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Guido Westerwelle, Erdäpfel, Glühlampen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wir Untergeher”
(falter.at, Philipp Blom)
Breaking News, jeden Tag, 24 Stunden lang: “Die Bilder werden größer, die Kommentare holzschnittartiger, wir alle dümmer. Reporter hecheln durch Tod und Verderben der anderen, ihre Kameras lenken unseren Blick. Der Imperativ des journalistischen Wettbewerbs diktiert die Berichterstattung, die Kameralinse wird zum Fenster auf die Welt.”

2. “Medienmeinung: Westerwelle aus dem Amt”
(ndr.de, Video, 4:06 Minuten)
“Zapp” über die Versuche verschiedener Medien, Guido Westerwelle aus dem Amt des Außenministers zu schreiben. Heribert Prantl: “Man hat die Kritik darzustellen – und den Schluß, ob jemand zurücktreten soll, soll der Leser, der Zuhörer, der Zuschauer, soll die Partei und soll der Betroffene selber ziehen. Sich jetzt da hinzustellen und jeden Tag zu sagen, jetzt bist Du noch nicht zurückgetreten, ich hab’s doch gestern schon geschrieben, ist genau die Art von Besserwisserei und Rechthaberei, wie man sie am Objekt der Begierde kritisiert.” Siehe dazu auch “Glotzt nicht so personell!” (faz.net, Jürgen Kaube).

3. “Rekordverdächtige P.R.ichterstattung”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
In der Zeitung “Der Standard” steht, wie bei McDonald’s aus Erdäpfeln Pommes werden – “alle PR-untauglichen Abschnitte, die journalistische Distanz erkennen lassen, habe ich farblich hervorgehoben”.

4. “Voll auf die Birne (2)”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer sammelt Medienberichte, die behaupten, es gäbe ab heute ein Verkaufsverbot für 60-Watt-Glühlampen in der EU: “Es gibt ab 1. September 2011 kein Verkaufsverbot für 60-Watt-Glühlampen in der EU. Verboten sind allein Herstellung und Vertrieb von klaren Leuchtmitteln ab 60 Watt, die nicht mindestens die Energieeffizienzklasse C erreichen.”

5. “Ein Lob den Informanten”
(kontextwochenzeitung.de, Rainer Nübel)
Ohne Informanten gäbe es keine gefeierten Investigativjournalisten, gibt Rainer Nübel zu bedenken.

6. “Pacific Coast News: Jobs-Foto ist echt”
(meedia.de, red)
Paul Harris, Chef von BWP Media, verteidigt ein Foto von Steve Jobs, dessen Echtheit angezweifelt wurde. “Diese Fotos wurden von einem angestellten Fotografen gemacht. Die einzigen Photoshop-Arbeiten, die bei diesen Einzelbildern geschehen sind, sind einige sehr einfache Farb-Korrekturen und einige alternative Beschnitte.”

Fragdenstaat.de, Empörungsmaschine, DAB+

6 vor 9

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1. “Erde doch keine Scheibe?”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
Hans-Martin Tillack weist auf die neue Website fragdenstaat.de hin, die eine Anwendung des Informationsfreiheitsgesetzes in Deutschland erleichtern soll. “Große vermeintlich liberale Zeitungen wie die ‘Zeit’ schwangen sich noch vor ein paar Monaten sogar zu enthusiastischen Verteidigungsreden pro Staatsgeheimnis auf – damals, als Wikileaks einige tausend bis dahin geheime US-Depeschen publik machte. Da klang es bei einigen Kommentatoren so, als seien Staatsgeheimnisse in Deutschland eine bedrohte Spezies, die des besonderen Schutzes bedürfe.”

2. “Manchmal möchte ich Norweger sein”
(spiegel.de, Christoph Schwennicke)
Muss wirklich nach jedem Ereignis gleich die Empörungsmaschine gestartet werden? “Gegen den deutschen Politiker ist der pawlowsche Hund ein vernunftbegabtes Wesen, das den Mut aufbringt, sich seines Verstandes zu bedienen.”

3. “BBC-Sendung ist ‘inszeniert, falsch, fabriziert und verdreht'”
(survivalinternational.de)
Die NGO Survival International beklagt Inszenierungen und falsche Übersetzungen in der TV-Serie “Mark & Olly: Living with the Machigenga”.

4. “Das Jüngste Gericht interessiert mich nicht”
(journalist.de, Jan Freitag)
Hans Leyendecker im ausführlichen Interview. Über “Bild” sagt er: “Ich gehöre fast zur Generation von Klaus Staeck und Peter Rühmkorf, die dieses Blatt nie gekauft haben. Ich lese Bild nur im Internet oder wenn jemand das Blatt im Zug liegen lässt.”

5. “‘McDonaldisierung’ der Pressefotografie”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Oliver Mark schreibt über den Zustand der Pressefotografie: “Mikrostock-Bildagenturen wie iStock, Fotolia oder Pixelio verkaufen Bilder zu einem Spottpreis, zum Teil gibt es sie sogar gratis. Zur Freude von Medien, zulasten von Fotografen.”

6. “Musik endlich digital erhältlich”
(ftd.de, Falk Heunemann)
“Mit überwältigendem Erfolg ist der neue Digitalradiostandard DAB+ in Deutschland gestartet. Bundesweit sind 15 digitale Radiosender empfangbar – also für jeden Zuhörer einer.”

Sueddeutsche.de, Red Bull, Mainstream

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1. “Hamburg, keine Perle”
(timklimes.de, Video, 2:50 Minuten)
Wie sich Tom Hillenbrand nach einem Tweet und einem Blogtext als “Hamburg-Hasser” auf der Titelseite der “Hamburger Morgenpost” wiederfand.

2. “Im Namen der Dose”
(zeit.de, Stefan Müller und Joachim Riedl)
Die Tochterfirma des Getränkeherstellers Red Bull aus Fuschl am See baut ihre Medienaktivitäten nach und nach aus: “Zum Portfolio des Red Bull Media House mit 530 Mitarbeitern gehören unter anderem eine Radiostation in Neuseeland sowie die Magazine Seitenblicke und Speedweek. Flaggschiff ist das Red Bulletin, das in einer Auflage von 4,6 Millionen Stück produziert wird und in neun Ländern, seit diesem Jahr auch in den USA, verschiedenen Tageszeitungen beiliegt.”

3. “Bei uns gibt es die besseren Texte”
(journalist.de, Svenja Siegert)
Der Chefredakteur von sueddeutsche.de, Stefan Plöchinger, spricht über sein Produkt: “Auf allen, wirklich allen Nachrichtenportalen gab es in der Vergangenheit Exzesse von Klickstrecken. Da würde ich auch bei Spiegel Online einige finden. Websites haben den Fehler gemacht, zu lange nur auf Klicks, also Page Impressions, zu optimieren. Das Resultat: ewig lange Bildergalerien, die in die Irre führen, Zeit von Redakteuren binden, Leserinteressen nicht gerecht werden, Qualität vernachlässigen.”

4. “Teamarbeit – nicht nur auf dem Spielfeld”
(blog.tagesschau.de, Tanja Körbl)
Tanja Körbl beschreibt, wie deckungsgleich (und redundant?) ARD und ZDF arbeiten: “Die rote Lampe an der Kamera geht aus, der Moderationstisch wird schnell ausgetauscht (unvorstellbar – eine ARD-Sendung mit einem Tisch vom ZDF…). Die Windschütze auf den Mikrofonen müssen auch gewechselt werden – von leuchtendem Orange zum Königsblau. Alle wieder auf Position. Und das Ganze noch einmal.”

5. “Mutig auf den Mainstream scheißen”
(taz.de, David Denk)
David Denk hat “ein paar zunächst vielleicht verrückt klingende Vorschläge für neue Fernsehformate”.

6. “BILD-Zeitung wird auf den Mond geschossen!!!”
(schreibenfuergeld.wordpress.com, DL2MCD)

ARD-Korrespondenten, Panik, Nachrufe

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1. “Die ‘Fukushima 50’ sind eine Legende”
(tagesschau.de, Silvia Stöber)
Japan-Korrespondent Robert Hetkämper erklärt die “Fukushima 50” zu einer “Legende, die eine ausländische Zeitung erfunden hat”. Und hält fest am Begriff “Kernschmelze”, den er ab Tag 2 der Katastrophe verwendete: “Geklärt ist das noch nicht. Dass wir richtig falsch lagen, glaube ich bis heute nicht.”

2. “Journalisten in Japan im Ausnahmezustand”
(ndr.de, Video, 6:53 Minuten)
Wie haben die ARD-Korrespondenten in Japan das Erdbeben wahrgenommen? Ariane Reimers: “Wir waren überrascht darüber, wie stark die Stimmung in Deutschland über das Unglück im Atomkraftwerk da ist, wie groß die Sorge auch. Uns hat überrascht, dass die Sorge in Deutschland minunter größer schien als hier vor Ort.”

3. “Japan, die Medienkritik und das generelle Risiko(miss)verständnis”
(medien-doktor.de, Holger Wormer)
Holger Wormer verteidigt die frühe Fokussierung der Journalisten auf die Gefahren der Atomkraft. “Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Journalismus, auf mögliche Risiken hinzuweisen, sie in die öffentliche Debatte zu tragen, als eine Art ‘Frühwarnsystem der Gesellschaft’ zu agieren. Dass Risiken nicht, wie es mit Blick auf Auflagen und Quoten in der Tat regelmäßig geschieht, übertrieben werden sollen, versteht sich von selbst.”

4. “Deutsche in Japan fühlen sich verhöhnt”
(welt.de, Matthias Heitmann)
Aus E-Mails weiß Matthias Heitmann von Deutschen in Japan zu berichten, die die Berichterstattung deutscher Reporter für panisch halten. “Gott sei dank gibt es auch noch einige Firmen, deren deutsche Vorstände in Japan bleiben, um ihren Angestellten in der Not beizustehen.”

5. “Provokationen im Fernsehen nehmen nicht zu”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel stellt eine neue Studie (Kurzfassung, PDF-Datei) der Landesanstalt für Medien NRW vor. “Die Studie hält aber sehr wohl fest, dass es bei einzelnen Formaten zu mehr Grenzüberschreitungen gekommen sei. Insbesondere bei ‘DSDS’ habe man einen deutlichen Anstieg festgestellt. Hab es während der dritten Staffel 2005/06 noch 0,8 Provokationen pro Nettosendestunde gegeben, waren es 2009 schon 2,5.”

6. “A Lustrous Pinnacle of Hollywood Glamour”
(nytimes.com, Mel Gussow, englisch)
Mel Gussow, selbst 2005 gestorben, ist hauptsächlicher Autor des NYT-Nachrufs auf Elizabeth Taylor. “Mel Gussow, the principal writer of this article, died in 2005. William McDonald, William Grimes and Daniel E. Slotnik contributed updated reporting.”

DuMont, Monitor, Apple

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1. “DuMont: Kommunizieren wie Nordkorea”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier wundert sich über das vielgestaltige Kommunikationsverhalten der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg. “Man muss sich immer wieder gewaltsam in Erinnerung rufen, dass wir es hier mit Leuten zu tun haben, deren Beruf die Kommunikation ist.”

2. “Absurdistan: Wie das ARD-Magazin Monitor einen Skandal um den neuen Personalausweis erfindet”
(mr-gadget.de, Christoph Dernbach)
In einem Beitrag der ARD-Sendung “Monitor” wird vom neuen Personalausweis geredet – und der alte gezeigt. “Mit einem Skandal um den neuen Personalausweis hat die Story aber nun überhaupt nichts zu tun.”

3. “Das 1×1 der Apple-Berichterstattung”
(wir-muessen-twittern.de, Robert Kindermann)
Robert Kindermann rät Berichterstattern aus den Multimedia-Ressorts, sich in der Frage “wann ist eine Apple-Meldung eine Meldung für mein Medium?” auf die Fakten zu beschränken und auf Gerüchte zu verzichten.

4. “Fast wie Gas”
(taz.de, Johannes Thumfart)
Johannes Thumfart kritisiert Artikel von Alex Rühle in der “Süddeutschen Zeitung” und von Nils Minkmar in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” zum Theoriebuch “Der kommende Aufstand”. “FAZ und SZ rezensierten die Schrift derart positiv, dass sich ein Berliner Buchladen genötigt sah, ironisch per Rundmail zu kommentieren, große deutsche Tageszeitungen riefen nun zum Terrorismus auf.”

5. “Coffee and TV”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier interpretiert eine Grafik bei “RTL aktuell”, auf der eine Landschaft mit zwei Strommasten, eine Steckdose, ein Blumenstengel und eine Glühbirne zu sehen ist.

6. “Warum heißt Spiegel Online eigentlich Spiegel Online?”
(schreibenfuergeld.wordpress.com, DL2MCD)
“Na is doch klar: weil man dort alles spiegelt!”

Zynismus, Leserbriefe, Ringier

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1. Interview mit Stefan Enderle
(spreegurke.twoday.net, Ursula Pidun)
Stefan Enderle gibt Auskunft über seinen medienkritischen Film “Kann nicht sein, was nicht sein darf!?” (youtube.com, Video, 98 Minuten), “der im Rahmen der Diplomarbeit zum Abschluss des Studiums ‘Audiovisuelle Medien’ an der Hochschule der Medien in Stuttgart Vaihingen entstand.” Für den Film befragte er unter anderem Journalistikprofessoren und Journalisten.

2. “Berufskrankheit Zynismus”
(konitzer.wordpress.com, Michael Konitzer)
Michael Konitzer hält die Überwachung des Privatlebens von Politikern für eine fast schon pubertäre “Erotik-Phantasie verklemmter Medienmacher”: “Wer sich mal ein paar Tage im Kreis verdienter Journalismus-Kollegen bewegt, bekommt massenhaft Tatsachen und Fakten erzählt, die bei Licht besehen nur Tratsch und Gerüchte sind. Der treibt es mit der, diese mit jenem. Der ist schwul und diese Lesbe. Diese Ehe ist im Eimer, jener ist jener hörig. Und alles ist so belanglos, und wenn es denn stimmen würde, dann nur reinste Privatsache der Beteiligten.”

3. “Tangerinegate”
(bbc.co.uk/blogs/comedy, Lucy McDermott, englisch)
Wie ein Scherz über Gordon Brown, der angeblich mit dem Wurf einer Mandarine eine Maschine zerstörte, zur Nachricht wird. “So apparently a pretend worker at a pretend factory phoned The Sun to tell them about a pretend incident with a pretend tangerine breaking a pretend lamination machine.”

4. “Newsletter abmelden: Don’t make me work!”
(blog.zeix.com, Jeanine Troehler)
Jeanine Troehler zeigt auf, wie schwierig es manchmal ist, einen Newsletter abzumelden.

5. “Die Meinungskracher”
(medienspiegel.ch, Fred David)
Fred David, ehemaliger Chefredakteur der Wirtschaftszeitung “Cash”, gibt zu, “selber auch schon Leserbriefe in meinem Sinn gefälscht” zu haben. “Ist allerdings lange her und durchaus branchenüblich. Ich schäme mich noch heute.”

6. Interview mit Michael Ringier
(kleinreport.ch, Bruno Affentranger)
Verleger Michael Ringier (“Blick”) hat seinem hauseigenen Mitarbeitermagazin “Domo” ein Interview in drei Teilen gewährt, das der Kleinreport nun ins Internet gestellt hat. Ringier über das Internet: “Das Web bietet uns ein heilloses Chaos. Das Internet ist eine gigantische Ansammlung von absolutem Quatsch. Das ist unsere grosse Chance.”

Medienarchiv 68, N24, Google

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1. “Editorial zum Medienarchiv68”
(medienarchiv68.de, Mathias Döpfner)
Der Axel-Springer-Verlag macht mit dem Medienarchiv 68 “rund 5.900 Beiträge, Kommentare, Leserbriefe, Karikaturen, Reportagen, Glossen und Interviews aus den Jahren 1966 bis 1968” zugänglich. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner will damit die “publizistische Positionierung der Axel-Springer-Zeitungen in der damaligen Zeit” zur Debatte stellen: “Manche Klischees in den Köpfen erweisen sich auch als Endmoränen einer bis heute wirkungsvollen SED-Propaganda und Stasi-Desinformation.” Reaktionen auf die Lancierung des Medienarchivs sind auf taz.de, sueddeutsche.de oder fr-online.de zu lesen.

2. “Focus: Fakten, Fakten, Fakten??”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor schreibt über den “Focus”-Titel “Fällt die Klima-Katastrophe aus?” und kommt zu folgendem Schluß: “Die sensationsheischende Frage des ‘Nachrichtenmagazins’, ob die Klimakatastrophe ausfalle, lässt sich also kurz und bündig beantworten: Leider nein!”

3. “Du sollst nicht langweilen!”
(faz.net, Harald Staun)
Harald Staun über den Nachrichtensender N24: “Die bloße Etikettierung des Programms mit dem Begriff ‘Nachrichten’ scheint auszureichen, damit die sonst so fleißigen Kritiker des Privatfernsehens ihre fundamentalen Dünkel gegen Boulevardisierung und Infotainment vergessen. Die Solidaritätsbekundungen klingen ein wenig, als würde sich der Vegetarierbund beschweren, weil McDonald’s seine Salate abschafft.”

4. “‘Bild’-App ist bereits geknackt”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Einigen Usern ist es gelungen, die erst Anfang Dezember gestartete kostenpflichtige App der ‘Bild’ für das iPhone zu knacken. Dem Springer-Verlag ist das Problem bekannt, dennoch gibt man sich derzeit noch gelassen.”

5. “SF: Trickserei beim ‘Swiss Award'”
(persoenlich.com)
“Stand der ‘Schweizer des Jahres’ schon fest, bevor ihn das Volk per Televoting bestimmte?”

6. “Wieso Holzmedien bei Google-Kritik versagen”
(largeneuroncollider.com, Andreas Braendle)
Andreas Braendle hält Skepsis für angebracht, wenn Printmedien über Google schreiben. “Die seltsame Argumentation der Journalisten hört sich meist etwa so an, wie wenn Fährenbetreiber einen Autofahrer davon überzeugen wollen, nicht mit der neuen Brücke den Fluss zu überqueren, sondern weiterhin die Fähre zu nehmen – weil sie langsamer und teurer ist.”

“Bild” stützt Althaus mit “raschen, festen Schritten”

“Mediale Kumpanei” – Unter diesem Titel fasst das NDR-Medienmagazin “Zapp” Merkwürdigkeiten in der “Bild”-Berichterstattung über den Thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus zusammen, der sich seit nunmehr sieben Wochen in einer Klinik von den Folgen eines schweren Skiunfalls erholt und dessen Vater kürzlich verstarb.

Von der Beerdigung des Vaters nämlich, zu der laut “Zapp” für die zahlreichen Journalisten ein “Fotoverbot” angeordnet worden war, berichtete “Bild”-Reporter Jan Wehmeyer über Althaus:

Ganz vorsichtige Schritte macht er, zu sehr geschwächt ist er nach seinem schweren Skiunfall (…). Gestützt von Ehefrau Katharina (47) nahm der Politiker auf der Bank Platz. Blasses Gesicht, die linke Hand ist verbunden. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beschreibt, wie Althaus sich mehrfach nach vorne beugte, “als werde er vom Schmerz übermannt; auch musste er sich oft hinsetzen”. Bei Gesängen bewegte Althaus nur die Lippen. (…)

Und ähnlich war auch die quasi einhellige Einschätzung anderer Medien (die zudem vom Bruder des Ministerpräsidenten Bernd Uwe Althaus in einem ungewöhnlich ehrlich wirkenden MDR-Interview bestätigt wird).

Dennoch stand bereits einen Tag nach obigem “geschwächt”-Artikel etwas ganz anderes in “Bild”. Unter der Überschrift “Rückkehr! Althaus will Ministerpräsident in Thüringen bleiben” und illustriert mit einem Exklusiv-Foto am Grab seines Vaters (ohne Quellenangabe) schrieb wiederum “Bild”-Reporter Wehmeyer:

(…) Kurz darauf verlässt Althaus (schwarzer Wollmantel, breitkrempiger Hut) mit festen, raschen Schritten den Friedhof, wird wieder in die Reha-Klinik nach Allensbach zurückgefahren. Die Genesung des Ministerpräsidenten von seinem Schädel-Hirn-Trauma macht weiter Forschritte. (…) Mittlerweile ist klar: Dieter Althaus wird schon bald in die Politik zurückkehren. (…)

Laut “Zapp” ist das Exklusiv-Foto “offenbar kein heimlicher Schnappschuss”. So hält es ein Redakteur der “Thüringer Allgemeinen” für “sehr gut inszeniert”, und Christiane Kohl von der “Süddeutschen Zeitung” wiederholt noch einmal, was sie (wie auch “Spiegel Online”) bereits aufgeschrieben hatte: dass ihr nämlich aus CDU-Parteikreisen bestätigt wurde, Althaus habe das Foto in der “Bild”-Zeitung “bestellt”.

Déjà Vu?

Ob Althaus oder Schröder, Steinmeier oder Friedbert Pflüger, ob RWE, Lufthansa, E.on, McDonalds oder bloß (und immer) “Pop-Titan” Dieter Bohlen – es scheint, als bedeute “unabhängig” und “überparteilich” für die “Bild”-Zeitung nur, dass es ihr letztlich egal ist, für wessen Interessen sie sich einspannen lässt.

Bei entsprechender Gegenleistung ist “Bild” offenbar bereit, sogar die Beschreibung der Wirklichkeit entsprechend anzupassen – und sei es, wie im Fall Althaus, von einem Tag auf den anderen um 180 Grad.

Bild.de läutet heiße Walkampf-Phase ein

Die Dinosaurier, das weiß man, sind auch erst immer trauriger geworden und dann ausgestorben. Okay, damals lag es daran, dass sie nicht mit auf die Arche durften. Aber wenn diese anderen Riesentiere, die Blauwale, seit ein paar Jahrzehnten immer leiser und tiefer singen, könnte das doch auch ein Zeichen sein, dass sie sich langsam von der Erde verabschieden.

Bild.de-Autorin Karolina Pajdak, auf TierThemen spezialisiert, kann sich das gut vorstellen und fragt:

Ihre Töne werden immer leiser: Singen die Wale ihr Abschiedslied?

Sie glaubt auch eine Erklärung dafür gefunden zu haben, in einem sogar von ihr verlinkten Artikel in der “New York Times” (wo sich Bild.de gleich auch bei einigen markanten Wal-Tonaufnahmen bedient hat, nicht ohne sie als ihre eigenen auszugeben und den Hinweis wegzulassen, dass sie dreimal so schnell abgespielt werden). Experten vermuten auf der Grundlage einer Studie, dass männliche Wale mit ihren Gesängen Weibchen anlocken, und Bild.de rätselt mit ihnen, warum diese Gesänge tiefer und leiser geworden sind:

Eine mögliche Deutung: der massive Walfang.

Die Säuger-Gruppen werden kleiner, die Wale drosseln ihre Lautstärke. Schließlich ist es nicht mehr nötig, über große Entfernungen hinweg zu kommunizieren, vermutet [Studienautor] Mark A. McDonald.

Experten-Kommentare zu den Forschungs-Ergebnissen aus Kalifornien: besorgniserregend, dramatisch und bezeichnend für die Umwelt-Sünden unserer Welt.

“Besorgniserregend” und “dramatisch” sind vermutlich auch die Worte, die auf Karolina Pajdaks Zeugnis unter “Leseverständnis” standen. Oder, wie wir hinzufügen würden: “bezeichnend für die Englisch-Kenntnisse bei Bild.de”. Denn die Zahl der Blauwale scheint derzeit nicht ab-, sondern zuzunehmen. Entsprechend wird der tiefere und leisere Gesang in dem Artikel, auf den die Autorin sich bezieht, von Experten genau im Gegenteil mit der Erholung (“rebound”) der Wal-Population erklärt. Nach der Hypothese der Experten, die auch Bild.de zitiert, mussten die Wale früher lauter sein, weil es nur wenige gab und die Entfernungen zwischen ihnen größer waren. Heute kämpften häufiger mehrere Männchen um die Zuneigung von Weibchen und täten das durch die (nach mehr Größe klingenden) tieferen Stimmen.

Der Bild.de-Artikel behauptet, dass Bild.de selbst mit einer Autorin der Studie gesprochen habe. Das erscheint unwahrscheinlich, aber schlimmer wäre es eigentlich noch, wenn es stimmte.

Vielen Dank an Christian Z.!

Nachtrag, 18:50 Uhr. Bild.de hat den Artikel geändert, plötzlich nimmt die Zahl der Wale nicht ab, sondern zu — und erstaunlicherweise fand die Autorin sogar ein dazu passendes neues Zitat von der Expertin:

Bild.de, 1. Version Bild.de, 2. Version

Eine mögliche Deutung: der massive Walfang.

Die Säuger-Gruppen werden kleiner, die Wale drosseln ihre Lautstärke. Schließlich ist es nicht mehr nötig, über große Entfernungen hinweg zu kommunizieren, vermutet Mesnicks Kollege Mark A. McDonald .

Experten-Kommentare zu den Forschungs-Ergebnissen aus Kalifornien: besorgniserregend, dramatisch und bezeichnend für die Umwelt-Sünden unserer Welt.

Eine der Haupt-Theorien: “Die Zahl der Wale nimmt zu, damit sind mehr Tiere nahe zusammen”, so Mesnick zu BILD.de. “Wir denken, die Veränderungen in ihren Liedern sind eine Reaktion auf die veränderte Anzahl der Wale, die sie singen hören können.”

Allgemein  

Lufthansa in the sky with essen

Uschi? Bringst du uns nachher was von McDonald’s mit?

Och, Hase, eigentlich wollte ich heute lieber bei Lufthansa Sky essen.

Auch ‘ne gute Idee. Lassen wir uns heute mal wieder in der Lufthansa Sky nieder.

Falls Sie erstaunt sind, dass Sie noch nie von der angeblich zweitliebsten Restaurantkette der Deutschen gehört haben: Mit “Lufthansa Sky” meint die “Bild”-Zeitung die Lufthansa-Tochter “LSG Sky Chefs” (“chef” ist englisch für “Koch”), die für viele Fluggesellschaften das Catering an Bord macht.

Deshalb ist nicht nur der Name falsch und das mit dem “Niederlassen” Unsinn — auch die Formulierung, dass die Deutschen die Lufthansa zu einem ihre liebsten Restaurants “gewählt” haben, trifft es nicht. Oder wie die “Lebensmittelzeitung” beim Abdruck der gleichen Tabelle über die Umsätze der größten Gastronomie-Ketten in einer Fußnote bei den “Sky Chefs” vermerkte: “keine gastronomietypische Absatzsituation”.

Mit Dank an Volker B.!

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