Archiv für März, 2022

Zensurheberrecht, Recherchen aus dem All, RT DE zahlt und sendet

1. Zensurheberrecht: Wir gewinnen endgültig gegen Bundesregierung
(fragdenstaat.de)
Die Transparenzinitiative “FragDenStaat” hatte das Glyphosat-Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung veröffentlicht und war dafür vom Staat verklagt worden. Der Streit endete nun mit einem Sieg Davids über Goliath: “Nach dem Landgericht und dem Oberlandesgericht hat jetzt auch der Bundesgerichtshof bestätigt, dass wir 2018 das Glyphosat-Gutachten veröffentlichen durften. Ein langer Rechtsstreit geht damit vorbei – mit einem wichtigen Sieg für die Informationsfreiheit und gegen das Zensurheberrecht!”

2. Ein “Mandat” fürs Sprechen mit Medien?
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Bettina Köster, Audio: 9:24 Minuten)
Nach mehr als 100 Folgen und einer Laufzeit von zwei Jahren beendet der NDR einen der erfolgreichsten Podcasts der vergangenen Jahre: Vom “Coronavirus-Update” mit Christian Drosten und Sandra Ciesek wird es möglicherweise immer mal wieder einzelne neue Folgen geben, aber keine regelmäßigen Veröffentlichungen mehr. Der Deutschlandfunk hat sich mit Korinna Hennig unterhalten, eine der beiden Moderatorinnen des Podcasts.

3. RT DE zahlt und sendet
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Produktionsgesellschaft des deutschen Ablegers des russischen Staatssenders RT hat das von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg festgesetzte erste Zwangsgeld in Höhe von 25.000 Euro inzwischen gezahlt – und sendet munter weiter. Nun steht die Zahlung des nächsten Zwangsgelds im Raum. Diesmal gehe es um 50.000 Euro.

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4. Satellitenjournalismus: Recherchen aus dem All
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Im Zuge des russischen Kriegs gegen die Ukraine kommt dem sogenannten Satellitenjournalismus eine besondere Rolle zu: Die Luftbilder werden benutzt, um die militärische Lage, Truppenbewegungen und Schäden zu illustrieren und zu analysieren. Wie kommen Redaktionen an derartiges Bildmaterial? Mit welchen Kosten müssen sie rechnen? Und was gilt es zu beachten?

5. Corona verschlechtert Lage Freier drastisch
(verdi.de, Günter Herkel)
Freie Journalistinnen und Journalisten haben es eh schwer, die Corona-Pandemie hat die Lage der Freien noch einmal drastisch verschlechtert. Das ist das Ergebnis einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung. In einer Zoom-Konferenz wurde die derzeitige Situation diskutiert, mit teile erschreckenden Erkenntnissen.

6. Als wir uns noch gruschelten
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Ausgegruschelt! StudiVZ wird heute endgültig eingestellt. Zum Abschluss blickt Lisa Hegemann noch einmal zurück auf die Plattform, die für viele Millennials der erste Verknüpfungspunkt zwischen digitaler und analoger Welt gewesen sei: “StudiVZ wird gewiss auf irgendeine Art und Weise weiterleben. Allein schon, weil das Netz selten vergisst, werden sicher noch mal Bilder oder andere Informationen irgendwo auftauchen. Und sonst bleibt den ehemaligen Nutzerinnen und Nutzer zumindest die Erinnerung an gruschelige Zeiten und absurde Gruppen.”

Kriegsberichterstattung kostet, RT DE ignoriert, Propagandaschleuder

1. “Exxpress” muss Journalisten 10.000 Euro Entschädigung zahlen
(derstandard.at, Michael Möseneder)
“Tagesspiegel”-Autor Sebastian Leber war für eine Reportage über Migration nach Kroatien gereist und dort festgenommen worden. Die österreichische Boulevardredaktion “Exxpress” hatte über den Fall in einer verzerrenden und wahrheitswidrigen Weise berichtet, gegen die sich Leber rechtlich gewehrt hat. Das Gericht habe Leber nun Recht gegeben und ihm wegen der erlittenen üblen Nachrede und Rufschädigung 10.000 Euro Entschädigung zugesprochen.

2. Kriegsberichterstattung: Social Media ersetzen die Präsenz vor Ort nicht
(medienwoche.ch, Meret Michel)
Meret Michel beschäftigt sich mit dem Thema Kriegsberichterstattung. Die Recherche vor Ort sei unerlässlich für eine tiefergreifende Einordnung eines Konflikts. Dies sollten die Verlage entsprechend honorieren und “sich endlich von der Illusion verabschieden, dass Qualitätsjournalismus aus dem Ausland zum Discountpreis zu haben ist. Egal, ob eine Geschichte von Korrespondent:innen, Freien oder lokalen Kolleg:innen recherchiert und geschrieben wurde: Sie müssen so finanziert sein, dass sich der Aufwand und das Risiko für gute Geschichten wieder lohnt.”

3. Systematische Probleme der Pressefreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Griechenland wird die Pressefreiheit einem Bericht (PDF) von Reporter ohne Grenzen und Media Freedom Rapid Response zufolge auf vielfältige Weise systematisch eingeschränkt: “Die Probleme sind zwar nicht einzigartig, aber schwerwiegender als in den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten, was die beiden Partnerorganisationen für höchst problematisch halten.”

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4. RT.DE ignoriert weiter Sendeverbot
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Nach deutschem Rundfunkrecht darf der russische Sender RT DE wegen einer fehlenden Lizenz nicht senden, halte sich jedoch nicht an das amtliche Sendeverbot. Dafür sei die Produktions-GmbH nun in der dritten Stufe mit einem Zwangsgeld in Höhe von 50.000 Euro belegt worden.

5. Vom Popgenerator zur Propagandaschleuder
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Michael Borgers, Audio: 7:41 Minuten)
Tiktok ist gemeinhin für harmlose Inhalte wie Tanzeinlagen und nachgesungene Lieder bekannt, doch seit dem Krieg gegen die Ukraine werde die App zunehmend zum Ort für Propaganda. Tiktok liefere laut einer NewsGuard-Untersuchung seinen Nutzerinnen und Nutzern innerhalb von 40 Minuten nach der Anmeldung “falsche und irreführende Inhalte über den Krieg in der Ukraine, unabhängig davon, ob sie eine Suche auf der Plattform durchführen”.

6. Exxpressionistisches
(noemix.wordpress.com, Michael Nöhrig)
Das österreichische Online-Boulevardmagazin “Exxpress” habe aus einem spekulativen Tweet eines “Bild”-Redakteurs über angebliche Kriegsverbrechen einen Artikel gemacht. Michael Nöhrig erklärt, worum es geht, und ordnet die Sache ein.

“Ausländischer Agent”, Lage der Freien, Verschulhofisierung

1. DW in Russland als “ausländischer Agent” eingestuft
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Das russische Justizministerum hat den deutschen Auslandssender Deutsche Welle als “ausländischen Agenten” eingestuft, was mit einem Sendeverbot einhergeht. Deutsche-Welle-Intendant Peter Limbourg gibt sich kämpferisch: “Das alles hält uns aber nicht davon ab, weiterhin unabhängig und umfassend aus unserem neuen Studio in Lettland und aus Deutschland über Russland und die Region zu berichten. Und wir werden in Zukunft noch viel mehr Aufwand in Zensur- und Blockadeumgehung stecken müssen. Dazu gehören jetzt bereits VPN-Clients wie Psiphon oder der Tor-Browser.”

2. Neuer Konflikt, bewährtes Muster
(deutschlandfunkkultur.de, Carina Schroeder, Audio: 7:27 Minuten)
“Erst das Coronavirus, jetzt der Ukraine-Krieg – bei Themen, die die Welt in ihren Grundfesten erschüttern, setzen immer mehr Medien auf Podcasts. Der Informationshunger ist groß, aber was können diese Formate tatsächlich leisten?” Carina Schroeder hat sich durch das Angebot gehört und stellt einige der Formate samt ihrer Stärken und Schwächen vor.

3. Beiträge von “heute” und “Tagesschau” mit ukrainischen Untertiteln
(haz.de)
Als Service für Kriegsflüchtlinge wollen ARD und ZDF relevante Beiträge ihrer populärsten Nachrichtensendungen mit ukrainischen Untertiteln anbieten. Es gehe dabei um Stücke aus den ZDF-Sendungen “heute” und “heute journal” sowie aus der 20-Uhr-“Tagesschau” der ARD.

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4. Russlands Medienpolitik: Die Grenzen der Zensur
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Anh Tran, Audio: 7:48 Minuten)
Die russische Medienzensur hat zahlreiche Medien- und Online-Angebote verboten, darunter auch das beliebte Soziale Netzwerk Instagram. Russische Entwickler haben nun einen Instagram-Klon namens Rossgram entwickelt. Der Deutschlandfunk hat sich mit der Politikwissenschaftlerin Alena Epifanova darüber unterhalten, wie weit Russlands Trennung vom globalen Internet noch gehen kann.

5. Honorare müssen endlich steigen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagiert auf die neueste Studie der Otto-Brenner-Stiftung zur Lage der freien Journalistinnen und Journalisten in der Corona-Pandemie: “Die Resultate decken sich mit den Aussagen vieler unserer freiberuflich tätigen Mitglieder an Tageszeitungen, dass sie von ihrer journalistischen Arbeit nicht mehr leben können”, so der DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall.

6. Ein Nachglühen auf der Wange – darum geht es
(spiegel.de, Arno Frank)
“Die Ohrfeige ist ein besonderes Mittel der Kommunikation. Ein Spezialeffekt, mit dem sparsam umgegangen werden sollte. In jüngster Zeit allerdings scheint er sich zu häufen. Im Zeitalter der Kameras allüberall ist die Ohrfeige offenbar das aktuelle Mittel der Wahl, Meinungsverschiedenheiten endgültig beizulegen.” Arno Frank kommentiert die Vorkommnisse am Wochenende und fragt sich, ob wir gerade die “Verschulhofisierung” der Öffentlichkeit erleben.

“Lügners Triumph”, Deutsche Welle entsperrt, Ohne Studiopublikum

1. Lügners Triumph
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber kritisiert in seinem Kommentar die Entscheidung des Presserats, den “Bild”-Artikel “Die Lockdown-Macher” nicht zu rügen: “Der Presserat hat die inkludierte Wirkungsabsicht von Artikel und Aufmachung ignoriert. Welcher Irrtum da begangen worden ist, zeigt sich schon an der Tatsache, dass sich die ‘Bild’-Zeitung von ihrem Irrtum distanziert hat.”

2. RSF entsperrt Deutsche Welle-Website
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) hat die russischsprachige Nachrichten-Website der Deutschen Welle wieder zugänglich gemacht. Technisch funktioniere dies über das Erstellen einer exakten Kopie der originalen Website, die wegen einer Sperre aus Russland nicht ohne Weiteres abrufbar ist. Die Kopie werde auf internationalen Servern platziert, die auch viele andere Dienste hosten und daher nicht so leicht blockiert werden können.

3. Ohne Publikum im Studio läuft es besser
(faz.net)
Viele TV-Shows mussten während der Corona-Pandemie auf Studiopublikum verzichten und kehren nun wieder zum alten Modell mit Publikum zurück. Nicht so die Talkshow von Markus Lanz im ZDF. Dort verabschiede man sich endgültig vom Konzept Studiopublikum. Die Gesprächssituation zwischen dem Moderator und den Gästen sei ohne Publikum besser: “Die Gespräche haben eine viel größere Dichte”, so der Chefredakteur der Sendung.

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4. Kein Zutritt
(sueddeutsche.de, Timo Posselt)
Das ZDF hat sich mehrfach darum bemüht, bei der Fabrikeröffnung des Autobauers Tesla in Brandenburg dabei sein zu dürfen, hat jedoch eine Absage kassiert. Ein Zusammenhang mit früherer kritischer Berichterstattung liege nahe. Tesla selbst habe sich nicht zu den Gründen geäußert, auch nicht auf Nachfrage der “Süddeutschen Zeitung”.

5. Da läuft was falsch
(taz.de, Anne Fromm & Luise Strothmann & Sonja Smolenski)
Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine wird von Angriffen auf russischsprachige Menschen in Deutschland berichtet. Oft werden entsprechende Meldungen von interessierter Seite zu Propagandazwecken aufgebauscht oder verdreht. Manchmal sind die Nachrichten sogar komplett erfunden. Die “taz” berichtet von einem Video aus einem Jugendtreff, das derzeit für Aufregung sorgt, und erklärt, was wirklich dahintersteckt.

6. Nach 56 Jahren: Schlagzeilen-Attacke auf Günther Jauch
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
“Wir geben Ihnen eine Nachricht, und Sie versuchen zu erraten, was die Knallblätter daraus gezaubert haben.” Der “Übermedien”-Regenbogenpresse-Beauftragte Mats Schönauer hat erneut die kuriosesten Schlagzeilen der Yellow Press zusammengestellt und zu einem unterhaltsamen Quiz verarbeitet.

KW 12/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Die Gräuel des Krieges
(br.de, Ingo Lierheimer, Audio: 24:05 Minuten)
Die aktuelle Ausgabe des BR-Medienmagazins beschäftigt sich mit dem Bericht der beiden AP-Reporter Mstyslav Chernov und Evgeniy Maloletka aus der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol: “Wir haben uns in der Redaktion für diesen ungewöhnlichen Schritt entschieden, weil die Schilderung der beiden Kollegen so viel über die Bedeutung von Information, Nicht-Information und Desinformation aussagt.”

2. Ferngespräche: Russland
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 47:25 Minuten)
Der Journalist Demian von Osten hat schon aus vielen Ländern berichtet. Seit 2018 ist er für die ARD als Fernsehkorrespondent in Moskau tätig und informiert von dort aus über das heutige Russland. Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine hat sich viel für ihn und seine Berichterstattung geändert. Ein wie immer lohnenswertes Korrespondentengespräch.

3. Shitstorm statt Debatte: Wie Medien die Stimmung anheizen
(ndr.de, Hans Jakob Rausch, Video: 19:15 Minuten)
Im “Zapp”-Beitrag geht es um die Rolle, die Medien bei gesellschaftlichen Debatten spielen. Warum wird so stark polarisiert? Welche Bedeutung haben dabei die Sozialen Netzwerke? Und wie finden wir zurück zu einer besseren Streitkultur? Ein besonders eindrücklicher, weil demaskierender Moment des Films: Wie “Zapp”-Reporter Hans Jakob Rausch Roland Tichy von “Tichys Einblick” mit einem Artikel seines Magazins konfrontiert.

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4. Wie funktioniert guter Journalismus auf Instagram, Medienforscher Michael Graßl?
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene & Sebastian Pähler, Audio: 1:09:48 Stunden)
Michael Graßl vom Lehrstuhl Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat zusammen mit Jonas Schützeneder das Buch “Journalismus und Instagram” herausgegeben. Bei “Was mit Medien” verrät Graßl, wie guter Journalismus auf Instagram funktionieren kann.

5. Immer noch “Das ganze Bild”? – 25 Jahre Phoenix
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 16:28 Minuten)
Der Fernsehsender Phoenix wird dieser Tage 25 Jahre alt. Aus Anlass des Programmjubiläums sprechen Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer mit dem Kölner Medienjournalisten Alexander Krei über die Zukunft des Senders.

6. Wie wird eigentlich das ZDF überwacht und von wem?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:25 Minuten)
Leonhard Dobusch war einige Jahre Mitglied des ZDF-Fernsehrats, als Vertreter des Bereichs Internet. Nun hat er sich für die andere Kontrollinstanz des Senders beworben, den Verwaltungsrat. Holger Klein hat sich mit Dobusch darüber unterhalten, was ihn in den nächsten fünf Jahren in dem Germium erwartet: “Wer in 20 Minuten verstehen will, wie die Aufsicht des öffentlich-rechtlichen Senders funktioniert, erfährt es hier.”

“Lockdown-Macher” zulässig, Einschaltquoten, Habecks Instagram

1. Presserat weist Beschwerden gegen “Lockdown-Macher”-Artikel zurück
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Gegen den vielfach kritisierten “Bild”-Artikel mit der Überschrift “Die Lockdown-Macher” gingen beim Deutschen Presserat zahlreiche Beschwerden ein. Presseratssprecherin Sonja Volkmann-Schluck hatte seinerzeit erklärt: “Die Beschwerdeführer kritisieren, es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die aber die Politik verantwortlich ist. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.” Nun hat der Presserat alle Beschwerden gegen den “Bild”-Artikel vom 4. Dezember 2021 als “unbegründet” zurückgewiesen. Der Artikel sei “presseethisch zulässig”.

2. Bundesamt macht Anhörungsschreiben an Telegram öffentlich
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Das deutsche Bundesamt für Justiz wollte im April 2021 dem Betreiber des Messengerdienstes Telegram zwei Anhörungsschreiben zukommen lassen und hat diese per Post an den Firmensitz in Dubai gesendet. Beide Zustellversuche, die jeweils durch die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate durchgeführt wurden, seien nach “Spiegel”-Informationen gescheitert. Nun habe das Bundesamt die Schreiben im Bundesanzeiger veröffentlichen lassen, womit sie als zugestellt gelten.

3. EU-Staaten einigen sich auf strengeres Digitalgesetz
(zeit.de)
Das neue EU-Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act) soll die Marktmacht der Internetkonzerne strenger regulieren und für faireren Wettbewerb sorgen: “Vor allem die US-Unternehmen Google, Amazon, Facebook und Apple dürften die Auswirkungen spüren. Diesen sogenannten Gatekeepern soll für ihre zentralen Dienste unter anderem verboten werden, eigene Produkte und Angebote bevorzugt gegenüber denen der Konkurrenz zu behandeln.”

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4. Mexiko: Fünf Jahre nach dem Mord an der Journalistin Miroslava Breach
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Zusammenhang mit dem Mord an der mexikanischen Journalistin Miroslava Breach Velducea im Jahr 2017 erklärt Reporter ohne Grenzen: “Die mexikanischen Behörden haben die Krise der Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten im Land immer noch nicht in den Griff bekommen. Die mexikanische Regierung muss in Übereinstimmung mit ihren internationalen Verpflichtungen die volle Meinungsfreiheit garantieren und aufhören, Medienschaffende verbal zur Zielscheibe zu machen und zu kriminalisieren.”

5. TV-Einschaltquote: Heute zählen auch Klickzahlen
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:33 Minuten)
Lange Zeit galt bei der Beurteilung des Erfolgs von Fernsehformaten die Einschaltquote als Maß aller Dinge. Heutzutage kommen neue Parameter wie die Werte von Mediatheken und Online-Streaming hinzu, deren Aussagekraft jedoch mitunter zweifelhaft ist. Oft sei bereits entscheidend, dass ein Inhalt einfach nur angeklickt wurde, wie der Medienwissenschaftler Christian Richter ausführt: “Es spielt also keine Rolle, ob man die gesamte Folge gesehen hat, ob man die Hälfte gesehen hat oder ob man tatsächlich einfach nur mal angeklickt, aus Versehen reingerutscht ist, sich verklickt hat, das alles spielt keine Rolle.”

6. Habecks Instagram
(faz.net, Andrea Diener)
Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck hat in letzter Zeit auf Instagram verschiedene Erklärvideos zu Gas, Kohle und Öl veröffentlicht. Andrea Diener findet lobende Worte für Habecks Medienarbeit: “Ausgerechnet der Wirtschaftsminister, der sich Anfang 2019 noch mit einigem Getöse von Twitter und Facebook verabschiedet hatte, weil er es nicht für die richtige Form hielt, Debatten zu führen, läuft hier als Erklärer in eigener Sache zu Hochform auf.”

“Warfluencer”, Armee der Trolle, Unterstützungsaktionen

1. Krieg der Influencer
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Beim russischen Überfall auf die Ukraine sei der Krieg in und mit Sozialen Medien in eine völlig neue Größenordnung und Qualitätsstufe katapultiert worden, so Sascha Lobo in seiner aktuellen Kolumne beim “Spiegel”. Am deutlichsten erkennbar werde dies am Phänomen des “Warfluencers” oder “Kriegfluencers”, einem neuen Typus des Social-Media-Nutzers.

2. Die Armee der Trolle
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
“Hunderte Kommentare mit ähnlichem Inhalt und anonyme Profile, die hyperaktiv zum Krieg gegen die Ukraine twittern: Russland hat offenkundig wieder Trolle in die digitale Schlacht geschickt.” Patrick Gensing erklärt, wie die russische Propaganda im Netz funktioniert.

3. Medienhäuser unterstützen ukrainische und russische Journalist*innen
(meedia.de)
Um ukrainische und russische Journalistinnen und Journalisten zu unterstützen, haben sich die “Zeit”, die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, das “Handelsblatt”, die “Süddeutsche Zeitung” und der “Tagesspiegel” für eine Hilfsaktion zusammengeschlossen: “Die Hilfe soll den Menschen ermöglichen, ihre Arbeit im Exil oder vor Ort fortzusetzen.”

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4. Schutzwesten sind rar
(faz.net, Lara Kirschbaum)
Der Verein Produzentenverband, die AG Dok, die Deutsche Filmakademie, die Deutsche Akademie für Fernsehen sowie Crew United haben die Spendeninitiative “Support Filmmakers Ukraine” ins Leben gerufen. Von dem Geld sollen insbesondere Schutzwesten und Helme sowie weiteres Equipment finanziert werden. Zusätzliche Informationen und Links zu ukrainischen Filmschaffenden gibt es auf der Projektseite des Produzentenverbands: “Archiv des Kriegs”.

5. MDR startet neues Willkommens-Angebot auf Ukrainisch
(dwdl.de, Daniel Kreutzenberger)
Der MDR bietet ab sofort aktuelle Nachrichten und Serviceinformationen in ukrainischer Sprache an. Das Angebot richtet sich an Geflüchtete und beinhaltet auch Informationen zu Anlaufstellen, Hilfsangeboten und Hinweisen zu Wohnmöglichkeiten in Mitteldeutschland.

6. “Was für ein Scheißladen”
(taz.de, Lea Fauth)
Am Dienstag haben zwei offenbar alkoholisierte Männer vor dem Redaktionsgebäude der Tageszeitung “nd” (vormals “Neues Deutschland”) randaliert. Sie sollen Mitarbeiter und Umstehende angepöbelt, bedroht und auch versucht haben, diese tätlich anzugreifen. “taz”-Redakteurin Lea Fauth befand sich zufällig in unmittelbarer Nähe und war Zeugin des Vorgangs.

Hausdurchsuchungen, Wikipedia-Downloads, Geld verdienen

1. Hausdurchsuchungen wegen Hass im Netz
(tagesschau.de)
Im Rahmen eines Aktionstags gegen Hasspostings sind bundesweit mehr als 100 Wohnungen und Häuser durchsucht worden, wie das Bundeskriminalamt und die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft mitteilten. Das in dem verlinkten Beitrag eingebettete Video (1:25 Minuten) zeigt die Schärfe derartiger Hasspostings und belegt die Notwendigkeit, gegen sie vorzugehen.

2. “Die Russen machten Jagd auf uns”
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Für Journalisten und Journalistinnen wird es immer schwerer, aus der Ukraine zu berichten. Zuletzt seien zwei ukrainische Journalisten der Nachrichtenagentur AP von der ukrainischen Armee aufgefordert worden, die von russischen Truppen belagerte Stadt Mariupol zu verlassen. Markus Ehrenberg hat sich umgehört, wieviele Reporterinnen und Reporter sich überhaupt noch im Kriegsgebiet aufhalten.

3. Menschen in Russland laden Wikipedia herunter – solange es noch geht
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Während der russische Staat versucht, das Land immer stärker vom freien Internet abzuschotten, laden sich immer mehr russische Bürgerinnen und Bürger eine komplette Kopie der Wikipedia herunter. Das gehe aus den Downloadzahlen hervor: “Über 100.000 Mal wurde in der ersten Märzhälfte die 29 Gigabyte große russische Wikipedia-Ausgabe heruntergeladen, eine Steigerung von mehr als 4.000 Prozent, verglichen mit Zahlen aus dem Januar.”

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4. Lasst uns übers Geldverdienen reden!
(journalist.de, Simone Jost-Westendorf)
Simone Jost-Westendorf leitet das “Journalismus Lab” der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. In einem Beitrag für den “journalist” schreibt sie, warum sich unternehmerisches Denken und Handeln für Medienschaffende lohnt: “Ein selbstbewusster Umgang mit Geld ist im Journalismus dringend notwendig und hilft all jenen, die im freien Wettbewerb mit ihren Innovationen zur Zukunftsfähigkeit des Journalismus beitragen.”

5. Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 207, 22.03.2022
(netzwerkrecherche.org, Cordula Meyer & Albrecht Ude)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten aus dem Investigativbereich: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die neueste Ausgabe liefert einen aktuellen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Und natürlich darf das Thema Ukraine nicht fehlen. Im Pressespiegel gibt es zudem wertvolle Lesetipps zu ausgesuchten Themen.

6. “Bild” startet Telegram-Kanal gegen Fake News
(meedia.de)
Zum Schluss noch eine Meldung, die wie ein kurioses Paradoxon klingt: “Bild” startet Telegram-Kanal gegen Fake News.

Russlands Blockaden, Kampagnen-Aus, Unruhe beim PEN-Zentrum

1. Russland verbietet Facebook und Instagram
(tagesschau.de)
Ein russisches Gericht hat die Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram im Land verboten. Der Mutterkonzern Meta sei angeblich extremistisch und handele gegen Russland und dessen Streitkräfte. Der ebenfalls zu Meta gehörende Messenger-Dienst WhatsApp soll dem Gericht zufolge nicht betroffen sein.

2. Russland blockiert europäischen Sender Euronews
(haz.de)
Die russische Medienaufsicht hat die Seiten des europäischen Fernsehsenders Euronews wegen angeblicher “Falschinformationen” über die “Spezial-Operation” in der Ukraine blockiert, wie der Krieg in Russland offiziell bezeichnet werden muss.

3. Initiatoren beenden #StopFundingHateNow-Kampagne
(meedia.de, Andreas Marx)
Die Kampagne #StopFundingHateNow hatte sich zum Ziel gesetzt, Werbetreibende darauf aufmerksam zu machen, wenn deren Werbung auf Fake-News-Seiten oder hasserfüllten Portalen auftaucht. Im Februar seien 1.500 deutsche Unternehmen davon betroffen gewesen. Nun geben die Kampagneninitiatoren auf. Als Grund nennen sie die Aussichtslosigkeit ihres Kampfs, mangelnde Unterstützung durch die Branche und die erheblichen Kosten für die Abwehr juristischer Angriffe.

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4. BKA soll nur finden, nicht löschen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Bundeskriminalamt (BKA) entdeckt im Internet laufend Bilder und Videos, die Kindesmissbrauch zeigen, ist aber nicht dafür zuständig, die entsprechenden Dateien an die jeweiligen Provider zu melden oder löschen zu lassen. Dies gehe aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage (PDF) der Linksfraktion hervor, die netzpolitik.org veröffentlicht. Markus Reuter erklärt die verworrene und problematische Situation.

5. Amtsvorgänger fordern Deniz Yücels Rücktritt als PEN-Präsident
(spiegel.de)
Vier ehemalige Präsidenten sowie eine ehemalige Präsidentin der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland haben den Rücktritt des amtierenden Präsidenten Deniz Yücel gefordert. Mit seinen Äußerungen über den Krieg in der Ukraine habe Yücel seine Befugnisse überschritten und gegen die PEN-Charta verstoßen, die die Mitglieder verpflichte, “mit äußerster Kraft” für das Ideal einer “in Frieden lebenden Menschheit zu wirken”. Yücel hat die Vorwürfe und die Rücktrittsforderungen zurückgewiesen, unter anderem auch auf Twitter.

6. Beobachtung erlaubt
(taz.de)
Die linke Tageszeitung “junge Welt” wehrt sich juristisch gegen die eigene Erwähnung in Verfassungsschutzberichten, muss dies jedoch bis zur Eröffnung des Hauptsacheverfahrens und gerichtlichen Entscheidung hinnehmen. Das ergab eine Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin, das einen entsprechenden Eilantrag der “junge-Welt”-Herausgeber abgewiesen hat. Chefredakteur Stefan Huth ist damit erwartungsgemäß nicht einverstanden: “Die Entscheidung des Gerichts bedeutet einen drastischen Angriff auf die Pressefreiheit, auf die sich die Bundesregierung sonst so viel zugute hält.”

Russlands Twitter-Taktik, Sondersendungen, Ausgegruschelt

1. Wie Russland die Desinformationsregeln von Twitter umgeht
(netzpolitik.org, Olaf Pallaske)
Seit Anfang März sind die russischen Staatsmedien RT und Sputnik in der EU verboten. Doch wie eine Analyse des Magazins “The Conversation” zeigt, hat der Kreml neue Propaganda-Strategien entwickelt. Er verwendet Twitter-Accounts russischer Botschaften, Missionen und Kommissionen, um die eigene Kampagne fortzuführen: “In einer Analyse von 75 dieser Accounts stellten die Wissenschaftler:innen des Magazins fest, dass die Mehrheit ihrer Tweets falsche Informationen enthalten.”

2. Diese neuen Formate liefern News auf Ukrainisch
(meedia.de, Torben Heine)
Als Reaktion auf die auch in Deutschland eintreffenden ukrainischen Kriegsflüchtlinge etablieren sich auf den verschiedensten Kanälen neue Newsformate. Torben Heine stellt einige der Angebote vor, darunter der Instagram-Account “How to Deutschland”, das “Ukraine Update” von RTL und ntv sowie das ukrainischsprachige Magazin des “Kölner Stadt-Anzeigers”.

3. Fragen und Antworten für Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie können Journalistinnen und Journalisten möglichst sicher über die Kämpfe in der Ukraine berichten? Welche Hilfestellungen gibt es für ukrainische Reporterinnen und Reporter? Welche Unterstützung brauchen russische Medienschaffende jetzt von der deutschen Politik? Antworten auf diese und weitere Fragen hat die Organisation Reporter ohne Grenzen in einem FAQ zusammengestellt.

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4. Wie sieht der Krieg im ukrainischen Fernsehen aus?
(faz.net, Harald Staun)
Harald Staun hat sich den Livestream des Nachrichtensenders Ukraine 24 angeschaut, der im Internet mit englischer Live-Synchronisation zu empfangen ist: “Wie sich dort, zum einen, der absolute Ausnahmezustand abbildet, in deprimierenden Berichten von der Front, in Interviews aus den Luftschutzkellern und in dröhnenden Ermutigungsclips rund um die Uhr, und andererseits die Routinen der Fernsehberichterstattung Normalität ausstrahlen, macht den ganzen Wahnsinn dieses Krieges auf besonders gespenstische Weise anschaulich.”

5. TV-Nachrichten im Ausnahmezustand: Spezial ist das neue Normal
(dwdl.de, Peer Schader)
Die Zeit des Kriegs in der Ukraine ist für viele deutsche Sender die Zeit der Sondersendungen. Peer Schader hat sich durch die verschiedenen Formate gezappt. Sein Fazit: “Ich kann mir gerade noch nicht vorstellen, wie das alles sein wird, wenn es irgendwann wieder weniger zu berichten gibt (falls das überhaupt realistisch ist). Aber bei einem bin ich mir sicher: Die Extraisierung der TV-Nachrichten wird noch eine ganze Weile nachwirken, bei Verantwortlichen und Berichterstattenden genau wie bei denen, die zusehen.”

6. StudiVZ und MeinVZ schmeißen ihre letzten Nutzer raus
(spiegel.de, Markus Böhm)
Schluss mit “Gruscheln”: Die Netzwerke StudiVZ und MeinVZ schließen nach einem lang hingezogenen Niedergang endgültig ihre Pforten. Wer noch alte Fotos oder Chatverläufe sichern will, habe noch bis zum 31. März dafür Zeit. Danach sollen alle Daten gelöscht werden.

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