Suchergebnisse für ‘SChweden’

Rosens Ratschläge, Blogger-Studie, PR-Berater-Plage

1. Brief an die deutschen Journalisten
(faz.net, Jay Rosen)
Der US-amerikanische Journalismus-Professor Jay Rosen hat sich für ein von der Robert Bosch Stiftung unterstütztes Forschungsprojekt drei Monate in Deutschland aufgehalten. Bei der Untersuchung ging es um das Selbstverständnis deutscher Journalisten und die Frage, inwieweit es sich von dem ihrer amerikanischen Kollegen unterscheidet. Aus seinen Interviews mit 53 Journalistinnen und Journalisten hat Rosen ein Destillat herausgearbeitet und in einem “Brief an die deutschen Journalisten” zusammengefasst.
Weiterer Lesetipp: “Meedia” hat bei deutschen Online-Redaktionen nachgefragt, was sie von den Ratschlägen halten: “Wir berichten, was ist. Nicht, was wir glauben, das sein sollte”: Redaktionen zu Rosens Journalismuskritik (Thomas Borgböhmer).

2. Blogger und Journalisten: Ähnlicher als gedacht
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Eine Studie der Otto Brenner Stiftung (PDF) über Deutschlands Blogger geht der Frage nach, wie journalistische Blogger einzuordnen sind. Worin unterscheiden sich die “Amateure” von den “Profis”? Ist eine derartige Unterscheidung überhaupt nötig? Johanna Mack fasst die Ergebnisse der Studie zusammen: “Die Autoren vermuten, dass Blogs auch in Zukunft keine generelle Konkurrenz für den tagesaktuellen Journalismus darstellen werden, aber in bestimmten Fachbereichen wie Mode, Reise und Technik durchaus aufholen könnten.”

3. «10vor10» und «SonntagsZeitung» wehren sich gegen Zensur
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
In der Schweiz konnte man miterleben, welchen Einfluss PR-Berater auf ihre Politik-Klienten haben: Dort unterbrach ein PR-Sprecher von Außenminister Ignazio Cassis die Frage des “10vor10”-Journalisten mit den Worten: “Ich habe gesagt, das ist keine Thema”. Urs P. Gasche lobt die Schweizer Medien, die dieses Gebaren sichtbar gemacht und kritisiert haben.

4. Schweden warnt vor Bots und Fake News
(faktenfinder.tagesschau.de, Carsten Schmiester)
Vor der Parlamentswahl in Schweden hat sich eine führende Mitarbeiterin des schwedischen Geheimdienstes Säkerhetspolisen an die Öffentlichkeit gewandt: “Glaubt nicht alles, was online über Parteien, ihre Programme, ihre Stärken und Schwächen geschrieben ist und gesagt wird.” Dahinter steckt die Sorge vor gefälschten Konten, der Digital-Bombardierung durch Bots und der massenhaften Verbreitung von Falschmeldungen.

5. Medienzirkus zum Anfassen
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio, 5:53 Minuten)
Abweichend von herkömmlichen geschlossenen Veranstaltungen waren beim Campfire-Festival für Journalismus nicht nur Journalistinnen und Journalisten, sondern auch Nutzerinnen und Nutzer eingeladen. Mirjam Kid berichtet von ihren Eindrücken vom dreitägigen Lagerfeuer.

6. G+J startet erstes Magazin mit RTL-Gruppe – und mit hoher Druckauflage
(horizont.net, Roland Pimpl)
Wenn aus Fernsehformaten Erfolge im Print werden sollen: Gruner+Jahr wirft heute das Magazin zur Vox-Gründershow “Die Höhle der Löwen” auf den Markt. Es ist eine Art von familiärer Zusammenarbeit: Sowohl Gruner+Jahr als auch Vox gehören zur Bertelsmann-Gruppe.

Wer im “Bild”-Haus sitzt, sollte nicht mit Shitstorms werfen

“Wir haben alle in den letzten Jahren etwas zu oft und auch zu dankbar über Shitstorms berichtet”, erklärte Julian Reichelt am 28. Dezember 2016 — und verkündete darum groß:

Screenshot Bild.de - Warum Bild 2017 den Shitstorm abschafft

Wenn wir nach dem Begriff Shitstorm bei BILD suchen, zeigt die Google-Suche mehr als 2500 Treffer: Die Links führen zu Artikeln mit Zeilen wie “Neid Shitstorm bei ‘Das ProSieben Auswärtsspiel'” oder “Mindestlohn-Tweet löst Shitstorm aus.”

Zwei von vielen Beispielen, bei denen wir uns selbstkritisch fragen: Sind eine Handvoll negativer Kommentare immer gleich ein Shitstorm? Wir finden: Nein!

Deshalb schafft BILD den Begriff Shitstorm im Jahr 2017 ab.

Und weil “Bild” ein Ehrenblatt ist, das zu seinem Wort steht, hat die Redaktion den Begriff seitdem auch nie wieder ben…

Der Shitstorm lies nicht lange auf sich warten (sic!)

(30. Dezember 2016)

Shitstorm gegen Lidl in Tschechien

(6. Januar 2017)

Shitstorm nach dem Bikini-Einsatz

(7. Januar 2017)

Die Folge: ein böser Shitstorm auf Calhanoglus Facebook-Seite.

(3. Februar 2017)

Die Jugendgruppe der AfD löste daraufhin bei Facebook einen Shitstorm gegen den OB aus

(4. Februar 2017)

(…) einen regelrechten „Pack die Brüste ein“-Shitstorm löste sie damit aus.

(10. Februar 2017)

NOCH hat Katy Perry nicht auf den Shitstorm reagiert.

(14. Februar 2017)

Ihre peinlichen Momente auf der Bühne entfachten prompt einen Shitstorm auf Twitter.

(5. März 2017)

Hollywood-Promis wie Colin Farrell (40) und Nicole Kidman (49) schüttelten im Publikum nur die Köpfe, auf Twitter entfachte ein Shitstorm.

(5. März 2017)

Shitstorm wegen dieses Busen-Bilds!

(7. März 2017)

Bodybuilderin kassiert Shitstorm

(16. März 2017)

Nach Shitstorm gegen Klaus Burgers Biber-Delikatessen

(1.April 2017)

Im Internet erntete United umgehend einen enormen Shitstorm.

(11. April 2017)

Der Sender reagierte damit auf den mächtigen Shitstorm, der nach Alphonsos überraschendem Ausscheiden im Internet losbrach.

(15. April 2017)

Dafür kassierte das Freilichtmuseum einen Shitstorm.

(21. April 2017)

Jetzt steht Van der Bellen in einem Shitstorm der Empörung

(28. April 2017)

Der Münchner Homeshopping-Sender ist nach dem ersten Auftritt von Alexander „Honey“ Keen (34) in einen schweren Shitstorm geraten.

(2. Mai 2017)

Auf die Twitter-Nutzerin, die Madison beschimpft hat, ging ein Shitstorm los.

(4. Mai 2017)

Das gab sogar einen kleinen Shitstorm bei ihren 61 000 Instagram-Fans.

(12. Mai 2017)

Auch wenn es im Internet mal wieder einen Shitstorm gibt, perlt das an ihr ab

(17. Mai 2017)

Die Folge: ein Shitstorm gegen den Bücher-Discounter.

(21. Mai 2017)

Ein unglaublicher Shitstorm unter dem Hashtag #donutgate kam über die Sängerin

(23. Mai 2017)

Im Netz brach ein Shitstorm aus.

(18. Juni 2017)

Auf Instagram löste diese Werbung einen Shitstorm aus.

(30. Juni 2017)

Vox hatte dafür einen Shitstorm erlebt.

(27. Juli 2017)

Was folgt, ist ein heftiger Shitstorm für den Star von Real Madrid.

(4. September 2017)

Über Meghan ergoss sich so mancher Shitstorm

(5. September 2017)

Panthers-Quarterback Cam Newton (28) antwortet auf den Sexismus-Shitstorm unter der Woche mit einer Gala-Vorstellung

(9. Oktober 2017)

Doch in den sozialen Netzwerken kam es zu einem richtigen „Shitstorm“.

(9. Oktober 2017)

In den sozialen Netzwerken setzte sofort der vorhersehbare Shitstorm ein.

(23. Oktober 2017)

Der Käse-Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten!

(30. Oktober 2017)

Luther erlebt auch einen Shitstorm

(30. Oktober 2017)

Prompt brach ein Shitstorm der „Trump-Trolle” in den sozialen Medien gegen ihn los.

(7. November 2017)

Der Shitstorm ist noch lange nicht zu Ende!

(28. November 2017)

Kurz vor ihrem Tod hatte die gebürtige Polin einen Shitstorm ausgelöst

(8. Dezember 2017)

Folge: Shitstorm!

(19. Dezember 2017)

Auf den Ikea-Facebook-Seiten in Schweden und Dänemark ist inzwischen ein Shitstorm ausgebrochen.

(22. Dezember 2017)

Der Shitstorm, der sich in England daraufhin über die geborene Baronin von Reibnitz ergoss, war gewaltig.

(27. Dezember 2017)

Er hat einen Shitstorm dafür geerntet, und das fand er gut.

(30. Dezember 2017)

Nach einem Shit-Storm gegen ihn, entschuldigte er sich öffentlich

(2. Januar 2018)

Das ging nach hinten los. Shitstorm.

(30. Januar 2018)

Shitstorm auf Facebook gegen den Nürnberger Sender Hitradio N1.

(1. Februar 2018)

Hat sie der Shitstorm, der über sie hereinbrach, zu sehr mitgenommen?

(1. Februar 2018)

Shitstorm gegen die „Zeit“

(2. Februar 2018)

Das Pöbel-Playmate erlebte einen Shitstorm

(6. Februar 2018)

Justin Bieber bekommt Shitstorm ab

(7. Februar 2018)

Ein gigantischer Shitstorm hat sich entladen über der SPD

(9. Februar 2018)

Tor gegen den Trainer-Shitstorm

(12. Februar 2018)

Auf Twitter tobt ein Shitstorm, Fans sind empört.

(14. Februar 2018)

Mutter erntet Shitstorm wegen Still-Videos

(19. Februar 2018)

Fieser Fuß-Shitstorm

(25. Februar 2018)

Als Fia-Präsident Jean Todt auf Twitter Fotos aller zehn Wagen postet und dazu schreibt „Viel Erfolg all diesen wunderbaren neuen Autos“, erntet er einen heftigen Shitstorm

(26. Februar 2018)

Und auf den Wirt geht ein Shitstorm nieder.

(12. April 2018)

Am Freitag hatte es nach dem Bekanntwerden seines Wechsels noch einen Shitstorm („Schäm dich!“, „sofortige Freistellung“) in den sozialen Netzwerken gegeben.

(14. April 2018)

Das Unternehmen kämpft derzeit wegen eines Postings – untertitelt mit den Worten „Unsere Osterhöschen“ – gegen einen Shitstorm.

(20. April 2018)

Die Folge: ein Shitstorm von frustrierten Fans im Netz!

(25. April 2018)

DJ Khaled erntet Shitstorm nach Machospruch

(7. Mai 2018)

Folge: ein Shitstorm auf Facebook.

(17. Mai 2018)

Im Internet tobte derweil ein Shitstorm.

(23. Mai 2018)

Als sie ein Treffen mit einem Imam verweigerte, der Frauen nicht die Hand gibt, ging ein rot-grüner Shitstorm auf sie nieder.

(7. Juni 2018)

Comedian Ricky Gervais tritt Shitstorm gegen Giraffen-Killerin los

(23. Juni 2018)

Entnervt vom Shitstorm nahm er das Video von seinem Instagram-Account.

(10. Juli 2018)

Das Gay Center Rom veröffentlichte das Foto der Rechnung am Donnerstag und trat damit einen Shitstorm gegen das Restaurant los.

(21. Juli 2018)

Aber da war es natürlich schon zu spät, das unerbittliche Internet hatte längst zum Shitstorm angesetzt.

(27. Juli 2018)

“Welt”: Pseudoseriöses Unken über Mesut Özil in “Bild”

Fußballprofi Mesut Özil schlägt derzeit enorm viel Hass entgegen. Insofern ist die heutige “Welt”-Titelseite durchaus bemerkenswert:

Ausriss Welt-Titelseite - Deutschland hat Mesut Özil viel zu verdanken

Redakteur Christoph Cöln kommentiert im Blatt:

Seit Özils dummen, falschen Fotos mit Recep Tayyip Erdogan hat eine noch dümmere Hetzjagd auf den Fußballer eingesetzt. Er scheint in Deutschland Staatsfeind Nummer eins zu sein.

Cöln erwähnt “endlose Tiraden in den sozialen Netzwerken und Kommentarspalten”, den dumpfbackigen Auftritt des dumpfbackigen Mario Basler bei “Hart aber fair” am späten Montagabend und er schreibt über Lothar Matthäus:

Ähnlich pseudoseriös und verschwörerisch unkte Weltmeister Lothar Matthäus kürzlich. Özil fühle sich im Nationaltrikot nicht wohl, so Matthäus. Das ist infam.

Bei Welt.de ist die Passage zu Matthäus noch etwas länger:

Ähnlich pseudoseriös und verschwörerisch unkte Weltmeister Lothar Matthäus kürzlich. Özil fühle sich im Nationaltrikot nicht wohl, so Matthäus. Das ist infam. Die Aussage suggerierte, dass der in Gelsenkirchen geborene Sohn türkischer Einwanderer Identitätsprobleme hat, dabei spielt Özil seit seiner Jugend in der Nationalmannschaft, er ist einer ihrer verdientesten Repräsentanten.

Doch auch hier: kein Hinweis darauf, wo Lothar Matthäus “pseudoseriös und verschwörerisch” rumunken darf. Welche Redaktion ermöglicht sowas Infames? Wo kann Matthäus suggerieren, Özil habe Identitätsprobleme?

So sah die Titelseite der “Bild”-Zeitung gestern aus:

Ausriss Bild-Titelseite - Zwei Sätze, die uns bewegen - Lothar Matthäus knallhart: Özil fühlt sich nicht wohl im DFB-Trikot

Matthäus’ infames Rumunken bewegt die “Bild”-Mitarbeiter — und zwar so sehr, dass sie die unfundierte Fernanalyse auf Seite 1 gepackt haben.

Das Matthäus-Zitat auf der Titelseite ist allerdings nur der zwischenzeitliche Höhepunkt einer “Bild”-Kampagne gegen Mesut Özil. Die Redaktion lässt in letzter Zeit keine Möglichkeit aus, den Nationalspieler runter- und rauszuschreiben. Eine Auswahl aus den vergangenen Tagen:

10. Juni:
Screenshot Bild.de - Kritik an Nationalspieler - Mario Basler würde auf Mesut Özil verzichten

12. Juni:
Screenshot Bild.de - Nachgehakt - Özil denkt an sich, nicht an das Team!

13. Juni:
Screenshot Bild.de - Klartext von Effe - DFB hätte Özil & Gündogan rauswerfen müssen!
Screenshot Bild.de - Erste DFB-Pressekonferenz aus Russland - Wird Özil nur WM-Ersatz, Herr Löw?
Screenshot Bild.de - Wir haben Konkurrenzkampf - Löw will sich nicht auf Özil festlegen
Screenshot Bild.de - Protokoll zum ersten Training in Russland - Nachdenklicher Auftritt von Özil

14. Juni:
Screenshot Bild.de - Rekord-Nationalspieler stellt seine DFB-Startelf auf - Matthäus setzt zwei Jogi-Stars auf die Bank

Für Mesut Özil ist dagegen kein Platz!

15. Juni:
Screenshot Bild.de - Verpiss dich du Idiot - Theaterchef beschimpft Özil auf Twitter

16. Juni:
Screenshot Bild.de - Fifa-Pressekonferenz im Livestream - Bringt Jogi Reus für Özil?

17. Juni:
Screenshot Bild.de - 0:1 gegen Mexiko - Diese Pleite macht uns WM-Angst

Und Löw setzt auf seinen Liebling. Trotz Erdogan-Affäre, trotz der Pfiffe der eigenen Fans und der fehlenden Spielpraxis steht Mesut Özil (29) in der Startelf – wie in all seinen 26 WM- und EM-Spielen.

Screenshot Bild.de - Bild-Kommentar - Ich habe auf dem Platz keine Weltmeister gesehen

Und Özil?

Er ist ja seit dem Erdogan-Foto abgetaucht und zog das konsequent durch.

18. Juni:
Screenshot Bild.de - Zwei Weltmeister auf die Bank! So muss Jogi gegen Schweden aufstellen

ÖZIL RAUS! Seit 2009 hält Löw seinem Spielmacher Mesut Özil (29) die bedingungslose Treue! Belohnt wurde er dafür zuletzt nur noch sehr selten.

19. Juni:
Screenshot Bild.de - Körpersprache eines toten Froschs - Basler vernichtet Özil!

Und dann eben das bereits erwähnte Mätthäus-Zitat:
Screenshot Bild.de - Lothar Matthäus knallhart: Özil fühlt sich nicht wohl im DFB-Trikot

“Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt twitterte gestern Abend:

Screenshot des Tweets von Ulf Poschardt - Mesut Özil ist mit seiner introvertierten Melancholie und seiner existenziellen Sorge (Heidegger) deutscher und europäischer als die reaktionären Widerlinge, die ihn jetzt anzählen.

Auf unsere Frage, ob er dabei an bestimmte Leute oder auch Redaktionen denke, hat Poschardt leider nicht geantwortet.

Ebenfalls zum Thema:

Land der Dichter und Eishockeyspieler

Am Donnerstag schrieb “Bild”-Briefonkel Franz Josef Wagner an die “Eishockey-Männer”. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hatte bei den Olympischen Spielen in Südkorea gerade das Team aus Schweden geschlagen, später noch die Favoriten aus Kanada und dann im Finale gegen die “Olympischen Athleten aus Russland” verloren:

Ausriss Bild-Zeitung - Liebe Eishockey-Männer, endlich, endlich richtige Männer. Statt dieser metoo-Vergewaltigungsmänner in den Bademänteln. Unsere Eishockey-Mannschaft hat den Weltmeister Schweden besiegt. Sie haben gezeigt, was Männer sind und was sie von diesen parfümierten Arschlöchern unterscheidet. Eishockey ist das schnellste und brutalste Spiel. Es ist kein Spiel für Männer, die sich für Theater, Ballett oder Malerei interessieren. Beim Eishockey wird der Gegner niedergerannt, manchmal verprügelt. Früher hatten die Eishockey-Spieler keine Zähne. Eishockey ist für mich das Spiel, wo Männer noch Männer sind, ums Überleben kämpfen. Die Eishockey-Männer sind um die 1,80 m groß und 90 Kilo schwer. Ich frage mich, welchen Mann eine hübsche Frau, ledig, wählen würde? Einen Eishockey-Mann oder einen parfümierten Mann. Ich denke, einen Eishockey-Mann. Herzlichst, Ihr Franz Josef Wagner

Man könnte sich jetzt aufregen. Man könnte fragen, warum irgendjemand bestimmen können sollte, wer “richtiger Mann” ist und wer nicht. Man könnte schreiben, dass sowohl zähneausschlagende “Eishockey-Männer” als auch “Männer, die sich für Theater, Ballett oder Malerei interessieren” “richtige Männer” sind. Und warum die “parfümierten Arschlöcher”? Es fehlt eigentlich nur, dass Wagner was von “Schwuchteln” schreibt.

Statt uns aufzuregen, wollen wir Franz Josef Wagner zeigen, dass es Männer gibt, “richtige Männer”, die sich für Kunst und Eishockey interessieren. Joachim Ringelnatz zum Beispiel. Der Schriftsteller, Kabarettist und Maler veröffentlichte 1932 dieses Gedicht über “Eis-Hockey”:

Eis-Hockey

Wenn die Hockeyhölzer hackeln,
Wenn die Schlittschuhschnörkel schnackeln
Und die Gummischeibe schnellt
Mir ans Kinn anstatt zum Ziele,
Dann empfinde ich die Spiele
Einer sportlich reifen Welt.
Mehrmals, wie in früheren Wintern,
Setzen zwei sich auf den Hintern,
Was an sich mir sehr gefällt.

Doch ich habe einen Schnupfen
Und kein Taschentuch zum Tupfen.
Auch zerbrach mir mein Monokel.
Und der Kampf bleibt unentschieden.
Also geh ich unzufrieden
Heim. Und hab von dem Gehockel
Nur den fraglichen Gewinn:
Eine Beule links am Kinn.

Hinter mir klingt etwas froh
Etwa so:
“Dem Verband Zentralafrikanischer Eishockeyspieler drei Hurras!”
Hurra! Hurra! Hurra!

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Das Heimtückische am Rassismus ist nicht Absicht, sondern Ignoranz

Ist das wirklich wahr? Ist das wirklich das Niveau, auf dem wir in Deutschland über Rassismus diskutieren? Können wir da bitte irgendwann mal einen Schritt weiter gehen, oder es zumindest versuchen?

Das eigentliche Problem, das wir in Deutschland mit Rassismus haben, sind die Rassismusvorwürfe — das zumindest ist der Eindruck, wenn man sich weite Teile der medialen Diskussion über die schwedische Modekette H&M anschaut, die einen schwarzen Jungen fotografiert hat mit einem Kapuzenpulli, auf dem steht: “Coolest Monkey in the Jungle”.

Kolumne Politically Correct

Auf die Spitze treibt es Oliver Rasche, der in der “Welt” und bei Welt.de kundtut:

Screenshot Welt.de - Das Empörende ist der Rassismus-Aufschrei

Dem Kommentar des Autors liegt ein Verständnis von Rassismus zugrunde, nach dem es in Deutschland quasi keinen Rassismus gibt.

Da in der “Welt” Leute über Rassismus schreiben dürfen, die sich offenbar noch nie damit beschäftigt haben, hier ein kleiner kostenloser Einsteigerkurs:

Regel 1: NEIN, Rassismus ist nicht nur da, wo er beabsichtigt ist.

Rasche schreibt:

Wem ist eigentlich damit geholfen, wenn überall immer sofort Rassismus, Sexismus, Angriff vermutet wird?

All das, was Theaterautor, Blogger und Marketingexperte Johannes Kram schon so gemacht hat, würde nicht in diese Box passen. Deswegen hier unvollständig und im Schnelldurchlauf: Nicht nur, aber auch wegen seiner Medien-Kampagne ist Guildo Horn zum “Eurovision Song Contest” gekommen. Den sogenannten “Waldschlösschen-Appell” gegen Homophobie in Medien hat er initiiert. Sein “Nollendorfblog” bekam eine Nominierung für den “Grimme Online Award”. Und mit “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” hat er Boulevard-Kritik auf die Bühne gebracht. Dafür ein herzliches Dankeschön vom BILDblog.

Niemand vermutet in dem Pullover-Foto einen “Angriff”. Es geht darum, dass ein rassistischer Zusammenhang übersehen wurde. Das Heimtückische an Rassismus ist nicht die Absicht, sondern die Unabsicht, die Ignoranz. Die Frage ist nicht: Warum hat H&M das gemacht? Sondern: Warum ist es ihnen nicht aufgefallen?

Regel 2: NEIN, das Problem sind nicht die, die sensibel sind.

Wieso wird bei vielen Menschen überhaupt ganz offenbar sofort diese Assoziation hervorgerufen? Und diejenigen, die zunächst kein Problem in dem Bild erkennen konnten; sind die völlig unsensibel — oder einfach unvoreingenommen und damit viel weiter im Bestreben, rassistischen Vorurteilen entgegenzuwirken?

Weiß der Autor das wirklich nicht? Hat er wirklich gar keine Ahnung, warum bei manchen Menschen “sofort diese Assoziation hervorgerufen” wird? Rasche tut hier so, als sei “diese Assoziation” völlig aus der Luft gegriffen, ja er deutet sogar an, dass die, denen sie kommt, das eigentliche unreflektierte Rassismusproblem haben. Ernsthaft? Nie gehört etwa von der Tradition der Menschenzoos, in denen ab Ende des 19. Jahrhunderts in Europa schwarze Menschen wie wilde Tiere zur Schau gestellt wurden? Nie mitbekommen, dass alles rund um das Bild des Affen auch heute noch eine der gängigsten Beleidigungen ist? Nie was davon gelesen, dass schwarze Fußballer mit Affengeräuschen im Stadion konfrontiert werden, ja manche von ihnen sogar mit Bananen beworfen wurden? Ist die Frage wirklich, wie man auf “diese Assoziation” kommen kann? Oder nicht vielleicht doch, wie man nicht darauf kommen kann, wie man auf die Idee kommen kann, einen schwarzen Jungen mit einem solchen Pulli für eine Werbung zu fotografieren?

Regel 3: NEIN, nicht die Problematisierer sind das Problem.

Rasche schreibt weiter:

Sagt die Problematisierung nicht auch eine Menge über die Problematisierer aus?

Rasche tut so, als werde das “Problem” erst durch die erzeugt, die darauf hinweisen. Damit macht er jene, die aus der Perspektive der Opfer argumentieren, zu Tätern — und die Täter zu deren Opfern. Wie auch bei dieser Schussfolgerung:

Vorwerfen kann man den Schweden allerdings weniger, dass sie offenbar kein Problem darin gesehen haben, ein Kind in einen flapsig bedruckten Pullover gesteckt zu haben — nein, vorwerfen kann man dem Modehaus höchstens, dass es das Erregungspotenzial in einem komplett digitalisierten und von sozialen Medien dominierten 2018 völlig unterschätzt hat.

Hier: das Erregungspotenzial eines entfesselten Onlinemobs. Dort: Flapsigkeit.

Regel 4: NEIN, Rassismus ist nicht nur das Problem der anderen.

Rasche schreibt:

Hilft man schwarzen Menschen, wenn man sie in solchen Fällen zwangsweise zu Opfern macht? (…)

Dabei findet Rassismus statt, zieht seine ekligen, braunen Kreise inzwischen bis in das höchste deutsche Parlament. Das gilt es zu ächten und zurückzudrängen, da ist leider mehr als genug zu tun.

Das Gefährliche am Rassismus ist, dass er im Alltag stattfindet. Dass Gefährliche am Rassismus ist, dass er nicht laut “Rassismus” schreit, wenn er um die Ecke kommt. Nach der Definition von Rasche gibt es entweder keinen Alltagsrassismus, oder er ist weiter kein Problem: Jeder, der nicht “in ekligen, braunen Kreisen” verkehrt, ist fein raus. Das ist ein Freibrief für den täglichen Rassismus, weil er die, die sich gegen ihn wehren, zu Simulanten erklärt.

Dortmunder Presse-Beef, Inside Wikipedia, Volksverhetzer „Konkret“?

1. “Staat und freie Presse sind zwei Baustellen”
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen)
Einige Zeitungen und Zeitschriften fühlen sich nicht nur durch das Angebot der Öffentlich-Rechtlichen bedroht, sondern betrachten auch das Online-Angebot vieler Kommunen als rechtswidrige Konkurrenz. Derzeit geht beispielsweise der Dortmunder Verlag Lensing, Herausgeber der “Ruhr-Nachrichten”, gegen das Online-Angebot der Stadt Dortmund vor. Antje Allrogen vom Deutschlandfunk hat mit dem Geschäftsführer des nordrheinwestfälischen DJV-Landesverbands Volkmar Kar über den Dortmunder Pressestreit gesprochen.

2. Wie der Postillon deutschen Leitmedien in der Schweden-Sex-Debatte den Spiegel vorhält – eine Chronologie
(postillleaks.de, Sascha Gerson)
“Postillleaks” erzählt die peinliche Posse um eine in Schweden angeblich notwendige Sex-Genehmigung nach und kommentiert: “Dass Leitmedien in Deutschland in der Recherche und der Bearbeitung ihrer Artikel Fehler begehen, ist normal wie menschlich, auch wenn das sicherlich nicht die Tagesordnung sein sollte. Aber dafür gibt es ja Bildblog. Dass selbige Leitmedien erst nach dem zigsten Hinweis des Postillon (nochmal: eine Satire-Zeitung!) müde zurückrudern, ist dann schon peinlicher, zumal dies impliziert, das man das Ruder ohne den Fingerzeig aus Fürth erst gar nicht in die Hand genommen und alle Artikel 1:1 stehengelassen hätte.”

3. Unsere Lieblingslinks aus 2017
(leidmedien.de)
Das Projekt “Leidmedien.de” beschäftigt sich mit der Berichterstattung über Behinderte. Zum Jahresende hat die Redaktion ihre Lieblingslinks des Jahres zusammengetragen: Projekte, Filme und Texte, die von Menschen mit Behinderung berichten, von ihnen angestoßen und gemacht wurden sowie Kurioses aus dem Alltag.

4. Inside Wikipedia
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Wer und was steckt hinter dem Weltlexikon Wikipedia? Sebastian Leber hat “Wikimedia Deutschland” besucht, die älteste und größte Länderorganisation. 100 Menschen sind hier angestellt. Was treibt die Menschen, die das Weltwissen gratis verfügbar machen? Leber ist ein spannender Blick-hinter-die-Kulissen-Bericht gelungen.

5. Wie viel Pranger darf sein?
(lto.de, Arno Lampmann )
Ein bisher unbekannter Twitterer dokumentiert antisemitische Facebook-Statusmeldungen und -kommentare mittels Screenshot und macht zusätzliche Informationen zu den Urhebern öffentlich. Der Jurist Arno Lampmann sieht vor allem Letzteres als problematisch an: “Durch diese ganz bewusst gewählte Art und Weise der Präsentation erfahren die Betroffenen eine zusätzliche Anprangerung und Stigmatisierung, was die grundsätzlich zulässige Veröffentlichung der aus der Sozialsphäre stammenden Äußerungen der Betroffenen unzulässig macht.”

6. „Langeweile“ gegen „Konkret“
(taz.de, Katharina Schipkowski)
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen das linke Magazin “konkret”. Der Verdacht: Volksverhetzung. Was war geschehen? In einem Artikel hatte Leo Fischer, Kolumnist und Exchefredakteur des Satiremagazins “Titanic” eine Boykott-Kampagne ins Spiel gebracht: Die “SBD-Bewegung”. Das Kürzel steht für „Stehenlassen – Bemäkeln – Dauernd runterputzen“. Die “Konkret”-Redaktion kann sich die Ermittlungen gegen sie nur mit gähnender Langeweile der Staatsorgane erklären.

Sex-Fake-News, Machtmissbrauch, Saure Gurke für Claus Kleber

1. Faktencheck ist sexy
(taz.de, Hengameh Yaghoobifarah)
Haben Sie auch von den angeblich in Schweden geltenden neuen Regeln gehört, nach denen man vor dem Sex am besten eine schriftliche Einverständniserklärung einholt, um auf der sicheren Seite zu sein? Dann sind Sie einer amtlichen Falschmeldung aufgesessen: “Stell dir vor, du bist ein öffentlich-rechtlicher Nachrichtensender und verbreitest eine so unterirdische Fake-News, dass die Satire-Seite „Der Postillon“ dich berichtigen muss. In genau dieser Situation befindet sich die Social-Media-Redaktion der Heute-Nachrichten des ZDF, deren Berichterstattung über eine Gesetzesänderung in Schweden inhaltlich straight outta Bild.de entstammt.” Weiterer Lesetipp: Nachdem die falschen Meldungen derart hohe Wellen schlugen, sah sich die Schwedische Botschaft gezwungen eine Erklärung abzugeben. Und sich via Twitter bei dem Organ zu bedanken, das für Aufklärung gesorgt hat: “Dem Postillon”.

2. 5 der 10 erfolgreichsten Artikel von unzensuriert.at sind Falschnachrichten über Flüchtlinge
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Der ehemalige Chefredakteur der umstrittenen FPÖ-nahen Plattform “unzensuriert.at” Alexander Höferl soll ins österreichische Innenministerium wechseln und dort Kommunikationsleiter werden. Ein Anlass für “BuzzFeed News”, sich Höferls frühere Wirkungsstätte näher anzuschauen. Das Ergebnis: Fünf der zehn erfolgreichsten “unzensuriert”-Artikel seien Falschmeldungen über Flüchtlinge, die zum Teil von mehreren Medien widerlegt wurden.

3. Das Bundeskartellamt wirft Facebook Machtmissbrauch vor
(wired.de)
Das Bundeskartellamt kritisiert Facebooks marktbeherrschende Stellung in Deutschland. Das Netzwerk nutze seine Stellung aus, um Daten von Nutzern auch außerhalb von Facebook zu sammeln — ohne deren Zustimmung. Alternativen zum Netzwerk gebe es nicht: Konkurrenzseiten hätten durch das Quasi-Monopol nahezu keine Chance mehr. Frühestens im Frühsommer 2018 wird sich erweisen, wie sich der Streit zwischen Behörde und Netzwerk weiterentwickelt.

4. Die MDR-eigene „Hall of Shame“
(flurfunk-dresden.de, Ben Kutz)
Der “MDR” listet auf einer “Korrekturen”-Seite chronologisch alle Fehler und Ungereimtheiten auf. Ein prinzipiell guter Ansatz findet der “Flurfunk Dresden”, der jedoch seine Schwächen habe: “Durch diese Auflistung erschafft der MDR eine hausinterne Hall of Shame. Einerseits mag der Ansatz löblich sein, offensiv mit seinen Fehlern umzugehen. Auf der anderen Seite macht man sich angreifbar, indem alle Fehler auf einer Seite gebündelt werden.” Und in der Tat, bei einigen der aufgelisteten Beispielen weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.

5. Twitter gibt sich neue Hatespeech-Regeln. Das Problem liegt aber woanders.
(fearlessdemocracy.org, Kai Heiderich)
Kai Heiderich kommentiert auf “Fearless Democracy” Twitters neue Regeln im Umgang mit Hatespeech (“New Rules on Violence and Physical Harm”). Es stelle sich die Frage, was die Regeln in Deutschland wert seien. Heiderich ist skeptisch und verweist auf die knappen Personalressourcen Twitters in Deutschland: “Ein kleines Rumpf-Büro in Hamburg existiert zwar – dass von hier aus ein robuster Umgang mit den eigenen Hausregeln in Zukunft zu erwarten ist, bleibt abzuwarten.”

6. “Ich war in der Tat nicht auf Augenhöhe mit Frau Furtwängler”
(deutschlandfunk.de)
Claus Kleber hat sich im Juli 2017 im “heute journal” mit Maria Furtwängler über eine Studie unterhalten, nach der Frauen in den Medien unterrepräsentiert sind. Für seine von vielen als chauvinistisch empfundene Moderation bekam Kleber nun die “Saure Gurke” verliehen. Kleber sieht sich zu Unrecht am Pranger und lehnt die Annahme des Negativpreises ab.

Fakenews-AfD, Kleingärtner-Beef, Katzengoldene Kamera

1. Die AfD verbreitet Fake-News
(tagesschau.de)
Verschiedene AfD-Kreisverbände haben auf Facebook behauptet, das Auswärtige Amt hätte eine aktuelle Reisewarnung für Schweden wegen akuter Terrorgefahr ausgesprochen. Eine Lüge, wie das Auswärtige Amt nun richtig stellte: “Achtung Fake News”.

2. Scheitert Facebook am europäischen Recht?
(faz.net, Uwe Ebbinghaus)
Heute soll im Würzburger Facebook-Prozess die Entscheidung folgen. Der Prozess lege den Finger auf eine der klaffendsten Wunden des größten sozialen Netzwerks, so Uwe Ebbinhaus in seinem “FAZ”-Kommentar: “Eine der wichtigsten Fragen dabei, die auch in Würzburg eine Rolle spielt: Was ist Facebook denn nun eigentlich genau für ein Medium? Soll es weiter dem wenig strengen Telemediengesetz für Internet-Plattformen unterliegen oder ist es nicht überfällig, dass es Verantwortlichkeiten übernimmt, die im Presserecht geregelt sind?”

3. „Ich habe nichts richtig zu stellen“
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Altenburger Kleingärtner fühlten sich durch einen Moderationstext von “heute-journal”-Chefs Claus Kleber diskriminiert und erstatteten Strafanzeige. Die Vorwürfe lauteten auf Verleumdung, üble Nachrede und Herabwürdigung des Ehrenamtes. Der kleingärtnernde Anzeigeerstatter bietet nun ein persönliches Gespräch an, was Kleber wie folgt kommentiert: „Eine Einladung zu einem Gespräch via Strafanzeige ist mir allerdings bisher noch nicht begegnet. Dem Herrn Vorsitzenden hätten kürzere und freundlichere Wege offen gestanden. Das ZDF verfügt über eine Post-Adresse und einen Briefkasten.“

4. Schmalbart beobachtet das Völkische
(stefanolix.wordpress.com)
Die Seite “Beobachter Völkischer – Anmerkungen zu Populisten” ist ein Teil des “Schmalbart-Projekts”. Im Artikel “Volkseigene Gehälter” wurde dort ein Artikel der “Achse des Guten” über die VW-Vorstandgehälter kritisiert. Blogger “Stefanolix” äußert nun Kritik an der Kritik.

5. Protest gegen ZDF-Bericht über Auschwitz
(blog.zeit.de)
Die von einer polnischen Initiative organisierte Kampagne „German Death Camps“ wehrt sich gegen im ZDF verwendete Bezeichnung “polnische Vernichtungslager” für die Konzentrationslager Majdanek und Auschwitz: Ein Fahrzeug mit der mobilen Plakatwand „Death Camps were Nazi Germany“ fährt insgesamt 1.600 km quer durch Europa. Viele Medienhäuser und Politiker hätten nach den Protesten ihre Aussagen korrigiert, dennoch käme es immer wieder zu der fehlerhaften Bezeichnung.

6. Goldene Kamera fordert Preis vom falschen Ryan Gosling zurück
(welt.de, Christian Meier)
Das Comedy-Duo Joko und Klaas hat am vergangenen Samstag die Verleihung der “Goldenen Kamera” getrollt. Den Spaßmachern war es gelungen, ein Double des Hollywood-Stars Ryan Gosling auf die Bühne der Live-Show einzuschleusen. Die Macher der Goldenen Kamera fordern nun ihre „gestohlene“ Trophäe zurück: „,La La Land’ hat den Preis gewonnen, die Redaktion wird ihn dem echten Ryan Gosling übergeben.“

Schoßhund im Ombudsmann-Pelz

Ernst Elitz hat geschrieben. Der “Bild”-Ombudsmann, den in den ersten Tagen seiner Tätigkeit knapp 100 Anfragen erreicht haben sollen, hat heute in der “Bild”-Zeitung und bei Bild.de seinen Premierentext in neuer Funktion veröffentlicht:

Drei Themen ist Elitz nachgegangen — der Berichterstattung über Vorkommnisse in Schweden, der Berichterstattung über Dieselautos, Kommentare im Allgemeinen. Das Ergebnis: Die “Bild”-Redaktion macht einen tollen Job! Mehr noch: “Bild” ist besser als viele andere Zeitungen in Deutschland.

Punkt 1, die Berichterstattung über Vorkommnisse in Schweden. Elitz schreibt:

BILD-Leser Dietrich Eberle wirft uns nach Trumps Schweden-Rede “unterlassene Berichterstattung” vor.

Das “uns” ist schon mal ganz interessant. Und so klingt Elitz’ Antwort auch wie eine Verteidigung der “Bild”-Redaktion:

Meine Antwort: BILD hat in der Zeitung und digital mit mehreren Artikeln ausführlich informiert und Fakten gecheckt. Ergebnis: Die Kriminalität in Schweden ist seit der Flüchtlingskrise nicht gestiegen. Trotzdem gibt es Gewalt. Deshalb berichtete eine Reporterin schon zwei Wochen vor Trumps Aussagen über “No-go-Zonen” in Schweden, in denen viele Ausländer wohnen.

Also:

Mein Urteil: Die Berichterstattung war vielfältig und nicht zu beanstanden.

Klasse, “Bild”!

Punkt 2, die Berichterstattung über Dieselautos, ist dann noch harmloser. Elitz schreibt:

Leser und Dieselfahrer Frank Röhring forderte schnelle Aufklärung über die Folgen der Diesel-Fahrverbote und “Schutz für getätigte Investitionen”.

Die Antwort des Ombudsmanns:

BILD druckte gestern einen großen Report mit der Schlagzeile: “Wer Diesel fährt, ist bald der Depp.” Wo andere nur von “alten Dieselschleudern” reden, wird BILD weiter über die Probleme der Bürger berichten, deren Autos rapide an Wert verlieren und die von der Politik mit Recht einen Ausgleich fordern.

Extraklasse, “Bild”!

Und dann hat sich Ernst Elitz noch allgemein mit “Kommentaren und Formulierungen” beschäftigt:

Manche Leser sind unzufrieden mit Kommentaren und Formulierungen, die ihrer eigenen politischen Sicht zuwiderlaufen.

Auch da kann Elitz alle “Bild”-Kritiker beruhigen:

Meine Empfehlung: Jeder muss die Meinung anderer aushalten, denn das ist Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog. Gerade zum Genre einer Boulevardzeitung wie BILD gehört auch die Zuspitzung und die darf und muss manchmal auch wehtun.

Joar, das war’s.

Natürlich haben wir von “Bild” keine Selbstzerfleischung erwartet. Aber allein aus taktischen Gründen wäre es doch klug gewesen, zum Start der Ombudsmann-Reihe den Schein der Selbstkritik und der Unabhängigkeit von Ernst Elitz zu wahren, indem man einen Fall auswählt, über den man schreiben könnte: “Ja, gut, das ist nicht 1A gelaufen, aber da gibt es Gründe für, warum die Redaktion das so gemacht hat. Beim nächsten Mal sollte genauer berichtet werden.” Wenigstens ein kleines Bisschen so tun, als wäre man an einer Verbesserung der eigenen Arbeit interessiert. Stattdessen gibt es Lob vom vermeintlichen Kritiker.

Und es gab ja Fälle zwischen Elitz’ Ernennung zum Ombudsmann und heute, denen er hätte nachgehen können. Warum nicht mal beim zuständigen Autor anfragen, wie er darauf kommt, dass “30 Prozent aller arabischstämmigen Männer in der Hauptstadt zwei Frauen haben.” Denn die Zahl entbehrt jeder Grundlage. Oder warum nicht noch mal detailliert aufklären, wie “Bild” an die falsche (und auch völlig nichtige) Info gelangte, dass es in der Kantine des Umweltministeriums vor einer Woche keinen Fisch gab. Da hätte Elitz dann schreiben können: “Doof gelaufen. Aber immerhin hat ‘Bild’ am nächsten Tag eine Korrektur veröffentlicht.” Tut doch keinem weh. Stattdessen aber lobhudelt er wie eh und je.

Drei Gründe fallen uns ein, warum Ernst Elitz die Beispiele ausgewählt hat, die er ausgewählt hat: Entweder ist ihm nichts wirklich Problematisches in/an “Bild” aufgefallen. Oder er hat kein Interesse an wirklicher Kritik. Oder er darf nicht über wirklich Kritisches schreiben. In allen drei Fällen ist seine neue Rolle ein Witz.

Deniz Yücel, Weiße Mexikaner, #LastNightinSweden

1. Ein Drama, zu dem wir nicht schweigen dürfen
(spiegel.de, Hasnain Kazim)
In der Türkei werden seit Jahren Journalisten eingeschüchtert, verfolgt und eingesperrt. Nun hat es den Journalisten Deniz Yücel erwischt, der lange Jahre für die “taz” tätig war und seit einiger Zeit für die “Welt” berichtet. Offensichtlich hat der Türkei seine kritische Berichterstattung über den Umgang der türkischen Regierung mit den Medien nicht gefallen. Hasnain Kazim plädiert im “Spiegel” für Klartext: “Es ist an der Zeit, deutliche Worte zu finden und politische und wirtschaftliche Konsequenzen folgen zu lassen auf das, was in der Türkei geschieht: die Abschaffung von Demokratie und Freiheitsrechten.”
(Nur lesen, wenn genügend Beruhigungstee in der Nähe: Michael Martens empfiehlt in der “FAZ” deutschen Verlagen ihre Entsendungspolitik zu überdenken und fragt, ob es gut sei, ein Land zu lieben, über das man berichtet. Außerdem fallen noch weitere verstörende Äußerungen wie “Die Verlage schulden den Lesern Journalisten, nicht Türken vom Dienst.”)

2. “Unter drei” – die Sache mit den Hintergrundgesprächen
(tagesspiegel.de)
Das Verwaltungsgericht Berlin hat das Bundeskanzleramt zur teilweisen Offenlegung von geheimen Gesprächen mit Journalisten verpflichtet. Geklagt hatte der “Tagesspiegel”-Redakteur Jost Müller-Neuhof, der die Abläufe derartiger Geheimgespräche und seine Beweggründe für die Klage schildert. Endgültig entschieden sei die Sache noch nicht: Demnächst wird das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg über den Fall beraten und auch danach gibt es weitere juristische Optionen.

3. Von Füchsen und Gänsen: Spinnen wir alle?
(dwdl.de)
Hans Hoff ist in seiner Sonntagskolumne befremdet, wie auf “Stern TV” mit dem hochgradig aufgebauschten Fall der Veganerin und dem Glockenspiel von Limburg umgegangen wurde. “Jeder ist verantwortlich für das, was er weitergibt, und wenn man nicht sicher ist, ob das, was man weiterverbreitet komplett richtig ist, dann sollte man es vielleicht besser nicht weiterverbreiten oder wenigstens mit einem Bedenkensternchen als Verweis auf eine warnende Fußnote kenntlich machen. Schöne Geschichten sind eben nicht unbedingt jene, die schön klingen. Schöne Geschichten sind vor allem jene, die auch wahr sind.”

4. Prekäre Beschäftigungssituation in der Filmbranche
(mediathek.rbb-online.de, Video, 3:29 Minuten, noch verfügbar bis 23.02.17)
Amerikanische Filmproduzenten sprechen abfällig von “weißen Mexikanern” und meinen damit die Deutschen, die in der Filmwirtschaft arbeiten. Und in der Tat: Im deutschen Filmbusiness regieren Knebelverträge und Lohndumping. Der “rbb” lässt eine Regieassistentin zu Wort kommen, die 200 Euro Wochenlohn bekam, für Wochen von mehr als 50 Arbeitsstunden. Auch ein Filmproduzent und eine Vertreterin der Filmförderanstalt ffa wurden befragt: Man gibt sich als Gefangene des Systems.

5. Fake News: Grenzen sich seriöse Journalisten aktiv (genug) von unseriösen ab?
(scilogs.spektrum.de, Markus Pössel)
Markus Pössel wünscht sich mehr Medienkritik und mehr Abgrenzung der seriösen gegenüber den unseriösen Medien: “Warum muss ich für Analysen der neuesten Beispiele für unseriöse Praktiken bei Bild, Bunte & Co. auf uebermedien.de oder BILDblog.de gehen? Warum finde ich nicht in der FAZ, in der Sueddeutschen, in der ZEIT, ganz selbstverständlich entsprechende Kolumnen? Die seriösen Medien sind doch eigentlich am direktesten davon betroffen, wenn unter dem Oberbegriff Journalismus Falschmeldungen und Übertreibungen verbreitet werden.”

6. Schweden bittet um Erklärung der USA
(tagesschau.de)
Die schwedische Botschaft in Washington hat das US-Außenministerium gebeten, die Äußerung von Präsident Donald Trump zu erklären: “Schaut Euch an, was gestern in Schweden passiert ist!” Nachdem sich das ganze Twitteruniversum bereits über den Vorgang lustig gemacht hat, hat der Präsident nun Stellung bezogen. Er hatte wohl was auf “FoxNews” gesehen und das in den falschen Hals bekommen bzw. falsch wiedergegeben. Natürlich hat er seinen Fehler nicht zugegeben, sondern getwittert: “My statement as to what’s happening in Sweden was in reference to a story that was broadcast on @FoxNews concerning immigrants & Sweden.”
(Weitere Lesehinweise: Der BILDblog-6-vor-9-Kurator hat es auf Twitter satirisch verarbeitet und BILDblog-Kollege Moritz Tschermak geht augenzwinkernd der Vermutung nach, Donald Trump könne auf einen Tweet der “WAZ” reingefallen sein …)

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