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Bild  

Gegenverkehrt

Die Art, wie “Bild” mit eigenen Fehlern umgeht, ist gewöhnungsbedürftig. Die falsche Unterstellung, Lena Meyer-Landrut habe bei einem ihrer Konzerte Playback gesungen (BILDblog berichtete), hat die Zeitung heute zum Beispiel nicht korrigiert.

Gestern berichtete “Bild” recht groß über den Ärger, der der Fahrerin des Mannschaftsbusses vom FC Bayern München droht:

Polizei ermittelt gegen Bayern-Busfahrerin: Geisterfahrt zum Stadion

Seit 22 Jahren fahre Sandra König jetzt den Bus — und dann das:

Bayerns Mannschaftsbus steckt am Samstag um 14.20 Uhr im Stau auf der Frankfurter Kennedyallee (Bundesstraße, zwei Spuren in jede Richtung). Die Polizei-Eskorte kann nicht helfen, bis zum Anpfiff sind es nur noch 70 Minuten.
Busfahrerin König fährt über zwei durchgezogene Linien und trotz möglichen Gegenverkehrs auf die Gegenfahrbahn. Die Polizei-Eskorte hängt sich ran.

Nun gibt es Ärger! Die Frankfurter Polizei hat ein Ordnungswidrigkeits-Verfahren gegen die Busfahrerin eingeleitet. Noch müssen Zeugen vernommen werden. Erst danach ist klar, was der Busfahrerin vorgeworfen wird.

Das alles stimmte so nicht, wie “Bild” heute vergleichsweise unauffällig erklärt:

Welche Konsequenzen hat die "Geisterfahrt" des Bayern-Busses vom Samstag? Die Frankfurter Polizei ermittelt gegen Fahrer Michael Lauerbach. Nachdem Bayerns Mannschaftsbus vor dem Spiel in Frankfurt um 14.20 Uhr im Stau auf der Frankfurter Kennedyallee steckte, soll er den Bus unerlaubt auf die Gegenfahrspur gelenkt haben. Die Frankfurter Polizei hat ein Ordnungswidrigkeits-Verfahren gegen den Busfahrer eingeleitet. Seine Fahrer-Kollegin Sandra König saß nicht (wie BILD gestern fälschlich berichtete) am Steuer, sondern war nur Beifahrerin. Beide wechseln sich ab, fahren zusammen rund 70 000 Kilometer im Jahr.

In der Online-Version des gestrigen Artikels hat Bild.de unauffällig im Nachhinein aus der Fahrerin einen Fahrer gemacht.

Mit Dank an Thomas G.

Handelsblatt, Klaus Kocks, Ralph Grosse-Bley

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Sport Bild-Watch (17)”
(el-futbol.de, Sidan)
Fußball: “Sport Bild” kritisiert Bastian Schweinsteiger: “Sport Bild-Kenner wissen, wer die absoluten Lieblingsspieler der Sport Bild sind bzw. waren: Platz 1. Lahm. Klar. Auf den nächsten 238 Plätzen erstmal niemand, dann aber, immerhin: Schweinsteiger. Doch das ist Vergangenheit.”

2. “Du bist bewaffnet bis über beide Backen”
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Die eigentlichen Vorbilder von Fußball-Kommentator Wolff-Christoph Fuss sind “die guten Rhetoriker”: “Ehrlich, häufig wird schlechtes Deutsch verwendet. Auch wenn ich manchmal vielleicht etwas flapsig herüberkomme, das alles passiert idealerweise in hundertprozent korrektem Deutsch.”

3. “Eintritt frei”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier fragt sich, warum PR-Berater Klaus Kocks im Deutschen Journalisten-Verband DJV Mitglied ist.

4. “Handelsblatt versucht sich als iPad2-Discounter – und mogelt mit den Fakten”
(stenographique.wordpress.com, philipp)
Philipp rechnet das iPad2-Angebot von “Handelsblatt” nach und kommt auf eine zu hoch ausgewiesene Ersparnis von fast 1000 Euro.

5. “The People misleads on William’s ‘stag do'”
(tabloid-watch.blogspot.com, englisch)
Die britische Sonntagszeitung “The People” füllt seine Titelseite mit einem Bild von Prinz William aus dem Jahr 2002. “The implication, of course, is that these are pictures from Prince William’s stag do, in advance of his wedding on Friday.”

6. “Star für einen Tag – Wie aus Frauen Blick-Girls werden”
(videoportal.sf.tv, Video, 26:17 Minuten, teilweise Dialekt)
Die Sendung “Reporter” begleitet zwei Frauen, die sich für die Titelseite von “Blick” bis auf die Unterwäsche ausziehen. Die Auswahl der Fotos ist dabei Chefsache, wie ab 16:30 Minuten zu sehen ist. “Blick”-Chefredakteur Ralph Grosse-Bley (Ex-“Bild”): “Wo kommt die Frau her? Aus dem Emmental. Hausfrau und Mutter. Okay. Ich finde das Höschen ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ich würde es versuchen mit dem Querformat, also Ganzkörper. Ich find das ganz gut mit den Stiefeln. Gefällt mir ganz gut. (…)”

Bild  

Knapp bekleidet ist auch vorbei

Wenn “Bild” so überhaupt keine Argumente hat, fragt die Zeitung gerne mal, ob es denn sonst keine Probleme gäbe.

Barbara Steffens, die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in NRW, bekam diese Frage gestern gleich mehrfach um die Ohren gehauen:

Verlierer: 
Hat die keine anderen Sorgen? NRW-Emanzipationsministerin Barbara Steffens (49, Grüne) kämpft gegen internationale Turnier-Vorschriften, die z.B. für Badminton-Spielerinnen Röcke und für Beachvolleyballerinnen Bikinis vorschreiben. Das sei "jämmerlich", "inakzeptabel" und "sexistisch". BILD meint: Balla-balla! Keine anderen Probleme...? Ministerin schießt gegen kurze Sport-Röcke. Düsseldorf - Haben Sie keine anderen Sorgen, Frau Ministerin?

Die Ministerin hatte eine neue Regelung der Badminton World Federation kritisiert, die vorsieht, dass Frauen ab dem Grand-Prix-Level nur noch Röcke und Kleider tragen dürfen. In ihrer Pressemitteilung schrieb Steffens:

Ob in Shorts oder in Röcken, die Leistung muss stimmen, nicht die Kürze des Rockes! Von oben herab etwas zu dirigieren und die Sportlerinnen für eigene Zwecke zu instrumentalisieren darf einfach nicht sein! Umso erfreulicher ist es, dass der Deutsche Badminton-Verband diese Regeln bisher nicht aufgegriffen hat, hier können Frauen noch in dem Dress spielen, in dem sie möchten.

Steffens ist also gegen die Vorschrift, dass die Sportlerinnen knappe Kleidung tragen müssen, nicht gegen die Kleidung an sich. Aber schon der Gedanke, dass die Spielerinnen keine “sexy Badminton-Röcke” mehr tragen könnten, muss “Bild” schwer getroffen haben — denn wenn sich die männlichen Redakteure eines nicht nehmen lassen wollen, dann ja wohl Sexismus beim Sport.

Nahezu folgerichtig, dass “Bild” die Ministerin deshalb als Spielverderberin der männlichen Zuschauer an den Pranger stellt:

Kurze Röcken und knappe Bikinis auf sportlich trainierten Körpern – was vor allem die männlichen Zuschauer von Sportarten wie Beach-Volleyball erfreut, bringt NRW-Emanzipationsministerin Barbara Steffens (49, Grüne) aus der Fassung.

Interessanterweise ist es ausgerechnet der “erfreuende” Dresscode im Beach-Volleyball, den Barbara Steffens als “Extrembeispiel” bezeichnet hatte:

Die offizielle Kleidervorschrift für Frauen beim Beachvolleyball ist, dass die Bikini-Höschen an der Seite nur sieben cm breit sein dürfen. Ich bezweifele, dass diese Regelung nur aus sportlichem Gedanken im Sinne der Bewegungsfreiheit getroffen wurde.

“Bild” hat derweil schon ganz andere Gedanken:

Als Regierungsmitglied könne Steffens übrigens jederzeit ein Gesetz zur “Kleiderordnung in Frauensportarten” auf den Weg bringen – oder am besten gleich für alle Frauen eine solche Ordnung entwerfen.

Natürlich könnte Steffens ein solches Gesetz “auf den Weg bringen”: Dafür müsste sie einen Referentenentwurf über eine Kleiderordnung im Frauensport entwickeln lassen, diesen ins Kabinett einbringen und beispielsweise einen Fachausschuss darüber beraten lassen — ihr stünde also ein langer Weg bis ins Plenum bevor. Wie ein Gesetzentwurf zu einer Kleiderordnung aussähe, den die “Bild”-Redakteure entwickelt haben, dürfte klar sein.

Mit Dank an I.M.

Fast-Zusammenstoß mit der Realität

Ob Flugzeug oder Hubschrauber — wann immer in luftiger Höhe etwas schief geht, haben “Bild” und Bild.de eine passende Schlagzeile parat. Besonders, wenn ein Prominenter eine Rolle spielt. Und so bedachte Bild.de am Mittwoch einen Zwischenfall, bei dem ein Flugzeug mit Michelle Obama an Bord zu einem Ausweichmanöver veranlasst worden war, gleich mit zwei Schlagzeilen:

Zuerst, um 7.18 Uhr:

Beinahe-Zusammenstoß mit Militärtransporter! Michelle Obama entkommt Flugzeug-Katastrophe Schon wieder ein Fluglotsenfehler?

Dann noch einmal um 13.57 Uhr:

‘Michelle

Und tatsächlich hat die US-Flugaufsicht FAA einen Vorfall bestätigt, bei dem die Flugzeuge allerdings “zu keinem Zeitpunkt” in Gefahr gewesen seien. Immerhin war Michelle Obama wirklich an Bord — was ja sonst nicht zwingend erforderlich ist, um Beinahe-Katastrophen “knapp” zu entgehen.

Doch was war jetzt eigentlich los?

Sehr spät aber noch rechtzeitig bemerkten die Piloten, dass ein Militärtransporter (Typ C-17) der landenden Obama-Maschine in die Quere kommen könnte. Der Transporter wollte starten, es war jedoch nicht klar, ob er dies rechtzeitig schaffen würde. Zeitweise waren die beiden Maschinen nur 4,5 Kilometer voneinander entfernt! Vorgeschrieben sind aber mindestens 8 Kilometer, um gefährliche Turbulenzen zu vermeiden.

Wie ein am Boden stehendes Flugzeug Turbulenzen verursachen soll, die eine kilometerweit entfernte Boeing 737 in Schwierigkeiten bringen, erscheint rätselhaft. Die Auflösung ist jedoch einfach: offenbar hat Bild.de Start- und Landebahn verwechselt. Nach dem Bericht der “Washington Post”, auf die sich Bild.de bezieht, wollte der Militärtransporter nicht etwa starten, sondern setzte kurz vor der Regierungs-Maschine zur Landung an.

Die Flugzeuge drohten zu keinem Zeitpunkt in der Luft zu kollidieren. Sehr wohl bestand aber die Möglichkeit, dass die Boeing 737 in Turbulenzen geraten könnte, die von dem voranfliegenden Militärflugzeug verursacht worden waren. Damit auch die Landebahn sicher geräumt war, musste die Maschine mit Michelle Obama an Bord lediglich eine Warteschleife drehen.

Grund für die Verwechslung ist wahrscheinlich eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP, die bereits um 2.11 Uhr gemeldet hatte:

Beim Landeanflug bemerkten die Fluglotsen in Andrews den Berichten zufolge, dass die Boeing einem Militärtransporter in die Quere kommen könnte, der im Begriff war zu starten. Sie fürchteten, die Militärmaschine würde nicht rechtzeitig abheben, und wiesen die Präsidentenmaschine an, eine Extrarunde zu drehen. Der Tower am Armeestützpunkt wies die Verantwortung für den Fehler einem zivilen Fluglotsen in der Region Washington zu.

Von AFP hat wohl auch sueddeutsche.de die Verwechslung übernommen:

Obamas Pilot hatte bereits zum Anflug auf die Andrews Air Force Base angesetzt, als die Fluglotsen des Stützpunktes bemerkten, dass die Boeing einem Militärtransporter vom Typ C-17 in die Quere kommen könnte, der im Begriff war zu starten. Da Gefahr bestand, das Militärflugzeug könnte nicht rechtzeitig abheben, wiesen sie die Präsidentenmaschine an, eine Extrarunde zu drehen.

Mit Dank an Hans E., Markus S. und Till G.

Volontäre, Neues Deutschland, Kate Middleton

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “ZDF: Mit diesen Zwei twittert man besser”
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
Die Twitter-Konten @zdfonline und @zdfneo wurden nicht von offizieller Seite initiiert und geführt, sondern von zwei Mittzwanzigern aus Schwäbisch Hall und Heilbronn. Inzwischen haben die beiden einen Arbeitsvertrag erhalten.

2. “Wie die Süddeutsche ihre Volontäre rekrutiert”
(meedia.de, Henning Ohlsen)
Wer kein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, hat keine Chancen, bei der “Süddeutschen Zeitung” Volontär zu werden. “Abgeschlossenes Studium muss sein, am liebsten Master-Abschluss.” Ausserdem wird erwartet, dass bereits Praktika bei Print- und Online-Medien absolviert wurden.

3. “Jetzt sprechen die Schleichwerber”
(blogs.taz.de/rechercheblog, Sebastian Heiser)
“Das Neue Deutschland druckt häufiger Artikel gegen Bezahlung als bisher bekannt. Die Zeitung räumte in einem Artikel ein, bei der von der taz aufgedeckten Praxis handele es sich keinesfalls um eine Ausnahme.”

4. “Der reine Sportfotograf wird in der Masse nicht mehr wahrgenommen”
(direkter-freistoss.de, René Martens)
René Martens spricht mit Sportfotograf Lutz Bongarts: “Ich habe die Zeit noch erlebt, als es keine Werbebanden gab. Die Fotografen konnten sich am Spielfeld überall frei bewegen, auch rund um die Trainerbänke. Man konnte sich auch ganz flach auf den Boden legen. Das geht heute aufgrund der hohen Werbebanden nicht mehr.”

5. “Ja, sicher!”
(20min.ch, obi)
Das US-Klatschmagazin “Star” vermeldet nun schon zum zweiten Mal eine angebliche Schwangerschaft von Kate Middleton.

6. “Springer-Verlag gibt zu, dass es sich bei ‘Bild’ um Satirezeitung handelt”
(der-postillon.com, Satire)

Deutschland sucht die Superheuchler

Heute erklärt “Bild” auf der Titelseite, es gebe “Ärger um Schreyl”: Ärger um SchreylMarco Schreyl, Moderator von “Deutschland sucht den Superstar”, reiße “seit Wochen” “eine schmuddelige Zote nach der anderen” und habe in der Show vom vergangenen Samstag einen “neuen Tiefpunkt” erreicht.

Schreyl hält die zwei Glückskugeln von Sarah Engels wie zwei Hoden in der Hand, sagt bewusst zweideutig: “Damit gehe ich immer besonders vorsichtig um.”

Zur Bestätigung des behaupteten “Ärgers” reißt “Bild” ein paar Sätze aus einem Artikel des Mediendienstes DWDL.de über Homosexuelle im deutschen Fernsehen aus dem Kontext, wodurch der Tenor des Artikels so klingt, als seien gar nicht Schreyls Sprüche das eigentliche Problem für Sven Kuschel und Daniel Cremer, sondern dessen sexuelle Orientierung.

“Bild” nutzt sogar die Gelegenheit, endlich mal wieder Michelle Hunziker ins Gespräch zu bringen, für deren Rückkehr zu “DSDS” die Zeitung seit mehr als fünf Jahren unermüdlich kämpft.

Was die “Bild”-Redaktion sonst so von schmuddeligen Zoten und bewussten Zweideutigkeiten hält, kann man dann heute bei Bild.de (anhand eines alten Fotos) bewundern:

Schräger Pokal: Seit diesem Kuss ist Golf-Star Cristie in aller Munde...

Mit Dank auch an Roman S., Arne M. und Marc.

Bild  

Punktspalterei

Nachdem “Bild” Borussia Dortmund ungefähr seit vergangenem Herbst zum deutschen Fußballmeister hochschreibt und dem Trainer Jürgen Klopp schon im Dezember die Meisterschale überreichen wollte, ist die Zeitung plötzlich ein bisschen skeptischer und fragt, ob nicht doch noch Bayer Leverkusen Meister werden könnte. Die Mannschaft von Jupp Heynckes liegt ja fünf Spieltage vor Saisonende nur noch fünf Punkte hinter dem BVB.

Außerdem:

Trainer Jupp Heynckes weiß, wie man die letzten Spiele gewinnen kann. In Gladbach holte er 1987 im Saisonendspurt in fünf Spielen 15 Punkte. Und auch damals wechselte er anschließend zum FC Bayern.

Das stimmt so nicht: Tatsächlich hatte Gladbach damals die letzten fünf Spiele gewonnen (genau genommen sogar die letzten zehn), nur gab es für diese fünf Siege keine 15 Punkte, sondern nur zehn — die Drei-Punkte-Regel gilt nämlich erst seit der Saison 1995/96.

Mit Dank an Sascha.

Schiffe, Popjournalismus, Richard Gutjahr

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Dunkle Details”
(sueddeutsche.de, Christiane Kohl)
Christiane Kohl schildert den aktuellen Stand im “wohl größten Betrugsfall in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens”, dem Fall Marco K.: “Ermittelt wird inzwischen gegen elf Personen, bei den Vorwürfen geht es nicht mehr nur um Veruntreuung und Betrug, sondern auch um Bestechung, Bestechlichkeit und Vorteilsannahme.”

2. “Der NDR als Taufkumpan: Und wieder eine Werbearie für AIDA”
(faz-community.faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt über die nicht nachlassende Begeisterung des NDR für die Kreuzfahrtindustrie.

3. “Der Junge mit der Mütze”
(spiegel.de, Sebastian Hammelehle)
Zum Tod von Marc Fischer: “Die Errungenschaften des Popjournalismus, der zu Beginn so neuartig und spielerisch gewesen war, sickerten langsam durch die Medienbranche. Sie sind heute auf der Aufmacherseite der ‘Zeit’ ebenso selbstverständlich wie bei ‘Bild am Sonntag’ und in den bemüht witzigen Einspielfilmchen der ‘Sportschau’.”

4. “Richard @Gutjahr über die Zukunft des Journalismus und Chancen für junge Journalisten”
(140z.de, Video, 7:12 Minuten)
Richard Gutjahr legt Journalisten nahe, Experimente zu machen und Transparenz in eigener Sache zu schaffen.

5. “Verlierer des Tages”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Michael Spreng erzählt, wie er bei “Bild” “Verlierer des Tages” wurde.

6. “Infinite Jest, blindly judged”
(kottke.org, englisch)
Die erste Seite von Infinite Jest und ein Foto von Henri Cartier-Bresson im Urteil von Online-Nutzern.

dpa  

Idiotentest

Die Frage, ob ein Fußballverein in jedem Spiel drei Punkte holt oder alle drei Spiele einen Punkt, macht den Unterschied zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach aus.

Die Frage, ob die Deutschen Autofahrer pro Minute 20 Punkte in Flensburg sammeln oder alle zwanzig Minuten einen Punkt, macht den Unterschied zwischen einer dpa-Meldung von 17.21 Uhr und einer von 14.50 Uhr aus.

Am Freitag hatte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg seinen Jahresbericht vorgestellt und auf Seite 38 (PDF) dieses anschauliche Bild gebracht:

Im Jahr 2010 wurden Verkehrsdelikte “im Wert von” schätzungsweise 10,5 Millionen Punkten an das [Verkehrszentralregister] gemeldet (siehe Diagramm 15). Damit sind 2010 rein rechnerisch in jeder Minute rund 20 Punkte für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung vergeben worden.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) muss das irgendwie falsch verstanden haben, weswegen sie um 14.50 eine Meldung verschickte, deren Überschrift schon nichts Gutes verhieß:

Alle 20 Minuten gibt’s einen Punkt in Flensburg

Männer sind die größeren Sünder im Verkehr: Im Flensburger Punkteregister liegen sie mit 78 Prozent deutlich vorn. Auch die Art der Regelübertretungen variiert nach Geschlecht.

Flensburg (dpa) – Die Zahl der Verkehrssünder ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg verzeichnete 2010 einen Zuwachs um 31 000 auf knapp neun Millionen Autofahrer mit Sündenregister, sagte sein Präsident Ekhard Zinke am Freitag. Laut KBA-Jahresbericht wuchs die Zahl der Punkte damit um 0,3 Prozent – alle 20 Minuten kam ein Punkt dazu.

Kurze Zeit später stand der Fehler zum Beispiel beim “Handelsblatt”, dem “General-Anzeiger Bonn”, dem “Wiesbadener Kurier”, der “Nordwestzeitung”, den “Ruhr Nachrichten” und bei n-tv.de online — und am nächsten Tag auf der Titelseite der “Berliner Morgenpost”.

Zweieinhalb Stunden später verschickte dpa dann einen neuen Artikel — nicht etwa eine Korrektur des ersten, aber einen, in dem die Statistik plötzlich stimmte:

2010 stieg die Gesamtzahl nur leicht um 0,3 Prozent, das sind ungefähr 31 000 Verkehrssünder mehr. Insgesamt sind dort nun knapp neun Millionen Autofahrer registriert. Rechnerisch wurden jede Minute 20 Punkte vergeben.

Wer also lang genug gewartet hatte, war auf der richtigen Seite, so etwa stern.de oder auto-motor-und-sport.de.

Die anderen Medien haben noch nicht gemerkt, dass der erste dpa-Artikel falsch war — auch wenn dieses Wissen erfahrungsgemäß nicht zwingend zu einer Korrektur auf ihren Webseiten führen würde.

Mit Dank an Tom und Matthias T.

Nachtrag, 17.05 Uhr: Der “Wiesbadener Kurier” und die “Ruhr Nachrichten” haben die Meldung jeweils offline genommen.

2. Nachtrag, 6. April: Bereits gestern um 16.56 Uhr hat dpa eine Korrekturfassung des fehlerhaften Artikels verschickt.

Auf n-tv.de ist der Artikel jetzt offline, die “Berliner Morgenpost” hat ihren Artikel in der Online-Version unauffällig korrigiert.

3. Nachtrag, 7. April: dpa hat uns noch folgende Erklärung für den Fehler geschickt:

Bei der ersten, von der Autorin korrekt angelieferten Meldung war am Desk ein Redigierfehler unterlaufen, den wir bedauern. Dieser Fehler war leider auch später nicht mehr aufgefallen, als der zweite korrekte Bericht gesendet wurde.

Schleichwerbung, Bunte, Nacktheit

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Schleichwerbe-Recherche”
(blogs.taz.de/rechercheblog, Sebastian Heiser)
Eine fiktive Werbeagentur testet für die “taz”, ob Zeitungen dazu bereit sind, ihre redaktionellen Inhalte zu verkaufen. Interesse zeigten die “Frankfurter Rundschau”, die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung” und “Neues Deutschland”. Hintergründe zur Recherche sind im Hausblog nachzulesen.

2. “Kachelmanns Fall”
(sf.tv, Video, 49:05 Minuten)
Eine Dokumentation von Hansjörg Zumstein fasst den aktuellen Stand im Prozess gegen Jörg Kachelmann zusammen. Ab Minute 17 ist zu sehen, dass die ersten Bilder von Kachelmann nach der Verhaftung entstanden sind, weil Fotografen darauf gedrängt haben, dass der Polizeitransporter anders postiert wird. Ab Minute 34 äussert sich die stellvertrendende Chefredakteurin von “Bunte”, Tanja May, über Zahlungen der Zeitschrift an Ex-Freundinnen von Kachelmann.

3. “Riekelhaft”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier analysiert ein Editorial von “Bunte”-Chefredakteurin Patricia Riekel zu Jörg Kachelmann.

4. “Chinesisches Monster-Kind inhaliert Nudeln”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Ralf Marder findet es beschämend, dass Bild.de aus einem dreijährigen Kind einen “King-Kong-Jungen” macht.

5. “Rekordergebnisse bei den Presse-Verlagen – doch die Freien gehen leer aus”
(freischreiber.de)
Der Journalistenverband “Freischreiber” beklagt, dass freie Mitarbeiter an den guten Ergebnissen der Printverlage nicht beteiligt werden.

6. “Bei Nacktheit hört der Spaß auf!”
(fernsehkritik.tv, Screenshot)
YouTube entfernt ein im Kanal der ARD hochgeladenes Video, weil es “gegen die YouTube-Richtlinie zu Nacktheit oder sexuellem Content verstößt”.

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