Archiv für April, 2022

KW 17/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Joyce Ilg, Kawusi & Mockrigde – Was muss Satire?
(zdf.de, Sarah Bosetti, Video: 9:14 Minuten)
Die Komiker Joyce Ilg und Faisal Kawusi haben auf Instagram Witze über K.o.-Tropfen gemacht, und Sarah Bosetti erklärt, warum das nicht lustig ist: “Wenn die beiden öffentlich Vergewaltigungs- oder Morddrohungs-Witze machen, dann vermitteln sie dadurch sehr vielen Menschen, dass das OK ist, und sehr vielen Betroffenen sexualisierter Gewalt vermitteln sie, dass ihr Leid lustig ist. Darunter sind sehr viele junge Menschen, darunter sind traumatisierte Menschen. Und drum herum ist eine Gesellschaft, die noch immer viel zu dicke ist mit ihrer guten Freundin Rape Culture.”

2. Influencer – Warum wir uns von ihnen beeinflussen lassen
(planet-wissen.de, Andrea Grießmann, Video: 58:14 Minuten)
“Planet Wissen” beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe mit Influencerinnen und Influencern: Wie beeinflussen sie unser Leben? Und was bedeutet es für sie selbst, permanent “auf Sendung” sein zu müssen? Dabei kommt auch das fragwürdige Geschäftsmodell mit “Kinder-Influencern” zur Sprache.

3. Verlieren wir den Kampf gegen Hate Speech?
(youtube.com, Walulis Story, Video: 10:42 Minuten)
Seit Jahren gibt es die verschiedensten Bemühungen gegen Hate Speech, auch von Seiten des Gesetzgebers. Doch hat sich die Lage verbessert? Das Walulis-Team wirft einen kritisch-satirischen Blick auf die Entwicklung bei den Sozialen Medien.

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4. Rechtspopulismus & die Verantwortung der Medien – im Gespräch
(grimme-lab.de)
Georg Restle hat sich in getrennten, je etwa fünfzehnminütigen Gesprächen mit drei Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags über “Rechtspopulismus und die Verantwortung der Medien” unterhalten: mit Stefan Engstfeld, Sprecher für Rechtspolitik der Grünen Landtagsfraktion, mit Andrea Stullich, medienpolitische Sprecherin der CDU, und mit Alexander Vogt, medienpolitischer Sprecher der SPD. Ein viertes Interview führte Restle mit Martin Rabanus, dem Vorsitzenden des Deutschen Volkshochschul-Verbands.

5. turi2clubraum: Isabell Beer
(youtube.com, turi2tv, Annkathrin Weis & Markus Trantow, Audio: 42:34 Minuten)
Markus Trantow und Annkathrin Weis haben sich die Investigativjournalistin Isabell Beer in den Podcast eingeladen: “Ähnlich wie ihr Vorbild Günter Wallraff recherchiert sie undercover, aber nicht in Fabrikhallen, sondern im Netz”. Unter falschem Profil begegne Beer bei ihren Recherchen unter anderem Voyeuristen und bekennenden Vergewaltigern – “und ist auch schon bedroht worden.”

6. Konzertveranstalter wollte Naidoo-Comeback
(zdf.de, Nina Behlendorf & Salwa Houmsi & Milan Panek & Nicolas Wildschutz, Video: 31:29 Minuten)
Der Sänger Xavier Naidoo hat vor wenigen Tagen ein dreiminütiges Entschuldigungsvideo veröffentlicht, in dem er sich von seinem eigenen Verhalten distanziert: “Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt.” Wie glaubhaft ist seine Stellungnahme, und meint er es wirklich ernst? Nach Betrachten der “ZDFzoom”-Reportage kann man daran durchaus Zweifel haben.

König der Trolle, Kleinmütiges Ablenken, Lebendiger Spieleberater

1. König der Trolle: Was der Twitter-Kauf von Elon Musk bedeutet
(freitag.de, Aditya Chakrabortty)
“Elon Musk ist der König der Trolle im Zeitalter der Troll-Politik. Es ist an der Zeit, ihn nicht mehr zu füttern”, lautet der Appell von Aditya Chakrabortty, dessen “Guardian”-Kolumne beim “Freitag” in deutscher Übersetzung vorliegt: “Das Wichtigste, was man über Musk wissen muss, ist, dass er ein Troll ist. Wie alle Trolle legt er es darauf an, zu kränken und aus der Fassung zu bringen, allein mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit der Welt zu bekommen. Dabei ist Musk im Trollen nicht nur besser als jeder andere. Es ist auch Teil seines Geschäftsmodells und der Art und Weise, wie er mit der Welt umgeht. Das aber macht seinen Twitter-Erwerb so gefährlich.”

2. “Ist die Lage wirklich so dramatisch?”
(journalist.de, Jürgen Overkott)
“Ich habe gelernt: Mit Vereinsberichterstattung ist kein Blumentopf zu gewinnen. Aber ohne sie kann ich den ganzen Garten verlieren.” Im “Journalist” erzählt Jürgen Overkott, Redakteur bei der “Westfalenpost”, warum er seinen Job als Alleinredakteur im sauerländischen Balve gerne macht, und dass Storytelling auch im Lokalen möglich ist. Ein überaus angenehmes, da sehr persönlich und authentisch klingendes Plädoyer für den Lokaljournalismus.

3. #gutgemeint
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In der “Süddeutschen Zeitung” forderte Leonhard Dobusch eine Art öffentlich-rechtliches Twitter (nur mit Abo lesbar). Dem entgegnet nun Joachim Huber im “Tagesspiegel”: “Twitter & Co. wollen ihre Nutzer nicht ändern, sondern von ihnen gewinnbringend profitieren, indem sie Emotionen pushen, Vorurteile eskalieren lassen. Ein anderes, ein öffentlich-rechtliches Twitter wäre von alldem purifiziert. Mir fehlen Überzeugung und Fantasie, einen Erfolg zu prognostizieren, wenn der Programmauftrag auch im Netz als Erziehungsauftrag missverstanden wird.”

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4. Kleinmütiges Ablenken von eigenen Fehlern
(verdi.de, Jasper Prigge)
Jasper Prigge kritisiert den Umgang der Polizei mit Medienschaffenden auf einer Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin: “Von einer Behörde ist zu erwarten, dass sie sich für die Pressefreiheit einsetzt. Mahnende Worte gegenüber der Versammlungsleitung, die Berichterstattung zu gewährleisten oder sich zu mäßigen, sind auf den im Internet kursierenden Videos nicht zu sehen. Es ist kleinmütig, die Verantwortung im Nachhinein auf das Gesetz zu schieben, statt sich kritisch mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen.”

5. Viele Podcasts für Grimme Online Award nominiert
(faz.net)
Unter den 27 für den Grimme Online Award nominierten Online-Angebote sind gleich acht Podcasts. In der Kategorie “Information” dominieren sie gar das Feld: “Nominiert für die Preise wurden dort die Audio-Produktionen ‘Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?’ (Studio Bummens, NDR, RBB, K2H), ‘Breitscheidplatz’ (RBB, SWR), ‘Narcoland – Das Meth-Kartell im Dreiländereck’ (Aachener Zeitung, Aachener Nachrichten) und ‘Slahi – 14 Jahre Guantánamo’ (NDR).”

6. Medien können Tod von Mino Raiola nicht abwarten
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Viele Medien meldeten gestern den Tod von Mino Raiola, einem prominenten Spielerberater im internationalen Fußballzirkus. Doch Raiola ist gar nicht tot und kommentiert auf Twitter sarkastisch: “Aktueller Gesundheitszustand für alle, die sich wundern: Ich bin angepisst, weil sie mich zum zweiten Mal innerhalb von 4 Monaten umgebracht haben. Anscheinend kann ich mich wiederbeleben.” Frederik von Castell hat sich die Ausbreitungswege der Falschmeldung angeschaut und zeigt, wie (schlecht) die betroffenen Redaktionen mit ihrem Fehler umgehen.

Ohrfeige für SLAPPs, Mehr Frauen in Topjobs, Krawallmoderator

1. EU-Kommission will gegen Einschüchterung von Medienschaffenden vorgehen
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Sebastian Wellendorf)
“SLAPP” ist die englische Abkürzung für strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung (Strategic Lawsuits Against Public Participation). Sie dienen dazu, Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisiten einzuschüchtern und von ihrer Arbeit abzuhalten. Nun hat die EU-Kommission einen Gesetzentwurf vorgelegt, der missbräuchliche Verfahren verhindert: “Wir haben versprochen, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten besser gegen diejenigen zu verteidigen, die versuchen, sie zum Schweigen zu bringen”, so Věra Jourová, die Vizepräsidentin der Kommission.
Weiterer Lesetipp: Neues EU-Gesetz soll Journalist:innen schützen (netzpolitik.org, Alexander Fanta).

2. When in Doubt, Show Haut: Die sexistischen Bilder von OE24
(kobuk.at, Astrid Pozarek)
Astrid Pozarek hat sich für das Medienwatchblog “Kobuk” vier Monate lang jedes abgedruckte Foto der Boulevardzeitung “Österreich” angesehen. Es zeige sich, dass “Österreich” ein Problem mit sexistischen Bildern habe: “Symbolbilder von Frauen kommen in der Boulevardzeitung um ein Vielfaches öfter vor als von Männern – allerdings sind Frauen in diesen Bildern oft zum Objekt degradiert.”

3. Elon Musk muss Tweets über Tesla auch künftig absegnen lassen
(zeit.de)
Tech-Milliardär Elon Musk will den Kurznachrichtendienst Twitter übernehmen und zu einer “globalen Plattform für Redefreiheit” machen. Das ermöglicht ihm jedoch nicht jede Äußerung, wie ein New Yorker Gericht bestätigte. So muss sich Musk gemäß einer Vereinbarung mit der US-Börsenaufsicht SEC Tweets, die Einfluss auf Teslas Aktienkurs haben könnten, erst vom Unternehmen freigeben lassen. Für einen manipulierenden Tesla-Tweet war Musk von der SEC schon mit einer Strafe von 20 Millionen US-Dollar belegt worden.

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4. Mehr Frauen in Topjobs beim Rundfunk
(spiegel.de)
Die Initiative Pro Quote hat eine neue Studie zur Geschlechterverteilung in journalistischen Führungspositionen vorgelegt (PDF). Demnach können zwei Sender die Pro-Quote-Forderung von 50 Prozent Frauen in Führungspositionen erfüllen: der RBB und die Deutsche Welle. Bis auf den Hessischen Rundfunk und den Saarländischen Rundfunk hätten alle öffentlich-rechtlichen Sender einen “Frauenmachtanteil” von mindestens 40 Prozent erreicht.

5. Der Erklärer
(arminwolf.at)
Der österreichische Publizist und Moderator Paul Lendvai hat den renommierten Concordia-Preis für sein Lebenswerk erhalten. Armin Wolf hat die Laudatio auf Lendvai gehalten, der auch mit seinen 92 Jahren immer noch alle paar Wochen im österreichischen Fernsehen die Diskussionssendung “Europastudio” leitet.

6. Der Krawallmoderator ist zurück
(faz.net, Gina Thomas)
Großbritannien-Kennerin Gina Thomas erzählt von der Rückkehr des “Krawallmoderators” Piers Morgan ins britische Privatfernsehen. Medienmogul Rupert Murdoch habe Morgan bereits 1994 als Leiter eines Sensationsblatts installiert und nun für seinen Sender “TalkTV” zurückgeholt. Morgans selbsterklärte Mission sei es, die “Cancelkultur zu canceln, bevor sie unsere Kultur cancelt”. Da passt es ins Bild, dass er sich als prominenten Gesprächspartner für seine mediale Wiederauferstehung den US-amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump ausgesucht hat.

Musk und die Folgen, Klimakrise, Clickbait mit Asteroiden

1. Elon Musk überschätzt Twitter – und unterschätzt dessen Nutzer
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Beim “Spiegel” kommentiert Patrick Beuth das selbstbewusste bis breitbeinige Auftreten des wahrscheinlich neuen Twitter-Eigentümers Elon Musk: “Wer Twitter verändern will und dabei mit ‘ich’ anfängt, wird scheitern. Es war noch nie das Management, das Twitters Potenzial freigesetzt hat. Es waren immer die Nutzerinnen und Nutzer. Im Guten wie im Schlechten, im Brillanten wie im Bösartigen.”
Weitere Lesehinweise: Torsten Kleinz erklärt, ebenfalls beim “Spiegel”, wie die Twitter-Alternative Mastodon funktioniert, und Alexander Fanta führt bei netzpolitik.org aus, warum ein neues “Mega-Gesetz” der EU für Elon Musk zum Stolperstein werden könnte: Der EU droht die Kraftprobe mit Elon Musks Twitter.

2. “Kommt die Klimakrise nicht in der Tagesschau, kann es nicht so schlimm sein”
(tagesspiegel.de, Ruth Ciesinger)
Die Journalistin Sara Schurmann ist Mitbegründerin des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland, das unlängst eine Klima-Charta veröffentlicht hat. Im Gespräch mit dem “Tagesspiegel” erklärt Schurmann, warum sie den Schritt für notwendig hält und wie guter Klimajournalismus aussieht.

3. Der Geschichtenerzähler
(journalist.de, Celine Schäfer)
“Kennt ihr das, euch fehl am Platz zu fühlen in einer Welt, in der alle klüger, gebildeter, besser und sowieso einfach krasser sind als ihr? Trotz Journalismus-Preisen und Job bei ‘Zeit Online’: Ganz aufgehört hat die Angst noch nicht.” Mit diesen Worten weist Manuel Stark bei Twitter auf einen Text im “journalist” hin, in dem er und seine Geschichte im Mittelpunkt stehen. Lesenswert, nicht nur für Menschen, die gelegentlich (oder fortwährend) unter dem Impostor-Syndrom leiden.

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4. Foto-Fail: Tamedia zahlt 8000 Euro für unerlaubte Bildveröffentlichung
(medienwoche.ch, Benjamin von Wyl)
Benjamin von Wyl berichtet von dem beschwerlichen Weg eines dänischen Fotografen, an das ihm zustehende Bildhonorar zu gelangen. Der Schweizer Medienkonzern Tamedia hatte Bilder des Fotografen ohne dessen Einverständnis veröffentlicht und lenkte erst ein, als der Fotograf nach unzähligen Versuchen der direkten Kontaktaufnahme den Vorgang publik machte.

5. Die beliebtesten Genres im Streaming
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Das Berliner Unternehmen “JustWatch” ist eine internationale Film- und Seriendatenbank, die über die Online-Verfügbarkeit von Serien und Filmen Buch führt. Anhand der “JustWatch”-Daten reportiert Petra Schwegler die wichtigsten Erkenntnisse über die Sehgewohnheiten der letzten Zeit und fasst die Aussagen eines Experten-Talks zusammen.

6. “Riesiger Asteroid rast auf Erdumlaufbahn zu”
(scienceblogs.de/astrodicticum-simplex, Florian Freistetter)
Der Astronom und Wissenschaftsblogger Florian Freistetter ist über eine Schlagzeile des österreichischen Boulevardmedius “oe24” gestolpert, nach der ein “riesiger Asteroid” auf uns “zurase”. Freistetter kommentiert: “Korrekt wäre die Überschrift: ‘Typischer Asteroid fliegt mit typischer Geschwindigkeit durchs Weltall’. Aber damit kriegt man natürlich keine Clicks und kann keine Diskussionen in den sozialen Medien auslösen.”

Musk kauft Twitter, Bizeps statt Biontech, Frankreich

1. Elon Musk übernimmt Twitter
(spiegel.de)
Der Tech-Unternehmer und reichste Mann der Erde Elon Musk kauft den Kurznachrichtendienst Twitter für rund 44 Milliarden US-Dollar, dem Deal müssen jedoch formal noch die Aktionäre zustimmen. Musk wolle Twitter zu einer “globalen Plattform für Redefreiheit” machen.
Weiterer Lesehinweis: Das “Social Media Watchblog” ordnet den Vorgang in einer kostenlosen Ausgabe seines regelmäßig erscheinenden Briefings ein und fasst zusammen, warum Musks Pläne gefährlich sind (socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz & Martin Fehrensen).

2. “Medien tragen große Verantwortung für diesen Wahlkampf”
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Mirjam Kid, Audio: 6:51 Minuten)
Bei den Stichwahlen in Frankreich hat Amtsinhaber Emmanuel Macron seine Konkurrentin Marine Le Pen geschlagen. Daran hätten auch die Medien einen Anteil, die sich am Tag vor der Wahl ausdrücklich für Macron ausgesprochen hatten. Dies sei nach Ansicht von Frankreich-Kenner Ulrich Wickert bemerkenswert, da Le Pen in den Monaten zuvor durch die Medien erst stark gemacht worden war. Die rechtsextreme Politikerin sei von konservativen Medien unterstützt worden, öffentlich-rechtliche Medien hätten den rassistischen Positionen wenig entgegengesetzt, kritisiert der Journalist Nils Minkmar.

3. Digital-Abos stabilisieren “BamS”, doch “Bild” tief im Minus
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die harte Auflage der “Bild”-Zeitung ist weiter abgesackt. Der Springer-Verlag kann sich jedoch mit einer positiven Entwicklung bei der “Bild am Sonntag” trösten, deren verkaufte Auflage leicht um 1,2 Prozent auf 636.000 angestiegen sei. Uwe Mantel fasst bei “DWDL” die wichtigsten Auflagen-Entwicklungen auf dem Zeitungs- und Magazin-Markt zusammen.

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4. Ferngespräche: Portugal
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 47:35 Minuten)
“Das radioeins Korrespondenteninterview mit Holger Klein” führt dieses Mal nach Madrid. Von dort aus berichtet Auslandskorrespondentin Franka Welz neuerdings über Spanien, Andorra, Gibraltar und über das Land der aktuellen Interviewausgabe: Portugal. Wie immer bei den “Ferngesprächen” erfährt man dabei viel über Land und Leute, aber auch viel über die persönlichen Lebens- und Arbeitsumstände der jeweiligen Person.

5. Im Namen der Ruhe
(sueddeutsche.de, Christoph Gurk)
Nach Ansicht von Lateinamerika-Korrespondent Christoph Gurk hat El Salvadors Präsident Nayib Bukele bei dessen Kampf gegen Bandenkriminalität einen neuen Feind gefunden: Journalistinnen und Journalisten. Wer kritisch berichtet, dem drohe nun Haft: “Im Rahmen des Ausnahmezustands verschärfte das Parlament Anfang April das Strafgesetzbuch: Zehn bis 15 Jahre Haft drohen nun jedem, der Nachrichten von Banden weiterverbreitet, welche zu ‘Aufregung und Panik’ führen könnten. Offiziell will man damit die Gangs davon abhalten, die Bevölkerung einzuschüchtern. Inoffiziell aber, befürchten Beobachter und Berichterstatter, könnte die Gesetzesänderung vor allem dazu dienen, unbequeme Reporter mundtot zu machen.”

6. Bizeps statt Biontech
(jungle.world, Valentin Goldbach und Ralf Fischer)
In der “jungle.world” geht es um den lautstarken Widerstand einiger Deutschrapper gegen die Corona-Impfung: “Die größte Angst dieser Personen ist der Verlust eines Gefühls männlicher Souveränität und Wehrhaftigkeit. Wird dieses im kapitalistischen Normalvollzug durch die Abhängigkeit der individuellen Bedürfnisbefriedigung vom Warentausch ohnehin schon erschüttert, so hat es sich in der Pandemie zu dem Wahn gesteigert, den eigenen Körper mittels Impfverweigerung vor einer Schwächung zu schützen.”

Vergessene News, Europas Augen und Ohren, Flugzeugabsturz für Klicks?

1. Wir sind Europas Augen und Ohren
(taz.de, Katerina Sergatskova)
Die ukrainische Journalistin Katerina Sergatskova macht darauf aufmerksam, wie unterschiedlich die Arbeitsbedingungen für einheimische und ausländische Medienschaffende in der Ukraine seien. Nach der Invasion Russlands hätten sich lokale Journalistinnen und Journalisten in einer noch prekäreren Lage als sowieso schon befunden: “Schutzwesten und Helme besaßen die wenigsten, es fehlte an Erfahrung mit Sicherheitstrainings oder an grundlegenden Dingen wie einer Krankenversicherung. Mehr als 70 Medienhäuser mussten bereits aufgrund der militärischen Aus­einandersetzungen mit Russland oder aus wirtschaftlichen Gründen schließen.” Sergatskova wünscht sich mehr Sichtbarkeit für die ukrainische Perspektive, was konkret bedeute, mehr ukrainischen Berichterstattern und Berichterstatterinnen zuzuhören.

2. Samstags frei
(sueddeutsche.de, Lisa Oppermann)
Die Corona-Pandemie hat die gesamte Medienbranche getroffen, besonders schwer erwischt habe es jedoch die freiberuflichen Sport- und Kulturreporter, schreibt Lisa Oppermann. Sie hat sich bei Betroffenen umgehört, die sich mehr schlecht als recht durch die schweren Zeiten schlagen und teilweise auf Nebenjobs angewiesen sind.

3. Blick auf die Top Ten der vergessenen News
(verdi.de)
Alljährlich veröffentlicht die Initiative Nachrichtenaufklärung die “Top Ten der Vergessenen Nachrichten”. Dabei handele es sich um “Sachverhalte, die für die deutsche Öffentlichkeit relevant sind, über die aber bislang in Presse, Funk, Fernsehen und Internet kaum Debatten geführt werden”. Der Blick auf die aktuelle Themenliste lohnt – auch für alle außerhalb der Medienbranche.

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4. “Ich kann den sogenannten Juden nichts mehr glauben”
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Xavier Naidoo bittet um Entschuldigung. Aber wofür eigentlich? Und ist er jetzt rehabilitiert? Sebastian Leber ordnet Naidoos Entschuldigungsvideo ein und setzt es in Zusammenhang mit dessen zahlreichen Tabubrüchen und sonstigen Abscheulichkeiten.

5. Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 208, 22.04.2022
(netzwerkrecherche.org, Frederik Richter & Albrecht Ude)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten aus dem Investigativbereich: der Newsletter des Netzwerk Recherche (nr). Die neueste Ausgabe liefert einen aktuellen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Außerdem gibt es Informationen zur alljährlichen nr-Jahreskonferenz, die am 30. September und 1. Oktober dieses Jahres in Hamburg stattfindet. Im Pressespiegel gibt es zudem wertvolle Lesetipps zu ausgesuchten Themen.

6. US-Behörde wirft YouTuber absichtlichen Flugzeugabsturz vor
(spiegel.de)
Im Januar wiesen wir in den “6 vor 9” bereits auf einen bemerkenswerten Fall hin: Seinerzeit deutete vieles darauf hin, dass ein Youtuber aus den USA Ende November 2021 absichtlich einen Flugzeugabsturz herbeigeführt hatte, den er für ein spektakuläres Video wie einen Unfall aussehen lassen wollte (US-Behörden ermitteln nach Flugzeugabsturz von YouTuber, spiegel.de, Jörg Breithut). Nun hat die US-amerikanische Luftfahrtbehörde dem Youtuber offenbar mit sofortiger Wirkung seine Privatpilotenlizenz entzogen.

KW 16/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie geht investigativer Journalismus? – mit Daniel Drepper
(omrmedia.podigee.io, Pia Frey, Audio: 45:34 Minuten)
Der Investigativjournalist Daniel Drepper ist seit April 2022 stellvertretender Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” und zu Gast im “OMR”-Media-Podcast. Dort geht es um die Frage, “wann Journalismus ‘investigativ’ ist, was eine gute Recherche kostet, welche Strahlkraft Veröffentlichungen wie die ‘Panama Papers’ für die recherchierenden Journalist:innen haben und wie man für gute Arbeitsbedingungen in diesem intensiven Umfeld sorgen kann.”

2. Frankreichs Medien und der Aufstieg der Rechtsextremen
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 34:52 Minuten)
Nadia Zaboura und Nils Minkmar sprechen über den Einfluss französischer Medien auf die Politik sowie über deren Mitverantwortung für das Erstarken der extrem Rechten im Land.

3. Mit Deep Throat in der Tiefgarage
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Stefan Fries, Audio: 47:42 Minuten)
Eine unterhaltsame “Mediasres”-Sonderausgabe über die Darstellung von Journalistinnen und Journalisten im Film: “Sie sehen überdurchschnittlich gut aus, werden für ihre Recherchen fürstlich entlohnt und brechen auch schon mal das Gesetz, um an Informationen zu kommen: So werden Journalistinnen und Journalisten in Filmen und Serien gerne dargestellt. Sechs ‘echte’ Kolleginnen und Kollegen haben sich sechs Filme angesehen und erzählen, was sie aufregt und zum Lachen bringt.”

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4. Taiwancast Folge 23: China-Korrespondent Fabian Kretschmer
(intaiwan.net, Klaus Bardenhagen, Audio: 1:03:15 Stunden)
Beim “Taiwancast” ist Fabian Kretschmer zu Gast, der seit 2019 als China-Korrespondent in Peking arbeitet. Wie blickt jemand auf Taiwan, der es vor allem aus der Perspektive Chinas erlebt? Wie reden Chinesen über Taiwan? Und was würde er tun, falls er bei den Behörden in Ungnade fallen sollte?

5. Ab ins Ausland?
(hinterdenzeilen.de, Tobias Hausdorf & Niklas Münch, Audio: 1:13:36 Stunden)
Bei “Hinter den Zeilen” sind gleich drei spannende Personen zu hören, die aus dem Ausland berichten: Julian Hilgers hospitiert momentan in Nairobi beim ZDF. Giorgia Grimaldi ist freie Korrespondentin in Marseille. Und Denis Trubetskoy berichtet aus der Ukraine.

6. Übergewicht durch Influencer-Werbung?
(ardmediathek.de, Felix Edeha, Video: 15:35 Minuten)
Viele Influencer und Influencerinnen werben auf ihren Kanälen für Süßigkeiten, Softdrinks und Fast Food und erreichen damit vor allem Kinder und Jugendliche. Felix Edeha ist der bedenklichen Entwicklung nachgegangen und hat Experten und Betroffene dazu befragt.

Mis­sach­tete Unschulds­ver­mu­tung, Tesla und die Medien, Populismus

1. Bild-Zei­tung mis­sach­tete Unschulds­ver­mu­tung
(lto.de, Pauline Dietrich & Felix W. Zimmermann)
“Bild” hat über den Kronzeugen im Wirecard-Skandal, Oliver B., vorverurteilend berichtet und muss die entsprechende identifizierende Berichterstattung unterlassen, so eine Entscheidung des Landgerichts München. Laut dem “Legal Tribune Online” vorliegenden Urteil habe die “Bild”-Redaktion Grundsätze der Verdachtsberichterstattung missachtet, indem sie B. unter anderem als “Schlüsselfigur” darstellte, noch während das Ermittlungsverfahren lief.

2. Tesla und die Medien
(djv.de, Harald Stocker)
Das ZDF meldete unlängst, vom Elektroautobauer Tesla nicht zur Fabrikeröffnung in Brandenburg zugelassen worden zu sein, und sah einen Zusammenhang mit früherer kritischer Berichterstattung (siehe dazu: Kein Zutritt, sueddeutsche.de, Timo Posselt). Harald Stocker, Beisitzer im Bundesvorstand des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), hat Teslas irritierenden Umgang mit Medien bereits vor 13 Jahren zu spüren bekommen. Er kommentiert: “Wenn wir jetzt erleben, dass das ZDF nicht zur Eröffnungsfeier in Grünheide kommen darf, obwohl Kanzler, Bundeswirtschaftsminister, Ministerpräsident und Landesminister anwesend sind, dann sind wir als DJV gefragt. Wenn Unternehmen mit unseren Steuergeldern finanziert und von der Politik hofiert werden, dann haben diese sich auch an die demokratischen Spielregeln zu halten. Und wenn die höchsten Repräsentanten unseres Landes zu Veranstaltungen gehen, bei denen die Medien selektiv ausgewählt sind, dann müssen wir auch mal mit diesen Repräsentanten reden.”

3. Diese Hürden muss Elon Musk noch nehmen
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Elon Musk will Twitter kaufen. Doch kann der reichste Mann der Welt die Übernahme finanzieren? Findet er genug Verbündete für sein Vorhaben? Und wie glaubwürdig ist sein Angebot überhaupt? Lisa Hegemann hat einen genaueren Blick auf den Fall geworfen.

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4. Schon entdeckt? Open Parliament TV
(verdi.de, Gunter Becker)
Gunter Becker erinnert an das Vorhandensein einer derzeit einzigartigen Rechercheplattform für Parlamentsdebatten: “Mit der Plattform Open Parliament TV, Suchmaschine und interaktive Videodatenbank für Parlamentsreden, bekommen Journalist*innen sozusagen einen permanenten virtuellen Sitzplatz auf der digitalen Besucher*innentribüne des Parlaments. Alle Plenarprotokolle und die zugehörigen Videoaufnahmen der Reden im Bundestag seit 2017 stehen dort online, sind nach Stichworten schnell auffindbar und bereits fertig zum Teilen, oder zum Einbinden in andere Online-Angebote.”

5. Großmeister fiktionaler Programme
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der frühere ZDF-Fernsehfilmchef Hans Janke ist gestorben. In seinem Nachruf erinnert Joachim Huber an den Medienmacher, der unzählige populäre Formate umsetzen ließ wie “Derrick”, “Der Alte”, “Ein Fall für zwei”, “Bella Block”, “Aktenzeichen XY … ungelöst” sowie den “Fernsehfilm der Woche”.

6. “Mario Barth deckt auf!” (RTL): Populismus im Comedy-Format
(fr.de, Moritz Post)
Moritz Post analysiert die RTL-Show “Mario Barth deckt auf!”, in der es um Fälle angeblicher Steuerverschwendung geht. Posts Fazit: “Man agitiert in der Sendung gegen die Strukturen der demokratisch legitimierten Verwaltung der öffentlichen Hand und fordert nichts anderes, als den kapitalistisch-marktorientierten schmalen Staat. Das ist einfach. Das ist billig. Und damit macht man sich zum Handlanger des liberal-populistischen Lobbyismus des ‘Bund der Steuerzahler’ und seinem Präsidenten Reiner Holznagel.”

Naidoo beim Wort nehmen, Ramadan-TV, Auslieferung von Julian Assange

1. Ganz so einfach ist es nicht
(tagesspiegel.de, Christoph Rieke)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, hat der Sänger Xavier Naidoo ein dreiminütiges Entschuldigungsvideo veröffentlicht: “Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt.” Für Christoph Rieke ist es damit jedoch nicht getan: “Wenn Naidoo seine Botschaft ernst meint, muss er eindeutig benennen, wofür er um Entschuldigung bittet. Welche Aussagen bereut er konkret? Welche Verschwörungserzählungen haben ihn ‘geblendet’? Und von welchen Gruppierungen distanziert er sich? Bislang beinhaltet sein Reuebekenntnis viele allgemeine Formulierungen. Auch die Aussage, er habe sich lediglich ‘zum Teil’ instrumentalisieren lassen, bietet noch zu viel Interpretationsspielraum.”
Weiterer Lesehinweis: Das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) hat sich angeschaut, wie Xavier Naidoos Videostatement in der Szene der Verschwörungsideologen aufgenommen wurde, und die Ergebnisse in einem Twitter-Thread zusammengefasst.

2. Britisches Gericht erlaubt Auslieferung von Assange an die USA
(spiegel.de)
Der Londoner Westminster Magistrates Court hat zum Fall von Julian Assange einen formellen Auslieferungsbeschluss erlassen. Die endgültige Entscheidung, ob der Wikileaks-Gründer an die USA ausgeliefert wird, liegt nun bei der britischen Innenministerin Priti Patel. In den USA droht Assange eine lebenslange Haft.
Weitere Lesehinweise: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) appelliert an Patel, Assange nicht an die USA auszuliefern: “Es ist nicht damit zu rechnen, dass Julian Assange in den USA ein faires Verfahren erwartet, an dessen Ende auch ein Freispruch stehen kann”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall: “Julian Assange verdient einen Orden und nicht eine lebenslange Haftstrafe.” Auch Reporter ohne Grenzen setzt sich dafür ein, eine Auslieferung von Assange an die USA zu verhindern, und hat dazu eine Petition verfasst: “Mit dieser Petition sammeln wir all jene Stimmen, die sich für unabhängigen Journalismus und Pressefreiheit einsetzen. Die britische Innenministerin muss nun ein Zeichen zum Schutz der freien Presse setzen, indem sie den Auslieferungsantrag der USA ablehnt und dafür sorgt, dass Julian Assange auf der Stelle freikommt.”

3. Der Mörder und die Medien
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio: 4:59 Minuten)
Der achtteilige Podcast “Das System Söring” erzählt die Geschichte eines wegen zweifachen Mordes in den USA verurteilten Deutschen, der mittlerweile aus der Haft entlassen und nach Deutschland ausgeliefert wurde. Das Bild, das über den Fall in der Öffentlichkeit bestehe, sei vor allem durch den Mann selbst und seinen sogenannten “Freundeskreis” geprägt und mindestens unvollständig (siehe dazu auch: Die erstaunliche Medienkarriere des verurteilten Doppelmörders Jens Söring bei “Übermedien”). Mathias Dell kommentiert: “Es ist eine spannende Frage, wie es mit der Geschichte von Jens Söring in den deutschen Medien weitergeht. Werden die Leute, die Sörings Narrativ auf den Leim gegangen sind, die Größe haben, das einzugestehen?”
Weiterer Hörtipp: Der Podcast über den Podcast mit den Podcast-Macherinnen Alice Brauner und Johanna Behre: Doppelmörder oder Justizopfer? (deutschlandfunk.de, Ramona Westhof, Audio: 42:46 Minuten)

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4. Wer sein Konto teilt, soll mehr zahlen
(zeit.de, Eike Kühl)
Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt musste Netflix einen Rückgang bei seinen Abozahlen bekanntgeben, und auch das folgende Quartal werde aller Voraussicht nach nicht gut laufen (gestrige “6-vor-9”-Leseempfehlung: Netflix kämpft mit Sättigungseffekt). Eike Kühl berichtet bei “Zeit Online” nun darüber, wie Netflix gegen das bislang tolerierte Account-Sharing vorgehen will. Das Medienmagazin “DWDL” weiß von Plänen des Streaminganbieters, zusätzlich zum werbefreien Abo ein werbefinanziertes günstigeres Abo anzubieten.

5. Wie können Medien die Jugend besser erreichen, Bob Blume?
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene & Sebastian Pähler, Audio: 1:01:21 Stunden)
Die “Was-mit-Medien”-Podcaster Daniel Fiene und Sebastian Pähler haben sich den Oberstufenlehrer Bob Blume eingeladen, der im Internet als “Netzlehrer” bekannt ist und unlängst mit dem “Goldenen Blogger” ausgezeichnet wurde. Im Gespräch geht es um die Frage: Können Redaktionen und Lehrerzimmer voneinander lernen?

6. Ein Bild von einem Mann
(sueddeutsche.de, Sina-Maria Schweikle)
Ramadan-TV-Serien sind in Ägypten ein kollektives Erlebnis und das Fernsehereignis schlechthin, so Sina-Maria Schweikle. Die leichte Fernsehkost sei jedoch nicht unschuldig: “Hinter den heiteren Serien, die im familiären Umfeld nach dem gemeinsamen Fastenbrechen ausgelassene Stimmung bewirken, steckt heute teils viel mehr als bloße Unterhaltung. Es ist ein propagandistisches Werkzeug, das sich der Staat immer mehr zunutze macht.”

Rechte Köder, Netflix-Rückgang, Papierschiffchen statt “taz”

1. Die Realität hat offenbar viele Alternativen
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Laut einer Meldung vom Montag soll die Verbreitung des deutschsprachigen Ablegers des russischen Staatssenders RT vollständig eingestellt sein. Kurt Sagatz schreibt dazu: “Wenn mit ‘vollständig’ allerdings gemeint sein soll, dass man in Deutschland das Live-Fernsehbild von RT DE überhaupt nicht mehr empfangen kann, dann ist diese Feststellung unzutreffend. Via Internet ruckelt der Livestream zwar ein wenig, aber das Signal wird weiter übertragen.”

2. Wie Jugendliche auf Tiktok von Rechtsterror-Fans geködert werden
(belltower.news, Thilo Manemann)
TikTok erfreut sich bei jungen Leuten großer Beliebtheit. Das haben auch Rechtsextremisten erkannt und bieten maßgeschneiderte Inhalte an, mit denen sie Jugendliche auf ihre Seite ziehen wollen. Thilo Manemann ist der Sache für “Belltower.News” nachgegangen.

3. Neuer Chefredakteur für “New York Times”
(sueddeutsche.de, Anna Ernst & Hannes Vollmuth)
Bei der “New York Times” übernimmt der ehemalige China-Korrespondent Joseph Kahn den Posten des Chefredakteurs und damit die Verantwortung für rund 1.700 Reporterinnen und Redakteure. Außerdem müsse er ehrgeizige Vorgaben erfüllen: “Im Februar setzte sich die Times das Ziel, bis Ende 2027 – also innerhalb von fünf Jahren – 15 Millionen Abonnenten zu gewinnen. Die Redaktion muss nun hoffen, das digitale Abo-Wachstum aufrechtzuerhalten – und das während der vergleichsweise ruhigen Biden-Präsidentschaft.”

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4. Netflix kämpft mit Sättigungseffekt
(faz.net, Roland Lindner)
Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt habe Netflix einen Rückgang bei seinen Abozahlen melden müssen, und auch für das zweite Quartal habe das Unternehmen Rückgänge vorausgesagt. Der Aktienkurs sei im nachbörslichen Handel daraufhin zeitweise um mehr als 20 Prozent abgestürzt.

5. “Viele Fehler gemacht”: Xavier Naidoo distanziert sich in Video von rechten Verschwörungstheorien
(rnd.de)
Viele Jahre sorgte der Sänger Xavier Naidoo für negative Schlagzeilen, indem er abstruse Verschwörungstheorien verbreitete und rechtes Gedankengut unterstützte. In diesem Zusammenhang tauchten auch immer wieder Rassismus- und Antisemitismusvorwürfe gegen ihn auf. Nun veröffentlichte Naidoo ein Drei-Minuten-Statement mit einer verblüffenden Wendung: “Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt.” Für Josef Holnburger, Experte für Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Rechtsextremismus, ist die Sache damit nicht erledigt: “Wenn [Naidoo] sich jetzt tatsächlich distanzieren will, braucht es mehr als ein vages distanzieren von unbenannten Gruppen und Sichtweisen. Es braucht eine (mglw. juristische) Konfrontation und Aufarbeitung. Der von ihm verbreitete Antisemitmus ist nicht mit einem Videostatement weg.”

6. Am Mittwoch keine taz
(taz.de, Katrin Gotthschalk)
Seit dem 17. April 1979 erscheint wie geplant und ohne Ausfälle die gedruckte “taz”. Diese Serie wurde heute erstmals durchbrochen. Der Grund: ein aus einem profanen Stromausfall resultierender Serverausfall. Redaktion und Verlag versuchten, das Beste aus der Lage zu machen und “verharrten bis in die späten Abendstunden, schickten sich Motivationsvideos von Ottern, ein Kollege filmte das Textdokument eines Interviews ab und veröffentlichte dies dann auf Twitter, andere versuchten sich mit der aussagelosen Rede von Olaf Scholz abzulenken oder bastelten gleich ein Papierschiffchen.”

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