Xavier Naidoo, Terror-Propaganda, y-Achse

1. Nehmt dem NDR den Eurovision Songcontest aus der Hand!
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Erst die Naidoo-Nominierung, dann der Protest, nun der NDR-Rückzieher: Johannes Kram — durch sein Engagement für Guildo Horn dem “Eurovision Song Contest” eng verbunden — bittet ARD-Chef Lutz Marmor, den “ESC” vor dem NDR zu retten. Michael König plädiert dafür, gleich die gesamte ARD von der Veranstaltung fernzuhalten. Arno Frank bescheinigt den Verantwortlichen Ahnungslosigkeit und “wenig Rückgrat”. Sonja Álvarez fragt sich, ob die ARD bald auch ganze Sendungen absetze, “wenn der Protest bloß groß genug ist”. Hans Hoff und Claudia Tieschky führen das Umkippen des NDR vor allem auf “die eigenen Mitarbeiter im Sender” zurück.

2. Flüchtlingskrise in den Medien: Exzesse der Engstirnigkeit
(spiegel.de, Georg Diez)
“Was soll man etwa davon halten, wenn der Chefredakteur von ‘Cicero’ schreibt, es gebe eine ‘Pflicht’ zum ‘Ungehorsam’ gegen Angela Merkel? (…) Oder was soll man davon halten, wenn der Chefredakteur vom ‘Handelsblatt’ schreibt, Angela Merkel sei ‘die Kanzlerin der Flüchtlinge, aber nicht die der Deutschen’?” Georg Diez vom “Spiegel” hält davon: nicht viel.

3. Inside the surreal world of the Islamic State’s propaganda machine
(washingtonpost.com, Greg Miller hnd Souad Mekhennet, englisch)
Was bringt junge, gebildete Menschen dazu, sich einer Terror-Miliz wie dem “Daesh” (eine gute Erklärung der verschiedenen Bezeichnungen für den sogenannten “Islamischen Staat” gibt es bei “Vox”) anzuschließen? Eine wichtige Rolle spielen dabei professionelle Medienarbeit und Werben in den sozialen Netzwerken. Die “Washington Post” hat mit einem ehemaligen Kameramann des “Daesh” gesprochen, der unter anderem Hinrichtungen filmen musste. Ein erschreckender Einblick in die Propaganda-Maschinerie des Terrors.

4. Iranisches Gericht verurteilt US-Journalisten zu Haftstrafe
(sueddeutsche.de)
Jason Rezaian, Korrespondent der “Washington Post”, muss offenbar ins iranische Gefängnis. Das hat das Revolutionsgericht in Teheran hinter verschlossenen Türen entschieden. Wie lang die Haftstrafe wegen Spionage und Gefährdung der nationalen Sicherheit ausfällt, ist allerdings noch nicht bekannt.

5. Shut up about the y-axis. It shouldn’t always start at zero.
(vox.com, Johnny Harris und Matthew Yglesias, englisch, Video, 2:33 Minuten)
“Vox” wagt das Undenkbare und bricht mit der heiligsten Regel aller Statistiker und Datenjournalisten: “The truth is that you certainly can use truncated axes to deceive. (…) It’s long past time to say no to y-axis fundamentalism.” Vorsicht ist allerdings trotzdem geboten, denn wer die y-Achse beschneidet, kann damit Fakten verzerren und Stimmung machen — so wie es einige ältere Beispiele (siehe Link Nummer 2) zeigen.

6. Beim Zeichnen ist kaltes Blut besser.
(planet-interview.de, Adrian Arab)
Karikable Politiker, Angela Merkels Mimik und das Zeichnen auf dem Tablet — Adrian Arab hat sich für “Planet Interview” ausführlich mit dem Karikaturisten Heiko Sakurai unterhalten.

Journalisten über Terrorismus, Xavier Naidoo, Copyright bei blick.ch

1. Medien, Polizei und die Inszenierung des Terrorismus
(zeit.de, Yassin Musharbash)
In einer Rede bei der Herbsttagung des Bundeskriminalamts hat “Zeit”-Redakteur Yassin Musharbash über die Dilemmata gesprochen, “mit denen wir Journalisten konfrontiert sind, wenn wir über Terrorismus und Terroristen berichten.” Das Manuskript hat “Zeit Online” veröffentlicht.

2. Kindern im Umgang mit Medien — wie können Eltern helfen?
(srf.ch, Claudio Fuchs)
Die ausgiebige Berichterstattung über die Attentate in Paris bekommen natürlich auch Kinder und Jugendliche mit. “Die ständige Konfrontation mit solchen verstörenden Bildern kann ernsthafte Konsequenzen auf das Wohlbefinden haben”, schreibt Claudio Fuchs beim SRF. Tipp vom Medienwissenschaftler: “offene Kommunikation zwischen den Generationen” sei wichtig. Dazu gibt’s auch ein Video — allerdings in Schweizerdeutsch.

3. Ex-Ministerin macht auf Ex-Bundespräsident
(spiegelkritik.de)
Die evangelische Nachrichtenagentur “Idea” veröffentlicht einen kritischen Kommentar, der “rund zwei Tage nach Erscheinen” wieder aus dem Internet verschwindet. Die Löschung soll laut “Spiegelkritik” auf einen Eingriff von Irmgard Schwaetzer, ehemalige Bundesministerin und heutige Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, zurückzuführen sein. Ebenfalls zum Thema: Timo Rieg mit “‘Idea’ ist journalistisch unten durch”.

4. Xavier Naidoo beim ESC ist ein schlechter Scherz
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Es sei “blanker Hohn”, so Carolin Gasteiger, dass die ARD im kommenden Jahr Xavier Naidoo zum “Eurovision Song Contest” schicken will: “Wenn Xavier Naidoo Deutschland beim ESC vertritt, wirkt das so, als würde man Matthias Matussek zum Bundespräsidenten küren.” Hans Hoff schreibt über die “ziemlich einsame Entscheidung” der “Showstrategen der ARD”. Johannes Kram ärgert sich im “Nollendorfblog”, dass die Rechtfertigung der ARD “Homophobie und Rassismus in einer Aktion” sei. Und Patrick Gensing schreibt beim — für den ESC federführenden — NDR: “Nicht in meinem Namen”.

5. Faszinierendes Copyrightverständnis bei blick.ch
(facebook.com, Jörgen Camrath)
Jörgen Camrath, Social-Media-Leiter bei der “Morgenpost”, wundert sich über die Quellen- und Copyrightlage bei einem “Telegraph”-Video, das auf der Facebook-Seite von blick.ch auftaucht. Auf seine Nachfrage bekommt er eine interessante Antwort. “Blick”-Vizechef Thomas Benkö revidiert später das eindeutige “Jain” seiner Social-Media-Kollegen.

6. IS bedankt sich bei Medien für Hilfe bei Verbreitung von Angst und Schrecken
(der-postillon.com)

Die exklusive München-Terror-Falschmeldung von “Focus Online”

“Focus Online” behauptet aktuell:

Da heißt es:

Antiterror-Fahndung in München: Spezialeinsatzkräfte der Polizei haben am späten Donnerstagabend nach Informationen von FOCUS Online eine verdächtige arabische Gruppe entdeckt, die offenbar einen Anschlag in der bayerischen Landeshauptstadt vorbereitet hat.

Für die Durchführung der Tat wollten die Verdächtigen offenbar mehrere deutsche Polizei-Uniformen benutzen, die auf dem Zimmer des Central Apart Hotels im Münchner Stadtteil Berg am Laim beschlagnahmt wurden. Außerdem fanden die Ermittler auf dem Zimmer mehrere Gasflaschen.

Vier der insgesamt acht Verdächtigen, darunter ein Deutscher mit iranischer Herkunft, flohen mit einem 5er und einem 3er BMW. Die Münchner Polizei leitete eine Großfahndung ein, an der sich auch Fahnder der Bundespolizei beteiligen.

Die Polizei schreibt jedoch:

Nachtrag, 20. November, 8 Uhr: Trotzdem herrschte auch in anderen Medien sofort …




Die Polizei betonte aber weiter:



Daraufhin kamen auch die aufgeschreckten Spätdienstler in den Newsrooms wieder runter und gaben (vorerst) Entwarnung.

Nur „Focus Online“ blieb – scheinbar – stur:

Die Polizei dementierte, dass der Einsatz im Zusammenhang mit einem Terror-Verdacht steht. FOCUS Online bleibt jedoch bei seiner Darstellung.

Allerdings hatte „Focus Online“ seine Darstellung da schon unauffällig geändert. Aus dem Terror-“Alarm” hatte die Redaktion einen Terror-“Verdacht” gemacht, und von der „verdächtigen arabischen Gruppe“, die zuvor noch einen „Anschlag in der bayerischen Landeshauptstadt vorbereitet” hatte, ging plötzlich nur noch eine unkonkrete “Gefahr aus“:

Und das „exklusiv“ war verschwunden. Und das Foto hatte sich geändert – auf dem neuen war zwar noch weniger zu erkennen, aber: geschossen vom „Focus Online“-Chef persönlich.

Jedenfalls hat die Polizei inzwischen in einer Pressemitteilung erklärt:

MÜNCHEN. Am Donnerstag, 19.11.2015, rief eine Angestellte eines Hotels im Stadtteil Berg am Laim die Polizei an. Ihr kamen mehrere Gäste verdächtig vor, da sie eine Butangasflasche bei sich hatten.

Im darauffolgenden Polizeieinsatz wurden ein 30-jähriger Iraner und eine 44-jährige Landsfrau kontrolliert. Bei der Absuche fanden sich keine verdächtigen Gegenstände. Abklärungen ergaben, dass die Butangasflasche zu einem Campingkocher gehört und als Kochgelegenheit benutzt wurde.

Drei weitere Iraner, die zu dem Appartement gehören, wurden im Anschluss ausfindig gemacht und zwischenzeitlich ebenfalls befragt.

Nach jetzigem Kenntnisstand war das Appartement zur Familienzusammenfindung angemietet worden. Bei den Personen handelt es sich ausschließlich um Asylbewerber, die der 30-jährige Iraner dort zusammenführte.

Und “Focus Online”?

FOCUS Online bleibt jedoch bei seiner Darstellung.

Nachtrag, 15.30 Uhr: Jetzt doch nicht mehr. In einem neuen Artikel müssen die Leute von „Focus Online“ nun einräumen, dass sie völligen Quatsch berichtet haben. Natürlich verpacken sie es etwas anders:

Das Portal schreibt:

„Bei der intensiven Absuche fanden sich keine verdächtigen Gegenstände. Es wurden drei kleine 0,5 Liter Butangasflaschen aufgefunden. Des Weiteren ein handelsübliches Baseball-Cap mit der Aufschrift „Police“ und eine schwarze Weste. Bei der Durchsuchung wurden keine Uniformteile gefunden“, so die Polizei über die Razzia. Die Kappe sei als Geschenk für einen „polizeiaffinen Neffen“ eines der Gäste bestimmt. Ermittlungen hätten ergeben, dass die Gasflaschen zu einem Campingkocher gehörten.

Nachtrag, 27. Januar 2016: Wir haben uns beim Presserat über die Berichterstattung von “Focus Online”, FAZ.net und “Huffington Post” beschwert. Bei den letzten beiden konnte er aber “keinen Verstoß gegen die presseethischen Grundsätze feststellen” (hier ausführlicher). Mit “Focus Online” beschäftigt sich der Beschwerdeausschuss im März.

Kein Sprengstoff-Rettungswagen und andere Dochnichtnews aus Hannover

Die Terrorpanikberichterstattung geht also weiter. Kurz nach dem abgesagten Fußball-Länderspiel am Dienstag in Hannover verkündete „Bild“:

Auch die Agenturen Reuters und AP berichteten (ohne Quellenangabe), die Arena sei aus Sicherheitsgründen geräumt worden, und so zog die Geschichte in Windeseilmeldungen ihre Kreise.

Kurz darauf „Bild“:

Dann, „Breaking News“ bei Bild.de:

++ Söhne-Mannheims-Konzert in TUI-Arena abgebrochen

Dann „Bild Hannover“:

Tatsächlich hat das Konzert stattgefunden. Einer der “Söhne Mannheims” schrieb danach auf Facebook:

Mit ihrer rastlosen Falschmelderei schaden sich die Medien aber nicht nur selbst, sondern auch denen, die ihnen vertrauen (wollen), ihren Lesern, Hörern und Zuschauern. Sie stiften Verwirrung und Angst, ausgerechnet in Situationen, in denen besonnene Aufklärung so wichtig wäre.

Woher „Bild“ und die Agenturen die Falschinfo hatten, ist unklar. Es war jedenfalls nicht die einzige an diesem Abend.

Unzählige Journalisten und Medien verbreiteten die Tweets von „@PNiedersachsen“, zitierten sie in den Nachrichten und bauten sie in ihre Liveblogs ein, weil es ja ganz offensichtlich „offizielle Tweets der Polizei Niedersachsen“ waren. Dabei hätten sie nur ein einziges Mal klicken müssen, um das hier zu sehen:

Allein der Liveticker des NDR verwies im Laufe des Abends fünfmal auf die Tweets der „Polizei“, der offizielle Twitter-Account der Stadt Hannover schrieb:

Für weitere Infos an diesem Abend empfehlen wir, der Polizei Niedersachsen zu folgen.

… mit Link zum Fake-Account.

Der hätte alles mögliche behaupten können, viele hätten sicher auch weiterhin geglaubt, er wäre von der Polizei. Der Twitterer nutzte seine plötzliche Macht aber nicht weiter aus, inzwischen hat er auch sein Profilbild und seinen Namen geändert und mehrfach klargestellt, dass er kein offizieller Account ist (was uns auch die echte Polizei bestätigt hat).

Und dann war da ja noch der Sprengstoff-Rettungswagen. Beziehungsweise nicht.

Die „Kreiszeitung“ und (was allerdings kaum registriert wurde) auch die „Hamburger Morgenpost“ hatten online behauptet:

Im Bereich des Stadions in Hannover soll ein so genannter Gefährder gesichtet worden sein, der den Behörden bekannt ist. Sicherheitskräfte haben zudem einen Rettungswagen entdeckt, in dem sich Sprengstoff befand.

(kreiszeitung.de)

Vor dem Stadion wurde ein Rettungswagen mit Sprengstoff entdeckt. Das erfuhren wir aus zuverlässiger Quelle. Auch ein sogenannter Gefährder, der der Polizei bekannt ist , wurde gesichtet.

(mopo.de)

Die Geschichte wurde so ziemlich überall aufgegriffen. Manchmal mit Fragezeichen, manchmal mit “Angeblich”, manchmal ohne jeden Zweifel.


(stern.de)

(ksta.de)

(“Focus Online”)

Am Dienstagabend hat der Innenminister Niedersachsens die Meldungen auf einer Pressekonferenz dementiert. Es sei kein Sprengstoff gefunden worden, auch das Rettungswagen-Gerücht lasse sich nicht bestätigen, sagte er. Das schreibt auch die „Bild“-Zeitung, es hat sie aber nicht davon abgehalten, in der Überschrift groß zu fragen:

In einer weiteren Pressekonferenz erklärte eine Sprecherin der Polizei Hannover gestern erneut, es sei kein Sprengstoff gefunden worden.

Von wem die “Kreiszeitung” und die “Mopo” die Infos hatten, ist immer noch offen. Die “Mopo” ist diesbezüglich ganz still geworden und hat bloß noch vermeldet, dass kein Sprengstoff gefunden wurde. Dass sie anderthalb Stunden zuvor “aus zuverlässiger Quelle” noch das Gegenteil erfahren haben wollte, hat die Redaktion offenbar lieber schnell vergessen.

Anders die “Kreiszeitung”, die gestern einen zweiten Artikel veröffentlichte, in dem sie ihre Version verteidigt. Darin beruft sie sich allerdings weiterhin auf “eine seriöse Quelle”. Ach ja, und:

Auch Hans-Joachim Zwingmann, 1. Vizepräsident des Deutschen Sportjournalisten Verbandes, bestätigte am Mittwoch gegenüber der Kreiszeitung: „Nach meinen Informationen hat ein Schnüffelhund bei der Untersuchung eines Krankenwagens angeschlagen. Es soll aber angeblich keine Auffälligkeiten gegeben haben. Das ist alles schon ein bisschen dubios. Kurz nach 19 Uhr standen mehrere Krankenwagen direkt vor dem Haupteingang des Stadions und sind rein- und rausgefahren. Warum, weiß ich nicht.“

Oha. Rein- und rausgefahren! Und ein Schnüffelhund! Bestätigt vom 1. Vize vom Dingsverband!

Und außerdem habe ja auch …

TV-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein im ZDF von Hinweisen berichtet, “es gäbe wohl eine konkrete Gefahrensituation was Einsatzkräfte betrifft, sprich Polizeiwagen, sprich Krankenwagen”.

Ja, liebe “Kreiszeitung”, dabei sprach sie aber explizit über “Gerüchte” (ab 5:30):

Erst hieß es – gibt natürlich viele Gerüchte – eine Bombe im Stadion, dann hieß es, es droht Gefahr von den Einsatzkräften vor Ort, also Polizei, Krankenwagen sind eine mögliche Bedrohung.

Hätten wir also: “eine seriöse Quelle”, den Schnüffel-Vize und Müller-Hohenstein. Und noch einen weitere Kronzeugin, die gestern Abend in einem dritten Rettungswagen-Artikel der “Kreiszeitung” hinzugekommen ist: die “Bild”-Zeitung.

Laut „Bild“-Zeitung bestätigt ein Geheimpapier des Verfassungsschutzes Berichte unserer Zeitung, wonach Sprengsätze in einem Rettungswagen ins Stadion geschmuggelt werden sollten.

Nein. Also ja: Das schreibt die “Bild”-Zeitung. Damit bestätigt sie aber, wenn überhaupt, nur, dass es solche Pläne gab. Aber nicht, dass, wie die “Kreiszeitung” behauptet hatte, ein “Rettungswagen entdeckt” wurde, “in dem sich Sprengstoff befand”.

Umstritten bleibt bislang, ob ein solcher Sprengsatz auch tatsächlich in einem Fahrzeug gefunden worden ist.

… schreibt die “Kreiszeitung”, und irgendwie haben wir das Gefühl, dass sie so langsam selbst nicht mehr weiß, was sie eigentlich glauben soll.

Am Dienstagabend hatte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) das dementiert. Ein Zeuge berichtet allerdings, dass ein Schnüffelhund bei der Untersuchung eines Rettungswagens angeschlagen habe.

Jaja, der Schnüffelhund. So einer hatte (wie auch die “Kreizeitung” berichtete) in Hannover auch bei einem Paket in einem Zug angeschlagen, das dann doch keine Bombe war, nur so viel zur Beweiskraft einer solchen Beobachtung. Von der anderen seriösen Quelle für den Sprengstoff-Rettungswagen ist in der “Kreiszeitung” übrigens keine Rede mehr.

Evakuierungen, die doch nicht stattgefunden haben, Polizei-Tweets, die doch nicht von der Polizei sind, Bomben, die doch nicht gefunden wurden — so kann’s gehen, wenn jeder der erste sein und keiner was versäumen will, wenn alles, was man in die Finger kriegt, erst mal schnell rausgehauen wird, wie im Rausch, alles geben, alles zeigen.

In der heutigen Ausgabe macht “Bild” das ZDF übrigens zum “Verlierer”:

Gut, ein Info-Laufband gab es doch, und das “heute-journal spezial” kam — mit Live-Schalte — um 19.54 Uhr. Aber “Bild” hat Recht: Die ZDF-Leute haben sich Zeit gelassen. Bestimmt noch mal tief durchgeatmet, vielleicht sogar recherchiert. Was für Luschen.

Mit Dank an O.M. und Mikey.

Terror-Porno, Schweiger-“Tatort”, “Friesischer Rundfunk”

1. “Ich steh direkt hinter den Polizisten mit gezogener Waffe”: Der Terror-Porno des “Stern”
(stefan-niggemeier.de)
Mit seinem gezogenen Handy läuft und filmt “Stern”-Reporter Philipp Weber den Polizisten mit gezogener Waffe hinterher, als die gestern durch den Pariser Vorort Saint-Denis jagen. Stern.de stellt Webers Aufnahmen unkommentiert ins Internet. Nicht nur sei das Verhalten der Reporters gefährlich, findet Stefan Niggemeier, sondern sein Video auch ein “reiner Terror-Porno, den der ‘Stern’ seinen Zuschauern zum gemeinsamen Aufgeilen zur Verfügung stellt.”

2. Was jetzt passiert und sofort berichtet wird
(konradlischka.info)
Konrad Lischka blickt — mit einer Kolumne von Sascha Lobo im Hinterkopf — auf die Berichterstattung von gestern und sieht überall nur Polizisten im Einsatz: “In der Wucht der Berichterstattung wirkt diese Verengungen auf Polizeieinsätze wie die von Lobo gemeinte Abkürzung. Es geht jetzt sofort und zeigt eine Reaktion und Handlungsbereitschaft. Die Ursachen und die lösbaren Probleme analysiert das nicht.”

3. Nach den Pariser Anschlägen: Zensiert sich das Fernsehen selbst?
(blog.ekkikern.com)
Das Erste verschiebt den Til-Schweiger-Doppel-“Tatort”, der WDR nimmt den Spielfilm “Rekruten des Todes” aus dem Programm. Beide Schritte begründen die Programmverantwortlichen mit dem “Respekt vor den Opfern” der Anschläge in Paris. Ekki Kern meint, dass das nicht zu dem Mantra passe, “dass es gerade jetzt wichtig sei, so weiterzumachen wie bisher.”

4. Medien und Flüchtlinge — Perspektiven aus Afrika
(de.ejo-online.eu, Anna Carina Zappe)
Wenn hier (in Deutschland, in Europa) über die Flüchtlingsthematik berichtet wird, liegt der Fokus fast ausschließlich auf hier (Deutschland, Europa). “Dass auch viele afrikanische Länder Flüchtlingskrisen zu bewältigen haben, bleibt von den Medien nahezu unbeachtet — sowohl in Europa als auch in Afrika”, schreibt Anna Carina Zappe. Das solle sich durch eine neue Initiative ändern.

5. Friesischer Rundfunk von Mitarbeitern gekauft
(ndr.de, Caroline Ebner, Video, 4:56 Minuten)
Der “Friesische Rundfunk” (ja, genau, der mit der legendären Kater-Piepsi-im-Baum-Reportage) stand vor dem Aus, weil mehrere Zeitungsverlage aus der Region ihren Ausstieg ankündigten. Die Mitarbeiter des Senders kauften die Anteile, wurden zu Gesellschaftern und “senden nun auf eigene Rechnung.”

6. So bleibt Ihr Abschied unvergessen
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Es muss ja nicht immer gleich mit einem “durchgeknalltes Arschloch” enden. Carolin Gasteiger erklärt, wie sie auch ohne die angebliche Matussek-Methode “in fünf Schritten zur effektvollen Kündigung” kommen und nicht “schon in Vergessenheit geraten, bevor die Tür ins Schloss gefallen ist.” Ebenfalls zur Causa Matussek: “Kriegsreporterin” Silke Burmester in ihrer Kolumne sowie Sonja Álvarez und Joachim Huber im “Tagesspiegel”.

Er steht im Tor, im Tor, im Tor – und blick.ch kommt nicht dahinter

Die Geschichte klingt aber auch wirklich gut: James Bittner, seines Zeichens Langzeit-Ersatztorwart bei zahlreichen englischen Fußballklubs, hat nach 13 Jahren des Wartens seine ersten Einsatzminuten in einer Profiliga bekommen.

Das berichtet jedenfalls blick.ch so:

Da ist der zähe Engländer doch schon seit 13 Jahren Fussball-Profi, spielte bei Swindon, Bournemouth, den Queens Park Rangers, Fulham Exeter, Torquay, Woking, Salisbury, Forest Green, Hereford, Newport und seit 2014 bei Plymouth — und stand tatsächlich noch keine Sekunde im Tor!

Dass am vergangenen Wochenende nun 5400 Sekunden plus Nachspielzeit dazugekommen sind, liege vor allem daran, dass der Stammtorhüter von Plymouth eine längere Haftstrafe absitzen müsse und deswegen Ersatzmann Bittner ran dürfe. Noch so ein irrer Aspekt an dieser Story.

Also, zusammengefasst:

Dieser Typ hat Sitzleder! Die Geschichte von James Bittner (33) ist unglaublich — und extrem lang.

“Unglaublich” ist die Geschichte von blick.ch ebenfalls — und extrem verspätet. Denn Bittner hatte schon einmal einen Einsatz als Profi: Im Januar wurde er im Viertligaspiel — die vierte Liga zählt in England zum Profibereich — gegen Morecambe für eine Halbzeit eingewechselt. Und auch die Sache mit dem Gefängnisaufenthalt des Stammtorwarts liegt schon eine Weile zurück: Luke McCormick wurde bereits 2008 wegen fahrlässiger Tötung durch rücksichtsloses Fahren und Fahren unter Alkoholeinfluss zu einer Haftstrafe von sieben Jahren und vier Monaten verurteilt. 2012 kam er wieder frei. Am vergangenen Wochenende fehlte McCormick wegen einer Verletzung.

Zwar berichten auch zahlreiche britische Medien über Bittners besonderen Einsatz am vergangenen Wochenende. Allerdings schreiben sie vom “first league start”, also von seinem ersten Spiel von Beginn an.

Blick.ch beruft sich übrigens auf einen Bild.de-Artikel. Dort steht die Sache mit dem “Startelf-Debüt” immerhin in der Überschrift richtig …

… im Artikel heißt es aber:

Die Zahl seiner Einsätze in einer der vier englischen Profiligen: 0!

Und bei derwesten.de bekommen sie es sogar hin, in einem kurzen Absatz gleich drei vier Fehler (Alter, Vereinsname, Liga, Anzahl Profispiele) einzubauen:

34 Jahre alt ist der Torwart, der mittlerweile für Plymouth Arglye in der dritten englischen Liga das Trikot überstreift. Denn das kann er eigentlich am besten: nur das Trikot überstreifen. Diesen fiesen Gedanken könnte man zumindest haben, wenn man weiß, dass James Bittner vor 13 Jahren erstmals im Match-Kader eines Profiklubs auftauchte und seitdem genau null (!) Profispiele gemacht hat.

Man könnte auch den fiesen Gedanken haben, dass der Autor null (!) recherchiert hat.

Mit Dank an “hsbasel”.

Die AfD und INSA, Matussek, rechtsextreme Gewalt in den Medien

1. AfD drittstärkste Partei? Zweifel an Umfrage
(ndr.de, Andrej Reisin)
Die AfD bei über zehn Prozent? Drittstärkste Partei auf Bundesebene? Doch, doch — hat schließlich das Meinungsforschungsinstitut INSA herausgefunden. Und viele Medien machen daraus eine Nachricht. Andrej Reisin hat bei der Sache allerdings größere Bedenken: “Der Leiter eines Meinungsforschungs-Instituts (das laut Medien gleichzeitig die AfD beraten soll), der in Artikeln einen mehr als wohlwollenden Ton gegenüber der AfD anschlägt, verantwortet Umfragen für die “Bild”-Zeitung, in denen die AfD zur drittstärksten politischen Partei wird: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.”

2. Die “Welt” schmeißt Matthias Matussek raus
(tagesspiegel.de, Joachim Huber und Sonja Álvarez)
“Meistgelesen ist derzeit nicht das Terrorthema, sondern der Rausschmiss Matusseks bei der ‘Welt’.” Das twitterte der Online-Chef des “Tagesspiegels” am frühen Dienstagabend. Der entsprechende Artikel erklärt, wie es zu Matusseks Engagement-Ende kam: erst das umstrittene Facebook-Posting, dann der Konter von Chefredakteur Jan-Eric Peters (“durchgeknallt”), die uneinsichtige Reaktion Matusseks (“Wahrheiten ausgesprochen”), schließlich der angebliche Eklat auf der Redaktionskonferenz der “Welt”, in der Matussek seinen Chef als “durchgeknalltes Arschloch” bezeichnet haben soll. Diesen Vorwurf weist Matusseks Anwalt allerdings als “absurd” zurück. Johannes Kram zieht Parallelen zu Akif Pirinçci, und Christoph Giesa meint: “Egal wohin es allerdings für Matthias Matussek geht, für den politischen Journalismus in Deutschland ist die Entscheidung der Welt eine gute.”

3. Kameradschaft vor der Kamera
(de.ejo-online.eu, Katharina Neumann)
In Deutschland gibt es drei rechtsextreme Gewalttaten pro Tag. Für Journalisten stellt sich die Frage, wie man darüber berichtet, ohne Nachahmer zu informieren oder sogar zu inspirieren. Eine Masterstudentin der LMU München beschäftigte sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Dilemma, sie führte Interviews mit Rechten. Das “European Journalism Observatory” stellt einige ihrer Erkenntnisse vor.

4. Alles wird schlimmer: Wie die News-Medien am falschen Weltbild basteln (müssen)
(pixeloekonom.de, Johannes Eber)
Kieze, in denen es knallt, “Jugendgewalt leicht angestiegen”, Großsiedlungen seien besonders schlimm. Das schreiben Nachrichtenportale über ihre Zusammenfassungen einer aktuellen Jugendgewaltstudie für Berlin (PDF). Dabei zeigt die im Kern: Die Jugendgewalt ist weiter rückläufig. “Jede Wette, dass die Mehrheit der Berliner vom Gegenteil überzeugt ist. Weil die Medien (mit Ausnahmen) das Gegenteil berichten. Weil das Gegenteil mehr Klicks bringt”, schreibt Johannes Eber.

5. Reicht der Hinweis “Sponsored” um Werbung im Netz zu kennzeichnen?
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Erlaubt ist es. Aber ist es für die Leserschaft auch verständlich, wenn bezahlte Beiträge auf einer Website mit “Sponsored Post” überschrieben sind? Wird klar, dass es sich letztlich um Werbung handelt? Für einen Großteil nicht, meint Thomas Stadler, der sich auf eine Befragung von “Statista” zum Thema stützt.

6. Der kommende #Winter und der #Journalismus. Ein Drama in bisher 4 Akten.
(twitter.com, Jörg Kachelmann)
Jörg Kachelmann bekommt von der Agentur “Spot on News” ein Anfrage zu Winterwetter und Schneefall. Bei Twitter dokumentiert er seine Antworten.

Eine regelmäßig aktualisierte Linksammlung zur Berichterstattung über die Anschläge in Paris gibt es hier.

Fallen, Fake, Alarm: Die Paris-Berichterstattung von Bild.de

“Sehr reibungslos und sehr schnell und sehr professionell“ sei die “Bild”-Berichterstattung über die Anschläge von Paris abgelaufen, hat Bild.de-Chef Julian Reichelt gestern im “Aufwachen!”-Podcast erzählt. Die “Bild”-Medien hätten ihren Usern und Lesern …

alles geboten, was es an Nachrichtenlage gab, ohne, das kann man jetzt mit dem Rückblick sagen, in irgendeine Falle zu tappen, irgendeinen Fake zu veröffentlichen, der kursiert hat, ohne, aus meiner Sicht, eine zu alarmistische Sprache zu verwenden, was ja in dieser Situation gerade mit der Flüchtlingskrise in Deutschland meiner Meinung nach sehr wichtig ist, da nicht auf Sprache hereinzufallen, die sozusagen dann eine Religion kriminalisiert, sondern die nah bei den Fakten bleibt, und ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen.

Es ist schon sehr bezeichnend für Julian Reichelt und sein Verständnis von Journalismus, dass er offenkundig stolz auf diese Punkte ist, aber es ist noch bezeichnender, dass keiner davon stimmt.

Fangen wir mit einem harmlosen Beispiel an:

Der Eintrag stammt aus dem Liveticker von Bild.de. Damit verbreitete das Portal einen der ersten Fakes, die nach den Anschlägen kursierten. In Wahrheit wurde die Beleuchtung des Empire State Buildings am Freitagabend ausgeschaltet. Rot-weiß-blau beleuchtet war es im Januar nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“.

Eine andere Falschmeldung, die (nicht nur) von Bild.de verbreitet wurde, ist die mit der Playstation.

Nach den Terror-Anschlägen in Paris hat Belgiens Innenminister davor gewarnt, dass die Playstation 4 sich bei Terroristen zunehmender Beliebtheit erfreut.

Grund: die Spielkonsole bietet ein eigenes Netzwerk für private Gruppen und Sprach-Chats. Zudem gibt es die Möglichkeit, direkt in Online-Spielen zu kommunizieren. (…)

Auch bei den Ermittlungen zu den Anschlägen in Paris sollen in Brüssel Beweise gefunden worden sein, die nahelegen, dass die Attentäter mindestens eine PS4-Konsole genutzt haben, berichtet „Forbes“.

Es stimmt, dass der belgische Innenminister gesagt hat, Terroristen könnten die Playstation als Kommunikationskanal benutzen. Das war allerdings am 10. November — drei Tage vor den Anschlägen in Paris.

Auch dass bei den Ermittlungen irgendwelche PS4-Beweise gefunden worden seien, ist falsch. Der Autor des „Forbes“-Artikels hat auf Nachfrage des Videospiel-Portals kotaku.com gestern eingeräumt:

“This was actually a mistake that I’ve had to edit and correct,” writer Paul Tassi told me this afternoon. “I misread the minister’s statement, because even though he was specifically saying that PS4 was being used by ISIS to communicate, there is no public list of evidence list of what was found in the specific recent raids. I’ve edited the post to reflect that, and it was more meant to be about discussing why or how groups like ISIS can use consoles. It’s my fault, as I misinterpreted his statement.”

Immerhin: Heute hat Bild.de den Artikel korrigiert.

Ein anderes Beispiel. In den ersten Stunden nach Bekanntwerden der Ereignisse verkündete Bild.de immer neue Opferzahlen:



Laut offiziellen Angaben (Stand 15. November) gab es 129 Tote.

Natürlich war die Lage in den Stunden nach den Anschlägen völlig chaotisch, niemand konnte genau sagen, wie viele Menschen getötet wurden oder was überhaupt passiert war. Aber wäre es nicht gerade in solchen Situationen die Aufgabe von Journalisten, die gesicherten Informationen zusammenzutragen, statt Gerüchte als Gewissheiten zu verkaufen und mit Ausrufezeichen in die Welt zu posaunen?

Welche Folgen so etwas unter Umständen haben kann, zeigt ein anderer Fall.

Am Samstag tauchten Berichte auf, nach denen an einem der Anschlagsorte der Pass eines syrischen Flüchtlings gefunden wurde. Wenig später teilte der griechische Minister für Migration mit, dass der Pass im Oktober von einem Flüchtling zur Einreise nach Griechenland benutzt worden sei.

Viele Medien warnten daraufhin vor voreiligen Schlussfolgerungen. Es sei „noch völlig unklar, ob es sich bei dem Mann, auf den der Pass ausgestellt ist, auch tatsächlich um den toten Attentäter handelt“, schrieb etwa sueddeutsche.de am Sonntagabend:

Zwischen all den Toten lag ein syrischer Pass. In der Nähe eines der Männer, die sich am Freitag während des Länderspiels in Paris am Stadion in die Luft sprengten, wurde das Dokument gefunden. Es wurde Anfang Oktober bei der Einreise nach Griechenland genutzt, der Besitzer ließ sich als Asylbewerber registrieren. Sollten einer oder mehrere Attentäter auf diesem Weg nach Europa gekommen sein, wäre das eine Steilvorlage für jene Politiker und Gruppen, die versuchen, das Attentat in Zusammenhang mit den gestiegenen Flüchtlingszahlen zu bringen. Sie wollen die Flüchtlingsdebatte mit jener über Terrorismus verknüpfen. Doch noch ist es zu früh, um eindeutig zu sagen, ob tatsächlich ein Syrer an den Anschlägen beteiligt war.

Dennoch verkündete Bild.de schon am Samstag:


Da war sie also, die Steilvorlage.



Noch einmal: Zu diesem Zeitpunkt war lediglich klar, dass der Pass eines angeblichen syrischen Flüchtlings in der Nähe des Stade de France gefunden wurde. Dass er dem Attentäter gehörte, war eine Mutmaßung, kein Fakt. Er hätte auch einem der Opfer gehören können. Oder jemand ganz anderem.

Es gab beispielsweise auch Berichte von einem ägyptischen Pass, der an einem Anschlagsort gefunden wurde. Einige Medien behaupteten auch in diesem Fall, er gehöre einem der Terroristen. Inzwischen hat der ägyptische Botschafter in Paris mitgeteilt, dass der Besitzer des Passes keiner der Attentäter sei, sondern eines der Opfer — ein Fußballfan, der bei den Anschlägen schwer verletzt wurde.

Was, wenn sich herausgestellt hätte, dass es im Fall des syrischen Passes ähnlich war?

Dieser Frage kann Bild.de jetzt allerdings locker aus dem Weg gehen, denn seit gestern gibt es neue Erkenntnisse: Die französische Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass die Fingerabdrücke eines der Attentäter zu denen eines Mannes passen, der im Oktober als Flüchtling in Griechenland registriert wurde.

Wie wir Julian Reichelt und seine Truppe kennen, werden sie darin vermutlich den Beleg sehen, dass sie von Anfang an Recht hatten, dass sie das mit dem Flüchtling schon wussten, bevor es die Staatsanwaltschaft wusste, weil sie ja so reibungslos und schnell und professionell arbeiten. Und nicht, dass sie einfach bloß geraten haben, bevor es überhaupt irgendwelche Belege gab.

Mit Dank an Martin, Christoph und Peter W.

Eingriff durch Arbeitgeber, Polens Mediensystem, Déjà-vu im “Tatort”

1. Vertriebsverbot für BPB-Publikation: Wir veröffentlichen alle Dokumente
(blog.fragdenstaat.de)
Die “Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände” (BDA) hatte es durch eine Beschwerde beim Bundesinnenministerium (BMI) hinbekommen, die Auslieferung einer Publikation der “Bundeszentrale für politische Bildung” (bpb) zu stoppen (siehe Link Nummer 1 und netzpolitik.org). “Frag den Staat” veröffentlicht nun den dazugehörigen Schriftverkehr zwischen BDA, BMI und bpb.

2. Polen plant Umbau seines Mediensystems
(sueddeutsche.de)
Staatliche Medien sollen “wirklich staatlich” werden, ausländische Verlage sollen aus dem Zeitungsmarkt gedrängt werden: Das, was Polens neuer Kulturminister und seine Kollegen in der polnischen Regierung planen, klingt nach einer Rückeroberung des eigenen Mediensystems.

3. “Unsere Branche will Themen managen, ohne sie im Ansatz zu begreifen”
(kress.de)
Christoph Reuter berichtet seit Jahrzehnten aus Kriegs- und Krisengebieten, aktuell als “Spiegel”-Korrespondent aus der arabischen Welt. Im Interview mit “Kress” spricht er über Stringer, die “Gleichgültigkeit unserer Branche” gegenüber der Recherche und die Unterschiede im Arbeitsumfeld von Bundeswehr, US-Militär, PKK und Taliban.

4. Terror in Little Saigon
(propublica.org, Adam Clay Thompson, englisch)
Zwischen 1981 und 1990 kam es in den USA zu einer Reihe von Morden an vietnamesisch-amerikanischen Journalisten. Das FBI vermutete damals, dass es sich um politisch motivierte Taten handelte; wirklich großes Interesse erzeugten die Fälle allerdings nicht. Adam Clay Thompson hat den fünf Toten hinterherrecherchiert und bei “ProPublica” ein langes Lesestück veröffentlicht.

5. Ahnungslose Siedler im Neuland
(operation-harakiri.de, Ralf Heimann)
Was will der DJV eigentlich mit seiner Kritik an der Informationsstrategie des Bundespresseamtes über Facebook sagen? Ralf Heimann hat da eine Idee. Thomas Knüwer beklagt indes, dass der DJV “konservative, tradierte Werte” pflege. Und Wolfgang Luef kommentiert, der Verband der Berufstelegrafen beschwere sich, dass Politiker jetzt auch telefonieren. Der DJV sieht das alles naturgemäß anders.

6. Déjà-Vu-Erlebnisse im neuen Berlin-Tatort
(absolutobsolet.blogspot.de, Tobias Mandelartz)
Der RBB-“Tatort” vom vergangenen Sonntag glänzt mit Wiedererkennungswert: Tobias Mandelartz hat entdeckt, dass in jeder U-Bahn-Szene derselbe blonde Mann neben den Hauptdarstellern durchs Bild läuft.

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