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Wie “Bild” den Tod einer Studentin ausbeutet

Vor zweieinhalb Wochen wurde in Offenbach eine Studentin auf einem McDonald’s-Parkplatz von einem Mann so schwer verletzt, dass sie zuerst ins Koma fiel und wenige Tage später starb. Offenbar hatte sie versucht, einen Streit zu schlichten.

Der Fall sorgt seither für großes Aufsehen. Und vor allem die “Bild”-Medien schlachten ihn seit Tagen auf beispiellose Weise aus:












































49 Artikel haben “Bild”, Bild.de und die “Bild am Sonntag” seit dem Vorfall rausgehauen, im Schnitt fast drei Artikel täglich. Sie zeigten unzählige Fotos des Opfers und des mutmaßlichen Täters (meist von Facebook kopiert und natürlich kein bisschen verpixelt), veröffentlichten private Details, Informationen aus dem Krankenhaus (“Nach BILD-Informationen begann gegen 21.30 Uhr die Organentnahme”), besuchten den Tatort, die Trauerfeiern, den Friedhof, die Moschee, die JVA, fotografierten Trauernde, wühlten in Facebook-Profilen, bastelten Klickstrecken, aber offensichtlich war die Gier der lüsternen “Bild”-Macher und -Leser damit immer noch nicht befriedigt.

Am Montag folgte, “exklusiv” in “Bild”:

Sowohl in der Print-Ausgabe als auch bei Bild.de werden die Szenen der Überwachungskamera — “die letzten Minuten, die Tugce bewusst erlebte!” — detailliert dokumentiert, die entscheidenen Momente hat die Redaktion sogar extra von einem Illustrator nachzeichnen lassen.


(Alle Unkenntlichmachungen von uns.)

Schon in den Tagen davor hatte das Blatt stolz verkündet:

Und als wäre das nicht schon dreist und eklig genug, versuchten die “Bild”-Geier auch noch, Geld damit zu verdienen: Das exklusive “Protokoll des Überwachungsvideos” gab es nur gegen Bezahlung — hinter der “Bildplus”-Paywall.

Inzwischen dürfen sich auch nicht-zahlende Leser bei Bild.de anschauen, was auf dem Parkplatz passierte; das “Beweis-Video” ist frei verfügbar.

Laut Angaben des “Hessischen Rundfunks” ermittelt deshalb nun die Staatsanwaltschaft:

“Es handelt sich um ein unmittelbares Beweismittel”, so [Axel Kreutz, Sprecher der Zweigstelle Offenbach der Staatsanwaltschaft Darmstadt]. Und ein solches gehöre nicht in die Öffentlichkeit, sondern müsse vor Gericht analysiert und bewertet werden. Die Behörde will herausfinden, woher die Zeitung das Video bekommen hat. Sie ermittelt “gegen Unbekannt”.

Durch die Veröffentlichung des Videos werde das Beweismittel zwar nicht wertlos für den Gerichtsprozess, allerdings bestehe die Gefahr, dass dadurch Zeugen in ihrer Aussage manipuliert werden könnten. “Man muss damit rechnen, dass sich Zeugen vor ihrer Vernehmung das Video anschauen und ihre Aussage dann damit abgleichen”, so Kreutz. Dadurch könnten unter anderem subjektive Erinnerungen an das Geschehen eingefärbt werden.

Auch Interpretationen des Videos, die im Vorfeld eines Prozesses über die Medien verbreitet würden, könnten einen Einfluss auf Zeugenaussagen haben – womöglich auch auf die Schöffen in einem Gerichtsverfahren.

Auch die Familie der Verstorbenen zeigte sich entsetzt über die Veröffentlichung. Auf einer Facebookseite, die von Freunden und Angehörigen betrieben wird, verurteilen sie die Verbreitung des Videos als “bodenlose Frechheit”:

Das Video kannte die Familie, da es als Beweismittel gilt. Jedoch war es nicht mit ihr abgesprochen, dass es in der Öffentlichkeit landet. Wir teilen das Video hier auch nicht.

Ihr könnt euch vorstellen, wie es für die Eltern oder Brüder sein muss, ihre geliebte Tuğçe “live” sterben sehen zu müssen.

Nur den Leuten von “Bild” ist das wie immer scheißegal.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

EuGH, Gabriele Pauli, Homosexuelle

1. “Über die Kraft einer positiven Sogwirkung und wie verfrühte Kritik sie verhindert”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert beobachtet, wie unterschiedlich neue Projekte in Schweden und in Deutschland aufgenommen werden: “Für Deutsche ist ein frühzeitiges Diskutieren aller Vor- und Nachteile ein Muss. Wird ein neues, herausforderndes Vorhaben angeschoben, dann müssen sich die Initiatoren darauf einstellen, dass selbst womöglich vorhandene ehrenwerte Ziele und ein eventuelles allgemeines öffentliches Interesse an der Verwirklichung nicht vor ausgedehnten, mit negativer Tonalität untermalten Analysen schützen.” Siehe dazu auch “kritik-kritiker kritik” (wirres.net, felix schwenzel).

2. “Zensur bei der taz?”
(blogs.taz.de/hausblog, tazkommune)
Die “tazkommune” antwortet auf den Beitrag “Warum ich nicht mehr für die TAZ schreibe” von Schriftsteller Raul Zelik: “Die allgemeinen Vorwürfe von Zelik gegen die taz können wir nicht nachvollziehen. Wir verstehen bereits nicht, wie man die Ablehnung eines Textes durch eine Redaktion als ‘Zensur’ bezeichnen kann.”

3. “Bild darf Ex-Landrätin Pauli nicht als ‘durchgeknallte Frau’ bezeichnen”
(juraforum.de)
Ein Rechtsstreit zwischen “Bild” und Gabriele Pauli vor dem Oberlandesgericht München behandelt einen Text von Franz Josef Wagner.

4. “EU Wants a ‘Right to Be Forgotten,’ But the Internet Never Forgets”
(mashable.com, Lance Ulanoff, englisch)
Lance Ulanoff kommentiert ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), das Suchmaschinen dazu verpflichtet, personenbezogene Daten von Privatpersonen auf Anfrage aus ihren Ergebnissen zu streichen: “You’ve got it all wrong, EU. I say this not as someone who enjoys a level of popularity on the web, but as a regular person who managed to anger a powerful few (at least online).” Siehe dazu auch “Wer gegen Netzsperren ist, muss auch das EuGH-Urteil zu Löschpflichten von Google ablehnen” (internet-law.de, Thomas Stadler) und “EuGH: Suchmaschinen und Datenschutz” (telemedicus.info, Adrian Schneider).

5. “10 Tipps auf dem Weg zur Normalität”
(journalist.de, Jennifer Stange)
Jennifer Stange gibt Tipps, wie man beim Schreiben über Homosexuelle “jenseits von übereuphorischen Riesenschlagzeilen, Klischees und peinlicher Verschwiegenheit die Dinge beim Namen nennt”.

6. “Wie man eine Geschichte schnell erhitzt”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Als PR-Mann von McDonald’s, wie ihn den “Spiegel” darstellt, tauge Günter Wallraff nicht, schreibt Michael Hanfeld: “Günter Wallraff ist nämlich nicht nur Enthüllungsjournalist, sondern auch so etwas wie ein Mediator: Er verfolgt Geschichten weiter, selbst wenn sie keine Schlagzeilen mehr machen, und schaltet sich in Fällen ein, die nicht groß genug für eine Story sind. Nur zum PR-Mann von McDonald’s, als der er im ‘Spiegel’ mehr oder weniger erscheint, taugt er nicht.”

Gerhard Schröder, Seeschlachten, Gegenlesen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Markus Wiegand: Vom Wahnsinn des Gegenlesens”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Medienjournalist Markus Wiegand zeigt auf, wie Journalisten darauf bestehen, Artikel über sie vor Erscheinen komplett gegenzulesen: “Viele Journalisten finden es inzwischen selbst total normal, zum Beispiel Porträts komplett vor der Veröffentlichung an den Porträtierten rauszugeben.”

2. “‘Team Wallraff’: RTL hält Kurs in Richtung Relevanz”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath lobt RTL für die erste Folge von “Team Wallraff”: “RTL lieferte Erkenntnisse, die weit tiefer und wichtiger sind als wenn der ‘Markencheck’ im Ersten doch tatsächlich enthüllt: Mit dem Junior Menü will McDonalds Kinder locken! Nein! Doch! Oh! Wie kurios das Jahr 2014 doch ist, wenn RTL die Öffentlich-Rechtlichen bei einer investigativen Verbraucherstory in diesem Fall sehr alt aussehen lässt.”

3. “Moralischer Fehlschluss in der Sache Schröder”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Almasala wendet sich gegen die breite Kritik deutscher Medien an der Tatsache, dass Gerhard Schröder seinen 70. Geburtstag zusammen mit Wladimir Putin in St. Petersburg feiert. “Anscheinend kommt den Schreiberlingen einfach nicht in den Sinn, dass es auch andere legitime Standpunkte als den eigenen geben könnte; das nicht jeder Putin als den rücksichtslosesten und gefährlichsten Mann für den Weltfrieden seit Ende des kalten Kriegs sieht, sondern man auch eine völlig andere Sicht auf den aktuellen Konflikt in der Ukraine haben kann, bei der die USA und Europa in ihrer Doppelmoral und Selbstgerechtigkeit ebenfalls reichlich bekleckert dastehen.”

4. “Die mysteriöseste Seite des Internets: Was ich gefunden habe, ist heftig und macht mich wütend”
(rhein-zeitung.de, Lars Wienand)
Lars Wienand beschäftigt sich mit der Website Heftig.co.

5. “Plagiatsvorwurf gegen Historiker: C.H.-Beck-Verlag stoppt Auslieferung der ‘Großen Seeschlachten'”
(spiegel.de, aar)
Der Verlag C.H. Beck reagiert auf die Plagiatsvorwürfe gegen das Buch “Große Seeschlachten” mit einer Stellungnahme (chbeck.de, PDF-Datei) und einer Überprüfung der Vorwürfe: “Aufgrund der Prüfung hat der Verlag beschlossen, das Buch nicht weiter auszuliefern.”

6. “China nimmt ‘The Big Bang Theory’ aus dem Netz”
(blog.zeit.de/china, Felix Lee)
“Die amtliche Behörde für Medienkontrolle” in China untersagt einem Internetportal ohne Vorwarnung, verschiedene US-Serien weiterhin auszustrahlen. “Mithilfe der Zensurbehörden wollen die Staatssender offenbar verlorenes Terrain zurückgewinnen. Offensichtlich sind nicht mehr politisch fragwürdige Inhalte für die chinesischen Behörden das Kriterium für eine Absetzung einer Sendung, sondern allzu hohe Zuschauerzahlen.”

Sie lieben es!

Kiffer in der Schweiz, aufgepasst! Es gibt zwei tolle Neuigkeiten:Titelschlagzeile 1: "Bergbauern sollen Drogenhanf anbauen" - Titelschlagzeile Nr. 2: "Premium-Bruerg bei fast-Food-Kette"

Demnächst kann man sich das Zeug also frisch von der Alm holen — und den anschließenden Heißhunger gleich mit dem neuen Superburger bekämpfen.

Na gut, ob das mit den Hanf-Plänen tatsächlich was wird, sei mal dahingestellt (unterstützt wird die Idee bisher lediglich von einem “Experten”, und der hat sie selbst vorgeschlagen). Aber den Burger wird es auf jeden Fall geben, wie die Gratiszeitung “20 Minuten” verkündet:

Seit heute hat McDonald’s eine Luxus-Linie im Angebot. Der Fast-Food-Riese will so neue Kunden fangen.

Und um den “Fast-Food-Riesen” dabei ein wenig zu unterstützen, wird den Lesern die neue Produktpalette im Wirtschafts-Ressort ausführlich vorgestellt:

McDonald’s Schweiz betritt neue Wege und bietet dem Kunden unter dem Namen “Signature Line” eine Premiumkarte an. Das Aushängeschild ist der Burger “The Prime”. Dieser enthält neben einer 180-Gramm-Scheibe Rindfleisch auch Berner Bergkäse, Speck, Coleslaw und Rucola. […]

Ebenfalls zur Premium-Linie gehören Chips aus Schweizer Kartoffeln (Fr. 4.50) und drei neue Salate mit Kohlstreifen, Ebly oder Kartoffeln (4.30 bis Fr. 4.90).

Zwar geht das Blatt auch auf die gepfefferten Preise ein (“Diese Zutaten haben aber ihren Preis”), doch das bleibt die einzige Stelle im gesamten Text, an der zumindest ein kleiner Hauch von journalistischer Distanz zu spüren ist. Ansonsten darf die McDonald’s-Sprecherin noch erzählen, dass “grosse strukturelle Umstellungen” nötig waren, dass die Arbeitsabläufe “im Vorfeld im McDonald’s-eigenen Innovationscenter in Chicago optimiert” wurden und dass deshalb “keine längere Wartezeit” für die Kunden entsteht — und das war sie auch schon, die große Titelstory der “20 Minuten”.

Die Bebilderung kommt übrigens direkt von McDonald’s selbst. Und wer jetzt glaubt, dass der Konzern auch auf andere Weise seine fettigen Finger im Spiel haben könnte, der irrt. Denn natürlich beruht der Text (wie man in der Online-Version nachlesen kann) nicht einfach nur auf PR-Material, sondern auf akribischer journalistischer Recherche:

Die 20 Minuten-Redaktion konnte den neuen Burger bereits im Vorfeld verköstigen. Das Urteil der Redakteure: “Es schmeckt.”

Mit Dank an Pascal W.

Vorabendprogramm, Woche der Frau, Bushido

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Sind die noch zu retten?”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Eine Gegendarstellung von Günther Jauch auf der Titelseite der “Woche der Frau”.

2. “Wer wirbt wo für was?”
(fernsehkritik.tv, Video, ca. 6 Minuten)
Das deutsche TV-Vorabendprogramm: Welche Werbungen auf welchen Sendern laufen.

3. “Medien: Je wichtiger der Job, desto weniger Frauen haben ihn”
(diestandard.at)
“Die Standard” fasst den Bericht “Advancing gender equality in decision-making in media organisations” (eige.europa.eu, PDF-Datei, englisch) zusammen: “Das EIGE gibt angesichts dieses Verhältnisses zu bedenken, dass Medien eine wesentliche Rolle in der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit spielen. Sie würden soziokulturelle Muster nicht nur abbilden, sondern diese auch gestalten, und seien damit ein mächtiger Akteur, der die öffentliche Meinung beeinflusse. Daher seien gerade in diesem Bereich Veränderungen besonders wichtig.”

4. “Bei ‘Heute’ riecht es verdächtig nach Fast Food”
(kobuk.at, Doris Unterrainer)
Die Firma McDonald’s im redaktionellen Teil der Tageszeitung “Heute”.

5. “Experten: ‘Bushido sät nur Gewalt – und die Medien helfen ihm'”
(newsroom.de, Bülend Ürük)
Bülend Ürük befragt Franco Clemens und Frank Überall zu Bushido. Überall: “Der mediale Terrorist ist Bushido selbst, aber man kann durchaus sagen, dass sich Journalistinnen und Journalisten durch unreflektierte Berichterstattung zuweilen zu Mithelfern machen.”

6. “Das Bundesverteidigungsministerium klagt uns an: Wir haben Geheimes veröffentlicht”
(derwesten-recherche.org, David Schraven)
Eine Klage des Bundesministeriums der Verteidigung wegen Veröffentlichung von als geheim klassifizierten Dokumenten. “Nur die Veröffentlichung aller vorliegenden VS-gestempelten Papiere im Internet ermöglicht es, die jahrelange Verharmlosung des Afghanistankrieges zu dokumentieren. Und damit auch schließlich die Bundesregierung zu zwingen, die Wahrheit zu sagen und mit der Schönfärberei aufzuhören.”

Bild  

Ein furchtbarer Fehler

Im vergangenen Jahr bebilderten “Bild” und Bild.de eine “Bluttat in Berliner WG” mit dem Foto einer jungen Frau, die die Bildersucher aus der “Bild”-Redaktion für das Mordopfer hielten, die in Wahrheit aber quicklebendig in Bremen saß und mit dem Fall rein gar nichts zu tun hatte (BILDblog berichtete).

Eine krasse Verwechslung, von der aber selbst wir dachten, dass sie bei “Bild” einen besonders schlimmen Einzelfall darstellt.

Nun ja.

Der nächste uns bekannt gewordenen Einzelfall ereignete sich jetzt ein gutes halbes Jahr später:

Richtigstellung. Am 31. Dezember 2012 hat BILD an dieser Stelle unter der Überschrift "Sie wollten nur schnell zu McDonalds fahren — Marina (17) und Chrissi (18) ertrinken im Auto" über den Unfalltod zweier Mädchen in Bad Tölz (Bayern) berichtet. Dabei ist unserer Redaktion ein furchtbarer Fehler unterlaufen: Das gedruckte Foto zeigt nicht die verstorbene Marina, sondern ein anderes Mädchen, das nicht an dem Unfall beteiligt war. BILD bedauert diese Verwechslung zutiefst. Wir bitten die Betroffenen in aller Form um Entschuldigung. Die Redaktion.

Die naheliegende Konsequenz, für den Anfang einfach keine “privaten” Fotos von Unfall- und Verbrechensopfern mehr zu drucken, will “Bild” aber offenbar nicht ziehen.

Wer ist hier der Chef?

Seit die Menschheit denken kann, wird sie von existenziellen Fragen gequält: “Was ist der Sinn des Lebens?”, “Gibt es ein Leben nach dem Tod?”, “Was ist in der Big-Mac-Sauce eigentlich drin?”, …

Immerhin auf eine dieser Fragen hat Bild.de die Antwort gefunden:

Millionen Hamburger-Fans wollten es schon immer mal wissen: Was ist in der Big-Mac-Sauce eigentlich drin? Nun erreichte diese Frage auch McDonald’s in Kanada — und die Antwort gibt es per Video im Netz: Der Chef persönlich steht in der Küche und erklärt, dass es eigentlich gar kein Geheimrezept ist, denn alles stehe schon lange im Internet.

Mal davon ab, dass die genaue Zusammensetzung der Sauce auch nach dem Betrachten des Videos ein Betriebsgeheimnis bleibt: Der Mann ist nicht “der Chef persönlich” — jedenfalls nicht das, was man in Deutschland gemeinhin unter dem Chef eines Unternehmens versteht.

Wenn Sie mal schauen wollen:

Fastfood für zuhause: McDonald

In der Bauchbinde des Videos steht zwar “executive chef”, aber das ist ein “falscher Freund”. Machen wir doch einfache eine kurze Reise durch verschiedene Sprachen, Jahrhunderte und Küchen:

Das französische “chef” (abgeleitet vom lateinischen “caput” = “Kopf”), das im 17. Jahrhundert ins Deutsche übernommen wurde, steht für einen Vorgesetzten oder Leiter einer Organisation. Der “chef de cuisine” ist entsprechend der “Leiter der Küche”. Dieser Begriff wurde im Englischen auf “chef” gekürzt, so dass “chef” dort nun sehr allgemein für “Koch” steht.

Dan Coudreaut, der Mann im Video, ist der “executive chef”, also der leitende Koch, von McDonald’s in Nordamerika. Er ist verantwortlich für die Entwicklung neuer Produkte und Rezepte.

Mit Dank an KiMasterLian und Andreas H.

Nachtrag, 13. Juli: Bild.de hat Dan Coudreaut im Text und in der Überschrift zum “Koch” gemacht, im Video ist er immer noch “Chef”. (In der URL war interessanterweise von Anfang an von einem “Koch” die Rede.)

Fortuna Düsseldorf, Märkte, Demokrit

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Scheinheiligkeit à la Bild-Zeitung – der späte Umgang mit der ‘Schande von Düsseldorf'”
(sportsaal.de, Derhatschongelb)
Fußball: “Bild” kommentiert den definitiven Aufstieg von Fortuna Düsseldorf in die erste Bundesliga. “Liebe Bild, dieser Kommentar ist keine Wiedergutmachung für die öffentliche Hinrichtung des Vereins Fortuna Düsseldorf und seiner Fans. Er ist ein blanker Hohn.”

2. “‘Bild’ macht Leipziger SPD-Chef zum OBM-Kandidaten der CDU”
(l-iz.de, Ralf Julke)
“Bild Leipzig” druckt ein Foto von von Michael Clobes ab und beschreibt es mit “Volker Lux” und “Kandidat Nr.1”.

3. “Faule Griechen statt Rudi Dutschke”
(theeuropean.de, Jürgen Trittin)
Grünen-Politiker Jürgen Trittin schreibt über “Bild”: “Im Stil bleibt ‘Bild’ seinem Anspruch treu, Politik nicht nur journalistisch zu beobachten und zu kommentieren, sondern selbst zu gestalten. Als selbst ernanntes Sprachrohr eines vermeintlichen Mainstreams, das seiner daraus folgenden Verantwortung aber nicht nachkommt.” Weitere Texte hier.

4. “Mit eingezogenen Fühlern”
(vocer.org, Julia Friedrichs)
Eine Rede zur Lage des Journalismus von der 32-jährigen Journalistin Julia Friedrichs: “Wer immer und immer wieder hört: ‘Die See ist rau! Die Zeiten hart! Pass Dich an!’, dem wird es schwerfallen, die Ideale mit denen er mal gestartet ist, zu bewahren. Die Träume. Die Prinzipien. Das, was anständiger Journalismus auch braucht.”

5. “Märkte verschieben Untergang”
(taz.de, Deniz Yücel)
Deniz Yücel sammelt Überschriften aus Zeitungen, in denen die “Märkte” vorkommen.

6. “Demokrit sucht eine Lücke”
(umblaetterer.de, San Andreas, Videos)
Das Fußballspiel Deutschland gegen Griechenland aus der Sicht von Monty Python 1972.

Spenden, Schwangerschaft, Burger

6 vor 9

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1. “‘Bild macht schmutzigen Boulevard'”
(derstandard.at, Birgit Baumann)
Birgit Baumann befragt Stefan Niggemeier zu “Bild”: “Viele meinen ja, sie wollten sich durch die Lektüre der Zeitung einfach nur unterhalten lassen. Aber das funktioniert bei dieser Art von Journalismus nicht. Besser wäre es, Bild überhaupt nicht zu lesen.”

2. “Wenn Spenden versickern”
(derpodcast.de, Martin Kissel)
Deutschlandfunk-Sendungen von 2006 und 2009 erinnern daran, wohin Spenden von “Bild hilft – Ein Herz für Kinder” tatsächlich geflossen sind.

3. “Beweis es, du Bisamratte!”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
“Zitiert, zitiert, zitiert!”, rät Constantin Seibt. “Auf wörtliche Zitate zu verzichten, ist einer der grössten Sünden im Journalismus – seltsamerweise nicht nur von Anfängern, sondern auch von Profis. (…) Zitate stützen jede Kritik. Viel stärker als Lob oder Tadel ist, die Sache zu zeigen: nackt, zwischen zwei Anführungszeichen.”

4. “Wehe, du entspannst dich nicht!”
(freitag.de, Kathrin Zinkant)
Die “Spiegel”-Titelgeschichte “Die Geburt des Ich: Neun Monate, die unser ganzes Leben prägen”. “Am Ende freuen sich insbesondere Leserinnen über die Mitteilung, dass niemand den Frauen ein schlechtes Gewissen machen wolle – und dass sich all diese höchst bedenklichen Erkenntnisse leider auch noch nicht in Verhaltenstipps für Mütter umsetzen ließen. Außer: Frische Luft. Vollkornbrot. Und bloß keinen Stress!”

5. “PR: Blogs vs. Print (mal wieder)”
(racingcarz.com, Don Dahlmann)
Ein Vergleich zwischen der Reichweite einer Regionalzeitung und eines Blogs.

6. “Behind the scenes at a McDonald’s photo shoot”
(youtube.com, Video, 3:27 Minuten)
McDonald’s Kanada beantwortet die Frage, warum der gekaufte Burger nicht so aussieht wie der Burger in der Werbung.

RTL, Markencheck, Oberlehrer

6 vor 9

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1. “Ein in sich abgeschlossener Mikrokosmos”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
RTL sei ein Mikrokosmos, “der rund um die Uhr, quer durchs Programm, in jeder Sparte erhalten bleibt”, findet Roberto J. De Lapuente. “Die Welt des RTL Television ist ein Hort seltsamer Gestalten, die Frauen suchen oder wahlweise Schwiegertöchter, in denen Restaurants getestet und verspottet werden, in der nachmittäglich Laiendarsteller die Drehbücher laienhafter Autoren abspulen, in der auf Aufmerksamkeit abgerichtete Gecken Journalisten sein dürfen, in der Banalität Dokumentation oder Bericht heißt.”

2. “Bringt es unser Land voran, wenn wir immer das Negative darstellen?”
(dradio.de, Friedbert Meurer)
Am 11. Januar kritisierte der FDP-Abgeordnete Joachim Günther die Medien (PDF-Datei). Nun erklärt er sich in einem Interview und schätzt die Rückmeldungen darauf ein: “Ich würde sagen, ungefähr, wenn ich das so grob einschätze, 25 Prozent sind negativ, sie sagen, ich soll nach Russland gehen, da gibt es ähnliche Presseverhältnisse, wie ich sie fordere. Aber 75 Prozent sind positiv, sie beglückwünschen mich, sie sagen, das ist längst überfällig, sie bedanken sich.”

3. “ARD erklärt Funktionsweise von Marken wie H&M, McDonald’s und Lidl”
(absatzwirtschaft.de, Roland Karle)
Roland Karle bespricht die ARD-Reihe Markencheck: “Rezensenten kritisieren an dem Format, dass es die Infotainment-Masche der privaten Sender kopiere. Aber taugt das wirklich zum Vorwurf? Schließlich beweist die anhaltende Berichterstattung über den schlingernden Euro, wankende Finanzmärkte und ängstigende Schuldenkrise, dass Wirtschaft ein zentrales Thema geworden ist, aber das Publikum oft nur Bahnhof versteht.”

4. “Die Richter und ihre Henker”
(zeit.de, Andreas Maurer)
Filmbesprechungen setzen sich heute oft nach einer eingängigen Formel zusammen, glaubt Andreas Maurer: “Eingangsbemerkung über Gott, die Welt und/oder sich selbst + Inhaltszusammenfassung + Allgemeinplätze über Schauspieler, Dialoge und/oder Action + Gesamtbewertung.”

5. “Wie @Der_Oberlehrer Twitterern wie @SpiegelOnline Rechtschreibung beibringt”
(140z.de)
Das Twitter-Konto @Der_Oberlehrer: “Der Oberlehrer ist also nur eine Maschine, die von irgendjemandem programmiert worden ist. Und die müsste sich doch eigentlich austricksen lassen – sie kann ja schließlich nicht mitdenken.”

6. “An Express year”
(bibliophylax.tumblr.com, englisch)
Bibliophylax wertet die Titelschlagzeilen des “Daily Express” 2011 aus und gruppiert sie nach Themengebieten.

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