung

In den vergangenen Tagen gab es reichlich Kritik an den deutschen TV-Sendern und ihrer Berichterstattung über die Anschläge in Paris. Viel zu spät seien sie gewesen, hieß es in den sozialen Medien, statt Live-Schalten zu Korrespondenten habe es lange Zeit nur Fußballzusammenfassungen und Krimis gegeben. Es meldeten sich aber auch Fürsprecher, die sagten, die Ruhe und das Sich-Zeitnehmen seien genau richtig gewesen.

Wir haben einige Beiträge zu der Diskussion gesammelt.

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Eine größere Übersicht, “wie das Fernsehen über den Terror in Paris berichtet”, bieten Markus Ehrenberg und Joachim Huber auf tagesspiegel.de

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Terrorismus in Paris — und eine unerfüllbare Anspruchshaltung
(udostiehl.wordpress.com)
Udo Stiehl bloggte noch in der Nacht von Freitag auf Samstag, dass er “so viele absurde Forderungen” noch nie gelesen habe: “Wirklich schockierend waren neben den stetig steigenden Opferzahlen in den Meldungen die Reaktionen, die auf Twitter formuliert wurden. Es entstand eine Erwartungshaltung gegenüber der übertragenden ARD und auch den Medien insgesamt, die schlicht nicht mehr realistisch ist.” Sein Kernargument: Seriöser Journalismus brauche Zeit.

Paris und die Medien: Warum Journalisten nicht so schnell sind wie die Wirklichkeit
(stefanfries.tumblr.com)
Stefan Fries unterstreicht und ergänzt Udo Stiehls Gedanken: “Das Bizarre war in diesem Fall, dass das Ereignis nebenan passierte und sogar im Stadion hörbar war. Daraus resultierte vermutlich die Vorstellung, die Kameramänner im Stadion könnten mal eben nach draußen laufen und dort Aufnahmen machen. Allerdings ist es weder technisch noch journalistisch so ohne Weiteres möglich, von einer Fußballübertragung auf die sogenannten Elektronische Berichterstattung (EB) umzuschalten. Auch Sportjournalisten sind zwar Journalisten, aber in der Regel weder Experten für Terror noch kennen sie sich an den Orten aus, von denen sie über Fußball berichten. Zumal man ihnen aus Sicherheitsgründen auch nicht zumuten kann, an die Tatorte von laufenden Terrorangriffen zu kommen.” Im Medienmagazin “Breitband” spricht Fries darüber, wie beim “Deutschlandfunk” mit der Situation umgegangen wurde (ab Minute 4:20).

Terror in Paris, die ARD, Twitter und Journalismus: Be first, but first be right
(journalismus-handbuch.de, Paul-Josef Raue)
Paul-Josef Raue reagiert ebenfalls auf Udo Stiehls Blogeintrag (er macht Stiehl versehentlich zum “Tagesschau-Sprecher” und seine Website versehentlich zum “Tagesschau-Blog”), allerdings kritischer: “Stiehls Hinweis ist richtig: Das Fernsehen lebt von Bildern. Nur: Wenn es die nicht gibt, reichen Sätze, als Laufband ins laufenden Programm eingeblendet, so wie es an Wahlabenden passiert, wenn der Ausgang unklar ist und der ‘Tatort’ läuft.”

“Was ich hier sage, sind Vermutungen”
(blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller schreibt über die “Hilf- und Rat­lo­sig­keit öffentlich-rechtlicher Kor­re­spon­den­ten in Krisensituationen”. Er liefert eine Komplettabschrift des Gesprächs zwischen Susanne Daubner und Ellis Fröder in der “ers­ten Tagesschau-Sondersendung am spä­ten Frei­tag­abend”, die seiner Meinung nach zeige: “Wenn die ‘Mut­ter aller deut­schen Fern­seh­nach­rich­ten’ als erste Son­der­sen­dung nach der­ma­ßen dramatischen Ereignissen wie am Frei­tag­abend in Paris, ledig­lich ein sechs Minu­ten lan­ges Geplän­kel zweier in die­ser Situa­tion offensichtlich über­for­der­ter Fern­seh­frauen zustande bringt, dann ist das schon fast eine Bank­rott­er­klä­rung gegen­über den Zuschauern.” Felix Schwenzel antwortet (siehe letzer Link): “ich finde das gespräch, im gegenteil zu horst müller, allerdings beispielhaft gut: keine spekulationen, bzw. vermutungen klar als solche kennzeichnen, keine übereiligen schlussfolgerungen, dafür aber ein paar hintergründe die als gesichert gelten können.”

Medien in Extremsituationen: Abwarten? Live drauf?
(falk-steiner.de)
Falk Steiner findet, das Warten von ARD, ZDF, n-tv und N24, “bis die Studioschminke sitzt, bis die Korrespondenten anrufbar sind”, lasse die Zuschauer allein: “Es muss nicht jede aufgeregte Meldung aufgegriffen werden. Aber soll Journalismus die Menschen nicht genau dann erreichen, wenn sie sich Fragen stellen? Ich meine: ja.”

Paris
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff könnte sich für den Ernstfall und bei unklarer Nachrichtenlage “eine Vertrauensperson” vorstellen, die im TV auch mal sagen könne, dass sie nichts wisse, aber immerhin da wäre: “Vielleicht wäre es für alle Sender richtiger, sich nicht nur als reines Informationsmedium zu begreifen, sondern auch als zentrales Lagerfeuer, an dem jemand sitzt und einfach redet, eine kluge Frau, ein weiser Mann, eine Vertrauensperson.”

Wie ich die Attentate von Paris in der heute+ Redaktion erlebte
(danielbroeckerhoff.de)
Daniel Bröckerhoff erwartete am Freitagabend eine ruhige Moderation von “heute+”, dann die ersten Eilmeldungen, komplette Programmumplanung und zweieinhalb Stunden Livestream: “Als ich im Auto sitze fühle ich mich als hätte ich gerade eine Breaking-News-Simulation mit VR-Brille gespielt. Ist das heute Abend wirklich passiert?”

ARD-Mann Bartels: “Mir haben die Knie gezittert”
(sueddeutsche.de, Filippo Cataldo)
Filippo Cataldo wundert sich, dass das Erste am Freitagabend lange Zeit weiter aus dem Stade de France berichtete, während im ZDF, bei n-tv und N24 bereits Sondersendungen liefen: “Und in der ARD? Wurde man das Gefühl nicht los, dass die Sportreporter da ziemlich im Stich gelassen wurden von der Zentrale und den News-Spezialisten. Während des Spiels war nicht mal ein Lauftext mit Hinweis auf die Attentate eingeblendet worden. Auch innerhalb des Senders gab es dafür Kritik.”

Zum Menschen werden
(faz.net, Tobias Rüther)
Tobias Rüther resümiert den TV-Abend (und die TV-Nacht) im Ersten und denkt über die medienkritischen Fragen bei Twitter nach, was denn die ARD da mache: “Sportfritzen, really? Aber man sitzt nur da und denkt: Quatsch, Leute, schaut doch nur mal in die Gesichter von Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl — aus denen etwas gewichen ist, was sonst immer da ist; jetzt steht in diesen Gesichtern etwas geschrieben, was sie selbst gar nicht in Worte fassen können, obwohl sie ständig darum gebeten werden.”

Wenn die Realität den Journalisten überholt
(ksta.de, Joachim Frank)
Joachim Frank über die “schier nicht zu stämmende Herausforderung” für Printjournalisten, die Ereignisse von Freitagnacht “umfassend in der Samstagsausgabe abzubilden”, und Produktionsbesonderheiten beim “Kölner Stadt-Anzeiger”: “Wir möchten unsere Leser so aktuell wie möglich informieren. Aber auch glaubhaft, durch seriöse Quellen bestätigt. Die vorschnelle Weitergabe ungeprüfter Informationen, die sich im Minutentakt überschlagen – das kann und darf unsere Sache nicht sein.”

DJV dankt Journalisten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der DJV-Vorsitzende Frank Überall findet, die Medien hätten “eine großartige Leistung” gezeigt: “‘Die Journalistinnen und Journalisten haben sich bewusst die Zeit genommen, um das zu tun, was ihre Aufgabe ist: sauber recherchieren'”.

Durch die Nacht mit dem Wolf
(taz.de, Jürn Kruse)
Jürn Kruse schaut sich an, wie CNN, Moderator Wolf Blitzer und die ihm zugeschalteten Experten die Anschläge in Paris zu einer Livesendung verwursten: “In einer Folge der Fernsehserie ‘Die Simpsons’ fragt der Nachrichtensprecher Kent Brockman einen Experten: ‘Würden Sie empfehlen, dass alle in Panik geraten?’ Man hielt diese Frage aus dem Mund Blitzers an diesem Abend nicht für ausgeschlossen. Der Experte bei den Simpsons antwortet übrigens: ‘Allerdings, Kent.’ Man hielt diese Antwort aus dem Mund des CNN-FBI-CIA-Experten für ebenso wenig ausgeschlossen.”

News Media Scrambles to Cover Paris Shootings
(nytimes.com, John Koblin, englisch)
John Koblin fasst zusammen, wie die US-Sender CNN, Fox News und MSNBC aus Paris berichteten: “For news organizations, one difference between the Paris attacks and breaking stories like the racial unrest in Ferguson, Mo., or Baltimore was the ability to send out a wide team of reporters instantly. That was far more difficult in this case, as the organizations had to rely on foreign networks for video feeds in the early hours. Even showing messages from social media was difficult because many of the initial postings on Twitter and Facebook were in French.”

Kommentar: Gerüchteküche soziale Medien
(indertat.info, Mika Beuster)
Mika Beuster mit einigen Beispielen von verbreiteten falschen Infos in den sozialen Medien und dem Fazit: “Professioneller Journalismus und traditionelle Medien werden gebraucht. Verlässliche, nüchterne und einordnende Informationen, die aber nicht zynisch oder unempathisch aufbereitet werden, sind gerade in Krisenzeiten wichtig, damit sich die Öffentlichkeit ein Bild machen kann. Wer sich am Freitagabend nur über soziale Medien über die Geschehnisse in Paris informiert hat, lief Gefahr, ein recht schiefes Bild zu erhalten.”

Die Macht und Gefahr der sozialen Medien im Angesicht des Terrors
(felixbeilharz.de)
Felix Beilharz über die Vor- und Nachteile der sozialen Medien in extremen Situationen wie Freitagnacht: “In jedem Fall hat der Tag gezeigt, welche Rolle die sozialen Medien für unsere Gesellschaft spielen. Als Kanal für Information, Hilfe und Berichterstattung — aber auch für Missinformation, Verängstigung und im schlimmsten sogar zur Unterstützung der Ziele der Terroristen.”

#Paris: The power, the horror, and the distortions
(bbc.com, Dave Lee, englisch)
Dave Lee über “the power”, “the horror” und “the lies” der sozialen Medien in Krisensituationen: “But during a crisis social media becomes the single most significant platform for news to be spread, eyewitness experiences to be shared and official statements to be made. And inevitably, these same channels amplify misinformation, allowing rash judgements and prejudices to boil to the surface, fuelling fear and ignorance.”

Darf ich mich weigern bestimmte Dinge sehen zu wollen
(dasnuf.de, Patricia Cammarata)
Patricia Cammarata schreibt über sich selbst, sie sei “empfindlich. Sehr.” Und: Es gebe Dinge, “die will ich persönlich nicht sehen. Denn ich brauche sie nicht, um Empathie zu empfinden. Ich brauche sie nicht, um mir vorzustellen, wie schlimm bestimmte Ereignisse sind. Meine abstraktes Vorstellungsvermögen war bislang ausreichend.” Felix Schwenzel antwortet Cammaratas Frage, ob sie sich weigern dürfe, bestimmte Dinge sehen zu wollen: “du darfst. du sollst. du kannst.”

Paris. Paris.
(anneschuessler.com)
Anne Schüßler zog sich nach all den Nachrichten in klassischen und sozialen Medien zurück, kochte Gulasch und hörte Hörbücher: “Geredet habe ich über die Anschläge mit meinem Mann und den Menschen im Techniktagebuchredaktionschat, denn irgendwo musste es hin, aber es wollte dieses Mal nicht in die Öffentlichkeit. Die schnelle Berichterstattung voller Gerüchte und Annahmen, die ich schon am Abend vorher auf Twitter mitbekam und die mich zwei Stunden nicht losließ, war mir zu viel.”

Je suis … moi — über die Ehrlichkeit der Anteilnahme
(stern.de, Micky Beisenherz)
Micky Beisenherz über ein selbstverordnetes 24-Stunden-Schweigegelübde sowie den verlockenden “Klickkuchen”. Und über Markus Söder, Matthias Matussek und all die anderen, die “ihr Gift ins Netz” twittern: “Es gibt sie nicht mehr, die kurze Zeit des Luftanhaltens, ja, Schnauzehaltens. Noch in das kollektive Entsetzen hinein fangen die ersten an, das Unfassbare auszuschlachten, für ihre Anteilnahme umzumünzen, Stimmung zu machen. Sie werfen Hashtags aus wie Schleppnetze für ihre zersetzenden Gedanken.”

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Und zum Abschluss noch ein Hinweis: Die “New York Times” hat ihre Paywall geöffnet und bietet die “coverage of Paris attacks” nun kostenlos an. Die “NZZ” hat nachgezogen.

Update, 17. November: Es sind noch ein paar Links dazugekommen:

Trauernd am Lagerfeuer
(zeit.de, Lenz Jacobsen)
Lenz Jacobsen über “fünf Stunden Terror-Sondersendungen mit ARD und ZDF”: “Heute, Tagesschau, Sondersendungen, Plasberg, Tagesthemen, Illner: Wer am Samstagabend ein paar Stunden zusah, wie ARD und ZDF die Ereignisse vom Vorabend zu verarbeiten versuchten, traf auf eine merkwürdige Mischung aus Informationsvermittlung und Trauerritual, aus Bericht und Beschwörung.”

Säbelrasseln auf Papier
(taz.de, Anne Fromm)
Anne Fromm schreibt, dass die Berichterstattung mit ihren Eilmeldungen und Livetickern längst “Teil des Terrors geworden” sei: “Aber auch handwerkliche Standards leiden. Im hyperventilierenden Onlinegeschäft geht es um Minuten. Da verwischt schon mal die Genauigkeit, da muss schon mal das Zweiquellenprinzip leiden, da werden Kleinigkeiten zu Nachrichten aufgeblasen, und da nimmt man es nicht so genau mit der journalistischen Aufgabe der Reduktion von Komplexität.”

Presserat: 60 Beschwerden gegen “Bild”-Bericht
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Sonja Álvarez über ein Foto aus dem Bataclan, das “Bild” und Bild.de veröffentlicht haben — wofür bereits 60 Beschwerden beim Deutschen Presserat eingegangen seien: “Wer das Bild gesehen hat, bekommt es nur schwer wieder aus dem Kopf, es zeigt den Musikclub ‘Bataclan’ nach den Anschlägen am Freitag in Paris: Leichen liegen auf dem Boden, Blutlachen finden sich neben ihnen und auf dem ganzen Boden. Alle großen deutschen Medien haben sich gegen eine so explizite Darstellung entschieden, die “Bild”-Zeitung aber hat das Foto am Montag auf ihrer zweiten Seite gedruckt. Offensichtlich zum Entsetzen vieler Leser. ”

Liberale im Krieg
(tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt schreibt mit Blick auf zwei Leitartikel aus der Chefetage, die “NZZ” zeige nach den Attentaten in Paris, dass sie ihre liebralen Wurzeln verloren habe: “Wenn etwas noch gefährlicher ist als fremde Terroristen, sind es die eigenen Liberalen. Sie haben Kopf und Kompass verloren. Und sie haben vergessen, wo sie herkommen.”

ARD-Aktuell-Chef verteidigt Paris-Berichterstattung
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Kurt Sagatz mit einer Stellungnahme von ARD-Aktuell-Chef Kai Gniffke: “Kritik hatte es vor allem daran gegeben, weil das Erste am Freitagabend sogar auch dann noch vom Fußball-Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland berichtet hatte, als die ersten Anschläge bekannt geworden waren. ‘Es hat eine sehr intensive Diskussion darüber geben, ob es in der ersten Stunde richtig war, im Fußballstadion zu bleiben, dort wo alles begann. Ich habe das nachhaltig am Freitagabend unterstützt, denn nirgendwo war, meiner Meinung nach, in diesen Moment authentischer der schockierte Zustand dieser Stadt zu transportieren, als in diesem Stadion’, sagte dazu nun Kai Gniffke.”

Mit “Borsalino” gegen den Weltuntergang
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Matthias Ackeret wundert sich über das Fernsehprogramm des SRF am Freitagabend: “Als am Freitag in Paris der ‘Krieg’ ausbrach, handelte das Schweizer Fernsehen standesgemäss. Es sendete die französische Gaunerkomödie ‘Borsalino’ mit den Staatshelden Belmondo und Delon. Französischer geht es nicht. Zugegeben: Das mag angesichts der grauenhaften Ereignisse in Paris zynisch klingen. Aber die Informationsleistungen der einzelnen Medien kann man an solchen Tagen messen. Das gute alte CNN machte einen hervorragenden Job, viele andere Sender mit ihren Sonderprogrammen auch. Nicht zu vergessen die privaten Internetdienste, die bei solchen Ereignissen zu Höchstleistungen auflaufen. Aber ‘Borsalino’? Hallo SRF!”

Too little too late: The horror of Paris proves the media need to debunk rumours in real time
(medium.com, First Draft, englisch)
First Draft findet, es müssen einen “live ‘service'” geben “where debunking happens in real-time on Facebook, Twitter, and Instagram”: “Certainly, around these events, there have been more efforts by news organisations to debunk information than I’ve seen previously. In the 24 hours after the Paris attacks, I counted at least five articles with titles along the lines of ‘The online rumours about Paris you shouldn’t believe’. (…) While I don’t want to be churlish, this isn’t good enough. These reflective round-up pieces published after the fact are too late.”

Wenn Terrorismus zu Social-Media-Terror führt
(blog.gilly.ws, Gilly)
Gilly beschreibt die typischen fünf Stufen der “Empörungs- und Fehlinformations-Maschinerie” in den sozialen Medien: “Ein kurzer Blick auf Twitter und Facebook offenbarte: da ist wieder der gleiche Mist am Laufen, wie immer bei solchen Vorkommnissen. Ich will das hier mal am Fall der Pariser Terrorattacken aufdröseln, grundsätzlich passiert das aber genau in dieser Form bei jeder Katastrophe.”

Satirezeitschrift “Charlie Hebdo”: “Sie haben die Waffen. Wir den Champagner!”
(spiegel.de)
“Spiegel Online” über die morgen erscheinende Titelseite von “Charlie Hebdo”, auf der die Satirezeitschrift Bezug auf die Attentate in Paris nimmt: “Sie zeigt einen tanzenden und trinkenden Franzosen, dessen Körper von Kugeln durchsiebt ist. Dazu der Text: ‘Sie haben die Waffen. Aber Scheiß drauf, wir den Champagner!'”

Update, 19. November:

“Ich steh direkt hinter den Polizisten mit gezogener Waffe”: Der Terror-Porno des “Stern”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über ein Video von “Stern”-Reporter Philipp Weber, der mit seinem Handy Polizisten verfolgt, als die gestern mit gezogener Waffe durch den Pariser Vorort Saint-Denis jagen: “Nichts erfährt der Zuschauer aus diesem Video darüber, was hier los war, wer von den Polizisten gesucht wurde und warum, ob die Situation wirklich so gefährlich war oder warum womöglich nicht. Es ist ein reiner Terror-Porno, den der ‘Stern’ seinen Zuschauern zum gemeinsamen Aufgeilen zur Verfügung stellt.”

Kriegs-Headlines nach #ParisAttacks
(ndr.de, Sinje Stadtlich, Bastian Berbner und Janina Kalle, Video, 6:50 Minuten)
“Zapp” schaut auf französische und internationale Schlagzeilen, in denen aktuell häufig das Wort “Krieg” zu lesen ist: “Alle Welt berichtet. Aber schießen die Medien beim Abbilden und Bewerten der Taten übers Ziel hinaus? Der ‘Figaro’ schreibt von ‘Krieg mitten in Paris’, viele andere Zeitungen ziehen mit. Auch international ist in Medien von Krieg die Rede. Sachliche und kritische Berichterstattung ist schwer in Extremsituationen, doch wichtig.”

Exklusiv: Die Stunde der Kreiszeitung
(meyview.com, Olaf Meyer)
Olaf Meyer mit einer Dokumentation der Exklusiv-Nachricht der “Kreiszeitung” (und den Reaktionen darauf), dass am Dienstagabend vor dem Stadion in Hannover ein “Rettungswagen mit Sprengstoff” entdeckt worden sei.

Was jetzt passiert und sofort berichtet wird
(konradlischka.info)
Konrad Lischka blickt — mit einer Kolumne von Sascha Lobo im Hinterkopf — auf die Berichterstattung von gestern und sieht überall nur Polizisten im Einsatz: “In der Wucht der Berichterstattung wirkt diese Verengungen auf Polizeieinsätze wie die von Lobo gemeinte Abkürzung. Es geht jetzt sofort und zeigt eine Reaktion und Handlungsbereitschaft. Die Ursachen und die lösbaren Probleme analysiert das nicht.”

Nach den Pariser Anschlägen: Zensiert sich das Fernsehen selbst?
(blog.ekkikern.com)
Ekki Kern kann nicht nachvollziehen, warum auf der einen Seite von überall zu hören ist, “dass es gerade jetzt wichtig sei, so weiterzumachen wie bisher”, auf der anderen Seite Fernsehsender Thriller mit Terror-Bezug rigoros aus dem Programm nehmen und das mit dem “Respekt vor den Opfern” der Anschläge in Paris begründen: “Ich bin der Meinung, dass jeder, der bereits im Akt der Ausstrahlung eines solchen Films Respekt gegenüber Opfern vermissen lässt, die Wahl hat, den Sender zu wechseln. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass kaum jemand das tun würde.”

Das war Nachrichten-Fernsehen wie vor 30 Jahren — einfach schlecht
(stern.de, Jens Maier)
Jens Maier hat am Dienstagabend, als in Hannover die Absage des Fußballländerspiels bekannt wurde, Fernsehen geguckt und findet, die “Öffentlich-Rechtlichen haben an diesem denkwürdigen TV-Abend versagt”: “Liebes ZDF, das war Nachrichten-Fernsehen wie vor 30 Jahren — einfach schlecht. Während die kleinen Nachrichtensender N-TV oder N24 seit kurz vor halb acht, also seit Bekanntwerden der Spielabsage, live aus Hannover berichten und Reporter in unmittelbarer Nähe des Stadions live zugeschaltet sind, zeigen die Mainzer mit ihrer Schar an Mitarbeitern vor Ort, eine Sportmoderatorin im Studio vor einem Archivfoto. Das wirkt nicht nur wie aus der Zeit gefallen, sondern ist es auch. Nur in HD.” Maiers Kollege Carsten Hedböhmer sieht das anders.

CNN anchor blames French Muslims for failure to prevent attacks
(washingtonpost.com, Erik Wemple, englisch)
Erik Wemple über zwei CNN-Moderatoren, die Yasser Louati, einen Vertreter eines Kollektivs gegen Islamophobie, fragen, warum die muslimische Community nichts gegen die Attentäter von Paris gemacht hätte: “In the year 2015, a Muslim rep hearing that question would be excused for simply unplugging from the interview and allowing the host to languish in his own ignorance. Louati, however, did his best to combat bigotry”.

Did the media ignore the Beirut bombings? Or did readers?
(vox.com, Max Fisher, englisch)
Max Fisher reagiert auf die Vorwürfe (samt falschem Explosionsfoto) in den sozialen Medien, über das Attentat in Beirut hätte niemand berichtet, und dreht den Spieß um: Nicht die Medien hätten die Geschichte ignoriert, sondern die Leser, Zuhörer und Zuschauer: “Yet these are stories that, like so many stories of previous bombings and mass acts of violence outside of the West, readers have largely ignored. It is difficult watching this, as a journalist, not to see the irony in people scolding the media for not covering Beirut by sharing a tweet with so many factual inaccuracies — people would know that photo was wrong if only they’d read some of the media coverage they are angrily insisting doesn’t exist.”

“Was ist mit Beirut?”: Viele Tote ≠ viel Berichterstattung — es kommt darauf an, wo es passiert
(watson.ch, Leo Helfenberger)
Leo Helfenberger ist in den sozialen Medien ebenfalls auf zahlreiche Klagen gestoßen, dass über die Anschläge in Paris extrem ausführlich berichtet werde, über die in Beirut hingegen kaum. Das nahm er zum Anlass mal auszuzählen, wie ausführlich in der Schweiz “über 10 schreckliche Ereignisse” (von den Anschlägen in Mumbai bis Srebrenica) berichtet wurde.

Jetzt kommen wir!
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Markus Ehrenberg mit einer Vorschau auf anstehende Satiresendungen und der Frage, ob “jetzt Witze über Hass und Gewalt sein” dürfen: “Die Satiresendung ‘Die Anstalt’ lief bereits am Dienstagabend wieder nach Plan. Komiker Alfons ging darin auf den Terror von Paris ein. ‘Satire möchte Bezug auf die aktuelle politische Entwicklung nehmen’, sagt ein ZDF-Sprecher. ‘Deshalb versuchen wir in allen Formaten angemessen auf die Situation nach den Anschlägen zu reagieren.’ Der Chefredakteur des Satiremagazins ‘Titanic’, Tim Wolff, betont: ‘Satiriker dürfen in Zeiten des Terrors so weit gehen, wie sie es für angemessen halten, aber nicht so weit wie Terroristen.'”

IS bedankt sich bei Medien für Hilfe bei Verbreitung von Angst und Schrecken
(der-postillon.com)
“Der Postillon” hat exklusiv die neueste Videobotschaft des sogenannten “Islamischen Staats” gesehen, in der die Terrormiliz sich ausgiebig bei deutschen und europäischen Medien bedankt: “Einen besonderen Dank sprach der IS-Kämpfer an Bild.de aus. ‘Der gesamte obere Teil der Seite ist für uns reserviert. Überschrift: ‘Terror-Angst in Europa’ Danke! Vielen Dank! Schöner hätten wir das nicht formulieren können.'”

Update, 24. November:

ARD World Service
(taz.de, Anne Fromm)
Anne Fromm geht in Anbetracht der Berichterstattung über die Anschläge in Paris der Frage nach, ob “wir einen öffentlich-rechtlichen 24-Stunden-Nachrichtensender” brauchen: “Hätte in dieser Situation nicht ein öffentlich-rechtlicher Nachrichtenkanal geholfen? Ein Sender, der auf das weltweite Korrespondentennetz zugreifen kann, dessen Moderatoren geschult sind, schnell und souverän zu reagieren, und der live gehen kann, sobald in der Welt etwas passiert. Die BBC hat so einen Sender: BBC World Service. In den USA gibt es CNN. In der arabischen Welt Al-Dschasira. In Frankreich France24, in Israel I24. Warum leisten sich die Öffentlich-Rechtlichen so einen Kanal nicht?”

Im Interview die Pariser Journalistin Suzanne Krause
(br.de, Daniel Ronel, Audio, 7:07 Minuten)
Daniel Ronel spricht mit der “Pariser Journalistin” Suzanne Krause über die Reaktionen der französischen Medien auf den Terror in Paris.

Lektionen in Hasspropaganda
(erbloggtes.wordpress.com)
“Erbloggtes” hat sich einzelne Berichte aus Israel und Palästina zu den Attentaten in Paris angeschaut und leitet aus den darin konstruierten “Wir” und “Die” einige “Lektionen in Hasspropaganda” ab: “Erlaubt es ein Blick in fremde Deutungen der Pariser Anschläge, besser wahrzunehmen, was bei der Betrachtung der eigenen Deutungen verborgen bleibt? Dies soll hier unternommen werden, und zwar ausgehend von Deutungen aus Israel/Palästina über amerikanische bis hin zu deutschen Interpretationen von ISIS, seinen Gegnern und seinen Verbündeten.”

Neue Töne von der Falken-Strasse
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Nick Lüthi liest einen Kommentar von “NZZ”-Chefredakteur Eric Gujer und bemerkt, dass “der Begriff der Freiheit kein einziges mal” vorkomme, “Sicherheit dagegen sechs mal”: “Wenn Eric Gujer beim Amtsantritt angekündigt hatte, das liberale Profil der NZZ schärfen zu wollen, dann lag die Betonung wohl stärker auf schärfen und weniger auf liberal.”

Die NZZ ruft zum Krieg der Religionen auf
(infosperber.ch, Christian Müller)
Christian Müller über einen “NZZ”-Feuilleton-Artikel, der “von Einseitigkeit, Einäugigkeit, von historischer Verkürzung und Simplifizierung” strotze: “Der nicht etwa als Gastbeitrag auf der täglichen Seite ‘Meinung & Debatte’ abgedruckte, sondern als Feuilleton-Seitenaufmacher platzierte Leitartikel von Necla Kelek schliesst mit dem Satz: ‘Es besteht kein Generalverdacht gegen die Muslime, aber die Unschuldsvermutung gilt auch nicht mehr.’ Eine juristische Glanzleistung. Es ist zu befürchten, dass auch die Unschuldsvermutung gegenüber der NZZ-Redaktion nicht mehr angezeigt ist. Oder in Necla Keleks bildhaften Worten: Die NZZ ist — mittlerweile — ein rauchender Colt.”

Hört auf mit dem Terror-Porno
(ankerherz.de, Stefan Kruecken)
Stefan Kruecken über “eine durchgedrehte Medien-Welt”, die sich darin überbiete, die Angst vor Terror weiterzutreiben: “Gut für die Auflage, gut für die Klick-Zahl. Aber sonst? Wenn die Satire-Seite ‘Postillon’ vermeldet, dass sich der IS für die Verbreitung von Angst und Schrecken bedankt, kann man darüber kaum noch lachen. Es ist leider wahr.”

Gedanken zu Terror: Angst. Macht. Sprache.
(blog.patrickbreitenbach.de)
Patrick Breitenbach schreibt ebenfalls über die Verstärkerfunktion der Medien: “Seit einer Woche ist ganz Europa in Angst und Schrecken versetzt und zwar mit Hilfe von Taten, Worten und Bildern. Die Tat an sich ist minimal im Vergleich zu den schrecklichen Taten, die in aller Welt stattfinden. Der Aufwand der Tat war minimal und doch so gewählt, dass der Transport der Tat durch Sprache und Bilder eine maximale Dimension annehmen konnte.”

Medien, Polizei und die Inszenierung des Terrorismus
(zeit.de, Yassin Musharbash)
Yassin Musharbash in einer Rede über die Dilemmata (“In der Tat sind Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit der Sauerstoff des Terrorismus. Und mehr als jede andere Gruppe entscheiden Journalisten über die Verteilung dieser beiden Ressourcen.”) und Maxime (“Auch unter Einsatz weniger signifikanter Ressourcen und geringerer Gefahren sind solche Geschichten machbar. Die Erkenntnis ist in jedem Fall dieselbe: Das Gegengift zu Propaganda und Inszenierung lautet Recherche.”) der Terrorismus-Berichterstattung.

Die Terror-PR-Falle
(breitband.deutschlandradiokultur.de, Katja Bigalke, Audio, ab Minute 4:40)
Katja Bigalke spricht mit “Zeit”-Redakteur Yassin Musharbash über die Problematik, die eine ausgiebige Terror-Berichterstattung birgt.

Seltsame Szenen aus der Terror-News-Welt
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler beschreibt “seltsame Szenen” rund um die Berichterstattung über die Paris-Attentate (von 1000-Euro-Forderungen von Hobbyfilmern bis zu Artikeln über die Trauer in den sozialen Netzwerken über einen erschossenen Polizeihund): “Anhand von tragischen Ereignissen kann man auch Wegmarken der Medienentwicklung setzen. Als vor zehn Jahren islamistische Extremisten Anschläge auf die U-Bahn in London verübten, waren wohl erstmals auf den Titelseiten der Presse Fotos zu sehen, welche Passanten mit ihren Mobiltelefonen gemacht hatten. Was damals aussergewöhnlich war, ist inzwischen Alltag. Massenmedien und soziale Netzwerke sind in dauernder Interaktion — zur Unterhaltung, zur Leserbindung. Manchmal sogar zugunsten der Information.”

Sofort so nah
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie sieht in Periscope-Live-Reportagen und den Dauernachrichten in sozialen Medien ethische Fragen auf die Rezipienten (und die Medien) zukommen: “Die ständige Präsenz von Handys wird in naher Zukunft dafür sorgen, dass ein Anschlag oder eine Geiselnahme aus Opfer- oder Täterperspektive live oder nur wenig verzögert ins Netz übertragen wird. Und dann? Zuschauen? Wegschauen? Es ist nicht die einzige medienethische Frage, vor die einen die technische Entwicklung der Medien stellt.”

Was sollen denn die Kinder denken?
(faz.net, Ursula Scheer)
Ursula Scheer über einen (inzwischen zurückgezogenen) “Logo!”-Beitrag, der Kindern die Anschläge von Paris erklären soll: “Wenn dieser Beitrag etwas lehrt, dann wie man Kindern (und Erwachsenen) die Attentate von Paris nicht erklären kann.”

Kinder im Umgang mit Medien — wie können Eltern helfen?
(sfr.ch, Claudio Fuchs)
Claudio Fuchs sieht Probleme, wenn Kinder und Jugendliche ungeschützt der Dauerterrorberichterstattung dieser Tage ausgesetzt sind: “Die ständige Konfrontation mit solchen verstörenden Bildern kann ernsthafte Konsequenzen auf das Wohlbefinden haben.”

Reschersche – nein danke!

“Für die reinen Nachrichten muss der User nichts bezahlen. Aber das, was nur BILD kann und nur BILD hat, die exklusiven Geschichten, die besonderen Interviews und Hintergründe, die einzigartigen Fotos – das sind zukünftig BILDplus-Inhalte.”

(Bild.de bei der Vorstellung von „Bildplus“)

Nehmen wir ein Beispiel.

Das ist die reine Nachricht. Die gibt’s kostenlos. Zahlen muss man für den Premium-Weiterdreh, für das, was nur „Bild“ kann und nur „Bild“ hat, und das sieht so aus:

Wenn Tätowierungen so richtig weh tun und zwar nicht nur beim Stechen, sondern hinterher noch viel, viel mehr, dann ist das für die Bemalten zwar eine Katastrophe, für andere aber zum Lachen: BILD zeigt die 22 übelsten Tattoo-Katastrophen der Welt!

Jahaha, die hier zum Beispiel:

Und weil wir hier ja in der Kernkompetenz-Abteilung von “Bild” sind, ist die Sache gleich doppelt falsch.

Das ist keine Frau, sondern ein echter Gangster:

Aber kein echtes Tattoo. Sondern aus einem Film.

Die Überschrift für diese „Tattoo-Katastrophe“ lautet übrigens:

Na dann mal los, „Bildplus“.

Ein Wendt für alle Fälle

Wenn deutsche Medien ein knackiges Zitat zur Polizeiarbeit, zu Sicherheits- oder Rechtsfragen brauchen, gibt es eine Universalwunderwaffe: Rainer Wendt. Wendt ist Bundesvorsitzender der “Deutschen Polizeigewerkschaft”. Und in dieser Position immer für ein Interview zu haben — Thema im Grunde egal.

Heftiger Einsatz von Schlagstöcken und Wasserwerfern bei “Stuttgart21”? Wendt: “Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie.”

Krawalle in Fußballstadien? Wendt: “Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht, und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100.000 Euro fällig werden.” Und: “Wem strenge Leibesvisitationen nicht passen, der soll vor dem Stadion bleiben müssen.”

Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Koblenz, die Polizei solle Kontrollen nicht nach Hautfarbe durchführen? Wendt: “Man sieht wieder einmal, die Gerichte machen schöngeistige Rechtspflege, aber richten sich nicht an der Praxis aus.”

Law-and-Order-Verfechter Wendt lärmt zu jedem Thema. Friederike Haupt schrieb schon 2013 in der “FAS”:

Wenn Wendt braungebrannt aus dem Marokko-Urlaub zurück in sein Büro kommt, schmeißt er gleich am ersten Tag die Werbemaschine wieder an. Alle sollen wissen: Der Wendt ist zurück. Darum ruft er zum Beispiel einen Journalisten an und sagt: “Soll’n wir mal ‘ne schöne Geschichte machen?” Wendt fordert dann höhere Strafen für die Bösen oder mehr Personal für die Guten, und der Journalist hat eine Exklusiv-Story: “Und hinterher sind alle zufrieden.”

Rainer Wendts aktuelles Themenfeld: Die Flüchtlinge und alles, was dazu gehört. Da hat er schon ganz beachtlich Schlagzeilen gesammelt:


(Bild.de; interessant auch, wie Wendt in einigen Medien zum Synonym für die Polizeit wird.)

(Bild.de)

(“Focus Online”)

(“Bayernkurier”)

Bei seinem neuesten Schmu Coup half ihm Welt.de:

Abgelegt ist das Interview unter:

Und das ist tatsächlich eine der Kernaussagen Wendts: Die Flüchtlingskrise sorge für mehr Gefahren im Straßenverkehr, bis hin zu mehr Verkehrstoten:

Die Welt: Bleiben auch hoheitliche Aufgaben der Polizei wegen der Flüchtlingskrise schlicht liegen?

Wendt: Eine der Aufgaben, die wir derzeit vernachlässigen müssen, ist die Verkehrsüberwachung. Sie ist teilweise völlig zum Erliegen gekommen. Wir mussten wegen der Einsatzbelastung im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise den Blitzmarathon in diesem Jahr ausfallen lassen, die Planungen für den Blitzmarathon im nächsten Jahr liegen auf Eis. Da fehlt uns ein ganz wichtiges Instrument zur Unfallprävention. In allen Bundesländern wird die Verkehrsüberwachung drastisch zurückgefahren — mit fatalen Folgen. Wir stellen bereits jetzt fest, dass wir das deutsche Ziel, bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent zu senken, klar verfehlen. Wir sind jetzt erst bei 16 Prozent. Die Zahl der Unfalltoten steigt sogar wieder.

Logisch: Wenn man weiß, dass ein Großteil der Polizisten mit “der Flüchtlingskrise” beschäftigt ist, knattert man direkt mit 90 km/h durch die Tempo-30-Zone. Und dann fällt auch noch der Blitzmarathon aus — Raser’s Paradise.

Wendts Gleichung fanden andere Medien logisch und zogen nach:


(“RP Online”)

(“Focus Online”)

(Krone.at)

(“Yahoo News”)

Walter Bau von der “Berliner Morgenpost” fand die These hingegen merkwürdig. Er kommentiert:

Was Polizeigewerkschafter Wendt nicht sagt: Im ersten Halbjahr 2015 hielt sich der Zustrom an Flüchtlingen noch in Grenzen, verglichen mit den Zahlen seit Juli. Die brisante Lage an den Grenzen, die die Polizei vor allem beschäftigt, entstand erst im Sommer. Und zu glauben, die Autofahrer würden gezielt schneller und riskanter fahren, weil sie darauf spekulierten, es gebe gerade weniger Radarfallen, ist realitätsfern. Wendt schürt Ängste zur eigenen Profilierung.

Und “t-online” hat beim “Statistischen Bundesamt” nachgefragt, ob Wendts These plausibel sei. Die Erkenntnis:

Nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Verkehrstoten im August im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres tatsächlich angestiegen (um 18,4 Prozent von 293 auf 335). Allerdings haben die Statistiker dafür eine andere Erklärung als Wendt: “Im vergangenen Jahr war das Wetter im August extrem schlecht. Dann sind die ungeschützten Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Zweiradfahrer eher weniger unterwegs”, erläutert Gerhard Kraski vom Statistischen Bundesamt gegenüber t-online.de. Deswegen, so Kraski, sei es wahrscheinlich zu dem Anstieg in diesem Jahr gekommen.

Trotzdem: Die Medien werden Rainer Wendt weiter fleißig zitieren und in Talkshows einladen. Heute Abend sitzt er im “Ersten” bei “Hart aber fair”. Thema: Flüchtlingskrise. Er wird sich ganz bestimmt knackige Sprüche zurechgelegt haben.

Mit Dank an Webwatch und Ben B.

Füreinander da zu sein

Zur musikalischen Untermalung des folgenden Beitrags empfehlen wir dieses Werk.

Sie nennen ihn “Lichtgestalt”, “Held”, “Mythos” und “Legende”, aber am allerliebsten nennen sie ihn “Franz”. Ihren guten Freund Franz.

Was Franz sagt, ist Gesetz. Seine Meinung — Klartext. Jeder Spruch eine Schlagzeile. Jedes Lob eine Krönung. Jede Kritik ein Donnerschlag.

Sie – „Bild“, Bild.de, „Bild am Sonntag“ und „Sport Bild“ – knien regelmäßig nieder vor ihrem Kaiser, sie verkünden sein Wort, sorgen sich um ihn, sie suchen seinen Rat und preisen seine edlen Taten. Dafür gewährt er ihnen exklusive Einblicke, kommt zu ihren Events, leiht ihnen seine Stimme und sein Gesicht. Gute Freunde eben.

9. Januar:

10. Januar:

Platz 1: Franz Beckenbauer (69)

13. Januar:

28. Januar:

2. Februar:

5. Februar:

16. Februar:

18. Februar:

23. Februar:

11. März:

16. März:

2. April:

4. April:

14. April:

17. April:

19. April:

21. April:

21. April:

22. April:

27. April:

30. April:

7. Mai:

7. Mai:

9. Mai:

11. Mai:

29. Mai:

30. Mai:

31. Mai:

31. Mai:

9. Juni:

10. Juni:

13. Juni:

18. Juni:

26. Juni:

30. Juni:

10. Juli:

16. Juli:

17. Juli:

18. Juli:

19. Juli:

2. August:

3. August:

3. August:

3. August:

5. August:

8. August:

8. August:

9. August:

5. September:

6. September:

10. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

16. September:

19. September:

20. September:

4. Oktober:

5. Oktober:

5. Oktober:

6. Oktober:

7. Oktober:

7. Oktober:

Franz Beckenbauer (70)

Der „Kaiser“ gilt bis heute als der eleganteste Fußballer aller Zeiten und wurde auch als Trainer Weltmeister (1990) sowie Französischer (Olympique Marseille/1991) und Deutscher Meister (Bayern München/1994). Als Leiter des Organisationskomitees holte er die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland.

Seine weltweiten Auszeichnung sind (fast) unzählbar – er gilt schlichtweg als die „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“.

Österreichs Post gab am 12. April 2006 eine Briefmarke für 75 Cent zu Beckenbauers Ehren heraus (Michel-Nr. 2579) mit einem Bild von ihm, das Andy Warhol 1977 während Beckenbauers Zeit bei Cosmos New York gemalt hatte.

Beckenbauers soziales Engagement ist herausragend. Behinderten, Bedürftigen und unschuldig in Not geratenen Menschen hilft er mit der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Seit 2013 ist er zudem Botschafter des (usw.)

14. Oktober:

So sah die „Bild“-Berichterstattung von, mit und über Franz the one and only Beckenbauer allein in diesem Jahr aus.

Und dann kam plötzlich der „Spiegel“ und schmiss diesen „ungeheuerlichen Vorwurf“ in den Raum:

Aber, aber … Franz? Unser? Franz??

“Bild” unterstützt ihn selbstverständlich dabei — noch. Vor allem „Sport Bild“-Chefredakteur Alfred Draxler legt sich für seine DFB-Homies dermaßen “intensivst” ins Zeug, als wäre er ihr persönlicher Pressesprecher. Immer wieder verkündet er:

Doch heute muss selbst „Bild“ ein großes „ABER“ einräumen:

… und zugeben, dass ihr Kumpel „definitiv eine tragende Rolle“ spielt und jetzt „unter Druck“ gerät. So langsam sinkt die Kuschelstimmung — aus “Franz” wird “Beckenbauer”.



Wie hieß es noch so schön?

Lass doch die andern reden
Was kann uns schon geschehn
Wir werden heut und morgen
Nicht auseinander gehn

Wir werden sehn.

“Auto Bild”, vergesslicher “Spiegel”, Nachfolge von Hans Leyendecker

1. Bild-Kampagne “Wir helfen”: Flüchtlingshilfe als PR-Instrument?
(wdr.de, Philipp Jahn und Andreas Maus, Video, 5:00 Minuten)
Im August startete die “Bild”-Zeitung die Aktion “Wir helfen”. Zahlreiche Fußballvereine wollten sich nicht für die Kampagne einspannen lassen, viele Spitzenpolitiker hatten damit offenbar weniger Probleme. Was brachte Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und sogar Gregor Gysi dazu, gemeinsame Sache mit “Bild” zu machen? Ging es dabei wirklich um Flüchtlingshilfe, oder steckte nicht auch und vor allem ein geschicktes PR-Kalkül dahinter?

2. Diesel-Skandal: Auto Bild rudert bezüglich BMW-Abgasen zurück
(bimmertoday.de, Benny)
“Auto Bild” meldete gestern exklusiv, beim BMW-Modell X3 gebe es ebenfalls Probleme mit einer Abgasnorm. Zwangsläufig sei der Eindruck entstanden, “dass auch BMW bei Abgastests betrogen habe”, schreibt das Autoportal “BimmerToday”. Der Aktienkurs des Konzerns litt unter der Meldung, in einer Stellungnahme musste BMW gegen die Nachricht anarbeiten. Und “Auto Bild” zurückrudern: “Hieß es am Morgen noch ‘Exklusiv: BMW-Diesel überschreitet Abgasgrenzwerte deutlich’, lautet die Überschrift inzwischen ‘Kein Indiz für Manipulation bei BMW’.”

3. Der “Spiegel” vergisst sich
(stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Nach dem Germanwings-Unglück stand für den “Spiegel” fest: Der Co-Pilot “tötete, per Knopfdruck, vielleicht nur, weil er es […] konnte; ein größenwahnsinniger Narzisst und Nihilist.” Ziemlich genau ein halbes Jahr später klingt das geringfügig anders: “In der Ermittlungsakte von [L.] findet sich keine Spur von krankhafter Selbstliebe.” Die Rolle der Medien beschreibt der “Spiegel” dabei so: “Nach der Tat vermuteten viele übersteigerten Narzissmus.” Die Redaktion versuche, “pfeifend im Getümmel zu verschwinden”, schreibt Boris Rosenkranz.

4. Die Nischenreporter
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz, der das Crowdfunding der “Krautreporter” im vergangenen Jahr schon einmal etwas vorschnell für gescheitert und das Projekt im Juni für “belanglos” erklärte, übt nun erneut Kritik. Außerhalb der digital-medialen Filterblase habe niemand Notiz genommen, eine wirklich herausragende Geschichte sei nicht in Erinnerung geblieben. Für die Zukunft ist Jakubetz wenig optimistisch: “Dass es das Projekt doch noch in eine breite öffentliche Wahrnehmung schafft, glauben sie vermutlich nicht mal mehr selbst.”

5. Investigativ-Chef: “Süddeutsche Zeitung” klärt Nachfolge von Leyendecker
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Im Sommer, beim Jahrestreffen des “netzwerk recherche”, hat Hans Leyendecker angekündigt, in absehbarer Zeit in Rente gehen zu wollen. Seitdem gibt es die Frage, wer seine Nachfolge als Leiter des Investigativressorts der “Süddeutschen Zeitung” antritt. Ulrike Simon hätte da jemanden: “SZ”-Washingtonkorrespondent Nicolas Richter.

6. Online-Kommentator, der gutes Argument vorbringt, durch Schreibfehler als Idiot entlarvt
(der-postillon.com)

Nepper, Schlepper, Bauer-Medien

Immerhin: Das Clickbaiting mit Toten haben sie eingestellt. Aber sonst geht es munter weiter auf der Facebookseite der „TV Movie“:



Oder auf der Facebookseite der „Intouch“ (Bauer):


Oder der „Bravo Girl“ (Bauer):

Oder der “Closer” (Bauer):


(Unkenntlichmachung von uns.)

Oder der „Bravo“ (Bauer):




Um Letzteres kurz aufzuklären: LionT (ein Youtuber) spricht natürlich nicht über Selbstmord. Also, schon ein bisschen, denn er spricht darüber, dass er manchmal hässliche Kommentare bekommt – zum Beispiel, er solle sich doch umbringen.

Wundern muss man sich über diese Geschmacklosigkeiten aber nicht, schließlich gehört die Irreführung der potentiellen Kundschaft zu den Kernkompetenzen der Bauer Media Group.

Auch in der analogen Welt. Das ebenfalls im Bauer-Verlag erscheinende Knallblatt „das neue“ zum Beispiel will die Leser am Kioskregal aktuell mit diesem Cover zum Kauf verführen:

Nun könnte man meinen – und darauf zielt die Redaktion ja ab –, dass sich der Gesundheitszustand von Michael Schumacher auf wundersame Weise verbessert hat und “das neue” über exklusive Infos verfügt (so, wie es viele Regenbogenhefte seit Schumachers Ski-Unfall immer wieder suggerieren). Das „Wunder“ besteht aber, wie man dann im Heft erfährt, in Wahrheit darin, dass es Fotos von Corinna Schumacher gibt, auf denen sie lächelt.

Die Kinder lassen sie einen Moment lang die Sorgen vergessen. Die Sorgen um ihren Mann, der seit Dezember 2013 nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Und über deren (sic) Gesundheitszustand nur die Familie Bescheid weiß. (…) Es könnte doch sein, dass sie so glücklich ist, weil sie weiß, dass es ihrem Michael jeden Tag ein bisschen besser geht …

So ist das Clickbaiting bei “TV Movie”, “Bravo” & Co. im Grunde die digitalisierte Version dessen, was Bauer in der analogen Welt schon seit Jahrzehnten treibt: ein perfides Spiel mit den Erwartungen und Sorgen der Leser, um sich selbst zu bereichern.

Heidenau, Leserinnen, Youtuber

1. Was Medien aus #Heidenau lernen können
(marckrueger.tumblr.com, Marc Krüger)
Am Freitagabend eskalierte die rechtsradikale Gewalt in Heidenau. Bei Twitter war der Hashtag #Heidenau Trending Topic, in den klassischen Medien tauchte das Thema bis Samstag dagegen kaum auf. Ein Grund: Die Nachrichtenagenturen berichteten erst spätabends – und die sind für viele Journalisten auch im Jahr 2015 noch die wichtigste Quelle. Ist das noch zeitgemäß? Nein, glaubt Marc Krüger: “Agenturhörigkeit und das absolute Vertrauen in die Vollkommenheit der Texte sind mittlerweile ebenso fehl am (Nachrichten)Platz wie das Glorifizieren von Twitter als einzig wahre Quelle […] Nachrichten sind auch nicht nur dann wichtig, wenn Agenturen sie als ‘Eil’ kennzeichnen.”

2. Hereinspaziert, klicken und liken!
(medienwoche.ch, Ronnie Grob)
Im zweiten Teil der Serie über die Veränderungen des Journalismus durch das Internet macht sich Ronnie Grob Gedanken über die Finanzierung von Netzinhalten. Wer heutzutage Geld verdienen wolle, sei “dazu gezwungen, viele Leser zu vielen Interaktionen zu bringen, und das passiert nicht mit ausgewogenem, vernünftigem Journalismus. Sondern mit Emotionen, Sex, Kriminalität, Satire, Gerüchten, Überzeichnungen, Halb- und Unwahrheiten. Das Träumen von einer anderen Welt ist zwar nach wie vor erlaubt, doch die Realität des ‘Journalismus’ online sieht so schlimm aus wie Focus.de oder Huffingtonpost.de. Portale, die für einen Klick oder ein Like wohl auch ihre Großmutter verkaufen würden.”

3. Wenn sich Männer nicht mitgemeint fühlen
(blogs.taz.de, Lalon Sander)
Viele Medien verwenden ganz selbstverständlich das generische Maskulinum. Wenn sie von “Lesern” sprechen, sollen sich die Leserinnen natürlich mitgemeint fühlen. Aber was passiert, wenn man das Ganze umdreht? Lalon Sander hat das bei der “taz” ausprobiert und in einem Artikel über E-Mail-Verschlüsselung von Absenderinnen und Empfängerinnen geschrieben. Die Reaktionen der Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern zeigen: Drei Buchstaben können für ganz schön viel Empörung sorgen.

4. Letters: Mario Vargas Llosa Responds
(nytimes.com, Mario Vargas Llosa)
Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa beschwert sich in einem Leserbrief, dass in einer Buchrezension der “New York Times” mehrere Falschinformationen über ihn stehen: Weder habe er einen Twitter-Account, noch exklusive Fotos über eine neue Liebesbeziehung an ein Magazin verkauft. “I am flabbergasted to learn that this kind of gossip can work its way into a respectable publication such as the Book Review.”

5. Nehmt Youtuber ernst!
(tagesspiegel.de, Tim Klimeš)
Tim Klimeš ärgert sich über die Häme und die “ablehnenden Anspannung”, mit der viele klassische Medien Youtubern begegnen. “Wenn ich mich nun an meinen Schreibtisch setze, einen Text schreibe, mit dem ich nicht einmal versuche zu verstehen, wie solche Videos erfolgreich werden können, wenn ich stattdessen einen Eimer Häme über dieser neuen Kultur ausküble, dann gewinne ich vielleicht ein paar Fans auf Twitter und werde in einem Branchendienst zitiert. Was ich verliere, ist die Glaubwürdigkeit bei denjenigen, die meine Berichterstattung in den nächsten Jahren noch für voll nehmen sollen.”

6. “vermutlich Rechte”
(twitter.com/morgenpost)
Dass sie achtsam mit Sprache umgehen, wird besonders von denen erwartet, die damit arbeiten. Wie zuvor bereits “Spiegel Online” mit der “Asylgegner”-Bezeichnung hat sich nun die Nachrichtenagentur dpa mit ihrer Überschrift “Randale zwischen Linken und vermutlich Rechten” scharfe Kritik eingefangen. Dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger erklärt, warum der Text so verschickt wurde.

Stell dir vor, es droht Krieg, und nur chip.de berichtet darüber

Passen Sie auf, verrückte Geschichte: Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un hat den USA wegen einer angeblichen Urheberrechtsverletzung (!) mit Krieg (!) gedroht.

Demnächst soll nämlich Windows 10 erscheinen, und weil der Diktator meint, dass Microsoft bei einem nordkoreanischen Betriebssystem geklaut habe, fordert er Barack Obama nun auf, den Release zu stoppen, sonst gebe es drastische Konsequenzen.

Aber was mindestens genauso verrückt ist: Enthüllt wurde diese Geschichte nicht etwa von einem koreanischen oder amerikanischen Medium, sondern vom deutschen Technikportal chip.de.

Vor knapp einer Woche berichtete die Seite aus dem Burda-Verlag exklusiv:

Windows 10 erscheint am 29. Juli – es sei denn, Nordkorea verhindert das. Denn offenbar will der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un den Release um jeden Preis stoppen, weil Microsoft beim nordkoreanischen [Betriebssystem] Red Star OS geklaut haben soll – und droht für Zuwiderhandlung mit drastischen Konsequenzen.

Anscheinend hat sich auch Kim Jong-un (oder einer seiner Untergebenen) eine Preview von Windows 10 besorgt und ist nun der Meinung, dass Microsoft sich bei Red Star OS bedient hat, berichtet der nordkoreanische Staats-Fernsehsender KCTV. Der Machthaber fordert nun: US-Präsident Obama müssen den Release von Windows 10 verhindern, da Microsoft das Urheberrecht verletzt. Schreitet Obama nicht ein, werde man nicht zögern, mit aller Macht die diebische US-Gesellschaft zur Rechenschaft zu ziehen, heißt es.

Sehr interessant. Vor allem, weil außer chip.de offenbar niemand sonst davon weiß.

Nicht mal die staatliche Nachrichtenagentur KCNA, die als Teil der nordkoreanischen Propagandamaschinerie normalerweise sofort berichtet, wenn das Regime mit den Säbeln rasselt, hat etwas zu der angeblichen Kriegsdrohung gebracht. Im Gegensatz zum Staatssender KCTV verfügt die Agentur über ein Archiv, in dem man zwar allerlei beklopptes Zeug findet, aber nicht ein einziges Wort zu der Windows-Story.

Auch in amerikanischen Medien ist nichts darüber zu lesen, auch nicht in südkoreanischen oder japanischen, nicht einmal bei Bild.de, wo sonst wirklich jeder NordkoreaSchrott verbreitet wird.

Kim Jong-un droht Barack Obama also wegen eines Betriebssystems mit Krieg und von allen Medien auf der Welt findet nur chip.de, dass man darüber berichten sollte?

Ah, nee:

Drei Tage nach der weltexklusiven Enthüllung durch chip.de entdeckte stern.de die Geschichte und schrieb:

Absurde Anschuldigung, drastische Drohung: Nachdem sich Kim Jong Un zuletzt gut gelaunt bei der Eröffnung des Pjöngjang-Airports präsentierte, war es für Nordkoreas Machthaber nun offenbar wieder an der Zeit, die Welt an seinen – sagen wir: eigenwilligen – Gedanken teilhaben zu lassen – Kriegsdrohung inklusive.

Demnach stört sich der Staatschef am für den 29. Juli geplanten Release des Microsoft-Betriebssystems „Windows 10″, wie unter anderem das Technikportal „chip.de“ berichtet.

„unter anderem“, schreibt der Autor, was aber geschummelt ist, denn wörtlich genommen hat er zwar recht: Neben chip.de haben auch andere darüber berichtet. Bloß: Auch die gaben nur eine Quelle an — chip.de.

Weiter schreibt stern.de:

Und das kann der Diktator natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Wie Nordkoreas Staatssender „KCTV“ vermeldet, will Kim Jong Un die Veröffentlichung mit allen Mitteln verhindern – und fordert in diesem Zug nicht weniger als ein persönliches Handeln von US-Präsident Barack Obama. Sollte dieser nicht gegen den Release einschreiten, werde man nicht zögern, die diebischen Bewohner der Vereinigten Staaten mit aller Macht zur Rechenschaft zu ziehen, wird Kim Jong Un in dem Bericht zitiert.

Man kann also davon ausgehen, dass der Autor den Bericht selbst gesehen hat. Oder davon, dass er schwindelt.

Auch „Focus Online“ hat die Geschichte inzwischen aufgegriffen und schreibt:

Zwar beruft sich der Autor ebenfalls auf chip.de, aber auch er tut so, als läge ihm die Originalquelle vor:

Dies berichtet der nordkoreanische Staats-Fernsehsender KCTV.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder es gibt diesen Bericht tatsächlich, Nordkorea hat wirklich eine Kriegsdrohung ausgesprochen, und nur ein paar deutsche Medien haben Notiz davon genommen — oder irgendwer hat sich die Story ausgedacht und alle anderen verbreiten sie ungeprüft weiter.

Am Donnerstag haben wir die Redaktionen von chip.de, stern.de und focus.de gebeten, ihre Geschichten zu belegen. Bisher kam keine Antwort. Die Artikel sind unverändert online.

Mit großem Dank an Tobias D. und Bruno B.

Nachtrag, 21. Juli: Chip.de hat den Artikel inzwischen gelöscht. Auf Nachfrage von „Meedia“ sagte eine „Chip“-Sprecherin, dass sich der Beitrag „als nicht ausreichend belegbar herausgestellt” habe und „daher offline genommen“ wurde. „Die Veröffentlichung des Artikels war ein Fehler, den wir bedauern“. (Siehe auch hier.)

Auch „Focus Online“ hat die Story gelöscht. Bei stern.de und anderen ist sie dagegen immer noch zu finden.

Wir haben übrigens mal bei der deutschen Botschaft in Nordkorea nachgefragt, und, Überraschung: Auch dort gibt es “keine weiterführenden Erkenntnisse” zu der angeblichen Kriegsdrohung.

Nachtrag, 22. Juli: Heute haben wir zum dritten Mal bei stern.de nachgefragt, ob wir denn noch mit Belegen für die Story rechnen können. Kurz darauf ist der Artikel von der Seite verschwunden.

“Bild” am Grab von Andreas L.

Am vergangenen Samstag ist Andreas L., der Co-Pilot der Germanwings-Maschine 4U9525, auf dem Friedhof seiner Heimatstadt beerdigt worden.

Die „Rhein-Zeitung“ wusste schon ein paar Tage zuvor davon, hat es aber für sich behalten, „damit seine Familie und seine Freunde in Ruhe Abschied von ihm nehmen konnten“, wie Chefredakteur Christian Lindner erklärte. Gestern hat die Zeitung lediglich einen kurzen Satz über die Beerdigung geschrieben, der im Grunde nur die Information enthielt, dass sie stattgefunden hat.

Für dieses Vorgehen hat die Redaktion viel Lob bekommen. Auch wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, da könnten wir doch ruhig mal über ein positives Beispiel berichten. Machen wir ja auch gerade, aber gezögert haben wir schon, und so ganz können wir die Begeisterung immer noch nicht teilen.

Erst einmal: So sah das Ganze gestern aus:

Die Meldung steht rechts oben, über der weißen Fläche:

Co-Pilot ist in seiner Heimat beerdigt worden
Montabaur. Der Germanwings-Co-Pilot Andreas L. (29), der im März 149 Menschen mit Absicht in den Tod geflogen hat, ist am Samstag in aller Stille in seiner Heimatstadt Montabaur beerdigt worden.*

Unter der weißen Fläche steht:

*Die Redaktion dieser Zeitung wusste vorab von dem Begräbnis. Wir haben uns dafür entschieden, darüber nur mit einem Satz zu berichten. Mehr zu unserer Entscheidung auf Rheinland-Pfalz

Im Innenteil schreibt Chefredakteur Lindner dann „in eigener Sache“ (online kostenpflichtig):

Ein Satz.
Das genügt.

Verantwortungsvolle Journalisten zeichnen sich auch durch Haltung aus. Gute Redaktionen reagieren auch im Internetzeitalter überlegt statt übereilt. Seriöse Zeitungen und Webseiten machen bewusst nicht alles, was möglich wäre.

Ganz in diesem Sinne hat die Redaktion dieser Zeitung nachgedacht, abgewogen, entschieden und gehandelt, als wir schon vor einigen Tagen erfuhren, dass der Co-Pilot Andreas L. (…) in seiner Heimatstadt Montabaur beerdigt wird. Wir haben diese Information bis zwei Tage nach der Beerdigung für uns behalten. Damit seine Familie und seine Freunde in Ruhe Abschied von ihm nehmen konnten. Damit die Weltpresse bei diesem Begräbnis nicht erneut über Montabaur herfällt. Damit Privates privat bleibt und nicht ohne Not und ohne Sinn öffentlich wird.

Ja, wir hätten aus der Ferne Fotos von der Beerdigung machen können. Ja, wir hätten die Beerdigung als einziges Medium beschreiben können. Ja, wir hätten die Bilder weltweit verkaufen, hätten unseren exklusiven Text deutschlandweit und auch international vermarkten können.

Auf all das haben wir bewusst verzichtet.

Das klingt alles sehr reflektiert, es klingt aber auch so, als solle man der „Rhein-Zeitung“ jetzt ganz doll dankbar sein. Aber wofür? Dafür, dass sie die Weltpresse doch nicht auf die Trauernden gehetzt hat? Dass sie sich dagegen entschieden hat, Kapital aus dem Leid der Angehörigen zu schlagen?

Auf all das haben wir bewusst verzichtet. Stattdessen setzen wir in der knappestmöglichen Form einen Schlusspunkt in diesem Drama um Flug 4U 9525 – indem wir in gerade mal in einem Satz melden, dass Andreas L. nun seine letzte Ruhe gefunden hat. Und wir machen unseren bewussten Verzicht auf jede weitere Zeile – auch stellvertretend für die vielen respektvollen Publikationen der Medienbranche – mit einem weißen Raum auf der Titelseite unserer Zeitung deutlich. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung 1946 überhaupt.

Nun ja. Kann man natürlich machen. Kann man aber auch lassen.

Wenn sich ein Koch abends ins Restaurant stellt und sich damit brüstet, dass er heute niemandem ins Essen gespuckt hat, dann ist das sein gutes Recht. Aber isst man nicht doch lieber dort, wo man das Gefühl hat, dass es keine Besonderheit ist, nicht ins Essen zu spucken, sondern der Normalzustand?

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Es ist toll, dass die „Rhein-Zeitung“ darauf verzichtet hat, etwas Schlimmes zu tun. Aber wir fänden es noch toller, wenn sie das als Selbstverständlichkeit betrachten würde. Das ist der Grund, warum wir uns etwas schwer damit tun, die „Rhein-Zeitung“ für diese Sache so zu feiern, wie sie es selbst tut. Aber das sind natürlich alles Maßstäbe für den Bereich des verantwortungsvollen Journalismus.

Nicht für die „Bild“-Zeitung.

Die hat das mit der Beerdigung gestern auch mitbekommen. Und sieht heute so aus:

Innen zeigt „Bild“ das Grab nochmal groß aus einer anderen Perspektive, der letzte Gruß der Eltern an ihren toten Sohn prangt als riesige Überschrift über dem Artikel.

Auch Bild.de zeigt das Grab groß auf der Startseite …

… den Rest gibt es aber nur gegen Bezahlung:

Wer alles zur Beerdigung kam, wie sich Verwandte und Freunde von dem Amok-Flieger verabschiedeten und was die Angehörige eines Friedhofsnachbarn sagt, lesen Sie mit BILDplus!

Die Fotos kommen übrigens von „Bild“-Fotograf Jürgen Mahnke — bisheriges Schaffen (Auszug): „Die schlimmsten Schießereien im Rhein-Main-Gebiet“, „Die spektakulärsten Unfälle im Rhein-Main-Gebiet“, „Die schlimmsten Bus-Unglücke im Rhein-Main-Gebiet“, „Die spektakulärsten Sportwagen-Unglücke im Rhein-Main-Gebiet“, „Die schlimmsten Tankzug-Unglücke im Rhein-Main-Gebiet“, „Die wildesten Verfolgungsjagden im Rhein-Main-Gebiet“, „Die gefährlichsten SEK-Einsätze im Rhein-Main-Gebiet“, „Die blutigsten Messerstechereien im Rhein-Main-Gebiet“.

Mahnke hat das Grab des Co-Piloten aus mehreren Perspektiven fotografiert, die Kränze und Blumen der Angehörigen, auch den Zettel, mit dem die Friedhofsverwaltung darauf hingewiesen hat, dass der Friedhof am Samstag gesperrt sei, und beim Grabschmuck der Freundin ist der Fotograf extra nah rangegangen, damit man ihre Abschiedsworte auch schön nachlesen kann (immerhin: die Namen der Angehörigen hat Bild.de verpixelt).





Wenn man das so sieht, lässt sich erahnen, was los gewesen wäre, wenn die Weltpresse doch vorher Wind von der Sache bekommen hätte, und irgendwie sind wir der “Rhein-Zeitung” dann doch dankbar.

Mit Dank auch an Christian P., Geesej R. und Markus G.!

Mit “Bild” beim Teenie-Sex im Spaßbad

Fassen wir die Geschichte zur Sicherheit einmal trocken zusammen: Ein junges Pärchen (volljährig) war im vergangenen Winter im Schwimmbad, hatte dort (so eine Art) Sex, wurde erwischt, angezeigt und schließlich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verurteilt.

Und jetzt in den Worten von “Bild”-Mann Jörg Völkerling:

Das war wirklich ungezogen, was diese liebestollen Teenager ausgezogen in der Erlebnisgrotte abzogen …

(kurze Pause, bis sich das Johlen im Publikum gelegt hat … so, weiter geht’s)

Feucht-fröhliche Liebesspiele im Spaßbad […] brachten Paul R.* (18) und seine Freundin Lisa M.* (19, *Namen geändert) jetzt vor das Augsburger Amtsgericht. Wegen (heftiger) Erregung öffentlichen Ärgernisses!

Besonders einsichtig zeigten sich die beiden nicht. Zum Prozess kam das Paar 15 Minuten zu spät, fläzte sich frech auf die Anklagebank. Als Richter Bernhard Kugler nachfragte, antwortete Paul R. lässig: „Ich bin wegen dem Verkehr zu spät.“

Mit dem Verkehr hat der junge Mann offenbar so seine Probleme.

(…)

Paul R. zeigt sich weiter uneinsichtig. Deshalb entschließt sich der Richter, die Videos der Unterwasserkameras zu zeigen.

Dafür schickt er die Öffentlichkeit aus dem Saal (was Völkerling erst in einem späteren Artikel erwähnt) und lässt sie erst danach wieder rein.

Er verurteilt Paul R. zu einem Dauerarrest von zwei Wochen, die Angeklagte zu einem Freizeitarrest und zu 32 Stunden Hilfsdienst – so viel Strafe hatte nicht einmal die Staatsanwaltschaft gefordert. Doch in diesem Fall wollte das Gericht wohl ein (S)Exempel statuieren.

So weit Völkerlings Pointenfeuerwerk — erschienen am Dienstagabend in vergleichsweise dezenter Aufmachung:

Im Normalfall hätten die Leute von “Bild” es vermutlich dabei belassen oder höchstens noch die ein oder andere Sammlung heißer Sex-Urteile oder ein paar Promi-Zitate zu pikanten Jugend-Sünden hinterhergeschoben, doch keine vier Stunden später veröffentlichte Bild.de schon den nächsten Artikel zu dem Fall, wieder von Völkerling, aber viel größer aufgemacht. Im Grunde genau der gleiche Text, doch diesmal mit einem ganz speziellen Extra: Fotos!

Von den Teenis!

Beim Sex!


(Verpixelung von uns. Gilt auch für alle folgenden Screenshots.)

Allerdings gab’s die „scharfen Unterwasser-Fotos“ (Bild.de) nur für zahlende Kunden:

Sehen Sie mit BILDplus, wie wild es Paul R. (18) und seine Freundin Lisa M. (19) wirklich trieben!

Am nächsten Morgen dann auch „Porno pur“ für alle Print-Leser, nahezu halbseitig auf dem Titelblatt:

Im Innenteil dann noch mal in aller Ausführlichkeit:

Und am Mittag, endlich:

Über eine Minute lang sind die (unkenntlich gemachten) Sex-Versuche aus mehreren Perspektiven zu sehen — aber wieder nur gegen Bezahlung:

Sehen Sie mit BILDplus die delikaten Videoaufnahmen. Was wirklich geschah, und warum das als Beweismittel so wichtig ist – schauen Sie selbst!

Hereinspaziert, hereinspaziert. Sehen Sie junge Amateure beim Unterwasser-Fummeln, exklusiv bei Deutschlands weltgrößtem News- Informations- Dings-Portal!

Zwischendurch gab’s tatsächlich noch den halbherzigen Versuch einer sinnvollen Annäherung an das Thema, diesmal auch ohne Paywall:

Bebildert — natürlich — so:

Im Text kommt ein Herr “von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e.V.” zu Wort und erzählt allerlei vom “Recht am eigenen Bild” und Datenschutz, aber unter Wasser muss man das ja alles nicht so eng sehen:

Unproblematisch hingegen seien die Unterwasser-Aufnahmen. Michael Weilandt: „Die Unterwasserkameras zur Aufsicht sind nicht so ein großes Problem, weil die Qualität nicht so gut ist und die Personen ja nicht wirklich erkennbar sind.“

(Man beachte auch, wie Bild.de aus einem nicht so großen Problem gar keins mehr macht.)

Wie es um die anschließende Veröffentlichung solcher Aufnahmen bestellt ist, erklärt der Mann nicht. Aber danach haben ihn die “Bild”-Leute bestimmt auch nicht gefragt.

Die machen auf jeden Fall munter weiter, so lange das Eisen noch feucht, äh, ja. Völkerling, Ihr Stichwort.

Online gibt’s das alles selbstverständlich wieder nur bei “Bild-Plus”:

Wie es zu dem wilden Unterwasser-Sex kam, was die Teenager über ihr Liebesleben sagen und warum sie sich von den Bademeistern schlecht behandelt fühlen – das lesen Sie hier!

Fehlt eigentlich nur noch die Sammlung heißer … ach, schau an:

Selbst einen Brief von Franz-Josef Wagner hat der “liebe Sex im Schwimmbad” inzwischen bekommen (“Sex ist die Nähe zum Glück. Lassen wir doch die beiden Liebenden schwimmen. Herzlichst”).

Woher „Bild“ die Bilder der Überwachungskameras hat, ist indes unklar.

Das Gericht schrieb uns auf Anfrage, es habe „das fragliche Bild- und Videomaterial nicht an die ‘Bild’-Zeitung oder an Bild.de ausgehändigt“. Auch der Geschäftsführer des Schwimmbads erklärte gegenüber BILDblog, das Video nicht weitergegeben zu haben. Zurzeit werde noch überprüft, wie das Blatt an die Bilder kommen konnte. Ein Anwalt sei bereits eingeschaltet.

Warum „Bild“ die Bilder der Überwachungskameras, die das Gericht bewusst nicht der Öffentlichkeit zeigte, seit Tagen bewusst der Öffentlichkeit zeigt, ist allerdings nicht schwer zu erraten:

Mit Dank an Lukas H., Tobias H., Daniel K. und Thomas D.

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