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Mit leichten Abwendlungen

Karl Wendl ist Bild.de-Kolumnist und schreibt seit gut zwei Jahren über nichts Geringeres als “die Zusammenhänge der Weltpolitik”. Schließlich ist Wendl viel herumgekommen: Kriegsreporter in Bosnien und im Irak war er, in Österreich langjähriges Mitglied der Chefredaktion der Wiener Info-Illustrierten “News” und zwischenzeitlich auch mal Auslandschef bei Springers “Welt am Sonntag”. 1998 spürte er (für “News”) den österreichische Millionenbetrüger Wolfgang Rieger in den Bergen vor Nizza auf, zehn Jahre später traf er (für “Bild”) Margot Honecker in Nicaragua; er interviewte Radovan Karadczic (für “News”) und Al Gore (für “Bild”). Für “Bild” beantwortete er im US-Wahlkampf u.a. auch “die wichtigsten Fragen zum ‘schwarzen Kennedy'” und andere (“Der Fluch der Kennedys: Was hat das Schicksal bloß gegen diesen Clan?”, “Ist der Krieg im Irak am Ende doch ein Erfolg?”).

Die “FAZ” nannte Wendl mal einen “Vollprofi”.

Schlagzeilen macht Wendl jedoch zuletzt vor einem Jahr, als ihn der US-amerikanische “Star-Kolumnist und Pulitzer-Preisträger” Jim Hoagland “in der renommierten ‘Washington Post’, größte Tageszeitung der amerikanischen Hauptstadt”Äh, Quatsch! Schlagzeilchen machte Wendl zuletzt vor zwei Jahren, als sich “News” (die er 1992 mitgegründet hatte) kurzerhand von ihm trennte. Der Vorwurf damals: In der deutschen Ausgabe der Zeitschrift “Vanity Fair” war zu einigen umstrittenen Fotos des österreichischen Ex-Ministers Karl-Heinz Grasser ein Grasser-Portrait gedruckt worden, das Wendl ohne Rücksprache mit seinem Arbeitgeber für das deutsche Magazin verfasst hatte. Die “Zeit” schrieb dazu:

Das ist schon mal schlecht. Noch schlechter ist aber, dass die im Artikel verwendeten Zitate von [Grasser] aus diversen anderen Interviews zusammengesucht waren – ohne Quellenangaben.

Schlecht war das mit den zusammengeklaubten Zitaten offenbar vor allem deshalb, weil Wendls Text damit den Eindruck erwecken konnte, als habe Grasser (der laut “Süddeutsche Zeitung” Wünsche des Magazins nach einem Interview immer abgelehnt haben soll) eine gemeinsame Sache mit der “Vanity Fair” gemacht.

Nun ja.

Wenig später jedenfalls bekam Wendl dann seinen Job bei “Bild” — und eine Bild.de-Kolumne über nichts Geringeres als “die Zusammenhänge der Weltpolitik”.

Darin schrieb er gestern über den arabischen TV-Sender Al Jazeera (siehe Screenshot [pdf]).

Man könnte auch sagen: Wendl schrieb ab — aus einem Artikel über den arabischen TV-Sender Al Jazeera, veröffentlicht am Vortag in der Schweizer “NZZ am Sonntag”, ohne Quellenangabe oder einen Hinweis auf das “NZZ”-Original, dafür aber mit kleinen Abwendlungen (“Gaza-Krieg” statt “Gaza-Krise”, siehe folgende Beispiele).

“NZZ am Sonntag” Wendls Bild.de-Kolumne
Kein anderer Sender berichtet so ausführlich über die Gaza-Krise, keiner ist so populär und einflussreich in der arabischen Welt. (…) Kein anderer Sender berichtet so ausführlich über den Gaza-Krieg, keiner ist so populär und einflussreich. (…)
(…) Doch die israelische Regierung tut derzeit genau das Gegenteil. Sie sucht die Nähe zum 1996 gegründeten Sender aus dem Emirat Katar. Aussenministerin Tzipi Livni versorgte den Sender vergangene Woche mit einem Exklusivinterview. Der Oppositionsführer Benjamin Netanyahu gab sich ebenfalls die Ehre, Sprecher der israelischen Regierung und der Armee tauchen im Stundentakt zu Live-Interviews und Talkrunden auf al-Jazira auf. (…) Die Regierung in Jerusalem macht deshalb das genaue Gegenteil. Sie sucht sogar die Nähe des mächtigen TV-Kanals. Außenministerin Tzipi Livni gab dem Sender ein Exklusivinterview. Oppositionsführer Benjamin Netanyahu trat ebenfalls auf. Die Sprecher der israelischen Regierung und der Armee informieren seit Beginn der Bodenoffensive fast im Stundentakt in Live-Interviews und Talkrunden über die jeweiligen Entwicklungen.

Es sind nicht die einzigen, fast wörtlichen Übereinstimmungen. Kaum eine Info, kaum ein Gedanke in Wendls Kolumne, der sich nicht auch in der “NZZ am Sonntag”-Vorlage fände und von Wendl bloß kunstvoll auseinandergeschnippelt und neu zusammengestückelt wurde.

Aufgefallen war das alles gestern dem Chefredakteur des Schweizer Medienmagazins “Klartext”, Nick Lüthi, der nicht nur in seinem Blog darüber schrieb, sondern auch Wendl um Stellungnahme zum Plagiatsvorwurf bat. Eine Antwort erhielt Lüthi nicht.

Aber seit heute ist die aktuelle Kolumne des “Vollprofis” Wendl aus dem Angebot von Bild.de verschwunden.

Nachtrag, 20.45 Uhr: Karl Wendl weist uns darauf hin, dass Nick Lüthi von ihm inzwischen eine Antwort erhalten habe. Lüthi selbst fasst sie in einem Update seines Blog-Eintrags so zusammen:

Karl Wendls Erklärung für den “Irrtum” lautet wie folgt. Er habe der Redaktion versehentlich eine “Skizze”, statt des fertigen Artikels gemailt und das unfertige Stück sei dann veröffentlicht worden. Als er nach unserem Hinweis den “Irrtum” bemerkte, habe er die Redaktion umgehend angewiesen, den Text von der Webseite zu entfernen.*

*) Wir halten diese Erklärung für unplausibel, sind von Bild.de-Kolumnisten aber auch nichts anderes gewohnt.

6 vor 9

1. Die Chefredakteurin von brand eins im Interview
(meedia.de, Oliver Scheiner)
Gründerin und Chefredakteurin Gabriele Fischer: “Ich sehe zwar einige neue Titel im Zeitschriftenhandel, aber da ist nichts wirklich Neues dabei. Die sind alle nach dem Strickmuster ‘Der Weiße Hai Teil II’ gestrickt – alles Dritt- oder Viert-Verwertungen. Das sind für mich keine neuen Ideen.”

2. “Das neue Modebewußtsein der Magazine”
(taz.de, Tobias Rapp)
“Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass langfristig nur zwei produktorientierte Kulturindustrien übrig bleiben werden. Kunst und Mode. Die Tonträger verschwinden. Sobald die Übertragungsgeschwindigkeiten und Speicherkapazitäten groß genug sind, wird die Filmindustrie in Schwierigkeiten kommen. Und mit dem ‘Kindle’ wird demnächst das erste elektronische Buch mit Massenappeal auf den Markt kommen. Bleiben Kunst und Mode.”

3. “Fernsehen spielt online fast keine Rolle”
(spiegel.de, Jan-Philipp Hein)
Fernsehkritiker David Harnasch alias B-Arbeiter sitzt mehrere Stunden an seinen Beiträgen, die wenige Minuten lang sind. Er soll einer der wenigen Fernsehkritiker sein, denn das Medium sei nicht mehr kritikwürdig.

4. “Die GEZ-Verschwendung mit Oliver Kahn”
(welt.de, Antje Hildebrandt)
“Kaum sind die Klagen über Gebührenverschwendung beim Zweiten Deutschen Fernsehen verstummt, bahnt sich neuer Ärger an: Für das Abschiedsspiel des ehemaligen Nationaltorhüters soll der Sender doppelt so viel wie für ein gemeines Spiel im Uefa-Cup gezahlt haben – und das, obwohl der eigentliche Star fehlte.”

5. “Blogger als Journalisten: Was ‘die Neuen’ können”
(medianet.at, Matthias G. Bernold)
“Dass die Blogger in die erlauchten Kreise der renommierten Medien eindringen konnten, hat auch mit deren Schwäche zu tun. Als der zweite Irakkrieg losbrach – ließen sich selbst hervorragende Zeitungen wie die New York Times in die Regierungspropaganda einspannen. Es waren unabhängige Blogger, die Widersprüchlichkeiten anprangerten.”

6. “Gutes Fernsehen erst nach Mitternacht?”
(ringfahndung.de)
“Jeder darf sich jetzt gerne selber fragen, wieso drei der vier Fernsehtipps des Hamburger Abendblattes von heute (Ausriss) nach Mitternacht beginnen!”

medienlese – der Wochenrückblick

935 unwahre Behauptungen, Premiumblogger, Luegmol.

Die Regierung von US-Präsident Bush sah sich mit einer Studie konfrontiert, die ihr bescheinigte, 935 “unwahre Behauptungen” gemacht zu haben, um den Einmarsch in den Irak rechtzufertigen. Schuld sind aber auch die Medien. Lee Hamilton, früherer Vorsitzender der Irak-Komission des Kongresses, gemäss tagesschau.de: “Die allermeisten Medien haben den Krieg regelrecht bejubelt, dabei ist es ihre Aufgabe, jede öffentliche Äußerung auf den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Das haben sie nicht getan.”

Beim Schweizer Lokalsender Telebasel stellte der Chef höchstpersönlich seinen Sender aus – aus Versehen. Eigentlich wollte er “die Klimaanlage ausschalten, die ihrer lauten Geräusche wegen die Redaktion störte. Statt der Klimaanlage erwischte Surbeck aber den Generalschalter von Telebasel.”
Read On…

Von Äpfeln und Birnen, Türken und Deutschen

Die Sprache, in der die “Bild”-Zeitung sich dem Thema Ausländerkriminalität widmet, liest sich inzwischen so:

Der deutsche Steuerzahler blecht dafür, dass brutale Ausländer in Deutschland sicher leben können, muss aber damit rechnen, von ihnen verprügelt zu werden!

Seit über zwei Wochen fährt “Bild” eine immer schrillere Kampagne, die keine Rücksicht auf Verluste nimmt und einen Eindruck von explodierender Ausländergewalt erweckt, der mit der Realität wenig zu tun hat. Christian Pfeiffer, einer der renommiertesten deutschen Experten zum Thema Jugend- und Ausländerkriminalität, sagt, er habe eine Kampagne von solcher Intensität noch nicht erlebt und nennt sie “massiv gefährlich”.

Im BILDblog-Interview warnt er davor, falsche Schlussfolgerungen aus den Statistiken zu ziehen, plädiert aber auch für eine offene Diskussion zum Beispiel über innerfamiliäre Gewalt in türkischen Familien.

6 vor 9

Kai Diekmanns “Betonschrift”
(stern.de, Lutz Kinkel)
Kampf der Kulturen, mitten in Berlin. Feingeist Michael Naumann stellt das neue Buch von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann vor. Besser gesagt: Er verreißt es. Ein Abend mit zwei Männern, die sich eigentlich nichts zu sagen haben.

Schon wieder der Mainstream
(virtualreview.ch)
“Muss es der Mainstream-Markt sein, der im Mittelpunkt steht? Aus unserer Sicht muss es eben nicht der Mainstream-Markt sein. Die Werbeleute hören das natürlich nicht gerne, weil sie nur daran interessiert sind, ob sich der Mainstream in bare Münze umwandeln lässt. Es mag sein, dass ein paar Blogger im Mainstream bedeutungsvoll mitmischen können. Das Gros der Blogger wird dort bleiben, wo es ist.”

«Zeitungen werden Web-Interaktivität haben»
(werbewoche.ch, Alfred Krüger)
Ian Pearson, Zukunftsforscher von British Telecommunications, sieht kein Ende der Printmedien, sondern ihre Erweiterung mit Video- und Web-Displays.

?Kein journalistisches Umfeld?
(blog.hogenkamp.com)
Peter Hogenkamp bittet eine renommierte Schweizer Bildagentur um eine Offerte für Verwendung ihrer Bilder in unseren Blogs. Antwort: “Wir liefern grundsätzlich nicht in ein nicht-journalistisches Umfeld.”

Journalist als Berufswunsch!?
(rp-online.de, Mike)
Mein Wunsch war es schon fast immer, später mal Journalist zu werden. Aber die jetzige Situation von Journalisten in Deutschland lässt mich zweifeln.

Darum haben Zeitschriften unrecht
(waschsalon.twoday.net)
“Habe gestern in der NEON gelesen: Wenn man eine Zwiebel durchschneidet und sich damit die Fußsohlen einreibt, hat man eine Stunde später den Geschmack von Zwiebeln im Mund. Gelesen, getan. Stimmt aber nicht.”

Anatomie einer Sommerlochliebe

Jeden verdammten Tag muss eine Zeitungsredaktion Zeitungsseiten füllen. Sommers wie winters. Und umgekehrt. Und keine Redaktion hat so viel Übung darin wie “Bild”, beliebig wenig Material in beliebig viel Berichterstattung zu verwandeln. Nachdem sich eine Mutter “verzweifelt bei BILD” gemeldet hatte, machten sich die “Bild”-Redakteure an die Arbeit. Ein Foto-Fortsetzungsroman* in (bislang) sechs Teilen:

— Folge 1 —
Dienstag, 7. August 2007


Angeblich wichtigste Info: Eine Tochter (18) ist mit ihrem Lehrer (51) in den Urlaub gefahren und: “Ihre Mutter meldete sich verzweifelt bei BILD.”
Wichtigste Info: Die Tochter ist seit April volljährig.
Unwichtigste Erkenntnis: Das Berliner Gymnasium, das die Schülerin besucht, ist “renommiert”.
Experten: Kenneth Frisse (Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung)
Unbeantwortetste Frage: “Wann war der Moment, als aus einer kindlichen Schwärmerei Liebe wurde?”
Unerklärlichste Ungereimtheit: Was soll eigentlich dieses kleine, stimmungsvolle Arc-de-Triomphe-Foto neben dem Handy?
Anzahl der Fotos: 4 (incl. Handydisplay & Arc de Triomphe)
Unkenntlichmachungen: 1 schwarzer Balken (Schülerin)
Anzahl der Hinterköpfe:
Anzahl der “Bild”-Autoren: 1
Attribuierungen der Beziehung: “diese Liebe”

— Folge 2 —
Donnerstag, 9. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Sie hat ihre Hände um seine Schultern gelegt, er tätschelt zärtlich ihre Hüfte. Die Lippen der Liebenden im See berühren sich zu einem innigen Kuss.”
Wichtigste Info: Ein Paparazzo hat Schülerin und Lehrer beim Baden im See fotografiert.
Unwichtigste Erkenntnis: “Auch die Schulbehörde ist über die bizarre Sommerliebe informiert.” (siehe wichtigste Nachricht vom Freitag)
Experten: Reimer Hinrichs (Psychoanalytiker), Andre Schindler (Sprecher des Berliner Landeselternauschusses), Rose-Marie Seggelke (Berlin-Chefin der Lehrergewerkschaft GEW), Norbert Beital (Rechtsanwalt) sowie die Schülerinnen Katharina (16), Glynis (18), Julia (19) und Sandra (18)
Unbeantwortetste Frage: “Ist dieser Kuss Sünde?”
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Anzahl der Fotos: 13
Unkenntlichmachungen: 7 Verpixelungen (Schülerin und Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: 4
Anzahl der “Bild”-Autoren: 5
Attribuierungen der Beziehung: “bizarre Sommerliebe”, “Liebes-Glück”

— Folge 3 —
Freitag, 10. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Jetzt spricht die Schülerin”
Wichtigste Info: “Schon Mitte Juni soll der Pädagoge seine Versetzung an eine andere Schule beantragt haben.”
Unwichtigste Erkenntnis: “Er steht auf, holt Zucker für ihren Kaffee.”
Experten:
Unbeantwortetste Fragen: Sind die Fotos, die Schülerin und Lehrer beim Eisessen zeigen, (noch) Paparazziaufnahmen oder (schon) gestellt?
Unerklärlichste Ungereimtheit: Wieso kommt, als “Bild” Schülerin und Lehrer zum Interview “in einem kleinen Ort in Brandenburg” trifft, plötzlich ein “ehemaliger Kollege des Lehrers” vorbei?
Anzahl der Fotos: 11
Unkenntlichmachungen: ca. 16,5 Verpixelungen (Schülerin und Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: ca. 1,5
Anzahl der “Bild”-Autoren: unbekannt
Attribuierungen der Beziehung: “bizarrste Liebe des Sommers”, “verbotenes Glück”, “Sommerglück”, “das Glück”

— Folge 4 —
Samstag, 11. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Sie will ein Kind vom ihm”
Wichtigste Info: Der Lehrer lässt sich nach den Sommerferien an ein anderes Gymnasium versetzen.
Unwichtigste Erkenntnis: “Aber heute hat ihre Mutter auch Geburtstag.”
Experten: Peter Sinram (Deutschlehrer), Udo Wasse (pensionierter Englischlehrer), Harald Junge (Deutschlehrer), Dieter Schütze-Sladek (Mathelehrer)
Unbeantwortste Frage: “Aber hat ihre ungewöhnliche Liebe wirklich eine Chance?”
Unerklärlichste Ungereimtheit: —
Anzahl der Fotos:
13
Unkenntlichmachungen: 6 Verpixelungen (Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: 2
Anzahl der Autoren: 5
Attribuierungen der Beziehung: “verbotenes Glück”, “ungewöhnliche Liebe”

— Folge 5 —
Montag, 13. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Eltern schmeißen ihre verliebte Tochter raus!”
Wichtigste Info: “In einer Woche muss er [der Lehrer] wieder unterrichten, an einer neuen Schule. (…) Der Gymnasiallehrer lebt seit Jahren von seiner Ehefrau getrennt. Demnächst ist Scheidungstermin.”
Unwichtigste Erkenntnis: Der Lehrer hilft derzeit Freunden beim Hausbau.
Experten: —
Unbeantwortetste Frage:
“Was soll ich zu ihm sagen — Schwiegeropa?”
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Wieso behauptet die Schülerin, ihre Mutter habe zur ihr gesagt, “dass ich abhauen soll”, wo doch die Mutter zuvor via “Bild”-Zeitung “Kind, komm doch bitte heim!” flehte?
Anzahl der Fotos: 4
Unkenntlichmachungen: 1,5 Verpixelungen (Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: 3,5
Anzahl der Autoren: 1
Attribuierungen der Beziehung: “Sommer-Glück”, “bizarre Liebe”

— Folge 6 —
Dienstag, 14.8.2007


Angeblich wichtigste Info: “Verliebte Schülerin ganz allein in Pariser Doppelbett”
Wichtigste Info:
Unwichtigste Erkenntnis: In Paris recherchiert die Schülerin “in der Nationalbibliothek für ihre Abiturarbeit zur Bartholomäusnacht”.
Experten:
Unbeantwortetste Frage: Ob sich die Mutter der Schülerin das wohl so gedacht hat, als sie sich “verzweifelt bei BILD” meldete?
Unerklärlichste Ungereimtheit: Wenn “Bild” seit Tagen große Fotos der Schülerin zeigt und diese seit Samstag nicht einmal mehr verpixelt, wieso nennt “Bild” sie dann immer noch bei ihrem (von “Bild” geänderten) Vornamen “Jasmin”?
Zahl der Fotos: 6
Unkenntlichmachungen: 1 Verpixelung (Lehrer)
Hinterköpfe: 0
Zahl der Autoren: 1 (“7.13 Uhr hebt ihr Flieger ab. BILD begleitet sie.”)
Attribuierungen der Beziehung: “Sommerglück”

Fortsetzung folgt?
 

— Folge 7 (Nachtrag) —
Mittwoch, 15. August 2007

Angeblich wichtigste Info:
Wichtigste Infos: “Gestern war sie in der Bibliothek, schmökerte sich durch acht Bücher. Abends genoss sie die Aussicht vom Montmatre bei einem Glas Merlot.” (Hervorhebungen von uns.)
Unwichtigste Erkenntnis: “Jetzt will der Direktor wissen, was da läuft”
Experten:
Unbeantwortetste Frage: Wie ist das eigentlich, mit einem “Bild”-Reporter und einem “Bild”-Fotografen Urlaub in Paris zu machen?
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Anzahl der Fotos: 5
Unkenntlichmachungen: 1 Verpixelung (Lehrer)
Hinterköpfe:
Anzahl der “Bild”-Autoren: 1
Attribuierungen der Beziehung: “ihre große Liebe”

— Folge 8 (Nachtrag) —
Freitag, 17. August 2007

Angeblich wichtigste Info: “Jasmin A. (…) kommt heute zurück nach Berlin.”
Wichtigste Info:
Unwichtigste Erkenntnis:
Experten:
Unbeantwortetste Frage:
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Anzahl der Fotos: 2
Unkenntlichmachungen: 0
Hinterköpfe: 0
Anzahl der Autoren: unbekannt
Attribuierungen der Beziehung:

Nachtrag, 20.8.2007: Am vergangenen Samstag berichtete “Bild”, dass die Schülerin “wieder in Berlin” sei (“landete um 8.32 Uhr in Tegel”). Und heute berichtet “Bild”, was eine andere junge Frau über ein Jahre zurückliegendes, angebliches Liebesverhältnis mit dem “Liebes-Lehrer” zu berichten hat. Fürs Protokoll: Auch die “Ex-Geliebte”, deren Gesicht “Bild” vollständig unkenntlich gemacht und deren Namen “Bild” geändert hat, war laut “Bild” zum Zeitpunkt des angeblichen Liebesverhältnisses volljährig.

Mit anderen Worten: Wir melden uns wieder, falls es in dieser Sache Neues zu berichten gibt.

*) Alle zusätzlichen Verpixelungen in den Ausrissen von uns.

6 vor 9

«Swiss shrine of freedom under fire»
(nzz.ch, sig.)
Spielt Calmy-Rey mit verdeckten Karten, wie die «Frankfurter Allgemeine» meint? Liegt die «New York Times» richtig, wenn sie das private Sponsoring einer Nationalfeier als Ausdruck des schweizerischen Staatsverständnisses bezeichnet? Und weshalb beschäftigen sich die renommiertesten Blätter der Welt mit einer Schweizer Wiese?

Journalistisches Profil nicht länger gefragt
(faz.net, Michael Hanfeld)
Als er hörte, er müsse nach dem Urlaub nicht mehr kommen, hielt er es zuerst für einen Scherz: Ein Gespräch mit Thomas Kausch, dem bisherigen Nachrichtenchef von Sat.1, den sein Sender von jetzt auf gleich seiner Pflichten enthob.

Auf die neue Tour
(taz.de, Andreas Rüttenauer)
Eurosport hat sich in der Live-Berichterstattung von der Tour de France als kritischer Begleiter des Radzirkus profiliert – mit besseren Quoten als Sat.1.

Wie das Netz die US-Politik revolutioniert
(spiegel.de, Christian Stöcker)
Der durch Youtube gefütterte Vorwahlkampf der US-Demokraten markiert einen Wendepunkt der politischen Kultur in den USA. Das Netz wird zum zentralen Ort der politischen Debatte. Einziges Manko: Diesmal noch musste das TV als Medium mithelfen.

stern.de will Spiegel Online überholen
(turi-2.blog.de, Peter Turi)
Wundertüte 2.0: Fünf bis sechs Jahre Vorsprung hat Spiegel Online vor stern.de nach Meinung von Chefredakteur Frank Thomsen. Doch jetzt will stern.de aufholen – und möglichst bald überholen. Dazu setzen Thomsen und sein Team auf zusätzliche Community-Angebote. Im großen Interview berichtet stern.de-Chefredakteur über seine Angriffspläne, über Onlinelust (schnelle Interaktion) und Onlinefrust (wichtigtuerische Techniker).

Opa – erzählst du nochmal vom Blog?
(netzeitung.de, Maik Söhler)
Die Geschichte der deutschsprachigen Weblogs. Außerdem: Google Earth hilft der Steuerfahndung & Biometrie im Irak. Der Blogblick.

6 vor 9

Roger Köppel und seine «Weltwoche»
(drs.ch, Christoph Keller, Audio, 25:52 Minuten)
Seit fünf Jahren gibt es die «Weltwoche» in ihrem neuen Tabloid-Gewand. Das sind fünf wechselvolle Jahre für einen der renommiertesten Titel in der Deutschschweizer Presselandschaft.

Betrüger schafft es mit Fake-Anzeigen in Schweizer Zeitungen
(persoenlich.com, Stefan Wyss)
Das Lifestylemagazin SI Style, die Abendzeitung “heute” und die SonntagsZeitung sind einem Betrüger auf den Leim gegangen. Juan Isidro Casilla schaffte es mit gefälschten Anzeigen in alle drei Titel und richtete damit einen Schaden von über 100’000 Franken an. Dies obwohl der Schwindler nach Intervention der Zeitschrift gay.ch, in der er zuvor Anzeigen platzieren wollte, bereits einmal verhaftet wurde.

“Die wenigsten meiner Mandanten wissen vom Blog”
(politik-digital.de)
Der Rechtsanwalt und Lawblogger Udo Vetter chattete in der Blogsprechstunde über die schlimmsten juristischen Fallstricke beim Bloggen und Rechtsrat per Online-Video. “Politiker sollten wissen, dass das Internet nicht nur aus Terroristen und Pornos besteht”, ärgerte sich der Anwalt.

Web 2.0 fördert den Narzissmus
(telepolis.de, Florian Rötzer)
Nach einer Studie von US-Psychologen sind die Studenten im Jahr 2006 die narzisstischste Generation seit 25 Jahren.

Auf halber Höhe
(taz.de, Julie Siple)
Lange Worte, kurze Texte: Im Vergleich mit der US-“Vanity Fair” fehlt der deutschen Ausgabe des Gesellschaftsmagazins einfach der Tiefgang.

Der Kampf um Deutschlands Leistungselite
(massenpublikum.de)
Es gibt endlich wieder ein Duell – wie früher Oasis gegen Blur, Boris Becker gegen Stefan Edberg oder die Nazis gegen die Kommunisten: Am Kiosk streiten sich derzeit mit der Vanity Fair und der Park Avenue gleich zwei Hochglanz-Magazine um die ?Leistungselite? Deutschlands. Wir wagen den Vergleich – ganz objektiv.

Propaganda mit toten Kindern

“Bild” steht im gegenwärtigen Nahost-Krieg uneingeschränkt hinter der israelischen Armee. Ob das eine gute Voraussetzung für eine Zeitung ist, um ihre Leser unvoreingenommen und umfassend über die Vorgänge im Krieg zu informieren, darüber kann man streiten. Die “Bild”-Zeitung aber geht in ihrer Parteinahme soweit, dass sie Tatsachen verdreht, übertreibt und verfälscht. Und darüber kann man eigentlich nicht streiten.

“Bild” berichtet heute über die vor allem in vielen Blogs aufgeworfenen Zweifel daran, was während und nach dem Angriff der israelischen Armee auf die libanesische Stadt Kana wirklich geschah. “Bild” schreibt:

Hat die Terror-Organisation Hisbollah diese Bilder etwa perfide inszeniert — um mit toten Kindern Propaganda gegen Israel zu machen?

Renommierte Blätter wie “Süddeutsche” und FAZ sprechen von “Propaganda” und “Zweifeln” an den genauen Umständen des Angriffs. Die “Neue Zürcher Zeitung” nennt das Chaos aus Schutt und Leichen vor dem zerstörten Haus “eine bloße Darbietung für angereiste Journalisten!”

Alle drei Zitate aus “renommierten Blättern” sind falsch. SZ und FAZ berichten zwar beide über “Verschwörungstheorien” (SZ) und “Spekulationen” (FAZ) über die Umstände des Angriffs auf Kana. Weder in der SZ, noch in der FAZ tauchen in diesem Zusammenhang jedoch die Wörter “Propaganda” oder “Zweifel” auf.

Und die NZZ spricht zwar von “Propaganda” und “Zweifeln”, nennt das Chaos aber keineswegs selbst, wie “Bild” behauptet, “eine bloße Darbietung für angereiste Journalisten”, sondern zitiert diese Meinung nur — als “Vermutung” von “Beobachtern”.

Den gleichen Trick wendet “Bild” noch einmal an und schreibt:

Die FAZ berichtet über einen noch abscheulicheren Verdacht:

Unter Berufung auf die libanesische Internetseite “Libanoscopie” heißt es, dass die Hisbollah einen Raketenwerfer auf das Dach des Hauses gestellt und behinderte Kinder in das Gebäude gebracht habe.

“Bild” tut so, als habe die FAZ den Vorwurf übernommen, dabei referiert die FAZ ihn nur in indirekter Rede. Warum zitiert “Bild” nicht einfach die Originalquelle? Warum versucht sie, diese Originalquelle über den Umweg der FAZ aufzuwerten, wenn die FAZ keine Aussagen darüber trifft, ob sie dieser Quelle glaubt oder nicht?

Die “Bild”-Redakteure Julian Reichelt und Sebastian von Bassewitz fragen heute: “Wurde die ganze Welt durch die Hisbollah-Terroristen getäuscht?” Ganz anders als die von ihnen zitierten “renommierten Blätter” beantworten sie die Frage aber auch sogleich: “Wie die Terroristen der Hisbollah mit toten Kindern Propaganda machen”, “Auch den Ort ihrer schauderhaften Inszenierung wählte die Hisbollah geschickt”, “Das Kalkül der Hisbollah ging auf”.

Die “Bild”-Zeitung setzt der “Propaganda” der Hisbollah etwas entgegen, das sie “Fakten” nennt, und schreibt:

Fakt ist aber: Ausgerechnet aus Kana feuerte die Hisbollah unmittelbar vor dem jüngsten Angriff 150 Raketen auf Nordisrael — dadurch lenkten die Terroristen den Luftschlag der Israelis bewusst und gezielt auf den symbolträchtigen Ort.

Der zweite Teil dieses “Fakts” ist eine Vermutung. Und der erste Teil ist falsch. Laut Untersuchungsbericht der israelischen Armee wurden aus Kana und der Umgebung “seit 12. Juli” über 150 Raketen abgefeuert, also nicht “unmittelbar vor dem jüngsten Angriff”, sondern seit Beginn des Krieges. Dass die israelische Armee in dieser Hinsicht untertreibt, darf man ausschließen.

“Bild” schreibt weiter:

Fakt ist auch: Obwohl libanesische Behörden anfangs 56 Tote meldeten, fand das Rote Kreuz “nur” 28 Leichen.

Ähnlich hatte die Zeitung bereits gestern formuliert:

Die Menschenrechtsorganisation “Human Rights Watch” korrigierte die Zahl der Opfer, die am Wochenende im Dorf Kana bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden, auf 28 Tote. Arabische Quellen hatten von 56 Toten gesprochen.

“Bild” verschweigt nicht nur die massive Kritik, die “Human Rights Watch” bei der gleichen Gelegenheit an dem israelischen Vorgehen geübt hat, sondern vor allem auch, dass laut “Human Rights Watch” die Zahl von 28 Todesopfern eine “vorläufige” Zahl ist. 13 Menschen würden noch vermisst und liegen womöglich unter den Trümmern, die Bergungsarbeiten könnten aber nicht fortgesetzt werden. Der Unterschied zu den ursprünglichen Schätzungen rühre daher, dass mehr Menschen, die sich im Keller des bombadierten Hauses aufgehalten hatten, lebend entkommen seien als angenommen.

“Bild” suggeriert (möglicherweise zurecht), dass ursprünglich bewusst eine zu hohe Opferzahl genannt wurde. Und nennt stattdessen eine Zahl, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu niedrig ist, weil sie die Vermissten komplett verschweigt.

Keine Frage: Es ist fast unmöglich für die Medien, in einem Krieg wie diesem die Wahrheit von den Propagandalügen zu unterscheiden. Aber man kann versuchen, seine Leser so gut wie möglich zu informieren: Man kann Quellen angeben und korrekt zitieren. Man kann es vermeiden, sich Behauptungen einer der Parteien zu eigen zu machen. Man kann Spekulationen und Gerüchte als solche kennzeichnen. Und man kann darauf verzichten, den Verdrehungen der Beteiligten noch eigene hinzufügen.

Aber das müsste man erst einmal wollen.

Danke vor allem an Erich B.!

Wie Hans Leyendecker erfuhr, wie “Bild” arbeitet

Es ist, einerseits, nicht gerade ein Foto, das man als renommierter Journalist und leitender Redakteur der “Süddeutschen Zeitung” (SZ) von sich in der Zeitung sehen will: etwas dümmlich grinsend und mit einem Sturmgewehr in der Hand. Es ist, andererseits, nicht gerade ein Thema, das die Massen bewegt: irgendein peinliches Foto von irgendeinem Journalisten.

Weshalb sich heute morgen viele “Bild”-Leser die Frage gestellt haben dürften, warum ihre Zeitung aus diesem Thema und einem elf Jahre alten Foto einen Seite-2-Artikel erklecklicker Größe gemacht hat (siehe Ausriss). Hans Leyendecker, der “SZ”-Mann auf dem Foto, fällt gegenüber dem “Tagesspiegel” nur diese Antwort ein:

“Ich vermute, dass ich in irgendein Zwielicht gerückt werden soll.”

Er habe in der vergangenen Woche den “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann angerufen und ihn darauf hingewiesen, dass “ein wegen Volksverhetzung verurteilter so genannter Esoteriker, der die Judenvernichtung verharmlost, von ‘Bild’ als so genannter Experte für einen Rückführungstest eingesetzt wurde”. Unmittelbar danach habe sich ein “Bild”-Reporter bei ihm gemeldet und eine “unangenehme Frage” nach dem kompromittierenden Foto gestellt.

Am vergangenen Freitag berichtete die “Süddeutsche Zeitung”, die von Leyendecker auf das Thema aufmerksam gemacht wurde, über den Fall des Volksverhetzers Trutz Hardo als “Bild”-Mitarbeiter. Und heute berichtet “Bild” über Hans Leyendecker.

Ein sachlicher Grund dafür ist nicht offensichtlich, denn die Geschichte ist alt. Dass Leyendecker in Kolumbien mit dem Gewehr fotografiert wurde, hatte im Zusammenhang mit dem Skandal um die Beschattung von Journalisten durch den BND am 27. Mai 2006 schon die “Süddeutsche Zeitung” berichtet. Und auch das Foto selbst ist längst bekannt: Schon am 10. November 1997 hatte es der “Focus” gezeigt. Leyendecker, zuvor beim “Spiegel”, klagte gegen den Bericht.

Um warum veröffentlicht “Bild” dasselbe Foto acht Jahre später noch einmal? Als Drohung, vermutet Leyendecker und fügt hinzu:

Bislang hatte ich nur von solchen “Bild”-Arbeitsweisen gehört.

“Bild”-Chefredakteur Diekmann bestreite jeden Zusammenhang.

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