Archiv für 6 vor 9

Selbstkritik, Stefan Plöchinger, Weiberkram

1. “Gelebte Widersprüche”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Welche Maßstäbe Journalisten an sich anlegen. Und welche an andere. Markus Wiegand: “Ehrlich gesagt ist es in diesem Geschäft etwas zu sehr Mode geworden, mit dem Finger dauernd auf andere zu zeigen. Der Hang zur Selbstkritik dagegen bleibt bei vielen Journalisten nur schwach entwickelt.”

2. “Was verdienen Modeblogger?”
(horstson.de, Horst)
Horst kommentiert eine Umfrage unter 115 Fashionbloggern (styleranking.de): “Modeblogs bieten ein zu wackeliges Gerüst, um ein Leben voller ‘Gucci’-Taschen und so unsexy Dingen wie Miete gesichert zu finanzieren – da sinkt das Niveau am Monatsende schnell ins Bodenlose: von Armani zu Actimel in drei Blogposts.”

3. “‘Blowjob würde man ihr zutrauen'”
(taz.de, Eva Lindner)
Eva Lindner bespricht das neue, ausschließlich von Männern gemachte Frauenmagazin “Weiberkram”: “Warum sollten sich starke Frauen für ein Magazin interessieren, in dem permanent der männliche begehrliche Blick auf sie wiedergegeben wird, ein Magazin, in dem sie nicht sich wiederfinden, sondern Klischeevorstellungen und feuchte Träume von Machomännern, die Frauen nicht verstehen (wollen)?” Siehe dazu auch “Neues Magazin ‘Weiberkram’: Frauenthemen aus Männersicht” (wuv.de, Jochen Kalka).

4. “Presseenten: Internet Explorer wird nicht eingestellt – Windows 10 Update legalisiert keine Raubkopien”
(mobilegeeks.de, Sascha Pallenberg)
Sascha Pallenberg beschäftigt sich mit Neuerungen des Microsoft-Betriebssystems Windows 10: “Der neue, intern ‘Project Spartan’ genannte Browser wird zwar unter Windows 10 die Default-Plattform sein um ins Internet zu gehen, das heisst aber nicht dass man nun den Internet Explorer damit auf die digitale Muellhalde schiebt.”

5. “Stefan Plöchinger: ‘Paid Content funktioniert!'”
(vocer.org, Thassilo von Bierbrauer)
Warum drängen junge Journalisten vor allem in Printmedien? Stefan Plöchinger: “Ich weiß gar nicht, ob es ihnen dabei um Print an sich geht. Der Wunsch, der sich darin ausdrückt, ist, in Ruhe an Themen recherchieren zu können und guten Journalismus machen zu können. Das ist auch der Grund, warum viele immer noch in die gut ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Redaktionen drängen. Es hat viel damit zu tun, dass viele Online-Seiten über lange Zeit nicht die Möglichkeit zum guten Recherchieren und Schreiben von Geschichten geboten haben. Das ändert sich aber, zum Glück.”

6. “How I Became A Minor Celebrity In China (After My Stolen Phone Ended Up There)”
(buzzfeed.com, Matt Stopera, englisch, 20. Februar 2015, aktualisiert)

ZDF-Fernsehrat, Stefan Raab, Katholizismus

1. “Neue Öffentlichkeit: Der ZDF-Fernsehrat tagt”
(ndr.de, Video, 5 Minuten)
Der ZDF-Fernsehrat tagt erstmals “öffentlich”: “Bei der ersten öffentlichen Sitzung war Publikum zugelassen, Kameras und Fotoapparate allerdings nicht. Die Sitzung sei erst mal ‘gerichtsöffentlich’, hieß es.”

2. “Mexikos kritische Stimmen unter Druck”
(nzz.ch, Nicole Anliker)
In Mexiko werden “die wohl bekannteste Radioreporterin” sowie zwei ihrer Mitarbeiter entlassen. “Beweise, dass die Entlassungen politisch motiviert waren, gibt es freilich keine. Doch Kommentatoren leitender Medien machen kein Hehl daraus, dass es ihnen offensichtlich schwerfällt, das zu glauben.”

3. “‘Bei Bedarf erledigt die Arbeit die Regelstruktur’: Was man über die Öffentlich-Rechtlichen erfährt, wenn man nach Creative Commons fragt”
(irights.info, Matthias Spielkamp)
Eine Antwort auf die Anfrage “Creative Commons-Lizenzen – auch beim rbb?” im Berliner Senat.

4. “Niedergang von ‘TV total’: Schlag den Raab”
(spiegel.de, Jonas Leppin)
Stefan Raab wirkt auf Jonas Leppin “wie ein müder Lehrer, der sich nach vielen Jahren nicht mehr auf den Unterricht vorbereitet”.

5. “Die Katholische Kirche war schon immer Boulevard”
(welt.de, Lucas Wiegelmann)
Lucas Wiegelmann liest die neue, monatlich erscheinende Zeitschrift “Mein Papst”: “Andere Konfessionen malten später ihre Kirchenwände weiß an und suchten ihr Heil im Buchstaben. Der Katholizismus entwickelte sich dagegen zu einer Art Boulevardmedium des Christentums: emotional, antielitär – und mit der größten Auflage aller Konfessionen weltweit.”

6. “In eigener Sache: Korrekturen”
(heute.de)
Heute.de richtet nach dem Vorbild der “New York Times” die Rubrik “Korrekturen” ein: “Auf dieser Seite weisen wir auf Fehler, die wir in der Berichterstattung gemacht haben, hin und korrigieren sie. Das können Fehler oder Unkorrektheiten sein, die wir in selbstkritischer Betrachtung unserer Arbeit selbst erkennen, aber auch solche, auf die uns Betroffene, Experten oder unser Publikum aufmerksam machen. Wir glauben, dass Transparenz das beste Gegenmittel gegen Verschwörungstheorien und Manipulationsvorwürfe ist.”

Regenbogenpresse, Roland Tichy, Giovanni di Lorenzo

1. “Wie breit ist der Boulevard?”
(ndr.de, Video, 11:01 Minuten)
Die Klasse 52A der Deutschen Journalistenschule fragt 18 Redaktionen an, um etwas über die Regenbogenpresse zu erfahren. Erfolglos, denn Auskunft geben will ihnen niemand.

2. “Schweizer Mauer”
(faz.net, Jürg Altwegg)
Jürg Altwegg schreibt zum Verkaufsstopp einiger Zeitschriften aufgrund von nicht an die Kunden weitergegebenen Wechselkursvorteilen: “Dass die ausländischen Verlage es mit einer Preisreduktion nicht besonders eilig haben, hat indes kaum mit höheren Erlösen zu tun. Für sie ist die Schweiz als Markt nicht besonders wichtig und der Auslandsvertrieb ein Defizitgeschäft. Die Verleger mögen darauf spekulieren, dass die Schweizer angesichts der abschreckenden Preise merken, dass sie die Zeitungen einzeln und im Abonnement online zu Euro-Preisen beziehen können.”

3. “BILD feuert neue Breitseite gegen die Energiewende”
(sfv.de, Rüdiger Haude)
Eine Kritik des Artikels “Kassiert die Solar-Lobby die Kindergelderhöhung?” (bild.de, Roland Tichy): “Bei dem Ausmaß an Gepolter, das Tichy entfaltet, und bei der Absurdität der demagogischen Komposition fragt man sich, ob hier eine in die Ecke gedrängte, waidwunde Raubkatze in letzter Verzweiflung um sich beißt (die Arroganz der Macht, wie in früheren Zeiten, ist das jedenfalls nicht mehr). Hoffen wir, dass es so ist. Lassen wir Tichy und BILD schäumen – es gilt den Klimawandel zu begrenzen!”

4. “Von Charlie Hebdo bis Giovanni di Lorenzo: Vom Aufstieg der Selbstmit-Leid-Medien”
(zeitgeisterjagd.de, Matthias Heitmann)
Matthias Heitmann sieht eine “vollständige Auflösung des einstigen Selbstverständnisses von Medien und dem daraus abgeleiteten Recht auf Meinungsfreiheit. Ursprünglich ging es bei dessen Verteidigung darum, sich selbst – und damit auch den Bürgern – die eigene Meinung durch herrschende Kräfte, also durch die weltliche oder religiöse Macht im Staat, nicht verbieten zu lassen. Heute hingegen verstehen sich Medien als Bestandteil des Herrschaftsapparates und meinen nun, sich gegen den etwaigen Leserzorn abschotten zu müssen. Die größte Gefahr für die Debattenkultur im Lande geht dieser Sichtweise folgend nicht mehr von ‘den Mächtigen’ aus, sondern von sogenannten ‘Trollen’.”

5. “Kontext is Queen”
(socialmediawatchblog.org, Christian Simon, teilweise englisch)
Christian Simon befragt Jane Reynolds, die auf einem Instagram-Foto zu sehen ist, dessen Veröffentlichung durch Tilo Jung dazu geführt hat, dass dieser “vorübergehend keine neuen Beiträge” auf Krautreporter.de veröffentlichen darf. Reynolds: “If that picture was used to promote violence against women, or any violence for that matter, I would hate it. I don’t think it ever will, because it’s just a joke, but there’s definitely people who could use it in that context.”

6. “Endlich: das Prinzessinnen-Pitch-Video!”
(prinzessinnenreporter.de, Video, 4:39 Minuten)

Wechselkursvorteile, Muslime, Focus Online

1. “Coop listet ausländische Zeitschriften aus”
(coop.ch)
Weil ausländische Zeitschriften Wechselkursvorteile nicht an die Kunden weitergeben, nimmt sie der Schweizer Einzelhändler Coop aus dem Angebot: “Ab sofort und bis auf weiteres werden folgende Zeitschriften nicht mehr bei Coop verkauft: In der Deutschschweiz Gala, Spiegel, Micky Maus, Neue Post, Freizeit Revue sowie die deutschsprachige Ausgabe der Vogue. In der französischen Schweiz sind es die Titel Grazia, Elle, Paris Match, Point de Vue sowie die französischsprachige Ausgabe der Gala. In der italienischen Schweiz die Titel, Grazia und Chi.” Siehe dazu auch “Heftli-Boykott: Für den Preisüberwacher nur der Anfang” (srf.ch, Philip Kempf).

2. “Der Terrorismus als Kind der Medien”
(tagesanzeiger.ch, Bruno S. Frey)
Bruno S. Frey schlägt vor, Terrorakte nicht mehr konkreten Tätern und Organisationen zuzuordnen: “Journalisten versuchen verzweifelt, herauszufinden, ob sich jemand zu einem Terrorakt bekennt. Sie betteln beinahe darum, dass sich jemand damit brüstet. Sobald dies eine Organisation tut, erreicht sie riesige Aufmerksamkeit. Damit wird der Terrorismus belohnt. Wenn die Medien hingegen auf eine Zuordnung verzichten und vielmehr glaubwürdig berichten, dass viele verschiedene Gruppen und Personen das Verbrechen für sich in Anspruch nehmen, werden die tatsächlichen Täter und deren Organisationen frustriert.”

3. “Why Mail Online is wrong to publish a photograph of a dying woman”
(theguardian.com, Roy Greenslade, englisch)
Roy Greenslade schreibt zur Veröffentlichung eines Bilds einer sterbenden Frau (BILDblog berichtete): “I think my friend is right to say that this woman did have rights of privacy. And her relatives and friends will probably find it very upsetting indeed. It will appeal only to the ghoulish and I cannot see any public interest reason for its publication.”

4. “Dieser böse, böse Islam”
(taz.de, Eren Güvercin)
Muslime in den deutschen Medien: “Extreme dominieren das Islambild, und die breite Mitte der Muslime bleibt erschreckend abwesend. Zumindest auf der medialen Plattform.”

5. “Fair play bei der Tagesschau”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)
Tagesschau.de zieht im Artikel “Barcelona top – Sotschi Flop” eine “Bilanz bisheriger Olympiastädte”.

6. “Profitieren Sie von der geballten Wissenskompetenz von ‘Focus Online’!”
(stefan-niggemeier.de)
Die “geballte Wissenskompetenz” von “Focus Online” bezüglich Rechtschreibung.

Tilo Jung, Peter Sloterdijk, VPRT

1. “Drei in einem Boot”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Gemäß einem “Spiegel”-Bericht hat der Verband Privater Rundfunk und Telemedien VPRT eine Rechtsaufsichtsbeschwerde gegen den Rechercheverbund von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” eingelegt: “Dieser Verbund, so der VPRT, verzerre den Wettbewerb und entspreche nicht dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Er lasse die von allen Beitragszahlern entrichtete Gebühr auch der SZ zugutekommen, stelle mithin eine kommerzielle Tätigkeit dar, verschaffe der Zeitung unbezahlbare crossmediale Vorteile und verstoße gegen das Rundfunk-, das Vergabe- und das EU-Beihilferecht.”

2. “Media blackout: would I be happier if I didn’t read the news?”
(theguardian.com, Jesse Armstrong, englisch)
Jesse Armstrong, nach eigenen Angaben ein “heavy user” von News, konsumiert während einem Monat keine Nachrichten: “Well, at this point in my life, is there any chance I will change my essential views? I’ve developed a herd-immunity theory of the news: it is probably important someone is reading about all the horrible and boring things in the world. But does that need to be me? I know how I will vote. I’m signed up to my pathetic monthly direct debits to charities and campaigning organisations. I have built a confirmation bias so strongly into my own fabric that it’s hard to imagine a fact that could wonk me. At some level, the news has become a vast apparatus for continually proving me right in my pre-existing prejudices about the world.”

3. “Ein Fehltritt, schon sind alle auf der Palme”
(faz.net, Rainer Meyer)
Die Diskussion um einen Instagram-Beitrag von Tilo Jung und seine Beziehung zu Krautreporter.de: “Der komplizierte und von diversen Interessen geprägte Konflikt macht deutlich, wie riskant die Idee werden kann, sich direkt über Leser zu finanzieren, die es zudem gewohnt sind, ihre Kritik schnell und deutlich zu äußern.”

4. “Der Fall Tilo Jung und die Empörung über die Empörung”
(publikative.org, Patrick Gensing)
Auch Patrick Gensing schreibt über Tilo Jung: “Er lässt die von ihm ausgewählten Leute ausführlich zu Wort kommen, so dass sich die Zuschauer aus einem Wust von Statements nicht nur die relevanten Stellen raussuchen sollen, sie sollen diese auch noch einordnen bzw. auf Glaubwürdigkeit / Wahrheitsgehalt überprüfen. Da wo die Arbeit des Journalisten anfängt, hört Jung & Naiv sozusagen einfach auf.”

5. “‘Der Zeitgeist ist heute grün, 
und der ist in mir auch am Werk'”
(tagesanzeiger.ch, Rudolf Burger)
Peter Sloterdijk hat sich kürzlich einen neuen Fernseher einbauen lassen, “aber nur, um festzustellen, dass ich ihn nicht brauche”: “Fast jedes Mal, wenn ich doch noch fernsehe, beobachte ich Dinge, die mir nicht gefallen. An manchen Tagen gibt es nur noch Müll, der unterbrochen wird von Abfall, der unterbrochen wird von Schwachsinn.”

6. “Missverständliche Titel II: ‘BZ'”
(blogs.taz.de/reptilienfonds, Jakob Hein)

Swissleaks, Elektro-Smog, IS

1. “Journalismus aus dritter Hand? Die SZ und ihre Leaks”
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal schreibt zu den Swissleaks: “Die Süddeutsche Zeitung präsentierte ihre neueste Datenleck-Story offenbar unter dem Motto: Wir wissen eine ganze Menge, aber wir sagen nix. (…) Im fünften Absatz folgt dann die herbe Enttäuschung, das journalistische April, April: ‘Die Süddeutsche Zeitung wird deren Namen nicht nennen.’ Weil es Ärger mit den Anwälten geben könnte. Weil nicht so recht klar ist, ob das Ganze nicht völlig legal ist. (…) Ja, ne, is klar. Erst zwei volle Breitseiten ‘Enthüllung’ abschießen, um anschließend bei Formulierungen zu landen wie ‘zwar Verdachtsmomente’, ‘könnte sein’, ‘deutet darauf hin’, ‘wird noch geprüft’, ‘ist nicht bekannt’. Und das wird dann an die große Glocke gehängt?”

2. “Eine Frage der Glaubwürdigkeit”
(medienspiegel.ch, Christof Moser)
Christof Moser kritisiert den Umgang von Schweizer Medien mit Native Advertising.

3. “DRadio: Angst essen Journalismus auf”
(aargks.wordpress.com)
Aargks recherchiert den Deutschlandradio-Kultur-Beitrag “Elektro-Smog: Die unsichtbare Belastung” nach.

4. “Propaganda, Wahrheit und der Westen: Was tun?”
(medienwoche.ch, Fabian Baumann)
Fabian Baumann gibt Tipps zum “Umgang mit der russischen Propaganda”: “Wollen die westlichen Medien dem eigenen Anspruch auf Ausgewogenheit nachkommen, ist es zentral, die Einseitigkeit der Putin-Medien zu vermeiden und auch deren Argumente zu Wort kommen zu lassen, zum Beispiel in Interviews mit russischen Politikern und Journalisten. Wenn man auch mit dem allgemeinen Standpunkt der russischen Regierung nicht einverstanden ist, so können einzelne Aspekte davon doch bedenkenswert sein.” Siehe dazu auch “Die Wahrheit liegt eben nicht in der Mitte” (zeit.de, Alice Bota).

5. “Presserat: ‘Krone’ vor ‘Österreich’ mit den meisten Verstößen”
(derstandard.at, Oliver Mark)
35 Verstöße gegen den Pressekodex in Österreich 2014: “Der überwiegende Teil, nämlich 32, ging auf das Konto von ‘Kronen Zeitung’ (16), ‘Österreich’ (11) und ‘Heute’ (5) – jenen drei Boulevardmedien, die sich nicht der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats unterworfen haben.”

6. “Milde Vernunft”
(freitag.de, Romy Straßenburg)
Ein Interview mit Journalist Nicolas Hénin, der von der Terrororganisation Islamischer Staat entführt und während zehn Monaten gefangen gehalten wurde: “Man kann den IS in vielen Punkten mit einer Sekte vergleichen. Es herrschen die gleiche totalitäre Organisation und Konditionierung. Menschen, die einer Sekte entkommen wollen, wird in unserer Gesellschaft Hilfe angeboten. Doch als Dschihadist kannst du nicht einfach aussteigen.”

Momonews, Eric Gujer, Photoshop

1. “Manipulierte Fotos: World-Press-Jury siebt aus”
(ndr.de, Video, 5:23 Minuten)
In der vorletzten Runde des World Press Award konnten jeder fünften eingereichten Fotoarbeit nachträgliche Bildmanipulationen nachgewiesen werden.

2. “Wer sagt denn, dass inszenierte Fotos lügen?”
(welt.de, Ronja Larissa von Rönne, 6. März)
Der Aufgabenbereich des Journalismus müsse mehr “als die Realität und ihr originalgetreues Abbild” umfassen, findet Ronja Larissa von Rönne: “In einer Welt, in der jeder Zwölfjährige seine Bilder durch den Retrofilter schickt, bevor er sie in die sozialen Netzwerke einspeist, wirkt der Photoshop-Bann so veraltet wie das Wort Bandsalat. Je besser arrangiert und schöner aufbereitet ein Bild wirkt, desto mehr Likes und Aufmerksamkeit gibt es. Die ästhetischen Maßstäbe haben sich verändert, die des Fotojournalismus verharren tief in den Zeiten der Analogfotografie und des analogen Daseins.”

3. “Ein Mann legt Dortmund lahm”
(faz.net, Melanie Mühl)
“Mohamed Satiane ist dafür bekannt, Mohamed Satiane zu sein”, schreibt Melanie Mühl über Momonews: “Satiane postet gern Handyvideos, Selfies, mag Hiphop und spielt Fußball. ‘Shades of Grey’ hat er im Kino gesehen, fand er aber doof. Sein Lächeln ist niedlich, die Oberarme sind durchtrainiert. Ansonsten? Nichts. Was er der Öffentlichkeit präsentiert, ist atemberaubend talentfrei. Darin besteht offenbar die Pointe.”

4. “A propaganda merry-go-round: what North Koreans watch on TV”
(theguardian.com, Subin Kim, englisch)
Staatsfernsehen in Nordkorea: “With little diversity on North Korean TV and extensive repetition – schedules show that a majority of the movies are re-runs – perhaps it’s not surprising that South Korean dramas are so popular among ordinary North Koreans, despite harsh penalties if they are caught.”

5. “‘Wir sind kein Parteiblatt'”
(tagesanzeiger.ch, Jean-Martin Büttner und Christian Lüscher)
Ein Interview mit Eric Gujer, dem neuen Chefredakteur der “Neuen Zürcher Zeitung”: “Die Linie der Zeitung ist in den Statuten vorgegeben und bleibt gültig: Die NZZ bleibt eine Zeitung mit liberaler Haltung.”

6. “‘Der überwältigende Rausch blieb aus'”
(nzz.ch, Nina Fargahi)
Ein Interview mit Journalist Reda El Arbi, der während 15 Jahren heroinabhängig war: “Wenn ich die extremen, spannenden und aufregenden Momente in den 15 Jahren Sucht zusammenzähle, komme ich vielleicht auf drei Wochen. Es ist hart, jeden Morgen dem Stoff nachrennen zu müssen, die Leute in seinem Umfeld anzulügen, weil man ein Doppelleben führt, das Geld für die Drogen zu jonglieren, nur damit man abends schlafen kann. Es ist ein langweiliges, eintöniges und sehr anstrengendes Leben.”

Dschihadisten, Krautreporter, Talkshows

1. “‘Dschihadisten’ im Gemeindebau”
(tvthek.orf.at, Video, 3:36 Minuten)
Muslime in Österreich unter Generalverdacht: “Davon können auch drei Muslime, die in einem Wiener Gemeindebau leben, ein Lied singen. Weil ein Inkasso-Angestellter eine schwarze Flagge mit arabischen Schriftzeichen in ihrer Wohnung sieht, geht die Anti-Terror-Maschinerie los: Polizei, dann aber vor allem Medien, Nachbarn und so mache Politiker eröffnen die Jagd auf die drei jungen Männer, die trotz des erwiesenen Fehlalarms nicht vorbei ist.” Siehe dazu auch “Allahaaaarm! Zu Besuch bei vermeintlichen Islamisten” (profil.at, Edith Meinhart und Ingrid Brodnig) und “Über die Mär vom Dschihadisten” (lagushkin.wordpress.com).

2. “Warum die Medien am Pranger stehen”
(deutschlandradiokultur.de, Michael Meyer)
Eine Zusammenfassung aktueller medienjournalistischer Fragen inklusive Eigenlob: “Die Medienlandschaft in Deutschland ist – zumindest noch – eine ausgewogene. Die öffentlich-rechtlichen Sender gelten zusammen mit der BBC und einigen anderen Sendern als das beste System der Welt.”

3. “Das alte Wir ist das neue Über-Ich”
(faz.net, Andrea Diener und Julia Bähr)
“Das Wir braucht endlich eine Renaissance!”, rufen Andrea Diener und Julia Bähr im Einklang: “Das Wir birgt Bürgersinn, es stiftet Gemeinschaften, es legt kumpelhaft den Arm um den Leser und zeigt ihm die Welt: Schau mal, so sonderbar geht es hier zu! Wundern wir uns doch gemeinsam ein wenig über die Menschen. Das Ich hingegen wundert sich alleine, und nicht selten wundert man sich über das Ich.”

4. “Roter Teppich oder Freakshow? – Ein kleinwüchsiger Mann erzählt”
(leidmedien.de, Michel Arriens)
Michel Arriens erzählt von seinen Erlebnissen in der Sat.1-Dokusoap “Die grosse Welt der kleinen Menschen”.

5. “In eigener Sache”
(krautreporter.de, Alexander von Streit)
Alexander von Streit gibt bekannt, dass Mitarbeiter Danijel Višević “vier bis fünf Tage pro Monat als freier Redakteur für das Bundespresseamt” arbeitet: “Meine Einschätzung über das Konfliktpotenzial einer solchen PR-Tätigkeit war falsch. Was Sebastian und ich nicht beachtet haben: Eine dauerhafte Tätigkeit für das Bundespresseamt überschneidet sich fast mit fast allen Themen, die wir bearbeiten.” Weiter veröffentlicht wurde eine “Transparenz”-Liste der Nebentätigkeiten von “Krautreporter”-Mitarbeitern. Und es wurden “Konsequenzen” gezogen nach einem Instagram-Eintrag von Tilo Jung.

6. “Meinungsmaschine”
(dacosto.com)
Eine Auswertung der Gäste bei den “vier großen Poltik-Talkshows im deutschen Fernsehen: Anne Will, Günter Jauch, Hart aber Fair & Maybrit Illner.”

FAS, Fußball, Apple Watch

1. “Fraport weist Vorwurf einer Sicherheitslücke am Flughafen Frankfurt zurück”
(fraport.de)
Die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens Fraport weist einen Bericht der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (FAS) zurück: “Nach einer umgehenden Überprüfung des in der Berichterstattung geschilderten Falls durch die Fraport AG in enger Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden befand sich der Redakteur zu keinem Zeitpunkt in diesem sicherheitskontrollierten Bereich, sondern lediglich auf einer Frachtabfertigungsfläche im Betriebsbereich. Er hätte auch den sicherheitsrelevanten Bereich ohne Befugnis und Sicherheitskontrolle auf keinem Weg erreichen können. Eine wie im Bericht dargestellte Lücke im Sicherheitszaun gibt es nicht, wie auf den beigefügten Bildern zu erkennen ist.” Siehe dazu auch “Korrektur: Wie sicher ist der Frankfurter Flughafen?” (faz.net) und “6 vor 9” von gestern.

2. “FAS verliert die Kontrolle”
(zeigensiemal.wordpress.com)
Eine genauere Betrachtung von Infografiken im FAS-Wirtschaftsteil.

3. “The sinister treatment of dissent at the BBC”
(theguardian.com, Nick Cohen, englisch)
Nick Cohen beklagt den Umgang der BBC mit den Enthüllern der von Jimmy Savile verübten sexuellen Mißbräuche: “The BBC is forcing out or demoting the journalists who exposed Jimmy Savile as a voracious abuser of girls.”

4. “Warum es egal ist, was Medien von der Apple Watch halten”
(nzz.ch, Henning Steier)
Henning Steier fasst die Rituale einer Apple-Pressekonferenz zusammen.

5. “Philipp Köster: ‘Zu scheitern wäre nicht die schlechteste Visitenkarte gewesen'”
(vocer.org, Jan Göbel)
Philipp Köster, Gründer von “11 Freunde”, lobt Gruner + Jahr, den Mehrheitseigner des Fußballmagazins, als Verlag, “dessen höchstes ideelle Gut die Unabhängigkeit der Redaktionen ist. In nun fast fünf Jahren hat es keinen einzigen Fall gegeben, dass von Verlagsseite Druck ausgeübt worden wäre. Ganz im Gegenteil war der Druck aus dem Anzeigenmarkt vorher viel größer.”

6. “Was erlauben Westermann?”
(sueddeutsche.de, Christof Kneer)
Christof Kneer packt die schwierige Situation von Fußballjournalisten in eine Wutrede: “Wir halten hier seit Jahren unsre Laptops hin, ständig müssen wir Geschichten aufbauschen, Skandale konstruieren und Zitate erfinden, meint ihr vielleicht, es macht Spaß, ein Zeitungsfritze zu sein, keinen Charakter zu haben, in scheißkalten Stadien zu sitzen und über etwas zu berichten, wovon man keine Ahnung hat? Wir Journalisten sind vielleicht nur ein kleiner Piss-Verein, aber wer es besser kann, der soll herkommen und selber schreiben.”

Eliot Higgins, Monica Lierhaus, Kampagnenjournalismus

1. “Der Plan von der Abschaffung der Wahrheit”
(krautreporter.de, Friedemann Karig)
Friedemann Karig stellt Eliot Higgins von Bellingcat vor: “Der schüchterne Engländer, der ungerne telefoniert und Mails nie unterschreibt, war schlagartig zu einer der wichtigsten Quellen über einen grausamen Bürgerkrieg geworden, aus dem nur wenige Journalisten berichten konnten. Und das ohne sein kleines Haus zu verlassen, wo er mit seiner Frau und ihrer gemeinsamen Tochter wohnt.”

2. “Wir brauchen Journalismusjournalismus”
(deranderefellner.wordpress.com)
Sebastian Fellner beschreibt die Situation des Journalismus in Österreich und fordert mehr Medienjournalismus: “Eine Print-Landschaft, beherrscht vom (Gratis-)Boulevard, der jeglichen Skrupel verloren, so er ihn je gehabt hat. Ein öffentlich-rechtliches Fernsehunternehmen, dessen Redaktionen die politischen Einflussnahmen abwehren muss, die die Fehlkonstruktion seiner Gremien mit sich bringt. Und Qualitäts-Onlinezeitungen, die sich noch nicht so recht zwischen Clickbaiting und tollen, aufwendigen Features entscheiden können.”

3. “Die Eier der Journalisten”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Roberto De Lapuente nimmt sich den Bericht “Offenes Tor für Terroristen” (faz.net, Marco Seliger) vor, für den ein Journalist die Sicherheit des Flughafens in Frankfurt getestet hat: “Man spielt denen in die Hände, die es rigider wollen, die dafür sind, es polizeistaatlicher und repressiver zu gestalten. Denen, die die allgemeine Angst als Maßstab für deren Gesellschaftskonzept missbrauchen und Ordnung mit Furcht und Schrecken gleichsetzen. Sie nennt ihren Beweis ein ‘offenes Tor für Terroristen’ und strickt damit weiter an der Absicht, die ganze Gesellschaft terrorfest zu machen. Auf Kosten der Freiheit natürlich.”

4. “Monica Lierhaus: ‘Als wäre ich ein Monster'”
(vocer.org, Irena Vukovic)
Ein Interview mit Sportreporterin Monica Lierhaus, der nach gesundheitlichen Problemen ein Comeback gelang: “Ich habe allen gezeigt, jetzt bin ich so wie ich bin. Nun akzeptiert mich oder lasst es. Vorher habe ich mich nicht getraut, weil ich immer angeglotzt worden bin, als wäre ich ein Monster. Das war fürchterlich für mich. Das war ganz schrecklich. Seitdem war es aber besser. Sie mussten mich nun nehmen, wie ich bin.”

5. “Gefährlich wird es, wenn der Funken überspringt”
(tagesspiegel.de, Stephan Russ-Mohl)
Stephan Russ-Mohl beschäftigt sich mit dem Kampagnenjournalismus: “Für Demokratien gefährlich werden Medienkampagnen vor allem dann, wenn sie nicht von einem einzigen Medium allein inszeniert werden. Wenn der Funke überspringt, wenn sich bei einer Skandalisierung plötzlich alle einig sind, wird es mitunter heikel.”

6. “Der tägliche Herrenwitz”
(theeuropean.de, Kristina Lunz)
Kristina Lunz schreibt über Frauen in “Bild”: “Deutschlands Medien, und allen voran ‘Bild’, müssen Frauen endlich für ihre Leistungen und Taten schätzen und respektieren, statt sie zum Lustobjekt zu degradieren.” Siehe dazu auch “Machts doch einfach, stellt mehr Frauen an!” (blog.tagesanzeiger.ch/offtherecord, Andrea Bleicher) und “Offener Brief an Res Strehle” (persoenlich.com).

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