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Strauss-Kahn, Meinungsfreiheit, Brügelmann

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “nr-Mediendisput zur Bild-Zeitung”
(ustream.tv, Video, 102 Minuten)
Bela Anda, Markus Feldenkirchen, Wolfgang Storz, Ulrike Simon, Harald Schumann und Thomas Leif diskutieren über “Bild”. Ab 2 Minuten stellt Hans-Jürgen Arlt die “Bild-Studie” vor: “Das Wesentliche an der Bild-Zeitung kriegt man nicht mit, wenn man sie journalistisch und politisch beobachtet.” Über den Abend berichtet auch Sonja Pohlmann für Tagesspiegel.de.

2. “Falsche Fotos, falsche Fakten”
(spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Der in Peking lebende Autor Christian Y. Schmidt hält Teile der westlichen China-Berichterstattung für Propaganda: “In den westlichen Medien wird zum Teil Propaganda betrieben, wenn es um China geht. Und das wird in China gerade von den Nationalisten immer wieder aufgegriffen: Falsche Fotos, falsche Fakten, das wird alles mit großer Begeisterung im chinesischen Internet aufgelistet. Die Fallbeispiele sind sehr umfangreich.”

3. “Schwarm-Intelligenz und Schwarm-Feigheit”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Die Meinungsfreiheit ist (neben seiner Frau) die grosse Liebe des Lebens von Michael Spreng: “Meinungsfreiheit ist nicht von Generationen vor mir mit Blut und Opfern erkämpft worden, um im Internet zu anonymer Denunziation zu verkommen. (…) In einer freien Gesellschaft, in der man seine Meinung offen äußern darf, gehört zur Meinungsäußerung, erst recht zur Entblößung anderer, auch der Absender. Das bisschen Mut muss sein.”

4. “Die mediale Vorverurteilung von Strauss-Kahn”
(ndr.de, Video, 6:39 Minuten)
Dominique Strauss-Kahn wird von einer Hotelangestellten der Vergewaltigung beschuldigt. “Spekulationen gibt es viele, Tatsachen bislang nur wenige. (…) Er ist noch nicht einmal angeklagt, doch in den Medien schon verurteilt.”

5. “Hamburger Anzeigenblatt”
(golfnerd.de, Denis Krah)
Denis Krah über das Golfmagazin “Eagle”, das unter der Marke “Hamburger Abendblatt” erscheint. “500 Euro werden für ein redaktionelles Clubporträt plus 1/4-Seiten-Anzeige verlangt. Einen Hinweis auf diese bezahlte Berichterstattung sucht man in ‘Eagle’ vergebens. Keine ‘Sonderveröffentlichung’ und auch keine ‘Anzeige’ prangt über den Auftragsarbeiten/Advertorials.”

6. “Mit den Millionären kann man es ja machen”
(sportmedienblog.de)
Matthias Brügelmann, Chefredakteur von “Sport Bild”, fordert in einem Editorial sowas wie ein Berufsverbot für Fußballspieler Diego: “Spieler wie Diego, die so drastisch gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen, müssen für Vereine in der ganzen Welt gesperrt werden können bei gleichzeitigem Gehaltsstopp. Das wäre die einzig wirksame Abschreckung für solche Typen.”

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Journalismus im Vorbeigehen

Einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise von “Bild” gewährt die Vereinswebsite von Hansa Rostock:

Peter Vollmann in Bild-Zeitung falsch zitiert

Hansa-Trainer Peter Vollmann wird in der Ausgabe der Bild-Zeitung vom 18. Mai in einem Artikel unter der Überschrift “Landespokal holen wir im Vorbeigehen” wie folgt zitiert: “Bei allem Respekt für den Gegner, aber wir machen das im Vorbeigehen.” Diese Aussage hat Peter Vollmann nicht getroffen. “Ich bin mehr als verärgert. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich über den sportlichen Gegner niemals so respektlos äußern würde”, erklärte Peter Vollmann.

Inzwischen hat sich der Autor des Artikels bei Peter Vollmann für die Verwendung des falschen Zitats entschuldigt.

Landespokal holen wir im Vorbeigehen

Erst am Montag hatte “Bild” fälschlicherweise berichtet, der Fanbeauftragte von Hansa Rostock habe sein Amt nach Vorkommnissen im Stadion niedergelegt, und den Fehler bei Bild.de erst nach Intervention des Vereins korrigiert.

Mit Dank auch an Stephan R. und Lecra.

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Ups, verpisst

Als Bastian Schweinsteiger vor knapp einem Monat bei einer Pressekonferenz aus der Haut fuhr und einen Journalisten von “Sport Bild” beschimpfte, da war “Bild” empört (BILDblog berichtete):

Schweini rastet aus - Bayern-Star beleidigt Reporter als Pisser und wehrt sich gegen Chefchen-Kritik

Es gab auch klare Vorstellungen von den Konsequenzen:

BILD MEINT: ER MUSS SICH ENTSCHULDIGEN!

In einem Kommentar in “Bild am Sonntag” hieß es:

Für viele Kinder ist er ein Idol. Aber verhält er sich auch vorbildlich? Leider nein. Der Pöbel-Auftritt ist der Beweis.

Sicher darf sich Schweini gegen Kritiker wehren. Ob er schon “Chef” oder nur “Chefchen” ist, ist Ansichtssache. Wer andere als “Pisser” beleidigt, ist auf jeden Fall eines: ein Schweinchen.

Und wie reagiert “Bild” heute auf eine Disziplinlosigkeit des Wolfsburger Spielers Diego? Ungefähr so wie ein beleidigter junger Mann Mitte 20, der seinen Zorn nur noch mithilfe von Schimpfwörtern artikulieren kann:
Verpisser Diego WIE BESTRAFT MAN SO EIN KOLLEGEN-SCHWEIN?

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Bernd Ziesemer, Internet-Fexe, Kai Pahl

6 vor 9

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1. “Ich bin dieser Gegenkandidat”
(faz.net, Claudius Seidl)
Claudius Seidl tritt bei der Wahl zum ZDF-Intendanten gegen Thomas Bellut an. Er will “alles, was es auch umsonst gäbe, also ohne Gebührenzwang bei den kommerziellen Sendern”, aus dem Programm nehmen: “die Champions League, der zeitgeschichtliche Zweiteiler mit Veronica Ferres (Bettina Zimmermann, Christine Neubauer), die Nachmittagssoaps, die Kochshows, die Arztserien, die sogenannten TV-Movies, Rosamunde Pilcher, Inga Lindström. (…) Plötzlich wird Platz sein im Programm, Platz für die wunderbaren Sachen, welche das ZDF bislang in seine Neben-, Sparten- und Digitalkanäle verbannt hat (…)”

2. “Mit der ‘Bild’ ins Abklingbecken der Eitelkeiten”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz fasst zusammen, was “Bild” den “peinlichsten Medien-Skandal des Jahres” nennt. “Jedenfalls darf man dann doch wenigstens in sich reinschmunzeln, wenn mal wieder behauptet wird, die Blogosphäre sei irgendwo so irre selbstreferentiell. Die großen Qualitätsmedien haben jedenfalls in dieser Woche mehr über eine missratene interne Preisverleihung berichtet als über Fukushima.”

3. “Viel gepflegte Heuchelei”
(epd.de, Ellen Nebel)
Ex-“Handelsblatt”-Chefredakteur Bernd Ziesemer im Interview: “Es gibt da viel gepflegte Heuchelei in unsere Branche. Weil Chefredakteure viele Dinge mitkriegen, über die sie nie reden. Mich erinnert das immer an den Grundsatz der italienischen Mafia. Der lautet: Die, die reden, wissen nicht und die, die wissen, reden nicht.”

4. “German Journalistic Complacency, Volume XXVIII”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
“Occasionally, I survey German coverage of the death penalty in America, mostly for professional purposes. What strikes me again and again is how utterly casual standards of fact-checking are — at least when it comes to popular assumptions of the German bourgeois elite about American society.”

5. “Hier spricht das Allesaussersport-HQ”
(allesaussersport.de, Kai Pahl)
Sportblogger Kai Pahl dokumentiert, wie er arbeitet: “Gerade im US-Sport ist ohne Notizen nichts zu machen. Bei über 330 College Basketball- und über 120 College Football-Teams, von denen man einige nur 2-3x pro Saison sieht, geht es nicht anders.”

6. “Medienschelten oder: Der Kampf um die Deutungshoheit”
(dradio.de, Sabine Pamperrien)
Sabine Pamperrien denkt in einem langen Essay über die Medienkritik nach. Sie erkennt dabei einen “Herrschaftsanspruch der Internet-Fexe”, Stefan Niggemeier wird als “professioneller Journalistenjäger” eingestuft, das “Journalisten-Bashing” sei generell in Mode gekommen. Wiederum gilt: “Medienschelten machten sich schon immer gut.”

Cross-Promotion, Duslog, Schwimmer

6 vor 9

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1. “Was Dieter Bohlen mit Wolf Schneider zu tun hat”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Wie nehmen Journalisten Wolf Schneider wahr? Und wie dagegen Dieter Bohlen? Wie wird ein “Reportagekünstler” beim “Spiegel” beurteilt? Und wie dagegen die Scripted-Reality-Formate der Privatsender? “Darin, mit zweierlei Maß zu messen, ist diese Branche im Moment wirklich außerordentlich groß.”

2. “Marke Eigenwerbung”
(freitag.de, Silke Burmester)
Silke Burmester nervt die ausufernde Cross-Promotion von ARD und ZDF: “Es ist die unangenehme Kumpanei, die entsteht, wenn Anne Will die Kollegen von den Tagesthemen fragt, was sie denn ‘heute für uns haben’. Und Tom Buhrow mit seinem stets um Aufmunterung bemühten Gemüt ‘Anne’ antwortet und doch zu den Zuschauern spricht, als wären wir zu blöd, zu erfassen, dass das ein abgesprochenes Spiel ist.”

3. “Springer: ‘Wer im Netz professionell publiziert, sollte Zitat und Zweitauswertung unterscheiden können.'”
(carta.info, Robin Meyer-Lucht)
Robin Meyer-Lucht rollt den Fall der Schadenersatzforderung von Axel Springer an Exciting Commerce auf. “Es hätte sicherlich geholfen, wenn Exciting Commerce selbst berichtet hätte, dass das von Springer monierte ‘Zitat’ bei Exciting Commerce eine Länge von 1.530 Zeichen hatte und über die Hälfte des Postings ausmachte. Selbst urberrechtlich weniger begabten Menschen wird schwanen, dass hier das Zitatrecht möglicherweise überstrapaziert wurde.”

4. “Da ist viel Beklopptes dabei”
(jetzt.sueddeutsche.de, Christian Helten)
Christian Helten spricht mit Lukas Heinser über Duslog.tv. Zur Berichterstattung von “Bild” über den Eurovision Song Contest 2011 siehe Jan Feddersen in der “taz”: “Es ist cool, nichts zu sagen”

5. “Wie ich mir für 57 Euro einen Doktortitel kaufte”
(frankfurter-magazin.de, Heiner Hänsel)
Heiner Hänsel sieht sich genötigt, seinen unrechtmäßig erworbenen Doktortitel zurückzugeben.

6. “Von Seerosen und Sportschwimmern”
(swim.de, Bruno Baumgartner)
Bruno Baumgartner beobachtet Schwimmer im Freibad.

Komma zum Punkt

Der Onlineauftritt von “Sport Bild” behauptet seit gestern:

Fußball-Finanzen US-Liga MLS veröffentlicht alle Gehälter

In den USA (…) werden die Gehälter aller Spieler regelmäßig von der Major League Soccer (MLS) veröffentlicht. Auf den Cent genau. Jeder Interessierte kann nachlesen, was David Beckham, Thierry Henry und Co. verdienen.

Das ist nur teilweise richtig. Zwar werden die Gehälter der Spieler regelmäßig veröffentlicht, allerdings nicht von der Major League Soccer (MLS) selbst, sondern von der Major League Soccer Players Union, der Spielergewerkschaft also.

Richtig peinlich sind aber die beiden Klickstrecken, die sportbild.de für die Topverdiener und die Spieler mit den niedrigsten Jahresgehältern zusammengestellt hat, denn darin tauchen seltsame Zahlen auf:

Klub für Klub: Die Top-Verdiener der MLS David Beckham (Los Angeles Galaxy): 6.500.000.04 Dollar

Klub für Klub: Die Top-Verdiener der MLS Thierry Henry (New York Red Bulls): 5.600.000.04 Dollar

Oder auch:

Klub für Klub: Die niedrigsten Gehälter der MLS Eddie Ababio (Colorado Rapids): 32.604.00 Dollar

Immerhin hat es der Ersteller der Strecken geschafft, die Kommata, mit denen im Amerikanischen Tausender getrennt werden (z.B. 32,604), durch die im Deutschen durchaus üblichen Punkte (z.B. 32.604) zu ersetzen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund sind aber die Punkte, die im Amerikanischen als Dezimaltrennzeichen verwendet werden und die hier Dollar von Cent trennen (z.B. 6,500,000.04 $), an Ort und Stelle geblieben — obwohl im Deutschen hierfür ein Komma verwendet wird (z.B. 6.500.000,04 $).

Da man hierzulande hinter dem Punkt eigentlich immer Blöcke à drei Ziffern erwartet, resultieren aus dieser Schlamperei kaum leserliche Zahlen, die man sich — wenigstens konsequent amerikanisch und klickfingerschonend — besser in den nach Clubzugehörigkeit oder alphabetisch sortierten Originallisten ansehen sollte.

Nicht nur unverständlich, sondern komplett falsch ist der Betrag, den Andres Mendoza verdient:

Klub für Klub: Die Top-Verdiener der MLS Andres Mendoza (r., Columbus Crew): 595.000.000 Dollar

Durch eine von sportbild.de fälschlicherweise spendierte zusätzliche Null und dank der Punktschreibweise kommt er jetzt statt 595.000 Dollar auf satte 595 Millionen Dollar jährlich und dürfte damit der bestverdienende Spieler der Welt sein.

Mit Dank an Reinhold.

Leichenschau

Beim Giro d’Italia, einem der wichtigsten Radsport-Etappenrennen der Welt, kam es am Montag zu einem schweren Unfall, bei dem einer der Teilnehmer tödlich verunglückte. Und weil bei großen Events jede Menge Kameras laufen und deshalb auch das passende Bildmaterial vorhanden ist, treten mit Bild.de und dem Online-Auftritt der “Hamburger Morgenpost” zwei der üblichen Verdächtigen den Pressekodex mit Füßen.

Unter Ziffer 11 — Sensationsberichterstattung, Jugendschutz heißt es:

Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid. Die Presse beachtet den Jugendschutz.

Aus dem Pressekodex

Richtlinie 11.1:
Unangemessen sensationell ist eine Darstellung, wenn in der Berichterstattung der Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, herabgewürdigt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn über einen sterbenden oder körperlich oder seelisch leidenden Menschen in einer über das öffentliche Interesse und das Informationsinteresse der Leser hinausgehenden Art und Weise berichtet wird.

Bei der Platzierung bildlicher Darstellungen von Gewalttaten und Unglücksfällen auf Titelseiten beachtet die Presse die möglichen Wirkungen auf Kinder und Jugendliche.

Unter der Überschrift “Tod beim Giro” zeigt Bild.de eine Bildergalerie mit insgesamt drei Fotos, auf denen Rettungskräfte letztlich vergeblich versuchen, den sterbenden Radprofi wiederzubeleben.

Dazu schreiben die beiden Autoren:

Weylandt (…) soll auf der Abfahrt vom Passo del Bocco (957 m) etwa 25 km vor dem Ziel mit der rechten Pedale an der Felswand hängengeblieben und danach 20 m durch die Luft geflogen sein.

Weylandt knallte brutal auf das Pflaster, blutete stark aus Mund und Nase. “Wouter Weylandt war schon bewusstlos, als wir eintrafen. Wir haben 40 Minuten versucht, ihn zu reanimieren. Aber es war nichts mehr zu machen”, teilte Giro-Arzt Dr. Giovani Tredici mit.

Und von wegen Jugendschutz — heute schaffte es eines der Fotos des sterbenden oder bereits gestorbenen Radprofi sogar auf die Startseite von Bild.de:

Schwangere Freundin trauert um toten Rad-Star
(Unkenntlichmachung von uns)

Auch mopo.de hat keine Skrupel, ein Foto des Verunglückten zu zeigen — inklusive Lupensymbol, damit man sich den Sterbenden per Klick noch ein wenig genauer ansehen kann.

In einem zweiten Artikel auf mopo.de — ebenfalls mit Foto — heißt es ironischerweise sogar:

Aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen und die Teamkollegen hatte das italienische Fernsehen RAI keine Bilder vom direkten Unfallhergang gezeigt.

Soviel Feingefühl kann man leider nicht von jedem erwarten.

Mit Dank an die Hinweisgeber.

Widersprüche, Jeans, Frauenzeitschriften

6 vor 9

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1. “Ach nee, doch nicht”
(blogs.sueddeutsche.de/schaltzentrale, Johannes Boie)
Johannes Boie notiert einige der Widersprüche, die bisher über den Tod von Osama bin Laden veröffentlicht wurden. “Niemand arbeitet permanent fehlerfrei. Und in manchen Redaktionen ist es längst schwierig geworden, noch Kollegen zu finden, die überhaupt Zeit haben, Aussagen von Dritten zu prüfen. Denn von den Festangestellten unter uns gibt es immer weniger.”

2. “5 Big bin Laden Media Mistakes, Explained”
(wnyc.org, Sarah Kate Kramer, englisch)
“The fallout from President Obama’s announcement that Osama bin Laden had been killed by U.S. forces late Sunday night is a perfect example of how misinformation from a unique source, news aggregation and insta-feedback from Twitterlandia can get mixed up to ill effect.”

3. “Im Netz der Besserwisser”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo schreibt über “Experten” im Web: “Was auch immer das Weltgeschehen an Neuigkeiten bereithält – im Netz finden sich sogleich Experten sonder Zahl für exakt diesen Topos. (…) Gefühltes Expertentum zeichnet sich durch immense Hinterher-Klugheit aus, hätte, hätte, Fahrradkette.”

4. “Ex-Freunde: Schweinsteiger und Sport Bild”
(ndr.de, Video, 5:32 Minuten)
Fußball: Die Beziehung zwischen dem FC Bayern München und “Sport Bild” und die Beziehung von Bastian Schweinsteiger und “Sport Bild”. Schweinsteigers Reaktion auf den “Chefchen”-Artikel fand erst nach zwei Wochen und vor einer halböffentlichen Journalistenrunde ohne Kameras statt.

5. “‘Österreich’ informiert über aktuelle Jeans-Preise”
(kobuk.at, Hannes Bleiziffer)
“Österreich” informiert seine Leser über billige Jeans. Und zwar nahezu deckungsgleich im redaktionellen und im werblichen Teil.

6. “Titelerfinder für Frauenzeitschriften – ein Beruf mit Zukunft”
(zeit.de, Harald Martenstein)
“Ich glaube, dass es einer in langen Jahren gewachsenen Kennerschaft und extrem verfeinerter Sinnesorgane bedarf, um zwischen der aktuellen Ausgabe von Echo der Frau und Frau im Spiegel zu unterscheiden, das ist ähnlich wie bei den Weinkennern, die einen 1998er Kleinfischbacher Blocksberg sofort vom 1999er Jahrgang zu scheiden wissen.”

Regierungsinserate, Tagesschau, Gründergeist

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1. “Die Verführbarkeit des ‘Public Watchdog'”
(derstandard.at, Hans Gasser)
Hans Gasser fordert gesetzliche Regeln zur Vergabe von Regierungsinseraten. Wer “in überdurchschnittlichem Ausmaß von direkten finanziellen Zuwendungen der Regierung, einzelner Ministerien oder Staatsunternehmen” abhängig sei, könne dem Anspruch an Unabhängigkeit kaum gerecht werden.

2. “Sag einfach Ja”
(theeuropean.de, Alexander Kissler)
Alexander Kissler ärgert sich über die 20-Uhr-Ausgabe der “Tagesschau” am Ostermontag, die sich während 4 Minuten und 57 Sekunden den Anti-Atomkraft-Protesten widmete: “Zwischen geschätzten 2000 und 10.000 Deutschen fanden sich laut unbestätigten, aber gewiss interessegeleiteten Veranstalterangaben pro Ort zusammen, um gegen Atomkraft zu protestieren. Auch ein paar Hundert Franzosen ließen sich begeistern. Das ist nicht nichts, aber doch eine arge Petitesse. Bei Volksfesten, Sportereignissen, Wallfahrten kommen mehr Menschen zusammen.”

3. “Anatomy of a Fake Quotation”
(theatlantic.com, Megan McArdle, englisch)
Megan McArdle zeigt auf, wie es zu einem falschen Zitat von Martin Luther King kommt und wie dieses massenhaft in Sozialen Netzwerken geteilt wird.

4. “Auf ins Internet!”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler erkennt einen Gründergeist unter Schweizer Journalisten. Er stellt acht neue Web-Projekte vor: “Gemeinsam ist den genannten Plattformen, dass ihre Ressourcen beschränkter sind als jene der etablierten Medien.”

5. “Verschwurbeltes Hochschuldeutsch”
(spiegel.de, Markus Reiter)
Schreibtrainer Markus Reiter hält deutsche Wissenschaftler dazu an, sich klar auszudrücken. “Kein Wunder, dass Deutsch als Wissenschaftssprache immer weiter an Bedeutung verliert. Selbst ausländische Forscher, die gut Deutsch sprechen, müssen in vielen Fällen vor der Prosa deutscher akademischer Autoren kapitulieren.”

6. “Gewinner und Verlierer auf BILD.de (2)”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
“Gewinner” und “Verlierer” auf Bild.de mit Texten und Fotos, die nicht zueinander passen.

Süddeutsche Zeitung, Syrien, Papier

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1. “‘Süddeutsche Zeitung’ fällt auf die Wahrheit herein”
(blogs.taz.de/hausblog)
Thomas Fromm zitiert in einer Reportage für die Seite 3 der “Süddeutschen Zeitung” einen “mittelständischen Unternehmer”. Tatsächlich stammt das Zitat aus einem satirischen “taz”-Text über einen fiktiven Unternehmer.

2. “Wie sich die Todesmeldung von Osama Bin Laden via Twitter und Facebook verbreitete”
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
Siehe dazu auch “How the bin Laden Announcement Leaked Out” (mediadecoder.blogs.nytimes.com, Brian Stelter, englisch).

3. “Syrien / Libanon: Zeugen des Krieges”
(mediathek.daserste.de, Video, 7:27 Minuten)
Informationen über die Situation in Syrien kommen vor allem aus dem Libanon. Auch die ARD kann nicht in das Land einreisen.

4. “Die ‘Chefchen’-Affäre”
(sueddeutsche.de, Andreas Burkert)
Andreas Burkert schreibt über die Auseinandersetzung zwischen Bastian Schweinsteiger und “Sport Bild”: “Der Regisseur Schweinsteiger hat zuletzt nicht mehr richtig mitgespielt bei diesem Geben und Nehmen, das ihn auch groß machte. Angeblich soll er Interview-Anfragen von Sport-Bild und Bild zurückgewiesen haben. Es sieht jetzt fast so aus, als ob er, der Springers Spielplan ablehnt, quasi die rote Karte bekommt. Wegen der Ungeheuerlichkeit, sich zu verweigern.”

5. Borussia Dortmund und die Sonntagszeitungen
(pottblog.de, Jens Matheuszik)
Jens Matheuszik fasst zusammen, wie die Sonntagszeitungen FAS, WamS und BamS über den Meistertitel von Borussia Dortmund berichten.

6. “Warum Papier praktischer ist”
(bobbycalifornia.blogspot.com)
Bobby California sucht und findet “50 Gründe, warum Papiermedien (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, das Kursbuch usw…) praktischer sind als Online-Medien”.

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