Neonazis, Marktredwitz, Bob Woodward

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Boulevardjournalismus – oder: Wie hässliche Fratzen erträgst Du im Spiegel?”
(eigenwach.wordpress.com)
Eigenwach besucht am MAZ in Luzern den Kurs “Boulevardjournalismus wääh? – Boulevardjournalismus yeah!”: “Was ich an den drei Kurstagen erfahren habe, bestätigte nicht nur meine Vorurteile – es öffneten sich vielmehr Abgründe, die ich in diesem Ausmasse selbst in Momenten grösster Abneigung nicht erwartet hätte.”

2. “Journalisten im Visier von Neonazis”
(youtube.com, Video, 7:17 Minuten)
Was Journalisten und Fotografen, die über Neonazis berichten, erleiden müssen: “Im Visier der Nazis sind vor allem Fachjournalisten, die sich auf die rechte Szene spezialisiert haben.”

3. “Lautstark gegen Temelin”
(frankenpost.de, Matthias Bäumler)
Die Frankenschau (br.de, Video, 7:58 Minuten) und die Abendschau (br.de, Video, 2:15 Minuten) des Bayerischen Fernsehens berichten live von einer Anti-Atomkraft-Demo mit “gut 100 Umweltaktivisten” in Marktredwitz. “Sie setzten fernsehgerecht einen Demonstrationszug in Szene. Für die Kundgebungsteilnehmer, die auf Kommando des BR trommelten, pfiffen und Sprüche skandierten, war es kein Problem, für etwas mehr als eine Stunde fremdbestimmt zu werden. ‘Nein, so haben wir zumindest die Gewissheit, dass viele Menschen unsere Botschaft hören’, sagte einer der Teilnehmer.”

4. “‘Sheikhs shake world game’: Katar traut man auch eine Dream Football League zu – nur stimmt die Geschichte überhaupt?”
(jensweinreich.de)
Fußball: Jens Weinreich versucht, herauszufinden, was dran ist an der Geschichte, dass die Königsfamilie von Katar eine Alternative zur “Champions League” plant.

5. “The troubling things I learned when I re-reported Bob Woodward’s book on John Belushi”
(slate.com, Tanner Colby, englisch)
Tanner Colby liest das 1984 erschienene Buch “Wired” von Journalist Bob Woodward über Schauspieler John Belushi.

6. “So… Why does the Daily Express hate the EU?”
(newstatesman.com, Scott Bryan, englisch)
Eine Liste der Gründe, warum der “Daily Express” die Europäische Union nicht mag – entnommen aus Schlagzeilen der Titelseite aus den letzten zwei Jahren.

Bild  

Leverkusen verwahrt sich gegen “Bild”-Bericht

In der Politik, der Wirtschaft, vor allem aber im Sport ist es gerne so, dass ein Medium eine anstehende Personalentscheidung vermeldet, die dann von den Betroffenen dementiert wird — und am Ende liegt das Verhältnis, wer recht hatte, ziemlich genau bei 50:50.

Seit längerem will die Kölner Sportredaktion von “Bild” beobachtet haben, dass es bei Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä, dem Trainer-Duo von Bayer 04, nicht rund läuft.

Am Montag schrieb “Bild”:

Hyypiäs Trainer-Partner lässt es nämlich mit Aussagen über das Trainer-Modell in einem ZDF-Beitrag im Bayer-Gebälk krachen: “Es ist schon schwierig, das Tag für Tag zu leben. Kurzfristig ist es sicherlich eine sehr gute Entscheidung. Mittel- und langfristig macht es bestimmte Sachen auch schwieriger.”

• BILD hat es schon seit Monaten beobachtet: Es war auffällig, wie sich Lewandowski rund ums Spiel und an der Seitenlinie in den Vordergrund schob.

• Jetzt die Bestätigung für die Bilder und Worte der letzten Wochen: Lewandowski passt seine Rolle nicht, er nimmt sich wichtiger als er ist.

Gestern brachte “Bild” die gleichen Zitate in der Bundesausgabe einfach noch mal:

Da haben sich zwei auseinander trainiert…

Es kriselt bei Leverkusens Trainer-Duo. Sascha Lewandowski (41) stellte im ZDF-Sportstudio die Doppel-Lösung mit Sami Hyypiä (39) in Frage: “Es ist schon schwierig, das Tag für Tag zu leben.” Ist im Sommer Schluss?

Heute nun vermeldete “Bild” in der Kölner Regionalausgabe, die “Pärchen-Krise bei Leverkusen” spitze sich zu:

SAMI HYYPIÄ: "Ohne Lewandowski wäre einiges leichter"

Laut “Bild”-Reporter Timm Detering “scheint” es, dass es “schon jetzt zum Bruch kommt”:

Gestern, 12.54 Uhr: Nach dem Training stapft Lewandowski durch den Hintereingang in die Kabine.

Ganz anders Hyypiä!

Der Finne spricht mit BILD über seine Zukunft in Leverkusen, sagt ganz offensiv: “Vielleicht werde ich es hier irgendwann alleine machen!”

Er erklärt: “Dass diese Konstellation nicht einfach für uns beide ist, habe ich ja schon mehrfach gesagt. Zurzeit muss ich alles erst mit Sascha absprechen.”

Dann wird er deutlich: “Wenn ich das dann nicht mehr müsste, würde das natürlich einiges leichter machen. Dann könnte ich die Entscheidungen alleine treffen.”

Starke Worte – zumal Hyypiä und Lewandowski (beide Vertrag bis 2015) offiziell gleichberechtigt arbeiten.

Trennt sich das Bayer-Pärchen im Sommer?

Bayer 04 Leverkusen sah sich nach eigener Aussage “genötigt”, der “Bild”-Darstellung in einer Pressemitteilung ungewohnt deutlich zu widersprechen: In der von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportdirektor Rudi Völler unterzeichneten Mitteilung heißt es, die von “Bild” “transportierte vermeintliche Absicht”, Hyypiä strebe eine Trennung von Lewandowski an, entbehre “jeglicher Grundlage”:

Deutlicher noch, sie entspricht nicht der Wahrheit!

Die in der Überschrift mehr als latent transportierte vermeintliche Absicht Hyypiäs entspricht möglicherweise dem Wunschdenken der Bildzeitung – die Berichterstattung des Blattes über Sascha Lewandowski in den vergangenen Wochen und Monaten lässt diesen Schluss zu. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Formulierung schlichtweg nicht von Sami Hyypiä stammt – wie in dem Artikel suggeriert. Hyypiä zu der ihm unterstellten Aussage: “Das ist nicht die Wahrheit, das habe ich definitiv nicht gesagt.”

Sami Hyypiä selbst und Bayer 04 Leverkusen verwahren sich gegen die heutige Berichterstattung der Bildzeitung. Der dargestellte bevorstehende “Bruch” zwischen Hyypiä und Sascha Lewandowski ist ein Fantasieprodukt des Autors. Aus Sicht des Vereins ist der Artikel die offensichtliche Zuspitzung einer Kampagne gegen Sascha Lewandowski, die in dieser Form nicht mehr hinnehmbar ist.

Dass in der professionellen Zusammenarbeit gleichberechtigter Personen immer auch Kompromisse vonnöten sind, um erfolgreich zu sein – dies und nichts anderes haben sowohl Sami Hyypiä als auch Sascha Lewandowski zum Ausdruck gebracht. Und zwar bereits mehrfach in den vergangenen Monaten, in Interviews mit diversen Medien und nicht erst im Rahmen von Hyypiäs Auftritt im Aktuellen Sportstudio des ZDF am vergangenen Wochenende, an dem die Bildzeitung dieser Tage nun Anstoß nimmt.

Im Sommer wissen wir vielleicht mehr.

Wobei sich “Bild” vermutlich nur an ihre Prognosen erinnern wird, wenn es in Leverkusen tatsächlich zum “Bruch” kommen sollte.

Mit Dank an Martin, Langzeitgedächtnis, Flo L., Marc W., Frank B., Eliano und Marco.

FAZ, Nutzerkommentare, Kaffeehäuser

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1. “Die vielen Köche und der Brei”
(journalist.de, Svenja Siegert)
“Es scheint, als sei die viel beschriebene Zweiklassengesellschaft aus textschrubbenden Onlinern und den besser verdienenden Edelfedern zumindest bei der FAZ Vergangenheit”, bemerkt Svenja Siegert nach einem Besuch in der Redaktion der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, in der 30 Online-Journalisten arbeiten: “Zum Vergleich: Bei Spiegel Online arbeiten viermal so viele, bei süddeutsche.de ähnlich wenige.”

2. “Über unser Fernsehen”
(scharnigg.de)
Max Scharnigg denkt nach über das Fernsehen in Deutschland: “Es wird unseren Kindern höchst kurios vorkommen, dass es mal üblich war, in einer Papierzeitschrift nachzulesen, wann ein Film gezeigt wurde und die Tagesabläufe fortan diesem fixen Termin unterzuordnen.”

3. “Nutzerkommentare blockieren Informationsfluss”
(de.ejo-online.eu, Karen Grass)
Karen Grass berichtet über eine Studie zum Einfluss von Nutzerkommentaren: “Während die Leser der sachlichen Debatte die Informationen des Basisartikels aufnehmen und damit ihr Wissen über Nanotechnologie erweitern konnten, waren Teile der anderen Lesergruppe polarisiert. Wer die Technologie zuvor schon gut fand, sah ihre Risiken danach als noch geringer an; wer die Risiken scheute, sah sich danach darin bestätigt.”

4. “Digitale Zeitungen im Wiener Kaffeehaus”
(ots.at)
Sechs Kaffeehäuser in Wien bieten ihren Besuchern Zugang zu 122 verschiedenen Zeitungen online – in Zusammenarbeit mit einem Hotspot-Betreiber und einem Medienarchiv. Die Café-Kunden können die E-Paper mit ihren eigenen Smartphones, Tablets und Laptops kostenlos lesen.

5. “Artist in Residence: Christoph Schwarz”
(tvthek.orf.at, Video, 27:58 Minuten)
Als Artist in Residence verbringt Christoph Schwarz mehrere Wochen beim ORF, sichtet nicht gesendete Beiträge, entwirft Konzepte für Schleichwerbung, dokumentiert seinen Aufenthalt.

6. “Wie man gut schreibt”
(dermachtdieworte.blogspot.de, Thies)

So jung kommen wir nicht mehr zusammen

Als Julian Draxler am Samstag für den FC Schalke 04 in der Bundesliga auflief, war er mit 19 Jahren und 170 Tagen der jüngste Bundesligaspieler, der sein 100. Pflichtspiel für seinen Verein absolviert hat.

Ein (etwas bemüht wirkender) Rekord, den die Autoren von sportbild.de einzuordnen versuchen:

Der in Gladbeck vor den Toren Gelsenkirchens geborene Draxler eilt bereits von Rekord zu Rekord. Am 15. Januar 2011 gab er mit 17 Jahren und 117 Tagen als jüngster Bundesligaspieler sein Debüt.

Das stimmt so nicht: Zwar war Draxler damit der jüngste Bundesligaspieler des FC Schalke 04, aber den eigentlichen Rekord des jüngsten Bundesligaspielers überhaupt hält ein Spieler von Borussia Dortmund: 16 Jahre und 335 Tage alt war Nuri Şahin, als er am 6. August 2005 erstmalig für den BVB auflief.

Die offizielle Datenbank von bundesliga.de listet Draxler als viertjüngsten Bundesliga-Debütanten:

Mit Dank an Markus K.

Nachtrag, 13. März: Offenbar schon gestern hat sportbild.de den Satz unauffällig geändert:

Am 15. Januar 2011 gab er mit 17 Jahren und 117 Tagen als jüngster Schalker Bundesligaspieler sein Debüt.

Aus einem Rücken einen Elefanten machen

Was haben Michelle Hunziker und Horst Schlämmer gemeinsam?

Beide haben Rücken:

Michelle Hunziker: Rücken kaputt - Tour abgesagt!

Was unterscheidet Michelle Hunziker und Horst Schlämmer?

Über Horst Schlämmer sind keine solchen Gerüchte in Umlauf:

Weil sie pausiert, spekulierte zuletzt die Zeitschrift “Gente” Michelle sei schwanger. Ihr Management gestern: “Es ist nicht der Bauch, sondern die andere Seite, die Probleme bereitet …”

Aber was haben die Zeitschrift “Gente” und Bild.de gemeinsam?

TOUR-ABSAGE AUS "WICHTIGEN GRÜNDEN": Ist Michelle Hunziker schwanger?

Am 17. Februar war sich Bild.de nachgerade sicher, dass Frau Hunziker …

Ach, lesen Sie selbst:

Sehr verdächtig…

Michelle Hunziker (36) hat ihre Theater-Tour “aus wichtigen Gründen” abgesagt. Ist die Moderatorin etwa schwanger?

Wie das Schweizer Fernsehen “SRF” berichtet, wollte Hunziker mit ihrem Programm “Mi scappa da ridere” (“Das Lachen kommt über mich”) im März in die Schweiz kommen. Jetzt die Absage – und die vielsagende Ankündigung ihres Managements, die Gründe dafür würden demnächst in allen Medien erscheinen.

Alles deutet auf darauf hin, dass Michelle der Öffentlichkeit bald einen Babybauch präsentieren wird!

“Alles”, genau.

Mit Dank an Marco S.

Papstwahl, Katholiken, Marathon-Fernsehen

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1. “Denn sie wissen nicht, was sie schreiben sollen”
(diepresse.com, Michael Fleischhacker)
Michael Fleischhacker hält die Berichterstattung zur Papstwahl für einen “Klassiker des fernfuchtelnden Hausfrauenjournalismus”: “Journalisten und Redaktionsleiter glauben, sie müssten aus Gründen des Publikumsinteresses über Sachverhalte berichten, die sie selbst für vollkommenen Schwachsinn, für die letzten Reste von mittelalterlicher Denk- und Lebensweise im 21. Jahrhundert halten. Man darf sich nicht wundern, dass dabei so viel lächerliches Zeug herauskommt.”

2. “Radikale Katholiken von Gloria.tv”
(spiegel.tv, Video, ca. 11 Minuten)
Spiegel.tv filmt in der Schweiz Macher des extremistisch katholischen Videoportals Gloria.tv – und diese filmen zurück.

3. “Dreiste Fukuschima-Propaganda im Staats-TV”
(marco-kanne.de)
Berichte der ARD erwecken den Eindruck, als hätte auch die Nuklearkatastrophe von Fukushima Todesfälle gefordert: “Alle Toten, die bei den Katastrophenereignissen im Jahr 2011 zu beklagen waren, sind Opfer des Tōhoku-Erdbebens bzw. des durch dieses verursachten Tsunamis, also Opfer von ‘Mutter Natur’.”

4. “Die inhalierte Serie”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, Franz Everschor)
“Marathon-Fernsehen” sei “in den USA der neue Trend”, rapportiert Franz Everschor: “Sozusagen von morgens bis abends mit empfangsbereiten elektronischen Geräten bewaffnet, verlangt der Konsument des Jahres 2013 nach Entscheidungsfreiheit. Er will weder Sklave eines Sendeplans noch eines Videoangebots sein, die ihm aufoktroyieren, wann er sich womit sich beschäftigen soll.”

5. “Authentisch, ehrlich, gut?”
(vocer.org, Sandra Müller)
“‘Live’-Gespräche aus der Konserve und Interviews, die keine sind, haben im Radio Hochkonjunktur”, schreibt Sandra Müller: “Ganz einfach, weil sie so schön praktisch sind, so bequem, so gut kalkulierbar. Sie lassen sich auf die gewünschte Länge schneiden und als passgenaue 2:30 Minuten auf Sendung nehmen. Der Moderator spart sich die aufwändige Vorbereitung. Ein paar Fragen auf Lücke reichen und die Antworten kommen auf Knopfdruck.”

6. “FAQ zum Leistungsschutzrecht für Presseverleger (für Blogger, Social Media & Journalisten)”
(rechtsanwalt-schwenke.de)

Auf dem Augenarzt-Auge blind

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ist kein EU-Gericht.

Guido Westerwelle und Klaus Wowereit sind in der Schule nie sitzengeblieben.

Philipp Rösler ist kein Augenarzt.

Letzteres müssen wir leider noch mal erwähnen, weil die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” heute auf ihrer Seite 3 das hier schreibt:

Es gab viele schlechte Augenblicke in der bisherigen Amtszeit von Philipp Rösler. Eigentlich waren die Monate seiner Amtszeit sogar hauptsächlich eher nebeltrübe. Und wenn der 20. Januar, an dem in Niedersachsen gewählt wurde, nicht ein besonders glücklicher Tag für ihn und seine Mitstreiter gewesen wäre, dann hätte der frühere Bundeswehroffizier und Augenarzt in diesem Frühjahr gar nicht mehr kandidieren können. Die Partei schien seiner überdrüssig.

Und wo wir gerade im staubigen Archiv stehen, hätten wir dann auch noch diese Falschzuschreibungen der letzten Jahre im Angebot:

  • Vor zwei Jahren war er mit viel Vorschusslorbeeren gestartet, der freundliche junge Augenarzt aus Niedersachsen mit den vietnamesischen Wurzeln, frisch Vater von Zwillingen, der Neuanfang nach der zuletzt quälenden Ära Westerwelle.
    (“Abendzeitung”, 5. Januar 2013)
  • Bleiben neben den Trainern Merkel (Angela, nicht Max) und Schäuble die Röslers, Niebels, Aigners, Schröders und Pofallas. Für die wird es eng. Allenfalls die medizinische Abteilung könnte etwas für den Augenarzt Rösler sein.
    (“Frankfurter Allgemeine Zeitung”, 20. Oktober 2012)
  • Und was würde im Fall der Fälle aus Rösler? Der gelernte Augenarzt hat kein Bundestagsmandat.
    (dpa, 7. Mai 2012)
  • Beim Neujahrsempfang der hessischen FDP im Wiesbadener Kurhaus demonstrierte der studierte Augenarzt und frühere Bundeswehrarzt Philipp Rösler am Donnerstagabend, dass er sein Handwerk auch nach dem Wechsel in die Politik noch versteht. Der 35 Jahre alte Liberale leistete einer Frau aus dem Publikum, die mit einem Kreislaufkollaps zu Boden gesunken war, entschlossen Hilfe.
    (“Frankfurter Allgemeine Zeitung”, 22. Januar 2011)

Mit Dank an Michael L.

Ulrich Wilhelm, Sun, RTL

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1. “Kollektiver Kinderwahnsinn: Herzogin Kate im Verhör der internationalen Presse”
(stefan-niggemeier.de)
Hat Catherine, Herzogin von Cambridge, versehentlich das Geschlecht ihres Babys verraten, sich “verplappert”? Nein.

2. “Four public officials admit selling information to Sun”
(guardian.co.uk, Lisa O’Carroll and Josh Halliday, englisch)
Vier Personen in Staatsdiensten (“Two former police officers, an ex-prison officer and another public official”) geben zu, Informationen an die “Sun” verkauft zu haben.

3. “Subtile Fälschungen”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Welchen Wert haben Zeitungsgespräche, “die bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet sind, von deren Bearbeitung ich jedoch nie etwas erfahre”, fragt Gregor Keuschnig. Weiter behandelt er Informationen, die unter dem “Deckmantel der Verschwiegenheit” verabreicht und dem Leser “in kleinen Dosen” weitergegeben werden. “Der Leser kann sich nun auf die Suche nach einer Botschaft zwischen den Zeilen machen; einem Verfahren, dass nicht unähnlich dem in Diktaturen ist, in dem es oft genug darum geht, Texte mit versteckten Hinweisen durch die Zensur zu schmuggeln. Fast nebenbei werden Journalisten zu Günstlingen, die in Besitz eines exklusiven Herrschaftswissens kommen. Dieser informell gewährte Vorteil kann jedoch jederzeit aufgehoben bzw. variiert und an andere Personen vergeben werden.”

4. “Wir sollten jetzt aus den Gräben herauskommen”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Ein Interview mit Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks: “Die Öffentlich-Rechtlichen sind in der privilegierten Situation, nicht auf Quoten schielen zu müssen. Die Quote darf ohnehin nie zum Selbstzweck werden, sie ist lediglich eine dienende Größe, die in Anbetracht der Mediennutzung des Internets an Aussagekraft verliert.”

5. “Gesundheitsminister Bahr kritisiert neue RTL-Doku”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit, kritisiert die RTL-Sendung “Das Jenke-Experiment” als “vollkommen unangemessen”. Siehe dazu auch “RTL stoppt Kreißsaal-TV endgültig” (tagesspiegel.de, Kerstin Hense).

6. “Schon ist einem wieder klar, warum es Journalismus geben muss”
(blogs.taz.de/reptilienfonds, Jakob Hein)

Verkäsungszulage, Überangebot, YouTube

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1. “LSR und Blogger: Was sagen die Verlage dazu? Klare Kante?”
(robertbasic.de)
Robert Basic fragt bei Medienverlagen nach, was denn nun das Leistungsschutzrecht für Presseverleger für Blogger bedeutet.

2. “Überangebot ist der Medien Tod”
(cicero.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz stellt bei den Medien zu viel des Gleichen fest: “Wenn wir heute von medialen Angeboten im digitalen Zeitalter sprechen, dann geht es nur sehr vordergründig um die vermeintliche Zahlungsunlust des Publikums oder eine Gratismentalität, die quasi mit der Geburt des Internet wie ein Meteroiteneinschlag über uns gekommen ist. Es geht schlicht und ergreifend darum, dass wir viel von dem haben, von dem wir früher mal dachten, es könnte davon gar nicht zu viel davon geben.”

3. “Käse vom Amt”
(oeffentlichkeitsgesetz.ch, Otto Hostettler)
Das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft verlangt eine Gebühr von 275.000 Franken, um Einsicht in eine Liste von Empfängern der Verkäsungszulage zu gewähren. “Bevor die Liste herausgegeben werden könne, müssten sämtliche 2500 Subventionsempfänger schriftlich ‘angehört’ werden, behauptet das Bundesamt.”

4. “A Day in the Life of a Digital Editor, 2013”
(theatlantic.com, Alexis Madrigal, englisch)
Alexis Madrigal erzählt ausführlich aus seinem Alltag als Digitalredakteur von “The Atlantic”: “While the top six or seven viral hits might make up 15-20 percent of a given month’s traffic, the falloff after that is steep. And once you’re out of the top 20 or 30 stories, a really, really successful story is only driving 0.5 percent or less of a place like The Atlantic’s monthly traffic. But that’s the best-case scenario. In most cases, even great reported stories will fizzle, not spark. They will bring in 1,000 or 3,000 or 5,000 or 10,000 visitors. You’d need thousands of these to make a big site go.”

5. “YouTube Deutschland vs. YouTube International”
(gugelproductions.de)
Bertram Gugel vergleicht YouTube in Deutschland und den USA: “Von sieben Fokuskategorien (Beliebt, Musik, Sport, Spiele, Filme, TV Shows, Nachrichten und Spotlight) in den USA sind in Deutschland nur ganze drei (Beliebt, Sport, Spiele) verfügbar. Es lohnt sich also ein Blick in die fehlenden Kategorien zu werfen um festzustellen, welche Bereiche und Features im deutschen Angebot fehlen.”

6. “Absage aus Deutschland erschüttert den Grand-Prix”
(bakublog.tv, Presse)

Endlich geht’s abwärts!

Nach all den Jahren schlechter Nachrichten hat die “Welt” endlich mal was Positives aus Griechenland zu berichten:

Absturz der Arbeitslosenquote erstmals gebremst

Nee, Moment. Das ist ja Unfug!

Zweiter Versuch:

Griechische Arbeitslosigkeit sinkt erstmals seit 2008. Seit 2008 steckt Griechenland in einer tiefen Rezession, die Wirtschaft schrumpft immer weiter. Doch nun scheinen die Hilfsprogramme zu greifen. Zumindest die Arbeitslosenquote fällt nicht mehr.

Na ja, irgendwie so ähnlich halt.

Mit Dank an Simon.

Nachtrag, 18.33 Uhr: Seit 16.53 “steigt” die Arbeitslosenquote nicht mehr.

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