Kurz korrigiert (527)

Vor einem Jahr ist im Zentrum von Münster ein Mann mit einem Kleinbus in eine Menschengruppe gefahren. Bei dieser Amokfahrt wurde unter anderem Profi-Volleyballerin Chiara Hoenhorst verletzt. Die heute 22-Jährige musste zwischenzeitlich ins künstliche Koma versetzt werden. Nun gab Hoenhorst bekannt, dass sie ihre Karriere beenden muss, da ihr Sehnerv weiterhin beschädigt sei.

Bild.de berichtet über diese Entscheidung von Chiara Hoenhorst und schafft es dabei nicht, die wenigen Fakten zur Amokfahrt, die im Text genannt werden, fehlerfrei wiederzugeben:

Als am 7. April 2018 ein Einzeltäter mit seinem Lieferwagen in ein vollbesetztes Straßencafe in der Innenstadt raste, wurde (sic) sieben Menschen getötet und zahlreiche weitere schwer verletzt.

Es sind nicht, wie Bild.de schreibt, “sieben Menschen getötet” worden, sondern vier. Außerdem nahm sich der Täter anschließend das Leben.

Mit Dank an Daniel für den Hinweis!

Nachtrag, 17:01 Uhr: Bild.de hat auf unsere Kritik reagiert und die Stelle entsprechend geändert:

Als am 7. April 2018 ein Einzeltäter mit seinem Lieferwagen in ein vollbesetztes Straßencafe in der Innenstadt raste, wurden vier Menschen getötet und zahlreiche weitere schwer verletzt. Auch der Täter starb.

Einen transparenten Hinweis zu dieser Korrektur hat sich die Redaktion allerdings gespart.

“Digitales Vermummungsverbot”, Seitenwechsler, Politisches Verfahren

1. Österreich bekommt “digitales Vermummungsverbot”
(sueddeutsche.de, Oliver Das Gupta)
Nach Informationen der “Süddeutschen Zeitung” will die österreichische Bundesregierung die Anonymität im Netz einschränken. Am Mittwoch würde sich das Kabinett in Wien mit einer entsprechenden Gesetzesvorlage befassen. Demnach könnten Nutzerinnen und Nutzer zwar weiterhin unter Pseudonym posten, sie müssten jedoch identifizierbar sein. Dem Vernehmen nach soll es auf eine Registrierungspflicht per Handynummer hinauslaufen.

2. Können aus Journalisten gute Pressesprecher werden?
(journalist-magazin.de, Robert von Heusinger)
Robert von Heusinger hat die Seiten gewechselt: Zwei Jahrzehnte war er Journalist, jetzt ist er Kommunikationschef. Beim DJV-Kongress “Brückenschlag” hat sich von Heusinger zu den Vor- und Nachteilen beider Tätigkeiten geäußert. In seiner Keynote erinnert er die Journalistinnen und Journalisten daran, “wie gut sie es doch hätten”, warum ein Wechsel in die PR aber dennoch lohnen könnte. Und das liest sich ganz unterhaltsam und lebensnah.

3. Die Ablehnung von “Gendersprache” – medial produziert
(scilogs.spektrum.de, Henning Lobin)
Henning Lobin kritisiert den Verein Deutsche Sprache, die “FAZ” und in Teilen das ZDF für ihre Stimmungsmache in Sachen geschlechtergerechter Sprache: “Die mediale Produktion von Ablehnung ist hier in Reinkultur zu besichtigen: Ein propagandistisch geschickt agierender Interessenverband, ein Netzwerk von Stiftungen und Unterstützenden im Vorfeld, eine als seriös angesehene Zeitung, die verdeckt Politik betreibt, und ein öffentlich-rechtlicher Sender, der es sich, anstatt zu recherchieren, mit Grobschlächtigkeit und witzelnder Verhöhnung leicht macht.”

4. Axel Springer reicht Urheberrechtsklage gegen Eyeo ein
(horizont.net, David Hein)
Der Springer-Konzern war mit seiner Klage gegen den führenden Adblocker-Anbieter Eyeo vor Gericht gescheitert und unternimmt nun einen weiteren juristischen Anlauf. Nachdem der Hebel “unlauterer Wettbewerb” nicht funktioniert hat, argumentiert man nun mit dem Urheberrecht: “Werbeblocker verändern die Programmiercodes von Webseiten und greifen damit direkt in das rechtlich geschützte Angebot von Verlagen ein”, erklärt Claas-Hendrik Soehring, Leiter Medienrecht bei Axel Springer: “Dadurch beschädigen sie langfristig nicht nur eine zentrale Finanzierungsgrundlage von digitalem Journalismus, sondern gefährden auf Dauer auch den offenen Zugang zu meinungsbildenden Informationen im Internet. Das werden wir nicht hinnehmen.” Bei “heise online” entgegnet Eyeo-Unternehmenssprecherin Laura Dornheim: “Es braucht nicht viel technisches Verständnis, um zu verstehen, dass es durch ein Browser-seitiges Plugin gar nicht möglich ist, irgendetwas auf Springers Servern zu modifizieren.”

5. Ermittlungsverfahren gegen Zentrum für politische Schönheit wird eingestellt
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nur eine Woche nach Bekanntwerden des Ermittlungsverfahrens gegen die Künstler des “Zentrums für Politische Schönheit”, wurde das Verfahren eingestellt. Davor hatte die Staatsanwaltschaft 16 volle Monate gegen die Aktionskünstler ermittelt. Der Verdacht: “Bildung einer kriminellen Vereinigung”. Nun stellt sich zu allem Überfluss heraus, dass der ermittelnde Staatsanwalt ein Spender der AfD ist und es sich demnach um ein politisch motiviertes Verfahren gehandelt haben könnte.
Weiterer Lesetipp: Der Rechts-Staatsanwalt: “Gegen ein Künstlerkollektiv wird ermittelt, weil es eine Aktion gegen den AfD-Politiker Björn Höcke veranstaltete. Der Ermittler steht der AfD nahe. Wie neutral ist er?” (zeit.de, Christian Fuchs & Luisa Hommerich).

6. Barometer der medialen Welt
(taz.de, Steffen Grimberg)
Seit nunmehr 70 Jahren existiert der kirchliche Nachrichtendienst epd medien. Anlass für einige, zum Ende hin sogar sakrale, Lobesworte von Steffen Grimberg: “Auch heute ist epd medien unverzichtbares Barometer der medialen Welt und der Berichterstattung über sie. Ganze egal, wie viele meedias oder DWDLs noch kommen und gehen: Die immense Erfahrung (und das Archiv, siehe Grimme), die Unabhängigkeit (dank Kirchensteuer) und die unaufgeregte Professionalität von epd medien sind — wie so ziemlich alles, was in der Bibel steht — für die Ewigkeit. Amen.”

Der sensiblere Umgang der “Bild”-Redaktion beim Niedermachen

Die Bundesliga-Fußballer von Borussia Dortmund haben am Samstagabend 0:5 gegen den FC Bayern München verloren. Für die schwache Leistung kann man die Mannschaft, die nun auf Platz 2 der Tabelle steht und weiterhin alle Chancen auf die Meisterschaft hat, sachlich kritisieren. Oder man lässt Franz Josef Wagner so einen Brief schreiben:

Ausriss Bild-Zeitung - Post von Wagner - Liebe Borussia, Ihr müsst dringend ins Krankenhaus. Abteilung Neurologie, Psychiatrie. Ich habe Angst um Euer Gehirn. Ihr spieltet gegen die Bayern, als hättet Ihr Euren Verstand verloren. Es war ein furchtbares Spiel. Ihr hattet alle einen Black-out (engl. für Verdunkelung). Ihr habt gespielt wie Tote.

Der “Bild”-Briefonkel erklärt die BVB-Spieler zu einem Fall für die Psychiatrie, weil sie mal schlecht gespielt haben.

Kurz nach dem Suizid von Torwart Robert Enke, zitierte die “Süddeutsche Zeitung” Walter M. Straten, der damals stellvertretender Sportressortleiter bei “Bild” war und heute dort Sportchef ist. Auch Stratens Boulevardblatt sei …

nach dem Enke-Tod nicht einfach so zur Tagesordnung übergegangen. Über vieles sei diskutiert worden, auch über Noten, und man sei schließlich zu dem Ergebnis gekommen, bei der Benotung so weiter zu machen wie bisher, sagt Straten. Auch in seiner Redaktion soll es zu einem etwas sensibleren Umgang mit den Zensuren kommen: “Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Das entpuppte sich schon damals sehr schnell als heiße Luft. Es blieb heiße Luft. Und es ist heute noch heiße Luft:

Ausriss Bild-Zeitung - Benotung der Dortmunder Mannschaft - siebenmal 6, dreimal 5, einmal 3

Ein tatsächlich sensiblerer Umgang mit Fußballern und deren Leistungen könnte sich aber nicht nur in rücksichtsvolleren Noten widerspiegeln, sondern auch in der Art, wie man über sie spricht und schreibt. Die “Bild”-Medien bezeichnen Spieler gern als “Flaschen”, als “Versager”, als “Müllhalde”, als “Deppen”. Und das immer und immer wieder. Hier mal nur die Fälle, die uns in den vergangenen zwei Monaten begegnet sind:

1. April:
Screenshot Bild.de - Damit es im Pokal klappt - Kovac-Anpfiff für Freiburg-Schlaffis

1. April:

Ohne das Mittelfeld-Duo wird’s für Stuttgarts Offensiv-Schlaffis (erst 26 Treffer) nun noch schwieriger.

31. März:
Screenshot Bild.de - Schon über fünf Monate sieglos - Preußens Auswärts-Schlaffis

25. März:
Screenshot Bild.de - Zwei freie Tage für null Leistung - 0:5-Versager werden belohnt

17. März:
Screenshot Bild.de - Überheblich, desaströs, körperlos - Funkel rechnet mit seinen Fünf-Minuten-Trotteln ab!

14. März:
Screenshot Bild.de - Richtig Scheiße - Schwartz knöpft sich KSC-Versager vor

11. März:

Warum Klos seine Versager wachrütteln will?

6. März:

Erwartet werden personelle Konsequenzen. So sollen einzelne Versager aus dem Kader fliegen. Heißer Kandidat: Amine Harit.

5. März:
Screenshot Bild.de - Welche Augsburg-Versager nimmt Trainer Lucien Favre raus?

4. März:
Screenshot Bild.de - Mannschaft, Trainer, Bosse - Der rote Trümmerhaufen

3. März:

Elf junge Männer, verkleidet als Fußballprofis! Leider waren die 96-Trikots kein Karnevalskostüm …

Viele dieser Versager werden wir in der 2. Liga nicht wiedersehen — zum Glück.

3. März:
Screenshot Bild.de - Nach 2:2 in Köln - Fans gehen auf Lautern-Schlaffis los

1. März:

Klar ist: Für den BVB kommen die Augsburger Abwehr-Schlaffis genau richtig!

1. März:

Als Malocher-Vorbild für die Mainz-Versager!

24. Februar:
Screenshot Bild.de - Hannover am Boden - Euro-Spott für Dolls Versager

23. Februar:
Screenshot Bild.de - Fans gehen auf Schalke-Versager los - Heidel-Aus! Jetzt muss Tedesco zittern

Nach dem Abpfiff eskalierte es: Ein Pfeiffkonzert, üble Beschimpfungen und Bierbecher prasselten auf die 0:3-Versager nieder.

22. Februar:

Der Trainer hatte diese Woche einmal mehr Schwerstarbeit zu leisten: Als Übungsleiter, der seinen gut bezahlten Profis wie bei den F-Junioren die Ballan- und -mitnahme erklären muss (BILD berichtete). Und als Psychologe, der Versager-Köpfe wieder frei bekommen will.

17. Februar:

Das war bei 96 in Hoffenheim nicht der Fall. Sonntag gegen Frankfurt muss die Versager-Truppe ein anderes Gesicht zeigen

7. Februar:

Samstag (15.30 Uhr) steigt DAS ultimative ABSTIEGS-ENDSPIEL. 96 – Nürnberg. Letzter gegen Vorletzter. Die Heim-Schlaffis gegen die Auswärts-Deppen.

Am 5. März veröffentlichte Bild.de einen Artikel über “Die unheimliche Macht der Fußball-Ultras”. Darin auch diese Geschichte:

In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Entgleisungen der Ultras. 2016, Hannover hatte gegen Köln 0:2 verloren, rasteten die 96-Fans komplett aus: In der Nordkurve wurden die Profis vom eigenen Anhang gnadenlos niedergemacht. Der blanke Hass schlug ihnen entgegen: “Versager!”, “Wir stechen Euch ab!”, “Wir schlitzen Euch auf!”.

“Wir stechen Euch ab!” und “Wir schlitzen Euch auf!” wird die Bild.de-Redaktion wohl niemals schreiben. Aber mit “Versager!” ist sie beim gnadenlosen Niedermachen schon mal gut dabei.

Dazu auch:

Mit Dank an alle Hinweisgeber!

Nachtrag, 9. April: Es gibt noch zwei weitere Aspekte zu Franz Josef Wagners Brief an die “Liebe Borussia”, auf die uns mehrere Leserinnen und Leser hingewiesen haben. Wagner schreibt “Ihr habt gespielt wie Tote” und meint damit eine Mannschaft, die vor nicht allzu langer Zeit einen Bombenanschlag überlebt hat. Das kann man mindestens makaber finden.

Außerdem gibt es bei Wagners blödem Spruch mit der Psychiatrie, in die die BVB-Spieler müssten, noch eine andere Seite: Menschen mit psychischen Erkrankungen, die tatsächlich in eine psychiatrische Einrichtung müssen, um in einer mitunter lebensbedrohlichen Situation Hilfe zu bekommen. Dies mit einer schwachen Leistung von Profifußballern gleichzusetzen, trägt zur Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei.

Foto: Miriam B./facebook

Auf der thailändischen Insel Ko Sichang ist gestern eine Frau aus Deutschland vergewaltigt und getötet worden. Während die meisten Redaktionen, die darüber berichten, eine allgemeine Aufnahme der Insel oder ein Symbolfoto mit einer nicht zu erkennenden Backpackerin wählten, um ihre Meldungen zu bebildern, zeigt Bild.de unverpixelte Fotos der 26-Jährigen. Eines davon aktuell ganz oben auf der Startseite …

Screenshot Bild.de - Bei einem Roller-Ausflug traf sie auf ihren Killer - Deutsche Urlauberin (26) in Thailand ermordet - dazu ein Foto der getöteten Frau, auf dem diese zu erkennen ist
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

… und ein weiteres im Artikel:

Screenshot Bild.de - Ein Foto der getöteten Frau in einer Hängematte am Strand, auch hier keine Unkenntlichmachung durch Bild.de - Bildunterschrift: In einer Hängematte genoss sie unter Palmen das schöne Wetter

Als Quelle gibt Bild.de jeweils an:

Foto: Miriam B./facebook

(In einer ersten Version des Artikels hat Bild.de in einer Quellenangabe der kompletten Nachnamen der getöteten Frau genannt. Das hat die Redaktion inzwischen geändert. Nun ist im gesamten Artikel der Nachname abgekürzt.)

Was übersetzt heißt: Die Redaktion ist mal wieder in den Sozialen Medien auf Beutezug gegangen — ungeachtet der Tatsache, dass das Recht am eigenen Bild über den Tod hinaus besteht. Die Mitarbeiter von Bild.de müssten eigentlich bei den Angehörigen nachfragen, ob sie die Fotos veröffentlichen darf.

Das machen die “Bild”-Medien in der Regel nicht. Und oft kommen sie damit durch, denn es gilt: Nur die Betroffenen — in diesem Fall die Angehörigen — können sich gegen diese Praxis zur Wehr setzen. Und die haben in ihrer Trauer meist nicht die Kraft oder Wichtigeres zu tun, als sich mit ekligen “Bild”-Methoden herumzuschlagen.

Mit Dank an @HeffernanJunior für den Hinweis!

Facebooks Löschzentrum Essen, AfD-Newsroom, Twitter lässt NPD hetzen

1. Exklusiver Einblick: So funktionieren Facebooks Moderationszentren
(netzpolitik.org, Markus Reuter & Ingo Dachwitz & Alexander Fanta & Markus Beckedahl)
Erstmals hat netzpolitik.org einen detaillierten Einblick in die Abläufe im Facebook-Löschzentrum des Dienstleisters CCC in Essen bekommen. Dort bearbeiten etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb Inhalte, die auf Facebook und Instagram gemeldet wurden. Einer dieser Mitarbeiter hat sich anonym zu den Strukturen, Hierarchien, Abläufen, Arbeitsbedingungen des Facebook-Dienstleisters geäußert, für den weltweit 7.500 Angestellte arbeiten. Die anstrengende Arbeit werde übrigens in der untersten Stufe mit 10,65 Euro je Stunde entlohnt.

2. Was ist aus dem AfD-Newsroom geworden?
(n-tv.de, Benjamin Konietzny)
Vergangenes Jahr hatte die AfD ein ehrgeiziges Projekt angekündigt, das in den Medien für viel Aufmerksamkeit sorgte: Von einem eigenen Newsroom mit rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war die Rede, mit denen die Partei rund um die Uhr eigene Nachrichten produzieren wollte. n-tv-Parlamentsreporter Benjamin Konietzny hat sich umgehört, was aus dem Projekt geworden ist. Spoiler: nicht allzu viel.

3. Wissenschaftler: Fake-News haben den Journalisten sogar geholfen
(schwaebische.de, Sebastian Heinrich)
Die “Schwäbische” hat mit Journalismus-Professor Klaus Meier über die Glaubwürdigkeitskrise der Medien gesprochen. Meier kann der aktuellen Lage auch etwas Positives abgewinnen: Die ganzen Debatten mit Stichworten wie “Fake News” und “postfaktisches Zeitalter” hätten “dem Journalismus in Deutschland eigentlich sogar geholfen. Den Menschen ist viel bewusster geworden, was sie von einer unabhängigen, überprüften Informationsaufbereitung haben. Und dass sie ohne Journalismus politischen Interessen wie ein Spielball ausgeliefert wären.”

4. Der Vorreiter der Nachrichtenpodcasts ist immer noch einer der besten
(uebermedien.de, Sandro Schroeder)
Bei “Übermedien” erscheint ab sofort alle zwei Wochen “Die Podcast-Kritik”. Den Anfang macht Sandro Schroeder mit einer Rezension des werktäglich erscheinenden “The Daily”-Podcasts der “New York Times”. Der Nachrichtenpodcast hat Maßstäbe gesetzt und erreicht weltweit ein Millionenpublikum.

5. Die NPD hetzt, Twitter bleibt stumm
(zeit.de, Henrik Merker)
Wenn etwas Hass und Hetze ist, dann wohl diese Aktion: Einige NPD-Funktionäre haben auf Twitter zum Abschieben von Menschen mit tatsächlichem oder vermeintlichem Migrationshintergrund aufgerufen, indem sie die “Abschiebe-Challenge” starteten. Doch es gibt noch einen weiteren Skandal: Twitter lässt die Neonazis gewähren und löscht die gemeldeten Inhalte nicht (“kein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen”), obwohl sich das Unternehmen nach außen hin gegen Hatespeech positioniert.

6. “Die Suppe steht auf dem Herd. Allmählich brennt sie an.”
(facebook.com, Leo Fischer)
Wie würden führende liberale Medienhäuser auf eine anbrennende Suppe reagieren? Leo Fischer sieht die entsprechenden Meldungen schon vor sich.

Bild  

Von knackigen Hupen und gewinnenden Männern

Vor drei Monaten, im Januar, ernannte die “Bild”-Redaktion den Bruder des Ex-Papstes zum VERLIERER des Tages. Der Grund: seine Einstellung gegenüber Frauen.

Ausriss der Bild-Zeitung: VERLIERER - Ex-Domspatzen-Chef Georg Ratzinger (94, Bruder von Ex-Papst Benedikt XVI.) kann sich eine Frau als Chefin des weltberühmten Regensburger Chores nicht vorstellen. Meine persönliche Meinung ist, vor so vielen Buben und jungen Männern ist es doch besser, wenn ein Mann dem Chor vorsteht, so Ratzinger. BILD meint: Schiefe Töne!

Eine Woche später ging der Titel VERLIERER an eine “exklusive Männerrunde” aus Bremen. Grund: ihr Umgang mit Frauen.

Ausriss der Bild-Zeitung: VERLIERER - Das Bremer Eiswett-Fest ist eine gute Sache. Eigentlich. Aber diesmal hagelte es neben Spenden heftige Kritik an Präsident Patrick Wendisch (61). Die exklusive Männerrunde weigerte sich, als offiziellen Vertreter der Stadt Bürgermeisterin Karoline Linnert (60, Grüne) zu akzeptieren. Seit 1828 sind Frauen bei der Eiswette unerwünscht. BILD meint: Veraltet!

Ja, da regte sie sich auf, die “Bild”-Redaktion, denn bei “Bild” werden Frauen noch respektiert!

Okay, sagen wir: Bei “Bild” schätzt man die “Melonen”, “Kisten” und “Hupen” von Frauen. Ihre Leistungen hingegen spielen im Blatt kaum eine Rolle.

Das erkennt man schon an dem täglichen GEWINNER/VERLIERER-Ranking. Bereits in unserem Jahresrückblick 2018 haben wir festgestellt, dass von den ausgezeichneten Personen im vergangenen Jahr über 80 Prozent Männer waren. Selbst Tiere und Gegenstände kamen in dem Ranking häufiger vor als Frauen.

Nachdem wir den Beitrag veröffentlicht hatten, änderte sich jedoch plötzlich etwas. Denn in den folgenden Wochen schien sich die Redaktion tatsächlich Mühe zu geben, mehr Frauen im Ranking unterzubringen: Im Januar war gut die Hälfte aller GEWINNER weiblich — ein immenser Anstieg zum Vorjahr. In dieser Zeit ernannte “Bild” auch die oben genannten Männer zu VERLIERERN, weil sie so “veraltet” mit Frauen umgegangen waren.

Eine feministische Revolution bei “Bild”?

Nee. Es dauerte nicht lange, da verfiel die Redaktion wieder in alte Muster. Die GEWINNER im Februar und März: Männer – 68 Prozent. Tiere und Gegenstände – 22 Prozent. Frauen – 10 Prozent.

BILDblog meint: Mannmannmann.

Braunes Geblubber, Head Full of Fördergeld, Leistungsschutzlügen

1. “Facebook-Pranger” von “Bild” bleibt unzulässig
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der sogenannte Facebook-Pranger, den die “Bild”-Zeitung 2015 aufgestellt hatte, bleibt unzulässig. Dies entschied nun der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe und lehnte Springers Wunsch nach einer Revision ab. “Bild” hatte in Print und online fremdenfeindliche Facebook-Kommentare samt Nutzerfotos und Namen der Kommentierenden veröffentlicht und selbst von einem “Pranger” gesprochen. Während der Presserat diese Art der Berichterstattung 2015 noch für zulässig gehalten hatte, verurteilte das Oberlandesgericht München diese Praxis ohne Zulassung weiterer Rechtsmittel. Dies wurde nun vom BGH bestätigt.

2. Verständnis für Rechtsextreme
(taz.de, Ralf Leonhard)
Der österreichische Milliardär und Unternehmer Dietrich Mateschitz (Red Bull) sponsert nicht nur diverse Extremsportler wie den “Stratosphärenspringer” und politisch rechtsaußen stehenden Felix Baumgartner, sondern besitzt auch den Fernsehsender “Servus TV”. Damit fördere der Brauseabfüller auch die Verbreitung rechten Gedankenguts, so der Vorwurf von Kritikern.

3. Nur 155 Zuschauer: Til-Schweiger-Film scheitert spektakulär
(ostsee-zeitung.de)
Til Schweigers “Head Full of Honey” lockte am Wochenende gerade mal 155 Zuschauer in die Kinos — bei 86 im Umlauf befindlichen Kopien … klingt unwirtschaftlich, oder? Ist es aber nicht unbedingt, denn die 4,6 Millionen Euro deutsche Fördergelder sind an den deutschen Kinostart gekoppelt.

4. Das Lügen geht weiter
(golem.de, Friedhelm Greis)
Selbst nach der Abstimmung über die EU-Urheberrechtsreform würden die “Lügen für das Leistungsschutzrecht” weitergehen, konstatiert Friedhelm Greis in seiner Analyse. Besonderen Unmut ruft bei ihm ein Interview des Springer-Vorstands und BDZV-Chefs Mathias Döpfner hervor, das “so viele Falschbehauptungen und Verdrehungen enthält, dass man gar nicht weiß, wo man mit den Richtigstellungen anfangen soll.” Greis fordert: “Auf dieser Basis darf die Regierung nicht final den Plänen zum Leistungsschutzrecht zustimmen.”

5. Wa(h)re Verbrechen: Der True-Crime-Boom
(ndr.de, Christine Seidemann, Video: 5:48 Minuten)
Sogenannte True-Crime-Formate erfreuen sich großer Beliebtheit, ob im Print, Fernsehen oder als Podcast. Das Medienmagazin “Zapp” hat mit zwei hochkarätigen Experten über den Boom des Genres gesprochen: Mit Giuseppe Di Grazia (“Stern Crime”) und mit Sabine Rückert (“Zeit Verbrechen”). Eine derart breite mediale Beschäftigung mit besonders spektakulären Gewalttaten könne jedoch dazu beitragen, dass die Kriminalitätsfurcht steigt, warnt Bernd-Rüdiger Sonnen, Rechtswissenschaftler von der Uni Hamburg.

6. Was labert der? Die Sprache der Nummer-Eins-Hits in Deutschland
(einfacherdienst.de)
Von der Mitte der Neunzigerjahre bis in die jüngste Vergangenheit kritisierten viele Menschen die Übermacht englischsprachiger Musik im Radio. Und immer wieder gab es seine Diskussion um eine Quote für deutschsprachige Musik. Eine Debatte, die sich heutzutage nicht mehr stellt: Sämtliche Lieder der Top 10 der MTV-Single-Charts haben deutschsprachige Texte. (Wobei Bandnamen und Songtitel teilweise nicht ohne die englische Sprache auskommen. Aber “Kirsche Kirsche Dame” von “Hauptstadt Büstenhalter” beziehungsweise “Besitztumsbruder” klinge zugegebenermaßen auch etwas irritierend.)

Mit Bild.de den Staat bescheißen

Woran erkennt man “Bild”-Leserinnen und “Bild”-Leser? Sie heften ein falsches E-Auto-Ladekabel an ihren Diesel oder Benziner, um 1,50 Euro zu sparen:

Screenshot Bild.de - Mit diesem Trick
Screenshot Bild.de - kann man gratis
Screenshot Bild.de - in Städten parken

Und das funktioniere ganz einfach mit ein paar günstigen Utensilien aus Bau- und Elektromärkten, wie Bild.de in einem Zwei-Minuten-Video en détail zeigt. Die Redaktion, die “wütend” wird, wenn alkoholkranke Hartz-IV-Empfänger ihr mit Lebensmittelgutscheinen erworbenes Mineralwasser wegkippen, um mit dem Pfandgeld ihre Sucht stillen zu können, zeigt ihrer Leserschaft, wie man den Staat bescheißen kann:

Screenshot Bild.de - Funktioniert!

Und, funktioniert’s?

Screenshot Bild.de - Funktioniert!

So ganz trauen die Mitarbeiter es sich dann aber doch nicht:

Screenshot Bild.de - Bild weist darauf hin, dass dieses Vorgehen zumindest eine Ordnungswidrigkeit darstellt und rät von Nachahmung ab.

“So macht ihr es, aber macht es nicht!” Ist das ein trauriger Haufen.

Mit Dank an Philipp L. für den Hinweis!

Nachtrag, 23:24 Uhr: Ja, gut, zugegeben, ganz genau müsste es wohl heißen: Mit Bild.de die Kommunen bescheißen — denn an die würden die Parkgebühren eigentlich gehen. Wobei Kommunen und Gemeinden als mittelbare Staatsverwaltung natürlich auch Teil des Staats sind. Und ob nun Staat oder Kommune: Die Gemeinschaft wird beschissen.

Nachtrag, 5. April: Mehrere Leserinnen und Leser weisen berechtigterweise darauf hin, dass auch nach Befolgen des schlitzohrigen “Bild”-Tricks noch einiges fehlen dürfte, damit der Benziner oder Diesel wie ein richtiges Elektroauto aussieht. Man müsste zum Beispiel den Auspuff, den ein E-Auto normalerweise nicht hat, absägen. Außerdem gibt es für Elektroautos ein besonderes Kfz-Kennzeichen mit einem “E” am Ende, das E-Auto-Besitzerinnen und -Besitzer allerdings nicht verpflichtend nutzen müssen.

Angriff auf Kunstfreiheit, PR oder Journalismus?, Grindels Drehtür

1. Ein Angriff auf die Freiheit der Kunst
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Staatsanwaltschaft in Gera ermittelt gegen die Aktionskunstgruppe “Zentrum für Politische Schönheit” wegen “Bildung einer kriminellen Vereinigung”. Nicht nur ein Skandal allererster Güte, sondern ein Angriff auf die Freiheit der Kunst, wie Markus Reuter in seinem Kommentar findet: “Wer auch immer dieses Verfahren eröffnet und für 16 Monate nicht eingestellt hat, sollte von seinem Amt zurücktreten.”

2. Theodor-Wolff-Preis Lebenswerk für Michael Jürgs
(bdzv.de)
Der Theodor-Wolff-Preis ist “die renommierteste Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat”. So urteilt jedenfalls der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger über den von ihm vergebenen Journalistenpreis. Dieses Jahr auf der Nominierungsliste: Das vielfach kritisierte Pro und Contra der “Zeit” über die Seenotrettung von Geflüchteten “Oder soll man es lassen?”. Es wäre interessant zu erfahren, was der Namensgeber Theodor Wolff von dieser Nominierung halten würde. Wolff musste nämlich selbst flüchten (vor den Nazis).
Über den nominierten Beitrag siehe auch: Leben oder sterben lassen?: “In der “Zeit” wird diskutiert, ob Schiffsbrüchige gerettet werden dürfen — mit halben Wahrheiten und kruden Vergleichen. Ein Faktencheck.” (taz.de, Christian Jakob).

3. Karl Lauterbach zu Gesundheits-Fakes News im Netz: “Der Verbraucherschutz ist überhaupt nicht ausgeprägt”
(medwatch.de, Nicola Kuhrt & Hinnerk Feldwisch-Drentrup)
“MedWatch” hat sich mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach über die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet unterhalten. Außerdem geht es um eine mögliche Impfpflicht, Homöopathie und Heilpraktiker, sowie um Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Kostenerstattung.

4. Eine Gratwanderung: PR oder Journalismus?
(ndr.de, Daniel Bouhs)
Ist PR eine “Spielart des Journalismus”, wie der DJV-Vorsitzende Frank Überall behauptet, oder “selektive Auftragskommunikation”, die nichts mit unabhängiger Berichterstattung zu tun hat, wie der Hamburger Journalistik-Professor Volker Lilienthal betont? Auf jeden Fall ist es eine Gratwanderung, bei der Transparenz besonders wichtig sei.

5. So werden aus Politikern wieder Journalisten
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth und Stefan Fries)
Reinhard Grindel könnte nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident theoretisch wieder zum ZDF, seinem alten Arbeitgeber, zurückkehren. Der Sender hält ihm jedenfalls eine Stelle frei. Der “Deutschlandfunk” hat bei öffentlich-rechtlichen Sendern nachgefragt, wie sie mit möglichen Rückkehrern umgehen.
Weiterer Lesehinweis: Ex-DFB-Chef Grindel: Drehtür zurück zum ZDF? (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz).

6. System der Angst
(freitag.de, Lennart Laberenz)
Herrscht auf dem Buchmarkt oder in der Fernsehunterhaltung ein “System der Angst” vor allem, was neu, andersartig und mutig ist? Über diese Frage hat der “Freitag” mit zwei Autorinnen gesprochen: Heidi Goch-Lange, die unter dem Pseudonym Sofie Cramer Bestseller wie “SMS für dich” geschrieben hat, und Drehbuchschreiberin Dorothee Schön (u.a. “Tatort”, “Charité”).

Lobbyarbeit statt Berichterstattung: Wie die “Bild”-Medien für die Urheberrechtsreform kämpften

Am Tag nach der Abstimmung über die EU-Urheberrechtsreform stellte ZDF-Korrespondent Florian Neuhann treffend fest:

Tweet von Florian Neuhann - Bemerkenswert, wie die Bild in einer Nachricht auf S. 1 über die Urheberrechtsreform berichtet, ohne auch nur ein einziges Wort über die Kritik zu verlieren. Nicht mal das sonst unter Journalisten so beliebte Wort umstritten fällt
Weiterer Tweet von Florian Neuhann - Habe übrigens mal nachgesehen, wie oft Bild über Proteste gegen Urheberrechtsreform berichtet hat. Gefunden habe ich nicht viel. Eine Meldung über die Demo, online etwas über Wikipedia-Protest. Im gedruckten Blatt? Offenbar: nichts.

Doch, auch in den gedruckten “Bild”-Medien gab es was zum Thema — einen Artikel. Wenige Tage vor der Abstimmung erschien in “Bild am Sonntag”:

Ausriss Bild am Sonntag - Wer für die Filter ist, bekommt sogar Morddrohungen

Auf der einen Seite CDU-Politiker Axel Voss, der für eine “gute Sache” kämpfe und dafür “zur Hassfigur des Internets” geworden sei, auf der anderen Seite die jungen Menschen, die “auf die Barrikaden” gehen und nicht mal vor “Morddrohungen” zurückschrecken würden.

Daneben beschrieb die “BamS”-Redaktion in einem vermeintlichen Erklär-Kasten noch mal, warum die Reform dringend “nötig” sei, und beantwortete Fragen wie “Was passiert, wenn die Reform abgelehnt wird?” (Antwort: Das wäre “ein Schlag für die Medien- und Kreativschaffenden in Europa”). Die Argumente der Kritiker wurden nicht erläutert, sie wurden nicht mal erwähnt. Unter dem Punkt “Wer kämpft für die Reform, wer dagegen?” listete das Blatt bei den Gegnern nur den Bundesverband Deutsche Start-ups auf:

Der Bundesverband Deutsche Start-ups warnt vor der Einführung von Uploadfiltern. Junge Start-ups müssten diese zukünftig dann teuer einkaufen, weil sie die Uploadfilter nicht selbst entwickeln könnten.

Als wäre das das einzige Problem. Und als wären Start-ups die einzigen, die vor Uploadfiltern gewarnt hätten. Alle anderen Argumente, alle anderen Gegner ließ das Blatt einfach unter den Tisch fallen.

Dazu stellte die Redaktion noch eine “Sonntagsfrage” an Passanten. Nicht etwa: “Was halten Sie von der EU-Urheberrechtsreform?” Sondern: “Müssen Facebook, Google & Co. mehr in die Verantwortung genommen werden, damit Recht und Respekt auch im Internet gelten?” Antwort aller Befragten: Ja.

Ausriss Bild am Sonntag mit der Straßenumfrage

Auch die anderen “Bild”-Artikel rund um die Reform waren keine Berichterstattung, sondern Lobbyarbeit. Ein Beispiel:

Ausriss Bild-Zeitung - Deutsche wollen faires Urheberrecht

Was “Bild” nicht erwähnte: Hinter der Initiative, die die Umfrage in Auftrag gegeben hatte, steht der Dachverband europäischer Verwertungsgesellschaften, dem unter anderem die GEMA angehört. Die Initiative war extra für die Lobbyschlacht gegründet worden und hatte sich mit allen Mitteln für Artikel 13 eingesetzt.

Bereits im Februar hatte “Bild” auf der Titelseite geschrieben:

Ausriss Bild-Titelseite - EU-Reform zum Urheberrecht - Google soll künftig an Verlage zahlen

Die Presseverlage würden durch die Reform “deutlich gestärkt”, hieß es da. Und: Es habe “heftige Diskussionen” gegeben. Warum es die gab und was die Gegner einzuwenden hatten, verschwieg die Redaktion.

Darüber hinaus fand das Thema in den “Bild”-Medien kaum statt: Bei Bild.de gab es einen Artikel, in dem ein CDU-Politiker von vermeintlich gekauften Demonstranten erzählen durfte. Und einen Text zur Demo in Berlin. Außerdem durfte CDU-Mann Günther Oettinger im Interview erklären, “warum die Proteste gegen das neue EU-Urheberrecht unbegründet sind”. In “Bild” und “BamS” haben wir lediglich noch zwei kleine Artikel aus diesem Jahr gefunden: “Wikipedia heute gesperrt” und “CDU will keine Upload-Filter für Deutschland”. Auch im Artikel zum Wikipedia-Protest verschwieg “Bild” das Warum. Schlimmer noch: Die Redaktion stellt es so dar, als wären die Wikipedia-Autoren gegen die Stärkung der “Rechte von Künstlern, Autoren und Verlagen”:

Damit protestieren die Autoren der Plattform gegen die EU-Urheberrechtsreform, die Ende des Monats im EU-Parlament zur Abstimmung steht. Sie soll u. a. die Rechte von Künstlern, Autoren und Verlagen an ihren Inhalten besser schützen.

Passend dazu auch Franz Josef Wagner:

Ich finde den Streik von Wikipedia beschissen. Bezahlt die Autoren, die Regisseure, die Journalisten, die Forscher, die Dichter und Denker. Sie sind das Salz der Welt.

Im Übrigen hatte sich “Bild” auch beim Wikipedia-Protest sichtlich Mühe gegeben, ihn möglichst unauffällig im Blatt unterzubringen:

Übersicht über Bild-Seite mit kleinem Wikipedia-Protest-Artikel

Deutlich sichtbarer hingegen war in den Tagen vor der Abstimmung das hier:

Übersicht über Bild-Seite mit großer Pro-Urheberrechtsreform-Anzeige
Übersicht über Bild-Seite mit großer Pro-Urheberrechtsreform-Anzeige
Übersicht über Bild-Seite mit großer Pro-Urheberrechtsreform-Anzeige

Mit Dank auch an alle Hinweisgeber!

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