Suchergebnisse für ‘Klima’

Moskau droht Deutschland wg. RT, Wikipedia wird 20, Zu wenig Frauen

1. Moskau droht Deutschland mit “harten Gegenmaßnahmen” wegen Umgang mit Sender RT
(sueddeutsche.de)
Russlands Außenministerium beklagt, dass deutsche Banken die Eröffnung eines Geschäftskontos für den staatlichen TV- und Youtube-Kanal RT (früher Russia Today) ablehnen würden. Im Hintergrund schwelt offenbar ein Konflikt um die Pläne des russischen Staatskonzerns, RT zu einem vollwertigen deutschsprachigen TV-Sender auszubauen.

2. 200-Mio-Förderung: BDZV kritisiert Vorgaben der Politik
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Bundesregierung hat ein 220 Millionen Euro schweres Förderprogramm für die deutsche Print-Landschaft aufgelegt. Die Richtlinie sei laut Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) jedoch “nicht sinnvoll durchführbar”. Die Vorgaben seien unpraktikabel und daher abzulehnen. Sie müssten dringend geändert werden, so der BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.

3. Julian Reichelt: Halali auf “Bild”-Chefredakteur
(ndr.de, Katrin Schmidt)
Bei “Zapp” kommentiert Medienwissenschaftlerin Elisabeth Prommer das Betriebsklima bei “Bild”, unter dem anscheinend besonders Frauen leiden müssen: “Was wir ja schon verfolgen konnten, ist das in den letzten Jahren weibliche Chefredakteurinnen, Co-Chefredakteurinnen, den Konzern verlassen haben, und das wirkte dann – auch wenn nicht darüber geredet wird – schon so ein bisschen so: Die sind irgendwie rausgedrängt, rausgeekelt worden.”

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4. Frauen sind an den Redaktionsspitzen noch immer unterrepräsentiert
(de.ejo-online.eu, Tina Bettels-Schwabbauer)
Das Reuters Institute hat sich die Führungsstrukturen von Medien in verschiedenen Länder angeschaut. In elf von zwölf untersuchten Fällen sei die Mehrheit der Spitzenpositionen im Journalismus mit Männern besetzt. Die Ausnahme: Südafrika mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent weiblicher Führungskräfte.

5. “Gefährlich für Leib und Leben”
(taz.de, Klaus-Helge Donath)
Am Montag gab es in Russland einen Anschlag auf die unabhängige, kremlkritische Zeitung “Nowaja Gaseta”. Für das oppositionelle Blatt nicht das erste Mal: 2006 wurde die bekannte Journalistin Anna Politkowskaja in ihrem Hausflur erschossen. 2018 stand ein Korb mit abgetrenntem Hammelkopf vor der Tür – “Mit besten Grüßen an den Chefredakteur”.

6. Zum 20. Geburtstag: 20 Dinge, die Sie noch nicht über Wikipedia wussten
(rnd.de, Imre Grimm)
Die deutschsprachige Wikipedia feiert ihren 20. Geburtstag, und Imre Grimm feiert mit “20 Dingen, die Sie noch nicht über Wikipedia wussten” mit. Informativ und unterhaltsam!

Aufsteigergeschichten, Emoji-Sprache der Rechten, Suche nach Rechnung

1. “Medien lieben Aufsteigergeschichten”
(taz.de, Timo Stukenberg)
Klassismus bezeichnet laut Wikipedia “Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich überwiegend gegen Angehörige einer ‘niedrigeren’ sozialen Klasse”. Die Autorin Brigitte Theißl beschäftigt sich in ihrem Buch unter anderem mit klassistischen Narrativen in den Medien: “Medien lieben Aufsteigergeschichten, also die klassischen Hollywoodgeschichten. Diese Geschichten handeln von individuellen Anstrengungen und Erfolgen, aber es werden selten Geschichten erzählt über die Hürden und warum man es nicht oder trotzdem geschafft hat. Klassismus ist eine strukturelle Diskriminierungsform, die ganz individuelle Auswirkungen hat, auf Lebenserwartung, Bildungsabschlüsse oder Gesundheit.” Im “taz”-Interview geht es unter anderem darum, wie eine diskriminierungsfreie und respektvolle Berichterstattung aussehen könnte.

2. Welche Emojis sind bei Nazis, Rechtsradikalen, Rassist*innen beliebt?
(belltower.news, Simone Rafael)
Simone Rafael ist studierte Publizistin und Kunsthistorikerin und hat deshalb vielleicht ein besonderes Auge für die Bildsprache der extremen Rechten. In ihrem Beitrag beschreibt sie, wie Abwertung durch Emojis funktioniert und welche der Piktogramme sich bei Nazis, Rechtsradikalen und Rassisten besonderer Beliebtheit erfreuen.

3. 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück
(br.de, Konstantin König)
Als es vor zehn Jahren zur Atomkatastrophe im japanischen Fukushima kam, war Peter Kujath als ARD-Korrespondent vor Ort. Im BR-Interview erinnert er sich an das Unglück: “Als ARD-Korrespondent war ich für alle Radio-Programme zuständig und es riefen alle Sender an. Ich war nur noch mit Telefongesprächen beschäftigt. Gleichzeitig haben wir überlegt, wie wir – meine Frau, die Mitarbeiterinnen und ich in dem kleinen Studio – mit der Katastrophe umgehen.”

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4. Klimajournalismus neu denken
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Brigitte Baetz, Audio: 6:52 Minuten)
Zur Klima-Thematik gibt es bereits verschiedene journalistische Angebote (einige davon sind im Artikel verlinkt), ein weiteres stammt von Lorenz Matzat, dem Macher des neuen “Klimajournalismus”-Newsletters. Im Interview mit dem Deutschlandfunk weist Matzat auf die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel hin: “Wenn wir wüssten, dass in 20, 30 Jahren regelmäßig ein Schwarm von Meteoriten auf der Erde einschlagen würde, dann wäre wahrscheinlich einiges mehr los in der aktuellen Berichterstattung: Wie gehen wir damit um? Wie bereiten wir uns vor? Und den Eindruck habe ich beim Thema ‘Klimawandel’ nicht wirklich.”

5. Habe ich das Kind mit dir gezeugt?: Fast 80 Journalistinnen beklagen Sexismus und Einschüchterungen bei Tamedia
(kress.de, Marc Bartl)
Bei Tamedia handelt es sich um ein großes Schweizer Medienhaus, das zahlreiche Zeitungen verlegt (unter anderem den “Tages-Anzeiger”) und Druckereien besitzt. In einem Brief an Geschäftsleitung und Chefredaktion beklagen sich 78 Journalistinnen über Einschüchterungen und Sexismus und stellten konkrete Forderungen. Mittlerweile liegt auch ein Solidaritätsschreiben von Männern aus der Tamedia-Redaktion vor.

6. »Wo finde ich denn die Rechnungen?«
(twitter.com, Tim Pritlove)
Nur am Rande ein Medienthema, aber es zeigt exemplarisch, wie ausbaufähig das Verhältnis vieler Medien zu ihren Nutzern und Nutzerinnen ist: Tim Pritlove besitzt ein “Spiegel+”-Premium-Abo und steigert sich auf der Suche nach den Rechnungen in einen unterhaltsamen Rant: “Wenn man Eure Dienste nutzen soll, dann müsst ihr das EINFACH und ATTRAKTIV machen. Aber ich habe einfach keine Lust, für jedes mir rechtlich zustehende Dokument einmal zu Kafka und zurück zu reisen.”

7. Victim Blaming und Julian Reichelt: Vorwürfe gegen Bild-Chef erreichen Politik
(berliner-zeitung.de, Philippe Debionne)
Als siebter und damit zusätzlicher Link, weil unter anderem auch der “6 vor 9”-Kurator im Artikel vorkommt: “Peter Altmaier, CDU-Politiker und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden Victim Blaming und Sexismus in Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Reichelt vorgeworfen. Auslöser des Shitstorms ist ein Tweet von Minister Altmaier. In diesem zitiert der Politiker aus der Lore-Ley von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824.”

Umfragen-Politik der “WamS”, Zerrwelt der Frauenhasser, Maiwald

1. Die Umfragen-Politik der “Welt am Sonntag”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier interessierte sich, auf was für einer Umfrage eine Schlagzeile der “Welt am Sonntag” beruht, und fragte einfach mal nach. Das gestaltete sich jedoch als gar nicht so leicht. Irgendwann bekam er immerhin die Antwort, dass man ihm nicht antworten wolle. Daraufhin hat sich Niggemeier auf die Suche nach dem Ursprung der Zahlen gemacht. Nun kann man auf gewisse Weise nachvollziehen, warum die “WamS” so schweigsam war.

2. Zerrwelt der Frauenhasser
(story.ndr.de)
“Incel” (Kunstwort aus “involuntary” für “unfreiwillig” und “celibate” für “Zölibat”) ist laut Wikipedia “die Selbstbezeichnung einer in den USA entstandenen Internet-Subkultur von heterosexuellen Männern, die nach Eigenaussage unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und der Ideologie einer hegemonialen Männlichkeit anhängen”. Der NDR hat sich in die Welt dieser Frauenhasser begeben und ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich die “Incel”-Szene ist. Die Reportage ist etwas länger, aber gut aufbereitet und lohnend.

3. Die Grenzen des Journalismus
(klimajournalismus.substack.com, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat startet einen Newsletter zum Klimajournalismus. In seinem Einführungsbeitrag schreibt er: “Will Journalismus als Akteur seinem eigenen Anspruch gerecht werden – der gesamten Gesellschaft zu dienen -, muss er endlich einen neuen Blickwinkel in sein Bezugssystem integrieren: Die Perspektive des Klimawandels wird fester Bestandteil nahezu aller journalistischer Beschreibungen und Analysen gesellschaftlicher Vorgänge.”

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4. Altmaiers fragwürdiges 220-Millionen-Euro-Geschenk
(t-online.de, Wolfgang Büchner)
Der ehemalige “Spiegel”- und dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner spricht sich in einem Gastbeitrag gegen die 220 Millionen Euro schwere Presseförderung der Bundesregierung aus: “Aus ordnungspolitischer Sicht verfehlen Subventionen meist ihre Wirkung. Sie lähmen oft die Innovationsbereitschaft der Zahlungsempfänger. Im schlimmsten Fall schwächen sie nachhaltig die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen, die es sich auf dem Subventionskissen gemütlich machen. Sie können nicht verhindern, dass ein überkommenes Geschäftsmodell irgendwann nicht mehr funktioniert. Und sie behindern die Chancen neuer Marktteilnehmer, die sich im Wettbewerb mit subventionierten Traditionsunternehmen schwer tun.”

5. Der KiKa müsste neue Formate entwickeln
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Armin Maiwald gilt als einer der Väter der “Sendung mit der Maus” und hat für den kleinen TV-Nager unzählige Sachgeschichten produziert. Auch im Alter von 81 Jahren ist er noch dabei: “Bevor ich zuhause sitze und meiner Frau auf die Nerven gehe, drehe ich doch lieber noch zehn oder zwölf Filme pro Jahr, solange Körper und Geist mitmachen.”

KW09: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Endlich Wochenende und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen. In unserer Wochenausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Hör- und Guck-Angebote mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

1. Wie gestört ist die Bundespressekonferenz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 36 Minuten)
Im Übermedien-Podcast unterhält sich Holger Klein mit der langjährigen Parlamentskorrespondentin Anja Maier über die Bundespressekonferenz, wer dort Mitglied werden kann und warum sich Politiker und Politiker dort regelmäßig den Fragen der Medien stellen. Maier war von 2015 bis 2018 im Vorstand der Bundespressekonferenz und bringt somit echtes Expertinnenwissen mit.
Weiterführender Link: In Sachen Bundespressekonferenz eine unentbehrliche Quelle: Der Youtube-Kanal von Tilo Jung, in dem er komplette Mitschnitte der Veranstaltung anbietet.

2. Medienmacher von morgen: Eine Deutschlandreise – ins Digitale
(3sat.de, Stephan Weichert, Video: 44 Minuten)
Die 3sat-Dokumentation porträtiert junge Medienmacher und ihre journalistischen Projekte: Felix Friedrich und Dario Nassal haben die News-App “The Buzzard“ etabliert, Mirko Drotschmann versorgt als “MrWissen2Go” rund zwei Millionen Youtube-Abonnenten. Die “Krautreporter” sind eines der ersten erfolgreichen journalistischen Crowdfunding-Projekte in Deutschland und die beiden Wissenschaftsjournalisten Astrid Csuraji und Jakob Vicar betreiben das Innovationslabor “tactile.news“.

3. Piratensender Powerplay, Episode 29: “Giovanni cancelt die Klimakrise!”
(piratensenderpowerplay.podigee.io, Samira El Ouassil & Friedemann Karig, 60 Minuten)
In der aktuellen Podcastfolge von “Piratensender Powerplay” geht es unter anderem um einen Leitartikel des „Zeit“-Chefredakteurs Giovanni Di Lorenzo zum 75-jährigen Jubiläum des Blatts. Die beiden Podcaster haben einige Fragen: „Wieso stehen in solchen Texten dann nur Beispiele aus den USA? Woran könnte das liegen? Und dann werden die auch noch so lange herumgedreht, bis… nun, gar nichts mehr zusammenpasst. Was ist noch der Unterschied zwischen Reflexion und “Selbstzensur”? Was ist einschüchternder, massive Kritik oder Morddrohungen? Und was hat die New York Post in so einem Text zu suchen?“

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4. Druckausgleich Folge 01: Bin ich eigentlich gut genug?
(journalist.de, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 37 Minuten)
Das Fachmagazin „journalist“ startet einen Podcast, in dem junge Medienschaffende über die Herausforderungen des Berufseinstiegs sprechen. „Das Ziel: den bestehenden Druck ausgleichen, ehrlich über Misserfolge reden und so das Narrativ der perfekten Jungjournalist*innen zu brechen.“ In der ersten Folge geht es unter anderem um das Impostor-Syndrom und die Frage „Bin ich eigentlich gut genug?“

5. Der Feind in meinem Bett – Warum Verlage mit Google zusammenarbeiten
(ardaudiothek.de, Audio: 16 Minuten)
Google lässt sich sein journalistisches Angebot “Google News Showcase” rund eine Milliarde US-Dollar kosten. Das Geld geht an weltweite Medienpartner. In Deutschland mit dabei ist unter anderem die „taz“. Katrin Aue und Thomas Bimesdörfer haben sich mit der „taz“-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann über Chancen und Risiken der Kooperation mit dem Tech-Konzern unterhalten.

6. Drogen auf Telegram: Messenger ohne Grenzen?
(youtube.com, Zapp Medienmagazin, Video: 18:55 Minuten)
Telegram ist eine kostenlose Chat-App, die sich besonderer Beliebtheit erfreut. Wer von Youtube und Facebook wegen permanenter Hassrede, Hetze oder Verschwörungsgerede verbannt wurde, weicht oft auf diesen weitgehend unkontrollierten Messenger aus. In direkter Nachbarschaft: Drogendealer, Waffenhändler, Urkundenfälscher und Extremisten… Das Medienmagazin “Zapp” hat sich bei dem “Messenger ohne Grenzen” umgeschaut.

Gerangel um 86 Cent, Wende in der Wende, Spotifys Chartsmanipulation

1. Es geht um die Rundfunkfreiheit – und inzwischen um mehr
(mission-lifeline.de, Ruprecht Polenz)
Eigentlich hatten alle Bundesländer der Erhöhung des Rundfunkbeitrags zugestimmt, doch in Sachsen-Anhalt blockieren sowohl CDU als auch AfD das Vorhaben. Der ehemalige Generalsekretär der CDU Ruprecht Polenz kommentiert das Polit-Gerangel um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) und kritisiert dabei nicht nur die AfD, sondern auch das Timing der CDU in Sachsen-Anhalt: “Es bestand vor wenigen Monaten eine gute Gelegenheit, eine umfassende Diskussion über die Struktur des ÖRR zu führen, wenn man Änderungen herbeiführen wollte. Im September 2020 hat Sachsen-Anhalt den Medienstaatsvertrag ratifiziert – ohne größere Diskussionen oder Vorbehalte. Er regelt den allgemeinen Programmauftrag, die Zahl der Anstalten und der Programme. HIER hätte die CDU-Fraktion ihre Vorstellungen einbringen müssen. Das hat sie nicht getan.”

2. Wirkt der “Greta”-Effekt?
(taz.de, Reinhard Wolff)
Klimaaktivistin Greta Thunberg fungierte bei Schwedens auflagenstärkster Tageszeitung “Dagens Nyheter” (“DN”) für einen Tag als Gastchefredakteurin. Dies sorgte in den schwedischen Medien für geteiltes Echo. Einige Zeitungen kritisierten die Aktion, unter anderem als “Niederlage für den Nachrichtenjournalismus”. Thunbergs “DN”-Gastspiel war ein Besuch in der Redaktion vorausgegangen, bei dem sie der Zeitung ordentlich den Kopf gewaschen hatte: “Ihr sagt, ihr berichtet über die Klimakrise, aber das tut ihr nicht. Ihr berichtet über Klimaaktivisten mit Zöpfen und gelber Regenjacke, die ein paar unbequeme Sachen sagen, die Zitate bringen, die sich gut klicken. Aber das hat nichts mit der Klimakrise zu tun.”

3. Die Wende in der Wende – und die BRD-Medien
(medienblog.hypotheses.org, Michael Meyen)
Gabriel Wonn hat in seiner Masterarbeit die Berichterstattung von “Bild”, “Süddeutscher Zeitung”, “Spiegel” und “Tagesschau” zwischen dem 9. Oktober 1989 und der Volkskammerwahl am 18. März 1990 untersucht: “Vor ihnen ein Garten Eden. Hinter ihnen Stasiland: Eine Diskursanalyse über die Rolle der Westmedien im Wandlungsprozess der Wende” (PDF). Professor Michael Meyen kennt die Arbeit besonders gut, er war der offizielle Prüfer: “Wer den mit vielen Zitaten gespickten Ergebnisteil liest, kann gut nachvollziehen, weshalb sich die Stimmung in der DDR-Bevölkerung binnen weniger Monate so drastisch verändert hat – und wie hier der Grundstein für eine Folgeberichterstattung gelegt wurde, die uns die Anschluss-Lösung bis heute meist als selbstverständlich und alternativlos erscheinen lässt.”

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4. Christian Drosten: Die Stimme der Vernunft
(dwdl.de, Jan Freitag)
In der “DWDL”-Reihe “Bildschirmheldinnen & -helden 2020” geht es diesmal um Deutschlands bekanntesten Virologen Christian Drosten. Jan Freitag merkt an: “Charmante Belehrung mit gesenktem Zeigefinger und fotogenem Dackelblick – wäre Christian Drosten nicht so selbstgenügsam, er hätte das Zeug zum Eckart von Hirschhausen. Zum Glück ist ihm die Forschung wichtiger. SARS-CoV-2 wird nicht die letzte Pandemie bleiben.”

5. EU will Journalisten besser schützen
(verdi.de)
Die Europäische Kommission hat in Brüssel den “Aktionsplan für Demokratie” vorgestellt. Dabei geht es auch um die Rolle von Medien, genauer gesagt um “Maßnahmen zur Förderung freier und fairer Wahlen und einer starken demokratischen Beteiligung, zur Unterstützung freier und unabhängiger Medien und zur Bekämpfung der Desinformation”. Bislang sei der Aktionsplan nur eine umfangreiche Ankündigung. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Initiativen in Entwürfen und Gesetzen niederschlagen.

6. Hör mich an
(zeit.de, Silvia Silko)
“Spotify bietet Musikern an, sich in den Algorithmus des Streamingdienstes einzukaufen, um ihre Songs populärer zu machen. Früher nannte man so etwas Chartsmanipulation.” In ihrer Analyse erklärt Silvia Silko die Funktionsweise von Spotifys umstrittener “Pay-to-play”-Funktion und die daraus entstehenden Konsequenzen für den Musikmarkt.

CDU-Race-Berichterstattung, Contentboxen, Pornoröder Forst

1. Das komplett sinnlose Personalorakeln
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio: 4:24 Minuten)
Das Rennen um den CDU-Vorsitz wird von einem aufgeregten Horse-Race-Journalismus begleitet. Matthias Dell plädiert in seiner Deutschlandfunk-Kolumne für ein eingeschränktes Zeitfenster für diese Form der Berichterstattung: “Personalbingo wie aktuell beim CDU-Vorsitz wird medial künftig nur noch zehn Tage vor der jeweiligen Wahl gespielt. Und der Rest der Zeit wird in die Beschreibung der Komplexität von Klimapolitik, Steuerungerechtigkeit und sozialem Wohnungsbau investiert.”

2. That’s not my name
(taz.de, Carolina Schwarz)
Schauspieler Elliot Page machte auf Instagram öffentlich, dass er trans ist. Carolina Schwarz hat sich angeschaut, wie Medien mit dieser Meldung umgehen: “Gerade deutsche Medien zeigten, wie wenig sensibilisiert ihre Redaktionen sind. Ob beim ZDF, dem Spiegel, n-tv oder RND, in fast allen Texten wurden falsche Pronomen, in diesem Fall also weibliche, und der Deadname, also der vorher bekannte Name der Person, genutzt. Das kann unabsichtlich passieren, ist aber auch ein Machtinstrument, um einer Person die Identität abzusprechen.”

3. Kultur aus der Contentbox
(verdi.de, Günter Herkel)
Beim RBB sind für das nächste Jahr schmerzhafte Einsparungen geplant: Um rund 30 Millionen Euro soll der Etat knapper ausfallen. Der Sender wolle dazu die Programmstruktur überarbeiten und sogenannte Contentboxen einführen. Von den Kürzungen wahrscheinlich besonders betroffen: die freien Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

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4. Medien 2020: Der ZAPP-Jahresrückblick
(ndr.de, Video: 29:31 Minuten)
Wir haben erst Anfang Dezember, aber bei “Zapp” gibt es bereits einen Jahresrückblick. In der halbstündigen Sendung geht es um Corona, Proteste gegen die Maßnahmen der Regierung, Verschwörungsmythen, Hass in Sozialen Netzwerken und Empörungswellen nach Satiren.

5. Für eine Medienpolitik mit Zukunft
(medienwoche.ch, Robert Ruoff)
In seinem Essay überlegt Robert Ruoff, wie das Schweizer Mediensystem der Zukunft aussehen könnte. Seine 18 Kerngedanken ermöglichen einen guten Überblick über die derzeitigen Herausforderungen der Medien in der Schweiz und könnten Auslöser für eine weitere Debatte sein.

6. Twitter-Bildersuche zu Protesten im Dannenröder Forst wegen Pornofilter gesperrt?
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
netzpolitik.org berichtet über ein offensichtliches Beispiel von Overblocking: Wer bei Twitter Aufnahmen zu den Protesten im Dannenröder Forst suchte, erhielt keine Treffer, obwohl es unzählige Bilder und Videos gibt. Des Rätsels vermutliche Lösung: Twitter hatte den Hashtag #danni wahrscheinlich mit Pornografie beziehungsweise mit Darstellenden aus dem Erotikgewerbe assoziiert und deshalb unterdrückt.

Artes E-Auto-Doku, Autobahn-Beilage, Raab macht den Fips

1. ARTE-Filmemacher wollen die Klimakrise jetzt durch Verzicht auf Windkraft und E-Autos lösen
(graslutscher.de, Jan Hegenberg)
Jan Hegenberg hat sich die Arte-Doku “Umweltsünder E-Auto” angesehen und ist entsetzt: “Das ist eine der schlechtesten Dokumentationen, die ich seit Langem sehen musste. Es wäre selbst dann blamabel, wenn RTL2 so einen Unsinn ausgestrahlt hätte, aber wie in aller Welt die Leute bei ARTE auf die Idee kommen, diesen auf allen Ebenen undurchdachten Beitrag zu verbreiten, ist mir schleierhaft.” In seinem Beitrag geht er ausführlich auf all die Punkte ein, die ihm Kopfschmerzen bereiten. Arte hat auf Twitter reagiert: Man habe die Kritik an die zuständige Redaktion mit der Bitte um ein Statement weitergeleitet und werde sich bald melden.

2. Die launige Beilage “Die Autobahn A3 für Europa” und was das mit meiner Dissertation zu tun hat
(ankegroener.de)
Der Samstagsausgabe der “Süddeutschen Zeitung” und weiteren Zeitungen lag die 32-seitige Broschüre “Die Autobahn A3 für Europa” bei. Auf Twitter hatte Lenz Jacobsen zunächst über “dieses Werk journalistischer Ingenieurskunst” berichtet. Die Broschüre sei “ein beeindruckendes Beispiel für die alltägliche, wirtschaftliche und publizistische Macht und Interessenvertretung aller, die am Ausbau der Auto-Infrastruktur beteiligt sind und davon profitieren.” Anke Groener steckt wegen ihrer Dissertation besonders gut im Thema und sieht historische Parallelen: “Lustig, wie wenig sich Argumente und Bilder in 90 Jahren geändert haben. Damit will ich der Autobahndirektion Nordbayern und den ganzen Menschen, die an dem Ding gearbeitet haben, kein faschistisches Gedankengut unterstellen, aber die Ähnlichkeit zu Texten zum Bau der Reichsautobahn ist schon frappierend.” Wer tiefer ins Thema einsteigen will: Groener hat das Autobahnkapitel aus ihrer Dissertation online gestellt (PDF).

3. Berauschende Tatortigkeit
(taz.de, Anne Haeming)
Der 50. Geburtstag des “Tatorts” wäre eine gute Gelegenheit gewesen, die Rolle der Polizei kritisch abzubilden, so Anne Haeming in der “taz”. Stattdessen habe die Jubiläumsausgabe gezeigt: “Hier will niemand was. Erst recht nicht die knirschenden Stellen unserer Gesellschaft aufzeigen – und damit die Rolle der Exekutive.” Haeming lenkt den Blick auf die unterrepräsentierten Themen, die über die traditionellen Inszenierungen hinausgehen.
Weitere Lesetipps: Die “Süddeutsche” empfiehlt fünf “Tatort”-Folgen, die man gesehen haben muss, beim “Redaktionsnetzwerk Deutschland” geht es um fünf “Tatort”-Folgen, die man nicht mehr sehen kann (weil sie im Giftschrank gelandet sind), und beim “Spiegel” stellt Peter Ahrens sein persönliches “Tatort”-Projekt vor: Er arbeitet daran, alle “Tatort”-Folgen zu gucken, die es je gegeben hat (und stellt dabei auch seine Top 10 vor).

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4. Fragen und Antworten: Kippt die Erhöhung des Rundfunkbeitrags?
(rnd.de)
Es könnte passieren, dass die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Deutschland an der Zustimmung Sachsen-Anhalts scheitert: Dort stemmen sich CDU und AfD gegen die geplante Neufestsetzung der Gebühren. Beim “Redaktionsnetzwerk Deutschland” gibt es eine Übersicht der entscheidenden Fragen und Antworten zu dem politisch brisanten Thema.
Weiterer Lesehinweis: Beim “Journalist” kommentiert Chefredakteur Matthias Daniel: “Der CDU geht es überhaupt nicht um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es geht ihr um das eigene Schicksal bei der Landtagswahl im nächsten Jahr. Sie vermutet, dass sich mit dieser billigen Haltung in AfD-Nähe Stimmen ködern lassen.”

5. ARD diskutiert über Corona-Berichterstattung
(sueddeutsche.de, Marija Barišić)
Manche Zuschauer und Zuschauerinnen kritisieren die Corona-Berichterstattung der ARD als zu unausgewogen und wünschen sich mehr Vertreter von (größtenteils widerlegten oder umstrittenen) Mindermeinungen in der Debatte. Dies führte zu einer Petition, in der mehr als 60.000 Personen eine Sondersendung mit den Kritikern der Corona-Maßnahmen Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg forderten. Die ARD hat sich mit einigen Unterstützerinnen und Unterstützern der Petition zum Hintergrundgespräch zusammengesetzt. Die geforderte Sondersendung werde es jedoch aller Voraussicht nach nicht geben.

6. Der Raab-Roast: Taugt König Lustig als Formatentwickler?
(dwdl.de, Peer Schader)
Stefan Raab ist zurück, jedenfalls als Macher der Show “Täglich frisch geröstet” (zu sehen beim Straminganbieter TVNow der Mediengruppe RTL). TV-Kritiker Alexander Krei war bereits von der Premiere wenig begeistert (“Kalter Kaffe statt heißem Roast”), sein “DWDL”-Kollege Peer Schader kann der Sendung auch nach vier Folgen wenig bis nichts abgewinnen: “Eine Idee, die im Kopf von König Lustig funktioniert, wird im Studio nicht automatisch zu gutem Unterhaltungsfernsehen. Bleibt nur noch eins zu klären: Wer sagt’s dem Chef?”
Weiterer Hörtipp: Im “Quotenmeter”-Podcast (Ausgabe 583) sprechen Fabian Riedner und Julian Schlichting über das neue Raab-Format. Dabei geht es vor allem um die grandios fremdschämverdächtige Folge mit dem Reality-TV-Sternchen Evelyn Burdecki: “Herr Raab macht den Fips Asmussen” (45:01 Minuten).

Trumpismen, “Spiegel”-Aufklärung “Rufmord”?, “Berner Modell”

1. Facebook sperrt rasant wachsende Gruppe von Trump-Anhängern
(spiegel.de)
Nur innerhalb eines Tages wuchs eine Facebook-Gruppe von radikalen Trump-Anhängern auf eine Größe von etwa 360.000 Personen an. Etwa alle zehn Sekunden seien 1000 neue Mitglieder dazugekommen. Die Botschaft der Gruppe: “Stop the Steal” und der Aufruf zum Widerstand gegen ein womöglich positives Wahlergebnis für Präsidentschaftsbewerber Joe Biden. Facebook habe dem Spuk jedoch schnell ein Ende bereitet und die demokratiefeindliche Gruppe entfernt.
Weitere Lesehinweise: Verschiedene US-Fernsehsender haben ihre Übertragungen einer Trump-Pressekonferenz wegen dessen Äußerungen zur US-Wahl abgebrochen. Und nachdem Donald Trumps ehemaliges Mastermind Steve Bannon zur Enthauptung des Top-Virologen Anthony Fauci sowie des FBI-Direktors Christopher Wray aufgerufen hatte, löschte Twitter Bannons Account (rnd.de).

2. “Wir können Leute von Twitter entfernen”
(sueddeutsche.de, Alexander Menden)
Der neue Generaldirektor der BBC Tim Davie hat sich auf verstörende Weise zur “Unabhängigkeitstrategie” des Senders geäußert. Journalistinnen und Journalisten sollen von persönlichen Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit absehen. Dazu zählen auch Likes, Retweets, Hashtags und “unterminierende Emojis”. Mit Blick auf BBC-Stars wie den ehemaligen Fußballer und Sportmoderator Gary Lineker drohte Davie: “Wir können Leute von Twitter entfernen”. Die Antwort Linekers sei umgehend erfolgt – auf Twitter: “Soweit ich weiß, kann nur Twitter Leute von Twitter entfernen.”

3. “Das grenzt an Rufmord”
(tagesspiegel.de)
Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Bad Kleinen kamen 1993 ein Polizist und der RAF-Terrorist Wolfgang Grams ums Leben. Der “Spiegel” berichtete damals, Grams sei durch die Polizei quasi hingerichtet worden, und stützte seine Titelgeschichte “Der Todesschuß” auf einen angeblichen Zeugen. Der Bericht entpuppte sich als falsch, es entstanden Zweifel an der Existenz des Zeugen. Der “Spiegel” ist diesen Zweifeln unlängst in einem Bericht seiner “Aufklärungskommission” (PDF) nachgegangen. Der damalige “Spiegel”-Investigativjournalist Hans Leyendecker sieht sich durch den Bericht verunglimpft und erwägt eine Klage gegen seinen früheren Arbeitgeber.

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4. Nachwuchsprogramme für mehr Vielfalt in den Medien
(deutschlandfunk.de, Burkhard Schäfers, Audio: 6:01 Minuten)
Der Bayerische Rundfunk will mit seinem neuen Trainee-Programm “Puls Talente” Menschen mit interkulturellem Hintergrund fördern. Burkhard Schäfers hat sich das Programm näher angeschaut und mit Teilnehmenden gesprochen.

5. Das Ende des “Berner Modells”
(faz.net, Niklas Zimmermann)
In der Schweiz kündigt sich eine weitere journalistische Verdichtung an. Wie verschiedene Medien berichten, plane die TX Group die Zusammenlegung der Redaktionen von “Bund” und “Berner Zeitung”. Die “FAZ” hat mit dem Medienjournalisten Nick Lüthi über die zu erwartenden Auswirkungen der Maßnahme gesprochen.

6. Die virale Verbreitung verunsichert die Leute.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre hat sich mit dem Astrophysiker und Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch unterhalten. In dem Interview geht es unter anderem um den Stellenwert des Fernsehens als Bildungsfernsehen, die Auswirkungen des Neoliberalismus und die Verbreitung von Verschwörungserzählungen. Lesch beantwortet auch die Frage, ob das öffentlich-rechtliche Fernsehen zum Thema Corona auch umstrittene Leute wie Wolfgang Wodarg oder Sucharit Bhakdi einladen sollte. Er verwendet dafür ein Beispiel: “Wir haben inzwischen wirklich unzählige Diskussionen gesehen, wo ein Klimawandelskeptiker und ein Klimaforscher sich gegenüber sitzen. Dabei müsste die Situation eigentlich sein, dass drei Klimaskeptiker 97 Klimaforschern gegenüber sitzen – dann wären nämlich die wahren Verhältnisse dargestellt.”

Der Todesschuss, Lauterbachs Wohnungskontrollen, Wirecard

1. Die Schuldvermutung
(sueddeutsche.de, Joachim Käppner & Ralf Wiegand)
1993 kamen bei einem Anti-Terror-Einsatz in Bad Kleinen ein Polizist und der Terrorist Wolfgang Grams ums Leben. Der “Spiegel” berichtete damals, Grams sei durch die Polizei quasi hingerichtet worden, und stützte seine Titelgeschichte “Der Todesschuß” auf einen angeblichen Zeugen. Es entstanden starke Zweifel an der Story. Mehr als ein Vierteljahrhundert später veröffentlicht das Nachrichtenmagazin nun den Bericht seiner “Aufklärungskommission” (PDF), die mit der Wahrheitsfindung in dem Fall betraut wurde. Stefan Niggemeier kritisiert den Bericht auf Twitter als schwer lesbar: “Offenbar war niemand involviert, der weiß, wie man einen so komplexen Sachverhalt mit widersprüchlichen Aussagen aufschreibt, ohne Schilderungen und Zitate dauernd zu wiederholen und den Leser vollends zu verwirren.” Umso besser, dass die ”Süddeutsche Zeitung” sich mit dem Vorgang befasst hat, der das Zeug zu einem Medien-Krimi hat.

2. Lauterbachs Wohnungskontrollen – Perfekte Zutaten für einen Shitstorm
(zdf.de, Florian Neuhann)
Hat der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach tatsächlich die anlasslose Kontrolle von Privatwohnungen durch die Polizei gefordert, wie einige Medien suggerierten? Florian Neuhann zeichnet nach, wie eine vielleicht nicht ganz so glücklich gewählte, da missverständliche Formulierung zu einem handfesten Shitstorm inklusive Morddrohungen führte.

3. Medientage München: Wolfgang Blau (Reuters Institute) über die Zukunft des Journalismus
(youtube.com, Wolfgang Blau, Video: 18:28 Minuten)
Wolfgang Blau leitete einige Jahre “Zeit Online”, bevor er eine Führungsposition beim britischen “Guardian” übernahm und vor dort zum Verlag Condé Nast wechselte, der unter anderem den “New Yorker” herausgibt. Inzwischen arbeitet Blau beim Reuters Institute for the Study of Journalism der Universität von Oxford. In seiner Keynote für die Medientage München denkt er über grundsätzliche Fragen des Journalismus nach: Wie kann man die Wirksamkeit von Journalismus verbessern? Wie lassen sich Journalismusverweigerer erreichen? Wie kann Journalismus zu Corona-Zeiten authentisch Mitgefühl vermitteln, ohne sich anzubiedern oder gar selbst populistisch zu werden? Und welchen Wert sollte der Journalismus der Klimakrise beimessen?

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4. Wirecard-Ausschuss: GroKo gegen öffentliche Aussage von Reporter
(handelsblatt.com)
Beim Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard gibt es Vorwürfe gegen mehrere Spitzenmanager des Unternehmens, aber auch gegen die staatliche Finanzaufsicht BaFin. Die Behörde hatte sich jahrelange juristische Auseinandersetzungen mit der “Financial Times” geliefert, die Missstände bei Wirecard aufgedeckt hatte. Nun wollte “Financial Times”-Journalist Dan McCrum dazu öffentlich im Untersuchungsausschuss aussagen, was von Union und SPD jedoch abgelehnt worden sei. Die Oppositionsabgeordneten Fabio De Masi (Linke), Danyal Bayaz (Grüne) und Florian Toncar (FDP) kritisieren das Verhalten der Koalitionsfraktionen. De Masi spricht von einem unwürdigen Verhalten und einem Imageschaden für Deutschland.

5. Bitte nicht diskriminieren!
(taz.de, Peter Weissenburger)
An die Stelle des bisherigen Rundfunkstaatsvertrags soll der neue und erweiterte Medienstaatsvertrag treten. Bislang fehlte dazu nur noch die Ratifizierung durch das Landesparlament von Mecklenburg-Vorpommern, doch die liegt nun vor. Das Gesetz kann somit in Kraft treten. Peter Weissenburger beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das neue Regulierungswerk: Inwieweit betrifft es den normalen Konsumenten? Was ändert sich für Streamer und Content Creator auf Youtube, Twitch oder in den Sozialen Netzwerken? Welche Auswirkungen hat es auf die Angebote der öffentlich-rechtlichen Medien?

6. Sawsan Chebli erwirkt einstweilige Verfügung gegen “Tichys Einblick”
(spiegel.de)
Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli hat sich erfolgreich gegen eine Beleidigung zur Wehr gesetzt. Dem Publizisten Roland Tichy wurde per einstweiliger Verfügung untersagt, eine frauenfeindliche und sexistische Aussage über Chebli weiter zu verbreiten.

Respekt geht anders, Fischer trennt sich von Maron, Neue BBC-Konkurrenz

1. Gabriele Krone-Schmalz im Gespräch auf der ARD-Buchmessenbühne
(youtube.com, Hessischer Rundfunk, Video: 20:47 Minuten)
In ihrem neuen Buch “Respekt geht anders” macht sich Gabriele Krone-Schmalz Gedanken über die derzeitige Streit- und Debattenkultur. Deutschland sei “im Kampfmodus”. Andersdenkende würden oftmals verunglimpft, und statt aufeinander zuzugehen, breite sich in der Öffentlichkeit ein aggressives Klima der Intoleranz aus. Auf der ARD-Buchmessenbühne unterhält sich die Radiomoderatorin Marion Kuchenny mit Krone-Schmalz darüber, wie sich zielführender und respektvoller miteinander streiten lässt.
Weiterer Lesetipp: Thematisch passend dazu, schreibt Kuchenny in einem Thread über die Debattenkultur auf Twitter: “Diese Mischung aus permanenter Aufregung, großer Empfindlichkeit bei den eigenen Themen und gleichzeitig einer kompletten Hemmungslosigkeit im unerbittlichen Umgang mit den Themen und Argumenten anderer scheint ein Markenkern dieser Plattform zu sein.”

2. Wenn Bildredaktionen und Kompetenz fehlen
(mmm.verdi.de, Felix Koltermann)
Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung n-ost ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die journalistische Berichterstattung über Osteuropa zu verbessern. Der Kommunikationswissenschaftler und Journalist Felix Koltermann hat mit Stefan Günther gesprochen, der bei n-ost als Bildredakteur arbeitet. In dem Interview geht es um den fotografischen Auslandsjournalismus und die bildredaktionelle Praxis von Medien allgemein.

3. Neue Konkurrenz für die BBC
(deutschlandfunk.de, Christine Heuer, Audio: 5:20 Minuten)
Wer an das britische Fernsehen denkt, denkt zunächst vermutlich an die BBC, die mehrere Fernseh- und auch Hörfunkprogramme sowie eine Nachrichtenwebsite betreibt. Doch mit GB News und News UK stehen zwei Konkurrenten in den Startblöcken, die nicht nur für Konkurrenz, sondern auch für eine Polarisierung der britischen Medien sorgen könnten.

Bildblog unterstuetzen

4. Das sind die Podcast-Tipps im Oktober
(sueddeutsche.de, Elisa Britzelmeier & Aurelie von Blazekovic & Stefan Fischer & Marlene Knobloch & Harald Hordych)
In den Podcast-Tipps für den Oktober verraten “SZ”-Autoren und -Autorinnen ihre derzeitigen Lieblings-Hörtipps. Mit dabei: ein Nachrichtenpodcast (“0630”), die “Kohl Kids”, ein Polit-Thriller (“Der V-Komplex”), ein von Frauen präsentierter Tech-Podcast (“She Likes Tech”) und der “sportstudio-Podcast” des ZDF.

5. Zu “rechts”? Fischer-Verlag trennt sich von Autorin Monika Maron
(br.de, Peter Jungblut, Audio: 2:03 Minuten)
Nach vierzigjähriger Zusammenarbeit trennt sich der Fischer-Verlag von seiner Autorin Monika Maron. Die verlegerische Geschäftsführerin des Verlages habe sich in einer kurzen Pressemitteilung zu den Gründen geäußert: “Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiert.” Anmerkung des “6 vor 9”-Kurators: Das Buchhaus Loschwitz gilt als pegida-nah, Antaios wird dem Netzwerk der Neuen Rechten zugeordnet.
Weiterer Lesehinweis: Kein Platz für Maron (sueddeutsche.de, Hilmar Klute).

6. Deswegen wurde 14 Jahre lang gebaut
(interaktiv.tagesspiegel.de)
Keine explizite Medienmeldung, aber ein tolles Beispiel für innovative Darstellungsformen im Journalismus: Der “Tagesspiegel” zeigt (wieder einmal) eindrucksvoll, wie sich eine Reportage interaktiv und multimedial aufbereiten lässt, ohne dabei in reine Technik-Spielerei abzugleiten.

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