16 Jahre alt, mit Foto, Vor- und Nachnamen

Achtung, nicht erschrecken: Bei “Bild” hat sich was verbessert. Zumindest ein bisschen und auch nur teilweise.

Die Redaktion scheint ein kleines Stück sensibler geworden zu sein im Umgang mit Fotos, die Opfer von Verbrechen und Unglücksfällen zeigen. Allein in der heutigen Print-Ausgabe findet man zwei Bildunterschriften, die auf diese Entwicklung hindeuten. Zu einer Geschichte mit der Überschrift “Handwerker Yusuf wurde auf der Autobahn erstochen” schreibt “Bild” zu einem Foto, auf dem das Opfer unverpixelt zu sehen ist:

Yusuf C. bei seiner standesamtlichen Trauung. BILD zeigt das Foto mit dem Einverständnis seiner Familie

In einem anderen Artikel, in dem es um einen aktuell laufenden Prozess in Frankreich geht, zeigt die “Bild”-Redaktion ein unverpixeltes Foto des Opfers und schreibt dazu:

Gisèle P. (72) besteht darauf, dass der Prozess gegen ihren Mann öffentlich geführt wird. Vor Gericht ließ sie sich fotografieren

Nun ist es noch mal eine andere Frage, ob man, wie im Fall des “Handwerkers Yusuf”, eine trauernde Familie in dieser Situation unbedingt mit der Frage behelligen muss, ob man denn ein Foto des Verstorbenen bekommen und veröffentlichen kann. Diese im Artikel geschilderte Szene klingt jedenfalls stark nach Witwenschütteln:

BILD trifft die Familie des gelernten Dachdeckers an seinem Wohnort in der Nähe des Tatorts. Frauen liegen sich schluchzend in den Armen, Männer können ihre Tränen nicht zurückhalten.

Gemessen an dem niedrigen Niveau, von dem “Bild” kommt und für das der Deutsche Presserat der Redaktion zahlreiche Rügen erteilt hat, ist das Einräumen eines Mitspracherechts bei der Fotoveröffentlichung, selbst unter Ausnutzung eines emotionalen Ausnahmezustands, aber schon eine Verbesserung.

Doch es gibt auch noch das alte Muster: Vergangenen Donnerstag berichtete die “Bild”-Redaktion über eine “Horror-Attacke vor Jamaika”. Und zeigte auf der Bild.de-Startseite und im Artikel das 16-jährige Opfer unverpixelt:

Screenshot Bild.de - Horror-Attacke vor Jamaika - Hai beißt Schüler (16) Kopf ab
(Die Unkenntlichmachung stammt von uns.)

Einen Hinweis wie “BILD zeigt das Foto mit dem Einverständnis seiner Familie” findet sich nicht im Artikel. Dafür aber der vollständige Vor- und Nachname des Jugendlichen.

Zum “Opferschutz” schreibt der Presserat in Richtlinie 8.2 seines Pressekodex:

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich.

Und konkretisiert in Richtlinie 8.3:

Insbesondere in der Berichterstattung über Straftaten und Unglücksfälle dürfen Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres in der Regel nicht identifizierbar sein.

Auch RTL.de veröffentlichte gestern einen Artikel zum “blutigen Drama vor der Küste von Jamaika”, zeigt darin ein unverpixeltes Foto des 16-Jährigen und nennt dessen kompletten Namen.

Prorussische “Doppelgänger”, KI bei Springer, Grimme Online Awards

1. Experten kritisieren X wegen prorussischer Propagandakampagne
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Die Analyseorganisation “CeMAS” habe auf der Plattform X/Twitter eine prorussische Propagandakampagne namens “Doppelgänger” aufgedeckt, die gefälschte Nachrichten verbreite und Stimmung gegen die Ukraine und westliche Regierungen mache. Die Kampagne nutze manipulierte Posts, die angeblich von besorgten Bürgern stammen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, und verlinke auf gefälschte Nachrichtenseiten, die etablierten Medien ähneln sollen. Trotz Meldungen an X seien viele der Beiträge noch immer online.
Weiterer Lesehinweis zur Plattform: Oberstes Gericht bestätigt Sperrung von X in Brasilien (zeit.de).

2. “Eine Sprache der Zuspitzung”
(message-online.com, Maira Mellinghausen)
“Message” veröffentlicht ein Interview mit dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger, das dieser dem “Nestbeschmutzer”, der Zeitung zur Jahrestagung des Netzwerk Recherche (PDF), gegeben hat. Homburger betont darin die Bedeutung präziser Sprache im Journalismus und die Risiken unbedachter Formulierungen, insbesondere unter Zeitdruck. Er spricht sich für eine geschlechtersensible und diskriminierungsfreie Sprache aus, betont aber auch die Notwendigkeit, die Verständlichkeit für die gesamte Gesellschaft zu gewährleisten und jede Form der Sprachentwicklung sorgfältig abzuwägen.

3. Wie Axel Springer via KI die Gesellschaft destabilisiert
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer kritisiert den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Medienunternehmen, insbesondere beim Springer-Verlag, als strategischen Fehler, der das Vertrauen in Medien weiter untergrabe und die Gesellschaft verunsichere. KI-generierte Inhalte seien oft fehlerhaft und manipulativ. Knüwer sieht den Einsatz von KI bei Springer als Teil einer größeren Strategie, um negative Emotionen in der Bevölkerung zu erzeugen und so Angst zu schüren.

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4. Social Media im Wahlkampf
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Peter Stawowy stellt seine “15 Beobachtungen zu Social Media im Wahlkampf” vor. Er betont, dass Social-Media-Arbeit für den politischen Erfolg mittlerweile unverzichtbar ist, da man dort insbesondere junge Wählerinnen und Wähler erreichen und vielfältige Interaktionen herstellen kann. Stawowy kritisiert, dass viele Parteien Social Media oft falsch einsetzen, indem sie nur vor Wahlen aktiv sind oder sich zu wenig auf kontinuierliche Inhalte und Interaktion konzentrieren. Er betont die Notwendigkeit, Soziale Netzwerke strategisch und kreativ zu nutzen, um Vertrauen aufzubauen, Emotionen zu wecken und die eigene Botschaft effektiv zu vermitteln.

5. Wer dieses Jahr auf einen Grimme Online Award hoffen kann
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Grimme Online Award werde trotz finanzieller Schwierigkeiten des Grimme-Instituts auch 2024 vergeben, dank Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Nominierungen umfassen ein breites Spektrum an Formaten, darunter Podcasts, TikTok- und Instagram-Kanäle, die Themen wie Vergangenheitsbewältigung und Geschichtsaufarbeitung, aktuelle politische Ereignisse und Wissensvermittlung behandeln. Neu in diesem Jahr sei der “Sonderpreis KI”, für den drei Podcasts nominiert sind, die sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen. Uwe Mantel hat in seinem Artikel praktischerweise alle Nominierten verlinkt.

6. Mut­maß­liche Anführer der “New World Order” festgenommen
(lto.de)
Die Polizei habe bei einer Razzia mutmaßliche Anführer der Online-Gruppierung “New World Order” festgenommen, die Menschen, darunter Streamer und Youtuber, durch digitales Stalking, Drohungen und sogenanntes Swatting terrorisiere. Die Gruppe habe Methoden wie Doxing und den Missbrauch von Notrufen genutzt, um ihre Opfer zu schikanieren und deren Online-Existenz zu zerstören.

Berichterstattung aus Tätersicht?, Südkorea, Menschlich übersetzen

1. Jérôme-Boateng-Prozess: Eine Berichterstattung aus Tätersicht
(infosperber.ch, Barbara Marti)
Barbara Marti kritisiert die Berichterstattung über den Prozess gegen Fußballer Jérôme Boateng. Dieser wurde wegen vorsätzlicher Körperverletzung schuldig gesprochen; Medien hätten das Urteil allerdings bloß als “Verwarnung” dargestellt und damit verharmlost. Marti schreibt, wie Boatengs PR-Team Journalisten beeinflusst habe, um den Vorfall als weniger schwerwiegend darzustellen und der Frau eine Mitschuld zu unterstellen. Das Urteil gegen Boateng ist inzwischen rechtskräftig.

2. Am Ende der Ver­hand­lung
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
“Die SZ hat Till Lindemann im Artikel ‘Am Ende der Show’ rechtswidrig verdächtigt, ohne Zustimmung Sex mit einer Frau gehabt zu haben, so das OLG Frankfurt in der Verhandlung. Am Ende könnte der Rammstein-Sänger den Prozess dennoch verlieren.” Felix W. Zimmermann fasst den Rechtsstreit zwischen der “Süddeutschen Zeitung” und Rammstein-Sänger Lindemann zusammen und erklärt, wie es weitergehen könnte.

3. Südkorea ermittelt wegen Verbreitung von Deepfakes gegen Telegram
(zeit.de)
Südkorea ermittele gegen den Messenger-Dienst Telegram wegen der Verbreitung von Deepfake-Pornografie und möglicher Beihilfe zu Sexualstraftaten. Telegram werde vorgeworfen, nicht ausreichend gegen die Verbreitung solcher Inhalte vorzugehen. Die südkoreanische Regierung plane nun eine Verschärfung der Gesetze, um auch den Konsum solcher Deepfakes unter Strafe zu stellen.

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4. Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister unerwartet verstorben
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik bekanntgegeben hat, ist der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister bereits am 26. August “völlig unerwartet” gestorben: “Kaum jemand im deutschsprachigen Raum hat die Folgen der Medien- und Technikevolution auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in ihren komplexen Wechselwirkungen so früh, so umfassend erfasst. Wann immer er sich etwa – oft lustvoll pointiert, immer kenntnisreich – mit Interventionen zum Strukturwandel der Medienpolitik oder zur Reform des um eine ‘dritte Säule’ zu ergänzenden dualen Rundfunksystems zu Wort meldete, war ihm die Aufmerksamkeit der Szene gewiss”, so Leonard Novy in seinem Nachruf auf Hachmeister.

5. Tanjev Schultz. Die Demokratie, die Medien und wir.
(youtube.com, Angela Krumpen, Audio: 52:13 Minuten)
“Wie steht es um die Rolle seriöser Medien? Was bedeutet das Erstarken der AfD für unser Land? Und warum reicht Entsetzen allein nicht aus?” Über diese und viele weitere Fragen hat sich Angela Krumpen mit dem Professor für Journalistik und preisgekrönten Journalisten Tanjev Schulz unterhalten.

6. Der Wert menschlicher Übersetzung
(netzpolitik.org, Janine Malz)
In ihrem Gastbeitrag für netzpolitik.org argumentiert die freie Übersetzerin Janine Malz, dass Künstliche Intelligenz (KI) für literarische Übersetzungen ungeeignet sei, da sie die emotionale Tiefe, den Stil und die kulturellen Nuancen von Literatur nicht erfassen könne. Malz kritisiert Verlage, die aus Kostengründen KI-generierte Übersetzungen bevorzugen. Literarisches Übersetzen sei nicht nur Textarbeit, sondern auch “Beziehungsarbeit”, die ein tiefes Verständnis und menschliches Einfühlungsvermögen erfordere.

“Spiegel” will “Neo” sein, Menschen mit Behinderung, Lebenslange Haft

1. “Wir müssen alle Neo sein”
(journalist.de, Jan Freitag)
In einem lesenswerten Interview mit dem “journalist” spricht “Spiegel”-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit über die Herausforderungen des Nachrichtenmagazins und Verlags in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die Bedeutung von Kooperationen und das neue Projekt “Neo”, mit dem der “Spiegel” gezielt jüngere Zielgruppen ansprechen will: “Wir bemühen uns so stark wie nie um junge Nutzerinnen und Nutzer und stellen das gesamte Haus auf deren Mediennutzungsverhalten ein.”

2. Helden trotz … Wie berichten über Menschen mit Behinderung?
(ardaudiothek.de, Katrin Aue & Sabine Wachs, Audio: 14:48 Minuten)
Die Sendung “Medien – Cross und Quer” des Saarländischen Rundfunks setzt sich mit der angemessenen Berichterstattung über die aktuell laufenden Paralympics auseinander: Wie sollen Medien über Menschen mit Behinderung berichten? Wo liegt der schmale Grat zwischen Sensibilisierung für das Thema Behinderung und der Stereotypisierung von Menschen? Katrin Aue und Sabine Wachs befragen dazu Alexander Röhm, der sich an der TU Dortmund unter anderem mit strategischer Kommunikation für Inklusion und Teilhabe beschäftigt.

3. Lebenslange Haft für Mord an Reporter
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der Fall des ermordeten US-Investigativreporters Jeff German in Las Vegas erinnert an einen Krimi: Ein ehemaliger Verwaltungschef von Clark County wurde wegen Mordes an German zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem der Reporter über dessen Fehlverhalten im Amt berichtet hatte. Der Fall war von dramatischen Wendungen geprägt, darunter die Beschlagnahmung von Germans Recherchematerial durch die Polizei und mehrfach verschobene Gerichtsverhandlungen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen begrüßt das Urteil als wichtiges Signal für Gerechtigkeit und den Schutz der Pressefreiheit.

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4. Oberster Gerichtshof in Brasilien lässt X abschalten
(spiegel.de)
Der Oberste Gerichtshof Brasiliens habe die sofortige Sperrung der Plattform X/Twitter angeordnet, weil das Unternehmen von Elon Musk keinen Rechtsvertreter in Brasilien benannt und sich geweigert habe, Accounts zu sperren, die falsche Informationen verbreiten. Der zuständige Richter, Alexandre de Moraes, habe entschieden, dass die Sperrung so lange aufrechterhalten werde, bis X den gerichtlichen Anordnungen vollständig nachkomme.

5. Rundfunkträte gehen auf Sendung
(verdi.de)
Volker Nünning berichtet, dass einige öffentlich-rechtliche Rundfunkräte in Deutschland ihre Sitzungen mittlerweile per Livestream übertragen, um mehr Transparenz zu schaffen. Andere Gremien verzichten hingegen aus Datenschutzgründen oder wegen der Kosten darauf. Insgesamt würden sieben von elf Aufsichtsgremien die Möglichkeit eines Livestreams nutzen, wobei die Entscheidung dafür oder dagegen von den jeweiligen Gremien und gesetzlichen Vorgaben abhänge.

6. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Stefanie Dodt)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. In der aktuellen Ausgabe plädiert Stefanie Dodt dafür, dass Medienschaffende, insbesondere im investigativen Bereich, stärker zusammenarbeiten sollten, um durch Kooperationen statt Konkurrenz bessere und wirkungsvollere Ergebnisse zu erzielen. Außerdem gibt es einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

KW 35/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Jung, viral, rechtsradikal?
(ardmediathek.de, Nadja Baschek & Michael Trammer, Video: 29:56 Minuten)
Das “Y-Kollektiv”-Reportage-Team um Nadja Baschek und Michael Trammer hat in monatelanger Recherche aufgedeckt, wie rechtsextreme Influencerinnen Soziale Medien nutzen, um rechtsextreme Ideologien zu verbreiten und junge Menschen zu beeinflussen. Baschek und Trammer fanden heraus, dass diese Influencerinnen oft harmlose Inhalte posten, um Vertrauen zu gewinnen, letztlich aber Falschinformationen und subtile Propaganda verbreiten: “Wie setzen diese Influencerinnen ihre Wirkung als Frauen gezielt ein? Wie verdienen sie Geld? Und gibt es einen Zusammenhang zur geplanten Influencer-Agentur, die bei dem rechten ‘Geheimplan’-Treffen in Potsdam vorgestellt wurde?”

2. Krieg der Bilder – der Nahostkonflikt auf Social Media
(youtube.com, Christoph Koopmann, Video: 1:34:20 Stunden)
In seinem Vortrag spricht Christoph Koopmann, Redakteur bei der “Süddeutschen Zeitung”, über die Rolle Sozialer Medien im aktuellen Nahostkonflikt. Es geht insbesondere um die Frage, wie Social Media für Propaganda, Desinformation und emotionale Mobilisierung genutzt wird. Koopmann erläutert, wie verschiedene Akteure, darunter die Hamas und pro-palästinensische Influencer, aber auch die israelische Seite, Plattformen nutzen, um ihre Narrative zu verbreiten und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Er beleuchtet dabei auch die Herausforderungen und Risiken dieser neuen Form der Kriegsführung.

3. Was bewirkt die Festnahme des Telegram-Chefs?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 32:14 Minuten)
Holger Klein hat mit Anna Biselli, Co-Chefredakteurin von netzpolitik.org, über die Festnahme des Telegram-Chefs Pawel Durow, der inzwischen gegen Auflagen und eine Millionenkaution wieder auf freiem Fuß ist, gesprochen: Welche Kollateralschäden sieht Biselli nach der Verhaftung Durows für andere verschlüsselte Dienste? Und welche Möglichkeiten gibt es, gegen den Messenger und die dort geteilten Inhalte vorzugehen?

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4. YouTube hat ein Problem
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 19:05 Minuten)
Mats Schönauer berichtet über die Verbreitung von Desinformation, Verschwörungsmythen und Hassinhalten durch einige Youtuber, die damit eine große Reichweite auf der Plattform und hohe Einnahmen erzielen würden. Er kritisiert, dass Youtube trotz dieser problematischen Inhalte und selbst nach Hinweisen oft nichts unternehme, während kritische Videos wie sein eigenes entmonetarisiert würden.

5. Journalismus als Beruf – Junge Menschen dafür begeistern
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 21:42 und 16:71 Minuten)
Im Podcast “Satzzeichen” spricht Christian Jakubetz mit Magdi Aboul-Kheir, dem Chefreporter und Ausbildungsredakteur der “Südwest Presse”, über die Herausforderungen und Veränderungen bei der Gewinnung und Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Im oben verlinken, ersten Teil des Gesprächs geht es um die veränderten Bewerbungsprozesse und Strategien, um junge Talente für ein Volontariat zu begeistern. Im zweiten Teil diskutieren Aboul-Kheir und Jakubetz über die aktuellen Erwartungen junger Menschen an den Journalismus, den Einfluss persönlicher Weltanschauungen sowie die Frage der fairen Bezahlung in der Ausbildung.

6. THIS is the BIGGEST musical fraud I’ve EVER seen.
(youtube.com, Fil Henley, Video: 31:34 Minuten, englisch)
In diesem englischsprachigen Video (deutsche Untertitel zuschaltbar) geht es um einen Betrugstrend auf Youtube, bei dem sich Nutzerinnen und Nutzer per Greenscreen in bekannte Fernsehshows wie “America’s Got Talent” einblenden und so den Eindruck erwecken, dort auf der Bühne zu stehen und Songs zu singen. Dabei würden nicht nur die Videos manipuliert, sondern auch Einnahmen aus Werbung und Urheberrechtsvergütungen abgezweigt. Der britische Musiker Fil Henley deckt einige dieser Fälle auf und erklärt, wie diese betrügerischen Praktiken funktionieren und welche rechtlichen Konsequenzen sie haben könnten.

“Bild” lässt Olaf Scholz Erholungsgärten plattmachen

Was kaum jemand weiß …

Was kaum jemand weiß: Auch Erholungsgärten werden hier plattgemacht, damit das Kanzleramt größer wird.

Das berichtete die Berlin-Ausgabe der “Bild”-Zeitung am vergangenen Dienstag. Plattmach-Überschrift:

Ausriss Bild-Zeitung - Weil der Kanzler mehr Platz braucht - 200 Garagen und Gärten werden plattgemacht

Das Bundeskanzleramt wird kräftig erweitert. Die Bauarbeiten laufen, Flächen in Berlin-Mitte werden dadurch versiegelt. Dieser ökologische Eingriff muss nach dem Bundesnaturschutzgesetz andernorts ausgeglichen werden, in diesem Fall im rund 14 Kilometer entfernten Berliner Ortsteil Karlshorst. Das erklärt auch die “Bild”-Autorin:

Der gesetzlich vorgeschriebene Grün-Ausgleich für die Mega-Baustelle wird woanders vollzogen.

Klingt wegen der Entfernung merkwürdig, ist aber bei vielen Bauprojekten so.

Doch jetzt wird es laut “Bild”-Artikel “absurd”:

Absurd: Für das neue Grün muss altes Grün weg.

Ein Biotop, das als Ausgleich in Karlshorst angelegt werden soll, soll laut “Bild” auf einer Fläche entstehen, auf der sich aktuell noch “Erholungsgärten” von Nachbarn befinden: “Ende des Jahres müssen sie ihre gepachteten Paradiese räumen”, schreibt “Bild”. Oder eben knackig zusammengefasst:

Was kaum jemand weiß: Auch Erholungsgärten werden hier plattgemacht, damit das Kanzleramt größer wird.

Dass das “kaum jemand weiß”, dürfte vor allem daran liegen, dass es nicht stimmt.

In der Tat müssen die Kleingärtner ihre Anlagen zum Ende des Jahres räumen, wie zum Beispiel der “Berliner Kurier” berichtet. Aber das hat nichts mit der Erweiterung des Bundeskanzleramts zu tun, sondern mit einem davon völlig unabhängigen, größeren Wohnungsbau in Karlshorst.

Und so musste die “Bild”-Redaktion am Mittwoch eine Richtigstellung veröffentlichen:

Ausriss Bild-Zeitung - Richtigstellung - Im Zusammenhang mit Öko-Ausgleichsflächen in Karlshorst für die Erweiterung des Kanzleramts müssen 197 Garagen weichen - aber nicht Erholungsgärten wie BILD berichtete. Eine Regierungssprecherin: Die erwähnten Erholungsgärten befinden sich nicht auf Grundstücken des Bundes und müssen so nicht zu Ausgleichszwecken geräumt werden. Dies ist richtig.

Und damit zu den 197 Garagen. Die sollen tatsächlich abgerissen werden, und das hat auch tatsächlich mit dem Biotop zu tun, das in Karlshorst als Ausgleich für die Erweiterung des Bundeskanzleramts entstehen soll. Doch die Darstellung des Sachverhalts in den “Bild”-Medien ist etwas unvollständig. Schon der reportagige Einstieg wirft mehr Fragen auf als er beantwortet:

So wie das Ehepaar Monika (80) und Wolfgang (83) [S.]. Weil Olaf Scholz mehr Platz braucht, weil das Bundeskanzleramt im Bezirk Mitte erweitert wird, fehlt ihnen in Karlshorst bald die Garage für ihren kleinen roten Renault. Wie geht denn das?

BILD trifft Rentner Wolfgang [S.] (83), als er gerade seinen Renault in eine enge Parklücke zwängt – geschafft!

“Wie geht denn das?”, fragen wir uns auch: Den beiden wird laut “Bild”-Darstellung “bald” die Garage fehlen, aber sie “zwängen” sich und ihren roten Renault schon jetzt “in eine enge Parklücke”? Die Lösung zu diesem Rätsel gibt es nicht bei “Bild”, dafür aber in einer recht aktuellen Antwort (PDF) des Berliner Abgeordnetenhauses auf eine Anfrage der Abgeordneten Lilia Usik von der CDU:

Frage 3:
Gibt es bereits Garagen, die leer stehen? Falls ja, wie viele und seit wann?

Antwort zu 3:
Die Garagen sind seit dem 31.08.2022 geräumt.

“Bild” kommt mit dieser Geschichte also gerade mal zwei Jahre zu spät und spricht einfach von “bald”. Bereits im Juli 2021 hat die “Berliner Zeitung” über die Garagen in Karlshorst berichtet, im Dezember 2021 der “Tagesspiegel”. Die Garagen haben es sogar in ein FAQ der Bundesregierung geschafft, laut “Internet Archive” mindestens seit April 2022.

Das alles macht das Reinzwängen in Parklücken nicht angenehmer, aber die “Bild”-Story noch fragwürdiger.

Zumal sich die Redaktion regelrecht abmüht, den sicherlich ärgerlichen Wegfall der Garagen direkt Olaf Scholz zuzuschreiben. Es ist für ein Boulevardblatt ja auch eine verlockende Erzählung: Der mächtige Kanzler, der in seinem bald noch größeren Riesenbau sitzt und die kleinen Garagen der kleinen Leute, die diese teils schon zu DDR-Zeiten genutzt haben, “plattmacht”.

Nun könnte eine Redaktion ihrer Leserschaft natürlich erklären, dass Olaf Scholz seit Dezember 2021 Bundeskanzler ist, die Überlegung, das Kanzleramt zu erweitern, allerdings schon im Januar 2019 präsentiert wurde, und der Planungsbeginn 2020 war. Oder dass die Fertigstellung für 2028 geplant ist, und dass zumindest nach aktuellen Umfragewerten nicht viel dafür spricht, dass Olaf Scholz dann noch im Bundeskanzleramt sitzt. Oder wenigstens, dass es nicht Olaf Scholz ist, der durch Berlin fährt und nach geeigneten Ausgleichsflächen sucht, sondern die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit dieser Suche betraut ist.

Die “Bild”-Redaktion hat auf all diese Informationen verzichtet und stattdessen diese – nennen wir es mal – Zuspitzung für die Bild.de-Startseite gewählt:

Screenshot Bild.de - Der Kanzler braucht mehr Platz - Wegen Scholz haben wir keine Garage mehr
(Jegliche Unkenntlichmachungen von Namen und Fotos in diesem Beitrag stammen von uns. Das Rentner-Ehepaar soll hier nicht zur Schau gestellt werden.)

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Medienlandschaft in Thüringen, Kleinstparteien, Mehr über Meere

1. Medienlandschaften in Thüringen
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel berichtet über die Herausforderungen der Medienlandschaft in Thüringen, insbesondere über den schwierigen Übergang von Print zu Digital bei den Funke-Medien und den damit verbundenen Abonnentenschwund. Er beleuchtet auch die Bedrohung von Medienschaffenden durch die “rechte Szene”, die eingeschränkte Pressevielfalt und die Unsicherheit im Rundfunkbereich, insbesondere beim öffentlich-rechtlichen MDR, durch mögliche politische Veränderungen.

2. Berichten Medien zu wenig über Kleinstparteien?
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 41:18 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob in Medien zu wenig über Kleinstparteien wie Volt und ödp berichtet wird. Es diskutieren DLF-Hörer Florian Lipp, DLF-Bayern-Korrespondent Michael Watzke und Stefan Fries aus der DLF-Medienredaktion “mediasres”.

3. Militär erschießt zwei Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) berichtet, dass in Myanmar zwei Journalisten, Htet Myat Thu und Win Htut Oo, von Soldaten der Militärjunta erschossen wurden. Die Zahl der seit dem Militärputsch im Februar 2021 getöteten Journalisten sei damit auf sieben gestiegen. ROG verurteilt diese Morde und fordert die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf das Regime auszuüben und die Freilassung der über 60 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten zu erreichen.

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4. Europas Zeitungen berichten zu wenig über Meere
(de.ejo-online.eu, Yvonne Blaschke)
Beim “European Journalism Observatory” beschäftigt sich Yvonne Blaschke mit der unzureichenden Berichterstattung über maritime Themen in europäischen Zeitungen, die oft vom persönlichen Interesse der Berichtenden abhänge. Die Forschung zeige, dass es in Europa große Unterschiede in der Intensität und Qualität der Berichterstattung über Meere und alles, was damit zusammenhängt, gebe.

5. Anwalt von Telegram-Chef Durow nennt Vorwürfe »völlig absurd«
(spiegel.de)
Gegen Telegram-Gründer Pawel Durow werde in Frankreich wegen Geldwäsche, Drogenhandel und Verbreitung von Missbrauchsmaterial ermittelt. Nun habe sich sein Anwalt zu Wort gemeldet und die Vorwürfe abgestritten. Außerdem wird er mit folgendem, nun ja, kühnen Satz zitiert: “Telegram moderiert nach den gleichen Standards wie andere soziale Netzwerke”.

6. Vom Versagen der konservativen Comedians
(setup-punchline.de, Bernhard Hiergeist)
In seinen “Noten zur Comedy” (auch als Newsletter zu beziehen) nimmt Bernhard Hiergeist unregelmäßig ein aktuelles Thema aus dem Bereich Comedy unter die Lupe. In der aktuellen Ausgabe geht es um konservative Comedy. Hiergeists These: “Es gibt kaum konservative Stimmen in der Satire, weil es keine geeigneten Ziele für konservative Satire gibt. Was will Satire aus konservativer Warte aufspießen, wo die Wirklichkeit halt seit mehr als 30 Jahren eine deutliche Sprache spricht?”

Betr.: “Anwältin des Solingen-Terroristen”

Zum Anschlag in Solingen am vergangenen Freitag, bei dem drei Menschen getötet worden sind, und ein Mann aus Syrien als Tatverdächtiger gilt, fragen die “Bild”-Medien heute:

Wie schaffte es der Solingen-Terrorist, das deutsche Asylsystem auszutricksen?

Laut “Bild” so:

[Issa al H.] umging seine Abschiebung, indem er beim ersten Termin nicht auftauchte und die sechsmonatige Frist verstreichen ließ. Danach meldete er sich wieder, bekam den Schutzstatus und durfte bleiben.

(Das ist eine recht kurze Zusammenfassung des Geschehens. Ausführlicher kann man das beispielsweise hier oder hier nachlesen.)

Die nächste Frage der “Bild”-Medien:

Woher wusste er, dass das funktioniert?

Da hat die Redaktion eine mögliche “Beraterin” ausfindig gemacht, “eine Rechtsanwältin, die auf Abschiebe-Verhinderung spezialisiert” sei:

Nach BILD-Informationen vermuten Behörden, dass sie [al H.] erklärte, wie er die Abschiebung abwenden und wann er wieder risikofrei mit staatlichen Stellen in Kontakt treten konnte.

“Bild” schreibt recht ausführlich über die Rezensionen, die die Anwältin von früheren Mandanten bekommen haben soll, über den von der Kanzlei betriebenen Instagram-Account und lässt einen anonymen “Branchenkollegen” den “Internet-Auftritt der Anwältin” “analysieren”; irgendetwas Illegales, was die Frau gemacht haben soll, speziell im Zusammenhang mit der möglicherweise stattgefundenen Beratung für Issa al H., kann die “Bild”-Redaktion hingegen nicht nennen. Im Gegenteil. Sie schreibt:

Was fragwürdig klingt, ist Alltag in Deutschland. So wie Steuerberater versuchen, mithilfe von Schlupflöchern Steuern zu sparen, suchen Asylanwälte nach Lücken im Asylsystem. Die Anwältin von [al H.] ist eine von Tausenden.

Die Frau scheint einfach ihren Job als Anwältin gemacht zu haben. Und der besteht nun mal unter anderem darin, für die eigenen Mandantinnen und Mandanten das beste Ergebnis herauszuholen, das die Gesetzeslage bietet. Nichts Verbotenes. Dennoch präsentiert “Bild” sie heute wie sonst Schwerverbrecher:

Ausriss Bild-Zeitung - Die Anwältin des Solingen-Terroristen

Die großflächige Unkenntlichmachung stammt von uns. In “Bild” ist ein riesiges Foto der Frau zu sehen, die “Bild”-Redaktion hat ihr Gesicht verpixelt. Genauso auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Half sie dem Solingen-Terroristen, seiner Abschiebung zu entgehen? Migranten feiern Asyl-Anwältin: Empfehle sie jedem

Dass “Bild” die Frau als “Asyl-Anwältin des Solingen-Terroristen” präsentiert, ist bestenfalls fahrlässig formuliert und schlimmstenfalls eine böswillige Verzerrung der Tatsachen: Den Schutzstatus hat Issa al H. Ende 2023 bekommen, also mehrere Monate vor dem Anschlag in Solingen. Er soll zuvor nie als Straftäter aufgefallen sein. Die Frau ist also nicht “die Anwältin des Solingen-Terroristen”, sondern die Anwältin des Mannes, der später wohl als “Solingen-Terrorist” drei Menschen getötet hat. Trotzdem macht die “Bild”-Redaktion sie sprachlich schon fast zu einer Art Komplizin, wenn sie schreibt, “dass diese Anwältin dem Solingen-Terroristen erklärte, wie er die Abschiebung abwenden” konnte.

In derart aufgeladenen Zeiten, in denen schon für Kleinigkeiten Hass und Hetze und Drohungen über Menschen ausgegossen, sie teils tätlich angegriffen werden, ist das unverantwortlich.

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Telegram-Chef ein bisschen frei, RBB will verkleinern, Gaza-Israel-Krieg

1. Telegram-Chef Durow darf Frankreich nicht verlassen
(spiegel.de)
Der in Frankreich festgenommene Telegram-Gründer Pawel Durow wurde aus der Untersuchungshaft entlassen, jedoch unter strengen Auflagen. Er habe eine Kaution von fünf Millionen Euro hinterlegen müssen, bleibe weiter unter Aufsicht der Justizbehörden und dürfe Frankreich nicht verlassen. Zugleich sei ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts der mangelnden Zusammenarbeit mit den Behörden bei der Aufklärung von Straftaten und der Beihilfe zu Straftaten eingeleitet worden, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Bei aller berechtigten Kritik im Detail: Der Fall Durow zeigt, dass ein EU-Land wie Frankreich bereit ist, Zähne zu zeigen. Das sollten sich alle Tech-Bosse gut merken – egal ob sie gerade mit ihrer Megayacht vor Mallorca ankern oder in Brandenburg Elektroautos vom Band rollen lassen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:55 Minuten)

2. Vertrauen verloren? Deutsche Medien und der Gaza-Israel-Krieg
(ndr.de, Noura Mahdaoui & Klaas-Wilhelm Brandenburg & Atiena Abednis, Video: 36:05 Minuten)
Wenn über den Krieg in Gaza und Israel berichtet wird, taucht immer wieder der Vorwurf auf, Medien würden einseitig zugunsten Israels berichten. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” hat deshalb eine Umfrage in Auftrag gegeben. Fast die Hälfte der Befragten habe wenig oder sehr wenig Vertrauen in die deutsche Berichterstattung. “Zapp” fragt daher: “Wieso haben Menschen diesen Eindruck der Unausgewogenheit? Was kritisieren sie an der Berichterstattung? Und verlieren die deutschen Medien gerade wichtiges Vertrauen?”

3. Zunehmende Bedrohung der Presse
(verdi.de, Martin Niewendick)
Martin Niewendick beschreibt die zunehmende Bedrohung der Presse in Deutschland, insbesondere durch Angriffe und Einschüchterungen bei Pro-Palästina-Demonstrationen. Diese Bedrohungen seien Teil eines Anstiegs antisemitischer Straftaten und würden sowohl von Demonstranten als auch teilweise von der Polizei nicht immer ausreichend verhindert. Ganz aktueller Anlass für Niewendicks Text: “Auf das Gebäude des Berliner Tagesspiegels wurde in der Nacht zum vergangenen Dienstag ein Farbanschlag verübt. An einem Garagentor befand sich ein großer roter Schriftzug ‘German Media Kills!’ und ein rotes Dreieck.” Das rote Dreieck gelte “als Symbol der palästinensischen Terrororganisation Hamas.”

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4. RBB will seine Flächen in Berlin in etwa halbieren
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie “DWDL” unter Bezugnahme auf eine Meldung des RBB berichtet, wolle der öffentlich-rechtliche Sender seine Flächen in Berlin in etwa halbieren. “Wir wollen unser Geld nicht in den Erhalt von Gebäuden stecken, die wir künftig nicht mehr benötigen. Unser Ziel ist es, das Fernsehzentrum und das Parkhaus in Berlin zu verkaufen”, habe RBB-Intendantin Ulrike Demmer dazu mitgeteilt.

5. Ehemalige Axel Springer-Managerin gründet Plattform für alternative Heilmethoden und Spiritualität
(kress.de, Marc Bartl)
Laut kress.de habe Merrit Kraus, ehemalige “Bild”-Managerin und Geschäftsführerin der “Welt”, eine Plattform für alternative Heilmethoden und Spiritualität gegründet. (Kommentar des “6-vor-9”-Kurators: Wenn das kein perfekter Karrieresprung ist: Von der Verbreitung fragwürdiger Nachrichten zur Vermarktung obskurer Heilsversprechen. Oder anders ausgedrückt: Offenbar lässt sich mit der Leichtgläubigkeit der Menschen mehr Geld verdienen als mit reiner Sensationsgier.)

6. Kartoffelwasser bloß nicht wegschütten! Es lässt sich noch gut als Content verwenden
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Merkur.de bietet laut Selbstbeschreibung “aktuelle Nachrichten aus Bayern und der Welt – von Politik über Wirtschaft zu Verbraucher und Sport”. Was in dieser Aufzählung allerdings nicht vorkommt, ist ein weiterer journalistischer Schwerpunkt, dem sich die Nachrichtenplattform mit Hingabe widmet: Kartoffelwasser. Stefan Niggemeier zeigt, was man mit dem edlen Nass beim “Merkur” alles zaubern kann – und zwar vor allem inhaltlich.

Zeitungsanzeigen der FDP?, Raketenangriff, Zombie-Zeitungen

1. Finanzministerium muss zurückrudern
(tagesschau.de, Moritz Rödle)
“Das Finanzministerium hat mit Zeitungsanzeigen für die Schuldenbremse geworben. War das eine verdeckte Parteienfinanzierung für die FDP? Wie eng war Lindner eingebunden? Das Ministerium muss zurückrudern.” Moritz Rödle fasst die Debatte zusammen und skizziert die möglichen Konsequenzen für die FDP.
Weiterer Lesetipp: Verdeckte FDP-Werbung? Interne Mail wird zum Problem für Christian Lindner: “Eine 46.000 Euro teure Anzeigenkampagne hat dem Finanzministerium den Vorwurf eingebracht, Wahlwerbung für die FDP zu betreiben. Jetzt zeigt eine interne Mail: Christian Lindner war stärker involviert, als sein Ministerium zugab.” (abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)

2. Reuters-Mitarbeiter in der Ukraine getötet
(reporter-ohne-grenzen.de)
Bei einem russischen Raketenangriff auf ein ukrainisches Hotel wurde ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters getötet. Martin Kaul, Vorstandssprecher der Organisation Reporter ohne Grenzen, sagt: “Wir verurteilen Russlands tödlichen Angriff auf Ryan Evans und drücken seinen Hinterbliebenen unser Mitgefühl aus. Evans’ Tod erinnert daran, dass die Berichterstattung über Russlands Krieg gegen die Ukraine nach wie vor hochgefährlich ist. Russland muss die Schuldigen ermitteln. Journalistinnen und Journalisten sind in bewaffneten Konflikten durch das Völkerrecht geschützt.”

3. Weite Wüsten und sterbende Zeitungen – Schlittert der europäische Journalismus in eine “Zombie-Apokalypse”?
(de.ejo-online.eu, Sonja Gerlings)
Sonja Gerlings beschreibt bei “EJO”, dem “European Journalism Observatory”, wie der europäische Journalismus durch das Verschwinden von Lokalzeitungen und die Entstehung von “Zombie-Zeitungen” in eine Krise gerate, die zu einer Verringerung der Medienvielfalt und einem Vertrauensverlust in lokale Informationen führe. Diese Entwicklung, die in den USA bereits weit fortgeschritten sei, gefährde die demokratische Kultur und fördere die politische Polarisierung.

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4. “Offen­sicht­lich rechts­wid­rige Ver­dachts­be­rich­t­er­stat­tung”
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg habe entschieden, dass die Berichterstattung der “Süddeutschen Zeitung” über einen angeblichen sexuellen Übergriff des Rammstein-Schlagzeugers Christoph Schneider “offensichtlich rechtswidrig” sei, weil sie die Grundsätze der Verdachtsberichterstattung missachte und keine ausreichenden Beweise vorlege. Die “Süddeutsche” hatte argumentiert, Schneider gar nicht direkt verdächtigt zu haben; das Gericht habe jedoch festgestellt, dass die Veröffentlichung von Schneiders Aussage im Kontext des Artikels den Eindruck eines Verdachts erweckt habe.

5. TikTok bevorzugt rechte Inhalte
(verdi.de, Micha Steinwachs)
Micha Steinwachs fasst die Ergebnisse einer TikTok-Studie aus dem Juli zusammen, nach der die Videoplattform rechte Inhalte wie die der AfD bevorzuge. Die Studie zeige, dass TikTok politische Inhalte kaum moderiere und in den Suchvorschlägen häufig “Fake News” vorkämen, was zu einer Verzerrung des politischen Diskurses führe. Dies stelle den Autoren der Studie zufolge eine Gefahr für die Demokratie dar, da junge Nutzerinnen und Nutzer ein verzerrtes Bild der Realität erhalten würden.

6. Untersuchungshaft von Pawel Durow bis Mittwoch verlängert
(spiegel.de)
Für den am vergangenen Samstag in Paris festgenommenen Telegram-Chef Pawel Durow ist die Sache noch nicht ausgestanden: Wie der “Spiegel” unter Berufung auf Agenturmeldungen berichtet, solle er noch mindestens bis Mittwochabend in Haft bleiben. Dann müsse ein Untersuchungsrichter über das weitere Vorgehen entscheiden. Unterdessen würden sich die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland um die konsularische Betreuung Durows bemühen.

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