Was die „Bild“-Zeitung vom gestern beendeten Streik der Lokführer, pardon, vom gestern beendeten „MONSTER-STREIK“ der Lokführer hielt, dürfte spätestens seit der Telefonterrorkampagne gegen GDL-Chef Claus Weselsky klar gewesen sein.
(Unkenntlichmachung von uns.)
Am Donnerstag, pünktlich zum Beginn des Streiks, schoss „Bild“ dann mit einer ganzen Anti-Streik-Seite nach, auf der die wütenden Gegner und Opfer nochmal ordentlich rumwettern durften:
Die Lokführer-Gewerkschaft GDL hat zum bisher längsten Streik in der Bahn-Geschichte aufgerufen! Doch nicht alle folgen dem Aufruf: Einige sind Beamte, dürfen nicht streiken, andere Lokführer halten den Monster-Streik der GDL für völlig überzogen.
In BILD sagen vier von ihnen, warum sie heute zur Arbeit gehen – und den Streik bescheuert finden
Da wäre zum Beispiel ein Lokführer aus München, der sagt:
Dieser viertägige Streik ist voll daneben. Er trifft einfach zu viele Reisende, Familien, Pendler. Ich merke auch, dass ein Teil der GDL-Lokführer den Streik nicht mehr mitträgt, weil sie der Ausstand Lohn kostet. Ich bin für heute in der ICE-Bereitschaft eingesetzt und werde mit Sicherheit einen Zug fahren.
Was der Mann allerdings nicht sagt: Er ist gar kein Mitglied bei der GDL, sondern bei der konkurrierenden Gewerkschaft EVG, die überhaupt nicht mitgestreikt hat und den Tarifkonflikt stark kritisiert.
Auch zwei weitere, also insgesamt drei der vier interviewten Lokführer sind laut Gewerkschafts-Website Mitglied in der EVG und setzen sich unter anderem für die Eingliederung der Lokführer in die EVG ein. Es ist also keine Überraschung, dass sie nicht am Streik teilgenommen haben, dass sie ihn „voll daneben“ finden und auch sonst fleißig gegen die Konkurrenz von der GDL stänkern.
Und es ist keine Überraschung, dass die „Bild“-Zeitung diese Fakten auf ihrem Feldzug gegen Weselsky und den „MONSTER-STREIK“ ganz einfach verschwiegen hat.
Das “Kuchen-Gesetz”, über das sich die Journalisten so aufregen, ist die neue Lebensmittelverordnung, die ab dem 13. Dezember greifen soll. Und warum die so gaga ist, erklärt “Bild” auf der heutigen Titelseite so:
Schon wieder eine Gaga-Verordnung aus der EU, die vor allem Eltern richtig nerven wird!
Ab 13. Dezember gilt die neue Lebensmittelverordnung, wonach künftig auch bei lose angebotenen Lebensmitteln (Kuchen, Schnittchen, Salate) alle Inhaltsstoffe aufgeführt werden müssen. Heißt im Klartext: Wer z. B. Einen Kuchen für einen Basar oder ein Fest im Kindergarten oder in der Schule backt, muss künftig eine exakte Zutatenliste mitliefern.
Das wäre tatsächlich ziemlich bescheuert — wenn es denn stimmte. Tut es aber nicht.
Das ist – mal wieder – Quatsch. Neue Regeln zur Kennzeichnung von Lebensmitteln gibt es zwar ab Dezember – aber die gelten explizit nur für Unternehmen, und eben NICHT für Privatpersonen oder z.B. den Kuchenverkauf bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Auch die SPD-Europaabgeordnete Susanne Melior stellt klar:
“Eltern können natürlich weiterhin in Kindergärten und Schulen selbstgemachtes Essen zu den Geburtstagsfeiern, Frühlingsfesten und Weihnachtsbasaren mitbringen. Keine Kaffeerunde in Seniorenheimen ist gefährdet. Wer gelegentlich privat oder ehrenamtlich Essen spendet, fällt nicht unter die Kennzeichnungspflicht der neuen Lebensmittelverordnung.”
Und wer es jetzt immer noch nicht glaubt: Hier (S. 2, Punkt 15) steht es schwarz auf weiß:
Das Unionsrecht sollte nur für Unternehmen gelten, wobei der Unternehmensbegriff eine gewisse Kontinuität der Aktivitäten und einen gewissen Organisationsgrad voraussetzt. Tätigkeiten wie der gelegentliche Umgang mit Lebensmitteln und deren Lieferung, das Servieren von Mahlzeiten und der Verkauf von Lebensmitteln durch Privatpersonen z. B. bei Wohltätigkeitsveranstaltungen oder auf Märkten und Zusammenkünften auf lokaler Ebene sollten nicht in den Anwendungsbereich dieser Verordnung fallen.
Das hätte auch der (anonyme) Verfasser des “Bild”-Artikels wissen können, und dafür hätte er nicht mal in das Dokument schauen müssen. Denn schon vor einer Woche gab das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Haase Entwarnung. Im “Westfalenblatt” sagte Haase:
“Ich habe mir dazu vom Bundeslandwirtschaftsministerium bestätigen lassen, dass ‘private’ Veranstaltungen, darunter auch Feuerwehrfeste oder das Seniorencafé, von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind”
Und sogar “Bild” selbst hat gestern online berichtet, dass die Verordnung “nicht für Speisenzubereitungen durch Privatleute” gilt, die Kitas also weiter “krümeln dürfen”.
Im Streit um die “Kuchen-Verordnung” der EU hat sich jetzt die Vernunft durchgesetzt…
1. “Death knocks: the dark side of journalism” (irishtimes.com, Anonymous, englisch)
Ein anonymer Autor erzählt von der im deutschen Sprachraum als Witwenschütteln bekannten Praxis des Belagerns von Angehörigen nach Unglücksfällen: “Welcome to the death knock, part of the secret life of a tabloid journalist. It’s a practice carried out by at least one Irish newspaper reporter every day of the week. After the death or serious injury of any Irish person, the same modus operandi applies in newsrooms across Dublin.”
3. “Das Geld reicht nicht für alle” (medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Nick Lüthi rechnet aus, wie viel ein festangestellter NZZ-Redakteur schreiben müsste, wenn er mit Honoraren bezahlt würde, die freie Mitarbeiter im Feuilleton erhalten (116 Euro für 6000 Zeichen).
5. “Die Hölle, das sind die anderen” (sueddeutsche.de, Anant Agarwala)
Anant Agarwala berichtet vom “Kotzhügel” am Oktoberfest: “Selfie-Jäger grasen den ganzen Hügel nach Beute ab, legen sich neben alles, was bewusstlos scheint, und grinsen in die Kamera.”
6. ” Günther Oettingers Netzkompetenz: Der Digitalkommissar und die Dummheit” (spiegel.de, Christian Stöcker)
Christian Stöcker befasst sich mit Aussagen des designierten EU-Kommissars für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger: “Oettingers Einlassung belegt nicht nur, dass er keine Ahnung von aktuellen Ereignissen und Zusammenhängen hat, die in den Kernbereich seines künftigen Ressorts fallen. Sie reflektiert auch eine Grundeinstellung, die sich in etwa so zusammenfassen ließe: Wer das Internet benutzt, ist selbst schuld.”
Es kommt häufiger vor, dass ein Medium irgendeinen Quark über Helene Fischer berichtet und kurz darauf einen Rückziehermachenmuss. Das hier ist aber eine Premiere.
Über 20 Medien mussten in den vergangenen Tagen ihre Artikel löschen und Korrekturen veröffentlichen:
Anfangspunkt der Berichterstattung war eine Geschichte, die die “Bild”-Zeitung Ende August publik gemacht hatte. Demnach soll Helene Fischer einen Fan, der unter einer Nervenkrankheit leidet, nach einem Konzert angeblich ausgelacht haben. Und der will sie deswegen nun verklagen.
Da Fischer ihre Adresse verdeckt, wie viele andere Prominente übrigens auch, wird die Kontaktaufnahme nun vom Gericht erledigt – via Europol-Fahndung.
… schrieb vor zwei Wochen das österreichische Portal oe24.at. Eine nähere Erklärung oder gar Belege gab es dazu nicht. Bloß die Behauptung.
Aber die reichte vielen Journalisten schon, um die Geschichte ungeprüft zu übernehmen. Und so berichteten unter anderem “Focus Online”, die “Huffington Post”, die “Hamburger Morgenpost”, der “Berliner Kurier”, die Online-Portale von SWR3, “InTouch”, VIVA und EuroSport, außerdem Gmx.de, Web.de, Promiflash.de, News.de, Krone.at, Mittelbayerische.de, Watson.ch, port01.com, Volksstimme.de, Nordbayern.de und 20min.ch.
Sie alle haben ihre Artikel inzwischen wieder gelöscht und Korrekturen bzw. Gegendarstellungen wie diese veröffentlicht:
Dass diese Geschichte Blödsinn ist, hätten die Journalisten übrigens auch ganz allein herausfinden können, wenn sie für ein paar Sekunden ihr Gehirn oder wenigstens Google bemüht hätten.
Viele Leser haben uns heute empört auf die Berichterstattung über ein Verbrechen in Norddeutschland hingewiesen. Es geht um diese Geschichte:
(Alle Unkenntlichmachungen von uns.)
Der Mann ist gestern festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Mord aus.
Unsere Hinweisgeber kritisieren nun vor allem, dass die Medien ein unverpixeltes Foto des mutmaßlichen Täters zeigen und seinen Klarnamen nennen, also identifizierend über ihn berichten. Auch unser erster Gedanke war: Das dürfen die doch nicht!
Aber: Sie dürfen es. Oder besser gesagt: Sollte der Mann rechtlich gegen die Berichterstattung vorgehen, stünden seine Erfolgschancen nur sehr schlecht.
Das liegt zum einen daran, dass er Politiker ist. Und für die gelten andere Maßstäbe als für Nicht-Politiker, denn: “Personen, die ein öffentliches Amt bekleiden oder eine herausgehobene gesellschaftliche Position innehaben, müssen sich bereits bei geringen Verfehlungen öffentlicher Kritik stellen.” So schreibt es der Medienrechtler Udo Branahl in seiner Einführung ins Medienrecht — und gibt dazu folgende Beispiele:
Über den Ladendiebstahl eines Landesministers darf zutreffend berichtet werden.
Auch ein Polizeibeamter, der als “Hüter von Recht und Ordnung” in besonderer Weise öffentlicher Kontrolle und Kritik ausgesetzt ist, muss die Nennung seines Namens selbst bei weniger schweren Delikten eher dulden als ein vergleichbarer Arbeiter oder Angestellter. (…)
Ein Mitglied des Gemeinderats kann sich gegen die Veröffentlichung eines Fotos, das zeigt, dass er während einer Ratssitzung “eingenickt” ist, nicht erfolgreich zur Wehr setzen.
Und wenn die Gerichte schon bei solch vergleichsweise kleinen Vorwürfen eine identifizierende Berichterstattung erlauben, würden sie es bei einem Mordverdacht wohl nicht anders sehen.
Aber was ist mit der Unschuldsvermutung? Auf Anfrage erklärte uns Udo Branahl: Wenn es so gewesen sei, wie es die Medien schildern — angeblich schoss der Mann aus Wut über seinen Steuerbescheid (niedrige Beweggründe), war während der Tat mit dem Opfer allein in einem Raum und wurde noch am Tatort festgenommen –, spreche einiges für die Täterschaft des Mannes, also auch in diesem Punkt hätte er vor Gericht wahrscheinlich keine guten Chancen.
Kurzum: Aus juristischer Sicht kann man den Medien zum jetzigen Zeitpunkt keinen großen Vorwurf machen.
Und der Pressekodex? Auch der gestattet in bestimmten Fällen die identifizierende Berichterstattung über Tatverdächtige. Voraussetzung ist aber ein erhebliches Informationsinteresse der Öffentlichkeit. Dafür, dass ein solches Interesse vorliegt, spricht zum Beispiel, wenn “eine außergewöhnlich schwere (…) Straftat vorliegt” oder “ein Zusammenhang bzw. Widerspruch besteht zwischen Amt (…) einer Person und der ihr zur Last gelegten Tat”. Beides trifft, wenn man der Darstellung der Medien glaubt, in diesem Fall zu. Auch halten sich die meisten Medien daran, den Mann als “mutmaßlichen” Täter zu bezeichnen, die Beschreibungen sind zudem überwiegend sachlich. Sollte sich der Presserat also demnächst mit den Artikeln befassen, wäre es nicht überraschend, wenn er zu dem Entschluss käme, dass kein Verstoß gegen den Kodex vorliegt.
Doch auch wenn die Berichterstattung weder gegen das Gesetz noch gegen den Pressekodex verstößt — ob man sie als Medium so prominent bringen muss, ist natürlich eine andere Frage.
Gerade die Verdachtsberichterstattung ist ein Gebiet, auf dem Journalisten extrem sorgfältig vorgehen müssen. Schon viel zu oft wurden Tatverdächtige von den Medien verurteilt, obwohlsie, wie sich dann später herausstellte, mit der Sache nichts zu tun hatten. Und selbst wenn sie etwas damit zu tun hatten und das sogar gestehen:
Ziel der Berichterstattung darf in einem Rechtsstaat nicht eine soziale Zusatzbestrafung Verurteilter mit Hilfe eines “Medien-Prangers” sein. (Pressekodex, Richtlinie 13.1)
FOCUS Online ist eines der erfolgreichsten Online-Nachrichtenmedien in Deutschland. Mit schnellen Nachrichten und präzisen Analysen ist das Portal eine feste Adresse für Qualitätsjournalismus im Netz. FOCUS Online steht für hervorragenden Nachrichtenjournalismus.
(Zitat der Tomorrow Focus AG.)
Mein persönlicher Rekord im Surfen auf “Focus Online” liegt bei etwa zehn Minuten. Länger halte ich es da nicht aus.
“Focus Online” ist der Ein-Euro-Laden des deutschen Journalismus. Die ramschige Resterampe, auf der man alles findet, was selbst Klickfängern wie Bild.de zu billig war. “Focus Online” haut alles raus. Raus, raus, raus, irgendwer wird schon draufklicken.
Gerade bei medialen Großereignissen setzt “Focus Online” — hartnäckig wie kaum ein Medium sonst — auf die So-viel-wie-geht-Taktik.
Anfang vergangenen Jahres, nach dem Amoklauf im US-amerikanischen Newtown, veröffentlichte “Focus Online” in der ersten Woche nach der Tat 45 Artikel — nicht mal Bild.de hatte mehr zu bieten. Und dann diese Schlagzeilen: “Mutter des Amokläufers hatte Angst vor dem Weltuntergang”. “Schulkrankenschwester sah den Killer auf sich zukommen”. “Amokläufer nannte seine Mutter nur ‘Excuse Me'”. Solcher Quatsch, permanent.
Oder dieser unfassbare Live-Ticker zum Gesundheitszustand von Michael Schumacher, in dem dann verkündet wurde, dass der Verkäufer des Krankenhauskiosks nichts dazu wisse. Niemand sonst blies so lange und so ambitioniert irgendwelche Schumacher-Gerüchtefetzen in die Welt wie “Focus Online”.
Oder auch jetzt, nach dem Tod von Robin Williams. Allein in den ersten vier Tagen hat das Portal über 70 (!) Artikel dazu veröffentlicht:
Robin Williams stirbt im Alter von 63 Jahren
Fans trauern in Hollywood
Tod von Robin Williams
Schock und Trauer in Hollywood
Die Welt trauert um einen ihrer größten Schauspieler: Robin Williams ist tot
Robin Williams ist tot
Hollywood-Star Robin Williams ist tot
Williams’ langer Kampf gegen Alkohol und Depressionen
So emotional nehmen Freunde und Kollegen Abschied von Robin Williams
“Wir haben dich geliebt”: So trauert Hollywood um Robin Williams
Islamisten verhöhnen toten Schauspieler Robin Williams
Seine Tochter Zelda schreibt den wohl berührendsten Tweet
Sein letzter Tweet galt seiner Tochter
Zelda Williams’ rührender Abschieds-Tweet an ihren Vater
Sah Robin Williams den Suizid als letzten Ausweg?
Oscar-Academy verabschiedet sich mit herzzerreißendem Tweet von Robin Williams
Zitate zum Tod von Robin Williams
Video: Hollywood trauert um Robin Williams
Robin Williams – “Erfolg schützt nicht vor Depressionen”
Fragen und Antworten: “Erfolg schützt nicht vor Depressionen”
Warum wollte Robin Williams nicht mehr leben?
Williams hinterließ vier unfertige Filmprojekte
Fernsehsender ändern zum Tod von Robin Williams ihr Programm
Mehrere Fernsehsender ändern ihr Programm
Der Clown, der uns zum Weinen brachte: Robin Williams
Hintergrund: Seine wichtigsten Rollen
Dieses Grimassen-Gesicht werden wir vermissen!
Auf Tischen stehend: So nimmt das Netz Abschied von Robin Williams
Robin Williams und seine Susan – Ende einer großen Liebe
Oscar-Preisträger Robin Williams ist tot
Robin Williams – sein großes Leben in Bildern
Internet-Verwechslung von Robin und Robbie Williams
Fans verwechseln Robin und Robbie Williams
Robin Williams hat […]
Tod von Robin Williams erschüttert Hollywood
Tod von Robin Williams – Polizei schließt Fremdverschulden aus
Tod von Robin Williams: Polizei sieht kein Fremdverschulden
“Tagesthemen” ehren Williams mit “Dichter”-Anmoderation
‘Hannoversche Allgemeine Zeitung’ zu Robin Williams
So fand sein Assistent den toten Robin Williams
“Robin Williams hatte das Bedürfnis, alle in Schenkelklopf-Ekstase zu versetzen”
Jetzt sprechen Robin Williams’ Kinder
Matt Damon: “Ich werde Robin Williams nie vergessen”
“Auf meinem Grabstein wird 1951-2014 stehen”
So moderierte Miosga die “Tagesthemen” für Williams auf dem Tisch
“O Captain! My Captain!” wird zum Twitter-Trend
So sorgte Robin Williams für seine Kinder vor
Pharell Williams trauert um Robin Williams
Die ergreifende Trauer seiner Kinder
Antisemitische Posts zum Tod von Robin Williams: Verroht das Internet?
Weltweit Betroffenheit nach Tod von Robin Williams
Robin Williams wird in “World of Warcraft” verewigt
“Was schuldet man einem derartigen Menschen? Alles!”
Robin Williams war kurz vor seinem Tod bei der Suchtberatung
Michael Mittermeier: “Wir machen mit einem Bruchteil seiner Möglichkeiten Comedy”
Abschied von Robin Williams: “Der Soldat hat die Waffen niedergelegt”
Wie Robin Williams’ Gorilla-Freundin trauert
Wurde Robin Williams am Set von “The Crazy Ones” rückfällig?
Kurz vor seinem Tod war Williams bei der Suchtberatung
Was dann folgte, war einmalig in meiner Laufbahn…
Twitter will auf Belästigung von Williams’ Tochter reagieren
Das Netz diskutiert: Durfte Miosga auf den Tisch steigen?
Darum stieg Caren Miosga auf den “Tagesthemen”-Tisch
Video: Broadway knipst für Robin Williams Lichter aus
Robin Williams litt an Parkinson im Frühstadium
Ehefrau: Robin Williams litt an Parkinson
Ehefrau offenbart: Robin Williams hatte Parkinson
Robin Williams hatte Parkinson: Das emotionale Statement seiner Frau im Wortlaut
Warum zerbrechen so viele Stars am Ruhm?
Robin Williams litt an Parkinson
User zwingen Zelda Williams, Twitter-Account zu löschen
(Details zu den Begleitumständen haben wir rausgekürzt.)
Vieles davon ist Agenturmaterial, oft zusammengeschwafelt von “Spot on”, der von der dapd gegründeten Promi-Klatsch-Agentur. Aber auch solche Artikel werden auf der Startseite von “Focus Online” mitunter angeteasert wie eigene Beiträge:
Jetzt mal ehrlich. Ein Gorilla, der den Schauspieler vor 13 Jahren mal getroffen … Als Nachricht? Auf der Startseite?
Aber das ist das redaktionelle Konzept von “Focus Online”. Und es scheint zu funktionieren — die Williams-Artikel, egal wie bescheuert, zählten in den vergangenen Tagen immer zu den meistgelesenen auf “Focus Online”.
Bei dieser Artikelflut verlieren selbst die, die sie verantworten, den Überblick. Da kann es dann auch mal passieren, dass es zuerst heißt, der Tweet von Williams’ Tochter sei der “wohl berührendste Tweet des Jahres” — und nur drei Stunden später wird der Tweet der Oscar-Academy zum “emotionalsten” und “wahrscheinlich herzzerreißensten” Tweet hochstilisiert. Ein banales Beispiel zwar, aber bezeichnend dafür, wie “Focus Online” mit der gedankenlosen Raushau-Taktik auch noch den Rest der eigenen Seriosität aufs Spiel setzt.
Der Veröffentlichungswahn macht aber nicht nur anfällig für Widersprüche und Ungenauigkeiten. Gerade im aktuellen Fall widerspricht das Dauerfeuer der Berichterstattung eben genau dem, was Medienforscher bei Suiziden von Prominenten immer wieder fordern: Zurückhaltung.
“Focus Online” hält sich nicht zurück. “Focus Online” arbeitet stattdessen, wie andere auch, eifrig daran, die Selbstmordrate in die Höhe zu treiben. Das Portal berichtet sehr prominent, sehr detailliert und sehr emotional über den Suizid und missachtet (nicht nur) damit die wichtigen Richtlinien zur Verhinderung von Nachahmungstaten.
Dass “Focus Online” und andere Medien die Berichte um Williams’ Tod ganz selbstverständlich mit Werbung zuballern, ist dabei noch das geringste Übel:
“Focus Online” setzt auf Masse. Auf Emotionalisierung, Skandalisierung und Buzzfeedisierung — und ähnelt immer mehr dem, was “Bild” und andere Schundmedien in ihren Online-Portalen veranstalten. Nur dass die Leute von “Focus Online” immer noch so tun, als gebe es bei ihnen “Qualitätsjournalismus im Sekundentakt”.
Mit Dank auch an Karl-Heinz U.
Betroffene von Depressionen können sich rund um die Uhr und anonym bei der Telefon-Seelsorge beraten lassen: 0800-1110111 oder 0800-1110222 (beide kostenfrei)
1. “Ruhe – wir schießen” (deutschlandfunk.de, Bettina Marx)
Längst findet der Nahostkonflikt seine Fortsetzung in den Medien (nytimes.com). Doch die Frontlinien verlaufen auch innerhalb Israels: Seitdem der israelische Journalist Gideon Levy die Piloten der Luftwaffe für ihre Einsätze über dem Gazastreifen kritisiert hat, gilt er vielen Kollegen als Nestbeschmutzer und fragt: “Es gibt einen solchen starken und einheitlichen Chor in den Medien, warum stört euch eine einzige Stimme, ein bloßes Echo, das davon abweicht?”
2. “Leistungsschutzrecht: Google soll zahlen, Facebook nicht” (netzpiloten.de, Jakob Steinschaden)
Suchmaschinen wie Google benutzen Snippets, um die Inhalte von Verlagen darzustellen. Für die Nutzung dieser Textauszüge fordert die VG Media bis zu elf Prozent Umsatzbeteiligung. Doch gleichzeitig publizieren dieselben Medien vergleichbare Teaser freiwillig und kostenlos bei Facebook und Twitter.
4. “Meet the Online Tracking Device That is Virtually Impossible to Block” (propublica.org, Julia Angwin, englisch)
Mit “canvas fingerprinting” erreichen Tracking-Cookies eine neue Dimension: Jedem Browser wird ein einzigartiger digitaler Fingerabdruck zugeordnet, der die Nutzer “von WhiteHouse.gov bis YouPorn” verfolgt und sich mit nicht mit herkömmlichen Adblockern oder Anti-Tracking-Tools blockieren lässt.
6. “Die Wahrheit über Flug MH17” (taz.de, Deniz Yücel)
Angeblich wurde MH17 von prorussischen Separatisten abgeschossen. Doch Deniz Yücel kennt die wahren Schuldigen – von Israel über die NSA bis zur Homolobby. Weniger satirisch zum selben Thema: Tobias Riegel (neues-deutschland.de).
1. “BamS klaut und kämpft für Franz gegen die FIFA-Russenmafia” (jensweinreich.de)
Jens Weinreich schreibt zur gestrigen Titelgeschichte der “Bild am Sonntag”, “Der FIFA-Boss und die Russen-Mafia”: “Sieht man von einigen falschen Details und aufgeblasenen Formulierungen (‘heißt es aus deutschen Sicherheitskreisen’) ab, die wohl eher nicht stimmen, dann hat BamS im Grunde nur abgeschrieben und in pubertäre Zusammenhänge gebracht, was im Herbst 2008 in diesem Blog ‘exklusiv’ vermeldet wurde.”
2. “‘Bild’ stürzte Wulff mit einer Falschmeldung. Das kümmert aber keinen.” (stefan-niggemeier.de)
“Ist es nicht bemerkenswert, dass Wulff am Ende durch eine Falschmeldung der ‘Bild’-Zeitung zu Fall gebracht wurde?”, fragt Stefan Niggemeier zum Rücktritt von Christian Wulff am 17. Februar 2012. “Offenbar nicht. Kaum jemand hat darüber berichtet.”
3. “Vernarrt in die Verfehlung” (zeit.de, Ursula März)
Das RTL-Boulevardmagazin “Exclusiv”, moderiert von Frauke Ludowig: “Die Zeiten, in denen Boulevardfernsehen nichts anderes vorhatte, als erstaunliche oder mondäne Geschichten aus der Starwelt zu erzählen, sind wohl passé. Die Sprache, die in Exclusiv gesprochen wird, erinnert vielmehr an eine Untersuchungskommission, die ihre Arbeit aufnimmt, weil sie einer bösen Vermutung auf den Grund gehen muss.”
4. “Putins Trolle” (sueddeutsche.de, Julian Hans)
Julian Hans wertet “interne Dokumente und E-Mails leitender Mitarbeiter” einer “Agentur zur Analyse des Internets” mit rund 600 Mitarbeitern in St. Petersburg aus, “die eine Gruppe anonymer Informanten im Internet zugänglich gemacht hat”.
5. “‘Nach Kuh-Schweizer-Deutsch darf es ja dann auch nicht klingen'” (tagesanzeiger.ch, Simon Knopf)
Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion des Schweizer Fernsehens, nimmt Stellung zur Frage, warum der Schweizer “Tatort” die schlechtesten Quoten einfährt. “Die ARD möchte, dass man das Schweizerische auch in der Synchronfassung hört. Für uns bedeutete dies aber einen Spagat. Nach Kuh-Schweizer-Deutsch darf es ja dann auch nicht klingen. Also müssen wir subtil arbeiten. Die Schauspieler sprechen Hochdeutsch, sagen aber ‘Grüezi’ oder verwenden Helvetismen wie Pneu oder Trottoir.”
6. “Bloomsday 2009” (youtube.com, Video, 46:44 Minuten)
Ein Zusammenschnitt von Szenen, die am 16. Juni 2009 im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Siehe dazu auch “Die Tour kann beginnen: Bloomsday 2014” (fernsehkritik.tv, Fernsehkritiker).
Vor zwanzig Jahren war Mark Pittelkau noch nicht Chefreporter bei der “Bild”-Zeitung. Vor zwanzig Jahren, kurz nach der Wende, war er gerade volljährig, frisch im Westen, arbeitete als Kellner und wollte, wie er selbst erzählt, …
unbedingt Journalist werden. Als Kellner war das schwierig. Ich brauchte eine große Geschichte.
Und die bekam er. Mit Anfang Zwanzig gelang es ihm, den exilierten Erich Honecker in Chile zu treffen. Mehrere Tage lang besuchte er den ehemaligen DDR-Chef und dessen Frau in ihrem privaten Zuhause. Sie verbrachten Zeit miteinander, unterhielten sich, aßen gemeinsam, posierten für Fotos. Pittelkaus große Geschichte.
Sie war seine Eintrittskarte in die Welt der “Bild”-Zeitung. Das Blatt veröffentlichte die Geschichte kurz darauf, im Sommer 1993, als dreiteilige Serie.
“BILD zu Besuch bei Honecker”. Eine Homestory aus dem Exil.
“Bild” wurde nicht müde zu betonen, dass “Bild” damit etwas geschafft habe, was “bisher keinem gelang”; dass Honecker sich “Bild” zum exklusiven Foto stellte, dass er “Bild” exklusive Dinge erzählt habe. “Bild” feierte sich selbst. Dank Mark Pittelkau.
Pittelkau und “Bild” sind heute immer noch stolz auf diese Geschichte. Vor Kurzem, zum 20. Todestag von Honecker, erinnerten sie noch mal feierlich daran, dass “der BILD-Reporter Mark Pittelkau” ja “einer der letzten Gäste des DDR-Diktators” gewesen sei:
Und wie ist es dazu gekommen? Wie hat Mark Pittelkau, der 20-jährige Kellner ohne journalistische Erfahrung, den Ex-Chef der DDR dazu gebracht, in der “Bild”-Zeitung exklusiv die Hosen runterzulassen?
Indem er ihn nach Strich und Faden belog.
Oder, wie Pittelkau es damals formulierte: Mit einer “List”. Er schrieb Honecker mehrere Briefe, in denen er sich als Jungkommunist ausgab und sich eifrig bei Honecker einschleimte — und der fiel darauf rein. Nach und nach gewann Pittelkau das Vertrauen des 80-Jährigen. Bis er schließlich, im Juni 1993, nach Chile fliegen durfte.
Dort angekommen, spielte Pittelkau weiter den harmlosen Freund aus der Heimat. Er kaufte Blumen, sagte an der Tür sein “Sprüchlein vom Jungkommunisten aus Deutschland auf”, und Honecker empfing ihn “mit offenen Armen”.
„Ach, der junge Genosse aus Deutschland … Komm rein!“
So verschaffte sich Mark Pittelkau, der “liebe Genosse Mark Pittelkau”, Zugang zu den “letzten Geheimnissen” von Erich Honecker. So gelangte er auf die Terasse der Honeckers, in ihr Wohnzimmer, an ihren Esstisch. Fünf Tage lang, von Anfang bis Ende, hielt er seine Tarnung — seine Lüge — aufrecht. “Bild” war in Wahrheit also nicht “zu Besuch”, “Bild” ist eingedrungen und hat spioniert.
Sicher: Wallraff macht das auch immer — sich verkleiden, sich irgendwo einschleichen und dann stolz darüber berichten. Aber bei Wallraff geht es um wichtige Dinge. Um Missstände. Um Informationen, die unbedingt an die Öffentlichkeit gehören.
Bei Pittelkau ging es einzig und allein um Honeckers Privatsphäre. Darum, wie er lebt. Wie gesund oder krank er ist. Welche Marmelade er zum Frühstück mag. Wann er seine Mittagsschläfchen hält. Wie oft seine Kinder ihn besuchen. Was in seinem Einkaufskorb liegt. Welche Farbe sein Füller hat. Wie viele Zigaretten seine Frau raucht. Wie oft er pinkeln geht. Alles sorgfältig protokolliert und abgedruckt in der “Bild”-Zeitung. Aussagen zu Politik, zu Privatem, zum Gesundheitszustand, Größe, Gewicht, Adresse, Höhe der Rente, Länge des Rasens, Name des Pförtners — alles. Alles, was Mark Pittelkau in den fünf Tagen aufsaugen konnte.
Verdeckte Recherche ist im Einzelfall gerechtfertigt, wenn damit Informationen von besonderem öffentlichen Interesse beschafft werden, die auf andere Weise nicht zugänglich sind.
Auch deutsche Gerichte verlangen in der Regeln ein erhebliches Informationsinteresse der Öffentlichkeit, wenn es um die Verbreitung rechtswidrig erlangter Informationen geht.
Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum die Honecker-Serie damals anonym erschien. Über den Artikeln stand lediglich: “Von XXX”. (Und vielleicht ist das wiederum der Grund dafür, warum Pittelkau heute so erpicht darauf ist, den Ruhm für damals zu ernten, aber das nur am Rande.)
Jedenfalls dürfte auch Pittelkau gewusst haben, dass er seine Undercover-Recherche irgendwie legitimieren musste, dass sein Artikel einen triftigeren Grund brauchte als die bloße Sensationsgier der Leute. Er schrieb:
Ich wollte wissen: Ist [Honecker] wirklich so krank, wie seine Ärzte behaupten? Oder ist er ein fröhlicher Rentner, der sich auf unsere Kosten einen schönen Lebensabend macht?
Eine “List” im Sinne des Volkes also. Investigativjournalismus zum Schutze des Steuerzahlers.
Und es kann ja tatsächlich sein, dass die deutsche Öffentlichkeit damals unbedingt wissen musste, ob Honecker ihr Geld zum Fenster rauswirft. Aber muss man sich dafür tagelang in sein Leben einschleichen? Muss man eine ganze Artikelserie daraus machen und gnadenlos alles veröffentlichen, was man sieht und hört? Und muss man auch 20 Jahre später immer noch damit rumprahlen?
Pittelkau beantwortete die Frage, ob Honecker “wirklich so krank” sei, damals jedenfalls so:
Nach 5 Tagen verabschiede ich mich von den Honeckers. Erich hat einen festen, klammerhaften Händedruck. Für einen 80jährigen ist dieser Mann trotz seiner Krankheit zweifellos sehr rüstig. Zäh. Mumien sterben langsam.
Am Abend bummle ich allein durch die Gassen von Santiago. Aus kleinen Restaurants schwappt würziger Peperoni-Duft. Ich sehe Straßenmusikanten mit Gitarren und Mädchen in knappen Miniröcken.
Eine beschwingte Stadt. Sie lebt.
Aber oben auf dem Hügel der Millionäre stirbt ein Mann langsam vor sich hin.
Er ist traurig.
Er hat verloren.
Ich gehe in eine Bar und bestelle ein kaltes Bier. Ein Mädchen lächelt mich an.
Verdammt noch mal, das Leben ist so schön (vor 4 Jahren lebte ich noch hinter Honeckers Mauer).
ENDE
Pittelkau hatte damals immer wieder erwähnt, dass Honecker ein “greiser, grauer, krebskranker” Mann sei, dass sein Haus “langsam zu seiner Gruft” werde. Kein Skandal also, keine Verschwendung von Steuergeldern, nur ein sterbender Mann. Elf Monate später war Honecker tot. Und Pittelkau “Bild”-Reporter statt Kellner.
Mich ekelt das an. Dass Pittelkau dermaßen schamlos in die Privatsphäre einer ahnungslosen Familie eingedrungen ist. Und dass er heute immer noch so stolz, ja fast schon amüsiert davon erzählt. Als ginge es um einen Streich oder gar eine journalistische Heldentat — und nicht darum, zur bloßen Befriedigung der Leserneugier, zur Gewinnmaximierung der “Bild”-Zeitung und zum Antrieb der eigenen Karriere das Vertrauen eines alten Mannes zu missbrauchen und sein gesamtes Privatleben bis ins kleinste Detail an die Öffentlichkeit zu zerren.
1. “Unsere Ukraine-Berichterstattung” (blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Kai Gniffke erklärt die Berichterstattung der “Tagesschau” zur Lage in der Ukraine: “Aus den einstmals bösen Armee-Schlägern vom Maidan sind nun die legitimen Truppen geworden, die die Ostukraine vor dem Zugriff durch prorussische Separatisten und möglicherweise russischem Militär schützen wollen. Da kommen einige Kollegen argumentativ ganz schön in die Bredouille.”
2. “Die nützliche Erfindung der ‘Pro-Russen'” (heise.de/tp, Stefan Korinth)
Stefan Korinth analysiert die von den Medien geschaffene Gruppe der “Pro-Russen”: “Hiesige Medien berichten aber auch über friedliche Regierungsgegner im Osten und Süden der Ukraine so, als wenn diese dort Fremdkörper oder Ausländer wären. Aus zahllosen Berichten trieft es: verblendete Sowjetnostalgiker, leichtgläubige Propaganda-Opfer, Putin hörig, grundlos hysterisch. Die Ängste, Anliegen und politischen Vorstellungen dieser Ukrainer sind damit nicht mehr legitim. ‘Moskau-nah’, ‘pro-russisch’, ‘kreml-treu’ – wer gegen die neue Regierung ist, muss in vielen deutschen Journalistenaugen für Putin und den Zerfall der Ukraine sein.”
4. “‘Speziale Libero’: Die Meinungsfreiheit der anderen” (publikative.org, Andrej Reisin)
Andrej Reisin kritisiert einen Text von Birgit Schönau in der “Süddeutschen Zeitung”: “In der ‘Süddeutschen Zeitung’ fordert eine Journalistin die Einschränkung der Meinungsfreiheit anderer. Garniert wird das Ganze mit vollkommen unbelegten (und unhaltbaren) Spekulationen und Geraune über Mafia und Camorra und ein ‘internationales Netz so genannter Ultràs’. Die These von den in deutsche Kurven geschmuggelte Spruchbänder der Camorra ist derartig aus der Luft gegriffen, dass einem kaum Gegen-‘Argumente’ einfallen mögen – schließlich wird ja nicht mal versucht jenseits wilder Assoziationsketten auch nur den geringsten handfesteren Hinweis vorzutragen.”
5. “Goldener Bremsklotz 2014 an das Bundesamt für Landwirtschaft” (investigativ.ch)
Investigativ.ch zeichnet das Bundesamt für Landwirtschaft mit dem “Goldenen Bremsklotz” aus. Für “eine Liste von Empfängern von Milchsubventionen” verlangte das Amt von der Zeitschrift “Beobachter” rund 225 000 Euro. “Schließlich, so das Amt, gebe es 2500 Subventionsempfänger, die alle ein Recht hätten, zum Begehren des Beobachters angehört zu werden. Bei einer Stunde Aufwand pro Subventionsempfänger und hundert Franken Stundenansatz mache das eine Viertelmillion; dazu kämen 25.000 Franken Porto.”
6. “Wenn einer über den eigenen Chef schreibt” (medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler fragt: “Wirkt es nicht etwas bizarr, wenn sich Journalisten auf anonyme Quellen im Haus berufen, in dem sie selber arbeiten? Ein Journalist hat selbstverständlich den intimsten Blick auf Arbeitsorganismen, denen er selber angehört. Aber hat er dann noch die nötige Distanz, darüber unvoreingenommen zu berichten?”