dpa  

Produkte aus Ihrer Region

Die “Berliner Morgenpost” berichtet heute über den Handel mit illegalen Zigaretten in der Hauptstadt. Ein Sprecher des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg erklärt:

“Inzwischen liegt der Anteil der gefälschten Ware aus illegalen Fabriken, die in der Region angeboten wird, bei 90 Prozent”

Bei so einem Satz kann man am frühen Morgen schon mal durcheinanderkommen. Blöd nur, wenn man gerade bei der Deutschen Presse-Agentur im Dienst ist. Die fasste den “Morgenpost”-Artikel so zusammen:Illegale Zigaretten kommen überwiegend aus der Region
Im Text behauptet die dpa:

Etwa 90 Prozent der Zigaretten, die in Berlin auf dem Schwarzmarkt verkauftt werden, kommen aus illegalen Fabriken in der Region.

Unterschied bemerkt? Einmal nicht richtig hingeschaut und schwupps!, gibt es in Brandenburg illegale Zigaretten-Fabriken.

Der Tippfehler (“verkauftt”) wurde von den meisten Medien, die diese Meldung übernommen haben, zwar korrigiert, am Inhalt zweifelte aber offenbar niemand. Selbst bei der “Berliner Morgenpost”, auf deren (richtigem) Artikel die (falsche) dpa-Meldung beruhte, erschien der Text im Newsticker.

Inzwischen hat die dpa eine Berichtigung veröffentlicht (Nachtrag, 7. Januar: die Berichtigung erschien wenige Minuten nach der ursprünglichen Meldung), die Überschrift lautet jetzt: “Illegale Zigaretten kommen überwiegend aus illegalen Fabriken”. Irgendwelche Folgen hatte diese Berichtigung aber nicht mehr.

Mit Dank an Stephan S.

Was wir nicht alle ein bisschen sind

Im Jahr 1995 fragte der Limonadenhersteller Bluna in seiner Werbung: “Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna?”. Im Jahr 2013 zeigte sich, dass viele Journalisten, wenn schon nicht Bluna, dann zumindest ein bisschen bekloppt sind.

3.1., “Neue Osnabrücker Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen genial?

4.1., “Badische Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen narzisstisch?

10.1., Tagesanzeiger.ch:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hipster?

10.1., “The European”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Betty?

13.1., “Sonntag aktuell”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hugo?

18.1., “Manager Magazin”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Chuck Norris?

19.1., “Rhein-Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Landrat?

21.1., FM4:

Sind wir nicht alle ein bisschen Tarantino?

28.1., “Cicero”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Brüderle?

30.1., “Fränkischer Tag”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Wüstling?

5.2., “Taunus Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Mutti?

14.2., Blick.ch:

Sind wir nicht alle ein bisschen neon?

19.2., SWR.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Linksfraktion?

20.2., Elle.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Mademoiselle?

28.2., taz.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Clown?

28.2., “Christ & Welt”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Merkel?

5.3., “Gelnhäuser Tagblatt”:

Sind wir nicht alle ein bisschen taubstumm?

6.3., “Stuttgarter Nachrichten”:

Sind wir nicht alle ein bisschen italienisch?

9.3., “Tauber-Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen kommunikationssüchtig?

17.3., “Hamburger Feuilleton”:

Sind wir nicht alle ein biß­chen Yoga?

27.3., Heute.at:

Sind wir nicht alle ein bisschen gaga?

5.4., “DerWesten”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Aldi?

12.4., “RP Online”:

Sind wir nicht alle ein bisschen hormongesteuert?

13.4., “Nürnberger Nachrichten”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Kaspar Hauser?

20.4., “Thüringische Landeszeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen korrupt?

23.4., Bild.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hoeneß?

23.4., Stern.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hoeneß?

24.4., “Rhein Main Presse”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hoeneß?

27.4., “Wirtschafts Woche”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hoeneß?

29.4., “Berliner Kurier”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hoeneß?”

8.5., “Tagesspiegel”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Schwabe?

12.5., “Focus Online”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Kate?

13.5., Stern.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Schlager?

24.5., “Nürnberger Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hoeneß?

25.5., “Allgemeine Zeitung”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Zeitung?!

6.6., “Darmstädter Echo”

Sind wir nicht alle ein bisschen Büchner?

7.6., ZDF.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Zombie?

12.6., “Schwäbische Zeitung”

Sind wir nicht alle ein bisschen Bulli?

15.6., “Stuttgarter Zeitung”

Sind wir nicht alle ein bisschen Fußball?

17.6., “Saarkurier Online”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Psycho?

25.6., “Südkurier”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Indie?

28.6., “Nürnberger Nachrichten”

Sind wir nicht alle ein bisschen Monster?

9.7., “Main Post”:

Sind wir nicht alle ein bisschen U-Bahn?

15.7., Krone.at:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hippie?

22.7., BR.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Papst?

13.8., Deutschlandfunk.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Romeo?

20.8., “Blickpunkt Brandenburg”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Elfenwald?

22.8., “B.Z.”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Seeed?

23.8., “Allgemeine Zeitung”

Sind wir nicht alle ein bisschen bling-bling?

24.8., “Saarbrücker Zeitung”

Sind wir nicht alle ein bisschen Bauer?

6.10., “Sonntag aktuell”

Sind wir nicht alle ein bisschen flexitarisch?

7.10., “Nürnberger Nachrichten”

Sind wir nicht alle ein bisschen schizo?

14.10., “Die Welt”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Tonio Kröger?

17.10., BR.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen zahlungsunfähig?

23.10., “104.6 RTL”:

Sind wir nicht alle ein bisschen BER?

25.10., “Südwest Presse”

Sind wir nicht alle ein bisschen Gaudi?

27.10., “Sonntag aktuell”

Sind wir nicht alle ein bisschen Vettel?

8.11., “Stuttgarter Nachrichten”

Sind wir nicht alle ein bisschen Pop?

11.11., Stern.de:

Sind wir nicht alle ein bisschen Wookiee?

18.11., “Tagesspiegel”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Reihenhaus?

28.11., dpa:

Sind wir nicht alle ein bisschen Beethoven?

2.12., Woman.at:

Sind wir nicht alle ein bisschen Tussi?

11.12., “Stuttgarter Nachrichten”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Hobbit?

14.12., “Heilbronner Stimme”

Sind wir nicht alle ein bisschen Truppe?

31.12., “Frankfurter Rundschau”

Sind wir nicht alle ein bisschen Tebartz?

31.12., “Die Welt”:

Sind wir nicht alle ein bisschen Porno?

#pofallagate, Kritiker, Crowdfunding

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hiermit erkläre ich #pofallagate für beendet”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Die Meta-Diskussion über die Pofalla-Satire des Postillon geht weiter. Thomas Knüwer fordert Kontext, Konrad Lischka transparente Qualitätsversprechen, Michael Klein Medienkompetenz-Schulungen. Christian Jakubetz hält die Diskussion jedoch für falsch: “Wenn nicht ganz wenige Menschen aus diesem Stückchen folgern, wie elend doof Journalisten doch sein müssen, wenn sie eine erkennbare Satire ungeprüft abschreiben, dann sagt das mehr über die Leute als über die Medien aus. So einfach.”

2. “Die Geburt der Kritik aus dem Druckerstreik”
(faz.net, Patrick Bahners)
Der Chefredakteur des „New York Review of Books“ gibt Auskunft über Geschichte des Magazins und dessen politische Ausrichtung: “Warum waren wir gegen den Irak-Krieg? Weil wir alle diese Informationen hatten. Der Kriegsgrund war haltlos.”

3. “Im Zweifel sind wir vogelfrei”
(journalist.de, Richard Gutjahr)
Interview mit Ex-Spiegel-Chefreakteur Georg Mascolo über Überwachung, Snowden und politische Folgen: “Wir veröffentlichen ja als Journalisten nicht einfach etwas, weil es geheim ist. Wir veröffentlichen es nur dann, wenn es für die Öffentlichkeit relevante Information sind.”

4. “Ein Studium für einen syrischen Flüchtling crowdfunden”
(ricogrimm.de, Rico Grimm)
Zwei deutsche Journalisten, die aus einem jordanischen Flüchtlingslager berichten, stoßen auf den 19jährigen Odday Alatiki, der gerne in Deutschland studieren möchte. Dazu muss er aber 8040 Euro vorweisen, eine Crowdfunding-Kamapgne soll helfen.

5. “Empörung aktivieren – Konformismus und Mobverhalten im Netz”
(breakingthewaves.net, eve massacre)
Sorgen Shitstorms für Konformismus? Für die Autorin wird die Debatte anhand von falschen Beispielen geführt. “Es mag für Privilegierte ungewohnt sein, dass sie im Internet nicht immer so konsequenzlos sexistisch und rassistisch sein können wie im Gespräch unter Vertrauten oder im Beruf, aber mein Mitleid hält sich da ähnlich in Grenzen…” Der Umgang mit den veränderten Kommunikationskanälen sorgt für einen neuen Begriff von Öffentlichkeit.

6. „Ich glaube, ich hasse Sie“
(taz.de, Maria Rossbauer)
Ein Interview mit Bernd, das Brot: “Es ist wohl die Aufgabe von Ihnen als Journalistin, alles mögliche in mich hinein zu interpretieren. Unter anderem eine Antwort auf diese völlig verschwurbelte Frage, die komplett an meiner Person, meinen Belangen und allem anderen vorbeigeht, was mich, aber auch alle, die Ihr komisches Käseblatt lesen, auch nur ansatzweise interessieren könnte.”

NSU-Prozess, Schumacher, Postillon-Zeitmaschine

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wir sind immer bewaffnet”
(sueddeutsche.de)
Das “SZ-Magazin” hat sich den NSU-Prozess multimedial aufbereitet. Kernstück ist eine fast zweistündige Verfilmung der Wortprotokolle, die auch auf YouTube zu sehen ist. Publikative urteilt: “Selbst als Hörspiel (wenn das Video-Bild nach einiger Zeit einem anderen Browser-Fenster weicht) entfalten die Gerichtssaal-Dialoge eine atemberaubende Wirkung, die weit, weit, weit über die zahlreichen Gerichtsreportagen hinausgeht.”

2. “Michael Schumacher in der Tagesschau”
(tagesschau.de, Kai Gniffke)
Nach heftiger Kritik an der überaus prominenten Berichterstattung der ARD-Hauptnachrichtensendung zum Unfall des Ex-Formel1-Weltmeisters Michael Schumacher — unter anderem im Online-Magazin Telepolis — äußert sich der Chefredakteur: “Tatsächlich ist Michael Schumacher ein ehemaliger Rennfahrer und kein Staatsmann. Aber mein journalistischer Kompass sagt mir, dass er in eine Kategorie populärer Persönlichkeiten gehört, die eine umfangreiche Berichterstattung rechtfertigt, ohne dass wir damit Tagesschau-Grundsätze aufgeben.” Unterdessen hat die Klinik genug von den Reportern und sie auf einen Parkplatz verwiesen.

3. “Pofalla absurd: Wie der Postillon das Netz doppelt trollte”
(rhein-zeitung.de, Lars Wienand)
“Der Postillon” datiert eine Meldung zum erwarteten Wechsel des ehemaligen Kanzleramtsministers Ronald Pofalla in den Vorstand der Deutschen Bahn einen Tag vor — viele halten die Meldung in anderen Medien deshalb für eine Satire. Die “Rhein-Zeitung” und die “Ruhr Nachrichten” fassen die Ereignisse zusammen, auf Facebook veröffentlicht das Satire-Magazin Reaktionen.

4. “Edward Snowden, Whistle-Blower”
(nytimes.com)
In einem Aufsehen erregenden Kommentar fordert die “New York Times” Amnestie für NSA-Enthüller Edward Snowden. In einem weiteren Beitrag schildert Margaret Sullivan die Entstehungsgeschichte: “‘Sometimes,’ he added, ‘you have to go beyond what is realistic in an editorial recommendation, not necessarily saying what might happen but rather, ‘this is what should happen.’”

5. “Die Meinung der Anderen”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert meint, dass die Angst vor Shitstorms zu mehr Selbstzensur führt. Gunnar Sohn pflichtet dem bei, Julia Seeliger fordert mehr Belege.

6. “Ich bin ein Sender – Holt mich hier raus! “
(faz.net, Michael Hanfeld)
Zum 30. Jubiläum des Privatfernsehens in Deutschland stellt der Feuilleton-Redakteur den Sendern ein schlechtes Zeugnis aus: “Anarchischen Gestaltungswillen findet man bei den Privaten heute eher bei einem kleinen Sender wie Tele 5 und dessen Geschäftsführer Kai Blasberg denn bei den Monolithen. Und so fällt die Bilanz nach dreißig Jahren Privatfernsehen trotz stattlicher Gewinne der Konzerne negativ aus.” Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl sieht die Öffentlich-Rechtlichen Sender besonders im Online-Bereich als Innovationsbremse.

Bild-APO, Aktivistische Journalisten, Syrien

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Kein Kindergeld für Bulgaren und Rumänen? Agenturen fallen auf ‘Bild’ rein”
(stefan-niggemeier.de, Stefan Niggemeier)
Die selbst ernannte Außerparlamentarische Opposition der “Bild” bei der Arbeit: So stellt sie eine gefakete Kleine Anfrage, die längst von der ungeliebten Linken gestellt wurde. Dann wärmt sie alte Pläne auf, die längst überholt sind — trotzdem übernehmen andere Medien die Darstellung. “Es hätte genügt, zwei Stichwörter aus der ‘Bild’-Geschichte bei Google einzugeben, um festzustellen, dass die vermeintliche ‘Vorab’-Meldung alt und überholt ist.”

2. “Der Freiheitskämpfer Glenn Greenwald”
(zeit.de, Kai Biermann und Patrick Beuth)
Anlässlich des Auftritts des NSA-Enthüllers Glenn Greenwald auf dem CCC-Kongress 30C3 in Hamburg stellen die Redakteure von Zeit Online die Frage, ob Journalisten Aktivisten sein dürfen. Die Debatte geht auf Twitter und in zahlreichen Medien weiter, so in “Neues Deutschland”, auf FAZnet, bei Spiegel Online und wieder bei Zeit Online.

3. “Alle Jahre wieder: naturwissenschaftliche Bildung”
(scilogs.de, Markus Pössel)
Der FAZ-Autor Niklas Maak hat zwar die Stimmung des Vortrags von Trevor Paglen auf dem 30C3 eingefangen, scheitert aber an den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Arbeit des Künstlers und Aktivisten. Markus Pössel sieht darin ein systematisches Problem: “Daran, dass der Artikel in punkto Naturwissenschaft ungleich peinlichere Schnitzer bietet als solche Verwechslungen, hätte sich der stereotype Bildungsbürger aber leider nicht gestört, denn es wäre ihm oder ihr gar nicht aufgefallen.”

4. “Je kleiner, desto schwächer”
(zeit.de, Benno Stieber)
Anhand des Falls des Passauer Journalisten Hubert Denk schildert der Artikel das juristische Risiko freier Journalisten, die sich nicht auf die Rechtsabteilungen der Verlage stützen können: “Den juristischen Druck wohlhabender Kläger müssen investigativ arbeitende Journalisten wohl aushalten. Wenn es aber nicht einmal mehr eines handwerklichen Fehlers bedarf, damit ein Journalist in seiner Existenz bedroht wird, wird die Presse behindert.”

5. “Das ausgelagerte Risiko”
(taz.de, Kaveh Rostamkhani)
Viele Redaktionen schicken keine professionellen Journalisten mehr nach Syrien — der Einsatz ist schlicht zu gefährlich. Trotzdem reißt die Bilderflut nicht ab. Zu einem Preis. “Aber der Tod Molhem Barakats zeige die bittere Realität des Nachrichtengeschäfts: Man kauft stattdessen Bilder eines Teenagers ein, der letzten Endes während der Arbeit stirbt. Dies sei ähnlich unverantwortlich wie der Konsum afrikanischer Blutdiamanten oder billiger Textilprodukten aus Asien.” Auch Welt.de berichtet von dem Tod des jungen Fotografen.

6. “Afghanisches Tagebuch”
(tagesschau.de)
Vier ARD-Korrespondenten starten ein langfristiges Crossmedia-Projekt: Sie begleiten sechs Menschen in Afghanistan über mindestens zwei Jahre, dokumentieren ihr Schicksal und ihr tägliches Leben. “Denn es sind meist die kleinen Veränderungen im Alltag, die viel über ein Land aussagen und darüber, wohin es sich entwickelt.”

BILDblog hält Winterschlaf (8)

Hier endet das zehnte Jahr der BILDblog-Geschichte.

Ganz wie in den vergangenen Jahren auch schon, halten wir jetzt Winterschlaf.

Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit und das Interesse und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Wir sehen uns im Januar 2014.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2013 an Achim S., Alexander A., Alexander K., Alexander, Anonym, Arno Nym, Axel H., Axel, Basti, Benjamin G., Benjamin K., Benjamin M., Bernd H., Bernd J., Bernd W., Bernd, Bernhard W., Big J, Björn S., Boludo, Brigitte K., caravanshaker, Chris G., Christian G., Christian N., Christian P., Christian S., Christian V., Christian W., Christian, Corinna P., Cornelius, Daniel M., Daniel, David, Dennis S., Dennis, Dieter S., Dominik M., Dustin, Eberhart L., Egal, Ekkehard K., Eliano, Elias A., Erik G., Erik W., Erwin P., ex00r, Fabian S., Felix W., Flo L., Florian M., Franca, Frank B., Frederik S., Fuchs, Gereon L., Gesine, Gregor G., Greta H., Hans, Harald G., Heiko, Heinz B., Helge S., Helge, Henning, Hermann L., Holger K., hvd69, Ines W., Insider, J.W., Jan S., Jan V., Jascha H., Jens G., JJ, Johannes H., Johannes K., Johnny K., Jonas G., Jonas L., Jonathan K., Jörg W., Jürgen L., Jürgen P., Jürgen, Kai L., Kai-Oliver K., Kai, Karstinho, Kevin S., Kim B., Klaus P., Krabbel, Kris R., L., Langzeitgedächtnis, Laszlo J., Leif K., Linus V., Linus W., Lisa, Lukas G., Lukas, M.H., Manfred H., Marc B., Marc W., Marco R., Marco S., Marco, Marcus B., Marcus H., Marcus, Mario S., Mark G., Markus B., Markus K., Markus R., Markus W., Martin B., Martin R., Martin, Marty C., Marvin, Marvin, Mathias S., Mathis, Matthew L., Matthias D., Matthias M., Matthias P., Matthias, Matthis D., Max G., Max S., Michael F., Michael H., Michael L., Mo, Monika G., Muamer A., NaturalBornKieler, Nico, Niko, Nikolai, Nora R., Olli, Pascal J., Pascal P., Patrick G., Patrick K., Patrick R., Paul C., Peter W., Peter, Petra O., Philipp S., Philipp, PitCam, Ralf B., René G., Rene W., Rico K., Robert G., Roland G., Ron, Ronald F., Rüdiger S., Sarah, Sascha S., Sebastian D., Sebastian K., Sebastian S., Sejfuddin, Seppl, Simon, Stefan M., Stefanie, Steffen E., Steffen Z., Steven D., Tante Noni, Teresa M., Thomas B., Thomas D., Thomas H., Thomas R., Thomas, Thorben S., Thorsten V., Till, Tim, Tim, Timo W., Tinnef, tisch, Tobias K., Tobias T., Toby J., Torben Z., Torsten K., Torsten L., U., ungeruehrt, Ute F., Uwe S., Volker G., Volker K., Zafe — und an alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!

Polizeikessel, Sharing, Syrien

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Was alles nicht gesagt wird”
(n-tv.de, Christian Bartlau)
Den Krawallen in Hamburg folgt eine Debatte über die Rolle der Medien: Christian Bartlau schreibt: “Viele der Journalisten, die berichten, haben noch nie einen Polizeikessel von innen gesehen, sie hatten noch nie brennende Augen vom Pfefferspray und keine blauen Flecken von einem Polizeiknüppel. Nun muss ein Sportredakteur ja auch nicht Champions League gespielt haben, um über das Spiel zu berichten. Aber er muss seine journalistische Pflicht erfüllen und den richtigen Leute die richtigen Fragen stellen.” Zum gleichen Thema: Analysen von Streetdogg und Publikative.

2. “Der enthusiastische Störefried”
(nzz.ch, Martin Meggle)
Porträt des brasilianischen Medienkritikers Alberto Dines: “Die Massenproteste in diesem Jahr seien von den brasilianischen Medien unzureichend reflektiert worden, sagt Dines. ‘In der ersten Phase wurden vor allem Akte des Vandalismus ins Zentrum der Berichterstattung gerückt. Die Medien folgten damit unisono der offiziellen Argumentationslinie von regierenden Politikern.'”

3. “Der Terror des Teilens”
(faz.net, Harald Staun)
Carsharing, Wohnungstausch,Verzicht auf Besitz — für Harald Staun ist dies kein Anzeichen für eine Abkehr vom Konsum und Kommerz: “Der Erfolg von Firmen wie Airbnb oder Uber beruht nicht auf der Nächstenliebe der Menschen oder, wie es die Rhetorik der Firmen vorgibt, auf ihrem Interesse daran, ‘neue Leute kennenzulernen’. Er resultiert daraus, dass die Informationstechnik von heute Lebensbereiche erschließt, die bisher für eine Kommerzialisierung uninteressant waren. Das ist keine Rückkehr der Commons, es ist ihr Ende.”

4. “Professor Unrat”
(zeit.de, Marion Schmidt)
Auf Hausbesuch beim Plagiatejäger Uwe Kamenz: Marion Schmidt trifft auf einen Einzelkämpfer, der an seine Mission glaubt, aber auf fragwürdige Mittel zurückgreift und von vielen Seiten kritisiert wird.

5. “Gefällt mir nicht mehr”
(sz-magazin.de, Meike Büttner)
Das eigene Profil von Facebook zu löschen, ist nicht einfach. Meike Büttner macht den Selbstversuch: “Das Foto von einem Jutebeutel erkenne ich als Profilfoto von Freundin Eva, die Abbildung einer Milchschnitte als Profilbild von meinem Ex-Kollegen Rüdiger. Irre, was so ein Gehirn für einen Mist aufnimmt.”

6. “Es ist das Grauen dort. Bitte helft!”
(mediummagazin.de, Christoph Reuter)
Der Reporter Christoph Reuter berichtet in einem persönlichen Brief über die Situation in Syrien und bittet um Hilfe: “Ihr habt das sicher schon alle gehört, dass Millionen auf der Flucht sind, ihre Städte zerbombt, ihre Existenzen vernichtet, sie selbst ausgehungert, frierend und voller Angst. Aber ich erlebe das. Und dann wird aus Zahlen eine nicht abreißende Kette kurzer, langer Begegnungen mit Menschen.”

Gold, Polizeiberichte, Shitstorm-Gesellschaft

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Alles Gute will Gold vom Topf”
(topfvollgold.de, Moritz Tschermak)
Ein Flüchtigkeitsfehler kommt dem Blog “Topf voll Gold”, das Lügen und Irreführungen der Regenbogenpresse auflistet, teuer zu stehen: 887,03 Euro Anwaltsgebühren werden fällig. Nach einem Hilfsaufruf spenden Leser die Summe.

2. “Medienberichte und Realität #hh2112”
(benjaminlaufer.wordpress.com, Benjamin Laufer)
Nach den gewalttätigen Zusammenstößen in Hamburg mit mehreren Hundert Verletzten geht die Suche nach der Wahrheit los: Mit Videos und Augenzeugenberichten werden die Ereignisse rekonstruiert. Benjamin Laufer kritisiert die ersten Medienberichte, wonach Angriffe gewaltbereiter Demonstranten die Eskalation ausgelöst haben: “Der Fehler, der zu solch falschen Berichten führt, ist ein Vertrauensvorschuss, den viele JournalistInnen der Polizei entgegenbringen. Sie betrachten die Behörde als neutrale Informationsquelle und nicht als politischen Akteur, dessen Aussagen es kritisch zu prüfen gilt.”

3. “Die Weltkriegsfestspiele”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Angesichts des kommenden Jahrestages des Beginns des 1. Weltkrieges wünscht sich Matzat, eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Krieg neben den allgefälligen Infografiken und Twitter-Accounts: “Sprich: Mehr Analyse und Zusammenhänge; das Schlagen große Bögen vom Imperialismus und Kolonialismus, dem Aufstieg des Nationalismus über den Kolonialismus bis hin zum Antisemitismus; eine Beschäftigung mit der Rolle der Industrialisierung, der Durchkapitalisierung; mehr Versuche, zu verstehen, wie es zu dieser Kriegsbegeisterung kam, woher die Lust zu Töten rührte und wie schnell die in heutiger Zeit möglicherweise wieder zu aktivieren wäre.”

4. “Verbannung und Hyperzivilisierung im Netz”
(breitenbach.tumblr.com, Patrick Breitenbach)
Ein rassistischer Tweet bewirkt einen Shitstorm und die sofortige Entlassung einer amerikanischen PR-Arbeiterin. Breitenbach sieht in dem Fall einen Beleg für die These: “Die Überwachung durch Staaten oder Machteliten ist dabei nur ein ganz kleiner Teil der sozialen Kontrolle. Der größte Druck geht von der Masse der Nutzer selbst aus.”

5. “NeinQuarterly – gescheit gescheitert”
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
Gutjahr trifft Eric Jarosinski, der mit seinem Twitter-Account NeinQuaterly Furore macht und seinen Universitätsjob für ein neues Blog aufgibt.

6. “Ein neues Gedächtnis”
(taz.de, Teresa Havlicek)
Nach der Einstellung des Lokalblatts Deister-Leine-Zeitung will Redakteur Wolf Kasse nicht aufgeben und gibt eine eigene Zeitung heraus — ohne Rückendeckung von Verlagen.

Buzzword-PR, Kündigungen, Verdachtsvorsorge

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “So setzt man Themen-Trends: Wie PR-Themen in den Medien landen”
(spiegel.de, Frank Patalong)
Ein Buzzword macht PR-Karriere. Patalong schildert einen Fall aus dem redaktionellen Alltag, bei dem ihm ein vermeintlicher Trend angedient wird — samt Expertise einer Firma, die diesen Begriff systematisch nutzt, um in die Presse zu kommen. “Hier nutzte also möglicherweise die Firmen-PR erfolgreich eine Steilvorlage durch das Medium, um dem Medium wiederum eine Steilvorlage zu liefern. Mit Erfolg.”

2. “Pierre Omidyar plunges first $50m into media venture with Glenn Greenwald”
(theguardian.com, Ed Pilkington)
Erste Details über das Journalismus-Projekt des Paypal-Gründers: “First Look Media” bekommt eine erste Finanzspritze von 50 Millionen Dollar und gründet Büros in New York, San Francisco und Washington. Neben einer gemeinnützigen Stiftung soll auch ein profitorientierter Journalismus-Dienstleister entstehen.

3. “Spiegel Online International droht radikale Kürzung”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Der Versuch des Spiegel-Verlages mit einem englischsprachigen Angebot international erfolgreich zu sein, scheint gescheitert. Obwohl das Angebot gerade beim Thema NSA punkten konnte und die Redakteure “ihren publizistischen Auftrag zur vollsten Zufriedenheit erfüllt” haben, wird die Redaktion nach Informationen des Tagesspiegels auf 1,4 Stellen zusammengestrichen.

4. “Beileger, Sie sind raus!”
(taz.de, Wiebke Schönherr)
Mit einem Streik setzten 220 Mitarbeiter einer Druckerei, die für den Axel-Springer-Verlag produziert, einen höheren Stundenlohn durch. Doch nun droht ihnen die Kündigung, ein neuer Dienstleister soll übernehmen.

5. “Mediatheken: Können Internet-Abrufe die Fernsehquote ersetzen?”
(quotenmeter.de, Timo Nöthling)
Bei Formaten wie Jan Böhmermanns “Neo Magazin” schauen mehr Zuschauer online zu als im klassischen Fernsehen. Doch noch ist das ein absoluter Ausnahmefall.

6. “8 Regeln für die Verdachtsberichterstattung, die Journalisten und Blogger kennen müssen”
(rechtsanwalt-schwenke.de, Thomas Schwenke)
Jemanden öffentlich zu verdächtigen, kann teuer werden. Rechtsanwalt Schwenke gibt Handreichungen, welche Schritte geklärt sein sollten, bevor man über einen Verdacht berichtet.

Eine Legende kehrt zurück

Ach, vielleicht muss man das ja doch einfach noch einmal erzählen, wie das war damals, an jenem Samstagabend im Februar 1973, als Carmen Thomas als erste Frau zum zweiten Mal “Das aktuelle Sportstudio” im ZDF moderierte und dort, druckfrisch, die “Bild am Sonntag” des darauffolgenden Tages in die Kamera hielt, die unter der Überschrift “Charme allein genügt nicht, Frau Thomas!” bereits vor der Sendung einen Verriss gedruckt hatte, in dem der “BamS”-Autor behauptete, die Sendung, in der Thomas “irrsinnig nervös, unsicher vor der Kamera” gewesen sei, “mit einem lachenden und einem weinenden Auge” gesehen zu haben.

Auf jeden Fall aber sollte man sich noch einmal daran erinnern, wie Carmen Thomas vier Sendungen bzw. fünf Monate später mal versehentlich (und von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt) den Fußballverein Schalke 04 “Schalke 05” genannt hatte, woraufhin die “Bild”-Zeitung zwei Wochen später auf der Titelseite behauptete, die Moderatorin sei “im ZDF-Sportstudio gescheitert”, und um ihren “05”-Versprecher ein ziemliches Gewese gemacht wurde, das ihr Leben veränderte.

Doch warum schreiben wir das jetzt alles noch einmal auf?

Weil einem Moderator in der Schweiz neulich der gleiche Fehler passiert ist.

TV-Patzer in der Schweiz - Moderator: "Schalke 05 gegen Real Madrid"

Und viele Medien behaupten jetzt:

Vor 40 Jahren hat in Deutschland eine Frau deswegen sogar den Job verloren.

(Blick.ch)

Einst kostete dieser Versprecher Carmen Thomas den Job als Moderatorin des “Aktuellen Sportstudios”

(Sport1.de)

Der Versprecher kostete Frau Thomas den Job. Ihr Ruf war ruiniert.

(Welt.de)

Ein Lapsus, der vor ziemlich genau 40 Jahren Carmen Thomas den Job als Moderatorin des Aktuellen Sportstudios kostete.

(Express.de und Mopo.de)

Oder in den Worten von Bild.de:

Am 21. Juli 1973 hatte Thomas beim ZDF-Sportstudio ebenso von Schalke 05 gesprochen. In der damaligen Zeit der Todesstoß für ihre Karriere in der Männerwelt des Sports.

Dabei hat Carmen Thomas erst vor ein paar Wochen in einem Interview mit “Focus Online” erklärt:

Ich habe das “Sportstudio” noch anderthalb Jahre weitermoderiert. Aber die Lüge hält sich bis heute, dass ich damals nach dem Versprecher raus gewesen wäre.

Und der dapd sagte sie Anfang des Jahres:

Tatsächlich folgten noch eineinhalb Jahre “Aktuelles Sportstudio” […]. Aber die Legende lebt und lebt.

Mit Dank an Marvin.

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