Suchergebnisse für ‘Klima’

Die USA gegen Julian Assange, Nicht strafbar, Nehmt die Klimakrise ernst!

1. Wikileaks – Die USA gegen Julian Assange
(ardmediathek.de, Elena Kuch & Robert Holm, Video: 59:34 Minuten)
Mit die lohnenswertesten 60 Minuten, die man derzeit für eine Dokumentation mit Medienbezug im deutschen Fernsehen aufwenden kann: Der Film zeigt nicht nur den Aufstieg und Fall des Julian Assange, sondern zeichnet ein differenziertes Bild von Assange als Spielball politischer Interessen. Außerdem erfährt man, auf welch unfassbare Weise der Wikileaks-Gründer in der ecuadorianischen Botschaft in London von einer korrupten Überwachungsfirma bespitzelt wurde. Erstmals spricht auch seine Partnerin Stella Moris, die mit Assange zwei Söhne hat, über die Umstände ihrer geheimgehaltenen Beziehung. Absolut sehenswert, auch wenn man meint, bereits viel über den Fall Assange zu wissen.

2. Journalist:innen, nehmt die Klimakrise endlich ernst!
(uebermedien.de, Sara Schurmann)
Die Journalistin Sara Schurmann ruft Medienschaffende in einem offenen Brief dazu auf, bei jeder Berichterstattung die Auswirkungen auf das Klima mitzudenken: “Viele Journalist:innen betonen zu Recht, den Unterschied von Aktivismus und Journalismus. Aber die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels als vierte Gewalt zu kontrollieren, ist kein Aktivismus. Es ist wissenschaftlich, menschlich und journalistisch geboten. Wir Journalist:innen können das Versagen der Politik nicht einfach nur protokollieren. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen, die zur Nicht-Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels führen, sind nicht bloß eine Seite einer Geschichte, die wir zu Wort kommen lassen müssen. Die Klimakrise ist akut bedrohliche Realität.”

3. Nicht strafbar
(taz.de, Christian Rath)
Die “taz” will aus Kreisen der Berliner Staatsanwaltschaft erfahren haben, dass die heftig diskutierte Polizei-Kolumne der “taz”-Autorin Hengameh Yaghoobifarah voraussichtlich keine strafrechtlichen Folgen haben werde. Die Deutsche Polizeigewerkschaft und die Gewerkschaft der Polizei hatten zuvor Strafanzeige gestellt. Auch Innenminister Horst Seehofer hatte darauf beharrt, dass “Straftatbestände erfüllt” seien.

Bildblog unterstuetzen

4. Journaillesoziolektisches: »Kretschmann-Crash«
(noemix.wordpress.com, Michael Nöhrig)
Ein tragischer Auffahrunfall, bei dem ein Kleinkind ums Leben kam, wird von vielen Redaktionen als “Kretschmann-Crash” oder ähnlich bezeichnet, obwohl es sich um einen Folgeunfall handelte, an dem der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs nicht beteiligt war. Michael Nöhrig hat einige der Schlagzeilen zusammengestellt.

5. Der Journalist Sean Hannity
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 5:23 Minuten)
Der US-amerikanische Radio- und Fernsehmoderator Sean Hannity beschert dem US-Fernsehsender Fox News tolle Quoten. Ein Reporter der “Washington Post” sieht starke Parallelen zwischen Hannity und Donald Trump: “Beide sind keine Intellektuellen, sie sprechen eine klare Sprache und sind kulinarisch wenig anspruchsvoll. Bei aller Radikalität, die die beiden zur Schau stellen: Mit jedem von ihnen könne sich der amerikanische Durchschnittsbürger vorstellen, abends in der Bar ein Bier zu trinken.” Der Deutschlandfunk berichtet über den sich selbst “Meinungsjournalist” nennenden millionenschweren Medienmann und dessen symbiotische Beziehung zum US-Präsidenten.

6. Bild-Chef Reichelt: “Wenn mein 11-jähriges Kind fünf Geschwister verloren hätte und unter Schock seinem 12-jährigen Freund WhatsApp-Nachrichten dazu schreibt, hätte ich auch gern, dass ganz Deutschland sie lesen kann”
(der-postillon.com)
Manchmal treffender als jede Medienkritik: die Überschrift einer “Postillon”-Meldung.

“Bild”: Enteignung oder Boykott?, Klima-Framing, Obskurer Appell

1. Warum man die BILD enteignen und zerschlagen muss.
(facebook.com/stephan.anpalagan)
Nachdem die “Bild”-Redaktion private WhatsApp-Nachrichten eines Kindes veröffentlicht hatte, dessen Geschwister gerade getötet wurden (BILDblog berichtete), erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Journalisten und Journalistinnen der unterschiedlichsten Medien distanzierten sich von dieser Form der Berichterstattung und bekundeten ihren Abscheu und Ekel. Stephan Anpalagan hat den Glauben an Appelle und an die Wirksamkeit von Rügen verloren: “Diese ‘Zeitung’ ist kaputt. Es gibt kaum eine Möglichkeit, sie zur Rechenschaft zu zwingen und sie abzustrafen. Die BILD suhlt sich seit ihrer Gründung in ihrem Allmachtswahn und sieht sich keinerlei Kontrolle und Korrektur gegenüber. Wir können uns all diese konsequenzlosen Grenzüberschreitungen nicht länger bieten lassen. Die BILD ist gefährlich. Die BILD bricht. Mit dieser Gesellschaft. Mit den Menschen, die in diesem Land leben. Deshalb muss sie enteignet und zerschlagen werden.”
Weiterer Lesehinweis: “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm ruft zum gesellschaftsübergreifenden Boykott des Blatts auf: “Jeder sollte dieses Blatt boykottieren: LeserInnen, indem sie kein Geld dafür ausgeben, JournalistInnen, bei Bild oder Springer, indem sie sich einen anderen Job suchen. Unternehmen, indem sie dort keine Anzeigen schalten, und PolitikerInnen, indem sie dem Blatt keine Interviews mehr geben.”
Auch Tanjev Schultz, der an der Mainzer Universität unter anderem Ethik des Journalismus lehrt, ist entsetzt über das Verhalten der “Bild”-Zeitung im Fall Solingen: “Nicht jeder, der sich mit einem Presseausweis bewaffnet, sollte Journalist genannt werden. Die Kinderschüttler sind eine Schande für den Journalismus.” (t-online.de)

2. Balance zwischen Bildern und Inhalt
(mmm.verdi.de, Felix Koltermann)
Beim Zeitungsmachen kommt der Bebilderung und der Gestaltung der Beiträge eine wichtige Rolle zu. Art-Direktorin Jane Dulfaqar spricht im Interview über das Verhältnis von Fotografie, Design und Journalismus sowie über die Gefahren der Stockfotografie: “Bei Zeitungen, die viel mit Stockfotos arbeiten, sieht man, dass ‘möglichst billig’ die Devise ist. Man findet dann zu ähnlichen Themen immer ähnliche oder gar gleiche Bilder. (…) Das schafft Langeweile, Ununterscheidbarkeit in der eigentlichen Diversität unserer Zeitungslandschaft und generiert letztendlich Interessenlosigkeit an gedruckten Produkten.”
Weiterer Lesehinweis: “Wer als Model für Stockfotos posiert, bekommt wenig Geld, aber manchmal unerwartete Aufmerksamkeit”: Für 80 Euro zur weltweiten Witzfigur (spiegel.de, Daniel Ziegener).

3. Besser übers Klima schreiben
(taz.de, Kai Schöneberg & Torsten Schäfer)
Weil das Sein das Bewusstsein bestimme, gebe sich die “taz” als erstes Medienhaus in Deutschland eine klimagerechte Sprache: “Warum schreiben wir eigentlich Erderwärmung und nicht Erderhitzung? Ist die Idee eines sich kuschelig erwärmenden Planeten nicht viel zu beschönigend, wenn man daran denkt, dass sich Wüsten bilden und Menschen und Tiere wegen der Hitze keine Lebensgrundlagen mehr finden? Wer genauer über die Sprache in der Klimaberichterstattung nachdenkt, kann genauer formulieren.”
Weiterer Lesehinweis: “Der ZDF-Wetterexperte Özden Terli versucht im täglichen Wetterbericht, Fakten über die Klimakrise zu vermitteln. Dafür wird er von Zuschauern massiv angefeindet”: So kämpft ZDF-Wettermoderator Özden Terli gegen die Klimaleugner (tagesspiegel.de, Armin Lehmann).

Bildblog unterstuetzen

4. Toleranz für die Intoleranz?
(sueddeutsche.de, Philipp Bovermann & Felix Stephan)
Die Initiatoren des “Appells für freie Debattenräume” sehen sich auf breiter Front einem angeblichen Denk- und Sprechverbot ausgesetzt: “Absagen, löschen, zensieren: seit einigen Jahren macht sich ein Ungeist breit, der das freie Denken und Sprechen in den Würgegriff nimmt und die Grundlage des freien Austauschs von Ideen und Argumenten untergräbt.” Wer steht hinter dem obskuren Appell? Wer hat ihn unterzeichnet? Und worin liegen die Unterschiede zu einem ähnlichen Schreiben aus den USA? Philipp Bovermann und Felix Stephan haben sich auf die Suche nach Antworten begeben.

5. Tobias Schlegl: Vom Moderator zum Notfallsanitäter
(rnd.de, Nora Lysk)
Tobias Schlegl hatte sich über viele Jahre und einige Zwischenstationen vom Viva- zum ZDF-Moderator der Kultursendung “Aspekte” hochgearbeitet. Für viele überraschend, verabschiedete er sich vor vier Jahren vom Medienbusiness und begann eine Ausbildung zum Notfallsanitäter. Im Interview erzählt Schlegl von seinem Umzug aus dem Fernsehstudio in den Rettungswagen.
Weiterer Hörtipp: In seinem Podcast “Fighting Corona” spricht Schlegl mit den Menschen, die tagtäglich für uns im medizinischen Einsatz sind, ob als Ärztin, Rettungssanitäter oder Altenpflegerin.

6. Trumps Lieblingssender: Was hinter dem Phänomen Fox News steckt
(youtube.com, RND, Matthias Schwarzer, Video: 5:38 Minuten)
“Was ist das für eine merkwürdige Beziehung zwischen einem Nachrichtenmedium und dem US-Präsidenten?” Matthias Schwarzer erklärt in unterhaltsamen fünfeinhalb Minuten auf Youtube, was den Erfolg von Fox News ausmacht: Wie kam es zur Gründung? Wie hält es der Sender mit der Wahrhaftigkeit? Und inwieweit kann das Programm überhaupt als Journalismus bezeichnet werden?
Weiterer Lesehinweis: Der USA-Korrespondent der “Süddeutschen”, Jürgen Schmieder, berichtet über die ehrgeizigen Expansionspläne von Fox News Media und den Einstieg des Unternehmens ins weltweite Streaminggeschäft: Ausweitung der Kampfzone.

Kaufbares Klimaleugner-Institut, Angeschossene Funkhäuser, Hoaxfibel

1. Das Heartland Institute: Wie US-Klimaleugner Politik in Europa machen
(correctiv.org, Annika Joeres & Susanne Götze)
Undercover bei den Klimawandelleugnern: “Frontal 21” (ZDF) und “Correctiv” haben verdeckt zur Strategie des sogenannten Heartland Institute recherchiert, einer der wichtigsten Lobbygruppen in der Szene der Klimawandelleugner. Hinter dem dubiosen Institut stecke wohl vor allem das Geld von Kohle- und Erdölindustrie. Für die Investigativrecherche hat “Correctiv” eine fiktive PR-Agentur gegründet und sich als angebliche Auto- und Kohle-Lobbyisten ausgegeben — um herauszufinden, ob und wie man sich bei dem Institut Agitation gegen Umweltschutz und den menschengemachten Klimawandel erkaufen kann, samt dazugehöriger Stimmen aus der Wissenschaft. Eine erschütternde und lesenswerte Recherche, die “zeigt, wie das US-amerikanische Heartland Institute Leugner des Klimawandels in Deutschland unterstützt, um Maßnahmen zum Klimaschutz zu untergraben. Undercover lernen wir den Chefstrategen des Instituts kennen: James Taylor. Er wird uns erzählen, wie das Netzwerk der Klimawandelleugner funktioniert, wie Spenden verschleiert werden und wie sie eine deutsche, AfD-nahe Youtuberin nutzen wollen, um ‘die Jugend’ zu erreichen.”
Der dazugehörige “Frontal 21”-Bericht ist in der ZDF-Mediathek zu sehen (ab Minute 24:08).

2. Sollten wir alle in Panik verfallen? Ich bitte um Handzeichen!
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Jürn Kruse hat sich die neue Talkshow von “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und dessen fehlgeschlagene Bemühung um mehr Empörung angeschaut: “Wenn die Diskutierenden in ‘Hier spricht das Volk’ die normalen Menschen sind, wie Reichelt sagt, ‘ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft, ein Querschnitt durch Deutschland’, dann bildet seine Zeitung diese Gesellschaft nicht mehr ab. Dann hat ‘Bild’ den Großteil unserer Gesellschaft verloren. Dann bleibt ihr nur noch der Rand.”

3. Sieben Statistiken zum Journalismus und zum Geschäft der Republik
(republik.ch, Oliver Fuchs & Thomas Preusse)
Das von rund 19.000 Unterstützerinnen und Unterstützern getragene Schweizer Online-Magazin “Republik” lässt sich in die Karten schauen: Woher kommt die Leserschaft? Wann wird “Republik” gelesen? Wie gewinnt man Mitglieder, und wie hält man sie bei der Stange? Und welche der Recherchen und Analysen wurden am meisten aufgerufen?
Weiterer Lesehinweis: Zehn Learnings aus zwei Jahren Republik.

4. Das waren 2019 die beliebtesten Magazine im Netz
(horizont.net, David Hein)
Der Flatrate-Digitalkiosk Readly bietet mehr als 4.000 Magazine zur Lektüre an. Doch auf welche Inhalte stürzen sich Leser und Leserinnen am liebsten? Es ist ein Hang zum Seichten zu erkennen: Zu den beliebtesten Magazinen bei Readly würden Technik- und Autozeitschriften sowie Klatschblätter zählen. Die beliebteste Kategorie sei vergangenes Jahr “Stars & Entertainment” gewesen.

5. Angeschossene Funkhäuser: Die sieben größten Probleme von ARD und ZDF
(rnd.de, Imre Grimm)
Für ARD und ZDF brechen schwierige Zeiten an: Der Spardruck wachse, die Kritik am Rundfunkbeitrag werde lauter, und den Sendern laufe die junge Generation davon. Imre Grimm beschreibt die sieben größten Probleme der Öffentlich-Rechtlichen.
Weiterer Lesehinweis: Der Deutschlandfunk hat mit dem ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow gesprochen: “Rundfunkanstalten müssen Prioritäten setzen” (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 10:05 Minuten).

6. “Verschwörungsideologien und Fake News – erkennen und widerlegen” (Kostenlose Broschüre)
(dergoldenealuhut.de, Giulia Silberberger)
Giulia Silberberger und Rüdiger Reinhardt vom “Goldenen Aluhut” haben eine Fibel über Hoaxes, “Fake News” und Verschwörungstheorien zusammengestellt. Die Online-Version der Broschüre steht ab sofort zum kostenlosen Download bereit (PDF), die Printversion soll Mitte Februar folgen.

Koalition der Klimawandelleugner, Untertitel für Pornos, Gelber Stern

1. Koalition der Klimawandelleugner
(spiegel.de, Susanne Götze & Annika Joeres)
Neue Rechte und Klimawandelleugner haben eine Medienkampagne gegen mehr Klimaschutz in Deutschland gestartet. Zu den “Kooperationspartnern” der Initiative würden der ultra-konservative CDU/CSU-Flügel “Werteunion”, der rechtslastige Arbeitgeberverband DAV sowie AfD-, CDU- und FDP-Mitglieder und ehemalige Abgeordnete gehören. Die CDU habe sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu der Kampagne und der Rolle der “Werteunion” äußern wollen: “Man darf spekulieren, dass die Parteispitze darauf hofft, mit der Werteunion und dem Grenzgänger Maaßen AfD-nahe Wähler holen zu können. Auch wenn die Gruppe von Präsidium und Vorstand der CDU nicht anerkannt wird.”

2. Was ist ein Mensch wert: Sat.1 trommelt für “Big Brother”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“DWDL” berichtet über die fragwürdige Ankündigung der neuen “Big Brother”-Staffel (Sat.1) und wird dafür selbst kritisiert: “Wie unbedarft muss man eigentlich sein, um so einen geschichtsvergessenen, faschistoiden Schund unkommentiert zu vermelden?”, fragt Till Räther auf Twitter. “DWDL” veröffentlichte später am Tag noch einen Kommentar von Redakteur Alexander Krei zur “Big Brother”-PR-Strategie. Auch Rainer Leurs, Redaktionsleiter bei “RP Online”, kommentiert die Marketing-Kampagne des Fernsehsenders: “Mit gelbem Stern entscheiden, ‘was ein Mensch wert ist’ & ‘Follow the Leader’ als Titelsong — die Provokation ist so obvious, dass ich nicht an eine Panne glauben kann. Bei der Geschmacklosigkeit dürfte der Social-Media-Aufschrei Teil des Plans gewesen sein. Eklig ist das.” Und Anna Aridzanjan fällt nur noch ein: “Ob diese Marketingleute in der Geschichtsstunde Kreide holen waren habe ich gefragt”.

3. Untertitel für Pornos
(taz.de, Denis Gießler)
Für viele klingt es zunächst wie ein Witz: Der gehörlose New Yorker Yaroslav Suris habe laut ABC News mehrere Online-Pornoplattformen wegen fehlender Untertitel verklagt. Suris stütze sich dabei auf den Americans with Disabilities Act, der US-Amerikaner mit Behinderungen seit 1990 bundes- und staatsübergreifend vor Diskrimierung schützen soll. Es wären nicht die USA, wenn es dabei nicht auch um jede Menge Geld gehen würde — in Form von Strafzahlungen, aber auch als Schadensersatz.

4. Der Deutsche Podcastpreis ist eine Fehlkonstruktion
(uebermedien.de, Daniel Bouhs)
Mitte März soll erstmals der Deutsche Podcastpreis verliehen werden. Unter den Initiatoren befinden sich öffentlich-rechtliche Radiosender, aber auch privatwirtschaftliche Podcast-Schwergewichte wie Amazon und Spotify. Im Vorfeld regt sich allerlei Kritik: Podcasts hätten sich mit dem Label “nominiert” schmücken können, über die “Crowd-Jury” sei wenig bekannt und das Auswahlverfahren sei überfordernd. Daniel Bouhs kommentiert: “So ehrenhaft der Versuch auch sein mag, unter dem Stichwort ‘Crowd’ alle zu umarmen: Engere Kriterien und eine Vorjury wären nur fair, um Brillantes verlässlich identifizieren und so tatsächlich allen eine Chance bieten zu können. Die Nominierten, erst recht die Prämierten, hätten es dann wirklich verdient.”

5. “Und morgen bist du tot!”
(zeit.de, Hasnain Kazim)
Was macht es mit einem, wenn man über einen längeren Zeitraum und nahezu täglich Hassnachrichten und Morddrohungen erhält? Es lohnt sich, dem für seine Deutlichkeit bekannten Journalisten Hasnain Kazim zuzuhören. Nicht nur, weil sein persönliches Erleben so erschütternd ist, sondern weil die Angriffe auf ihn in gewisser Weise auch Angriffe auf die Gesellschaft sind: “Manchmal erkennen mich Leute auf der Straße. ‘Sind Sie nicht …?’ Oder: ‘Ich kenne Sie doch!’ Ich freue mich darüber, es ist ja eine Form der Anerkennung. Aber in letzter Zeit hat sich ein Unbehagen eingeschlichen. Ich weiche unweigerlich zurück, wenn fremde Leute auf mich zukommen. Was, wenn sie mir etwas antun wollen? Dann wieder ärgere ich mich darüber, dass ich so misstrauisch geworden bin. Es zeigt, dass die Drohungen mich verändern.”

6. Die vier Gesichter unserer Internetprofile
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Marc Baumann)
Die US-amerikanische Country-Sängerin Dolly Parton veröffentlichte eine Bildcollage, die zeigen sollte, wie unterschiedlich wir uns auf Plattformen wie Linkedin, Facebook, Instagram und Tinder darstellen. Damit war die “Dolly Parton Challenge” geboren, der sich nun unzählige Promis, mal mehr und mal weniger lustig, anschließen.

“Bild” spielt üblen Klimafehlpass

Irgendwas mit Geflüchteten, irgendwas gegen die Grünen — das landet bei “Bild” und Bild.de selbstverständlich auf der Titel- und Startseite:

Ausriss Bild-Titelseite - Heftige Kritik von anderen Parteien - Grüne wollen deutschen Pass für Klima-Flüchtlinge
Screenshot Bild.de-Startseite - Plan der Grünen - Klima-Flüchtlinge sollen deutschen Pass bekommen

Über den “PLAN DER GRÜNEN” schreiben Filipp Piatov, Karina Mössbauer und Peter Tiede:

Kann jeder Klima-Flüchtling bald Deutscher werden?

Dieser Grünen-Plan hat es in sich: Ganze Bevölkerungsgruppen sollen wegen des Klimawandels umsiedeln dürfen. Und zwar AUS der ganzen Welt IN die ganze Welt!

Es geht um sogenannte Klimapässe. Das “Bild”-Trio erklärt das folgendermaßen:

Klima-Flüchtlinge aus aller Welt sollen in Industrie-Länder auswandern dürfen. Auch nach Deutschland. Und bei Ankunft gleich den deutschen Pass bekommen. “Eine Staatsbürgerschaft im aufnehmenden Land kann eine Option sein”, sagte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (64, Grüne) zum Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Natürlich verdrehen Piatov, Mössbauer und Tiede Claudia Roths “kann eine Option sein” direkt in “gleich den deutschen Pass bekommen”. Und sie verzichten darauf, einen ganz entscheidenden Satz Roths ebenfalls zu zitieren. Auf die Frage “Sollen die Betroffenen bei Ankunft in Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten?” antwortete die Grünen-Politikerin im Interview mit dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”:

Das internationale Recht fordert dazu auf, Staatenlosigkeit zu vermeiden. Genau solche Fragen müssen wir also dringend international diskutieren. Eine Staatsbürgerschaft im aufnehmenden Land kann eine Option sein.

(Hervorhebung durch uns.)

Es geht Claudia Roth bei ihrer Aussage zur Staatsbürgerschaft im aufnehmenden Land also nicht um “jeden Klima-Flüchtling”, wie “Bild” es ins Spiel bringt, sondern nur um die, bei denen eine Staatenlosigkeit droht. Ausführlicher wird das in einem Antrag der Bundestagsfraktion der Grünen (PDF) erklärt:

Auch muss sich die internationale Staatengemeinschaft darauf einigen, wie sie mit dem erwartbaren Verlust ganzer Staatsgebiete umzugehen gedenkt. Entsprechende Debatten und Verhandlungen bedürfen deutlich mehr Nachdruck. Wenn absehbar ist, dass beispielsweise Inselstaaten im Pazifik vollständig verschwinden, muss dringend festgelegt werden, welche völkerrechtlichen Folgen der Verlust des Territoriums für die Betroffenen, ihre Staatsangehörigkeit und ihren Schutzanspruch mit sich bringt. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass Staatenlosigkeit de facto und de jure verhindert wird. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, Lösungen international voranzutreiben — etwa die Idee eines Klimapasses, dessen individueller Ansatz den Betroffenen ermöglicht, selbstbestimmt und frühzeitig über ihre Migration zu entscheiden.

Roth spricht in diesem Zusammenhang zum Beispiel von “den Bürgerinnen und Bürgern pazifischer Inselstaaten wie Tuvalu oder Kiribati”, “deren Land vollständig im Meer zu verschwinden droht”.

Das Ziel des “Grünen-Plans” ist übrigens auch nicht primär, dass Personen “AUS der ganzen Welt IN die ganze Welt”, etwa nach Deutschland, umsiedeln. Danach gefragt, ob es nicht erstmal darum gehen müsse, “dass Menschen in ihrer Heimat bleiben können”, antwortete Claudia Roth:

Unbedingt, das muss oberste Priorität haben

Und auf die Frage, ob die Menschen, die wegen des Klimawandels bereits heute umsiedeln oder fliehen müssen, “herkommen dürfen” sollen:

Die wenigsten wollen das. Natürlich will die Kaffeebäuerin aus dem Benin nicht nach Bamberg ins Anker-Zentrum. Wenn sie schon umsiedeln muss, dann wenigstens regional. Es geht also primär darum, Mechanismen und Lösungsansätze vor Ort zu unterstützen — in der afrikanischen Tschad-Region zum Beispiel, wo große Dürre herrscht, oder in Bangladesch, wo ganze Landstriche vom Meer verschluckt werden.

Auch im Antrag der Grünen heißt es nicht etwa, dass bloß alle “Klima-Flüchtlinge” nach Deutschland kommen sollen, sondern: “den Betroffenen das Recht zu garantieren, innerhalb ihres Landes, in der Region und gegebenenfalls über die eigene Region hinaus umzusiedeln”.

Das “Redaktionsnetzwerk Deutschland” hat Claudia Roth noch gefragt, ob sie denn keine Sorge habe, mit ihren Forderungen “den migrationsfeindlichen Diskurs zu befeuern”. Roth sagte dazu:

Ich lasse mich in meiner Politik nicht von Angst leiten. Sonst hätten die Angstmacher längst gewonnen.

Der “Bild”-Artikel von heute zeigt, dass die Angstmacher es auf jeden Fall weiter versuchen.

“Landolf Ladig” alias Björn Höcke, Neue Klima-Mythen, “Unkorrekt”

1. Andreas Kemper über “Landolf Ladig” alias Björn Höcke (AfD) – Jung & Naiv: Folge 442
(youtube.com, Tilo Jung, Video: 1:49:14 Stunden)
Tilo Jung hat mit dem Soziologen Andreas Kemper über antidemokratische Tendenzen in der AfD gesprochen. Ab Minute 50 erzählt Kemper, wie er herausgefunden habe, dass AfD-Politiker Björn Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” rechtsextreme Schriften verfasst habe (Auszüge beim Zentrum für Politische Schönheit). Ein auf vielen Ebenen empfehlenswertes und erkenntnisbringendes Gespräch, das man sich auch gut im Politikunterricht der Schulen vorstellen kann.
Weiterer Lesehinweis: Von wegen “Nazi-Methoden”: Die falsche Inszenierung von Bernd Lucke als Opfer (uebermedien.de, Andreij Reisin).

2. Die neuen Klimawandel-Mythen
(scienceblogs.de/astrodicticum-simplex, Florian Freistetter)
Wissenschaftsjournalist Florian Freistetter beschäftigt sich regelmäßig mit den Mythen und Falschbehauptungen zu Klimawandel und Klimakrise. In seinem Artikel schreibt er über die “neuen Klimawandel-Mythen” und die dahinterstehende Weltsicht. Diese ließe sich wie folgt beschreiben: “Wir können so weiterleben wie bisher und müssen uns nicht ändern, da alle Aktionen zum Klimaschutz “in Wahrheit” falsch, unnötig oder unwirksam sind. Es gäbe keinen Grund für Aufregung; es würde schon alles irgendwie gut gehen; in der Zukunft lasse sich das alles regeln und in der Gegenwart können wir uns daher entspannen. Was meiner Meinung nach ganz großer Quatsch ist.”
Weiterer Lesehinweis: In einem Gastbeitrag für “Spiegel Online” erklärt Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmstorf: Darum schweigt die Bundesregierung zur wichtigsten Zahl beim Klimaschutz. Rahmstorfs Vorwurf: Deutschland genehmige sich besonders viel vom knappen Emissionsbudget: “Konkret bedeutet dies, dass wir fast doppelt so viel des CO2-Budgets beanspruchen, wie unserem Anteil an der Weltbevölkerung (1,1%) entspricht. So sieht es auch mit unseren aktuellen Emissionen aus: die sind pro Kopf doppelt so hoch wie im Weltdurchschnitt.”

3. Ahnungslose Polizisten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband zeigt sich verwundert über einen Polizisten auf der Frankfurter Buchmesse, der sich in einem Streit zwischen dem rechtsextremen Verleger Götz Kubitschek und einem Pressefotografen auf die Seite des Verlegers geschlagen habe: “Offen ist die Frage, warum die Frankfurter Polizei Beamte zur Buchmesse schickt, die nur rudimentäre Kenntnisse vom Presserecht haben.”

4. Schwarze Balken statt Schlagzeilen
(taz.de, Urs Wälterlin)
In Australien haben Medien in einer gemeinsamen Aktion gegen die wachsende Einschränkung der Pressefreiheit protestiert und zensierte Titelseiten mit schwarzen Balken abgedruckt. Viele der mittlerweile über 75 sogenannten Sicherheitsgesetze, die nach den Anschlägen in New York erlassen worden seien, würden die Arbeit von Journalisten erschweren oder verunmöglichen.
Weiterer Tipp: Stefan Fries kommentiert im Deutschlandfunk (Audio: 3:18 Minuten): “Die Kampagne ist auch deshalb ungewöhnlich, weil zwischen den großen Medienhäusern in Australien normalerweise starke Konkurrenz herrscht. Dass sie sich jetzt zusammentun, sollte die australische Regierung alarmieren, die die Proteste bisher nicht sonderlich ernstgenommen hat.”

5. Nuhr & Ökogans: Die Welt der Greta-Hasser anhand der Kolumne “Unkorrekt”
(volksverpetzer.de, Natascha Strobl)
Der selbsternannte “unkorrekte” österreichische Journalist Heinz Sichrovsky arbeitet sich in der “Kronen Zeitung” regelmäßig an den “Korrektheits-Ayatollahs, Umweltblockwarten und Geschlechtsverkehrsregulatoren” (Pressetext zur Buchpräsentation) ab. Aktuell in einer Kolumne, in der er auf wirre Weise Greta Thunberg, Recep Tayyip Erdogan, Jan Böhmermann und Dieter Nuhr zusammenrührt und gegen “Teenie-Ayatollahs” hetzt. Natascha Strobl kommentiert: “Alles in allem haben wir hier einen völlig ungefilterten und durch Verankerung in der Realität unberührten Gedankenstrom eines Mannes, der den Grip in der jetzigen Zeit verliert und damit nicht klar kommt. Statt scharfer Analyse oder Kritik wird versucht, sich die Welt einfach zurecht zu zimmern.”

6. Qualitätsramsch
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Die legendäre Zeitschrift “Sports Illustrated” hat mit Ross Levinsohn einen neuen Chef, und der will alles anders machen. “Aus der Sportjournalismus-Ikone soll eine billige Inhaltsfabrik werden”, wie es Jürgen Schmieder in der “Süddeutschen Zeitung” beschreibt. Dazu habe man die Hälfte der Vollzeit-Redakteure rausgeschmissen, an deren Stelle eine Hundertschaft freier Mitarbeiter treten soll. Guter Journalismus werde dort zukünftig nicht stattfinden, dieser sei von Levinsohn schlicht nicht gewollt: “Er will Ramsch produzieren und ihn unter Sports Illustrated als Qualität verkaufen.”

Klimaberichterstattung, Spenden-Schiff-Desaster, Künast-Beschluss

1. Die Homogenisierung der Klima-Berichterstattung ist ein Problem
(uebermedien.de, Axel Bojanowski)
Der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski kritisiert auf “Übermedien” den Umgang mancher Redaktionen mit dem Thema Klimawandel: “Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich in den meisten Fällen nicht bestimmen lässt, wie wahrscheinlich die Risiken sind. Auch robuste Klimaszenarien für einzelne Regionen sind bislang nicht möglich, und Extremwetterphänomene zeigen häufig noch keinen Trend. Dem braven Umweltjournalismus gegenüber steht also ein hochkomplexer Wissenschaftszweig mit Tausenden multikausalen Wechselwirkungen, mit Widersprüchen und Wissenslücken.”
Weiterer Lesetipp: Wissenschaftler zum Klimapaket der Bundesregierung: Gute Nacht (spiegel.de, Susanne Götze).
Und außerdem: Der Klima-Podcast, der verschwand: “WDR und SWR planten einen ambitionierten Podcast zur Klimapolitik. Nach der ersten Ausgabe war Schluss. Eine Spurensuche.” (taz.de, Alexander Nabert).

2. Kein Schiff wird kommen
(addendum.org, Christoph Lehermayr)
Vor etwa einem Jahr sammelte der TV-Entertainer Klaas Heufer-Umlauf rund 300.000 Euro Spendengelder für die Seenotrettung ein. Es gehe darum, Schiffe zu chartern, erklärte er in seinem Spendenaufruf. Christoph Lehermayr hat recherchiert, was aus dem Projekt “Civilfleet” geworden und was mit dem Geld passiert ist. Es ist eine traurige Geschichte des Scheiterns mit missglückter beziehungsweise unterlassener Kommunikation sowie fehlender Transparenz. Das Team von “Civilfleet” hat auf den Artikel geantwortet.

3. Offener Brief an den Bundesrat: Warum wir gemeinnützigen Journalismus brauchen
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Gemeinwohlorientierter Journalismus genießt in Deutschland keine Vorteile, denn er gilt nicht als “gemeinnützig”. Nun hat sich Netzpolitik.org mit anderen Medien und Verbänden an den Bundesrat gewandt. In einem offenen Brief fordern die Plattformen, die “Förderung des Journalismus” in den Katalog der gemeinnützigen Zwecke aufzunehmen.

4. Heikle Verwirrspiele mit dem Publikum
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler beschäftigt sich mit einer leider immer noch verbreiteten Unsitte von Medienhäusern: dem Verschleiern von Werbeinhalten: “Bei der Beantwortung der Frage, ab wann eine Werbebotschaft genügend klar deklariert ist, nutzen die Verlage einen grossen Interpretationsspielraum aus. Sicher aber begeben sie sich systembedingt auf eine Gratwanderung, wenn sie von Dritten finanzierte Beiträge im Layout der redaktionellen Angebote zulassen. Man rechnet bewusst mit der Unaufmerksamkeit des Lesers, der erst im Nachhinein erkennt, dass er bei der Lektüre eines jeweiligen Beitrags den redaktionellen Sektor verlassen hat.”

5. Beschimpfungen – Künast will gegen Urteil vorgehen
(morgenpost.de, Philipp Siebert)
Die Bundestagsabgeordnete der Grünen und ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast ist auf Facebook auf das Übelste beleidigt und beschimpft worden, doch das Berliner Landgericht konnte daran nichts Rechtswidriges finden. Zum Entsetzen nahezu aller Beobachter … Nun will Künast Widerspruch gegen den Beschluss einlegen.
Weitere Lesetipps: Annette Ramelsberger kommentiert bei Süddeutsche.de: “Dieses Gericht hat seine gesellschaftliche Aufgabe verfehlt. Es hat keine Brandmauer eingezogen zwischen dem Müll, der aus dem Netz schwappt, und dem notwendigen, kritischen Diskurs. Es setzt den Persönlichkeitsschutz von Politikern auf null. Gegen sie darf man hetzen, wüten, ihre Worte verdrehen. Dieser Beschluss zeugt von einer Verachtung der politischen Klasse. Wer soll sich da noch für dieses Land engagieren wollen?”
Der Jurist Heinrich Schmitz erklärt auf “Die Kolumnisten” die einschlägigen Paragraphen und Urteile. Seine Prognose: “[D]er Rechtsstaat in Form des Berliner Kammergerichts hat nun die Gelegenheit, diesen Beschluss zu kippen. Das ist ja das Schöne am Rechtsstaatsprinzip, dass es immer mindestens eine zweite Instanz gibt, die falsche Entscheidungen revidieren kann. Und auch, wenn ich selten auf Gerichte wette, in diesem Fall bin ich sicher, dass es das auch tun wird.”

6. Was Bundesliga-Spieler wirklich sagen würden: Das ehrliche Sportlerinterview
(rnd.de, Imre Grimm)
Nach jedem bedeutenden Fußballspiel setzt eine Art ritualisiertes Schauspiel ein: Reporter bestürmen die verschwitzten und erschöpften Fußballspieler mit erwartbaren Fragen. Die Fußballspieler wiederum antworten darauf mit, nun ja, erwartbaren Antworten. Imre Grimm hat die Floskeln übersetzt.

Klima und Freiheit lassen sich von “Bild” nicht ausspielen

Gestern fragte “Bild”:

Ausriss Bild-Zeitung - Was ist wichtiger: Klima oder Freiheit?

Und auch Bild.de fragte mit:

Screenshot Bild.de - Die Welt spricht über Joshua Wong und Greta Thunberg - Was ist wichtiger: Klima oder Freiheit?

In unseren Augen ist das ein so billiger und durchsichtiger Versuch der “Bild”-Redaktion, rumpelnd Aufmerksamkeit zu bekommen und zu provozieren, dass wir die Sache hier eigentlich nicht thematisieren wollten. Aber dann gab es heute doch noch eine ganz schöne Pointe. Denn Freiheit und Klima beziehungsweise deren Vertreter Joshua Wong und Greta Thunberg wollten sich offenbar nicht von den “Bild”-Mitarbeitern für deren ekligen Versuch einspannen lassen, zwei wichtige Bewegungen und zwei junge Menschen gegeneinander auszuspielen (an dieser Stelle sei noch einmal an Gertjan Verbeeks “Arschlocher”-Analyse erinnert).

Und so kommentierte Joshua Wong heute einen Tweet Greta Thunbergs:

Screenshot eines Tweets von Joshua Wong - What Greta Thunberg stands up for and her philosophy to advocacy is truly inspiring. Her cause is ours too, as a global citizen. climatestrike FridaysForFuture

Und Thunberg schickte prompt eine Solidaritätsbekundung zurück an Wong:

Screensot eines Tweets von Greta Thunberg - Likewise! We stand with you.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Polizeiliche Leimgeher, Klima-Framing, MDR Bühne für Rechte

1. Was macht die Polizei Berlin in der “Bild”-Werbung?
(t-online.de, Lars Wienand)
Die Polizei Berlin hat sich für eine Werbekampagne der “Bild”-Zeitung einspannen lassen und versucht, dies auf interessante Weise zu rechtfertigen: Ihr sei das alles in dieser Form nicht vorher kommuniziert worden. Der Medienjournalist und BILDblog-Gründer Stefan Niggemeier (“Übermedien”) kommentiert: “Damit geht die Polizei entweder der ‘Bild’ auf den Leim oder sie stellt sich dumm.”

2. Klima: Medien verführen mit der Wortwahl zu passivem Verhalten
(infosperber.ch, Stefan Boss)
Die Kommunikations- und Sprachforscherin Elisabeth Wehling hat ein Buch über “Politisches Framing” verfasst. Darin geht es darum, wie die Wortwahl unser Denken beeinflusst. Beispiele dafür seien etwa die Worte “Klimawandel” oder “Klimaerwärmung”, welche das Problem verharmlosen würden. Hier seien eher Begriffe wie “Klimaerhitzung” oder “Klimakrise” angebracht.

3. Mit Rechten reden
(taz.de, Sarah Ulrich)
Im August 2018 kam es in Chemnitz zu Aufmärschen von Rechten und Rechtsextremen. Anlässlich seiner Reportage “Chemnitz — Ein Jahr danach” lädt der MDR zu einer Diskussionsveranstaltung. Mit dabei unter anderem die Oberbürgermeisterin der Stadt, der Programmdirektor und ein Universitätsprofessor, aber auch ein gewisser Arthur Oesterle. Die “taz” erklärt, warum das hochproblematisch ist.

4. Britische Werbeaufsicht verbannt Volkswagen-Spot
(horizont.net, Ingo Rentz)
Großbritannien hat neue Werberichtlinien hinsichtlich der Darstellung der Geschlechter erlassen. Dass diese Richtlinien keine bloßen Appelle sind, hat nun unter anderem der Automobilkonzern VW erfahren. Die britische Werbeaufsicht Advertising Standards Authority hat die Ausstrahlung eines Spots über ein E-Auto untersagt.

5. Online second
(kontextwochenzeitung.de, Wolfgang Messner & Markus Wiegand)
Der Strukturwandel in den etablierten Zeitungsmedien führt immer wieder zu Konflikten zwischen den Printlern und den Onlinern. Auch bei der “Süddeutschen Zeitung” soll dieser Kampf hinter den Kulissen toben. Angeblich befeuert durch einen Debattenbeitrag der Digitalchefin, den ihr einige Kollegen wohl übel genommen haben. “Kontext” berichtet über Positionen, Zusammenhang und Hintergründe des Richtungsstreits.

6. Eine herzzersplitternde Traurigkeit
(zeit.de, Linda Benedikt)
Linda Benedikt schreibt bei “Zeit Online” in berührender Weise über ihren Großvater, die Fernsehlegende Robert Lembke: “Als Jude machte er Karriere im Land der Täter, die seine Verwandten ausgelöscht hatten. Wie konnte er das nur aushalten?”

Hitzige Klima-Debatte, Feindesliste der Prepper, Erfolgreiches Katapult

1. Ein Einblick in die Social-Media-Strategie der “Tagesschau”
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler hat sich für die “Medientage München” mit Patrick Weinhold unterhalten, der das Social-Media-Team der “Tagesschau” leitet. Ausgewählte Inhalte der Nachrichtensendung werden über Instagram, YouTube, Facebook und Twitter ausgespielt. Demnächst kommen noch Messengerdienste hinzu wie der Facebook Messenger und Telegram. Der Schwerpunkt der Social-Media-Strategie liege in der Verjüngung des Publikums, denn “das Durchschnittsalter der klassischen “Tagesschau”-Zuschauer liegt bei 64 Jahren, die Homepage-Besucher sind im Schnitt 42, die App-Nutzer 41 Jahre alt.”

2. Wie weit dürfen Journalisten bei Undercover-Recherchen gehen?
(sueddeutsche.de, Elisa Britzelmeier)
Beim RTL-Format “Team Wallraff” recherchieren Reporter undercover. Das heißt, sie schleusen sich in Betriebe ein und dokumentieren mit versteckter Kamera Missstände. Dagegen haben sich nun verschiedene Personen gerichtlich zur Wehr gesetzt, die im Zusammenhang mit einer Krankenhausreportage heimlich aufgenommen wurden.

3. Hitze, Brände, Kachelmann
(scilogs.spektrum.de, Stefan Rahmstorf)
Der Klimatologe Stefan Rahmstorf hat einen Artikel über den Zusammenhang von steigenden Temperaturen und Waldbränden verfasst, der auch eine Abrechnung mit dem Wetter-Experten Jörg Kachelmann ist: “Sein Twitter-Verhalten ähnelt dem von US-Präsident Trump: markige Behauptungen posten ohne Rücksicht auf deren Wahrheitsgehalt, und wer ihn widerlegt wird unflätig beschimpft. Kachelmann ist zwar nicht so dumm, die globale Erwärmung an sich oder ihre Verursachung durch den Menschen zu bestreiten, wie es die AfD tut, aber er gehört zum dritten Typus von “Klimaskeptikern”, der versucht, die Folgen der Erwärmung herunterzuspielen. Dieser Typ stellt die “Klimaleugner” und die angeblich “alarmistischen” Klimaforscher auf eine Stufe als gleichermaßen verblendet, um sich dann selbst in der vermeintlich goldenen Mitte zu verorten. Gemeinsam haben alle drei Typen von “Klimaskeptikern”, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht zu ihrem Narrativ passen, und dass ihre Hauptmethode daher die Diffamierung von Wissenschaftlern ist.”

4. Klaus-Peter Wolf geht erstmals gegen Schmähschrift vor
(buchmarkt.de, Klaus-Peter Wolf)
Was muss vorfallen, damit ein Autor gegen einen Leserbriefschreiber gerichtlich vorgeht? Immerhin stehen sofort Verdacht und Vorwurf im Raum, hier wolle jemand einen Kritiker mundtot machen. Der Autor Klaus-Peter Wolf erzählt, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat.

5. “Wenn ihr das drucken wollt, könnt ihr das vergessen”: die unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte des “Katapult”-Magazins
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
Als Benjamin Friedrich 2015 “Katapult” gründete, das Magazin für “Kartografik und Sozialwissenschaft”, haben die Wirtschaftsberater ein schnelles Aus prophezeit: “Wenn ihr das drucken wollt, könnt ihr das vergessen. Dann ist das der schlechteste Business-Plan überhaupt.” Doch es kam anders: Derzeit ist die 15. Ausgabe des Heftes in Planung, das laut Verlagsangaben etwa 18.500 Abonnenten und eine Auflage von 50.000 Exemplaren hat. “Meedia” hat mit dem Gründer und Chefredakteur ein aufschlussreiches Gespräch rund um das ungewöhnliche Magazin geführt.

6. “Feindesliste” von rechtsextremen Preppern: Wir verklagen Bundeskriminalamt
(fragdenstaat.de)
Die rechtsextreme “Nordkreuz”-Gruppe hat Informationen über rund 25.000 Personen, darunter Journalistinnen und Journalisten sowie linke Politikerinnen und Politiker, in einer Liste zusammengetragen. Personen, die in einem “Krisenfall” festgesetzt und getötet werden sollen. Wer auf dieser Liste auftaucht, kann also als gefährdet gelten, doch das Bundeskriminalamt verweigert die Herausgabe der Daten. Nun beschreitet “Frag den Staat” den Klageweg. Der Fall werde am kommenden Montag, 19. August, im Verwaltungsgericht Wiesbaden öffentlich verhandelt.

Blättern:  1 ... 4 5 6 ... 47