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Die Frau beim Namen nennen

“Bild” und Bild.de sind nun nicht gerade als Sprachrohre der Frauenrechtsbewegung und Anti-Sexismus-Kampagnen bekannt. Bei dem, was sich Fortuna Düsseldorfs Fußballer Kerem Demirbay vor knapp anderthalb Wochen geleistet hat, waren aber selbst die “Bild”-Medien empört:


Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hatte Demirbay im Zweitligaspiel zwischen dem FSV Frankfurt und Fortuna Düsseldorf mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Daraufhin hatte der Fortuna-Profi gegen sie losgepöbelt: “Ich finde, Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen!” Steinhaus hat das per Sonderbericht dem DFB gemeldet.

Demirbay entschuldigte sich am nächsten Tag per Telefon bei Bibiana Steinhaus und äußerte sich auch bei Instagram zum Vorfall: “Diesen Satz hätte ich niemals sagen dürfen, denn es entspricht auch nicht meinem Frauenbild.“ Sein Verein kündigte “eine empfindliche Geldstrafe” an und verdonnerte Demirbay zum Pfeifen eines Mädchenfußballspiels.

Interessant, dass gerade “Bild” und Bild.de sich über die “fiese” “Macho-Attacke” echauffieren — zwei Medien, die Bibiana Steinhaus nicht Bibiana Steinhaus nennen, sondern konsequent nur …






Das blüht dem Bibi-Pöbler

Er ärgerte sich am meisten darüber, dass Bibi sich überstimmen

Da wirkten Bibi und Freund Stefan

2014 machte Kiefer Bibi einen

Auch da spielte er auf Bibi Steinhaus an

Trainer Thomas Oral geht auf Bibi los

Das sind lediglich die Beispiele aus den Berichten zum erwähnten Spiel zwischen dem FSV Frankfurt und Fortuna Düsseldorf. Die “Bild”-“Bibi”-Tradition reicht aber schon viel länger zurück. Kaum ein Artikel über die Schiedsrichterin kommt ohne die Verniedlichung aus:

FSV-Trainer Tomas Oral diskutiert mit Bibi Steinhaus

FSV-Wut auf Bibi!

Nur Bibi Steinhaus hatte nicht gepfiffen

Fall 1: Bibi Steinhaus muss sich

Guardiolas Umarmung bei Bibi Steinhaus blieb


Klärende Worte: Bibi Steinhaus und Huub Stevens

Bei Bibi wird sogar der Knurrer zum Schnurrer.

Lasst Bibi auch ganz oben ran.

Herr Fandel, warum blockieren Sie Bibis Bundesliga-Aufstieg?

Typisch, Bibi: Sie klärt solche Sachen

Deshalb forder BILD: Lasst Bibi endlich in der Bundesliga pfeifen!

Schiri-Boss Herbert Fandel gilt nicht als Bibi-Freund

Bibi erkannte sofort, dass es ein

In der Nachspielzeit geht der Bayern-Trainer auf Bibi los

Bibi knallhart.

Geht es für Bibi jetzt ganz schnell?

Der frühere FIFA-Schiedsrichter (1994 bis 2004) hat sich für eine rasche Beförderung von Bibi ausgesprochen!

Geht es nach Schiri-Legende Urs Meier tanzen die Bundesliga-Stars bald nach Bibis Pfeife.

“Meine Mutter hat schon immer gesagt, ich hätte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn”, sagte Bibi einmal.

Bibi hat auf dem Platz

Das Rampenlicht. Nicht Bibis Ding.

Bei der Zweitliga-Partie Kaiserslautern gegen Ingolstadt (3:0) pfeift Bibi einen Elfmeter

Ging Bibi damals auch so.

Erster Busen-Wischer von Peter Niedermeyer (30)! Bibi Steinhaus pfeift die Partie Hertha gegen Aachen (0:0).

Bibi guckt erst irritiert

Bibi im ZDF

Der Humor. Für Bibi bei ihrem Job

Auch weil Bibi Cottbus verhext

Wenn Bibi Steinhaus pfeift, gewannen die Löwen bisher nicht

Funkel kämpft heute auch gegen den Bibi-Fluch

Bannt Funkel heute den Bibi-Fluch?

Nicht bei Bibi & Uli.

Was flüsterte Hoeneß der schönen Bibi ins Ohr?

Tolle Stimmung an der Seitenlinie — die Liga-Motzkis Klopp, Lehmann & Co. sollten sich Bibi und Uli zum Vorbild nehmen.

Erstmals zeigte Bibi beim “30. Deutschen Sportpresse-Ball” ihre neue Liebe.

Vergleicht man die Artikel über Steinhaus mit denen über ihre männlichen Kollegen, wird klar, wie penetrant “Bild” und Bild.de sie sprachlich kleinhalten: Bundesligaschiedsrichter Jochen Drees ist nie “Jockel” und sein Kollege Robert Hartmann nie “Robbe”. Aber Bibiana Steinhaus ist andauernd “Bibi”, als wäre sie kein Profi, sondern eine junge Hörspielhexe für Kinder zwischen vier und zehn Jahren.

Immerhin: Mit der “schönen Bibi” haben es die “Bild”-Medien relativ schnell gelassen. Bei anderen Frauen, die beruflich mit dem Profifußball zu tun haben, konzentrieren sich die Redaktionen aber weiterhin fleißig aufs Aussehen. Da wäre zum Beispiel die “Sky”-Moderatorin Esther Sedlaczek:


Oder ihre “Sport1”-Kollegin Laura Wontorra:


Oder alle Fußballmoderatorinnen:

Auch Eva Carneiro ist nie die gute oder schlechte, erfolgreiche oder pfuschende Ärztin beim FC Chelsea, sondern stets:





“Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen”? Doch, schon, finden die “Bild”-Medien offenbar. Bibiana Steinhaus soll weiter pfeifen, Esther Sedlaczek und Laura Wontorra weiter moderieren, Eva Carneiro sich weiter um die Blessuren der Fußballer kümmern. Und “Bild” wird weiter darüber berichten. Aber nur mit niedlichem Spitznamen und einer Reduzierung aufs Äußerliche.

Mit Dank an @deansimon27!

Völkische Bewegung, bedrohte Umweltjournalisten, Franck Ribéry

1. Die völkische Bewegung stellt sich vor
(faz.net, Friederike Haupt)
Nachdem die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” die AfD als “neue völkische Bewegung” kritisiert hatte, teilte die Partei den Link bei Facebook und bezeichnete den Text als “linksfaschistische Propaganda”. Prompt liefern die folgenden Facebook-Kommentare der AfD-Anhänger die Bestätigung für die These der “FAS”, die AfD sei voller Hass auf Andersdenkende.

2. Türkische Opposition will Inhaftierung von Journalisten beenden
(derstandard.at)
Die türkische Oppositionspartei CHP hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der verhindern soll, dass Journalisten in Untersuchungshaft genommen werden können. Derzeit sitzen der Chefredakteur und der Leiter des Hauptstadtbüros von “Cumhuriyet” in Untersuchungshaft. Sie waren vor zwei Wochen “wegen Berichten über mutmaßliche Waffenlieferungen der Türkei an syrische Rebellen” festgenommen worden, so derstandard.at (viele andere Medien schreiben, dass die Waffenlieferungen für den sogenannten “Islamischen Staat” bestimmt waren).

3. Tödliche Gefahren für Umweltjournalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Umweltjournalisten berichten häufig “über illegale Rodungen, Umweltverschmutzung oder die Folgen von illegalem Rohstoffabbau”. Und das könne für sie richtig gefährlich werden, schließlich klagen sie in ihren Texten so gut wie immer auch Personen an, die für die Umweltschäden verantwortich sind, so “Reporter ohne Grenzen”: “Seit 2010 wurden nach Recherchen der Organisation zehn Umweltjournalisten ermordet, acht davon in Südostasien und Indien.”

4. The AP Considers Ethics of Robot Journalism with Automated Insights
(mediashift.org, Meagan Doll, englisch)
Die Nachrichtenagentur AP experimentiert seit einiger Zeit mit automatisierten Texten. Durch den Roboterjournalismus hat sich die Zahl der Finanzberichte, die AP in einem Quartal schreibt, verzehnfacht. Jetzt geht es also nicht mehr darum, was mit Technik möglich ist, sondern wie AP sie einsetzen will — also um die Ethik hinter den Algorithmen.

5. Ribéry verklagt Magazin auf 400 000 Euro Schadensersatz
(sueddeutsche.de)
Franck Ribéry geht juristisch gegen einen Artikel der französischen “Closer” vor. Das Klatschblatt berichtete, der Fußballer des FC Bayern München “sei in ein Ermittlungsverfahren wegen Prostitution verwickelt”. Dabei sei er lediglich “von der Polizei als Zeuge vorgeladen gewesen”, schreibt sueddeutsche.de.

6. Wer sucht da eigentlich Schutz in unserem Land?
(blog.tagesschau.de, Isabel Schayani)
Die ARD-Reporterin Isabel Schayani über einen Besuch in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, Köpfe, in die kein Wort Deutsch passt, und die Verantwortung der “Kinder des Friedens”.

Kai Diekmanns Revanchefoul an Andreas Rettig

Erinnern Sie sich noch an #BILDnotwelcome? Kleine Hilfe: Im September wollte die “Bild”-Zeitung die Profiklubs der 1. und 2. Fußballbundesliga für ihre “Wir helfen”-Werbekampagne vereinnahmen. Der FC St. Pauli weigerte sich, daraufhin polterte “Bild”-Chef Kai Diekmann bei Twitter los. Zahlreiche Zweitligavereine schlossen sich St. Pauli an, am folgenden Bundesligaspieltag positionierten sich auch viele Fans mit Bannern auf den Tribünen gegen “Bild”.

Damit könnte die Sache erledigt gewesen sein. Scheint sie für führende “Bild”-Mitarbeiter aber nicht. Denn der Mann, der sich beim FC St. Pauli damals zum Boykott der “Bild”-Aktion äußerte, Geschäftsführer Andreas Rettig, bekommt seitdem auf die Mütze.

Die erste Gelegenheit zur Revanche bot sich für Kai Diekmann Anfang Oktober (also gut drei Wochen nach #BILDnotwelcome). Rettig war als Gast zum “Sport-Stammtisch” der Hamburger “Bild”-Redaktion gekommen. Ein Foto seines Besuchs landete in “Bild”. Und Diekmann twitterte los:

Kurze Zeit später meldete sich auch Intensivrechercheur und “Sport Bild”-Chef Alfred Draxler mit einer Erinnerung aus dem August (also einige Wochen vor #BILDnotwelcome) zu Wort, als Rettig beim “‘Sport Bild’ Award” war:

Andreas Rettig reagierte mit einem Schreiben und einer Salat-und-Getränke-Spende, wiederum bei Twitter dokumentiert durch Diekmann:

Und Alfred Draxler wollte auch noch mal was sagen:

Es war dann eine Weile Ruhe — bis sich die Fans des FC St. Pauli zur Olympiabewerbung der Stadt Hamburg äußerten. Die “Bild”-Zeitung, “überparteilich”, wie sie ist, war große Unterstützerin der Bewerbung. Sie hat mit Blick auf das Referendum unter anderem eine Gratis-Olympia-“Bild” an 950.000 Hamburger Haushalte verteilt. Der unvoreingenommene Titel: “Moin moin, Olympia”.

Die Pauli-Fans hingegen waren gegen Olympia in Hamburg. Vereinspräsident Oke Göttlich und Geschäftsführer Andreas Rettig waren damit d’accord, schließlich gelte Meinungsfreiheit und -pluralität. Göttlich sagte:

“So wenig wie wir Pro-Olympia-Aktionen verbieten würden, so wenig werden wir das auch bei Aktionen tun, die sich gegen Olympia aussprechen. Wir als Verein werden weiterhin keine Empfehlung für das Referendum abgeben.”

Das fanden die Olympiafans der “Bild”-Zeitung nicht so lustig:

Damit war mit dem Anti-Andreas-Rettig-Kurs aber noch lange nicht Schluss. St. Paulis Geschäftsführer geriet vergangene Woche mit einem Vorschlag zur Vermarktung der TV-Rechte ins Visier. Rettigs Idee zusammengefasst: Bundesligaklubs, die große Geldgeber hinter sich haben (zum Beispiel der VfL Wolfsburg mit VW, Bayer Leverkusen mit Bayer, die TSG Hoffenheim mit SAP), sollten von der zentralen Vermarktung ausgeschlossen werden. Das stieß nicht nur bei den betroffenen Vereinen auf Gegenwind, aber vor allem dort. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler sagte:

“Das ist ein typischer Rettig. Er macht das, was er gerne tut: Er gibt ein bisschen Schweinchen Schlau.”

Eine Steilvorlage für Nachhaker Alfred Draxler:

Der FC St. Pauli reagierte …

… und Andreas Rettig sah ein, dass es “nicht der richtige Zeitpunkt ” für seinen Vorstoß gewesen sei. Der Verein zog seinen Antrag zur TV-Vermarktung zurück.

Den derzeitigen Höhepunkt der Rettig-Serie gab es aber vorgestern in “Bild”. Seit einiger Zeit hat die Sportredaktion die wöchentliche Serie “Jetzt kann ich es ja erzählen” im Programm. Fußballer, Trainer und Manager plaudern dort darüber, dass sie trotz 1:6-Niederlagen ordentlich feiern gegangen sind oder dass sie beim Training mal verhaftet wurden.

Am Mittwoch durfte der frühere Nationalspieler Carsten Ramelow eine Anekdote erzählen. Und er entschied sich für die Geschichte, wie er mal in Leverkusen auf Wohnungssuche war. Mit dabei damals: Ramelows Frau und Andreas Rettig, der zu der Zeit für Bayer Leverkusen tätig war.

Ein Objekt ist in Leverkusen-Opladen, fünf Autominuten vom Stadion entfernt. Ramelow: “Herr Rettig drückte auf eine Klingel. Es tat sich nichts. Er klingelte erneut. Dann machte plötzlich eine leicht bekleidete Frau auf.” (…) Und weiter: “Da war uns klar: Wir waren hier falsch — wir waren in einem Puff gelandet. Die eigentliche Wohnung befand sich um die Ecke des Hauses, traf dann aber auch nicht unseren Geschmack.”

Und was macht “Bild” aus dieser Geschichte, in der rein gar nichts passiert?

Bei Bild.de wurde überigens aus dieser Überschrift …

… inzwischen diese:

Bild.de-Chef lässt BILDblog Seite an Seite mit “Pegida” marschieren

Vor ein paar Tagen hat “Pegida”-Chef Lutz Bachmann zwei Screenshots von Bild.de getwittert, um den in rechten Kreisen so beliebten “Lügenpresse”-Vorwurf zu untermauern:

Allerdings: Die Artikel widersprechen sich in Wahrheit gar nicht. Denn die linke Schlagzeile (“kaum gestiegen”) bezieht sich auf Deutschland, die rechte (“stark gestiegen”) auf Baden-Württemberg. Als wir seinen Tweet heute entdeckten, antworteten wir:

Und schoben noch einen Screenshot samt Link eines Artikels des SWR hinterher, in dem die Situation in Baden-Württemberg genauer erläutert wird:

Also noch einmal zusammengefasst: Bachmann und seine Jünger nutzen die Bild.de-Schlagzeilen, um ihr Weltbild der lügenden Medien zu belegen, und wir sagen: Bullshit.

Im Grunde haben wir also sogar Bild.de in Schutz genommen. Doch nur einer versteht das nicht — oder will es einfach nicht verstehen: Bild.de-Chef Julian Reichelt.

Und noch mal:

Und noch mal:

Julian Reichelt wirft uns gerne vor, wir seien ideologische Betonköpfe, weil wir hier im BILDblog nur nach einer Maxime arbeiteten: Hauptsache gegen “Bild”. Den Spiegeltest würde er wohl nicht bestehen.

Nachtrag, 22.25 Uhr: Er ist dreiviertel zurückgerudert.

Türkische Journalisten, Zensur in Thailand, Pelzig verabschiedet sich

1. Drei weitere türkische Reporter vor Gericht
(dw.com)
Im Februar bezeichnete die türkische Tageszeitung “Birgün” Präsident Recep Tayyip Erdoğan als “Dieb” und “Mörder”. Gestern begann der Prozess “gegen drei leitende Redakteure des Blattes.” Seit Erdoğans Amtsantritt im vergangenen Jahr habe es gegen kritische Journalisten “mehr als hundert Verfahren dieser Art gegeben”, schreibt faz.net. Auch die beiden “Cumhuriyet”-Journalisten Can Dündar und Erdem Gül befinden sich weiter in Haft (siehe Link Nummer 1). “Frontal21” hatte erst vor Kurzem mit Dündar gesprochen. Die “Reporter ohne Grenzen” haben eine Petition gestartet, in der sie Erdoğan auffordern, Dündar und Gül freizulassen.

2. “Traurige Gefasstheit” beim “Spiegel”
(ndr.de, Daniel Bouhs und Annette Leiterer)
Die “Agenda 2018” solle dem “Spiegel” dabei helfen, mindestens 15 Millionen Euro einzusparen. Dafür würden 149 Stellen abgebaut, darunter 35 in der Redaktion. Der verantwortliche Geschäftsführer Thomas Hass spricht von “trauriger Gefasstheit” als Reaktion auf die Sparmaßnahmen. Die “Welt” dokumentiert seine Rede auf der Mitarbeiterversammlung und analysiert das Programm in einem weiteren Text. Demnach gebe es verlagsintern Widerstand: “Die Frage, welcher Gesellschafter nicht für die ‘Agenda 2018’ gestimmt hat, lässt sich eindeutig beantworten. Da von ihrer Zustimmung oder Ablehnung nichts abhängt, war es die Erbengemeinschaft der Augsteins.”

3. Gestatten, ARD — Rundfunk für “besorgte Bürger”
(starke-meinungen.de, Christoph Giesa)
Einige TV-Sendungen “entwickeln sich (…) zu Steigbügelhaltern von AfD, Pegida und Reichsbürgern.” Das meint jedenfalls Christoph Giesa und fragt: “Schielt man bei Plasberg, Jauch und Co eher auf die Quote als auf den eigentlichen Auftrag?” Unsere Gesellschaft werde “gerade nicht nur von Islamisten, sondern auch von der rechten Szene unter Beschuss genommen”, und man werde dieses Phänomen nicht in den Griff bekommen, “indem man auf die Quoten schielend deren Ikonen Raum gibt.”

4. Wozu noch Medienkritik?
(evangelisch.de, Tilo Jung und Stefan Schulz)
Claus Kleber sieht große Teile der Gesellschaft “unversorgt von einer, wie wir sagen würden, anständigen Nachrichtenversorgung”. Peter Frey, ZDF-Chef und damit Klebers Vorgesetzter, spricht dagegen von einer “Renaissance der Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Nachrichten”. Und der Intendant Thomas Bellut erkennt “keinen Hinweis für eine grundlegende Glaubwürdigkeitskrise”. Der ZDF-interne Konflikt steht stellvertretend für den Kampf um die Deutungshoheit innerhalb der gesamten Branche. Stefan Schulz meint deshalb: “Es tobt ein sehr schädlicher Medienkrieg.”

5. Zensur in Thailand: “New York Times” erscheint mit weissem Fleck auf dem Titel
(watson.ch)
Auf der gestrigen Titelseite der “International New York Times” gab es einen kritischen Artikel über die Situation in Thailand. Überschrift: “Thailands Stimmung und Wirtschaft im Sinkflug”. Nur nicht in Thailand. Da war auf einer großen weißen Fläche zu lesen: “Der Artikel, der hier stand, wurde von unserer Druckerei in Thailand entfernt. Die ‘International New York Times’ und ihre Belegschaft spielten keine Rolle bei dieser Entfernung.”

6. “Wer unmodisch bleibt, eilt voraus”
(taz.de, Johannes Gernert und Peter Unfried)
Gestern Abend sendete das ZDF die letzte Folge von “Pelzig hält sich”. Johannes Gernert und Peter Unfried haben mit Frank-Markus Barwasser über seinen freiwilligen Abgang gesprochen.

Rügenritt in Sternchenjeans

Dürfen wir vorstellen:

„Georgie“ ist die Kinder-Rubrik der Reitsport-Zeitschrift „St. Georg“ — normalerweise nicht ganz unser Beritt, aber wenn mit einer Redaktion dermaßen die Pferde durchg… okay, zur Sache.

Doch in Wahrheit waren es nicht “Georgie” und die Redaktion von „St. Georg“, die das “herausgefunden” haben, sondern: HKM Sports Equipment.

Denn die Outfits, die Bibi und ihre Freundin Tina im Film tragen, wurden von HKM Sports Equipment gestellt und inzwischen könnt auch ihr euch in Bibi und Tina und eure Pferde in Amadeus und Sabrina verwandeln. Aber wie entsteht eigentlich so eine Kollektion? HKM Sports Equipment erklärt es euch.

Vor allem erklärt HKM Sports Equipment aber, wie umwerfend HKM Sports Equipment doch ist — vier Seiten lang:


Im Laufe des letzten Jahres konnte das HKM-Team immer wieder Einblicke in die Filmwelt erhaschen. Die Darstellerinnen von Bibi & Tina, Lina Larissa Strahl und Lisa-Marie Koroll, haben sogar mal ganz liebe Grüße direkt vom Filmset geschickt. Echt aufregend.

Au ja. Aber der Höhepunkt kommt erst noch.

Im Dezember war es dann so weit: Weltpremiere in Berlin und das Team HKM war mit zwölf Mädels live dabei. Das war mal etwas ganz Besonderes, denn bei der Premiere ebenfalls anwesend waren Schauspieler wie Heino Ferch oder Max von der Groeben. Und die HKMs mitten drin. Während des Films haben sie natürlich immer wieder geschaut, wo Produkte von ihnen verwendet wurden und klar, da waren sie schon ziemlich stolz, als sie die vielen Produkte entdeckt haben.

Auch Teil der Premiere: Die Präsentation der HKM by Bibi & Tina Reitsportkollektion. Das war natürlich ganz besonders aufregend für die HKM-Mannschaft und eigentlich beinahe der wichtigste Teil – ähnlich wie die entscheidende Germany‘s Next Topmodel-Frage, ob Heidi ein Foto für die Kandidatin hat. Hier stellte sich die Frage: Wie kommt die Kollektion bei den kleinen Reiterinnen an? Hat sich die monatelange Arbeit und das Herzblut gelohnt, das hineingesteckt wurde? Gefallen Sternchenjeans in blau und Oversizeblouson in knallrot den Bibi & Tina Fans?

Antwort: Ja, HKM, wir haben ein Foto für Dich! Da waren Freude und Erleichterung bei allen Beteiligten natürlich groß.

Und was noch toller ist: Auch in jenen Ländern, in denen Bibi & Tina gar nicht jeder kennt (stellt euch vor, das gibt‘s!), HKM aber viele Kunden hat, kommt die Kollektion toll an. Und wer freut sich nicht über zufriedene Kunden?!

Übrigens apropos Inspiration – die Begeisterung für das „voll verhexte“ Bibi & Tina Outfit hat Desginchef Stefan und sein Team zur Entwicklung von „Little Sister“ inspiriert, einer neuen Kollektion für die kleine Reiterin, die ab Herbst 2015 erhältlich sein wird.

Übrigens apropos Begeisterung. Der Deutsche Presserat zeigte sich weniger angetan von dieser Schleichwerbung und sprach eine Rüge gegen „St. Georg“ aus.

Es war bei Weitem nicht der einzige Schleichwerbetext, der vom Presserat gerügt wurde. Wir sind zwar etwas spät dran (die Sitzung fand im September statt), wollen uns die Geschichten aber trotzdem noch etwas genauer anschauen.

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Da wäre zunächst dieser Artikel, erschienen in der “Rheinischen Post”:

Eine Bank, die Kredite vergibt? Hammer!

Das Kleveblog (das uns freundlicherweise auch das Foto zur Verfügung gestellt hat) schreibt dazu:

Im Text, Bestandteil des redaktionellen Angebots und nicht als Anzeige gekennzeichnet, heißt es: „DieVolksbank Kleverland stellt ihren Kunden Kunden [sic!] für private Anschaffungen schnell und unkompliziert Darlehen zur Verfügung. Der Wunschbetrag kann dabei bis 75000 Euro betragen.“ Kundenberater Benjamin Brüschke sagt: „Wofür der Kunde den Kredit braucht, spielt dabei gar keine Rolle“. Hey, it’s so easy, nehmt die Kohle! Der junge Mann posiert auch für das Foto, vor einem üppigen Mercedes und mit einem Easy-Credit-Plakat in der Hand, das ein Pärchen zeigt, welches fröhlich verkündet: „Unser Kredit, so individuell wie wir“.

Diese „ausschließlich positive und völlig unkritische“ Berichterstattung der „Rheinischen Post“ sei „nicht von öffentlichem Interesse“ gewesen und habe „deutlich die Grenze zur Schleichwerbung“ überschritten, urteilte auch der Presserat und sprach eine Rüge aus.

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Gerügt wurden auch die „Westfälischen Nachrichten“. Die Zeitung hatte im Rahmen einer „Medienpartnerschaft“ drei redaktionelle Beiträge über Unternehmen und ihr Angebot veröffentlicht. Beigestellt waren den Artikeln Anzeigen der Unternehmen. Auch hier erkannte der Presserat Schleichwerbung.

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Die „Leipziger Volkszeitung“ wurde gerügt, weil sie auf der Titelseite auf eine werbliche Veröffentlichung im Innenteil hingewiesen hatte (es ging um Navigationsgeräte). „Ein solcher Querverweis ist mit der erforderlichen klaren Trennung von Redaktion und Werbung nicht vereinbar“, befand der Presserat.

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Ebenfalls wegen Schleichwerbung gerügt wurde „Sonntag Aktuell“. Das Blatt hatte, so der Presserat, „25 ausgewählte Urlaubshotels vorgestellt und dabei auch werbliche Formulierungen verwendet. Im Umfeld der Artikel wurden zudem zwei redaktionell gestaltete Anzeigen veröffentlicht, die mit ‘Sonderveröffentlichung’ gekennzeichnet waren. Dieser Begriff ist jedoch nicht geeignet, die Werbung für den Leser klar als solche erkennbar zu machen”.

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Eine Rüge ging auch an „L.A. Multimedia“. Die „Zeitschrift für den Einsatz von Multimedia, EDV, IT und Kommunikationstechnologien in Schulen“ (Eigenbeschreibung) hatte „unter anderem in werblicher Sprache über IT-Produkte berichtet und dabei jeweils einen bestimmten Hersteller bzw. Anbieter hervorgehoben“, wie der Presserat schreibt. „Zudem enthielten die Artikel Hinweise auf die Web-Seiten der Unternehmen. Einer der Artikel war sogar von einem leitenden Mitarbeiter eines Herstellerunternehmens verfasst worden.“ Der Presserat beurteilte auch diese Artikel als Schleichwerbung.

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Auch Bild.de bekam eine Rüge. Nicht wegen Schleichwerbung, sondern “wegen einer unangemessen sensationellen Darstellung eines grausamen Unfalls”. Der Presserat schreibt:

Die Redaktion hatte ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Sportler der European Games von einem Bus angefahren werden. Sie erlitten zum Teil schwere Verletzungen.

Im Video wird mehrfach der Moment des Aufpralls gezeigt. Diese Wiederholung des Unfallmoments geht über ein öffentliches Interesse hinaus, die Grenze zur Sensationsberichterstattung nach Ziffer 11 des Pressekodex wird überschritten, bewertete der Presserat.

Inzwischen hat Bild.de das Video geändert; jetzt ist der Aufprall nur noch einmal zu sehen. Natürlich mit vorgeschalteter Werbung.

***

Negativer Spitzenreiter war diesmal allerdings „Focus Online“, das gleich drei Rügen kassierte. Einen für diesen Artikel:

„Man fühlt sich nicht wie beim Einkaufen, sondern wie bei Freunden.“ So oder so ähnlich beschreiben viele Frauen die angenehme Einkaufsatmosphäre, für die schon einmal extra Meilen zurückgelegt werden. Statt vollgestopften Regalschluchten in irrgartenartigen Minifilialen sind alle dm-Läden stets aufgeräumt sowie hell und freundlich gestaltet.

In den breiten Gängen kann man mühelos mit dem Einkaufs- oder Kinderwagen manövrieren. Gerade junge Mütter wissen diese Breite des Raumes zu schätzen, auch weil der Nachwuchs mit seinem eigenen Kindereinkaufswagen nicht alle drei Sekunden irgendwo anstößt.

Ein weiterer Pluspunkt: die schräg stehenden, niedrigen Regale ermöglichen selbst kleinen Frauen einen guten (Über-) Blick auf die Produkte.

Toll. Und das war erst Punkt 1 („Die Atmosphäre“). Es folgen acht weitere Lobeshymnen — „Das Lebensgefühl“, „Das Personal“, „Die Beratung“, „Das Angebot“, „Die Eigenmarken“, „Die Transparenz“, „Die Nachhaltigkeit“, „Die Ideologie“ — und nicht ein einziges kritisches Tönchen.

„Focus Online“ argumentierte zwar, „es handle sich zwar um einem wohlwollenden, aber keinen werblichen Beitrag, da keinerlei Vergünstigung für die Redaktion daraus entstand“, dem folgte der Presserat allerdings nicht.

Die zweite Rüge bekam „Focus Online“ für einen Artikel mit der Überschrift:

Dahinter verbarg sich dieses Video (BILDblog berichtete):

„Focus Online“ schrieb:

Eine ganz normale Straßensperre in Russland: Ein Auto wird aufgehalten, weil es nur einen funktionierenden Scheinwerfer hat. Während der Polizist noch mit dem Fahrer redet, taucht plötzlich ein Rudel Wölfe aus dem nichts auf. Gerade noch kann sich der Polizist retten.

Die “Maßnahmen” des Presserates:

Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:

  • einen Hinweis
  • eine Missbilligung
  • eine Rüge.

Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

Was die Redaktion nicht erwähnte: Das Video ist ein vier Jahre alter Fake und wurde als Teil einer Wodka-Werbekampagne verbreitet.

Darin sah der Presserat „einen schwerwiegenden Verstoß gegen das in Ziffer 1 des Pressekodex festgeschriebene Gebot zur wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit.“

Eine dritte Rüge bekam „Focus Online“, weil das Portal über den Suizid eines Mädchens berichtet und dabei den vollen Namen genannt und ein Foto des Mädchens gezeigt hatte. Die Rüge bezieht sich dabei explizit nur auf den Facebook-Auftritt von „Focus Online“ (vermutlich, weil nur dazu – und nicht zum Artikel selbst – eine Beschwerde eingegangen war). Der Presserat schreibt: „Die in Richtlinie 8.7 geforderte Zurückhaltung bei der Berichterstattung über Selbsttötung wurde hier grob missachtet.“

***

Neben den zehn Rügen sprach der Presserat auch 19 Missbilligungen aus. Sechs davon gingen an Bild.de.

In diesem Fall hatte “Bild”, wie so häufig, wenn es von grausamen Unfällen keine grausamen Fotos gibt, eine grausame Zeichnung anfertigen lassen — und verstieß damit gegen Ziffer 11 des Pressekodex (“Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid”).

So auch in diesem Fall:


Für beide Zeichnungen erhielt Bild.de Missbilligungen; die mit der Straßenbahn wurde inzwischen gelöscht, die mit der Statue ist weiterhin online.

Eine weitere Missbilligung gab es für diesen Artikel:

(Unkenntlichmachung der Frau von uns.)

Bild.de hatte das Gesicht der Frau nicht verpixelt — ein Verstoß gegen Ziffer 8 (Schutz der Persönlichkeit). Das Foto ist übrigens immer noch unverändert online.

Ebenfalls missbilligt wurde dieser Artikel:

Darin zeigt Bild.de mehrere (Agentur-)Fotos der Opfer ohne jede Unkenntlichmachung. Auch hier erkannte der Presserat einen Verstoß gegen Ziffer 8. Und auch diese Fotos sind immer noch online.

Auch dafür gab es eine Missbilligung. Das Foto verstoße gegen die Ziffern 1 (Achtung der Menschenwürde) und 11 (Sensationsberichterstattung).

Missbilligt wurde schließlich auch dieser Artikel:

Darin zeigt Bild.de ein Video (auch das ist nach wie vor online), auf dem ein hilfloser Mann immer wieder getreten und geschlagen wird. Damit verstößt das Portal nach Auffassung des Presserats gegen Ziffer 11, weil der Leser die Möglichkeit habe, unmittelbar bei der Gewalttat dabei zu sein. Außerdem erhöhe dies das Risiko von Nachahmungen.

Darüber hinaus sprach der Presserat auch zwei “Hinweise” gegen “Bild” bzw. Bild.de aus. Einen wegen des (inzwischen entfernten) Emotions-Tools, mit dem die Online-Leser auch bei den unpassendsten Gelegenheiten “Lachen” konnten:

Der Presserat erklärte, es schade dem Ansehen der Presse, “wenn ein Medium bei einem Beitrag, der sich mit einer Gewalttat gegen einen Menschen beschäftigt, den Usern die Möglichkeit eröffnet, den Artikel mit einer Emotion wie ‘Lachen’ zu bewerten” (siehe dazu auch hier und hier).

Der zweite Hinweis ging an die gedruckte “Bild”-Zeitung, weil sie ein Mädchen, das zunächst vermisst worden aber dann wieder aufgetaucht war, auch nach dem Auftauchen unverpixelt gezeigt hatte:

Eine Rüge, sechs Missbilligungen, zwei Hinweise — da können die Leute von “Bild” ja wieder richtig stolz auf sich sein.

n24.de  

Mehr Fiction als Science

Bei N24 finden sie diese “Aufnahmen aus dem Weltall”, die die Nasa veröffentlicht haben soll, wohl so “spektakulär”, dass sie auf der Startseite aktuell gleich zweimal auf ihren Artikel verlinken:

Also, draufgeklickt — und schon erzählt einem der Sprecher:

Diese spektaklären Weltraumaufnahmen der Nasa zeigen ein äußerst seltenes Phänomen. Zu sehen ist zunächst ein sogenanntes Schwarzes Loch. Wie ein Phantom schwebt es durchs All. Plötzlich taucht ein sonnenähnlicher Stern auf. Er wird vom Schwarzen Loch angezogen. Bei diesem Schauspiel herschen enorme …

… und so weiter.

Erstmal: Das 1:02-Minuten-Video hat das “Goddard Space Flight Center” der Nasa (GSFC) bereits vor über einem Monat bei Youtube hochgeladen. Vor allem aber trifft es der Sprecher schon ganz gut mit dem “Schauspiel”, von dem er spricht. Denn bei diesem Schwarzes-Loch-Stern-Krimi handelt es sich keineswegs um “Aufnahmen aus dem Weltall”, sondern um Aufnahmen aus einem Computer. Es ist eine Animation.

Oder wie das GSFC selbst schreibt:

This artist’s rendering illustrates new findings about a star shredded by a black hole.

Das ist offenbar auch einigen Lesern aufgefallen. Allerdings:

Da scheint ein Schwarzes Loch durch den N24-Kommentarbereich gezogen zu sein.

Mit Dank an Markus K.!

Nachtrag, 1. Dezember: Inzwischen schreibt N24 nur noch, dass es sich um “Aufnahmen” handele (statt “Aufnahmen aus dem Weltall”). Und auch der Sprecher des Videos redet nun von einer “Animation der Nasa”.

“Bild” und die gefühlte Wahrheit über Mats Hummels

Der “Kicker” hat heute ein großes Interview mit BVB-Fußballer Mats Hummels veröffentlicht. Darin findet sich auch folgende Passage:

Kicker: Sie sollen aus Ärger über interne Meinungsverschiedenheiten gesagt haben: „Ich bin mit der Borussia nicht verheiratet.“

Hummels: Das ist eine Geschichte, die mir wirklich am Herzen liegt! Diesen Satz habe ich im Leben noch NIE benutzt! Und ich habe ganz ehrlich ein Problem damit, dass so etwas einfach erfunden wird und jeder vom anderen abschreibt. Es ist traurig, dass das heute so funktioniert und zur gefühlten Wahrheit wird.

Und wer hat’s erfunden? Genau:

[Hummels’] Verhältnis zu Trainer Thomas Tuchel (42) ist nicht (immer) das Beste. Nach dem Last-Minute-Ausgleich gegen Darmstadt (2:2/7. Spieltag) hatte Hummels gewütet: „Das ist keine Verteidigung.“

Danach musste er sich wegen seiner Kollegen-Schelte deutliche Worte von Tuchel anhören.

Hummels soll sich angeblich nicht gerade einsichtig gezeigt haben und gekontert haben: „Ich bin nicht mit dem BVB verheiratet!“

Erschienen vor fünf Tagen auf Bild.de und in der Ruhrgebiets-Ausgabe der „Bild“-Zeitung – und von dort herumgereicht in der Fußballmedienwelt:

Hummels soll sich aber angeblich nicht gerade einsichtig gezeigt und laut Bild gekontert haben: “Ich bin nicht mit dem BVB verheiratet!”

(fussballnews.de)

(…) soll der Nationalspieler demnach entgegnet haben: „Ich bin nicht mit dem BVB verheiratet.

(transfermarkt.de)

“Ich bin nicht mit dem BVB verheiratet”, soll Hummels geäußert haben.

(news.de)

Die BILD berichtet, dass eine Trennung möglich sei. Interpretieren tut sie das aus dem angeblichen Satz: “Ich bin nicht mit dem BVB verheiratet”, den Hummels seinem Coach Tuchel gegenüber gesagt haben soll.

(spox.com)

Darauf solll [sic] dieser erwidert haben: “Ich bin nicht mit dem BVB verheiratet.”

(sport1.de)

Die “Bild”-Zeitung berichtet auf ihrer Online-Seite heute auch über das „Kicker“-Interview. Die Stelle mit dem erfundenen Satz erwähnt sie dabei natürlich nicht.

Nachts sind alle Bodyguards grau

Die Sensationsspürnasen der Kölner “Bild”-Redaktion haben auf der Premiere des Musicals “Bodyguard” eine verblüffende Entdeckung gemacht.

Schnurrrrr! Daniela Katzenberger (29) zeigte bei der Bodyguard-Premiere beeindruckende Kurven.

Keine Spur mehr von der Schwangerschaft – und das, obwohl sie nach der Geburt von Tochter Sophia 85 Kilo auf die Waage brachte. Jetzt, 3 Monate später, hat sie schon 20 Kilo runter.

Gut, das haben sie auch schon in diesem Artikel und in diesem Artikel und in diesem Artikel und in diesem Artikel und in diesem Artikel erzählt, aber es kommt ja noch viel krasser:

Die neuen Kurven der Katze sind so gefährlich, dass sie sich nach der Bodyguard-Show in Köln von einem Bodyguard zum Auto bringen ließ – weil sie sonst überall angesprochen und aufgehalten wird…

Bodyguard-Beweisfoto oben links. Zu erkennen auch an den drei Regenschirmen: Einer zum Schutz gegen fliegende Sahnetorten, einer gegen Paparazzifotos und einer für bodyguardmäßige Verteidigungskampftricks. Im Ernstfall alles gleichzeitig machbar. Vermutlich. Zumindest für einen echten Leibwächter. Der Mann auf dem Foto ist allerdings keiner, auch nicht der von Katzenberger. Er arbeitet bei der Produktionsfirma, die die Premiere veranstaltet hat.

Mit Dank an den Hinweisgeber.

Youtuber vs. “Bild”, Grönemeyer, Cinema Perverso

1. Machtlos gegen Flüchtlingsgerüchte?
(ndr.de, Bastian Berbner, Video, 7:24 Minuten)
Michael Würz jagt abgeschlagenen Köpfen und angeblichen Vergewaltigungen hinterher — und findet nie Handfestes. Das liegt nicht daran, dass der Redakteur des “Zollern-Alb-Kuriers” schlampig recherchiert, im Gegenteil: Er findet ständig heraus, dass an den Gerüchten über die Flüchtlinge in Meßstetten nichts dran ist. Ein Beitrag von Bastian Berbner über Facebook-Verleumdungen und den Umgang der Medien mit ihnen.

2. Das Ringen um Vertrauen und Glaubwürdigkeit
(deutschlandfunk.de, Benjamin Dierks, Audio, 18:16 Minuten)
“Lügenpresse, Lügenpresse!” Diese Parole steht stellvertretend für eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Menschen haben immer weniger Vertrauen, dass Journalisten wahrheitsgemäß berichten. Der “Deutschlandfunk” hat Wissenschaftler und Medienmacher gefragt, woran das liegt, welche Rolle das Internet dabei spielt, was Journalisten dagegen tun können und inwiefern die veränderten Rahmenbedingungen auch Chancen bieten.

3. Abgemahnter Youtuber will Bild.de verklagen
(golem.de, Friedhelm Greis)
Bild.de sperrt Adblock-Nutzer aus, Youtuber erklärt, wie man die Sperre umgehen kann, Axel-Springer-Verlag verschickt eine Abmahnung, Youtuber weigert sich, eine Unterlassungserklärung abzugeben. So die Vorgeschichte in Kurzform (siehe Link Nummer 2 und Link Nummer 1). Jetzt die nächste Runde: Der Youtuber Tobias Richter geht in die Offensive und plant eine sogenannte negative Feststellungsklage gegen Springer. Helfen soll dabei eine (inzwischen erfolgreiche) Crowdfundingkampagne.

4. Im Auftrag von…
(taz.de, Daniel Bouhs)
Im April 2014 schrieben zwei “Spiegel”-Journalisten: “Beim Spiegel ist die Offenheit für das neue Format begrenzt: Werbung, die aussieht wie ein Text der Redaktion, wird es nicht geben.” Anderthalb Jahre später fällt dieses kategorische Nein längst nicht mehr so deutlich aus. Beim “Spiegel”-Ableger “Bento” sollen Native Ads für Einnahmen sorgen und möglicherweise auch den Weg für Sponsored Content beim Mutterschiff bereiten. Bei “Spiegel Online” heißt es auf Anfrage zwar, es gebe “derzeit keine konkreten Pläne” — eine klare Absage ist das aber nicht mehr. Damit ist der “Spiegel”-Verlag nicht alleine, auch bei “Zeit Online” und dessen Beiboot “Ze.tt” sollen Werbetreibende “Geschichten erzählen” dürfen, “um ihre Marke zu stärken oder Produkte zu verkaufen”.

5. Warum wir nicht über Grönemeyers Tour-Pläne berichten
(derwesten.de)
Anlässlich seines neuen Albums geht Herbert Grönemeyer auf Tour. Darüber wollte er mit Journalisten reden, die dafür “eine schriftliche Vereinbarung unterzeichnen [sollten], die dem Künstler im Extremfall einen massiven Eingriff in die Berichterstattung ermöglichen würde.” Die “WAZ” sieht darin einen “deutlich über die gängige Autorisierungspraxis hinausgehenden Eingriff in die redaktionelle Unabhängigkeit” und verzichtet auf die Berichterstattung.

6. Cinema Perverso
(arte.tv, Oliver Schwehm, Video, 58:30 Minuten, verfügbar bis 29.1.2016)
Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Bahn an größeren Bahnhöfen eigene Kinos für die Reisenden, in denen eher speziellere Filme liefen wie “Nackt und zerfleischt”, “In der Gewalt der Riesenameisen”, “Das Blutgericht der reitenden Leichen” oder “Heiße Katzen in der grünen Hölle”. Die Arte-Doku wirft einen Blick in “die wunderbare und kaputte Welt des Bahnhofskinos” und erklärt zum Beispiel, warum für den US-Streifen “Die Todesgruft des Dr. Jekyll” Szenen in Bielefeld nachgedreht werden mussten.

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