Bedrohte Journalisten, Merkel mit Kopftuch, Reporterleben in den 80ern

1. Was hinter der Zahl von 1,5 Millionen steckt
(sueddeutsche.de, Robert Roßmann)
Am Montag sorgte “Bild” für Aufregung bei Politikern und anderen Medien. Genauer gesagt eine Zahl, die in der “Bild”-Zeitung zu lesen war: 1.500.000 — so viele Flüchtlinge sollen “Geheimpapieren deutscher Behörden” zufolge in diesem Jahr nach Deutschland kommen. Zumindest im Innenministerium scheint besagtes Papier nicht bekannt, dort kann man die genannten Zahlen “nicht bestätigen”. Robert Roßmann erklärt, warum zuverlässige Prognosen derzeit so schwierig sind.

2. Bericht aus Berlin: Was soll das?
(falk-steiner.de)
Falk Steiner beschreibt die “Bericht aus Berlin”-Sendung, in der Angela Merkel im Tschador und der Reichstag mit Minaretten gezeigt wurde. Die Erklärung der “BaB”-Redaktion auf Facebook will Steiner nicht gelten lassen: “‘Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Gleichstellung’ sollten diese beiden Grafiken symbolisieren, schreiben die BaB’ler. Nur wo sich das darin gefunden haben soll, ist das Geheimnis der Macher geblieben — schleierhaft, könnte man sagen.” Die “taz” schreibt, dass die ARD “von den Besten” kopiere, den “Pegida”-Mitmarschierern, die Merkel ähnlich abbildeten. Und der “Tagesspiegel” beobachtet, dass sich Moderator Rainald Becker nicht zur Kritik äußert, seine Redaktion allerdings schon.

3. Pressefreiheit ja – solange es die eigene Meinung deckt
(mdr.de, Uta Deckow)
Uta Deckow schreibt darüber, wie Journalisten von “Pegida”-Anhängern bedroht werden. “Jeder Kollege der berichtet, kann solche Geschichten erzählen — bis hin zu denen, die Zettel im Briefkasten fanden mit den Worten ‘Wir wissen wo Du und Deine Kinder wohnen’.” In den letzten Wochen habe sich die Bedrohungslage für Berichterstatter “erheblich verschärft”. Auch sie selbst habe solche Erfahrungen gemacht: Bei einer Demo habe sich ein “Pegida”-Ordner vor ihr aufgebaut und erklärt, “er habe noch nie eine Frau geschlagen, für mich mache er gern eine Ausnahme.”

4. Wie gut waren “die guten alten Zeiten”?
(medienwoche.ch, Nik Niethammer)
Früher war alles besser! Journalisten erinnern sich gerne an die “guten, alten Zeiten”. Nik Niethammer gesteht zu, dass das Reportleben Ende der 80er-Jahre “spassig” war, “unbeschwerter, weniger atemlos”, mit größeren Redaktonsbudgets und mehr Zeit für Recherche. Doch führt das zwangsläufig zu besserem Journalismus? “Fehlanzeige. In meinen Texten von damals knirscht und ächzt es an vielen Ecken. Viele von uns waren satt, selbstzufrieden.” Im Gegenteil: “So seriös, nachhaltig und kompetent wie der Journalismus in der Schweiz heute ist, war er nie. Finde ich!”

5. “Ich bin nicht der Typ, der jedem Reporter die Hand schütteln und sich nach seinem Wohlbefinden erkundigen muss”
(nachbern.ch, Ronnie Grob)
Laut “Sonntagsblick” ist Ulf Schläfli — nomen est omen — der “größte Hinterbänkler” unter den Schweizer Parlamentariern. Im Interview mit “Nachbern.ch” spricht er über den Umgang mit Journalisten, seinen Kontakt zu Lobbyisten und die Teilnahme am Medientraining.

6. Wer Österreichs BloggerInnen sind: Die Ergebnisse 2015
(digitalschmankerl.at, Petra Köstinger)
Weiblich, jung, “professionelle Hobbyisten”: Die beiden Blogger Petra Köstinger und Tom Schaffer haben ihre Kollegen in Österreich vermessen. “Trending Topics” fasst unter ökonomischen Gesichtspunkten zusammen: “64 Prozent verdienen überhaupt kein Geld mit dem Bloggen, 15 Prozent verdienen pro Monat mehr als 1.000 Euro (8 Prozent mehr als 2000 Euro).” Zum Vergleich: Konrad Lischka hat berechnet, welchen Umsatz “Medienfirmen je Mitarbeiter” erlösen.

“Bild” in die Tonne (3)

Hui, da war ja was los!

Eine größere Galerie mit Beispielbildern haben wir hier zusammengestellt (dauert einen Moment, bis alles geladen ist).

Über 5.500 Menschen, ein Dutzend Tiere und eine Pflanze haben sich an #BILDindieTonne beteiligt und ihre Gratis-“Bild” unschädlich gemacht. Viele haben auch gleich ihren Nachbarn einen Dienst erwiesen oder ihr Exemplar kurzerhand zurückgeschenkt. Mit so viel Einsatz hatten wir nicht gerechnet. Vielen Dank dafür!

Wir werden also alle der versprochenen 1.000 Lernhefte an Flüchtlingsunterkünfte verteilen. Und wir werden alle Spenden, die wir seit Dienstag bekommen haben, verwenden, um weitere Hefte zu besorgen (wie viele es am Ende geworden sind, tragen wir dann hier nach). Das Lernmaterial ist am besten für Unterkünfte geeignet, in denen es betreute Deutschkurse gibt. Wenn Sie Tipps haben, welche Unterkunft noch Hefte gebrauchen könnte, melden Sie sich gerne bei uns.

Die Gewinner der Verlosung kontaktieren wir in den nächsten Tagen.

Und falls Sie bisher ein schweres Rückenleiden daran gehindert haben sollte, die Gratis-“Bild” zu entsorgen: Hier kann man noch was Nützliches damit anstellen.

Flüchtlinge, Ladezeiten, Datenhehlerei

1. Flüchtlinge plötzlich verschwunden
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler ist irritiert, wie abrupt die “laute Berichterstattung über die Flüchtlinge” verstummt ist: “Allenfalls gibt es noch kürzere Meldungen dazu. Auf den Titelseiten und in den Nachrichtensendungen herrscht wieder Alltagsroutine.” Kathrin Hollmer sieht das anders und stellt bei sueddeutsche.de Magazine vor, die Geflüchtete selbst zu Wort kommen lassen. Das “Mindener Tageblatt” erklärt im Redaktions-Blog, “warum das MT nicht ungefiltert aus der Häverstädter Notunterkunft berichten kann”.

2. What It’s Like To Report on Mass Shootings Routinely
(medium.com, Polly Mosendz, englisch)
Nach dem Amoklauf am Umpqua Community College in Roseburg erzählt Polly Mosendz, wie routiniert sie und ihr “Newsweek”-Team inzwischen auf Schießereien reagieren: “It’s so routine that we have an entire assembly line in place, complete with prewritten and predictable stories.” Dazu auch: “The Concourse” über das Ranwanzen an Augenzeugen durch Reporter bei Twitter und “Poynter” über die Reaktion der Medien auf Barack Obamas Bitte, US-Opfer von Terroranschlägen und von Amokläufen ins Verhältnis zu setzen.

3. Maas und die Datenhehlerei
(sueddeutsche.de, Ulf Buermeyer)
In diesem Herbst wird der Bundestag aller Voraussicht nach die Vorratsdatenspeicherung verabschieden. Für Ulf Buermeyer gibt es viele Gründe, warum man das Gesetz ablehnen könnte — einen besonders wichtigen sieht er bislang nicht ausreichend beleuchtet. Der Paragraf gegen Datenhehlerei könnte “unvorhersehbare Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche” haben, “in denen der Umgang mit Daten eine Rolle spielt — ganz besonders auch auf den investigativen Journalismus.” Buermeyer sieht darin “den eindeutigen Versuch, den Umgang mit Daten, wie sogenannte Whistleblower ihn pflegen, möglichst weitgehend zu kriminalisieren.”

4. Braune Biobauern: Vegane Nazis bauen sich ihr Bullerbü
(spiegel.de, Anja Reiter)
Die Umweltzeitschrift “Umwelt & Aktiv” kümmert sich nicht nur um Umwelt- und Tierschutz, sondern auch um den “Heimatschutz”: Das Öko-Magazin gehört zu einer rechten Gruppe, die zum Teil aus ehemaligen NPD-Mitgliedern besteht. Für Anja Reiter nicht abwegig, denn Umweltschutz passe gut zu “völkisch-nationalen Idealen”.

5. Mobile Ads und die Geschwindigkeit deutscher Nachrichtenseiten
(datenkritik.de, Steffen Kühne)
Vergangene Woche visualisierte die “New York Times” Ladezeiten und Datenverbrauch der 50 größten US-News-Seiten — einmal mit Adblocker, einmal ohne. Steffen Kühne hat nun das Gleiche mit deutschen Medien gemacht — und musste zwischen 3,2 Sekunden (“Bild”) und 16,5 Sekunden (“Hamburger Abendblatt”) warten. In diesem Zusammenhang ebenfalls interessant: Mobilfunk-Kunden zahlen durchschnittlich 16,6-mal mehr für ihr Datenvolumen, als Verlage an ihren Klicks und Visits verdienen.

6. So würden Medien berichten, wenn die Mauer heute erst gefallen wäre
(buzzfeed.com, Sebastian Fiebrig)

Polizei in Sachsen, Drohungen aus Bangladesch, Youtube als Reiseführer

1. Polizei tut nichts
(djv.de, Hendrik Zörner)
Als am Mittwoch Journalisten in Dresden von Demonstranten angeschrien und bedrängt wurden, reagierten die anwesenden Polizisten zunächst gar nicht und führten dann die Journalisten weg. Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken kritisiert das scharf: “Dass es in Sachsen offenbar einen rechtsradikalen Mob gibt, ist schon schlimm genug. Dass die Polizei ihn gegenüber Journalisten gewähren lässt, ist bemerkenswert.” Bereits am Montag waren Journalisten bei einer Pegida-Demonstration in Dresden angegriffen worden, dabei wurde ein MDR-Reporter getreten, einem Reporter der “Dresdner Neueste Nachrichten” wurde ins Gesicht geschlagen.

2. Islamisten bedrohen Blogger in Deutschland
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Bangladesch wurde eine Todesliste mit den Namen von 21 Bloggern, Autoren und Aktivisten veröffentlicht, auf der auch sechs in Deutschland lebende Blogger stehen. Dahinter steckt vermutlich die islamistische Gruppe “Ansarullah Bangla Team”, die in diesem Jahr bereits vier brutale Morde an säkularen Bloggern verübt haben soll. Christian Mihr, Geschäftsführer von “Reporter ohne Grenzen”, fordert: “Die Regierung Bangladeschs sollte Journalisten besser schützen, Religions- und Meinungsfreiheit garantieren und die Mörder der Blogger bestrafen.”

3. The Cost of Mobile Ads on 50 News Websites
(nytimes.com, Gregor Aisch, Wilson Andrews und Josh Keller, englisch)
Blockieren oder nicht blockieren? Das ist die Gretchenfrage des Online-Journalismus — die halbe Branche diskutiert seit einigen Wochen, was von Adblockern zu halten ist. Die “New York Times” überlässt die moralische Debatte anderen und visualisiert Ladezeiten und Datenverbrauch der 50 größten US-News-Seiten — einmal mit Adblocker, einmal ohne. Die Ergebnisse sprechen für sich. Brian X. Chen erklärt, wie die Datenjournalisten dabei vorgegangen sind, und zieht ein persönliches Fazit des Tests.

4. fiene & peter kloeppel
(danielfiene.com)
Peter Kloeppel ist seit 30 Jahren bei RTL. Sein geballtes Wissen über die Branche hat er in Daniel Fienes Radiosendung “Was mit Medien” mitgebracht. Fiene hat aus Kloeppels Aussagen “ein paar persönliche Highlights ausgesucht”. Die komplette 33-Minuten-Sendung gibt’s bei “DRadio Wissen”.

5. Wie mich YouTube als Reiseführer enttäuschte
(hermsfarm.de, Herm)
Herm will am Wochenende nach Prag. Statt klassisch in den Reiseführer zu gucken, schaut er bei Youtube nach Anregungen für seinen Städtetrip — und findet wackelige Bilder, Erfahrungsberichte über Brust-OPs und viele Beautytipps.

6. Neues vom medizinisch-technischen Symbolbild-Spezialisten
(noemix.twoday.net, nömix)

Bild.de hat den letzten

Auf den ersten Blick — und auch auf den zweiten — ist bei dieser Bild.de-Überschrift nicht so ganz klar, um wen es hier eigentlich geht: Um den vor zwei Tagen verstorbenen Hellmuth Karasek? Oder um “Bild”?

In der Gratis-“Bild”, die heute in allen Briefkästen des Landes stecken soll und die vermutlich schon im Druck war, als der Tod Karaseks bekannt wurde, klingt die Überschrift noch etwas weniger “Bild”-zentristisch:

Durch den Tod des Literaturkritikers wird eine Liste mit 25 Lesetipps, keiner davon länger als drei Sätze, für Bild.de und “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann (der es nicht hinbekommt, Karaseks Vornamen richtig zu twittern) also zum “Vermächtnis” Karaseks, der auch über 20 Bücher und für “Zeit” und “Spiegel” geschrieben hat und Teil des “Literarischen Quartetts” war und, und, und.

Nun gibt es aber noch ein Problem bei Karaseks Vermächtnis Liste: Sie hat ein paar Fehler. Zum Beispiel direkt bei Tipp Nummer eins, Günter Grass’ “Blechtrommel”:

Buchstäblich mit einem Paukenschlag meldete sich in diesem Schelmenroman der kleine Oskar Matzerath in die Literatur. Er weigerte sich zu wachsen und beobachtete mit dem Blick eines bösen Zwerges die schreckliche Erwachsenenwelt nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ebenso erfolgreich wie das Buch war die Verfilmung von Volker Schlöndorff, die mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Mit dem “Ausbruch des Ersten Weltkriegs” hat die Blechtrommel zeitlich nichts zu tun. Protagonist Oskar Matzerath wird erst 1924 geboren, also sechs Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs.

Und auch bei Tipp Nummer drei, Theodor Fontanes “Effi Briest”, passt der zeitliche Rahmen nicht so recht:

“Effi Briest” ist neben Tolstois “Anna Karenina” und Gustave Flauberts “Madame Bovary” der berühmteste Ehebrecherroman des 20. Jahrhunderts. Er beschreibt, an welchen Grenzen damals bürgerliche Frauen zerbrachen.

Theodor Fontane ist 1898 gestorben, also noch im 19. Jahrhundert. “Effi Briest” erschien wenige Jahre vor seinem Tod und ist damit — genau wie “Anna Karenina” und “Madame Bovary” — kein Roman “des 20. Jahrhunderts”.

Schade eigentlich, dass Hellmuth Karaseks letzter Text an diesen Details und dem offenbar nicht vorhandenen Gegenlesen der “Bild”-Redaktion krankt. Aber immerhin: Es ist ja nicht sein Vermächtnis.

Mit Dank an @SchaerWords.

Nachtrag, 16:53 Uhr:

Und auch bei Tipp Nummer 23 stimmt was nicht, diesmal sogar recht grundsätzlich:

Der große Roman der Wirtschaftskrise der kleinen Leute in Berlin zur Zeit des Börsenkrachs. Fallada beschreibt ein mutiges Paar, das trotz seiner “Stehaufmännchen”-Qualitäten unter die Räder zu kommen droht.

Diese Zweisatzbeschreibung soll laut “Bild” und Bild.de Hans Falladas Roman “Jeder stirbt für sich allein” zusammenfassen, klingt aber eher nach Falladas “Kleiner Mann — was nun?”.

Mit Dank an @JohannesFreytag und Jens.

Kachelmann, Ryanair, Verifizierung

1. Ein lebenslanger Makel: Warum Springer Kachelmann 635.000 Euro zahlen soll
(stefan-niggemeier.de)
Die “Bild”-Zeitung muss Jörg Kachelmann eine saftige Entschädigung zahlen — und kann oder will das Urteil nicht verstehen, da man nicht “vorsätzlich und mit Schädigungsabsicht gehandelt” habe. Stefan Niggemeier diagnostiziert den Verantwortlichen beim Axel-Springer-Verlag eine eklatante Leseschwäche, da das Gericht in seiner Urteilsbegründung “äußerst detailliert” belegt habe, wie Kachelmanns Privatsphäre “wiederholt und hartnäckig” verletzt wurde. Siehe dazu auch: Gisela Friedrichsen bei “Spiegel Online”, Wolfgang Janisch bei sueddeutsche.de, Daniel Schmidthäussler mit einem “Zapp”-Beitrag und “Schlecky Silberstein” mit fünf möglichen “Bild”-Schlagzeilen zum Thema.

2. Billigflieger lässt Flüchtlinge stehen
(taz.de, Gereon Asmuth)
Am Mittwoch verbreitete die dpa eine überraschende Meldung: Angeblich wolle die Fluglinie Ryanair Flüchtlinge ohne Visaprüfung in andere EU-Länder bringen. Nach knapp zwei Stunden folgte eine Eilmeldung: Man sei einem Fake aufgesessen, die wiedergegebenen Äußerungen von Marketingchef Kenny Jacobs seien vollständig erfunden. Zu diesem Zeitpunkt hatten etliche große Nachrichtenportale die Agenturmeldung allerdings längst übernommen. Bei “Kress” kommentiert Bülend Ürük: “Mit ihrer gelebten Transparenz beweist die Deutsche Presse-Agentur, dass auch […] bei Fehlern, die eigentlich überhaupt nicht passieren dürfen, der Weg in die Öffentlichkeit als einzig richtiger Schritt bleibt”.

3. Unliebsame Berichte nicht erwünscht
(faz.net, Michaela Wiegel und Christian Schubert)
Die französische Wochenzeitung “Le Canard Enchaîné” berichte, dass VW versucht habe, die Berichterstattung über den Abgasskandal zu manipulieren. Der Konzern habe mehrere Regionalzeitungen und Magazine aufgefordert, an bestimmten Tagen nicht über die Affäre zu berichten. Als Druckmittel soll ein Anzeigenboykott gedient haben, insgesamt sei es um einen Werbe-Etat in Höhe von knapp anderthalb Millionen Euro gegangen.

4. Das bleibt von #BildNotWelcome
(westline.de, Jan-Hendrik Grotevent)
Heute heißt es #BILDindieTonne, vor gut zwei Woche noch #BILDnotwelcome, auch und vor allem in den Fankurven der Fußballbundesliga. Jan-Hendrik Grotevents Fazit im Rückblick zur Aktion: “Wenn alle realisieren, daß man gute Zwecke und Stimmungsmache selber hinkriegen kann ohne dafür Fremdverstärker zu brauchen, dann war #bildnotwelcome ein Erfolg.”

5. The 4 bare-bones things every journalist needs to know about verification
(medium.com, Craig Silverman, englisch)
Ganz gleich, ob Tweets, Fotos, Videos oder auch Agenturmeldungen der dpa (s.o.) — nie zuvor war es so leicht, die Öffentlichkeit mit gefälschten Nachrichten zu verwirren. Umso wichtiger ist es für Journalisten, alle Informationen sorgfältig zu prüfen. Craig Silverman, Gründer von Emergent.info, stellt die vier wichtigsten Schritte der Verifizierung vor, die jeder Journalist kennen und anwenden sollte.

6. 11 praktische Verwendungszwecke für die Gratis-“Bild” zum Jubiläum der Deutschen Einheit
(der-postillon.com)

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“Bild” in die Tonne (2)

Morgen startet unsere große Umtauschaktion Gratis-“Bild” gegen Deutsch-Lernheft.

Hier noch mal die Anleitung im Schnelldurchlauf: Gratis-“Bild” aus dem Briefkasten holen, ungelesen zusammenknüllen, in den Mülleimer werfen und das Endprodukt fotografieren. Dieses Foto dann per Twitter (mit dem Hashtag #BILDindieTonne), Facebook (als Kommentar zu diesem Post) oder E-Mail ([email protected]) an uns schicken. Wir tauschen dann die Fotos im Kurs 1:1 in Deutsch-Lernhefte für Flüchtlinge um.

Und damit sich der Einsatz doppelt lohnt, verlosen wir unter allen #BILDindieTonne-Einsendern folgende Bücher, die uns die Verlage freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben:

Journalismus als Vehikel, Gehalt von Redakteuren, Refugee Guide

1. Axel Springer sieht Journalismus nur als Vehikel für Werbung
(golem.de, Friedhelm Greis)
Der Axel-Springer-Verlag hat einen Prozess gegen die umstrittene Firma Eyeo GmbH, Hersteller von Adblock Plus, verloren. Nach Angaben von Eyeo hatten Springer-Anwälte dem Gericht unter anderem folgenden Schriftsatz vorgelegt: “Das Kerngeschäft der Klägerin ist die Vermarktung von Werbung. Journalistische Inhalte sind das Vehikel, um die Aufmerksamkeit des Publikums für die werblichen Inhalte zu erreichen.” Auf Nachfrage von Golem.de wollte sich der Verlag zu dem Zitat nicht äußern.

2. Social Media: zwischen Aufklärung und Propaganda-Krieg
(welchering.de, Peter Welchering)
Am vergangenen Wochenende hat Peter Welchering einen Vortrag zum Thema “Online-Journalismus, Blogs, Twitter, Facebook: Zwischen Aufklärung und Propaganda-Krieg” gehalten. Das Fazit der Zusammenfassung, die er nun auf seinem Blog veröffentlicht: “Journalisten müssen kritisch jede Quelle im Web und auf sozialen Plattformen analysieren. Doch mit den dafür notwendigen Methoden der Online-Recherche sind die meisten Journalisten völlig überfordert. […] Journalismus droht, zum Erfüllungsgehilfen staatlicher Propaganda zu werden.”

3. Last Week Tonight with John Oliver: Migrants and Refugees
(youtube.com, John Oliver, englisch, Video, 17:55 Minuten)
John Oliver blickt von Amerika aus auf die Lage der Flüchtlinge in Europa und spricht dabei auch über die Soap “Days of Our Lives” und verzerrende Berichte von “Fox News”. Unbedingt bis zum Schluss angucken.

4. Misleading coverage of a major gun study highlights the danger of fast reporting
(cjr.org, Anna Clark, englisch)
Die Aussage, die Wissenschaftler mit einer Studie treffen, und die Aussage, die Journalisten hineininterpretieren, haben oft wenig miteinander zu tun. Das gilt erst recht für derart emotional aufgeladene Themen wie Waffenbesitz in den USA. Anna Clark zeigt anhand von Medienberichten, wie Wissenschaftlern das Wort im Mund umgedreht wurde — und gibt wertvolle Tipps für Journalisten, die über Studien schreiben wollen.

5. Das verdient heute ein Redakteur
(wuv.de, Anja Janotta)
“W&V” hat auf Grundlage von 797 Datensätzen eine Gehaltstabelle von Redakteuren in verschiedenen Medien erstellt. Das durchschnittliche Jahresgehalt liegt demnach bei 40.400 Euro, das entspricht einem Stundenlohn von weniger als 20 Euro. Für Berufseinsteiger sind es jährlich knapp 10.000 Euro weniger — die rund 2.500 Euro pro Monat liegen deutlich unter den 3.155 Euro, die im Tarifvertrag für Tageszeitungsredakteure mit ein bis drei Jahren Berufserfahrung vorgesehen sind.

6. Refugee Guide Online
(refugeeguide.de)
Hände schütteln oder umarmen bei der Begrüßung? Sind Liebesbekundungen in der Öffentlichkeit in Ordnung? Und steckt in Süßigkeiten Gelatine? Der “Refugee Guide” will Geflüchteten eine “Orientierung in der ersten Zeit des Aufenthaltes” in Deutschland geben. Er steht jetzt schon in Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Serbisch, Albanisch und Mazedonisch zum kostenlosen Download bereit; Paschto und Persisch sollen bald folgen.

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“Bild” in die Tonne

Am Donnerstag will der Axel-Springer-Verlag mal wieder eine Gratisausgabe der “Bild”-Zeitung ungefragt “an alle Haushalte in Deutschland” verteilen. Anlass ist dieses Mal “das 25. Jubiläum der Deutschen Einheit”, wie es in einer Broschüre für Werbekunden (PDF, Update: Inzwischen wurde die Folie zur Gratis-“Bild” aus der verlinkten Datei entfernt) heißt:

Für Widersprüche wie in den vergangenen Jahren ist es jetzt zu spät (wenige Tage vorher behauptet der Verlag immer, die Widersprüche könnten aus logistischen Gründen nicht mehr beachtet werden; schlauerweise hat er die Aktion bis heute nur seinen Werbekunden angekündigt und tut auf Anfrage so, als wisse er selbst noch gar nichts von einer Gratis-“Bild”), aber zum Einen gibt es ja noch ein paar schöne Anti-“Bild”-Briefkasten-Sticker zum Selberausdrucken. Oder aber: Sie tun mit dem Gratisexemplar noch etwas Gutes für Flüchtlinge — indem Sie es ungelesen wegschmeißen.

Denn hiermit präsentieren wir Ihnen die Gratis-“Bild”-Müll-Upcycling-Aktion: #BILDindieTonne.

So geht’s: Zerknüllen Sie am Donnerstag Ihre ungelesene Gratis-“Bild” und werfen Sie sie direkt in den Mülleimer. Machen Sie ein Foto davon und posten Sie es bei Facebook (als Kommentar zu diesem Post) oder Twitter (mit dem Hashtag #BILDindieTonne) oder schicken es uns per E-Mail ([email protected]). Für jedes Foto, das uns so erreicht, besorgen wir ein Exemplar eines Deutsch-Lernhefts für Asylbewerber. Das Lehrmaterial stellen wir dann Deutschkursen in Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung.

Übrigens wird “Bild” mit der Sonderausgabe nicht nur 25 Jahre Deutsche Einheit, sondern vor allem natürlich sich selbst feiern. Und Einnahmen bringt die riesige Eigen-PR-Kampagne auch: Eine ganzseitige Anzeige kostet Werbekunden 4,2 Millionen Euro.

(Da unsere finanziellen Mittel etwas begrenzter sind, können wir vorerst maximal 1.000 Flüchtlinge mit Lernheften versorgen. Wenn Sie uns dabei unterstützen wollen, finden Sie hier alle Infos. Sollten wir am Donnerstag mehr Fotos bekommen, werden wir versuchen, Sponsoren für weitere Exemplare (Preis pro Deutsch-Lernheft: circa 5 Euro) zu gewinnen.)

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