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Fischer, Maurer, ftd.de

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Gericht kassiert Freispruch für Ex-‘Bild’-Reporter ein”
(sueddeutsche.de)
Das Oberlandesgericht München hat den Freispruch für einen früheren “Bild”-Reporter aufgehoben, weil die Urteilsbegründung des Landgerichts lückenhaft und widersprüchlich sei. Der Mann war vorgeworfen worden, den Schauspieler Ottfried Fischer mit einem Sexvideo zu einem Interview genötigt zu haben. Dazu passend: Ein Porträt über Fischer aus dem “Süddeutsche Zeitung Magazin” vom 16. März.

2. “Mein Plattenladen heißt Herunterladen”
(d-trick.de/blog, Dietrich Brüggemann)
Der Regisseur Dietrich Brüggemann meldet sich in der aktuell mal wieder besonders heftig geführten Debatte zum Thema Urheberrecht und Internet zu Wort. Dabei zeichnet er eine kleine mediale Autobiographie und ruft in die “tobende Schlacht”: “Regt euch ab, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Filesharing ist mittlerweile eine riskante Sportart, Kino.to und Megaupload sind tot, andere werden folgen. Künstler haben eine lebhafte Phantasie, und Nerds neigen ohnehin zur Paranoia, daher die Hysterie auf beiden Seiten der Debatte. Chillt mal drauf. Kommt runter.” (Weitere Debattenbeiträge zur Bezahlung von Urhebern und der Wertschätzung von Künstlern gibt’s von Malte Welding und Sascha Lobo.)

3. “Das nächste Kapitel”
(taz.de, Felix Dachsel)
Im November 1976 hörten Kölner “Bild”-Redakteure die Telefongespräche von Günter Wallraff ab. Nun bemühen sich “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann und die Axel Springer AG gemeinsam mit Wallraff um eine Aufarbeitung.

4. “Die Satansbräute vom Saarland”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
“Eine Medienposse in drei Akten”: Cicero.de hat im Internet nach Spuren von Jasmin Maurer, Vorsitzende der Piratenpartei im Saarland, gesucht — und dabei womöglich die falsche Person gefunden.

5. “FTD.de: Qualität im (Online-)Journalismus, die Zweite”
(juiced.de, Juicedaniel)
Eine Marketing-Agentur bot für Links auf ihre Seite eine Erwähnung im “Gründermarktplatz” auf der Website der “Financial Times Deutschland” an. Nachdem juiced.de in der Sache recherchiert hatte, nahm ftd.de den “Gründermarktplatz” erst mal offline.

6. “Wie man einen Beitrag baut”
(youtube.com, Video, 120sekundenYT)
Martin Giesler hat den prototypischen Beitrag für eine Magazin- oder Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen produziert.

Verwirrung um Pizarro

Heute Vormittag um 10.02 Uhr verkündete “Sport Bild” auf ihrer Internetseite:

Sport Bild exklusiv: Pizarro kündigt bei Werder! Bayern bietet Zweijahresvertrag

Die zwei in der Überschrift erwähnten Sachverhalte stehen zwar in einem Zusammenhang, aber offenbar nicht ganz so direkt, wie man auf den ersten Blick denken könnte. Nach allerlei Zeilen über das Vertragsangebot von Bayern München (“nach SPORT BILD-Informationen”, natürlich) schreibt “Sport Bild” selbst, dass es durchaus möglich sei, dass Pizarro Werder Bremen doch nicht verlässt:

Noch ist der Weggang allerdings keine beschlossene Sache – Pizarro musste kündigen, weil sich sein Vertrag in Bremen sonst automatisch verlängert hätte. Er kann jedoch einen neuen Vertrag mit den Bremern aushandeln.

In diesem Fall wäre seine (angebliche) Vertragskündigung ein taktisches Manöver gewesen, um sich alle Optionen offen zu halten und für die Vertragsverhandlungen mit Werder in einer günstigeren Ausgangsposition zu sein. Fußballer und ihre Berater …

Sechzehn Minuten später hatte der Sportinformationsdienst (sid) diese Meldung auf dem Draht:

Sport Bild: Pizarro verlässt Werder, Angebot aus München

BREMEN, 29. März (SID) – Claudio Pizarro wird den Fußball-Bundesligist Werder Bremen im Sommer anscheinend verlassen. Wie die Sport Bild berichtet, hat der Angreifer dem Verein mitgeteilt, dass er seinen Vertrag in Bremen zum 30. Juni dieses Jahres kündigt. Weil der Peruaner seine Kündigungsklausel noch vor Ablauf der vertraglich festgelegten Frist (31. März) zog, ist er nach der laufenden Saison ablösefrei. Rekordmeister Bayern München, so das Blatt weiter, habe Pizarro bereits einen Zweijahresvertrag angeboten.

Das war natürlich nicht das, was “Sport Bild” geschrieben hatte — sondern nur das, was “Sport Bild” mit der eigenen Überschrift und der Twitter-Nachricht “Pizarro kündigt bei Werder” mutmaßlich zu suggerieren versucht hatte.

Die Reaktion von “Sport Bild” auf Twitter, wo #pizarro inzwischen ein trending topic war, war dann auch eine ganz merkwürdige Mischung aus Schadenfreude, Hände-in-Unschuld-Waschen und dem Pochen auf journalistische Gründlichkeit:

Da hat der sid einfach nicht gründlich gelesen. Keiner behauptet, dass Pizarro Werder verlässt

Der sid hatte unterdessen ein Statement von Bremens Manager Klaus Allofs eingeholt, war aber immer noch davon überzeugt, dass “Sport Bild” Pizarros Abgang vermeldet hatte:

Verwirrung um Pizarro: Allofs dementiert Abgang aus Bremen
+++ überholt mit Allofs-Statements +++
BREMEN, 29. März (SID) – Verwirrung um Claudio Pizarro: Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs hat eine Meldung dementiert, wonach der peruanische Angreifer den Fußball-Bundesligisten im Sommer verlassen wird. “Da weiß die Sport Bild mehr als wir”, sagte Allofs dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Donnerstagmorgen: “Bei uns ist das so nicht kommuniziert. Ich glaube das aber ehrlich gesagt auch nicht.” […]

Um 11.29 Uhr vermeldete der sid dann in einer “Präzisierung”, dass Allofs nicht nur nichts von einem “Abgang” wisse, sondern auch nichts von einer “Kündigung”:

Verwirrung um Pizarro: Allofs dementiert Kündigung bei Werder
+++ Präzisierung in Überschrift und erstem Satz +++
BREMEN, 29. März (SID) – Verwirrung um Claudio Pizarro: Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs hat eine Meldung dementiert, wonach der peruanische Angreifer dem Fußball-Bundesligisten zum Sommer gekündigt hat. […]

Die Verwirrung war also perfekt und der sid hatte nicht ganz unwesentlich dazu beigetragen.

Um 14.08 Uhr tickerte die Deutsche Presseagentur (dpa) dann sinngemäß, dass klar sei, dass nichts klar sei:

“Sport Bild”: Pizarro hat gekündigt – Werder hofft auf Verbleib

Bremen (dpa) – Fußball-Profi Claudio Pizarro und Werder Bremen halten sich im Poker um eine Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit weiter bedeckt. Auch eine Meldung des Fachmagazins “Sport Bild”, laut der Pizarro seinen Vertrag beim Bundesligisten fristgerecht zum Saisonende gekündigt hat, wollten der Stürmerstar und Werder-Chef Klaus Allofs weder bestätigen noch dementieren.

“Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Es ist weiterhin alles offen, wir müssen noch einige Gespräche führen”, betonte Pizarro am Donnerstag in Bremen. “Wir machen grundsätzlich keine Aussagen über Vertragsinhalte”, sagte Geschäftsführer Allofs. […]

Zum derzeitigen Zeitpunkt ist also lediglich die Erkenntnis gesichert, dass Claudio Pizarro einen Vertrag mit Werder Bremen hat. Wie lang der noch läuft und was Pizarro danach macht, werden wir irgendwann erfahren. Vermutlich wieder exklusiv.

Mit Dank an Matthias K.

Exklusive Festnahme

Als die französische Polizei am vergangenen Donnerstagvormittag die Wohnung des mutmaßlichen islamistischen Attentäters stürmte und ihn dabei erschoss, hatte die Erstürmung in der gedruckten “Bild” vom Donnerstag schon stattgefunden (BILDblog berichtete).

Aber “Bild” war dabei nicht allein: Die “Berliner Zeitung” und die (von der gleichen Redaktion belieferte) “Frankfurter Rundschau” erklärten beide auf ihren Titelseiten, die Polizei habe die Wohnung des Mannes gestürmt und den Mann “gestellt”, worunter man eigentlich landläufig versteht, dass jemand lebend gefasst wird.

Bei “Welt”, “Welt Kompakt” und “Rheinischer Post” war der Verdächtige (bzw. “Täter”) gar in der Titelschlagzeile “gestellt” worden:

Immerhin erwähnen alle drei Zeitungen im Artikel, dass die Konfrontation “am Abend” bzw. “bei Redaktionsschluss” noch angedauert habe.

Und tatsächlich zeigen sich da ja die Nachteile einer Printausgabe, die tatsächlich irgendwann gedruckt werden muss und bei solch unübersichtlichen Situationen, die quasi zeitgleich mit Druckprozess und Auslieferung stattfinden, überholt sein kann, wenn der Zeitungsbote sie in den Briefkasten des Lesers steckt. Im Internet hingegen können Artikel permanent an die aktuelle Situation angepasst werden — einige Online-Medien berichteten gar in einem “Live-Ticker” von der Erstürmung der Wohnung wie von einer Sportveranstaltung.

Anders macht es da die “Leipziger Volkszeitung”, die seit Mittwochabend unbeirrt im “Polizeiticker” auf ihrer Webseite verkündet:

Nervenkrieg in Frankreich: Serienmörder wollte wieder töten - Polizei gelingt Festnahme

Besonders bemerkenswert daran ist, dass diese Überschrift die einzige Leistung der “LVZ”-Redaktion ist: Der komplette Artikel, in dem von einer Festnahme des Mannes überhaupt keine Rede ist, stammt von der Deutschen Presseagentur (dpa). Die hatte ihn allerdings mit der durchaus zutreffenden Überschrift “Nervenkrieg in Toulouse: Serienmörder wollte wieder töten” veröffentlicht.

Mit Dank an Jan und die anderen Hinweisgeber.

Nachtrag, 18.10 Uhr: “LVZ Online” hat die Überschrift inzwischen auf “Nervenkrieg in Frankreich: Serienmörder wollte wieder töten” gekürzt.

Grosse-Bley, iPad-Fabriken, Ahmadinedschad

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Studie zur Wirkung des Nichtraucherschutzgesetzes in Deutschland ist fragwürdig”
(heise.de/tp, Bastian Rottinghaus)
Verschiedene Medien haben eine Studie unkritisch verbreitet, stellt Bastian Rottinghaus durchaus selbstkritisch fest. “Sowohl Telepolis als auch Spiegel Online glänzen hier wie fast alle in- und ausländischen Medien nicht gerade durch kritische Distanz zur DAK, auf deren Patientendaten die Studie basiert und die mit unnachahmlicher Brillanz bilanziert: ‘Weniger Qualm bedeutet weniger Herzerkrankungen – eine einfache Formel für die Gesundheit.’ Nun ist es mit der Eindeutigkeit der Studienbefunde leider nicht so weit her, wie es einem die DAK und das Medienecho nahelegen möchte – denn um genau zu sein: es gibt gar keine Befunde.”

2. “Würden es wieder so machen”
(medienwoche.ch)
“Blick”-Chefredaktor Ralph Grosse-Bley, kritisiert wegen dem Abdruck von Opferbildern des Busunfalls im Wallis, würde sich in einer vergleichbaren Situation wieder so entscheiden: “Schauen Sie, um dieser Tragödie ein Gesicht zu geben, um sie fassbar zu machen, kann man nicht einfach nur bloss einen Tunnel, einen zerstörten Bus und eine Pannen-Nische zeigen. 22 tote Kinder – das ist keine Zahl, das ist eine Katastrophe. Die Bilder von Menschen, von Betroffenen, machen das Ausmass des Dramas wenigstens ansatzweise fassbar.”

3. “Der erfundene Horror der chinesischen iPad-Fabriken”
(faz.net, Frank Kelleter)
Inszenierte Berichte von Mike Daisey über die Arbeitsbedingungen in einem chinesischen Zulieferbetrieb ernten viel Aufmerksamkeit und Empörung. “Zwar war er tatsächlich zu Besuch in einigen chinesischen Fabriken gewesen und hatte dort mit Arbeitern gesprochen, aber die folgende Broadwayshow war eine Aufführung, ihre Hauptfigur ein Schauspieler, der Anekdoten und Gerüchte aus unterschiedlichen Quellen verdichtete und in der ersten Person vortrug. Die Menschen, deren unerhörtes Schicksal er uns mit kraftvoller Stimme näherbrachte, existierten in dieser Form nur in seiner Phantasie.”

4. “Unbeobachtet, unschuldig, unfehlbar?”
(faz.net, Peter Penders)
Peter Penders fragt sich, warum es immer noch Profi-Fußballspieler gibt, die “noch nicht verinnerlicht zu haben, dass jedes Spiel im Fernsehen übertragen wird und dass sogar Dutzende Kameras rund um das Spielfeld verteilt sind, denen einfach nichts entgeht, nicht einmal, wenn nebenbei Schnick, Schnack, Schnuck gespielt wird.”

5. “sachen aus protest weglassen”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Wie Google das von Presseverlegern angestrebte Leistungsschutzrecht umsetzen könnte.

6. “Ahmadinedschad im ZDF: ‘Atomwaffen sind unmoralisch'”
(youtube.com, Video, 42:29 Minuten)
Ein sehenswertes Interview von Claus Kleber mit dem iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad. Zitat ab Minute 35: “Wir lieben alle. Und wir suchen keinen Krieg. Gegen kein Land. Wir wollen auch keine Atombomben.” Siehe dazu auch “Wie das ZDF sein Exklusiv-Interview nachts versendet” (meedia.de, swi), “Das unmögliche Interview” (navigarenecesseest.wordpress.com) und “Unwidersprochener Judenhass” (taz.de, Philipp Gessler)

Bayern München, Wahrheit, Keystone

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1. “Die IVW-und-AGOF-Tricks der News-Sites”
(meedia.de, Jens Schröder)
Die Zugriffszahlen von Nachrichtenwebsites wie Focus Online oder N24 werden mit Besuchern von Partnerwebsites verstärkt. “Legalität hin oder her, die Methoden, völlig inhaltsfremde Websites zu einem namensgebenden Angebot hinzuzuzählen, verwässern die eigentlich starken Währungen der IVW und AGOF immer mehr und machen die Zahlen auf Dauer irrelevant.”

2. “Promis im Interview: Diese Stars streichen statt zu sprechen”
(20zwoelf.de, Nicola Erdmann und Nina Dinkelmeyer)
20zwoelf.de, ein Portal der Axel-Springer-Akademie zur Pressefreiheit, notiert Erfahrungen von Journalisten mit Forderungen von “Sängern oder Schauspielern beziehungsweise ihren Agenturen”.

3. “Verdammt und vergöttert – die mediale Achterbahnfahrt der Spieler”
(fanorakel.de, Oliver Kahn)
Ex-Fußballtorwart Oliver Kahn kommentiert die Extreme der medialen Berichterstattung zum FC Bayern München. “Da wird Mario Gomez nach der vergebenen Großchance gegen Leverkusen zum ‘Gurken-Gomez’ gemacht und wenige Tage später als ‘Gomessi’ überhöht. Noch vor kurzem wurde die Spielweise von Arjen Robben als zu egoistisch eingestuft, heute wird wieder vom Traumduo ‘Robbery’ (Robben und Ribery) gesprochen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß sagte nach dem Sieg gegen Basel: ‘Vor 14 Tagen waren alle Bratwürste, jetzt sollen alle Super-Stars sein. In diesem Umfeld möchte ich nicht leben.'”

4. “Fakten zählen. Emotionen zählen. Und die Wahrheit?”
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz fragt, ob die komplexe Wahrheit zu viel ist für uns Medienkonsumenten. “Als Journalist muss ich mich täglich damit herumschlagen, wie weit man die ‘Wahrheit’ herunterkochen kann. Wenn man immer alle Seiten und Standpunkte wiedergibt, entsteht allzu leicht unverständliches Wischi-waschi, das den Leser ratlos zurücklässt. Wir müssen auswählen, was wir transportieren. Und auf diesem Wege konstruieren wir ein Zerrbild, eine andere Realität.”

5. “Der Mensch hinter der Kamera”
(journal21.ch, Stephan Wehowsky)
Ein Interview mit Alessandro della Valle von der Bildagentur Keystone: “Wir haben die ganz strenge Regel, dass in die Gestaltung der Bilder nachträglich nicht mehr eingegriffen werden darf. Für die Bildagenturen haben sich da sehr strenge Codes durchgesetzt. Vorbildlich ist in dieser Hinsicht der im Internet einsehbarer Ethik-Code der Agenturen AP und Reuters. Dazu kommt noch Folgendes: Entfernt ein Fotograf von seinem Bild zum Beispiel einen Gegenstand aus einem Raum, weil der die Bildkomposition beeinträchtigt, werden wir in kürzester Zeit Internetkommentare von denjenigen haben, die auch am Ort waren und die Manipulation bemerken und entsprechend anprangern.”

6. “Wer hat die Bundeskanzlerin geohrfeigt?”
(faz.net)
Ein schmerzlich ausführlicher Report von fünf FAZ-Mitarbeitern fasst die wenigen, vom Fernsehen mit grosser Hingabe begleiteten Ereignisse der sonntäglichen Bundespräsidentenwahl zusammen: “13.45 Uhr, ARD: Senta Berger ist der Höhepunkt in der heutigen ARD Berichterstattung. ‘Was kann ich Ihnen noch sagen, was nicht schon andere gesagt haben?’.”

Wenn das Wörtchen “nicht” nicht wär’

Zwischenüberschriften sollen längere Texte gliedern und optisch etwas auflockern. Sie nehmen meist eine prägnante Aussage der folgenden Absätze vorweg. Erfahrungsgemäß werden Zwischenüberschriften von niemandem gelesen.

Auch nicht von den Leuten, die bei n-tv.de die Zwischenüberschriften erstellen:

"Sehr viel schwerer als zuletzt" Wie viele Gegner auch immer: Vettels Boss geht davon aus, dass die erneute Titelverteidigung für Vettel nicht leicht wird, "aber auch nicht sehr viel schwerer als zuletzt".

Mit Dank an Marcus H.

dapd, Tages-Anzeiger, Asma al-Assad

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1. “Albtraum auf den Malediven”
(fernsehkritik.tv, Video, 16 Minuten)
Wie zwei Kandidaten des vorgeblichen Sing- und Talentwettbewerbs “Deutschland sucht den Superstar” gegen ihren Willen in eine Liebesgeschichte verwickelt werden.

2. “Einst Prinzessin, heute Hexe von Syrien”
(cicero.de, Marie Amrhein)
Das Bild, das Medien von Asma al-Assad, der Ehefrau des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, zeichnen, wandelt sich. “Asma al-Assad fällt tief in der Gunst der globalen Beobachter. Aus Ermangelung an weiteren Einblicken in ihre Gedanken, wird ihre Persönlichkeit nun kurzerhand umgedichtet – sie wird von der Retterin zur Schlachthelferin. Und wieder ist das Bild klar: Die Frau ist eine Hexe. Mit eiskaltem Blick sieht sie zu, wie ihr Mann Homs, die Heimatstadt ihrer Familie, zerstört. So beschreiben es nun die getäuschten Medien, obwohl doch niemand Genaueres weiß.”

3. “Vom Urheberrecht oder: wie dapd zu Geld kommen will”
(jensweinreich.de)
Sportjournalist Jens Weinreich erhält ein Schreiben einer von der Nachrichtenagentur dapd beauftragten Anwaltskanzlei: “Von mir verlangt man für ein Zitat aus dem Oktober 2008, das von AP Deutschland stammt und das ich nun nach Eingang der Anwaltspost gelöscht habe, insgesamt 463,07 Euro.”

4. “Eine Million Euro von ‘Bild’ gefordert”
(taz.de, Jannis Papadimitrou)
Alexis Tsipras, Vorsitzender der griechischen Partei Synaspismos, will sich von “Bild” nicht als “Halb-Krimineller” bezeichnen lassen, der “offen mit gewalttätigen Anarchisten” sympathisiert.

5. “Der Angriff des ‘Tages-Anzeigers’ auf SNB-Direktoriumsmitglied Jean-Pierre Danthine”
(blog.dasmagazin.ch, Daniel Binswanger)
Daniel Binswanger, Redakteur der “Tages-Anzeiger”-Beilage “Das Magazin”, kritisiert den Vize-Chefredakteur des “Tages-Anzeigers”, Arthur Rutishauser, für einen “Enthüllungsartikel” über ein Direktoriumsmitglied der Schweizer Nationalbank: “Wer eine öffentliche Figur beschädigen will, der suche irgendwelche Lappalien und konstruiere den Vorwurf der ‘moralischen Verfehlung’.”

6. “Wie man Quatsch erfindet: Mythos 11. März”
(blog.gwup.net, Bernd Harder)
“Vor einigen Tagen bekam ich eine Anfrage von der neuen Nachrichtenagentur dapd: Ob ich denn nicht vielleicht ein paar Verschwörungstheorien zum 11. März kennen würde? Ich kann mich an meine Antwort nicht mehr im Detail erinnern – aber ich glaube, sie lautete schlicht: Nein.”

Kann man mal verwechseln

US-Schauspielerin Martha Stewart stirbt mit 89 Jahren. Martha Stewart im Dezember 2011

Wenn Sie finden, dass die 89-jährige Martha Stewart vor drei Monaten noch verdammt jung für ihr Alter aussah, dann haben Sie recht — auf ‘ne Art.

Das Foto bei Bild.de zeigt nämlich nicht die jetzt verstorbene Schauspielerin Martha Stewart, sondern die TV-Köchin, Wohnungseinrichterin und Multi-Millionärin Martha Stewart. Die ist erst 70 Jahre alt, auch wenn sie nicht wirklich danach aussieht.

* * *

Eine andere Verwechslung haben sie bei Bild.de im Laufe der Nacht noch bemerkt: Um den “Hooligan-Überfall auf der Autobahn” bebildern zu können, hatte die Redaktion mal wieder auf die Künste der “‘Bild’-Zeichnerin” Nora Nowatzyk zurückgegriffen, die offenbar im Eifer des Gefechts auf einen Bus von gewalttätigen “Fans” des 1. FC Köln das Logo des 1. FC Kaiserslautern montiert hatte:

Inzwischen ist die Grafik auf Bild.de mit dem Köln-Logo zu sehen, die Redaktion schreibt dazu:

Anmerkung der Redaktion: Durch einen technischen Fehler ist über Nacht irrtümlich eine falsche Grafik mit dem Wappen des 1. FC Kaiserslautern angezeigt worden. Wir bitten unsere User und den 1. FC Kaiserslautern um Entschuldigung.

Mit Dank an N.F. und Tobias R., sowie an Till S., DerPhi, Oliver W. und swg.

Nachtrag, 22.20 Uhr: Bild.de zeigt jetzt die richtige Martha Stewart — und weist sogar auf die vorherige Verwechslung hin:

Anm. der Red.: Leider hatten wir die Meldung in einer ersten Version falsch bebildert. Wir haben den Fehler behoben und bitten um Ihr Verständnis.

Bild  

Hurra, hurra, die Fahne brennt!

Das Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen wurde von Szenen abseits des Fußballfeldes überschattet:

Wann hört dieser SCHWACHSINN endlich mal auf? Becherwurf gegen Marin + + + Banner mit Brandbeschleuniger geschmuggelt + + + Täter festgenommen + + + Jede Menge Böller beschlagnahmt + + + Bremer "Fans" verprügeln Ordner + + +

“Bild” schreibt heute in ihrer Regionalausgabe:

Schlimmer noch: Chaoten hatte zwei in Brandbeschleuniger getränkte Banner in einer Tüte am Stadionzaun versteckt. Als die beiden Zuschauer die Tasche kurz vorm Anpfiff in die Arena bringen wollten, griffen Polizei und Ordnungsdienst zu. Festnahme!

Auch die Deutsche Presseagentur (dpa) hatte gestern Vormittag vermeldet:

Vor der Partie hatten schon zwei festgenommene Anhänger für Aufregung gesorgt. Die Polizei hatte sie bei dem Versuch erwischt, zwei mit Brandbeschleuniger getränkte Fahnen und Transparente in die Arena schmuggeln zu wollen.

Und im HSV-Blog des “Hamburger Abendblatts” schrieb der Autor gestern Nachmittag vor sich hin:

Und dann sorgten zwei vor der Partie festgenommene HSV-Anhänger noch zusätzlich für Aufregung. Beide hatten schon Tage (oder einen Tag?) vorher zwei mit Brandbeschleuniger getränkte Fahnen und Transparente in die Arena geschmuggelt und bestens versteckt (glaubten sie jedenfalls), diese beiden Utensilien wurden aber zeitig vor dem Spiel entdeckt – und bewusst in ihrem Versteck liegen gelassen. Als diese beiden Fußball-Fans der besonderen Art dann kurz vor dem Anpfiff die (un-)sicher deponierten Sachen abholen wollten, griff die schon auf der Lauer liegende Polizei zu. Die Dummen sterben eben nie aus – Teil zwei. Das ist doch alles nur noch unterirdisch. Gehört wohl aber zum Fußballverständnis einiger Leute von heute dazu. Bin gespannt, was das für Strafen gibt . . .

Das ist alles insofern erstaunlich, als die Website der “Hamburger Morgenpost” schon am Samstagabend vermeldet hatte, dass es sich um einen falschen Alarm gehandelt hatte:

Der Fahnen-Alarm: Vor dem Anpfiff entdeckten Polizisten zwei Tüten mit Transparenten und Konfetti, nahmen zwei HSV-Fans fest. Der Verdacht: Pappe und Papier seien in Brandbeschleuniger getränkt worden. Ein Fehlalarm. “Es hat sich herausgestellt, dass die Transparente frisch bemalt waren und deswegen verdächtig rochen”, sagte ein Polizeisprecher.

Die Hamburger Polizei bestätigte uns heute auf Nachfrage die Version der “MoPo”: “Es roch nur ‘n bisschen komisch”.

Mit Dank an karstinho.

Nachtrag, 22. Februar: Der Autor des HSV-Blogs des “Hamburger Abendblatts” entschuldigt sich in seinem neuesten Eintrag für die Falschmeldung mit den in Benzin getränkten Fahnen.

“Das hatte etwas von Hetzjagd”

Kurz vor dem Europa-League-Spiel gegen Viktoria Pilsen (ab 19:00 Uhr, bei Kabel1 und im BILD.de-Liveticker) tritt Schalke-Rüpel Jermaine Jones (30) noch mal gegen seinen alten Trainer nach.

Der amerikanische Nationalspieler in einem Interview mit der “Der Westen”: “Magath ist die Gesundheit der Spieler egal!”

Rumms!

Was sich liest wie ein Comic, ist der Versuch von Bild.de, ein Interview zusammenzufassen. Oder genauer: Einen kleinen Teil eines längeren Interviews hervorzuheben.

Laut Jones nimmt Magath keine Rücksicht auf die Gesundheit seiner Spieler, nimmt dadurch längere Ausfälle in Kauf: “Wenn ich auf mein Gefühl gehört hätte, wäre ich nur drei Monate ausgefallen – so aber wurde es ein Jahr. Irgendwann machte es keinen Sinn mehr, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil ihm meine Gesundheit oder die anderer Spieler egal war. Wenn du da bist, bist du da. Wenn nicht, wirst du ausgetauscht.”

Bild.de kann das nicht unkommentiert stehen lassen — und kommentiert deshalb:

Ausgerechnet Jones, der für seinen fiesen Pokal-Tritt gegen Gladbach-Star Marco Reus (22) wegen “krass sportwidrigen Verhaltens” für acht Wochen gesperrt wurde, macht sich Sorgen um das Wohlbefinden anderer Spieler. Hoffentlich erinnert sich der Schalker mit dem “Bad-Boy-Image” an seine eigenen Worte, bevor er sich das nächste Mal zu einer Unsportlichkeit hinreißen lässt.

Leider unerwähnt lässt Bild.de hingegen, dass sich Jones in dem Interview auch recht ausführlich zu seinem Tritt geäußert hat:

[Marco Reus] hat mich gefragt, ob ich so was nötig habe, und ich habe ihm gesagt: “Ich weiß, das war doof von mir.” Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich auf dem Platz hart spiele – aber normalerweise auch fair. Ich wusste sofort, dass ich eine Strafe kriege – und auch eine verdient habe. (…)

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es ungeschehen machen. Und ich muss auch sagen: Wenn mir das mit 20 passiert wäre – okay, Jugendsünde. Aber ich bin jetzt 30, da darf das nicht sein.

Und dann ereignete sich dort auch noch dieser Dialog:

Es gehört dazu, dass man nach so einem Foul öffentlich und auch hart kritisiert wird.

Jones: Klar, gar keine Frage. Aber es kann nicht sein, dass sich eine große Boulevard-Zeitung hinstellt und sagt: “Wir fordern die Höchststrafe”. Das hatte etwas von Hetzjagd. Meine Kinder gehen in die Schule und werden dort gefragt: “Warum ist dein Vater ein Bad Boy?”

Sie ahnen nie, welche große Boulevard-Zeitung … Ach, na gut:

Wut auf Schalke-Profi Jones nach dem hinterhältigsten Foul des Jahres. Jetzt ermittelt der DFB. BILD fordert die Höchststrafe!
Mit Dank an Schalke04-Fan.

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