Bild  

“Exklusiv”: “Bild” bei Mauerfall jetzt auch auf allgemeinem Wissensstand

Die Füchse von der “Bild”-Zeitung, sie haben’s immer noch drauf. 25 Jahre nach dem Mauerfall, gerade rechtzeitig zum Jubiläum, enthüllen sie “exklusiv”, dass die Sache damals anders lief, als alle bisher dachten: Die DDR hatte den Mauerfall angekündigt!

“Bild”-Hauptstadt-Korrespondent Peter Tiede staunt:

Nicht am 9. November 1989, aber im Dezember sollte die Mauer fallen. Das geht aus einem Brief hervor (liegt BILD vor), den Berlins früherer Regierender Bürgermeister Walter Momper (69, SPD) am 6. November 1989 — drei Tage vor dem tatsächlichen Mauerfall — an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl schickte.

Darin schrieb Momper: Er gehe “davon aus, dass voraussichtlich im Dezember 1989 für die Einwohner Ost-Berlins und der DDR eine weitgehende Reisefreiheit hergestellt wird”. Mehr als vier Millionen DDR-Bürger würden in der Folge binnen kürzester Zeit West-Berlin besuchen. Darauf sei seine Stadt nicht vorberiete.

Momper stützte sich nach BILD-Informationen bei dem Brief auf Informationen aus einem Geheim-Gespräch mit dem damaligen Ost-Berliner SED-ZK-Sekretär Günter Schabwoski (85).

Wir wissen natürlich nicht, wer “Bild” dieses brisante Dokument nach all den Jahren zugespielt hat. Ob es “Bild”-Freund Helmut Kohl war. Oder Schabowski. Oder doch das ZDF.

Das hatte vor fünf Jahren, zum 20. Jubiläum des Mauerfalls, eine Dokumentation mit dem Titel “Der schönste Irrtum der Geschichte” gesendet. In der Pressemitteilung zur Ankündigung hieß es damals:

ZDF-Recherchen belegen jetzt, dass sowohl der West-Berliner Senat als auch das Bundeskanzleramt vorgewarnt waren. Bei einem Gespräch am 29. Oktober 1989 hatte ZK-Sprecher Günter Schabowski Berlins Regierendem Bürgermeister Walter Momper mitgeteilt, dass die DDR-Regierung eine kurzfristige Grenzöffnung für alle Bürger anstrebe. Erstmals zitiert der Film aus einem Brief, in dem Momper am 6. November 1989 auch Bundeskanzler Helmut Kohl informierte: “Der Senat geht davon aus, dass voraussichtlich im Dezember 1989 für die Einwohner Ost-Berlins und der DDR eine weitgehende Reisefreiheit hergestellt wird (…) Es ist daher davon auszugehen, dass nahezu alle Einwohner der DDR bald reisen können.”

Na sowas.

Momper selbst hatte von dem Treffen mit Schabowski schon im Juni 2009 im RBB-Inforadio erzählt, woraufhin die “B.Z.” meldete:

Momper wusste zehn Tage vor dem Mauerfall vom Mauerfall

Die “Welt” schrieb:

DDR kündigte Momper Reisefreiheit für alle an

Über den Brief Mompers an Kohl, über den “Bild” heute “exklusiv” berichtet, berichtete Ende Oktober 2009 auch schon die “Badische Zeitung”:

Neue Übergänge müssten geöffnet werden, die BRD müsse Kontakt mit der DDR aufnehmen, man müsse Eisenbahnzüge bereitstellen und endlich das Begrüßungsgeld regeln. Im Kanzleramt von Helmut Kohl scheint der Brief in irgendeiner Posteingangsmappe stecken zu bleiben. Oder er wird geprüft. Intensiv. Niemand reagiert.

Oder wie es im WDR-Rundfunk ebenfalls zum 20. Geburtstag des Mauerfalls hieß:

Am 6. November schreibt [Momper] an Bundeskanzler Helmut Kohl, um ihn über die Vorkommnisse zu informieren: “Es ist davon auszugehen, dass nahezu alle Einwohner der DDR bald reisen können”. Die sensationelle Nachricht bleibt auf dem Dienstweg stecken. Helmut Kohl erreicht sie nicht.

In ihrer Kritik der ZDF-Dokumentation von 2009 maulte die “Welt” damals übrigens:

Die alte Legende von der vorzeitigen Information Walter Mompers durch Schabowski am 29. Oktober 1989 wird erneut präsentiert. Tatsächlich gab es das Gespräch, wie seit Jahren bekannt ist; dabei sagte Schabowski den Vertretern des West-Berliner Senates aber nur, dass im Dezember Reisefreiheit geplant sei. Auch ein Brief von Momper an Bundeskanzler Helmut Kohl vom 6. November 1989, in dem genau diese Information steht, ist bereits seit über zehn Jahren bekannt und nicht erstmals in der Dokumentation zu sehen.

Aber was zum 20. Jubiläum schon alt und bekannt war, kann eine “Bild”-Zeitung auch zum 25. noch exklusiv enthüllen.

Nachtrag, 9:15 Uhr. Die Nachrichtenagentur AFP glaubt die “Bild”-Behauptungen unbesehen. Anstatt im Archiv nachzusehen oder wenigstens eine paar Begriffe in eine Suchmaschine einzugeben, erweckt sie ebenfalls den Eindruck, “Bild” habe neue Informationen. Entsprechend meldet AFP nun:

Bericht: Momper frühzeitig in Plan zu Maueröffnung eingeweiht
Zeitung zitiert aus Brief des SPD-Politikers an Kohl

Berlin (AFP) – Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Walter Momper (SPD) war 1989 einem Bericht zufolge schon frühzeitig in der Plan der DDR-Führung zur Öffnung der Mauer eingeweiht. Bereits im Monat vor der Grenzöffnung am 9. November habe Momper davon gewusst, wie aus einem Brief des SPD-Politikers an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hervorgeht, aus dem die “Bild” am Donnerstag zitierte.

In diesem auf den 6. November 1989 datierten Dokument kündigte Momper gegenüber Kohl an, dass “voraussichtlich im Dezember 1989 für die Einwohner Ost-Berlins und der DDR eine weitgehende Reisefreiheit hergestellt wird”. Nach seinen Informationen dürften die DDR-Bürger ab diesem Zeitpunkt mit ihren Personalausweisen die innerdeutsche Grenze passieren, schrieb Momper demnach.

Momper stützte sich dabei nach “Bild”-Informationen auf Erkenntnisse aus einem Geheimgespräch mit dem SED-Funktionär Günter Schabowski. Beide hätten sich Ende Oktober im Ost-Berliner Palast Hotel auf Wunsch von Schabowski getroffen. (…)

Kurz korrigiert (504)

Die Sache ist zwar jetzt schon ein paar Tage her, aber weil dieser Fehler immer wieder gerne gemacht wird, wollen wir noch kurz darauf eingehen.

Und zwar hat die “Tagesschau” am Sonntag über den Weltklimarat berichtet, der fordert, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 Prozent zu reduzieren (Mediathek, ab 7:30).

Illustriert hat die “Tagesschau” das mit folgender Grafik:

Um auf das 2050-Rechteck zu kommen, hat die Redaktion beide Seiten des großen Rechtecks einfach auf 60 Prozent gestaucht. Das ist aber falsch, denn damit weist das kleinere Rechteck nur 0,6 x 0,6 = 36 Prozent des Flächeninhalts des großen Rechtecks auf. Eigentlich müssten es aber 60 Prozent sein.

Richtig sähe es also ungefähr so aus:

Oder die “Tagesschau” hätte das kleine Rechteck genauso breit machen müssen wie das große:

Mit Dank an Sören C.

DDR, Brainpool, Putin

1. “In der DDR gab es keinen echten Journalismus”
(thueringer-allgemeine.de, Hanno Müller)
Hanno Müller erinnert an den Journalismus in der DDR: “In der DDR gibt es 1989 zwei Fernsehprogramme, fünf Radiostationen und die zentral gelenkte Nachrichtenagentur ADN. Dazu eine überregionale und 15 regionale SED-Zeitungen sowie 18 Zeitungen der sogenannten Blockparteien. Unabhängige Medien – Fehlanzeige. Journalisten sind Teil des Systems.”

2. “Traktat über einen Mann, den es so gar nicht gibt”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Die Berichterstattung über Wladimir Putin: “Er gebiert Meldungen, die dem Konsumenten ein Bild vermitteln, das nicht über wirkliche Geschehnisse aufklärt, sondern etwaige Vorurteile nur bestätigt. Der beschriebene Putin ist eine Konstruktion, die nicht mit Ergebnisoffenheit recherchiert wird, sondern nach verplanten Attributen. Er ist so voller einseitiger Boshaftgkeit, Durchtriebenheit und Heimtücke, dass er nur als Personifikation verstanden werden kann.”

3. “Unter Druck”
(zeit.de, Charlotte Parnack)
Peter Noßeks “Harburger Blatt”: “Noßek, 55 Jahre alt, ist Erfinder des Harburger Blatts und dessen Herausgeber. Er ist weiterhin: Chefredakteur, Chefreporter, Artdirector, Fotograf, Anzeigenleiter, Vertriebschef, Buchhalter, Sekretär, Zeitungsbote. (…) Alle zwei Wochen bringt er acht Seiten Lokalnachrichten heraus. Acht Seiten Print. Nur Print.”

4. “Wie TV TOTAL arglose Jugendliche vorführt”
(youtube.com, Video, 6:53 Minuten)
Welche Rechte sich die TV-Produktionsfirma Brainpool von Jugendlichen einräumen lässt, die gemäß einer einzelnen Aussage im Glauben gelassen wurden, sie nähmen an einem Casting teil.

5. “Schäuble: ‘Schnelligkeit vor Sorgfalt'”
(ndr.de, Video, 18:06 Minuten)
Finanzminister Wolfgang Schäuble spricht zum 20. Geburtstag von “Spiegel Online” über Journalisten, Politiker, Print und Online.

6. “‘Wir verschießen ständig Potenzial'”
(krautreporter.de, Theresa Bäuerlein)
Ein Interview mit einer 32-Jährigen, die während einigen Jahren als Prostituierte in Berlin gearbeitet hat.

Focus, Smartwatch, Rundfunkbeitrag

1. “Wie islamophob ist der ‘Focus’?”
(blog.zeit.de/radikale-ansichten, Yassin Musharbash)
Yassin Musharbash schaut sich den aktuellen “Focus” an, der sich unter dem Titel “Ein Glaube zum Fürchten” mit dem Islam beschäftigt: “Der Islam braucht einen Luther, schreibt der Focus als Fazit. Mindestens genauso dringend braucht der Focus allerdings Journalisten. Sollte diese Titelgeschichte ein ernst gemeinter Versuch gewesen sein, reale und diskussionswürdige Probleme anzusprechen, dann ist er gescheitert.”

2. “Deutschlands Richter sehen fern”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Michael Hanfeld fragt sich, warum deutsche Gerichte keine Ausnahmen beim Rundfunkbeitrag anerkennen wollen und hat den Eindruck, die Richter schrieben nur noch voneinander ab: “Die Kläger laufen mit ihren Argumenten gegen eine Wand. Mit ihren Einwänden, was die Ungleichbehandlung im Einzelnen angeht, vor allem aber mit der generellen Kritik, dass es sich bei diesem Beitrag nicht um eine Abgabe handelt, mit der man eine erwünschte Gegenleistung bezahlt, sondern um eine Steuer. Der Einwand, man wolle ARD und ZDF nicht hören und sehen, zählt nicht, ja nicht einmal, dass der Empfang von öffentlich-rechtlichem Rundfunk am Arbeitsplatz nicht erwünscht, nicht möglich oder aus guten Gründen untersagt ist.”

3. “Doppelagenten der Comedy”
(haz.de, Imre Grimm)
Imre Grimm berichtet von einem Mangel an Comedy-Autoren in Deutschland: “Es gibt halt nicht viele Gute. Die politische Spaßindustrie hierzulande ist ein kleiner, tapferer Haufen wehrhafter Recken, die im Dienste der Satire munter die Lager wechseln.”

4. “Die große Chance auf ein erfrischend zurückhaltendes Nachrichtenmedium”
(netzwertig.com, Jürgen Vielmeier)
Jürgen Vielmeier sammelt einige technische Entwicklungen rund um die Smartwatch: “Medienhäuser haben hier eine gute Chance, die Nutzer schneller zu erreichen und personalisierter zu informieren. Besser fahren sie dabei mit zugeschnittenen Informationshappen und nur so vielen Nachrichten wie unbedingt nötig.”

5. “Onlinejournalismus: Konfetti für den Weilchenbeschleuniger”
(spiegel.de, Peter Glaser)
Ein Text von Peter Glaser zu 20 Jahren “Spiegel Online”. “Früher öffnete sich einmal pro Abend mit der Tagesschau das Nachrichtenfenster in die Welt. Heute fließen Meldungen, Informationen, Unterhaltung permanent. Etwas so Sonderbares wie ‘Sendeschluss’ kennen junge Mediennutzer nicht mehr.”

6. “What It’s Like When You Read A Newspaper, What It’s Like When You Read News Online”
(geekculture.com/joyoftech, englisch)

Bild  

Klaas will nicht mit “Bild” sprechen

Die “Bild”-Zeitung liebt Klaas Heufer-Umlauf, diesen “TV-Witzbold” (Bild.de) und “Moderatoren-Spaßvogel” (Bild.de), der ja so “herrlich abgedreht” ist (Bild.de) und “immer einen lustigen Spruch auf den Lippen” hat (Bild.de).

Allerdings scheint diese Liebe nicht gerade auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Vor anderthalb Wochen hat Heufer-Umlauf den “Fernsehgipfel” auf den Medientagen in München moderiert. Im Vorfeld hatten die Organisatoren einige Journalisten zu einer Telefon-Pressekonferenz eingeladen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, “Herrn Klaas Heufer-Umlauf direkt fragen zu können, warum er die Moderation des Fernsehgipfels übernommen hat, wie er sich auf seine Moderation inhaltlich vorbereitet hat” und so weiter.

Die “Bild”-Zeitung wurde aber kurzfristig wieder ausgeladen.

Der Geschäftsführer der Medientage erklärte später in einer Mail, die von “Bild”-Chef Kai Diekmann bei Twitter veröffentlicht wurde:

Uns wurde vom Management von Klaas Heufer-Umlauf kurz vor dem Telefoninterview kommentarlos mitgeteilt, dass Herr Heufer-Umlauf nicht wünschen würde, dass die Bild an dieser Telefon-Konferenz teilnimmt.

So fand die Konferenz dann auch statt: ohne “Bild”.

Darüber war Kai Diekmann eher weniger begeistert. Sein Kommentar:

In der Mail an “Bild” betont der Geschäftsführer der Medientage übrigens noch mehrmals, wie unendlich leid ihm die Sache doch tue. Er und seine Kollegen hätten “Bild” sehr gerne dabei gehabt, schließlich seien die “Bild München, die Bild und der Axel Springer Verlag” in den vergangenen Jahren “treue und verlässliche Partner” gewesen. Und dann so was! Er schreibt: “Uns hat das gar nicht gefallen”.

Uns schon.

Nachtrag, 5. November: In der ZDF-Sendung “Pelzig hält sich” hat Heufer-Umlauf gestern über die Sache gesprochen (Mediathek, ab ca. 56:00):

Pelzig: Was ich bei Ihnen wirklich klasse finde: Sie wollen natürlich Karriere machen, das wollen ja alle, aber nicht um jeden Preis. Jetzt habe ich gelesen, Sie hätten sich geweigert, mit der „Bild“-Zeitung zu reden, obwohl die Sie so lieben, und die waren total beleidigt. Da hat man aber schon Eier!

Heufer-Umlauf: In diesem Fall war es ein bisschen eine komische Kommunikation, die tatsächlich nicht so genau war, aber ich glaube, wenn eine Zeitung, und da geht’s nicht um die „Bild“-Zeitung, sondern um welche Zeitung auch immer, ein Foto abdruckt, was heimlich gemacht wurde, und da ist mir egal, welcher Verlag, welche Zeitung das macht, dass man da ein irritiertes Verhältnis dazu hat, ist ja klar.

Pelzig: Ach, die haben ein heimliches Bild gemacht?

Heufer-Umlauf: Naja, das ist ja keine neue Sache. In diesem Fall muss man sagen, und das muss man der kompletten Wahrheit getreu noch hinzufügen, dass das eine Pressekonferenz war, zu der man selber natürlich kein deutsches Medium ein- oder auslädt, weil das ist eine öffentliche Pressekonferenz, das hätte ich so nicht gemacht, aber dass man grundsätzlich — und das beschränkt sich nicht auf diese Zeitung, da gibt’s auch ein paar andere, da gibt’s auch eine Zeitung, die „Closer“ heißt, die komplett davon lebt, dass man einfach nur heimlich gemachte Fotos veröffentlicht und dann damit rechnet, dass man verklagt wird — ich finde, das übertritt eine gewisse Moral, an die man sich auch als Boulevardmedium halten kann.

Mit Dank auch an @macerarius.

Lausitzer Rundschau, Theo van Gogh, Apple-Keynote-Liveticker

1. “Content essen Seele auf”
(siegstyle.de, Alf Frommer)
“Was läuft eigentlich gerade falsch im Journalismus?” Alf Frommer antwortet: “Viele Marken verkaufen gerade ihre Seele an den Content: gut ist, was beliebt ist und Klicks generiert. (…) Durch Zusammenlegung von Redaktionen spart man eben nicht nur Kosten, sondern schrumpft auch seine eigene Wiedererkennbarkeit. Wenn aber alles eine Soße ist, warum soll ich das noch am Kiosk kaufen oder im Internet dafür bezahlen? Da werden Marken kaputt gespart und ein Image zerstört.”

2. “Journalismus unter Verdacht”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier erkennt eine zunehmende Kritik am etablierten Journalismus: “So wie aus Politikverdrossenheit bei vielen Menschen Politikverachtung geworden ist, ist aus Journalismusverdrossenheit Journalismusverachtung geworden – und Journalistenverachtung. (…) Viele der seriösen Medien scheinen noch nicht zu ahnen, wie groß die Erosion des Vertrauens in ihre Arbeit ist und dass dieses Vertrauen die Grundlage für alles ist.”

3. “Warum ich mich ohne schlechtes Gewissen von Apple einladen lasse”
(nzz.ch, Henning Steier)
Henning Steier reagiert auf den Artikel “Der Apfel fällt nicht weit vom Bann” (krautreporter.de, Richard Gutjahr): “Bei jeder Apple-Veranstaltung frage ich mich, wie die vielen Live-Ticker zu erklären sind, die mindestens 30 Minuten vor der Apple-Keynote beginnen und mit Banalitäten wie ‘Coldplay säuseln aus den Boxen’ gefüllt werden. Die Antwort der Kollegen ist ebenso einfach wie scheinheilig: Die Leser verlangen das. Ich bin nicht sicher, ob sie ungefilterte Verlautbarungen schätzen. Auffällig ist in jedem Fall, dass bei den meisten Publikumsmedien nur Apple einen Live-Ticker bekommt – obwohl doch etwa Google und Facebook für die meisten Nutzer mindestens genauso wichtig sind und ebenfalls diverse Veranstaltungen pro Jahr abhalten.”

4. “Der stumme Schrei”
(welt.de, Dirk Schümer)
Dirk Schümer erinnert an den vor zehn Jahren auf offener Straße ermordeten Theo van Gogh, “mittelmäßiger Filmregisseur”, “williger Talkshowpöbler und rüder Zeitungskolumnist”: “Mit dem Mord war die Epoche der tabufreien Debatten im Leser- und Plaudervolk der Niederlande schlagartig vorbei. ‘Gnade! Wir können doch drüber reden!’, waren van Goghs letzte Worte an seinen Killer, und sie beschreiben messerscharf den Abgrund, der sich auftut.”

5. “Angst ist keine Option”
(taz.de, Anne Fromm)
Anne Fromm besucht die Redaktion der “Lausitzer Rundschau” in Spremberg, die gegen Schmierereien und Drohungen ankämpft. “Er wäre einfach, jetzt zu denken: die braune Lausitz, mit all diesen ‘Idioten’. Aber Wappler ist sich sicher: Wenn andere Journalisten vor ihrer Haustür genau gucken würden, würden sie ähnliche Geschichten finden. Die Nazi-Krawalle in Köln am vergangenen Wochenende, SS-Siggi in Dortmund, der NSU in Jena.”

6. “20 Jahre ‘Extra’ – Wir ‘gratulieren'”
(medienkritisch.ch, Stephan Stulz)
Stephan Stulz schaut sich die Jubiläumsausgabe des RTL-Boulevardmagazins “Extra” an: “Immerhin bringt mich ein Statement von Moderator Kena Amoa zum Schmunzeln: ‘Naja, es wirkte halt immer so, als suchte man irgendeinen journalistischen Grund, Menschen nackt zu zeigen.’ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.”

Brigitte, Günter Stampf, Wetten, dass..?

1. “Today’s key fact: you are probably wrong about almost everything”
(theguardian.com, Alberto Nardelli und George Arnett, englisch)
Die Studie “Perceptions are not reality: Things the world gets wrong” (ipsos-mori.com).

2. “‘Der Untergang der deutschen Zeitschriftenkultur’ – Thomas Koch über die Entlassungen bei G+J”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Der Verlag Gruner + Jahr trennt sich von allen festen Textredakteuren der Zeitschrift “Brigitte”. Thomas Koch schreibt dazu: “Die Kultur einer Zeitschrift – das was sie von allen anderen unterscheidet – macht die Redaktion. Das können nur engagierte, langjährig angestellte Journalisten, die tagein nachtaus für ‘ihre’ Brigitte leben. Das können externe, freie Schreiber, die am nächsten Tag für die Für Sie schreiben, definitiv nicht. Traurig genug, dass man den Verlagen das heutzutage wie einem Kleinkind erklären muss.”

3. “Die Entschleunigung des Hauptstadtjournalismus”
(de.ejo-online.eu, Nicolas Miehlke)
Nicolas Miehlke befragt Korrespondenten und Büroleiter in Berlin: “Trotz mancher Exzesse (wie die Berichte, dass Wulff sich für ein Bobbycar erkenntlich gezeigt haben soll) will auch in der Wulff-Affäre kaum einer der Befragten der Medienmacht ein zu großes Gewicht beimessen, wobei natürlich zu bedenken ist, dass es sich um Selbstauskünfte von Journalisten und damit tendenziell auch um sozial erwünschte Antworten bezüglich ihres Rollenbildes handelt.”

4. “Warum sich der Boulevardreporter Günter Stampf das Leben nahm”
(deutschlandfunk.de, Audio, 49:39 Minuten)
Hintergründe über den Suizid von Günter Stampf 2012.

5. “Eine neue Ära von Journalismus auf Facebook?”
(socialmediawatchblog.org, Martin)
Martin Giesler glaubt eine “neue Ära von Journalismus auf Facebook” zu erkennen: “Journalismus könnte bald vollumfänglich auf Facebook selbst stattfinden.”

6. “Will Arnett’s Crazy German Talk Show Experience”
(youtube.com, Video, 5:03 Minuten, englisch)
Schauspieler Will Arnett erzählt, wie es war als Gast in der ZDF-Sendung “Wetten, dass..?”.

Gratis-“Titanic” gegen Gratis-“Bild”

Sollte am 8. November eine Gratis-“Bild“ in Ihrem Briefkasten landen — die PARTEI hätte da ein interessantes Angebot für Sie:

Die PARTEI Zwangsumtausch: Bild vs. TITANIC + Glühwein

Zum grossen Mauerevent am Abend des 08.11.2014 tauschen wir jede (in Worten: jede) “Gratisbild” gegen ein Faktenmagazin der Marke “TITANIC” um. Ohne wenn und aber! Machen Sie das Beste aus Ihrem Papiermüll und geniessen Sie einen spätsommerlichen Abend mit Glühwein (umsonst), Mauerpropaganda (gratis) und bunten Witzheftchen (TITANIC).

Wir haben sicherheitshalber nochmal nachgefragt: Das ist wirklich ernst gemeint! Also wenn Sie am 8. November in Berlin sind (weitere Orte siehe unten) und Lust haben, den Gratis-Schrott gegen was Vernünftiges einzutauschen: Die Aktion findet ab 19 Uhr an der Adalbertstraße, Ecke Bethaniendamm/Engeldamm statt.

Und wenn Sie jetzt schon Widerspruch eingelegt oder einen Sticker an Ihren Briefkasten geklebt haben, können Sie ja vielleicht noch dem einen oder anderen Nachbarn einen sinnvollen Dienst erweisen.

Nachtrag: Auch in folgenden Städten können Sie am 8. November die Gratis-“Bild” gegen eine “Titanic” eintauschen:

Lorenz Haag, Apple, Blogwalk

1. “Pro Putin: Deutscher in russischen Medien”
(ndr.de, Video, 5:26 Minuten)
Zapp sucht Lorenz Haag in Chemnitz auf, der regelmässig von russischen Medien als Experte zitiert wird: “Mit uns reden will er nicht, sagt er mit starkem russischen Akzent. Ein Lieblingsexperte der russischen Medien, vor deutschen Journalisten versteckt er sich.” Siehe dazu auch “Lorenz Haag, Doppelprofessor für Putins Propaganda” (welt.de) und “Propaganda für den Kreml: Putins deutsche Gehilfen” (spiegel.de).

2. “Der Apfel fällt nicht weit vom Bann”
(krautreporter.de, Richard Gutjahr)
Journalist Richard Gutjahr, der “nicht unbedingt zu den Apple-Kritikern in Deutschland” zählt und auch Apple-Aktien besitzt, berichtet, “wie Apple professionelle Berichterstatter am Nasenring durch die Manege führt”. Er fragt: “Wie lange wollen wir uns noch von den Apfel-Strategen verbiegen lassen? Gängelungen, Bevormundungen, Drohungen – ein hoher Preis für die Aussicht auf ein Testgerät und hoffentlich die nächste Einladung aus Cupertino.”

3. “Bloggen unterm Konzerndach”
(get.torial.com, Stefan Mey)
30 Modebloggerinnen schreiben nun auf Blogwalk.de: “Die Bloggerinnen hatten teilweise vorher schon ein respektables Publikum für sich gewonnen und ihr persönliches Modejournal professionell oder eher als Freizeitprojekt betrieben. Ihren Webauftritt lassen alle komplett zurück. Sämtliche Inhalte wurden übertragen, und die alte Webadresse leitet automatisch auf Blogwalk weiter.”

4. “Sexualkunde für Hassprediger II”
(erbloggtes.wordpress.com)
Erbloggtes beschäftigt sich mit dem Text “Moderne Sexualkunde: Oralsex für den Siebtklässler” (spiegel.de, Jan Fleischhauer).

5. “Mein Datenschatten als Grafik: So durchschaubar sind wir”
(spiegel.de)
Malte Spitz fragt bei Unternehmen und Behörden nach, was über ihn gespeichert ist. “Manchmal hat er Auskunft bekommen, so wie es das Gesetz auch vorsieht.”

6. “17 atemberaubende Fotos, die alle völlig identisch sind [Bildergalerie]”
(der-postillon.com)

Blättern:  1 ... 437 438 439 ... 1158